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ARTENFLORA
ZEITSCHRIFT
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Garten- und Blumenkunde.
(Begründet von Eduard Regel.)
48. Jahrgang.
Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten.
LIBRARY
Herausgegeben von MEW YORK
BOTANICAL
_ ...... ÜARDBN.
Dr. L. Wittmack,
Geheimer Regierungsrat, Professor an der Universität und an der König), landwirtschaftl. Hochschule
in BeTlin, General-Sekretär des Vereins.
Mit 12 Tafeln und 91 Textabbildungen.
Berlin lsW.
Selbstverlag des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussisch. Staaten, N., Invalidenstr. 42.
In Kommission bei Paul Parey, Verlagshandlung für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen
S\V., Hedemannstrasse 10.
A ^r
#7:
LIBRARY
NEW YORK
BOTANICAL
GARDü-N.
Die Bekämpfung der sog. ..Schorfkrankheit"' der Obstbäume.
Von Dr. Friedrich Krüger.
(Hierzu Abb. i.)
;ie allgemein bekannt sein dürfte, haben manche Sorten von Apfel- und
rvc v Birnbäumen in den letzten Jahren ganz ausserordentlich stark unter
einem Pilz, den man im gewöhnlichen Leben als Fusicladium bezeichnet, zu
leiden gehabt.
Dass Fusicladien auf Apfel- und Birnbäumen vorkommen, ist schon sehr
lange bekannt; sie sind so allgemein darauf verbreitet, dass man kaum einen
Obstbaum finden dürfte, der ganz frei von ihnen ist. Die Fusicladien sind
zwar typische Parasiten, d. h. sie befallen lebende und noch vollständig gesunde
Bäume, aber trotzdem ist bei einem schwachen Befall der Schaden, den sie
verursachen, im grossen und ganzen meistens nicht allzu gross, da er nur
darin besteht, dass kleine Flecke auf Blättern und Früchten entstehen (Rost-,
Russ-, Regen- oder Wasserflecke genannt), wodurch speziell die Früchte zwar
unansehnlicher, im übrigen jedoch normal entwickelt zu werden pflegen. Die
Erscheinungen, die dabei an Apfel- und an Birnbäumen auftreten, sind, mit
blossem Auge betrachtet, ziemlich gleich; da jedoch die von dem Apfelbaum-
Fusicladium gebildeten Fruktifikationsorgane bei mikroskopischer Untersuchung
sich von denen des Birnbaum-Fusicladiums unterscheiden, so werden beide
als zwei verschiedene Spezies aufgefasst, und man bezeichnet die auf Apfel-
bäumen vorkommende Form als Fusicladium dendriticum (Wallr.) Fckl.
= Venturia inaequalis (Woke) Ad.*), die auf Birnbäumen dagegen als Fusi-
cladium pirinum (Lil.) Fckl. = Venturia pirina Ad.
Beide Formen haben nun aber, wie schon oben erwähnt, in manchen
Gegenden Deutschlands, so z. B. im ganzen Nordwesten, ferner auch in der
Mark etc. seit den letzten Jahren insofern einen anderen Charakter angenommen,
als sie dort in äusserst verderblicher Weise die Bäume befallen. Das Apfelbaum-
Fusicladium zeigt sich nämlich schon im zeitigen Frühjahr auf den Blättern,
auf denen es zunächst grau-grüne, bald dunkler werdende, strahlige Flecke
hervorruft. Diese nehmen rasch an Umfang und Zahl zu, so dass bald sämtliche
Blätter erkrankt sind und gegen Ende Juli oder Anfang August abzufallen
beginnen. Die Bäume pflegen dann zwar nochmals auszuschlagen, da dies
aber nur auf Kosten der Reservestoffe bezw. der Assimilationsprodukte
geschehen kann, die für andere Zwecke, so für die Ausbildung der reifenden
Fcröchte, für den nächstjährigen Holztrieb etc. bestimmt sind, so müssen die
^rae schwer unter einem derartigen Eingriff in ihrer normalen Entwicklung
n. Gleichzeitig geht der Pilz aber auch auf die reifenden Früchte über
C\) *j Vergl. Ader hold: Über die in den letzten Jahren in Schlesien besonders hervor-
getretenen Schäden und Krankheiten etc. Vortrag, gehalten 1897 in der Schlesischen Gesell-
schaft für vaterländische Kultur, Sektion für Obst- und Gartenbau.
Die Bekämpfung der sog. „Schorfkrankheil"- der Obstbäume.
und verbreitet sich so schnell und so reichlich auf denselben, dass er bald
einen grossen Teil ihrer Oberfläche einnimmt, was zur Folge hat, dass sie
unansehnlich, klein und verkrüppelt bleiben, in ihrer gleichmässigen Ausbildung
gehemmt werden, oft auch unter Schwarzfärbung teilweise aufreissen, kurzum
vollständig unverkäuflich werden. Aber auch aus den weniger heftig erkrankten
Früchten derartig stark infizierter Bäume kann nicht viel Gutes werden, denn
da die zur Ernährung nötigen Blätter selbst kranken, oder gar noch während
der Reife der Früchte, wie oben gezeigt, abfallen, können die sich entwickelnden
Äpfel nur klein bleiben, oder aber sie werden bereits vorzeitig in noch unreifem
Zustande abgeworfen.
Ähnlich intensive Erkrankungserscheinungen verursachte auch das Fusi-
cladium pirinum in den letzten Jahren an Birnbäumen, wenngleich die
Blätter der letzteren bisweilen nicht so stark unter dem Pilz zu leiden haben
wie diejenigen der Apfelbäume. An den Birnbäumen werden aber auch die
Triebe stark von dem Pilz befallen, der an ihnen anfangs graue, bald sammet-
schwarz gefärbte Flecke hervorruft, die später blasenartig auftreiben, dann
aufspringen und als harte, schwarze Borke hervortreten, eine Erscheinung, die
dem Praktiker unter dem Namen Grind bekannt ist.
Es kommen zwar derartige, durch Fusicladium hervorgerufene Gewebe-
wucherungen auch an Apfelbäumen vor, wovon ich mich mehrfach zu über-
zeugen Gelegenheit hatte, doch soll die Erscheinung im allgemeinen an
letzteren seltener sein als an Birnbäumen.
Nicht alle Äpfel- und Birnensorten werden, wie jedem Praktiker bekannt,
von den Fusicladien gleich stark befallen, von ersterem sind es beispielsweise
Ribston-Pepping, Goldparmänen, Calville, Cellini, Gravensteiner, von letzteren
namentlich die Grumbkower, die besonders unter diesen Pilzen zu leiden haben.
Was die Ursache von diesem ungleichen Verhalten ist, mag hier zunächst
unerörtert bleiben, ebenso soll auf die Frage hier nicht weiter eingegangen
werden, welche Faktoren, unter denen Witterungsverhältnisse*) wohl in erster
Linie in Betracht kommen dürften, die Veranlassung gewesen sind, dass die
Fusicladien jetzt vielfach einen so perniciösen Charakter angenommen.
Angesichts des Umstandes jedoch, dass die Fusicladien gerade in den
letzten Jahren unausgesetzt mehr und mehr um sich gegriffen haben, und die
Ernte infolgedessen in manchen Gegenden bereits gleich Null geworden, kann
die Bekämpfung dieser Pilze nur dringend empfohlen werden, und zwar um
so mehr, als wir in den Kupferpräparaten ein so ausgezeichnetes Mittel gegen
dieselben besitzen. Der Erfolg eines solchen Vorgehens wird naturgemäss um
so durchschlagender sein, je allgemeiner die Massnahmen sind, da sonst die
durch die Kupferbespritzung gesäuberten Bäume infolge der Übertragung der
Pilzsporen durch Wind u. s. w. nur zu leicht von dem kranken Nachbar von
neuem infiziert werden können.
Was für einen Erfolg man von einer richtig durchgeführten Bespritzung
der Bäume erwarten kann, das zeigt nebenstehende Photographie. (Abb. i).**)
*)Aderhold 1. c.
**) Wir gaben dies Bild bereits in No. 24 der Gartennora S. 656, wiederholen es aber
im Interesse der vielen neu hinzugekommenen Leser. Herr Professor Pynaert-Gent hat
sich das Cliche für das Bulletin d'arboriculture ausgebeten und schreibt uns: „Solch ein Bild
wirkt mehr als eine sechs Seiten lange noch so wissenschaftlich geschriebene Abhandlung".
Die Redaktion.
Die Bekämpfung der sog. „Schorfkrankheit" der Obstbäume.
3
Dieselbe repräsentiert Äpfel — Goldparmänen — , von Bäumen,
die auf meine Veranlassung*) zum teil mit Kupferbrühe bespritzt
wurden, zum teil unbehandelt blieben, während im übrigen die Be-
handlung der Bäume eine absolut gleiche war. Links im Bilde befinden
sich die Früchte, welche von bespritzten Bäumen stammen, rechts solche von
unbespritzten; erstere sind vollständig gesund und zeigen eine glatte Ober-
fläche, letztere sind dagegen infolge des Fusicladium-Befalles stark schwarz-
fleckig und unansehnlich. Ferner sind aber auch die Grössenunterschiede
zwischen den behandelten und unbehandelten Früchten sehr verschieden, sowie
die ganze Ausbildung und Entwickelung der Früchte überhaupt, denn die
Früchte der bespritzten Bäume wiegen durchschnittlich ca. 175 g, die der
unbespritzten dagegen noch nicht 100 g und erstere haben einen Durchmesser
von 6 — 7,5 cm, die der letzteren von 5,5 — 6 cm.
Es sei hierzu noch bemerkt, dass die Äpfel, von denen obige Photographie
hergestellt ist, nicht etwa besonders »ausgesuchte« sind; sie stellen vielmehr
bespritzt
Durchschnittsgewicht 175 g.
Abb. 1. Aepfel (Goldparmänen).
Photographien von Dr. Friedrich Krüger.
unbespritzt
Durchschnittsgewicht mk> g.
den Durchschnittscharakter der Ernte dar. Auch sind nicht etwa von den
bespritzten Bäumen vorher Früchte entfernt, um den hängengebliebenen Rest zu
solcher Entwickelung zu bringen. Im Gegenteil, gerade die unbespritzten haben
sehen während des Reifeprozesses eine Menge noch unentwickelter Apfel
abgeworfen, während dies bei den bespritzten nicht der Fall ist. »Zufälligkeiten«
oder durch Bodenverhältnisse oder sonstige unbekannte Faktoren hervor-
gerufene Täuschungen sind deshalb ausgeschlossen, weil alle bespritzten
Bäume derartige Unterschiede im Gegensatz zu den unbehandelten autwiesen.
Damit die Bespritzung Erfolg habe, ist freilich die Beobachtung mehrerer
Momente von der allergrössten Bedeutung; vor allen Dingen muss dieselbe
zur richtigen Zeit und mit richtig bereiteter Brühe ausgeführt
werden.
Die Regel lautet, dass das junge Laub zunächst bald nach seiner
Entwickelung — also schon bevor sich die Flecke zeigen! — bespritzt werde,
*) Herrn Obergärtner H e 1 b i g - Blankenfelde, der die Bespritzung ausführte, möchte
ich auch an dieser Stelle nochmals meinen Dank für seine Bemühungen aussprechen.
Die Bekämpfung der sog. „Schorfkrankheit" der Obstbäume.
und dass dann einige Wochen später noch eine gleiche Behandlung folge. Dass
der Zeitpunkt für diese letztere richtig gewählt werde, ist besonders wichtig
und insofern schwierig, als sich bestimmte, ein für alle Mal feststehende Angaben
über diesen Zeitpunkt nicht angeben lassen, für den die jeweiligen Witterungs-
einfiüsse, speziell Regen ausschlaggebend sind. Xach den bis jetzt vorliegenden,
mehrfach an verschiedenen Stellen gemachten Beobachtungen soll die zweite
Bespritzung etwa dann stattfinden, wenn die jungen Früchte »nussgross« sind.
Die Äpfel, nach denen unsere Photographie gefertigt ist, sind allerdings nur
einmal und zwar als sie »nussgross« waren, bespritzt, doch dürfte nach meinen
Beobachtungen in bereits stark infizierten Beständen eine relativ so späte
Behandlung keinen ausreichenden Schutz gegen den Fusicladium-Befall gewähren.
Eine dritte, noch später ausgeführte Bespritzung der Bäume ist im allgemeinen
unnötig, doch hängt auch das wiederum von den gerade obwaltenden Regen-
verhältnissen ab. Dass man sie, wenn irgend möglich, vermeide, ist schon —
ganz abgesehen von Zeit. Arbeitskräften und Geld ■ — , deshalb wünschenswert,
damit später die reifen Früchte kein Kupfer auf ihrer Oberfläche mehr
enthalten. Man braucht übrigens allzu grosse Befürchtungen in dieser
Hinsicht nicht zu haben, denn die Kupferbehandlung der Früchte ist durchaus
nichts Neues. So werden beispielsweise angeblich die vom Auslande her zu
uns kommenden feinen Tafelfrüchte nur dadurch, dass sie während ihrer
Reife mit Kupferpräparaten behandelt werden, vor dem Pilzbefall etc. ge-
schützt, und dass bereits auch in deutschen Weinbergen die Bespritzung der
Weinstöcke, an denen sich schon reifende Trauben befinden, ganz allgemein
ist, dürfte ebenfalls nicht unbekannt sein.
Weiter kommt, damit eine Kupferbespritzung nicht mehr schade als
nütze, sehr viel, wie schon erwähnt, auf die Brauchbarkeit der Kupfer-
brühe an. Man kann sich dieselbe nach der altbekannten Vorschrift*) entweder
selbst bereiten oder aber durch Auflösen der im Handel käuflichen Präparate,
so z. B. von Dr. Aschenbrandt-Strassburg i. E. oder Jean Souheur-Antwerpen
und anderen herstellen. Der Erfolg dieser verschiedenen Kupferbrühen ist im
allgemeinen derselbe. Wir haben in dem oben beschriebenen Fall — mehr
zufällig als absichtlich — Souheurs Fostite-Brühe benutzt, hätten aber ebensogut
eine beliebige andere wählen können. In Tirol, wo die Kupferbespritzung
nicht nur der Weinstöcke, sondern auch der Obstbäume bereits eine ganz
allgemeine ist, pflegt man meistens eine 1% selbstbereitete Bordelaiser-
Brühe zu gebrauchen.
Zur Ausführung der Bespritzung, die übrigens nicht in direktem Sonnen-
schein stattfinden soll, kann man zwar jede beliebige Gartenspritze verwenden,
jedoch ist die Benutzung derselben insofern unpraktisch, als man bei ihrer
*) Herstellung der selbstbereiteten Bordelaiser-Brühe: Man löse in einem
hölzernen Gefäss, z. B. einer alten gereinigten Petroleumtonne, 2 Kilo rohes Kupfervitriol
(zu beziehen aus einer Droguenhandlung) in 5o Liter Wasser auf. Dies geschieht am besten
in der Weise, dass das in einem Säckchen liegende Kupfervitriol in den oberen Teil des
Wasser gehängt und bisweilen hin und her bewegt wird. Die Auflösung dauert mehrere
Stunden, doch kann man dieselbe durch Anwendung von heissem Wasser sehr beschleunigen.
Ferner lösche man in einem andern Gefäss 2 Kilo guten gebrannten Kalk und versetze ihn
allmählich mit 5o Liter Wasser, sodass eine gleichmässige, milchige Flüssigkeit entsteht.
Darauf werden beide Flüssigkeiten unter Umrühren zusammen gegossen. Zur Bereitung der
zuckerhaltigen Brühe versetze man den aus 2 Kilo Kalk erhaltenen Kalkbrei mit o,3 Kilo
Krystallzucker oder einer entsprechenden Menge Melasse.
Der älteste Plan des Schlossgartens \0n Schwetzingen (Baden).
Verwendung zu viel Spritzflüssigkeit verbraucht, und trotzdem die zu be-
handelnden Gegenstände nicht überall benetzt werden. Empfehlenswerter
sind vielmehr die extra für solche Bespritzungen konstruierten Apparate von
Mayfarth in Berlin (Chausseestrasse) und Frankfurt a. M.. oder von Alhveiler
in Radolfzell (Baden), Souheur in Antwerpen, Lambert in Trier, Platz
in Deidesheim u. a., welche die Spritzflüssigkeit fast nebelartig fein ver-
theilen, sodass sie infolge dessen äusserst sparsam arbeiten und die Zweige
auch in den äussersten Spitzen treffen. Auch verteilen sie die Flüssigkei
gleichmässig, wie dies mit einer gewöhnlichen Gartenspritze ganz unmöglich ist.
Dass eine allgemein durchgeführte Bespritzung der Obstbäume noch
manche interessanten und lehrreichen Momente ergeben wird, ist ganz zweifellos.
Immerhin haben, wie aus diesen Zeilen hervorgeht, auch die Resultate der
bisherigen Versuche schon ergeben, dass eine richtig ausgeführte Be-
spritzung nur nützen kann, und dass die Unkosten, die dieselbe verursacht,
reichlich durch den Erfolg aufgewogen werden; denn was heutzutage für einen
schönen, gut entwickelten, dem Auge wohlgefälligen Apfel, speziell in den
grösseren Städten, bezahlt wird, ist allgemein bekannt. Mögen diese Zeilen
dazu beitragen, dass endlich auch der deutsche Obstzüchter in dieser Beziehung
erfolgreich mit den Ausländern in Konkurrenz treten kann.
Institut für Pflanzen Physiologie und Pflanzenschutz an der Kgl.
landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
Der älteste Plan des Schlossgartens von Schwetzingen (Baden).
(Hierzu Abb. 2.
jV/| it grossem Interesse habe ich das Buch der Herren Jung und Schröder,
^§^ über die rheinischen Gärten, Heidelberg und Schwetzingen gelesen.
Was mir aber auffiel, war, dass hier, wie bei anderen Beschreibungen der
Gärten von Schwetzingen, immer nur der Plan zu finden ist, den Zeyher für
seine Beschreibungen von Schwetzingen gezeichnet hat. Dieser Plan, auch
zu finden in verschiedenen Büchern über Geschichte der Gartenkunst, giebt
nicht die Gärten wieder, wie sie von Pigage 1743 entworfen waren.*)
Beigehend sende ich zur Reproduktion einen älteren Plan mit drei Detail-
plänen**) und können Sie sehen, dass die Parterres des grossen Zirkels ganz
anders gezeichnet waren, als wie sie auf den späteren Plänen zu sehen sind.
Dieser Plan, zu linden im grossen Kupferwerke von Le Rouge i7s7
jungefähr), war viel umfangreicher, ist aber nicht ganz zur Ausführung
gekommen. Der Plan ist nicht mehr im reinen Le Nötre-Stil, sondern gehört
mit mehr Recht dem Rokoko-Stile an. Die vielen gebogenen Linien der Wege
* Deutsche Gartenzeitung 1886 S. 43g (siehe auch Phsters Berichtigungen zu dem
Plane daselbst S. 566. L. W.l H. Jäger, Garten und Gartenkunst sonst und jetzt. Ompteda,
Rheinische Gürten. Diese beiden sind sehr schlecht. J. C. Loudon, Encvclopedie des
Gartenwesens 182!-!. In der kleinen Schrift: Beschreibung der Gartenanlage zu
Schwetzingen von Zeyher und G. Roemer ist ein Plan mit Skell'schen Umänderungen,
wo aber das grosse Bassin noch in seiner regelmässigen Form zu finden ist.
**) Wir haben des Raumes wegen nur den Gesamtplan gebracht, die übrigen stellen
nur Teile desselben, z. B. das Parterre in grösserem Massstabe dar. Diese Zeichnungen sind
aber auch genügend auf dem Gesamtplan zu erkennen. D. Red.
es v • '>«- .
I- 0
for b
.?4?
3 ■
Richtige Garten ptlanzennamen.
durch Gehölzgruppen (Bosquets) sind dem Le Nötreschen System nicht
anzupassen.
Le Nötre, der im Alter von S; Jahren schon im Jahre 1700 gestorben ist,
kann auch keinen Anteil an der Darstellung des Entwurfes gehabt haben.
Wageningen, Dezember 1898. Leonard A. Springer, Gartenkünstler.
«ei
Richtige Gartenpflanzennamen.
Saribus: Livistona: Latania.
m Jahre 1789 stellte Jussieu in »Genera plantarum« S. 39 die Gattung Latania
auf, die sich durch Zweihäusigkeit, zahlreiche Staubfäden, kätzchen- oder
kolbenförmige inflorescenzzweige u. s. w. gut von Saribus Rumpf 1741,
Burmann 1769, Jussieu 1789 = Livistona R. Br. 1810 unterscheidet, welche Gattung
Saribus Jussieu 1789 mit Sabal noch und mit der Notiz: »An genera diversa?«
unter Corypha aufführte und welchen Namen Saribus auch Blume 1836, Hass-
karl 1842, Lindley 1847 und ich 1891 anwendeten. Es hat also der bei Gärtnern
vielfach noch übliche Name Livistona vom Jahre 1810 keinerlei Berechtigung
vor Saribus 1741 — 17S9 und hat Saribus chinensis Blume für Livistona chinensis
Martius zu gelten; dagegen ist der Gärtnername Latania borbonica Lam. hierfür
total zu streichen, weil dieses eine Species confusa ist, welche den Blättern
nach allerdings hierzu gehört, aber den von Lamarck beschriebenen Blüten und
Inflorescenzen sowie dem Vaterland nach zu Latania gehört. Lamarck hatte
— wie er selbst angiebt — unter den Commersonschen Pflanzen noch andere
und zwar die richtigen Blätter von Latania gefunden, aber, diese verwechselnd,
die falschen Blätter unter Latania borbonica beschrieben. Infolgedessen kann
aber Latania borbonica Lam. auch nicht unter der Gattung Latania gültig bleiben;
vielmehr kommt nun der Artname von dem nächstältesten Synomym: Gleophora
lontarodes Gärtner 1791 zur Geltung, welcher Name älter als Latania Commersonii
Gmelin ist, weil Gmelin schon den Gärtnerschen Namen dabei zitiert; diese
Art mit den rötlichen Blättern und dorniggezähnten Blattsegmenten ist demnach
Latania lontarodes 0. K. zu nennen.
Die einzige Rumpfsche Saribus- Art in »Herb. Amboin.« 1:4a tab. &ist = Corypha
rotundifolia Lam. 1784 = Saribus rotundifolia Blume. Die letzte Art, welche
Blume noch benannte: S. cochinchinensis, hatte Loureiro 1790 schon Corypha
Saribus genannt, sodass sie nach dem Pariser Codex von 1867 nun Saribus
Saribus 0. K. zu nennen ist. Gegen derartige Doppelnamen hatte ich mich
früher gewehrt; aber sie sind klassisch, weil Linne genug solche Tautologien
anwendete, z. B. Cuminum Cyminum, Centaurea Centaurium, Pinus
Pinea u. s. w., und sie sind gerechtfertigt, weil ein Name keinen Sinn zu
haben braucht. Un nora est un nom, schrieb schon A. de Candolle.
Die Angabe, dass Saribus Rumpf nicht = Saribus Blume sei, ist unrichtig;
die übrigen Saribus-Arten benannte ich in meiner »Revisio generum«, soweit
dies noch nötig war. Dr. Otto Kuntze, San Remo.
Nepenthes-Kannen als natürliche Blumenvasen.
Nepenthes-Kannen als natürliche Blumenvasen.*)
(Hierzu Abb. 3.)
lie Firma Th. Hübner-Berlin brachte zum ersten Winterfeste des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues am 13. Januar 1898. bei welcher Feier
obiger Firma die Ausschmückung der Tafel übertragen war. als reizende
Neuheit Nepenthes-Kannen als Blumenvasen.
Abb. 3. Nepenthes-Kanne als natürliche Blumenvase.
Von Th. Hübner-Berlin. Photographien von L. Wittmack.
Der natürliche Stiel einer Nepenthes-Kanne wird in Form eines Henkels
nach unten gebogen und, wie auf der Abbildung ersichtlich, an einem drei-
teiligen Drahtständer befestigt, welch letzterer dem ganzen Arrangement
Halt verleiht.
Dadurch erhält das Pflanzengebilde die Form einer natürlichen Vase,
welche, mit Maiblumen und Adiantum gefüllt, eine reizende Couvertbeigabe für
Damen ist.
Ganz besonders von Vorteil ist, dass das Kännchen mit Wasser gefüllt
werden kann und somit die hineingestellten Blumen frisch bleiben.
*J Vergl. Gartenflora 1808 S. 69 u. S. 14;
Bericht über die Kulturversuche im Jahre ii
Mit Recht ist darauf hingewiesen, dass es sich wohl verlohnen dürfte,
solche Nepenthes-Vasen auch in Porzellan oder Glas nachzubilden; denn nicht
jedem stehen die kostbaren natürlichen Xepenthes-Kannen zur Verfügung.
Andererseits aber sollten nicht nur die Privatgärtner, sondern auch die Handels-
gärtner es sich angelegen sein lassen, mehr Nepenth.es zu ziehen. Sie würden
sicherlich leichten Absatz der Kannen zu lohnenden Preisen linden.
Bericht über die Kuifurversuche im Jahre 1898,
die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Preussischen Staaten
auf den Rieselfeldern der Stadt Berlin in Blankenburg ausgeführt wurden.
Erstattet von
Joseph Klar, Berlin, Samenhandlung, Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs,
und Otto M e n d e , Ohergärtner der Stadt Berlin, zu Blankenburg.
jie trockene Witterung im Frühjahr, der verregnete Juli und die abnorme
d^; Hitze im August haben, wie überall, so auch unser Versuchsfeld hart
mitgenommen, zumal hier noch ein Hagelwetter hinzukam. War doch der
anhaltende Regen im Juli nahe daran, die ganze Ernte zu Grunde zu richten,
sodass die Preise einiger Saaten heute noch darauf hindeuten, wie sie in die
Höhe gingen. Ein Glück, dass der Monat August eine Wendung zum Besseren
eintreten liess; der langersehnte Sommer trat ein, sodass überall das Ein-
heimsen der Saaten vor sich gehen konnte. Die furchtbare Hitze, die
nunmehr die Oberhand gewann, brachte aber wieder manchen Schaden.
Wir wollen uns nunmehr der angenehmen Pflicht entledigen, die im
Jahre 189S auf dem Versuchsfelde gemachten Erfahrungen wiederzugeben, die
freilich für manche Pflanzen nicht immer massgebend sind, indes zum grossen
Teile zutreffen werden. Denjenigen unserer verehrten Mitglieder des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues, welche in der Umgegend von hier wohnen,
dürfte es zu empfehlen sein, öfter sich unser Versuchsfeld anzusehen, da ein
einmaliger Besuch resp. eine Exkursion selbstredend nur das präsentieren kann,
was gerade zu der Zeit in Blüte ist. Die anderen Artikel kommen dann nur
teilweise zur Geltung oder sind bereits aus der Anlage entfernt. Die Stettiner
Bahn führt mit dem Vorortszuge in 15 Minuten dorthin, unmittelbar am Bahnhof
in Blankenburg ist die Anlage belegen.
I. Neue Blumen, ein-, zwei- und mehrjährige Gewächse.
Ageratum Bitte Perfeetion Q. Eine niedrig bleibende Composite, ähnlich
dem bereits existierenden Ageratum »Imperial Dwarf«. Diese Abart ist aber
in der Blüte dunkler und macht mit ihren amethystblauen Dolden einen recht
angenehmen Eindruck, für Teppichbeete ein äusserst wichtiges Material. Die
Blätter sind dunkler grün.
Triumph- Aster, weiss O- Die Farbe dieser Aster war eher mattrosa als
weiss zu nennen, aber als solche ebenso schön. Vor 10 Jahren kam die
Triumph-Aster in den Handel, und zwar war die erste Farbe feurigscharlach.
Es ist zu verwundern, dass das Sortiment dieser Prachtaster sich noch nicht
mehr vervollkommnet hat. Sie ist für Topfkultur sowohl wie für Teppich-
]q Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1898.
beete besonders zu empfehlen; die Paeonienform der Blumen sowie ihr aufrecht-
stehender Wuchs sind herrlich zu nennen.
Straussenfeder- Aster, weiss Q. Schön gefüllt blühende langpetalige weisse
Aster, die mittelhoch wurde und konstant in der Farbe ist. Die Blumen
erinnern an die Riesen-Komet-Aster, doch sind sie noch lockerer gebaut. Diese
für den Schnitt bestimmte Aster scheint der Komet- oder Pudel-Aster zu ent-
stammen.
Amarantus quadrieolor Q. Eine äusserst effektvolle Blattpflanze mit
leuchtend scharlachroten Blättern, die zum Teil mit dunkelbraun, hellgelb und
grün durchsetzt sind. Der Bau dieses Fuchsschwanzes ist pyramidal, seine
Blätter sind lanzettförmig. Wir fanden, dass. sobald die Spitzen aus den
Pflanzen entfernt wurden, dieselben noch schöner wurden. Die unteren Blätter
sind nämlich mehr leuchtend rot und kommen dadurch mehr zur Geltung.
Durch den Schnitt aber wird sie mehr für Teppichbeete geeignet. Als Solitär-
pflanze ist sie gleich wertvoll. Sie wird 40 cm hoch.
Antirrhinum majus grandiflorum <$. Wir haben es hier mit einem etwas
grossblumigeren Löwenmaul zu thun, das in den Farben weiss, rot, gelb
und gestreift nunmehr in den Handel kommt. Ein Vergleich mit dem
gewöhnlichen Antirrhinum Hess nur schwer einen Unterschied in der Grösse
konstatieren. Diese zweijährige Pflanze ist nun wieder als langstielige Schnitt-
pflanze hervorgeholt worden und grosse Posten werden hiervon in den Markt-
hallen konsumiert.
Balsamine, verbesserte Camellien, reinweiss (alba perfecta) Q. War. wie an-
gegeben, reinweiss mit äusserst gefüllten Blumen, die aber bald zu Grunde
gingen aus Anlass des schlechten Wetters, da die Balsamine Wärme resp.
Sonne bedarf.
Campanula persicifolia alba rar. „Backhouse" %. Eine pyramidenförmig
wachsende Abart der C. persicifolia. die weiss blühte; auch einige blau- sowie
gefüllt blühende waren darunter. Nachdem diese Glockenblume zeitig zurück-
geschnitten war, entfaltete sie noch einen Xachflor. Nicht allein als Schnitt-
blumen sind jetzt die Campanula wieder Mode, man sieht sie jetzt vielfach
auch auf Gruppen. TJnter anderen sahen wir hier Gruppen in der Siegesallee
vor den neuen Denkmälern, welche viel Publikum anlockten und grossen Bei-
fall fanden. Sämtliche Campanula. von der kleinen Alpine C. pulla bis zu der
grossen C. medium pyramidalis etc. sind empfehlenswert.
Myosotis palustris grandiflora „Nixenauge" 21 . Zwar nicht mehr ganz neu,,
aber äusserst schön grossblumig. Zur Massenkultur sehr zu empfehlen.
Myosotis alpestris „Triumph" Q. Das frühe Blühen dieser Varietät war
auffallend. Im Habitus kommt M. »Triumph« am meisten der robusta grandi-
flora nahe, auch sind die himmelblauen Blumen schön und gross zu nennen.
Für die Binderei sowie für Gruppen gut.
Myosotis alpestris stricta coelesiina Q. Ein eigenartiger, gedrungen aufrecht-
stehender Wuchs ist diesem Myosotis eigen, das in dieser Beziehung an die
fast vergessene Lobelia ramosa erinnert. Ein niedliches Vergissmeinnicht, das
für Topfkultur sich am besten eignet.
Myosotis alpestris „Distindion" ■• . Auch dieses M. blühte wie M. »Triumph«
Mitte Juni und ist empfehlenswert. Eine seit zwei Jahren eingeführte Pflanze.
(Fortsetzung folgt).
Ein Beitrag zur Keimung von Champignonsporen.
I I
Ein Beitrag zur Keimung von Champignonsporen.
(Hierzu Abb. |.
eifolgende Abbildung giebt eine Darstellung der Keimung und Weiter-
@Ty entwickelung von Uhampignonsporen. Unter Sporen versteht man be-
kanntlich die staubähnlichen Gebilde, die Fortpflanzungsorgane, welche sich auf
Abb. 4. Entwickelnd der Champignonbrut
aut einer 2 mal zusammen gefaltet gewesenen Pappe von H. Amelung.
Photographien von L. Wittmaek.
den Blättern oder Lamellen an der Unterseite des Hutes ausgewachsener
Pilze befinden und bei trockenem Wetter ausfallen.
Solche Sporen streute ich nun im Herbst 1897 auf starke Pappe, welche
vorher mit Pferdeurin durchtränkt wurde, aus und legte sie in iS(l R warmen,
mä-sig feuchten Pferdedünger. Die Pappe wurde zweimal gefaltet, und jetzt
haben sich, ein Jahr nach der Aussaat, die Pilzfäden innerhalb der Faltung
entwickelt; die stärksten Fäden sind bereits in dem Stadium, wo eine Knötchen-
jo Der Garten des Herrn L. F. Blohm in Hörn bei Hamburg.
bildung bei Vereinigung derselben stattfindet. Etwa acht Tage nach dem
Ausstreuen der Pilzsporen zeigen sich kleine fadenähnliche Gebilde, die den
Fühlhörnern einer Schnecke nicht unähnlich sind. Diese Gebilde senken sich
auf den Nährboden und bilden später eine breite schimmelähnliche Masse, aus
der sich erst nach einigen Monaten weisse Stränge (die eigentliche Brut) ent-
wickeln, welche zunächst auseinanderlaufen (den Nährboden durchspinnen),
später sich aber wieder, wenn sie die Stärke eines Zwirnfadens erreicht haben,
vereinigen. Aus einer solchen Vereinigung bilden sich kleine Knötchen, der
Ausgangspunkt der Hüte des Champignons.
Man hat es also in der Champignonzucht mit mehreren Stadien zu thun;
tritt nun bei der Kultur eine Störung ein, sei es. dass ein Beet zu nass oder
zu trocken gehalten wurde, oder, dass ein Wechsel in der Temperatur eintrat,
so wird dadurch die Rentabilität mehr oder weniger in Frage gestellt. Also
ist es wichtig, diese Stadien bei der Kultur zu beobachten, um darnach
Temperatur und Feuchtigkeit zu regeln, ähnlich wie wir dieses bei der Treiberei
von Früchten thun müssen; ich meine bei diesen die Blüthezeit, den Frucht-
ansatz, die Kern- oder Steinbildung und die Ausschwellung der Frucht.
Die Art dieser Darstellung der Mycel-Entwickelung ist insofern noch
interessant, als man häufig annimmt, dass sich die Weise der Brutverzweigung
nach der Strohhalmlage oder überhaupt nach der Lage des Nährbodens richten
müssse. während sich hier auf der glatten Fläche der Pappe zeigt, dass die
Verzweigung des Gewebes ganz unabhängig vom Substrat ist.
H. Amelung,
Obergärtner am Joachimthalschen Gymnasium, Wilmersdorf bei Berlin.
Der Garten des Herrn L. F. Blohm in Hörn bei Hamburg.
Von L. Wittmack.
oo, (Hierzu Abbildung 5, (5, 7).
1 Yj nmittelbar neben der bekannten Missions- und Erziehungsanstalt, dem
Q-j »Rauhen Hause« in Hörn bei Hamburg, liegt der schöne Garten des
Herrn L. F. Blohm, der in den 23 Jahren, seitdem er Besitzer des Grundstücks
ist, ausserordentlich viel gethan, um den Garten zu einer Sehenswürdigkeit
ersten Ranges zu machen und in Herrn Obergärtner Bünger einen Mann
gefunden hat, welcher die grössten Leistungen auf kulturellem Gebiete mit
einem feinen Geschmack verbindet.
Allen Besuchern der Hamburger Ausstellung von 1897 ist noch in Erinnerung
ein Glaskasten mit Weinreben, gewissermassen einen Querschnitt aus
dem Weinhause des Herrn Blohm darstellend, den Herr Bünger dort vor-
geführt; nicht weniger als 22 riesige Trauben hingen an dem einen Stocke,
Black Hamburgh. und ca. 44 an dem anderen, Royal Muscadine. Black Hamburgh
wurde mit der grossen goldenen Staatsmedaille, Royal Muscadine mit der
grossen goldenen Komiteemedaille prämiiert. Kein Wunder, dass es da unser
Wunsch war, auch einmal das Haus selbst zu sehen. Am 16. September wurde
uns dieses unter der freundlichen Führung des Herrn Bünger ermöglicht, und
wir waren hocherfreut über den reichen Behang der meisten Reben, während
ein Teil selbstverständlich schon abgeerntet war. Herr und Frau Blohm
\a Der Garten des Herrn L. F. Blohm in Hörn bei Hamburg.
erzählten uns nachher, eine junge Dame aus Würzburg, die bei ihnen zum
Besuch gewesen, hätte herzlich darüber gelacht, dass man sich in Hamburg
mit dem Wein solche Mühe gebe; aber dass die Beeren solcher getriebener
Weintrauben doch neben der bedeutenderen Grösse noch einen ganz anderen
Geschmack haben wie die aus dem Freien, wird wohl niemand leugnen. Der
Schnitt, den Herr Bünger anwendet, ist der sogenannte Wechselschnitt. Man
bildet eine Art U-Form, der eine Schenkel ist die Tragrebe, der andere die
Ersatzrebe; erstere wird im Herbst weggeschnitten und die Ersatzrebe wird
zur Tragrebe, worauf wieder eine neue Ersatzrebe herangezogen wird. —
Nachstehend lasse ich die Beschreibung dieses Hauses, die Herr Bünger
freundlichst sandte, folgen: Das Weinhaus ist 25,50 m lang, die Höhe der
Hintermauer beträgt 4,65 m, die vordere Höhe beträgt 1,40 m, davon kommen
auf die Stehfenster zum Lüften 0,70 m, und 0,70 m ist die Höhe der Mauer,
die das äussere Beet für die Weinwurzeln abschliesst; diese vordere Mauer
ist wie üblich auf Bogen gemauert, sodass die Stöcke die im Hause gepflanzt
sind, leicht in das äussere Beet gelangen können. Dass äusere Beet ist 2,20.
das innere 3,10 m breit. Die Tiefe der beiden Beete beträgt 2 m; die Sohle
der Beete ist mit einer ca. 50 cm starken Drainage, bestehend aus Drainröhren
und groben Ziegelsteinstücken, versehen. Die Breite des Weges im Hause be-
trägt 0,75 und die Breite einer schmalen Rabatte an der Hintermauer 0,40 m.
(Abb. 5.)
Nicht weniger sehenswert ist das Haus für die Obsttreiberei. Hier
stehen frei ausgeflanzt im Mittelbeet hoch- und halbstämmige Pfirsiche und
Nectarinen: Noblesse, Royal George etc., auf den Seitenbeeten Pfirsiche und
Nectarinen in Töpfen. Herr Bünger beschreibt dies Haus folgendermassen :
Das Obsthaus (Sattelhaus) misst von der Sohle bis zum First 3.75 m, von
der Sohle bis zur Wasserrinne 1,60 m, die Länge beträgt 17,30 m. Der Innen-
raum ist eingeteilt in ein Mittelbeet, für ausgepflanzte Pfirsiche, von 2,90 m
Breite, einen Weg um das Mittelbeet von 0,85 m Breite und an jeder Seite ein
Beet, zum Aufstellen der Topfobstbäume, von 1,30 m Breite. Sämmtliche
Seiten- und Giebelfenster lassen sich zum Lüften öffnen. Im Winter und
Frühjahr finden hier die Obstbäume in Töpfen ihren Platz, die man hier
abblühen lässt und dann erst, im Mai, hinausbringt. (Abb. 6.)
Jetzt sahen wir das Topfobst an einer geschützten Stelle draussen stehen
und müssen bekennen, dass wir selten schönere Exemplare geschaut haben.
Herr Bünger behandelt seit 13 Jahren die Bäume. Durch sachgemässen Schnitt
erzielte er nach und nach, dass die Pyramiden keinen grösseren Durchmesser
haben als der Topf, in dem sie stehen — das ist normal — , und doch voller
Früchte hängen. Letzteres wird mit erreicht durch eine Düngung mit Kuhdung
und Wagnerschera Nährsalz. Um jeden Stamm liegt auf der Erde des Topfes
ein ca. 4 cm hoher kreisrunder Zinkstreifen, der als Giessrand dient, damit die
Bäume immer gleichmässig viel Wasser erhalten. Besonders gut hatten dies
Jahr die Birnen angesetzt, namentlich Winter-Nelis, die Lieblingsbirne des
Herrn Blohm, Diel, Souvenir du Congres, Doyennee du Comice, Beurre Hardy,
Bachelier, Vicar of Wakefield, Marie Louise, Olivier des Serres etc.
Auch im Freien findet sich noch viel Obst an Spalieren, und die Erträge
aller dieser Obstkulturen werden in einem sehr zweckmässig eingerichteten
Raum, der ganz verdunkelt werden kann, aufbewahrt. Die Früchte ruhen
Der Garten des Herrn L. F. Blohm in Hörn bei Hamburg. ] -
daselbst auf abnehmbaren Lattenhorden, einige der letzteren sind auch zum
Herausziehen eingerichtet.
Doch auch die Gewächshäuser für Blumen etc. sind sehr sehenswert.
In dem sogenannten Kulturhause linden sich schöne Croton und auf der
hinteren Tablette spanischer Pfeffer, Capsicum annuum. aber nicht mit roten,
sondern mit gelben Früchten; dies ist nach Herrn Blohm die echte Sorte,
welche seine Freunde, Herren aus dem spanischen Amerika, mit Vorliebe
roh essen.
Im Warmhause sehen wir eine Spezialität des Herrn Bünger, riesige
Schaupflanzen von Farnen, speziell von Adiantum, von denen ein reiches
Sortiment vorhanden ist: Ad. Veitchi, das sich mit den in der Jugend roten
Trieben so herrlich ausnimmt, A. Weigandi, A. gracillimum «Charlotte-,
A. St. Catharinae, A. formosum, A. trapeziforme, Farleyense etc.. ausserdem
Cypripedien in starken Pflanzen. In der kalten Abtheilung desselben Hauses
stehen jetzt die Caladien, die im vorigen Jahre auf der Ausstellung so viel
Bewunderung erregten und mit dem ersten Preis: kleine goldene Staatsmedaille
und einem Ehrenpreis von 300 Mark prämiiert wurden, und hochstämmige
Fuchsien; im Frühjahr ist es mit Theerosen in Töpfen gefüllt. Dies Haus ist
ganz neu, aus Pitchpine, die Thüren sogar aus Teakholz, das zwar sehr teuer,
aber auch um so dauerhafter ist und nicht so quillt.
Rund um das Haus im Freien stehen Theerosen, die mit den Töpfen in
die Erde eingelassen werden.
In der kalten Abteilung eines höchst geschmackvollen, mit Kuppeldach
in der Mitte versehenen Hauses fanden sich (am 16. September) schon einige
sehr schöne Chrysanthemum in Blüte. H.W. Lincoln, gelb, Rayonnante, igelartig
röhrig, rosa. Izerette, William Tricker, die grünlich-weisse Florence Davis. Ganz
besonders hervorzuheben sind aber auch die Hortensien mit Riesenblumen,
Stecklinge vom Februar d. J., mit auf einem Stiel gezogenen Blütenständen von
45 cm Durchmesser, etc. — Die Mitte war mitherrlichen hochstämmigen Fuchsien
besetzt, während im Spätherbst eine Stellage mit Chrysanthemum, im Frühjahr
die Theerosen ihre Stelle einnehmen.
Der kleine Mittelbau, welcher als Durchgang zum Warmhause dient, ist
an der Rückwand nischenartig gehalten. Hier finden sich Palmen etc., während
aus Ampeln zwei schöne Exemplare von Asparagus Sprengen und zwei grosse
Polypodium Reinwardti malerisch herabhängen. Eine grosse Schaupflanze
von Adiantum euneatum, 1,30 m Durchmesser und 90 cm Höhe, schmückt
den Tisch.
In der warmen Abteilung sind besonders die Eucharis amazonica zu
beachten, mit denen Herr Bünger ganz ausserordentliche Resultate erzielt
Die Pflanzen stehen dort ausgepflanzt in einem besonderen Kasten. Die Haupt-
sache ist nach Herrn Bünger, dass man die Pflanzen eine Zeit hindurch ganz
trocken hält, bis sich die Blätter ganz verfärben. Nach der Blüte muss aber
viel Wasser gegeben werden, damit der neue Trieb sich bildet; aber sobald
das letzte Blatt des Triebes heraus ist, halte man sie wieder trocken. Aut
diese Weise behandelt, blühen sie jährlich zweimal.
Ein niedriges einseitiges Haus in zwei Abteilungen von 1S m Länge
dient im Winter und Frühjahr zur Erdbeertreiberei, im Sommer zur Anzucht
von Farnen und zur Gurkenkultur.
^
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/
Abb. (3. Obsthaus des Herrn
ß
Blohm in Hambur^-Horn.
<f
^5^
i8
Der Garten des Herrn L. F. Blohm in Hörn bei Hamburg.
Wir wenden uns nun zu den Anlagen im Freien. Da sind es zunächst
die herrlichen Koniferen, welche die stattliche Villa umgeben. Eine Abies
lasiocarpa dürfte wohl 10 m hoch sein. Sehenswert sind ferner: Chamae-
cyparis Lawsoniana coerulea, die ganz hart ist, Tsuga Mertensiana, Picea
pungens, Picea orientalis, Sciadopitys verticillata, Abies polita und als besonders
seltenes Exemplar in dieser Grösse Abies Hookeriana. Die letztere hatte auch
wenige Tage vor meiner Anwesenheit die Aufmerksamkeit des grossen Koniferen-
kenners Herrn Rüppel (in Firma Peter Smith & Co., Bergedorf) erregt, der
mit etwa 100 Mitgliedern des Gartenbauvereins für Hamburg, Altona und Um-
gegend den Blohmschen Garten besucht hatte.
An die Villa stösst ein geräumiger Wintergarten, dessen Dach ganz mit
Ficus repens (stipulata) berankt ist. ein grossartiger Anblick! Mit der Schönheit
Abb. 7. Villa des Herrn L. F. Blohm, Hamburg-Horn.
ist zugleich Nützlichkeit verbunden, denn dieser kletternde Feigenstrauch
schützt die anderen Pflanzen gegen die Sonne.
Der östliche Teil des am hohen Diluvialrande des Bille-Thales auf-
steigenden Gartens ist parkartig gehalten. Hier finden sich hohe Liriodendron
tulipifera, hohe Taxodium distichum, schöne Platanen, mächtige Edelkastanien,
Castanea vesca, die jährlich essbare Früchte liefern. Eine Felspartie ist mit
Alpenpflanzen und Farnen bepflanzt, an einem Teich steht eine schöne Hänge-
weide und mehrere hohe Pterocarya caucasica. Eine Hauptsehenswürdigkeit
bildet eine riesige Blutbuche.
Sehr hübsch muss sich im Frühjahr eine Hügelpartie machen, an deren
Abhang Rhododendron und pontische Azaleen, weiter oben Flieder, dahinter
Goldregen und schliesslich hochoben Rotdorn blühen.
An der Xordseite der Villa finden sich allerlei Moorpflanzen, Azalea
pontica, Skimmia japonica etc. etc.. auch der seltsame krause Epheu, Hedera
Helix conglomerata.
Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
±9
Am nordöstlichen Ende des Parks befindet sich ein höchst idyllisches
Farnthal, von hohen Bäumen beschattet, von einem plätschernden Bach
durchzogen. Hier in dieser feuchten Luft gedeihen auch die selteneren Arten
(Adiantum pedatum mit 75 cm Durchmesser, Cyrtomium Fortunei, Polystichum
setosum etc.) gut, und die gewöhnlicheren mahnen in ihren riesigen Dimen-
sionen fast an längst vergangene Zeiten unserer Erde.
Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
Von E. Koehne.
,_^ (Eingereicht am 22. November 1898.)
^TLn der Gattung Berberis begegnet die Unterscheidung und Gruppierung der
(J^> Arten ungewöhnlichen Schwierigkeiten, und ich trug mich schon lange mit
dem Vorsatz, die äusseren Artmerkmale womöglich durch anatomische zu
ergänzen. Erst in den letzten Monaten konnte ich diesen Plan ausführen.
In den folgenden Zeilen will ich nun eine kurze Darstellung derjenigen
anatomischen Eigentümlichkeiten geben, welche bei den im Freien bei uns
kultivierten Arten geeignet erscheinen, eine sichere Unterscheidung und Ab-
grenzung der Arten zu unterstützen*), sowie derjenigen, welche für denselben
Zweck wenig oder gar nicht nutzbar zu sein scheinen.**)
1. Spaltöffnungen. Der Bau und die Lage der Schliesszellen zwischen
den Epidermiszellen ist überaus einförmig. Bemerkenswert ist nur, dass
Spaltöffnungen auch auf der Blattoberseite, und zwar oft kaum weniger
zahlreich als auf der Unterseite, bei sechs Formen gefunden wurden, die meist
zu Euberberis, 2. Reihe in meiner Dendrologie S. 167—168 gehören; es sind
dies B. densiflora Boiss. et Buhse, B. macrobotrys m. n. sp., B. pyrocarpa
m. n. sp.. B. crataegina DC., B. cretica L. und B. aetnensis Presl. nebst
einer Berberis »spec. Taschkents aus dem Späthschen Arboret, die sich durch
auffallend lange Stacheln auszeichnet, aber noch nicht bestimmt werden konnte.
Das Merkmal ist beständig, wie auch das Gegenteil, das gänzliche Fehlen der
Spaltöffnungen oberseits, bei den übrigen untersuchten Arten.***)
*) Vorarbeiten liegen nur wenige vor. In Engler-Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien
Bd. III, Abt. II, S. 71, wird nur R. Böning, Anatomie des Stammes der Berberitze, Dissert.,
Königsberg i885, erwähnt.
**) Viele Kleinigkeiten, die mir verschiedentlich aufgefallen sind, übergehe ich ganz.
***) Nur bei einem kultivierten Exemplar von B. heteropoda waren, möglicherweise
infolge von Bastardierung, oberseits sehr vereinzelte Spaltöffnungen vorhanden, die B. heteropoda
sonst nicht besitzt.
Zu den einzelnen Arten ist folgendes zu bemerken: B. densiflora ist im Berliner
Botanischen Garten als B. integerrima und heteropoda vorhanden. Auch zog ich sie selbst
aus Samen, die ich unter den letzteren beiden Namen aus Petersburg erhielt (neben einigen
echten heteropoda) in zwei etwas verschiedenen Formen, wovon die eine möglicherweise
durch Bastardierung von seiten der heteropoda oder der integerrima verändert ist. Auf
sie bezieht sich die Anm. 1 in meiner Dendrologie S. 167.
B. crataegina DC. glaubte ich früher (Dendr. S. 168) mit densiflora vereinigen zu
müssen, sie hat aber unterseits nicht papillöse Blätter, während sie bei der auch in der
Blattform sehr verschiedenen densiflora papillös sind. In Kultur sah ich sie nirgends.
B macrobotrys ist von Bornmüller als Var. von densiflora aufgestellt worden,
unterscheidet sich aber durch den Mangel unterseitiger Papillen von letzterer. Nicht in Kultur.
B. pyrocarpa ist Regeis B. integerrima var. pyrocarpa, hat aber oberseitige Spalt-
OQ Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
2. Papillen. Nicht minder beständig ist die Ausbildung kurzer, nur
mikroskopisch sichtbarer Papillen auf den Epidermiszellen der Blätter. Als
Haare kann man diese Gebilde ihrer Kürze wegen noch nicht bezeichnen. Je
eine Papille steht auf jeder Epidermiszelle, von deren Oberfläche sie meist
nur einen kleinen, zuweilen aber auch einen sehr grossen Teil einnimmt, indem
sie sich in der Flächenansicht als oft sehr scharf abgegrenzter Ring abhebt.
Häufig, aber nicht immer, ist diese Papillenbildung mit einer auffallenden,
kreideweissen Färbung der Blattunterseite verbunden. Beispiele:
Subg. Mahonia:
a) B. repens Lindl. nur auf der Unterseite. Bei B. Aquifolium L.
fehlen die Papillen gänzlich. Eine Anzahl von Formen mit schwachen An-
deutungen von Papillen glaube ich auch nach ihrem makroskopischen Verhalten
als Bastarde beider Arten deuten zu dürfen.
b) B. Fremonti Torr., Papillen auf beiden Blattflächen.
c) B. trifoliolata Moria, auf beiden Blattflächen, auf der Oberseite durch
grosse Zwischenräume getrennt, auf der Unterseite gruppenweise sehr gehäuft,
sogar sich berührend, vielleicht hier als Schutzvorrichtung für die Spaltöffnungen
zu betrachten.
Subg. Euberberis:
1. Reihe (Dendr. S. 166). Immergrüne Arten.
a) B. empetrifolia Poir., Papillen nur unterseits; die Blätter sind sehr
schmal, bis zur Mittelrippe zurückgerollt, die Papillen in der Nähe des Randes
zu wirklichen Haaren verlängert, die Spaltöffnungen also in einem sehr wohl
abgeschlossenen Räume geborgen.
b) B. Darwini X empetrifolia, Papillen etwas kürzer als bei vor.
(bei B. Darwini Hook, fehlen sie ganz).
c) B. concinna Hook, f., nur auf der Unterseite.
d) B. asiatica Roxb. in DC, wie vor. ; bei beiden Arten stehen die Papillen
sehr dicht wegen Kleinheit der Epidermiszellen.
2. Reihe (Dendr. S. 167).
a) B. »spec. Taschkent« (s. oben), nur auf der Unterseite.
b) B. Lycium Royle, auf der Oberseite schwache Andeutungen, auf der
Unterseite wohl ausgebildete, ungewöhnlich dicke, einen grossen Teil der
Zellen - Aussenfläche einnehmende Papillen. Zu dieser Art gehört eine von
Sargent an Späth als B. ruscifolia abgegebene Pflanze mit genau ebensolchen
Papillen. B. ruscifolia Lam. hat keine Papillen.
c) B. densiflora, nur auf der Unterseite, wie beifolgender.
d) B. pyrocarpa Koehne (S. oben S. 19 Anm. am Schluss).
3. Reihe (Dendr. S. 168). Papillen stets nur unterseits, sehr gross und
sehr dicht stehend.
a) B. virescens Hook. f.
Öffnungen und unterseitige Papillen. Beide Merkmale besitzt B. integerrima nicht! —
Nicht in Kultur, wenn nicht „Berb. spec. Taschkent arb. Späth" dazu gehört.
Zu B. cretica gehören die von mir früher für calliobotrys Bienert? angesehenen
kultivierten Exemplare, dagegen nicht B. calliobotrys Aitchison aus Afghanistan, die ihrerseits
wieder von der echten calliobotrys Bienert verschieden ist.
B. aetnensis gehört nicht zu B. emarginata, wie ich früher glaubte annehmen zu
müssen; denn letztere hat keine oberseitigen Spaltöffnungen. Echte aetnensis sah ich in
Kultur noch nicht.
Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten. 21
b) I!. d iaphan a Maxim.
c) B. umbcllata Wall.
d) B. papillifera m. (= B. Thunbergi var. papillifera Franch.)
B. Thunbergi hat keine Papillen, nur selten sehr schwache Andeutungen da-
von, während sie bei papillifera gross und dicht stehend sind.
4. und 5. Reihe (Dendr. S. 170 u. 171). Bei keiner Art Papillen gefunden.
3. Form der Epidermiszellen der Blätter. Es giebt in dieser Hinsicht
zwei Grenzfälle. In dem einen erscheinen die Wandungen in der Flächen-
ansicht ganz geradlinig oder nur schwach gebogen, in dem andern sind sie
stark hin- und her geschlängelt. Im crsteren Fall sind die Zellen häufig that-
sächlich kleiner, oft aber erscheinen sie nur so infolge einer optischenTäuschung.
Zählt man auf Zeichnungen, die mit dem Zeichenapparat bei gleicher Ver-
grösserung angefertigt wurden, die einen bestimmten Flächenraum bedeckenden
Zellen, so ist die Zahl bei geraden wie bei geschlängelten Wandungen oft
dieselbe, obgleich in letzterem Falle die einzelne Zelle den Eindruck viel
bedeutenderer Grösse macht. Es kommen aber auch wirkliche Grössen-
unterschiede vor, und dann stets in der Weise, dass besonders kleine Zellen
stets geradlinige, besonders grosse stets geschlängelte Wandungen haben. Von
den kleinen Zellen können doppelt so viele und mehr denselben Flächenraum
bedecken wie von den grossen (gleichen Entwicklungszustand der Blätter selbst-
verständlich vorausgesetzt). Zwischen beiden extremen Formen giebt es alle
möglichen Übergänge, auch mit der Massgabe, dass bald beide Blattflächen
sich gleich verhalten, bald auf der Unterseite die Wandungen etwas stärker
geschlängelt sind als oberseits, bald, wenn auch selten, umgekehrt. Trotz der
vielen Übergangsbildungen ist nun die Form der Epidermiszellen doch nicht
ohne systematischen Wert, da sie nicht selten bei Arten, die makroskopisch
schwer auseinander zu halten sind, deutlich verschieden bleibt. Ich will mich
nur auf wenige Beispiele beschränken. B. japonica Spreng, hat kleine, gerad-
wandige, B. nervosa Pursh. grosse, sehr stark wellenwandige Epidermiszellen.
B. nepalensis Spreng, ist B. japonica ähnlich, die Wandungen sind aber ein
wenig geschlängelt. In der ersten Reihe von Euberberis hat B. Wallichiana
DC. oberseits schwach, aber deutlich geschlängelte, die übrigen untersuchten
Arten haben daselbst gerade Wandungen. In der 3. Reihe hat etwa die erste
Hälfte der Arten unterseits gerade, die andere Hälfte lebhaft geschlängelte
Wandungen. In der 5. Reihe hat B. amurensis Rupr. oberseits ganz oder
fast geradlinige, unterseits etwas geschlängelte, B. vulgaris L. beiderseits Nein-
lebhaft geschlängelte Wandungen. Der Eindruck ist in beiden Fällen so ver-
schieden, dass ich nicht mehr glaube, B. amurensis sei nur eine Form von
B. vulgaris, wie meistens, auch von mir selbst, angenommen wurde.*) Auch
B. canadensis Mill. bezw. B. caroliniana Lond. scheinen von B. vulgaris,
von der sie sonst schwer unterscheidbar sind, im Verhalten der Epidermis
stets deutlich verschieden zu bleiben. Jedenfalls verspricht der sorgfältige
Vergleich der Epidermiszellformen zu einer besseren Sichtung zahlreicher sonst
nicht hinreichend zu kennzeichnender Arten, Varietäten und Formen von
Berberis nicht unwesentlich beizutragen, doch sind hierzu noch weitere aus-
gedehnte Untersuchungen notwendig.
*) Übrigens hat sich auch herausgestellt, dass B. amurensis stets ganz erheblich
früher blüht als fast alle übrigen Arten von Euberberis.
22
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Die Dicke der Wandungen der Epidemiszellen, in der Flächenansicht be-
trachtet, wechselt, scheint auch mit zunehmendem Alter der Blätter oft etwas
zuzunehmen. Die dicksten Wandungen fand ich bei B. nervosa. Sehr häufig
bemerkt man in den Seitenwandungen Tüpfel. Auch die Aussenwandungen
können durch netzförmige Verdickungsleisten sich derart verstärken, dass man
in der Flächenansicht die Zellwände von den Leisten gar nicht mehr, ausser auf
besonders günstigen einzelnen Stellen von Flächenschnitten, unterscheiden kann.
Solche Leisten fand ich bisher nur in der Untergattung Mahonia z. B. bei
B. Aquifolium L.; sie können sich derart verbreitern, dass die Aussenwand
der Zelle wie mit grossen Tüpfeln besetzt erscheint, so z. B. bei B. Wagneri h.
(die vielleicht zu B. pinnata Lag. gehört), aber auch bei echter B. Aquifolium.
(Schluss folgt.)
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Feijoa Sellowiana Berg.
Feijoa Sellowiana ist eine von
Eduard Andre aus Uruguay ein-
geführte Myrtacee, die in seinem Villen-
garten in Golfe Juan (an der Riviera)
ihre köstlichen Früchte reift und
daher auch für unsere Kolonieen zu
emptehlen ist. Abgebildet in Revue
hört., Bot. Mag., Garden, Gard. Chronicle.
Neuheiten von Herb & Wulle. Neapel.
(Nach den Beschreibungen der Züchter.)
Centaurea imperialis (Hort. Herb).
Unter dem kurzen Namen Centaurea
imperialis übergiebt die Firma Herb
& Wulle (Inh. M. Herb) in Neapel
dem Handel eine Reihe neuer, riesen-
blumiger Centaureen-Hybriden, die an
Wert und Schönheit alle bis jetzt
kultivierten wohlriechenden Centaureen
weit übertreffen.
Centaurea imperialis stammt aus
einer Kreuzung der roten C. moschata
mit der weissen C. Margaritae. Von
ersterer erbte sie den üppigen Wuchs
der Pflanze, von letzterer aber den
edlen Bau der Blumen. Die Farbe
derselben variiert bis ins Unendliche,
so dass noch eine sehr grosse An-
zahl prächtiger Spielarten wird an-
geboten werden, sobald sie erst alle
konstant geworden sind.
C. imperialis bildet riesige, über
1 m hohe Büsche, bedeckt mit lang-
stieligen, edelgebauten Blumen, meist
von der doppelten Grösse der bekannten
C. odorata und Margaritae, mit dem-
selben Wohlgeruch und. was nochmals
ausdrücklich wiederholt wird, von
genau derselben Form. Was sie aber
noch ganz besonders von den bis-
herigen wohlriechenden Centaureen
auszeichnet, ist die aussergewöhnlich
lange Dauer der Blumen, die sich,
wenn frisch aufgeblüht abgeschnitten,
bis 10 Tage im Wasser gut halten
können; ferner die härtere Natur und
längere Vegetationsdauer der Pflanze
überhaupt, sodass sie so leicht wie
jede andere Sommerblume kultiviert
werden kann, was bekanntliah bei
Centaurea odorata und Abarten nicht
der Fall ist.
In der Binderei wird die pracht-
volle, wohlriechende, riesenblumige,
langstielige und überaus dauerhafte
Centaurea imperialis, die zudem in den
meisten beliebten Modefarben vertreten
ist, bald tonangebend und unentbehr-
lich geworden sein. Im Garten aber
kann man sich kaum ein wirkungs-
volleres und eleganteres Blumen-
Arrangement vorstellen, als eine Gruppe
unserer neuen Centauieen-Hybriden.
Centaurea imperialis alba.
Blendend weiss, riesenblumig! Es
I ist einleuchtend, dass diese völlig
j konstante Spielart für Gärten und
' Blumengeschäfte von unschätzbarem
Werte ist, so dass wir uns jede weitere
Anpreisung ersparen können.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
n
Centaurea imperialis lilacina.
Lilafarben, riesenblumig, mit der
Farbe der C. odorata übereinstimmend.
Für jede Art Blumen -Arrangements
ist diese zarte Modefarbe unentbehrlich.
An Sorten werden ferner angeboten:
splendens leuchtend purpurn, rosea,
Favorita, rosa, Armida. zartlila,
Iphigenia, rosa mit weissem Zentrum,
variabilis, weiss mit rosa Schein,
purpurn gezeichnet, im Verblühen rosa,
graciosa, dunkellila.
Centaurea Mariae (Hort. Herb).
Diese neue Centaurea ist jedenfalls
das »Non plus ultra« aller Centaureen.
Die Firma Herb & Wulle (Inh.
M. Herb) in Neapel erhielt sie bereits
vor mehreren Jahren aus einer Kreuzung
der wildwachsenden Centaurea pur-
purea mit Centaurea suaveolens. —
C. Mariae ist übrigens der Anfang einer
sicherlich ganz prachtvollen, neuen
und hochinteressanten Rasse. Aus be-
sagter Kreuzung gingen eine ganze
Reihe verschiedener Hybriden, sowohl
einjähriger als perennierender, hervor,
sodass die Firma in den nächsten
Jahren noch oft in der Lage sein wird,
mit neuen und kulturwürdigen Cen-
taureen in die Oeffentlichkeii zu treten.
Die neue Centaurea Mariae ist ein-
jährig oder bisannuel, wie C. suaveolens,
ist aber sonst hart und anspruchslos,
ja von geradezu zäher Natur, wie die wild-
wachsende C. purpurea. Sie wächst
rasch, bildet schöne, aufrechtstehende
Büsche und entfaltet einen geradezu
staunenerregenden Blütenreichtum; jede
Pflanze, zumal wenn die Blumen nach
und nach verbraucht werden, zeitigt
Hunderte von Blumen. Diese haben
die Form und Grösse sowie den leichten
Bau der Centaurea Margaritae oder
C. odorata. stehen auf ganz dünnen,
festen Stielen mit nur ganz kleinen
eiförmigen Hüllkelchen und sind
ungemein leicht und dauerhaft. Ihre
Farbe ist ein zartes Schwefelgelb, nach
den Spitzen zu rosa; am Tage des Er-
blühens erscheinen die Blumen rein
schwefelgelb. Für feine Bindereien,
zu denen langstielige, aber ganz leichte,
graziöse Blumen gewünscht werden,
wird Centaurea Mariae wohl kaum,
einen ebenbürtigen Rivalen finden.
Die zart rosa - gelben Blumen präsen-
tieren sich wie gelbgrundige Caryo-
phyllus-Nelken. Im Garten ist ihr Platz
neben den herrlichen Centaurea impe-
rialis, bei denen diese Farbe vorläufig
fehlt; sie ist niedriger und eignet sich
deshalb vorzüglich als Einfassung um
eine C. imperialis-Gruppe.
Die Samengewinnung ist schwach
und die Ernte somit ganz gering.
Tomate „ Wunder von Italien".
Line neue Tomaten - Sorte von
staunenerregender Fruchtbarkeit! Die
leuchtend scharlachroten Früchte sind
pflaumenförmig, etwa 20 g schwer und
gleichen somit denen der beliebten
Sorte »König Humbert«. Die Früchte
hängen in riesigen Büscheln von 50 bis
70 Stück und darüber, zu einer einzigen
Fruchttraube vereint, an einem Stiele
beisammen, eine Erscheinung, wie sie
bei Tomaten, sowie überhaupt bei
anderen Gemüsen jedenfalls bis jetzt
noch nicht zu sehen war. Eine einzige,
gut ausgebildete Fruchttraube kann das
enorme Gewicht von 1 ' ... kg und darüber
erreichen. Die Pflanze Weichst hoch,
ist widerstandsfähiger als die meisten
letzten Neuzüchtungen und produziert
bis zum Spätherbst eine unzählige
Menge Früchte, immer zu riesigen
Büscheln vereint. Die Früchte sind
festfleischig und sehr schmackhaft,
gleich vorzüglich sowohl als Salat als
auch zum Einkochen. Da sie sich sehr
lange halten, so eignet sich diese
Sorte, wie keine andere zum Auf-
bewahren. Die grossen Fruchtbüschel
ersparen die Mühe des Zusammen-
bindens; sie werden an einem trockenen
und luftigen Ort aufgehangen. Im
Herbst grün abgenommene Früchte
reifen vollkommen nach.
Der neue Liebesapfel »Wunder von
Italien« ist ein Schaustück ersten Ranges
und besitzt so viele Vorzüge, dass er
sich sofort überall einbürgern wird!
Er ist nicht zu verwechseln mit dem
gewöhnlichen »König Humbert«, der
hier und da auch unter dem Namen
»Wunder von Italien« angeboten worden
ist, wie dies bereits in Yilmorins
»Gemüsegärtnerei« als Synonym be-
richtigt wurde.
Kartoffel ,, Frühe Vesuv".
Feinste Tafelkartoffel, wie es so leicht
keine zweite giebt! Die Knollen sind
ziemlich gross, haben eine schöne,
länglich breite Form (ähnlich »Perle
von Erfurt« oder »Pearl of Savoy«).
H
Kleinere Mitteilungen.
eine dünne, rötlich-gelbe Haut, weisses
sehr mehlreiches Fleisch und sind sehr
wohlschmeckend. Diese Sorte ist eine
der frühesten für Freiland (hier bildet
sie bereits Anfang Mai und auch früher
einen bedeutenden Exportartikel). In
Deutschland wird man von ihr Mitte
Juni, von vorgekeimten Knollen aber
schon viel früher ernten können; dabei
ist sie sehr ertragreich und äusserst
widerstandsfähig. In Jahrgängen, wo
andere Sorten durch Krankheit oder
ungünstige Witterung heimgesucht
wurden, blieb unsere »Vesuv« stets
unberührt und brachte stets denselben
Ertrag. Sie hält sich ausgezeichnet
über Winter und ist im Frühjahr gleich
frisch und wohlschmeckend. Sie ist
die beste Kartoffel des Südens und
stets so gesucht, dass es 14 Tage nach
der Ernte absolut unmöglich ist, noch
etwas davon aufzutreiben.
Wir sind fest überzeugt, dass wir
dem Handel eine Kartoffelsorte bieten,
die wegen ihrer gefälligen Form, ihres
reichen und stets sicheren Ertrages
zum Anbau im Grossen als Markt- und
Exportkartoffel ersten Ranges geeignet
ist; im Hausgarten und zum Selbst-
bedarf wird es aber kaum eine bessere
Sorte geben. Ein Versuch wird dieses
aufs ausgiebigste bestätigen.
Ganz besonders aber empfehlen wir
unsere »Frühe Vesuv« ausserdem noch
zum Anbau in südlichen Ländern, wo
sie, wie wir bereits erprobt haben, zu
jeder Jahreszeit angebaut werden kann.
Für südliche Länder mit entgegen-
gesetzter Vegetationsperiode liefern wir
dementsprechend kultivierte, d. h. in
den Monaten Januar-Februar geerntete
Knollen.
Kartoffel „Violette Aetna".
Diese Kartoffel ist ebenfalls eine sehr
zu empfehlende hiesige Sorte. Die
riesigen Knollen sind länglich, glatt-
schalig, dunkelviolett, weissfleischig,
sehr mehlreich und schmackhaft. Sie
liefert von allen Sorten die grössten
Ernteerträge, ist absolut widerstands-
fähig gegen alle hiesigen Kartoffel-
krankheiten und versagt nie. Sie ist
deshalb besonders als ertragreichste
und widerstandsfähigste Sorte zu
empfehlen, und sind wir überzeugt,
dass uns Jedermann, der sie baut, für
diese Kartoffel Dank wissen wird.
Kleinere Mitteilungen.
Das Chrysanthemumfest in Stuttgart.
In dem Blumen liebenden Stuttgart
fand unter dem Protektorate der
Königin Charlotte von Württem-
berg zum Besten armer Kinder
der Stadt Stuttgart ein einzigartiges
Fest, ein wahrhafter Blumentraum vom
22. bis 27. Xovember statt.
Eine Anzahl hochstehender Damen,
an der Spitze Frau Oberbürgermeister
vonRümelin, welche bewährte Kräfte
wie Baurat Weigle, Samenzüchter
und Handelsgärtner Schneider und
Hofgarteninspektor Ehmann gewann,
bildete das Festcomite. Der Besucher
des Festes sollte in das Land jener
Wunderblume, die das Sinnbild der
Sonne, des Glanzes und der Unwandel-
barkeit ist, nach Japan geführt werden.
Die gelungene Ausführung dieser
Idee fand in den Sälen des Königs-
baues, welche in einen blühenden
Garten umgewandelt waren, statt. Man
erblickte Xipon mit seinem Fusi-no-
jama, dem schimmernden Götterberge,
im Hintergrunde, mit seinen blumigen
Auen und murmelnden Bächen. Von
grün umbuschten Felsen stürzten sich
die Wasser in glitzernden Kaskaden
in die Tiefe, Binsen und Strauchwerk
umsäumten die Ufer und über die
blauen Wogen wölbte sich in schlankem
Bogen die kleine Brücke. Wer sich
zu dieser den Weg durch die zahlreichen
Besucher gebahnt hatte, der stand wie
geblendet vor der flimmernden Pracht.
Zur Rechten erblickte man den
glänzenden Sonnentempel, dessen Vor-
hof von nickenden Sonnenblumen ein-
geschlossen war. Die Wände und
Giebel der Pagode waren gleichfalls
mit Sonnenblumen geschmückt. Dann
folgten zu beiden Seiten die Bazare,
eine ununterbrochene Kette reizender
Bauwerke, geziert durch eine grosse
Anzahl (ungefähr 70) junger Damen,
welche aus dem farbenglühenden Japan
erstanden schienen. Und diese vom
Kleinere Mitteilungen.
lichtesten Blau bis zum tielsten Rot,
und vom zartesten Orange bis zum
dunkelsten Violett leuchtenden Kostüme
drückten dem Gesamtbild ihren Stempel
auf, so dass die Toiletten der Besu< hei
als sehr einfach erschienen.
Diese zierlichen Japanerinnen wussten
dem Besucher das Gross- und Klein-
geld durch Verkauf von Pfauenfedern,
Postkarten. Blumen. Konfekt, Kaffee,
Thee. Spiel, Wahrsagen, Theaterspielen
aus der Tasche zu locken, bis schliess-
lich der Geldbeutel öde Leere zeigte.
Und wahrlich, es hatte sich das Fest
gelohnt, ungefähr 38 000 Mark wurden
eingenommen, die Ausgaben werden
sich ungefähr auf 15 000 Mark belaufen,
Dank dem Entgegenkommen der
Handelsgärtner, die nicht ganz 1000 M.
für die Lieferung der Pflanzen ver-
langten. Der Kgl. Hof besuchte am
24.. von Bebenhausen kommend, das
Fest und auf Anordnung I. M. der
Königin wurde der Reinertrag des
Promenadenkonzerts am 27. No-
vember dem stellvertretenden Stadt-
vorstand übergeben, welcher bezüglich
der Verteilung an bedürftige Wein-
gärtner das Weitere in die Wege
leiten wird.
Flohenheim. Garteninspektor Held.
Neue Ausschmückung im Erholungsgarten des
Hauses Rudolph Hertzog, Berlin.
Der schöne Wintergarten des Welt-
hauses Rudolph Hertzog in Berlin,
das bekanntlich von der Breitenstrasse
nach der Brüderstrasse durchgeht, hat
jetzt eine andere Ausschmückung er-
halten als sie zur Zeit war, wo wir
eine Beschreibung derselben gaben
(Gartenflora 1897, S. 407 m. Abb.).
Es haben sich jetzt zwei Firmen in die
Ausschmückung der Räume des Hauses
Hertzog getheilt. Herr Härder besorgt
den Schmuck im Innern, der Treppen
etc.,IlerrLandschaftsgärtner Friedrich
Maecker-Friedenau bei Berlin, Rhein-
strasse 29. den des Erholungs- oder
Wintergartens.
Zunächst ist im Wintergarten mehr
Raum gewonnen, indem an der Xord-
seite ein unschöner Kellerhals, der
verdeckt werden musste. entfernt
worden und der Fussboden unterwölbt
ist, um einen Durchgang von einem
Keller zum andern zu haben. Ferner
ist der ganze Raum einheitlicher ge-
worden, indem der Seite 410 erwähnte
Centaur. .statt quer nahe an einem 1
zu stehen, in die Längsachse, aber
seitlich und mehr nach vorn gerückt ist.
Ueberall sieht man schöne Palmen-
gruppen: Chamaerops Fortunei, Phoenix
canariensis , ferner Blumentische ,
hübsche Beete, zahlreiche Ampeln und
Farngruppen, aus denen blühende
Pflanzen hervorlugen. Das ganze
macht einen sehr gefälligen Eindruck,
zumal die Wände auch mit Schling-
pflanzen bedeckt sind. Freilich musste
an einzelnen Stellen künstlicher Epheu
und künstlicher wilder Wein mit zur
Hilfe genommen werden. — Das
Verdienst des Herrn Maecker für
diese schöne Ausschmückung aner-
kennend, sprach der Dekorations-
ausschuss ihm eine silberne Me-
daille zu.
Aus der Sitzung des Liebhaber-Ausschusses
am 3. Oktober 1898.
(Es ist beschlossen worden, von jetzt
an am zweiten Montag im Monat.
7 Uhr, Invalidenstr. 42 zu tagen.)
Herr Urban berichtet über ausser-
ordentliche Erfolge von Kuhdung bei
Agaven. Auf eine Tonne, die etwa
ein Hektoliter Wasser fasst, werden
zwei Eimer Kuhdung genommen, die
man darin auflöst und mindestens
acht Tage gären lässt. Alle vier
Wochen wird ein Dungguss gegeben.
Herr Demharter zieht Rinderguano
vor. Ein Centner kostet 0.50 M. Er
ist sehr reinlich, wird in Wasser gelöst,
und der besseren Wirkung wegen noch
auf fünf Liter mit 80 cem Wagnerscher
N ä h rlös u n g versetzt.
Herr( '.eheimratHauchecorne düngt
seine Obstbäume mit fünf pro Mille
Wagnerscher Nährlösung, Marke A.-G.
Herr Tri) an bemerkt, dass man
Aloe nicht düngen dürfe, sonst blühen
sie nicht. Im Winter darl man sie
auch nicht giessen. Einzelne sterben
leider trotzdem im Winter ab, bilden
aber aus dem Stumpf neue Triebe.
Er hält sie in einem Zimmer mit
( »fenheizung.
Herr Geheim rat Hauchecorne
berichtet über die schönen Orchideen
des Herrn Gartenbau - Direktors
Lackner und über die zahlreichen
Exemplare des Usambara-Veilchens
26
Kleinere Mitteilungen.
Saintpaulia ionantha, die zerstreut
zwischen den Orchideen stehen und
das Ganze sehr beleben.
Herr Urban hat gefunden, dass bei
ihm Saintpaulia ionantha am besten
in einem kühlen Keller überwintert.
Herr Demharter berichtet über
die ausserordentlich starke Vermehrung
des Usambaraveilchens. Am besten
ist es, Blätter oder Blattstücke in das
Moos von in guter Vegetation be-
findlichen Orchideen zu stecken. Dann
bilden sich an den Nerven leicht
Wurzeln, wie bei allen Gesneraceen.
Bei Herrn Geheimrat Hauchecorne
sind die gewöhnlichen Zwetschen und
>-Anna Späth« fast ganz wurmfrei, da-
gegen hat die Katharinenpflaume sehr
viel Würmer.
Bei Herrn Martiny ist Napoleons
Butterbirne sehr schön geworden.
Herr Hauchecorne findet, dass
das meiste Obst dies Jahr früher reift.
Herr Urban teilt mit, dass seine
.Mutter alles Laub hat verbrennen
lassen und nun fast gar keinen Apfel-
stecher mehr in ihrem Obst hat,
während sich sonst viele zeigten.
Bei Herrn Martiny- Wilmersdorf
giebt es dies Jahr fast gar kein
Fallobst. Er hat allerdings alle mög-
lichen Vorsichtsmassregeln ergriffen
und lässt die Bäume so weit er reichen
kann, mit Kupferkalkbrühe spritzen.
Bei Herrn Geheimrat Hauchecorne
sind dagegen viele Würmer. Die
Kanada-Reinetten wurden erst ange-
stochen, als sie schon so gross wie
Borsdorfer waren.
Herr Martiny hat dasselbe früher
beim Danziger Kantapfel bemerkt, aber
dies Jahr nur wenig.
Landesökonomierat Göt he hat Herrn
Geheimrat Hauchecorne geraten,
ein Meter über dem Boden am Stamm
einen Kranz von Holzwolle anzubringen.
Herr Martiny hat das auch gethan;
er hat das Papier darüber auch noch
mit Raupenleim bestrichen und das
hat geholfen. Sein Nachbar, der es
nicht gethan, hat viel Fallobst.
Herr Cordel hatte im Jahre 1898
nur Maden an drei Hochstämmen:
geflammter Cardinal, Charlamowsky
und Cellini.
Die Birne Howell, die am jungen
Hochstamm sonst viele xMaden hatte,
hat dies Jahr keine.
Herr Martiny hat auch viele Nist-
kästen angebracht, und zwar vor-
schriftsmässig mit dem Flugloch nach
Südost.
Die Schwarzdrosseln werden als
sehr schädlich für das Obst bezeichnet.
Sie bauen selbst in Lorbeer- und
Stachelbeerhochstämmen.
Herr Martiny - Wilmersdorf zieht
sogenannte kernlose Johannisbeeren.
Roh schmecken sie wie Ahlbeeren,
dagegen geschmort als Kompot
wundervoll. Im Jahre 1898 sind die
Beeren fast alle von den Stielen ab-
gefallen. L. Maurer-Jena brachte sie
zuerst in den Handel.
Herr Geheimrat Schmidt teilt mit,
dass im Humboldthain ein weisser und
ein roter Hibiscus hochstämmig in
schönster Blüte stehen.
Bei Herrn Geheimrat Fritsch in
Wilmersdorf sind nach Herrn Martiny
auch grosse Hochstämme.
Auf dem Wege von Pallanza nach
Intra stehen nach Geheimrat Hauche-
corne grosse Hochstämme als Allee-
bäume.
Bei Buch ist im Garten eine grosse
Taxus hibernica. Der Park von Buch
kann einst ein sehr schöner Park für
die Berliner Bevölkerung werden, wie
Herr Geheimrat Schmidt mitteilt.
Die Theehybrid-Rose Gloire Lyonnaise.
Von Adam Heydt, Kunstgärtner.
Von weissen Rosen, die durch ihre
Schönheit mir besonders gefielen,
möchte ich Gloire Lyonnaise sehr em-
pfehlen. DerWuchs und das ganze Aus-
sehen verrät ihre Abstammung von
Theerosen, und. ich zähle sie zu den
Theehybriden, selbst wenn auch einige
Rosisten diese Rose zu den Remontan-
ten zählen.
Die Blumenform ist eine echte Rosen-
form. Blumenblätter ziemlich breit,
Farbe innen ins Gelbe spielend, sonst
schönstes Weiss. Gloire Lyonnaise be-
sitzt einen angenehmen und starken
Duft. Die Blumen stehen immer auf-
recht, daher passt diese Rose am besten
für Töpfe, niedrige Büsche und Pyra-
miden, auch für halbhohe und mittel-
hohe Stämme. Für Hochstämme über
1 m ist sie nicht zu sehr zu verwenden,
weil man dann nicht den vollen Blick
der Blumen geniesst.
Gewerbliche Angelegenheiten.
27
Das schlanke, last ganz stachellose
Holz ist ins Rotbraungrüne spielend:
Blätter von mittlerer Grösse, Wuchs
stark; Blüte sehr früh und auch reich.
Als Schaublume ist sie vorzüglich.
Gegen den Winter ist sie nicht gar zu
empfindlich.
Das Einfüttern der Cyclamen in Sägespäne.
Von Adam Hey dt, Kunstgartner.
Von allen den Mitteln, die zum Ein-
füttern der Cyclamen genannt werden,
halte ich Sägespäne für das beste.
Jedoch muss man immer ein Thermo-
meter dabei benutzen, weil sonst die
hohe und lang anhaltende Wärme nicht
taxiert werden kann und die Pflanzen
dann zu leicht verbrennen können.
Sägespäne wärmen gut, behalten die
Wanne recht lange, lassen kein Unkraut
aufkommen und verbreiten nach dem
Ueberspritzen eine gute feuchte Luft.
Solche Sägespäne, die von Buchenholz
stammen, sind besser als diejenigen
von Tannen- und Fichtenholz, weil von
letzteren ein den Pflanzen schädlicher
Dunst entsteigt und sie auch leicht den
bekannten Kohlenpilz hervorrufen.
Hat man Cyclamen in einem frischen
warmen Kisten auf Sägespäne gestellt,
so muss man besonders gegen Sonne
vorsichtig sein, im Xu ist der Kasten
zu heiss. Deshalb mit dem Schattieren
aufpassen!
Die Saatstelle der Deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft,
welche die möglichst zuverlässige und
vorteilhafte Versorgung der Landwirte
mit Saatwaren — möglichst unmittel-
bar vom Erbauer — zum Ziel hat.
zeigt eine stetige Zunahme ihrer Um-
sätze: Im Frühjahrsgeschäft dieses
Jahres hat sie 7194 Aulträge durch
Vermittelung von 41 335,09 D.-Ztr.
Saatware im Werte von 755 839 M.
nach Massgabe ihrer Grundregel er-
ledigt. Die im vorigen Jahre einge-
führte »Anerkennung« von Saaten,
die den Käufern Wirtschaften kenntlich
macht, die den Saatbau mit besonderer
Sorgfalt betreiben, ist in diesem Jahre
von 17 Züchtern mit 34 Wirtschaften
für 02 einzelne Saaten in Anspruch
genommen, gegenüber 10 Züchtern
mit 16 Wirtschaften und 31 einzelnen
Saaten im Jahre 1897. Es erweist
sich diese Einrichtung als weiterer
Ausgestaltung fähig und verspricht ein
wirksames Mittel zur Verbesserung
des Saatenbezuges zu werden.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Auszug aus den Vorschriften der bulgarischen
Regierung über den Pflanzen- etc. Verkehr.
Die Einfuhr lebender Pflanzen mit
Ausnahme der Rebe ist gestattet, wenn
die betreffenden Pflanzen aus Gegenden
stammen, welche von der Reblaus
nicht heimgesucht sind; jedoch ist zu
solcher Einfuhr die Genehmigung des
Ministers für Handel und Landwirtschaft
einzuholen. Diese Einfuhr darf nur
über die Zollstellen Tzaribrod, Sofia,
Harmanly, Varna, Burgas und Rustsehuk
erfolgen; auch müssen die Sendungen
mit einem das Nichtvorhandensein der
Reblaus am Ursprungsorte darthuenden
Begleitscheine versehen sein. Ein
solcher Begleitschein ist auch bei der
Einfuhr von Obst und Gemüse er-
forderlich. Kartoffeln und Zwiebel-
gewächse, ebenso alle Teile von
Reben sind hingegen von der Einfuhr
ausgeschlossen; doch ist die Durchfuhr
dieser Gegenstände mit Genehmigung
des Ministers für Handel und Land-
wirtschaft gestattet.
Wein, Most, Rosinen, Trester, land-
wirtschaftliche Sämereien werden zur
Einfuhr zugelassen; indess kann diese
bei Verdachtsmomenten gewissen Be-
schränkungen unterworfen werden.
Alle zur Einfuhr zugelassenen
Pflanzen, mit Ausnahme von Blumen
in Töpfen, sowie Obst und Gemüse
müssen vollständig von Erde entblösst,
in Leinwand eingehüllt und in Kisten
oder Körben derartig verpackt sein,
dass die Sendungen leicht geöffnet
und untersucht werden können, ins-
besondere auch darauf hin, ob sie
Weinblätter oder andere mit dem
Weinbau zusammenhängende Dinge
enthalten, durch welche die Reblaus
in das Fürstentum eingeschleppt
werden könnte.
28
Litteratur.
Wenn die Pflanzen verdächtig er-
scheinen oder den Vorschriften nicht
entsprechend versandt sind, werden
sie zurückgeschickt oder an Ort und
Stelle vernichtet, sofern der Adressat
in die Rücksendung nicht willigt.
(Amtliche Mitteilung aus dem Kgl. preussischen
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und
Forsten.)
Verhütung der Einschleppung von Schildläusen
in Neuseeland.
Nach einer für Neuseeland unter dem
10. August d. J. ergangenen Bekannt-
machung ist die Einfuhr von Obst- und
anderen Bäumen oder Pflanzen (ein-
schliesslich Schnittlinge, Reiser oder
anderer Teile von Pflanzen, aus-
genommen Obst) nach Neuseeland ver-
boten, wenn diese Gegenstände mit
irgend einer Art Schildläuse behaftet
sind oder auch nur Spuren derartiger
Schädlinge in irgend einer Ent-
wicklungsform aufweisen.
Werden infizierte Obstbäume oder
Pflanzen oder Teile davon verbots-
widrig in die Kolonie eingeführt, so
wird mit den betreffenden Gegen-
ständen und der Verpackung in der
dafür anderweit vorgeschriebenen
Weise verfahren.
Die fragliche Einfuhr darf nur über
die Häfen Auckland und Wellington
erfolgen.
(Amtliche Mitteilung aus dem Kgl. preuss.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und
Forsten.)
Neuer preussischer Gütertarif.
Mit dem 1. Oktober 1898 ist für die
preussischen Eisenbahnen ein neuer
Stückguttarif zur Geltung gekommen,
über dessen Nützlichkeit die Meinungen
je nach Verschiedenartigkeit der Inter-
essen geteilt sind. Obgleich ein sehr er-
heblicher Teil des heutigen Stückgut-
verkehrs von den Ermässigungen des
neuen Tarifs, nämlich der, welcher
sich innerhalb der ersten Zone bis
zu 50 km bewegt, nicht getroffen wird,
berechnet der preussische Eisenbahn-
fiskus für die bewilligten Herab-
setzungen eine Mindereinnahme für die
preussischen Staatsbahnen von 11V2
Mill. M. jährlich. Als Abschlagsleistung
mögen die neuen Stückguttarife immer-
hin begrüsst werden, die sich nun wie
folgt stellen: Bei Entfernungen von bis
zu 50 km bleibt es, wie schon bemerkt,
bei dem alten Preis von 1 1 Pf. für die
Beförderung von 1000 kg auf 1 km;
aber für weitere Entfernungen sind
staffeiförmige Ermässigungen bewilligt
worden und zwar werden berechnet
51 bis 200 km mit 10 Pf., 201 bis 300
km mit 9 Pf., 301 bis 400 km mit 8 Pf.,
401 bis 500 km mit 7 Pf. und über
500 km mit 6 Pf. für die Beförderung
von 1000 kg auf 1 km. Bei diesen
Staffeltarifen wird nicht der niedrigste
Satz für die längste Entfernung zu
Grunde gelegt, sondern jede Zone
wird für sich berechnet, so dass die
Fracht für eine Sendung von 1000 kg
mit 600 km sich wie folgt zusammen-
setzt:
aus 5,50 M. für 1 — 50 km.
„ 15,00 ,, ,, 51—200 „
9,00 ,, ,, 201—300 ,.
,, 8,00 „ ,, 301 — 400 ..
7:00 „ „ 401—500 „
., 6,00 „ ,. 501 — 600 „
Sa. 50,50 M.
Demnach nimmt die Eisenbahnver-
waltung für dieBeförderung von 1000 kg
Stückgut auf 600 km 50,50 M.
Litteratur.
Deutscher Gartenkalender.
XXVI. Jahrgang, 1899. Herausgegeben
von MaxHesdörffer in Berlin. Verlag
von Paul Parey, Berlin. Wir finden
einige neue Aufsätze in diesem alt-
bewährten Kalender, der wiederum
warm empfohlen sei. Die Mischung
für Wiesen, die Ertrag bringen sollen
(S. 79), würde aber viel zu teuer kommen,
wenn man 12 Teile Fuchsschwanz
(Alopecurus pratensis) nehmen wollte.
Auch sind 6 Teile Weissklee zu 6 Teilen
Rotklee zu viel, der Weisskleesamen
ist ja viel kleiner.
Allgemeiner Deutscher Gärtner-
Kaien der für 1899. Herausgegeben
vom Haupt-Vorstand des Allgemeinen
Aus den Vereinen.
-'.'
Deutschen Gärtner-Vereins. 5. Jahr-
gang. Berlin. Verlag des Allgemeinen
Deutschen Gärtnervereins, N., Weissen-
burgerstrasse 66.
Dieser besonders für Gehilfen
geschriebene Kalender enthält die
wichtigsten Bestimmungen über
Kranken- und Invaliditäts-, sowie
Unfallversicherung, Gewerbeordnung,
Gesinderecht etc. und einige andere
wichtige Tabellen etc.
Walter T. Swingle and Herbert
J. Webber, Hybrids and their utili-
zation in plantbreeding (S.-A. aus
Yearbook of Dep. of Agriculture for
1897, Washington). Die Verfasser
weisen nach, wie durch Bastardieren
die Pflanzen bezw. ihre Blumen und
Früchte meist grösser und schöner
werden; mehrere interessante Ab-
bildungen sind beigegeben. L. W.
Dr. W. G. Farlow. Some edible
and poisonous fungi (Bullet. Xo. 15
U. S. Dep. of Agriculture, Division of
veget. phys. and pathology). Einer
der besten amerikanischen Pilzkenner
giebt hier populäre Anleitung zur
Erkennung essbarer und schädlicher
Schwämme an der Hand vorzüg-
licher Abbildungen. I.. W.
Deutsches Gärtner-Liederbuch.
Berlin, Verlag d. AllgemeinenDeutschen
Gärtner-Vereins. 2. vermehrte Aufl.
1898. Preis 50 Pf.
Dieses »dem ersten Einiger der
deutschen Gärtner Paul Gräbner in
hoher Verehrung gewidmete« Lieder-
buch, das mit dem Portrait Gräbners
und einer Abbildung seines Grab-
denkmals geschmückt ist, sei allen
Gärtnern bestens empfohlen. Bei
einiger Umschau auf Vereinsfesten
dürfte übrigens die Zahl der Lieder
sich leicht noch steigern lassen. Einzelne
Lieder wären dann durch andere zu
ersetzen, so z. B. Xo. 23, in welchem
u. a. erklärt werden soll, warum die
jungen Gärtner nicht Gesellen, sondern
Gehülfen heissen, nämlich weil Gott
dem Adam, dem ersten Gärtner,
»Gehülfin« schul ! L. W.
Der Schul- und Ilausgarten
(Verlag von Oskar Bonde-Altenburg),
halbjährlich bei monatlichem Er-
scheinen 1 Mk., bei freier Zusendung
1,20 Mk. VI. Jahrg. Xo. 1. Die neueste
Nummer dieser Zeitschrift, welche bei
der grossen Bedeutung, die man jetzt
namentlich in pädagogischen und volks-
wirtschaftlichen Kreisen der Schul-
gartenfrage und der Pflege des Haus-
gartens beimisst. sich in allen Kreisen
leicht neue Freunde erwerben wird,
i bringt folgenden beachtenswerten In-
halt: Herbsteshofren, Gedicht von
Martin M a a c k. — Aus unserer
Spruchmappe. — Unsere Ziele. —
Herbstarbeiten im Schulgarten. — Die
brau in der Landwirtschaft und im
Gartenbau. — Einige Winke für den
Obstzüchter während der Herbst- und
Winterzeit. Das Wegekraut« in
Bismarcks Wappen. Arbeiten im
Oktober und November. — Ratschläge
und Winke für Obst-, Gemüse- und
Zimmergarten. — Kleine Mitteilungen.
— Litterarisches. Briefkasten. —
Anzeigen.
S ak ellar io. Über die Wer t-
bestimmung der wichtigsten land-
w i r t s c h a f 1 1 i c h e n S ä m e r e i e n. Publ.
der K. K. Samenkontrollstation in
Wien.
Aus den Vereinen.
Obstbau -Kongress in Frankfurt a. M. 1899.
Seitens der Gartenbau -Gesellschaft
sowohl, wie des landwirtschaftlichen
Vereins wurde auf Antrag des Beeren-
wein-Produzenten, Herrn J. Fromm.
Frankfurt a.M., einstimmigderBeschluss
gefasst, anlässlich der im Juni 1899
hier stattfindenden grossen landw. Aus-
stellung und Versammlung einen < >bst-
bau-Kongress hier zu veranstalten, um
auf diesem in Form einer freien Be-
sprechung folgende Punkte zu beraten
und zu erörtern: 1. Die Förderung der
intensiven Obstverwertung, also des
Obstabsatzes und des Obsthandels. 2.1 >ie
Gestaltung des Obstes zu einer wirk-
lichen Marktware, um dadurch den
Obstbau zu einer Quelle des Wohl-
32_
Unterrichtswesen. — Ausstellungen und Kongresse.
Standes für unser Vaterland zu machen,
die ebenso ergiebig werden kann, wie
die Zucker- und Spiritus-Industrie es
geworden sind. 3. Organisation des
Obsthandels in Deutschland. 4. Auf-
bewahrung und Transport des frischen
Obstes. 5. Fortschritte in der Obst-
verwertung, Erschliessung von Absatz-
quellen. 6. Ueberwinterung des Obstes
in Obstspeichern (Aufbewahrungs-
häuser) nach Art der oder im An-
schluss an die Kornspeicher, um das
geerntete Obst unbeschädigt durch den
Winter zu bringen, und dadurch nicht
nur eine bessere Verwertung zu er-
möglichen, sondern auch die Einfuhr
fremden Obstes soviel als möglich zu
vermindern. 7. Entsprechende Ver-
packung des Obstes für Handel und
Konsum. 8. Einrichtung von Obst-
auktionen in den grossen Marktzentren,
wie solche in Berlin , Paris, London u. s. w.
stattfinden, da die Verwertung des
frischen Obstes bekanntlich die best-
lohnendste ist.
Unterrichtswesen.
Die Staats-Gartenbauschule in Gent
feiert im Juni 1899 ihr sojähriges Be-
stehen und wird bei der Gelegenheit
ein internationaler Kongress über gärt-
nerischen Unterricht stattfinden.
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin. Grosse deutsche Winter-
Blumenaus Stellung Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten. Das
Programm wird nächstens erscheinen.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau-Ausstellung vom 5./19.
bis 15./27. Mai 1899. Anmeldungen bis
spätestens zum 1./13. März an Geheim-
rat Exzellenz Prof. Fischer von
Wald heim, Kaiserl. bot. Garten.
Auch für nicht im Programm vor-
gesehene Gegenstände stehen Preise
zur Verfügung. Die Preisrichter wer-
den bald ernannt werden.
Nähere Bestimmungen:
1. Auswärtige Exponenten zahlen
keine Platzmiete.
2. Auf allen russischen Bahnen wird
eine bedeutende Preisermässigung ge-
währt: für Exponate, deren Begleiter,
für die Exponenten, Kommissare, Dele-
gierte und Preisrichter. Wie gross die
Preisermässigung sein wird, soll
nächstens bekannt werden.
3) Es werden Schritte eingeleitet, um
eine Preisermässigung auch von Seiten
ausländischer Bahnen zu erwirken.
4) Alle eben erwähnten Personen er-
halten ein Zertifikat von der kaiserl.
russischen Gartenbau - Gesellschaft,
welches dieselben zur Preisermässigung
berechtigt. Für die Exponate werden
besondere Etiquetten zugeschickt, die
zu einer zollfreien und direkten Be-
förderung über die Grenze bis zum
Ausstellungsplatz dienen.
5. Die Exponate können mit Etiquetten
in beliebiger Sprache von den Expo-
nenten versehen sein; nur müssen die
Pflanzen lateinische Namen haben.
6. Im Notfall wird die Gesellschaft
auf Wunsch die Verpackung und Rück-
sendung der Exponate besorgen; die
damit verbundenen Kosten hat der
Exponent zu tragen.
7. Treibobst und Frühjahrsgemüse
werden bis spätestens den 4./16. Mai zur
Ausstellung zugelassen , wenn die
nötige Anmeldung rechtzeitig stattfand.
Belgische Aussteller wollen grosse
Sammlungen blühender Orchideen per
Nord-Express senden. Allem Anschein
nach wird die auswärtige Abteilung der
Ausstellung glänzend ausfallen.
Hannover. Crysanthemum -Aus-
stellung. Leider können wir noch
keinen Bericht bringen, da unser
Berichterstatter sein Manuskript noch
nicht eingesandt hat.
M e i s s e n. In Meissen fand vom
13. — 15. November 1898 eine sehr ge-
lungene Chrysanthemum - Ausstellung
statt.
Eingesandte Preisverzeichnisse. — Personal-Nachrichten.
V
Antwerpen. 9. bis 13. April 1899.
Internationale Gartenbau - Aus-
stellung zur Feier der 300jährigen
Wiederkehr der Geburt von Anton v an
Dyck. Anmeldungen bis 10. März beim
Sekretariat, 215 Chaussee de Malines
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Mette in Quedlinburg. Engros-Preis-
liste über Blumen-, Gemüse-. Gras-
und landwirtschaftliche Samen. — J. C.
Schmidt in Erfurt. Engros-Preisliste
über Gemüse- und Blumensämereien
(m. Abb.). — Derselbe. Album für
Geschenke (m. Abb.). -- Keilholz in
Quedlinburg. Blumen-, Gemüse-, Feld-
und Grassamen. — Thomas S. Ware
in Tottenham, London. Zwiebeln, Zier-
pflanzen etc. (m. Abb.). — Dammann
& Co. in San Giovanni a Teduccio bei
Neapel. Gemüse und Zierpflanzen
(m. Abb.) — Martin Gras hoff in
Quedlinburg. Feld-, Gemüse-, Garten-,
Gras- und Waldsamen. — A. Käding
in Schwiebus. Gewächshausbauten,
Warmwasserheizungen etc. (m. Abb.). —
Vigneron Fils Succrs. in Olivet bei
Orleans (Loiret). Rosen. — Thomas
S. Ware, Haie Farm Xurseries in
Tottenham, London. Blumen- und
Gemüsesamen, Begonien. Chrysan-
themum, Gladiolen und andere Spe-
zialitäten. — Hof lief. J. Klar in Berlin.
Haupt-Preiscourant.
Personal-Nachrichten.
Goeppert-Denkmal in Sprottau.
Dem vor mehreren Jahren in Breslau
verstorbenen Ehrenbürger der Stadt
Sprottau, Geheimen Medizinalrat Prof.
Dr. Goeppert, Direktor des bota-
nischen Gartens an der Universität in
Breslau. welchem bereits in den
städtischen Promenadenanlagen in
Breslau, und zwar in ihrem schönsten
Teile, ein Denkmal errichtet worden
ist, wird nunmehr auch seine Vater-
stadt Sprottau resp. dessen städtische
Behörden in Verbindung mit einem
Komitee, bestehend aus Göpperts vielen
Verehrern. Freunden und Schülern ein
Denkmal errichten. Dasselbe soll an
seinem 100jährigen Geburtstage, dem
25. Juli 1900, feierlichst enthüllt und
der Stadt zu seiner Wartung und
Pflege übergeben werden. Es wird
seinen Platz im städtischen Park, gegen-
über dem „Laube-Denkmal", erhalten.
Strauwal d-Cosel, aus Sprottau.
Kommerzienrat Helfft- Berlin, Mit-
glied des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues ist zum Geh. Kommerzien-
rat ernannt.
Geh. Kommerzienrat Spindler-
Spindlersfeld, Mitglied des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, ist zum
Ehrenbürger derStadt Köpenick ernannt.
Als Nachfolger des Institutsgärtners
Lücke ist E. S. Weissen bor n an die
Gartenbau- und Obstbaumschule zu
Wittstock berufen worden. Weissen-
born, ein Schüler von Geisenheim.
war an der Obst- und Weinbauschule
zu Trier als Lehrer thätig und studierte
später an der landw. Hochschule in
Berlin namentlich die Krankheiten der
Gartenpflanzen.
Professor Axel Blytt an der T'ni-
versität Christiania plötzlich f am
18. Juli 1898 im Alter von 55 Jahren.
(Erst vor kurzem ist uns die Anzeige
zugegangen.)
Der Hoflieferant H. F. Eil er s in
St. Petersburg feierte am 19. (nicht
am 17.) Oktober seine silberne Hochzeit.
Dr. Hoeppner wurde an der
önochemischen Versuchsstation der
Kgl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau
zu Geisenheim a. Rh. als Assistent an-
gestellt.
Dr. Laubert wurde ebendaselbst
als Assistent an der pflanzenphysio-
logischen Versuchsstation angestellt.
Der Kgl. sächsische Hofgärtner a. D.
G. A. W e n t z e 1 , früher Leiter des
Hofgartens in Pillnitz, f am 10. Okt.
1898 im Alter von 67 Jahren.
Dem 1. Obergehilfen des Kgl. bota-
nischen Gartens in Berlin, Heinrich
Strauss, der am 15. Dezember sein
25 jähriges Jubiläum feiert, ward vom
92 Berichtigungen. — Winterfest.
Verein zur Beförderung des Garten-
baues eine silberne Medaille mit der
Inschrift: »Für 25jährige treue Dienste«
verliehen. Auch die Beamten des bo-
tanischen Gartens und des Museums
überreichten ihm Ehrengaben.
F. Rehnelt, Universitätsgärtner am
botanischen Garten zu Giessen, und
A. Purpus, Obergärtner des bota-
nischen Gartens zu Darmstadt, wurde
vom Grossherzog von Hessen der Titel
Garteninspektor verliehen.
Berichtigungen.
Zu Nr. 23, S. 626. Die Adresse von E. Georg Reid ist Reids Xursery, Becken-
ham Hill, London S. E. (South East), nicht London 3b. — Seite 620 und 621
war sie richtig angegeben.
S. 630. In der Unterschrift unter der Abbildung 124 lies: Sumpfdotterblume
mit 130 gelben Blüten, nicht 30. Im Text steht es richtig.
Bitte berichtigen zu wollen, dass ich in der letzten Versammlung (Garten-
flora 1898 Seite 652) bunte Arundoblätter zur Verwendung bei Blumenkörben,
Blumensträussen etc. empfahl, jedoch nicht von Blumen stocken gesprochen habe.
G. Körper, Fürstenwalde a. d. Spree.
Berichtigung betr. der Obstausstellung. In Heft 24 der Gartenflora
1898 S. 653 steht, dass ich, nachdem ich auf die wertvollsten Sorten der von mir
ausgestellten Aepfel aufmerksam gemacht, gesagt haben soll, dass ich, da ich
keine vorschriftsmässigen, guten Früchte ausgestellt habe, auf die mir zu-
erkannte kleine silberne Medaille verzichte. Dies ist ein Irrtum; ich habe
gesagt, da die von mir ausgestellten Früchte (nach Ansicht der Preisrichter)
nicht alle ausstellungsfähig gewesen sein sollen, verzichte ich. Ich bemerke
hierzu, dass man vielfach der Ansicht war, meine Kollektion enthielte die
schönsten Früchte und besten Sorten, und gab mir den Rat, da dies nicht
gebührend berücksicht sei, sollte ich die kleine silberne Medaille zurückweisen,
was ich auch gethan habe.
Im übrigen bemerke ich noch, dass die beschränkte Ausstellung voll-
ständig ihren Zweck verfehlt hat, da eine Berichterstattung, welche soviel hätte
sagen können und sagen sollen, ausgeblieben ist.*) Der Hauptzweck war,
die Sorten und Früchte danach zu beurteilen, auf was für Boden die eine
oder andere Sorte besser gedeiht, um den Liebhabern einen Fingerzeig zu
geben: für diesen oder jenen, trocknen oder nassen Boden sind die hier
gezeigten Sorten anzupflanzen; wozu wären denn auch sonst die Zettel
auszufüllen gewesen? Ob eine Frucht verkäuflich ist oder nicht, bedarf wahrlich
keiner Beantwortung, denn jeder gute Apfel findet immer seinen Abnehmer.
C. Dressler.
2. Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues,
Donnerstag, den 19. Januar im Hotel Imperial pünktlich 8 Uhr.
Anmeldungen nur bis n. Januar an Herrn Kgl. Hoflieferant J. F. Loock,
Berlin X., Chausseestr. 52 a.
*) Herr Junge hat in der Versammlung am 24. November Bericht erstattet. L. W.
Cattleya Trianae „Hofgärtner Wundel".
__. Hierzu Tafel i.pN.
'■]1£) lüten sehr gross und von vollendet schöner Form. Blumenblätter sehr breit,
(^=9 zartrosa mit karminrotem Mittelstreifen, der sich von der Basis der
Kelch- und Kronenblätter nach der Spitze hinzieht und sich gegen den Rand der
Kronenblätter in besonders schöner Weise verbreitert. Unterseite weisslick-
rosa, Lippe mit einem bis zum äussersten Rande gehenden prachtvoll karmin-
roten breiten Saum (viel schöner als auf unserer Abbildung*), der sich nach
dem dunkelgoldgelben Schlünde hin scharf abgrenzt.
Diese herrliche Varietät wurde von Herrn Orchideenzüchter Wundel in
Oranienburg am 5. Februar 1898 dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues
vorgeführt und mit dem Wertzeugnisse gekrönt (Gartenfl. 1898, S. 99). Die
Preisrichter hoben noch besonders hervor, dass sie sowohl für Liebhaber, als
auch für Handelsgärtner einen hervorragenden Wert besitze.
Cattleya Trianae Linden et Reichb. f. ist benannt zu Ehren des um die
Flora von Columbien hochverdienten Botanikers Jose Triana in Bogota (f zu
Paris). Sie gehört, so gut wie C. Mossiae. botanisch zur grossen Art C. labiata
und unterscheidet sich von C. Mossiae durch hellere Blätter und besonders
durch die längere Röhre der Lippe, gärtnerisch vor allem aber dadurch, dass
sie in den Wintermonaten blüht, während C. Mossiae meist im Sommer ihre
Blumen entfaltet.
Benannt ist sie von Herrn Wundel zum Andenken seines verstorbenen
Vaters, des llofgärtners Wundel in Potsdam.
Diese Varietät steht der Cattleya Trianae var. Capartiana L. Lind, in
Lindenia vol. IX 1893 t. 426 am nächsten, die sich aber besonders dadurch
unterscheidet, dass allein die Blumenblätter einen karminroten Mittelstreifen
haben, der sich nur von der Spitze bis zur Mitte hinzieht. L. W.
854. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 29. Dezember 1898.
I. Der Direktor des Vereins Kgl. Gartenbaudirektor Lackner widmete dem
verstorbenen Mitgliede Herrn Goeschke in Cöthen warme Worte der
Anerkennung für sein rühmliches Streben, namentlich auf dem Gebiete
der Frdbeerzüchtung, und die zahlreich Erschienenen erhoben sich zum
Ausdruck der Teilnahme von ihren Sitzen.
*) Die schwar/en Flecke, welche die Abbildung zeigt, sind gar nicht vorhanden; der
Lithograph hat leider statt dunkles Roth — Schwarz genommen.
• ) I 854- Versammlung des Vereins Zur Beförderung des Gartenbaues ete.
II. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr S. Thon, stellvertretender Direktor der »Victoria«, Gross-
Lichterfelde, durch L. Wittmack.
2. „ Kaufmann und Importeur mexikanischer Landesprodukte Emil
Heese, Gross-Lichterfelde, Lutherstr. 4, durch Herrn Urban.
3. ., Kgl. Hofgärtner Rosenberg, Potsdam, durch L. Wittmack.
4. ,. Henne, W. Kurfürstenstrasse 13, Geschäftsführer der Firma
J. Ilaack, Nachfolger R. Köhler, durch Herrn Hofgärtner
II offmann.
5. ,, Obergärtner Füller, Colonie Grunewald, Herthastrasse 7 8,
durch Herrn Hoflieferant Kropp.
6. ,, Gärtnereibesitzer Käding, Zossen, durch Herrn Marquardt.
7. „ Dr. Paul Graebner, Friedenau, Rembrandtstr. 6 (vom 1. Mai
ab Gross-Lichterfelde, Victoriastr. 8) durch L. Wittmack.
III. Ausgestellte Gegenstände: 1. Die Firma Eugen Blasberg, Berlin,
führte die bei dem vom »Praktischen Ratgeber« veranstalteten Leiter-
Wettbewerb unter 32 eingegangenen Leitern mit dem ersten Preis
gekrönte Leiter »Gnadenfrei« vor. Die Leiter ist eine Art Tritt- oder
Stehleiter und hat nach den Erläuterungen des Herrn Vogt, Vertreter
der Firma, folgende Vorzüge: 1. Sie hat Stufen statt der Sprossen und
drückt daher nicht so auf die Sohlen. 2. Die Stützen sind mit einem
(harnier versehen, durch Herausziehen eines kleinen Stiftes kann man
die Stütze abnehmen und die Leiter als Anlegeleitel" verwenden. 3. Die
Stützen haben Schlitze, die es möglich machen, dass sie einen festen Halt
geben, trotzdem sie aus dünnem Holz sind. 4. Das Charnier der Stützen
hat oben jederseits einen Stützpunkt, so dass sich die Stützen oben nach
aussen nicht verrücken können (nur nach innen) und eine Seitwärts-
bewegung ausgeschlossen ist. 5. Oben sind zwei Anstelleisen, so dass
man bei Wandspalieren sie anlegen kann, ohne die Wand zu beschädigen.
6. Die Leiter hat ein sehr geringes Gewicht.
Herr Brodersen bemerkt, er habe sich eine solche Leiter gekauft,
sei aber sehr enttäuscht. Die erste Bedingung, dass die Leiter fest stehe,
sei nicht vorhanden. Sowie man mit ihr auf der Strasse arbeitet, sind
sämtliche Vorzüge verschwunden, auf weichem Boden mag sie fest stehen.
Herr Kotte würde solche Leiter auf seinem abschüssigen Terrain auch
nicht brauchen können. Er empfiehlt, sich die Leitern, wie sie das
Reinigungs-Institut zum Fensterputzen benutzt, zum Muster zu nehmen,
oben aber noch eine Stange anzubringen. Eine solche dreibeinige Leiter
steht überall fest, eine vierbeinige nicht; die letztere lässt sich auch nicht
beim Schneiden von Pyramiden verwenden. Bei einer dreibeinigen steckt
man die Stange durch die Pyramide und hat den Baum unter sich.
2. Herr Goedecke in Seehof bei Gross-Lichterfelde erfreute die Ver-
sammlung abermals durch herrliche, abgeschnittene, getriebene Rosen,
die er diesmal ausser Wettbewerb vorführte. Um zu zeigen, dass die
Rosen nicht etwa verspätete Herbstblüher seien, führte er auch einen
kräftigen, 1,62 m langen, in den letzten vier Wochen gewachsenen Trieb
vor. Herr Goedecke, der die Vereinigten Staaten und (anada bereist
hat, bedauerte, dass man bei uns noch immer bezweifle, dass es möglich
854. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. nc
sei, Rosen ununterbrochen wachsend und blühend zu haben wie in
Amerika. Er habe freilich lange probieren müssen, ehe er die geeignetsten
Sorten gefunden habe. Diese sind besonders: Ferd. Jamin, la Franc-.
Kaiserin Auguste Victoria, Belle Siebrecht, Bridesmaid (Sport von Catherine
Mcrmet). Eine Firma (der Name war unverständlich) in Chicago hat
40000 Rosenstöcke und schneidet täglich 10 15000 Rosen. Er selbst hofft
im nächsten Winter täglich 100 Dutzend schneiden zu können. Hat man
klares Wetter, so blühen die Rosen natürlich leichter, aber es geht auch
bei trübem. Ich war. berichtete er. in Canada bei 300 Kälte und trübem
Wetter. Kein Haus wurde gedeckt. Abends sind wir mit der Spritze
umhergegangen und haben alle Fugen mit Wasser bespritzt; dies gefror
sogleich und dichtete die < »Öffnungen. Für Palmen und Azaleen aber ist
es besser zu decken, für Pflanzen, die bald blühen sollen, nicht.
Ähnlich grossartig ist die Nelkenkultur in Amerika. Es kommt vor,
dass ein Farmer zuerst vielleicht 1 — 2 Nelkenhäuser und zuletzt davon
40 hat; alle Nelken werden aber im Hause ausgepflanzt, und da kann man
zu Weihnachten 100 langstielige Nelken für 2 Dollars (8,50 M.) liefern.
Herr Ilofgärtner Iloffmann: Auch in Russland werden in der grossen
Treiberei die Häuser nicht gedeckt.
Herr F. Dietze: Ich habe einst auch um diese Zeit Rosen vorgeführt
und dafür sogar die grosse silberne Staatsmedaille erhalten; aber ich
konnte mit manchen sich schwerer treibenden .Sorten nicht zurecht-
kommen, z. B. la France etc. Der diesjährige Winter ist so ausser-
ordentlich günstig, ein solcher kommt aber selten vor. In Amerika hat
man viel Sonne, wenn auch grosse Kälte; bei uns haben wir mit zu vielen
Niederschlägen zu kämpfen. Ich hatte s. Z. noch grössere Blumen und
verlangte für das F)utzend 5 Mark, erhielt das aber nicht. Im Januar und
Februar könnten wir Rosen haben, um jetzige Zeit ist es zu kostspielig.
Ich glaube nicht, dass Herr Goedecke es mit seinen Rosen so lange
aushalten wird bis wir Schutzzoll erhalten. Im Augenblick sind freilich
die Blumen teuer, weil Italien viel Kälte gehabt hat.
Herr Kgl. Übergärtner Habermann: Ich bin der festen Überzeugung,
dass wir bald die italienischen Rosen satt haben werden, die besseren
Geschäfte haben wenig mehr davon; der schwindelhafte Flandel, der nur
schlechte Ware aus Italien zu uns bringt und andererseits der Flciss der
deutschen Gärtner wird sie verdrängen. Alan wrird lieber etwas mehr
Geld für die deutschen Rosen zahlen. Als man einst in Berlin sagte, in
Hamburg könnte man deshalb so gut Rosen ziehen, weil dort der Golf-
strom wirke, entgegnete der verstorbene Berliner Rosenzüchter II. Wendt:
»Der Golfstrom wirkt in Hamburg so viel auf die Rosen, wie in Berlin
die Panke!«
Herr Kotte: Ich bestreite, dass die Rosenkultur für Januar und
Februar rentabel ist; als ich junger Anfänger war. sah ich noch rosiger
in die Zukunft. Jetzt weiss ich, dass ich vor Monat März keine Rosen
haben darf. Warum? Das steht in meinen Büchern. Die Hamburger
sind alle an der Rosentreiberei untergegangen.
Herr Hunholtz, der einen grossen Teil der Goedeckeschen Rosen
abnimmt, bemerkt, dass Herr Goedecke den ganzen Winter Kosen lieferl
•>5 854. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
und dass das Publikum die höheren Preise willig zahlt. Die italienischen
Rosen kosten jetzt 2,50 — 4,50 M. für das Publikum, zu Neujahr werden
sie wohl auf 4—6 M. kommen; diese Waare muss noch dazu gedrahtet
werden und hält sich nicht lange. Solche Rosen, wie Herr Goedecke
liefert, halten sich viel länger, eine La France in Knospen bis 14 Tage.
Sicherlich werden sie die Italiener verdrängen.
Herr Hab ermann: Der Preis wird nicht so sehr durch die italienischen
Rosen gedrückt als durch die inländische Konkurrenz. Wenn einer
Rosen treibt, thun es gleich alle.
Herr A. Drawiel-Lichtenberg: Herr Goedecke hat ein ganz neues
Terrain. Auf einem solchen und in neuen Häusern treiben sich erfahrungs-
gemäss die Rosen besser. Im Anfange meiner Thätigkeit hatte ich auch
schöne Rosen, weil ich ein neues Terrain hatte. Da kamen die Ham-
burger mit ihren Rosen und wollten alles tot machen, aber sie sind
untergegangen und bei mir hat es auch abgenommen. Ich habe mehrfach
Professoren um Rat gefragt, aber keiner konnte mir sagen, warum sie
nicht mehr so blühen wollten. Der alte Bouche und andere sagten mir
gleich: »Wenn Sie Ihre Häuser erst länger haben, werden die Rosen schon
nachlassen.« So ist es auch gekommen und ähnlich ging es auch bei
Herrn Dietze und Herrn Buntzel. Übrigens sind jetzt meine Rosen
wieder etwas besser.
Herr Kotte: Herr Goedecke hofft, täglich 100 Dutzend absetzen zu
können, aber Herr Hunholtz nimmt vielleicht täglich nur 3 — 4 Dutzend,
wo bleiben die übrigen? Jedenfalls bezweifle ich, dass Herr Goedecke
seine 100 Dutzend mit Gewinn absetzen wird.
Herr I) Htm an n -Eberswalde: Die Äusserungen, die hier gefallen, sind
keine Ermutigung für den jungen Anfänger. Ich muss Herrn Goedecke
die Anerkennung zollen, dass seine Rosen sehr schön sind. Wir wollen
Fortschritte machen, keine Rückschritte, und darum haben wir in der
< iktobersitzung Herrn Schlegel -Reinickendorf für seine Rosen die
goldene Medaille beMrilligt. Wenn die deutschen Gärtner eine Besteuerung
der italienischen Rosen wünschen, müssen sie auch gute Waare liefern.
Freuen wir uns, dass Herr Goedecke ein so schönes Beispiel giebt
und hotfen wir, dass seine Kulturen sich bewähren werden. (Bravo!)
Herr Goedecke: 100 Dutzend Rosen abzusetzen ist nicht so schwer,
denn Berlin hat ca. 1500 ^Blumengeschäfte. Wenn ich 0,70 bis 10 Mark
für das Dutzend fordere, hat Niemand sich geweigert das zu zahlen.
Leider treiben die Gärtner aber hier noch nicht genug Spezialkulturen
und andererseits macht sich der Xeid so oft geltend. Auch Russland
ist ein guter Abnehmer. Bei uns haben die Gärtner vielerlei, aber nicht
viel. In Amerika hat ein Züchter Wortmann in (der Ort war
unverständlich) allein 80 Häuser mit Medeola.
3. Herr Hapt-Nieder-Schönhausen überbrachte als Merkwürdigkeit
am 27. Dezember im freien Lande geerntete Gemüse: Blumenkohl,
Kohlrabi und verschiedene Sorten Radieschen. Der Winter behandelt
uns in diesem Jahre, bemerkt Herr Hapt, äusserst milde, ich weiss mich
eines ähnlichen Falles nicht zu erinnern. Jm vorigen Jahre hatten wir
zwar auch einen milden Winter, aber doch mehrere Tage anhaltenden
854- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. -in
Frost. Wenn der lllumenkohl sechs Tage Frost gehabt hätte, wäre nichts
aus ihm geworden. Diesmal hatten wir nur ein paar Tage Frost und
nachher wurde es wieder warm. Wenn die Ptlanzen unberührt stehen
bleiben, zieht der Frost vollkommen wieder aus.
4. Aus dem botanischen Garten der Universität Utrecht
(Holland) war durch den Garteninspektor Herrn Budde daselbst eine
hübsche hybride Bromeliacee, als Topfexemplar übersandt. Dieselbe
hat als Mutter die Billbergia nutans, der Vater ist nicht sicher bekannt.
Am meisten hat die Pflanze, wie L. Wittmack auseinandersetzt, Ähnlich-
keit mit Billbergia hybrida leodiensis II. L. B. (B. vittata 9 X nutans).
beschrieben und abgebildet von II. Witte in »Gartenflora« 1891 S. .~'':-
Auch Herr Garteninspektor E. Th. Witte-Leiden, Nachfolger seines
Vaters in Leiden, schreibt Herrn Budde, dass sie dieser am ähnlichsten
sei. Herr Budde bemerkt freilich, dass B. nutans nicht im Spiele sein
könne, da im Utrechter Garten B. vittata nicht vorhanden ist. Wahr-
scheinlich ist aber eine verwandte Art oder ein Bastard von ihr da.
IV. Hierauf schreitet man zur Neuwahl des 1. Stellvertreters des Vereins-
direktors. Zu Stimmzählern wurden vom Direktor ernannt die Herren Inspektor
Dressler, Kgl. Garteninspektor Echtermeyer und Architekt Urban.
Wie am 28. Oktober wurde durch Selbstzählen die Zahl der Stimm-
berechtigten ermittelt und es ergab sich die Zahl von 121. Hierauf wurden die
Stimmzettel eingesammelt (leider nicht gleich gezählt) und es ergaben sich
für Herrn Konsul Seifert 62 Stimmen,
,, ,, Kgl. Garteninspektor Perring oi Stimmen.
Es waren mithin zwei Stimmzettel zu viel abgegeben. Die Wahl musste
deshalb für ungültig erklärt und auf die nächste Vereinssitzung, welche
am 26. Januar stattfindet, vertagt werden.
V. Hierauf hielt Herr Prof. Dr. B. Frank von der landwirtschaftlichen Hoch-
schule Berlin einen mit lebhaftestem Beifall aufgenommenen Vortrag über
die in Deutschland vorkommenden Obstbaum-Schildläuse in ihrer Be-
ziehung zur San Jose-Laus und mit besonderer Berücksichtigung des
Obstbaues in Tirol. Der Vortrag wird in der »Gartenflora« erscheinen.
VI. Hierauf wurden ohne Debatte 300 Mark dem Verbände der Handels-
gärtner Deutschlands zu den Kosten der Schutzzoll-Erhebungen bewilligt.
VII. Herr städtischerGarteninspektor Axel Fintelmann erklärtmitBezugauf die
in der letzten Versammlung (Gartenflora 1898 S. 655) gemachten Äusserungen
betreffs der Verlegung eines Weges im neuen Königlichen botanischen
Garten in Dahlem, dass nicht nach seinem Projekte gearbeitet worden s
*) Herr Garteninspektor Fintelmann hat nachträglich folgende Berichtigung eingesandt:
In der November-Sitzung wurde im Anschluss an eine Bemängelung der Führung des Fahr-
weges in dem neuen botanischen Garten, Seite <~>?5 d. Gartenrl. 1898, darauf hinuewiesen, dass
der ganze Plan zu dem Garten und auch der betr. Weg nach Rücksprache mit den Herren
Geheimrat Engler und Garteninspektor Perring entworfen und gezeichnet worden sei.
Nachträglich habe sich allerdings eine Verschiebung des Weges wegen eines Tümpels, den
man glaubte zuschütten zu dürfen, als notwendig erwiesen. Hiernach könnte sich leicht die
Ansicht Geltung verschaffen, dass der Fahrweg nach meinem Entwürfe ausgeführt bezw. die
Verschiebung desselben mit meinem Einverständnis vorgenommen worden sei. Es veranlasst
mich dies, ganz besonders darauf aufmerksam zu machen, dass bisher nach meinem Plane
nicht gearbeitet wurde, dass weder Lage, noch Form und Inhalt des zur Ausführung
gelangten Fahrweges übereinstimmend sind mit meinem Entwürfe.
Berlin-Humboldthain. Axel Fintelmann, Stadt. Garteninspektor.
o§ Rhynchanthus Bluthianus Wittmack.
Herr Garteninspektor Perring bemerkt, dass Herr Fintelmann jetzt
ersucht worden sei. ein neues Projekt betreffs des Weges auszuarbeiten,
und dass bereits an massgebender Stelle beschlossen sei, den Weg nach
dem neuen Fintelmann sehen Vorschlage auszuführen. Die Sache sei
damit erledigt.
Herr Gartenbaudirektor Hampel bedauert, dass der Vorstand der
Anregung, die in letzter Sitzung gegeben sei, die Sache weiter zu ver-
folgen, nicht nachgekommen wäre. Ihm wurde bemerkt, dass ein dahin
gehender Beschluss nicht gefasst sei; nur einzelne Mitglieder des Gehölz-
ausschusses hätten nach der Sitzung den Wunsch ausgesprochen, dass-
die vereinigten Ausschüsse den fraglichen Weg besichtigen möchten. Der
General-Sekretär habe sich dann an die massgebenden Stellen gewandt
und es sei ihm gesagt, man möge doch nicht eher aburteilen, bis die
Sache fertig wäre. Herrn Brodersen sei aber infolge dessen Gelegenheit
gegeben, die Pläne einzusehen.
Herr Brodersen spricht seine Freude darüber aus, dass auf seine-
Anregung hin nun doch die Sache gebessert werde.
VIII. Hierauf wurde vom Direktor mitgeteilt, dass die grosse Winter-Blumen-
Ausstellung Mitte Februar 1900 im Zoologischen Garten stattfinden
werde. Die Direktion desselben wolle einen Vertragsentwurf einreichen.
IX. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver-
sammlung Vorgeschlagenen (siehe Gartenflora 1898 S. 650).
Carl Lackner. L. Wittmack.
Rhynchanthus Bluthianus Wittmack, eine neueZingiberaceen-Art.
Von L. Wittmack.
Gattungscharakter: Rhynchanthus Hook. f. in Bot. Mag. t 6861.
Wurzelstock knollig; Fasern stark behaart. Stengel beblättert. Blätter länglich-
lanzettlich. Ähre endständig. Kelch cylindrisch, undeutlich gezähnt. Kronen-
röhre lang, fast cylindrisch. Kronenabschnitte ei-lanzettlich, zugespitzt. Seitliche
Staminodien fehlend; Lippe verkümmert; Staubfaden lang, lineal, seine
Ränder eingebogen, Spitze desselben fadenförmig; Antherenfächer aneinander-
liegend, ohne Kamm. Fruchtknoten dreifächerig; Samenanlagen viele, über-
einander. Griffel fadenförmig, Narbe klein, kreiseiförmig. Kapsel und Samen
unbekannt.
Artcharakter: Knollen kugelig-eiförmig, Stengel 30 cm hoch, Blätter
zweizeilig, ei-lanzettlich, sitzend, mit langer offener Scheide stengelumfassend,.
12 cm lang, 2 — 4 cm breit, die untersten auf scheidenartige Niederblätter reduziert.
Ähre wenigblütig (zweiblütig), jede Blüte ca. 5 cm lang, aus der Achsel eines
rötlich-grünen Deckblattes entspringend, das unterste Deckblatt mit laubartiger
Spitze. Kelch und Blumenblätter schön karminrot, Lippe und Staminodien
fehlend. Der einzige Staubfaden tutenförmig, mit seinen Rändern verwachsen,
gross, schön weiss, an der Spitze den gelben Staubbeutel tragend, Griffel
durch den Staubbeutel hindurchgehend, Narbe kugelig. Stylodien (verkümmerte
seitliche Griffel) nur 1 statt 2.
Ijber anatomische Merkmale bei Berberis-Arten. oq,
Diese Pflanze benenne ich zu Ehren des Herrn Gärtnereibesitzer Franz
Bluth in Gross-Lichterfelde bei Berlin, bei dem sie mit Orchideen aus Ost-
indien aufgegangen ist. Herr Bluth sandte mir die Pflanze als sie zum erstenmal
blühte, am 15. August 1896 zur Bestimmung. Sie hatte damals nur eine einzige
Blume, aber an dem grossen weissen, horizontal abstehenden tutenförmigen
Staubgefäss erkannte ich bald, dass sie zur Gattung Rhynchanthus (d. h. Schnabel-
blume), von der erst eine Art, R. longitlorus Hook. Bot. Mag. 6861, bekannt
ist. gehören müsse.
Im Oktober 1898 erhielt ich die Pilanze wieder, leider schon fast verblüht;
sie war grösser geworden, aber die Ähren doch nur zweiblütig. Immer mehr
wurde mir klar, dass sie neu sei, zumal im Kgl. Botanischen Museum, wo
Herr Prof. K. Schumann neuerdings die Scitamineen durcharbeitete, sich
nichts Ähnliches findet. Der Sicherheit wegen schickte ich aber Photographie
und farbige Abbildungen auch nach Kew an Dr. J. G. Baker, der die Scitamineae
für Hookers Flora of British India bearbeitet hat, und dieser schreibt mir
freundlichst unter dem 27. Dezember 1898:
»Wir haben dieselbe Pflanze im Kew-IIerbarium als eine unbenannte Art
von Rhynchanthus. Unser Exemplar erhielten wir im September 1897 von
Herrn Dr. G. Walker, 12 Springlicld road, Wimbledon. Es wurde uns geschickt,
um benannt zu werden.«
Darnach ist anzunehmen, dass vielleicht mit einem und demselben Trans-
port von Orchideen diese Ptlanze in mehreren Exemplaren eingeführt ist.
Obwohl der Kontrast zwischen dem weissen tuten- oder kahnförmigen
Staubfaden und dem schönen Karminrot von Kelch und Krone ein sehr hübscher
ist. ist die Pflanze, wenn sie nicht von selbst allmählich oder durch die Kultur
gezwungen mehr Blumen ansetzt, gärtnerisch von keinem grossen Wert,
mehr von botanischem Interesse. Sie zieht im Winter ein wie die Canna,
welche bekanntlich auch eine Zingiberaceae ist.
Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
Von E. Koehne. [Fortsetzung statt Schluss.]
(Eingereicht am 22. November 1898.)
4. Hypodermales Sklerenchym*) in den Blättern. Unter der Epidermis
der Blattoberseite können, aber nur bei immergrünen Arten, dickwandige,
schmale, aber langgestreckte, chlorophyllfreie Zellen in einer Schicht, bei
B. trifoliolata und japonica in 2— 3 Schichten auftreten. Unter den Mahonien
zeigen diese Erscheinung B. Fremonti. B. Fortunei Lindl., B. trifoliolata,
B. nervosa, B. nepalensis, B. japonica, unter den Euberberis
B. Darwini, B. actinacantha Mart., B. Darwini X empetrifolia, B. em-
petrifolia. B. ilicifolia Forst., B. ruseifolia Lam., jedenfalls auch noch
ander'- Arten. Jedenfalls fehlt dies hypodermale Sklerenchym bei B. repens,
Aquifolium, Aqu ifolium X vulgaris. B. pygmaea Koehne (=microphylla
Förster?), buxifolia Poir., congestiflora Gay, concinna, asiatica und
Wall i Chiana, sowie wohl sicher bei allen sommergrünen Arten.
*) Festigungsgewebe unter der Oberhaut-Zellschicht.
^O Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
5. Sonstiges Blattsklerenchym. Stets ist das Gefässbündel der Mittel-
rippe von einem schwach gelblich gefärbten Sklerenchymring umgeben, der
an beiden Seiten nur sehr schwach, d. h. auf eine Zellbreite beschränkt, oder
auch ganz unterbrochen sein kann. Konstanz scheint hierin nicht zu bestehen.
Nach der Oberseite hin kann der Ring durch einen schmalen bis kräftigen
Pfeiler mit der Epidermis in Verbindung treten. Selten schiebt sich zwischen
den Pfeiler und die Epidermis in einer oder zwei Schichten ein Stückchen
Gewebe ausZellen mit weisslicheren Wandungen undmitmehrkollenchymatischem
Aussehen, noch seltener chlorophyllhaltiges Gewebe. Letzteres beobachtete
ich gelegentlich z. B. bei B. Aquifolium und B. Wallichiana. Unten be-
rührt der Sklerenchymring der Mittelrippe nur selten unmittelbar die Epidermis.
Meist drängt sich dazwischen in 1 — 6 Schichten ein Gewebe mit nicht gelblichen,
weniger dicken Wandungen von mehr kollenchymatischem Aussehen, manch-
mal mit, manchmal ohne Intercellularräume, zuweilen sogar recht dünnwandig
und Chlorophyll führend. Systematisch verwertbar scheinen aber diese Ver-
hältnisse nicht oder in geringem Grade zu sein. An den Seitennerven und
Adern wiederholt sich die Sklerenchymbildung in geradweise abgeschwächtem
Masse, sodass Nerven und Adern an getrocknetem Material beiderseits vor-
springen, auf der Unterseite natürlich deshalb stärker, weil hier das Schwamm-
parenchym zwischen den Adern beim Trocknen stärker einsinkt als oberseits
das Pallisadenparenchym.
Der Rand des Blattes ist ebenfalls stets durch etwa 1 — 10 Sklerenchym-
lagen verstärkt, welche bei den oberseits mit hypodermalem Sklerenchym ver-
sehenen Arten durch dieses letzte mit den oberen Sklerenchympfeilern der
Nerven und Adern in Verbindung treten. Unter der Lupe erscheint das Rand-
sklerenchym als durchscheinende Berandung. Die Dornzähne am Blattrande
bestehen ganz aus solchemSklerenchym. Als ArtenmerkmalistdieseSklerenchym-
bildung von geringem Wert, da sie je nach der Nähe der Zähne schwächer
und stärker sein kann und. wenn auch stets innerhalb gewisser Grenzen,
schwankt. Immerhin kann man Arten mit starkem und solche mit schwachem
Randsklerenchym unterscheiden.
Metamorphosieren sich die ganzen Blätter in Dornen, wie es bekanntlich
an den Langtrieben der Fall ist, so nähert sich das Randsklerenchym der
Mittelrippe und tritt mit deren Sklerenchym oberseits in unmittelbare Ver-
bindung, während von dem dünnwandigen Parenchym des Blattes nur eine
kleine, fast ringsherum vom Sklerenchym umschlossene Zellgruppe übrig bleibt.
Auch unterseits kann sich endlich das Sklerenchym um diese Gruppe herum
völlig zusammenschliessen. Bei dieser ganzen Sachlage ist der Bau der Dornen
überaus einförmig und, soviel bisher zu ersehen, systematisch ohne Wert.
6. Pallisadenparenchym. Es tritt namentlich bei immergrünen, selten
bei sommergrünen Arten in 2—3 Schichten auf, ist aber auch bei ersteren
häufig einschichtig. Konstanz bei ein und derselben Art besteht im all-
gemeinen nicht, nur insofern, als bei den meisten sommergrünen Arten die
Schichtenzahl 1 niemals überschritten wird. Jedenfalls ist die Zahl der
Schichten für die Art-Unterscheidung nur von geringem Belang. Die Gesamtdicke
des Pallisadenparenchyms kann der des Schwammparenchyms gleichkommen,
aber auch weit dahinter zurückbleiben. Die Wahrscheinlichkeit, in diesen
Verhältnissen systematisch verwendbare Unterschiede zu finden, ist sehr gering.
Bericht über Jie Kulturversuche im Jahre [898. _| 1
7. Bau der jüngeren Zweige. Hierin hoffte ich von vornherein gute
Unterschiede zu rinden, da die Zweige bald grau, bald lebhaft braun gefärbt,
bald drehrund, bald feingestreift, bald tiefgefurcht sind. Ich wurde aber
durch die anatomischen Befunde enttäuscht, da sich hierin die äusseren
l'nterschiede lange nicht so scharf ausprägten, wie ich geglaubt hatte erwarten
zu dürfen. In den Ilauptzügen ist der Stammbau sehr einförmig.
Die Zellen des Markes sind bei Euberberis meist dünnwandig und
ziemlich spärlich getüpfelt, bei Mahonia erheblich dickwandiger und reichlich
getüpfelt. Die Markstrahlen sind meist sehr schmal, zuweilen ein wenig breiter,
bieten aber wenig Aussicht auf systematische Verwendbarkeit. Die Sklerenchym-
sichel, welche den Holzteil der Leitbündel vom Marke trennt, ist überall
gleichförmig. Sie ist selten, und wie es scheint, in unbeständiger Weise von
dem sklerenchymatischen, durch Berberin gelb gefärbten Teil des Holzgewebes
durch eine schmale Lücke getrennt, vielmehr geht sie in letzteres meist
unmittelbar über, welches seinerseits im mittleren Teil des Bündels bald nur
sehr kleine, bald grössere oder ansehnliche, mehr oder weniger zusammen-
tli essende, auch die grossen Gefässe mit umfassende, unregelmässige Gruppen
dünnwandigen Gewebes übrig lässt. Anhaltspunkte für Artunterscheidung
scheint die grössere oder geringere Ausbildung des sklerenchymatischen Anteils
im Holzteil der Leitbündel nicht zu bieten. Auch im Kambial- und Siebteil,
sowie im chlorophyllführenden Rindenparenchym habe ich bisher nichts
Bemerkenswertes gefunden. Bei kantiger Zweigform ist schon der ganze Gefäss-
bündelring mehr oder weniger deutlich eckig, und das Rindenparenchym pflegt
in die Zweigkanten hinein mit deutlicher Verstärkung vorzuspringen, sodass
es als die eigentliche Ursache der Rippenbildung sich darbietet, und seinen
Umrissen die weiter aussen liegenden Gewebemassen im wesentlichen nur
tolgen. (Schluss folgt.)
Bericht über die Kuiturversuche im Jahre 1898,
die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Preussischen Staaten
auf den Rieselfeldern der Stadt Berlin in Blankenburg ausgeführt wurden.
Erstattet von
Joseph Klar, Berlin, Samenhandlung, Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs
und Otto M e n d e , Obergärtner der Stadt Berlin, zu Blankenburg.
(Fortsetzung.
Myosotis oblongata perfecta Q. Eine grossblumige Abart des bekannten
Winterblühers M. oblongata vera, die übrigens den ganzen Sommer in Blüte
stand, während die vorhergehenden Arten und Abarten mit der zunehmenden
Hitze das Blühen einstellten. Die Pflanze ist äusserst robust, hat dicke Blüten-
stiele, die sehr lang sind, und ist mit grossen leuchtend blauen Blumen ver-
sehen. Da die Myosotis oblongata, wie bemerkt, Winterblüher sind, so kann
man die Pflanzen, im Falle sie zu gross werden, zum Herbst hin zurück-
schneiden und werden sie dann noch kräftiger.
Eeuchera sanguinea vor. alba %. Die im verflossenen Jahre ausgesäeten
Samen standen nunmehr als vollständig blühende Pflanzen vor uns. Wir waren
immerhin etwas enttäuscht, denn die Blumen sind nicht reinweiss, sondern
schmutzig weiss, auch mattrosa. gelb etc., dabei gross- und kleinblumig. Durch
42 Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1898.
strenge Zuchtwahl dürften indes reinweiss wie auch noch andere Farben sich ein-
stellen. Immerhin eine zu empfehlende neue Farbe dieser beliebten und mit Recht
begehrten Perenne, die für die Binderei noch besonders zu empfehlen ist.
Viola trieolor maxima „Feenkönigin" 0. Eine himmelblaue Spielart mit
grossem weissen Saum, das ist Alles, wodurch wir dieses schöne Viola
charakterisieren; dies reicht aber aus, dieses Stiefmütterchen voll und ganz
würdigen zu können. Die Pflanzen waren konstant aus Samen, und dies will
auch etwas sagen. Die Blumen waren nur massig gross, bilden indes eine
wertvolle Bereicherung in diesem unendlich grossen Sortiment!
Viola trieolor maxi um „La Brillante" 0. Mit grösseren Blumen als vorher-
gehende, aber nicht so treu in der Farbe, welch letztere sich in den matten
Nuancen des Hellweinrot bewegen. Darunter einige recht schön rotblühende.
Salpiglossis variabilis superbissima 0. Die alte S. var. grandiflora in vor-
trefflicher Verbesserung. Im Wuchs gedrungener, konzentriert sie ihre grossen
schönen Blumen mehr am Stamm und ist höher als die alte bekannte S. Die
Blumen sind getreu der grandiflora in blauen, gelben etc. Farbentönungen ge-
halten, die sämtlich durch Goldadern unterbrochen sind und auf diese Weise
marmoriert erscheinen. In den letzten Jahren sind die Salpiglossis wieder
mehr in Aufnahme gekommen und würden noch beliebter sein, falls die Pflanzen
zuweilen nicht so plötzlich eingingen ohne jegliche Veranlassung. Empfindlich
sind diese Annuellen immerhin, und will man sie schön auf Gruppen haben, so
muss man ihnen einen warmen Untergrund geben.
Lohelia erinus pumila sjilendcns 0. Diese dunkelblaue Gruppenpflanze mit
ihrem weissen Zentrum erinnert an L. Schwabenmädchen und war ziemlich
neu aus Samen.
Ethulia conyxoides Q. (Composite.) Die Pflanzen wurden einen Meter
hoch und erinnern an Eupatoria, den Wasserdost. Die Blätter sind ebenfalls
schmal, auf den langen Stengeln befinden sich violettrosa doldenähnliche
Blüten, die man ebenso wie das Blattwerk zur Binderei verwenden kann.
Diese einjährige Pflanze kommt aus Ostindien und ist nicht direkt Neuheit.
Malcolmia litiorea Q tf . (Grucifere.) Ein ein- und zweijähriges niedliches
Pflänzchen, das in seinem Äussern an Cheiranthus maritimus erinnert und auch
nur so hoch wird Die Blumen sind rosa mit weisser Mitte. Die Blätter sind
schmal und silbergrau.
Chrysanthemum maximum „Triumph" %. Wohl mit eine der besten Schnitt-
blumen, die wir in diesem Jahre in den Handel bekommen haben. Die Blumen,
über 8 cm im Durchmesser gross, sind reinweiss und stehen auf langen, ziem-
lich harten Stielen, was sie zur Binderei sehr geeignet macht. Das Zentrum
der Blume ist dunkel und markiert sich hierdurch viel intensiver. Diese
Marguerite ist würdig, in jeden Katalog aufgenommen zu werden und übertrifft
Chrys. maximum Perfectior.
Gaillardia perennis grandiflora compaeta %. Niedrigbleibend, grossblumige
Neuheit der perennierenden Gaillardien, die ausserordentlich dankbar im
Blühen und von gedrungenem Wuchs ist. Die Blumen halten sich in den
bereits zur Genüge bekannten Nüancierungen und werden jetzt gern gekauft.
Cynoghssum furnatum tf. (Asperifoliaceae.) Bildete starke dunkelgrüne
Büsche mit langen, spitz auslaufenden Blättern. Leider blühten die Pflanzen nicht,
sodass wir uns im nächsten Jahre nochmals hiermit beschäftigen müssen.
Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1898. ^
Dahlia variabilis multiflom „Etoih de feuu Q. Eine aus Samen treugebliebene
cactusartige Dahlia oder Georgine, die 60 cm hoch wird und einfach blüht.
Die Blumen sind prachtvoll leuchtend purpur blutrot und sind die Blumen-
blätter leicht gedreht, rinnenförmig und an den Spitzen zurückgebogen. Die
Pflanzen standen bereits im Juni in Blüte, und wo man in der Parkanlage
mit Massives wirken will, sind sie ausserordentlich zu empfehlen. Eine Neuheit
ersten Ranges.
Reseda od. grandifl. „Rubin" Q. Diese Reseda wäre in der That ein Edel-
stein, wenn die einzelnen Blumen nicht so schnell verblühen würden und die
Blütentrauben auf dem Rieselfelde nicht mehr Samenansatz zeigte als Blumen.
Ob dies anderweitig auch der Fall ist, möchten wir im Interesse diest-r
Ilandelspflanze nicht glauben. Die Farbe der Blumen ist rotbraun und
sind die Trauben sehr gross. Die unter dieser Aussaat vorgefundenen falschen
Exemplare waren in Bau und Farbe eine Reseda Machet, von welcher die Sorte
sicher abstammt. Sonst gut.
Helianthus annuus foL mir. rar. „Goldrand1' Q. Etwa 2 m hoch werdende,
gewöhnliche Samen rosa, deren Blätter zum Teil goldgelb gefleckt waren.
Sobald erst diese panaschierte Pflanze echt sein wird, was bis jetzt nur zur
Hälfte der Fall war. dürfte dieser Liebling der grossen Masse sich noch mehr
Freunde verschaffen. Pflanze und Blume nur von Mittelstärke.
Mimuliis tigrinus nanus roseus O- Eine ins Rosa übergehende Gaukler-
blume, die uns aber nur unscheinbar vorkam. Die Farbe sahen wir aller-
dings noch nicht, aber die recht stark gefleckten leuchten mehr und sind uns
lieber.
Iberis Timoryi fol. nur. rar. 0 Diese einjährige Neuheit hat gelbgraue
Belaubung, die aber wenig auffällt. Die Blumen sind weiss, wie bei der gewöhn-
lichen Schleifenblume, Iberis amara. Unter dieser Aussaat befanden sich
Exemplare mit gewöhnlichem grünen Laube, deren Blumen von besonderer
Pracht und an Dankbarkeit im Blühen unerreicht waren. Einige Blüten-
Stände massen 60 cm im Durchmesser. Die einzelnen Stengel verzweigten sich
mehr am Stamme und es genügte eine einzige Pflanze, um eine Jardiniere zu
füllen. Diese Pflanze ist jedenfalls noch entwicklungsfähig und dürfte sich
für Gruppen- wie Topfkultur eignen.
Meliea eiliata alba %. Eine Abart des bekannten Perlgrases, das ausdauernd
ist. Die von Natur weissen Blütenrispen können einen wichtigen Platz in der
Makartbinderei ausfüllen, da die meisten Ziergräser zu diesem Behufe erst
gebleicht werden müssen.
Rudbeekia bicolor superba Q. Eine einjährige vielblühende Rudbeckia, die
etwa 60 cm hoch, die durch ihre Blumen sehr besticht. Die gelben Strahlen
bluten haben leuchtend dunkelbraune Flecke und ebenso dunkelbraun ist die
Scheibe. Selbst rein.<;elbe waren darunter. Die Blütenstiele sind lang, aber
sehr krautig und weich, daher auch wohl empfindlich. Es ging ein grosser
Posten von Pflanzen während der Blüte ein. wurden schwarz und verdorrten
Sonst aber sehr schön und autfallend.
Helianthus perennis hybridus %. Recht schöne neue Samenblume, die in
dem verschiedensten Gelb ihre Blumen leuchten liess. Die Blumen dieser
einfachblühenden Perenne waren nur so gross wie eine Caillardia. die Höhe
der Pflanze 90 cm. Für Binderei sehr gut.
ji Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1898.
Nicotiana nortifloria Book., vor. altiflora Comes. Neue Tabakart, deren Blätter
an Nicotiana glauca erinnern, also graugrün, klein und glatt sind. Die Pflanze
blüht reichlich und hat einen stattlichen Wuchs. Die Blumen sind weiss, einige
auch mattrosa, aufrechtstehend. Für grössere Gruppen sehr geeignet, umsomehr.
da sie dankbar blüht.
Nicotiana sylvestris Q Spegaz. Wir haben es hier mit einer graziösen
Solitär- wie auch Gruppenpflanze zu thun, welche auf ca. 2 m Höhe ihre
schneeweissen Blumen entwickelt und die alte Nicotiana affin is übertrifft. Der
Bau der Pflanze ist elegant zu nennen; die breiten Blätter werden über 1 m
lang und kommen den grössten Tabakblättern in jeder Weise nach. Die
Blumen sind gross und hängend und von herrlichem Wohlgeruch. Erst der
Frost machte ihrer Pracht 'ein Ende.
Helenium Bigelowi %. Eine langgestielte Perenne mit gelben Strahlen-
blumen und schwarzer Mitte. Sie soll aus Amerika stammen, von wo sie vor
längerer Zeit nach hier importiert, jetzt aber erst wieder in Kultur genommen
ist. Der sehr fleischige Stiel der Blume dürfte diese Staude zur Binderei un-
geeignet machen. Es wird übrigens bald nicht mehr herauszufinden sein aus
den vielen Rudbeckia, Helenium, Helianthus und sich sonst ähnelnden Schnitt-
blumen, welche heute den Markt beherrschen. Ein Blick in ein Schaufenster
eines besseren Blumengeschäfts dürfte dies bestätigen.
Heliotropium hybridum giganteum Q| . Dieses Heliotrop wurde im verflossenen
fahre eingeführt. Die Blütenstände dieser Sommerwende waren bei manchen
Pflanzen 30 cm und darüber im Durchmesser, die Farbe vom hellsten bis zum
dunkelsten Blau, das Laub sehr kräftig und gross. Hochstämme, von den
echten grossblumigen gezogen, müssten grossartig wirken. Leider gehören
hochstämmige Heliotrop jetzt zu den Seltenheiten.
Verbesina virginiea %. Die Pflanzen haben kantige, geflügelte Stämme und
wurden über 1 m hoch, leider ohne zu blühen, während einzelne Knospen sich
bereits bemerkbar machten. Diese Staude, welche aus Nordamerika stammt.
scheint ziemlich hart zu sein, da der bereits stattgehabte Reif sie nicht
beschädigte. Die Verbesina ist nicht mehr ganz neu. jedoch fast nirgends
anzutreffen.
Rudbeckia radula %. Eine Einführung von 1896, die mit ihren goldgelben
Strahlenblüten und schwarzer Scheibe sich von weitem bemerkbar machte.
Zur Bouquetfabrikation vorzüglieh geeignet.
Pyrnanthemuni pilosum 9) . (Labiatae.) Mit Astrantia minor ähnlichen Blumen
trat diese 30 cm hoch werdende Staude bescheiden im Laufe des Herbstes
hervor, kam aber nicht mehr recht zur Entwicklung. Hoffentlich wird Pyr-
nanthemum hier den Winter aushalten.
Petunia hybrida man. multifl. „Schneeball" Q. Wir hatten uns bereits im
verflossenen Jahre über diese Hybride geäussert, fügen nur noch hinzu, dass
die Pflanzen ziemlich konstant aus Samen waren. Zum Herbst nahmen aber
die Blumen ihre frühere Farbe, rot mit weiss gefleckt, an.
Thunbergia (data Q. Eine alte niedliche Schlingpflanze, die in ihren in
verschiedenem Gelb blühenden einfachen Blumen stets eine schwarze Mitte zeigt,
wodurch dieser Schlinger äusserst zierlich erscheint. Das Wachstum ist nur
massig. Die Aussaat glückte im freien Lande. (Schluss folgt.)
Pflanzenschmuck am Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers.
[5
Pflanzenschmuck am Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers
in der Kgl. landwirtschaftl. Hochschule zu Berlin.
(Hierzu Abb. 8.)
k er grosse Hörsaal der landwirtschaftlichen Hochschule, vielen Lesern
bekannt, da in ihm die Versammlungen des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues stattfinden, erhält alljährlich zum Geburtstage Seiner Majestät
des Kaisers einen testlichen Schmuck, den wir in unserer Abbildung 8
wiedergeben. Vor der schwarzen Wandtafel ist ein rotbrauner Baldachin
errichtet, dessen Hintergrund das Banner der Hochschule ziert, während vor
[lern Banner die Büste Seiner Majestät des Kaisers Aufstellung erhält. Zu beiden
Abb. 8. Pflanzenschmuck am Geburtstage Sr. Maj. des Kaisers in der Kgl. landwirtschaftl.
Hochschule zu Berlin.
Photograpliiert von L. W i 1 1 m a c U.
Seiten sind Fahnen angebracht und weiter links und rechts — auf dem Bilde
nicht mehr sichtbar — nehmen die Vertreter des Ausschusses der Studierenden
und der verschiedenen Vereine und Korporationen der Studierenden in vollem
Wichs mit ihren Bannern und gezogenen Schlägern Aufstellung.
Den Hintergrund bilden die Pflanzenschätze des botanischen Instituts
(Prof. Dr. L. Kny, Gärtner Behse) und des Instituts für Pflanzenschutz (Prof.
Dr. B. Frank, Gärtner W. Vorwerk), erstere vorzugsweise links vom Be-
schauer, letztere besonders rechts. Zu beiden Seiten der Büste Seiner Majestät
des Kaisers stehen zwei säulenförmige Cypressen, Cupressus sempervirens,
weiterhin folgen Viburnum Tinus, Cryptomeria elegans, Lorbeeren, Oleander,
Veronica speciosa, Aralia Sieboldi etc.
Auf dem langen Laboratoriumstische, in dessen Mitte das Rednerpult
sichtbar, finden wir an den Ecken kleine Latania borbonica Lam. oder richtiger,.
Aß Grosse Allgemeine Chrysanthemum-Ausstellung zu Hannover.
um mit Otto Kuntze zu reden. Saribus chinensis Blume"), während im übrigen
eine reiche Fülle von Crocus, Hyacinthen, Maiblumen, getrieben von Herrn
Vorwerk, untermischt mit dem Grün von Pteris serrulata, Tradescantia
elongata (T. Sellowiana), Panicum plicatum etc., die an sich kahle Fläche beleben.
Unser Bild ist nach der Feier am 26. Januar 1898 aufgenommen: im
wesentlichen ist es aber alle Jahre das gleiche und immer aufs Neue fesselnde.
Um aber die Wirkung voll zu ermessen, muss man sich die Chargierten der
Studierenden in ihrem schönsten Schmuck, die stattliche Zahl der Festgäste,
die dichten Reihen der Lehrer und Studierenden im Geiste mit vorstellen,
man muss dem Gesang der Liedertafel der Studierenden und vor allem der
weihevollen Festrede lauschen, dann wird man unwillkürlich mit einstimmen
in den Ruf: Seine Majestät der Kaiser, er lebe hoch! hoch! hoch! L. YV.
Grosse Allgemeine Chrysanthemum -Ausstellung zu Hannover
nL^ vom 24. bis 30. November 1898.
ÜJ^Niese Ausstellung, infolge ungünstiger Witterung der Monate September und
^^ Oktober auf das Ende November verlegt, fand in dem Konzert- und
Palmengarten zu Hannover statt. Der Gartenbauverein von Hannover, welcher
auf eine mehr denn 100jährige Thätigkeit zurückweisen kann, in den letzten
Dezennien beruflicherseits aber wenig an die Oeffentlichkeit getreten ist.
feierte mit dieser Ausstellung gleichsam ein Auferstehungsfest. Die heute
an der Spitze des Vereins stehenden Kräfte spornten die Mitglieder zu
dieser Lebensäusserung nicht nur an, sondern verstanden auch, hierbei durch
Stiftung hoher Preise die Interessen der Liebhaber aufs Neue in den Kreis
gemeinsamer Thätigkeit hineinzuziehen. Unter Voraussetzung dieser Thatsachen
durfte man eine allgemeine Beteiligung seitens der Fachkreise wohl erwarten.
Allein diese Erwartungen sind nicht nur erfüllt, sondern übertroffen worden
und nimmt dies Urteil, als ein allgemein geltendes, in erster Linie auf die die
Ausstellung beschickenden Kultivateure Bezug, wie sie in und mit ihren
Erzeugnissen hier öffentlich deutschen Fleiss und deutsche Fachkenntnisse
bekundeten. Ich schätze als wesentlichstes Moment dieser Ausstellung das-
jenige der kulturellen Leistung deutscher Züchter, gegenüber hervorragenden
bisherigen Leistungen ausländischer Züchter auf diesem Spezialgebiete. Gerade
dieser Umstand in Verbindung mit der Thatsache eines aus sich heraus selbst-
ständig entstandenen Unternehmens in durchaus gelungener Darstellung bilden
den Wert der Chrysanthemum-Ausstellung zu Hannover. Blieb auch bezüglich
der Einrichtung und Anordnung dies und das zu bemängeln (und wo wäre das
nicht jedesmal noch der Fall?), so bilden diese Mängel doch nicht den Tenor
eines Berichtes.
Zunächst eine kurze Skizzierung des Ausstellungsraumes, der in vier
Abteilungen gegliedert, uns zunächst einen grossen rechtwinkligen Saal zeigt.
In der Mittelaxe (Tiefe des Rechtecks) dem Eingange gegenüber, springt eine
Kaisergruppe, halbkreisförmig die eine Längslinie des Rechtecks unterbrechend,
vor. In der Längsaxe des Saales finden wir auf der rechten wie linken Seite
*) Siehe Gartenflora d. J. Heft 1 S. 7.
Grosse Allgemeine Chrysanthemum-Ausstellung zu Hannover. An
(vom Eintritt aus) grössere wie kleinere Gruppen, meist in kreisförmiger oder
•oval gehaltener Anordnung im Räume verteilt, im Wesentlichen aus Chry-
santhemum bestehend. Der zur rechten Hand, an der kurzen Seite des
Rechtecks sich erhebenden Felspartie (dekorative Ausschmückung mit Palmen,
Blattpflanzen, Orchideen) gegenüber, befindet sich links vom Eintritt ein
Kiosk, dessen beide Seiten mit Blattpflanzen-, sowie Cyclamen - Gruppen
flankiert sind.
Saal Xo. 2, unmittelbar an diesen ersten anstossend, enthält im Wesent-
lichen Bindereien. Blumenbindereien, Blumenarrangements vornehmlich aus
Chrysanthemum.
3. Die Emporen, Bühnenräume dieses Sales, eine Etage hoch gelegen,
beherbergten auf beiden kurzen Saalseiten rechts das grosse Heer der Pläne (in
Kojen), sowie an Kulturpflanzen: Primeln, Eriken, Nelken, Ardisien, Pteris:
links, gegenüber: Stauden, Rosen, Bouvardien, Nelken, Dahlienblumen in ab-
geschnittenem Zustande, zwei grössere Yeilchensortimente; die Emporen an
beiden Längswänden Chrysanthemum, Dahlien. Pelargonien-Blumen, ab-
geschnitten, Nelken. Primeln, Cyclamen-Sortimente in Töpfen sowie eine
Weintraubensammlung.
4. In dem Überbau (halbe Strassenbreite), der Tiefe des vorigen Saales
angefügt, waren dagegen nur Chrysanthemum-Marktpflanzen aufgestellt.
So bildete also das Chrysanthemum-Material den Grundton; die ander-
weitig zu dieser Jahreszeit noch oder bereits in Blüte befindlichen Kultur- und
Blattpflanzen gaben einen angenehmen Kontrast den ersteren gegenüber.
Als Züchter in Chrysanthemum-Kulturen: Schaupflanzen, Hoch- und
Ilalbstämmen traten wesentlich hervor: F. Kirsten-Klein - Flottbek bei Ham-
burg (Kaiser-Medaille); K. Schuhmacher-Hamburg (goldene Vereinsmedailie
und 100 M.); Daiker &. Otto-Langenweddingen; H. Bartels und F. Kracke-
Döhren; W. Meyer-Kirchroda; F. Wellhausen-Hannover; A. Bayer-Linden;
0. Ileyneck-Magdeburg; F. Sperling und J. Dannenbaum-Hildesheim.
Zu diesen traten noch in Abteilung »Neuheiten« hinzu: Koenemann
«V Maasser-Remscheid, Dittmann-Neumünster, Thürnau-Hannover, Chr.
Küster & Sohn-Döhren; während in den »Sortimenten in abgeschnittenen
Blumen« Bornemann-Blankenburg , Daiker & Otto-Langenweddingen.
Warnecken-Blankenese, C. Danner und IL Walter-Wandsbek, Dittmann-
Darmstadt, A. Etzold-Altenburg u. a. ihre Hauptkraft bewiesen.
Unter den in Cyclamen -Kulturen hervortretenden Firmen nenne ich
hier: Th. Grabbe-Braunschweig, Fr. Kraacke-Döhren, Tutesche Gärtnerei
und J. Gerke-Hannover, F. Kirsten- Hamburg, J. Dannenbaum-Hildesheim.
In Orchideen, namentlich Cattleyen und Cypripedien: S. Chollet-
Eilbek - Hamburg; F. Sperl ing-Hildesheim, P. Tagmann-Döhren. In Nelken:
Fr. Brau ck mann und J. Dannebaum-Hildesheim, Th. Grabbe-Braunschweig;
in Primeln (chinensis und obeonica): Chr. Küster & Sohn-Döhren, H. Meyer-
Kirchroda. J. & C. Gerke-Ilannover; II. Dörrie-Vahrenwald; in Citrus
chinensis mit Früchten: F. W. Böttcher-Hamburg, Laurentius & Co.-
Crefeld; in Pelargonium scarlet: W. Reid-London: in Veilchen: Drube-
Schönhausen , IL Wre de - Lüneburg; in Bouvardien: F. Wellhausen-
Ilannover: in Eriken: IL Samson-Crefeld, C. Thürnau-Hannover, P. Tag-
mann-Döhren. Die von Vollmar-Frankfurt a. M. ausgestellten drei Wein-
lX Grosse Allgemeine Chrysanthemum-Ausstellung zu Hannover.
sorten: Black Alicante, Black Hamburgh und Black Muscat bilden die Haupt-
treibsorten der betreffenden Weinanlage. Genannte Firma befasst sich indes
nicht nur mit Heranzucht der Trauben, sondern auch mit Weintreibanlagen.
Eine Vorführung der Entwicklungsgeschichte des Chrysanthemum in lebenden
Bildern, d. h. Pflanzenformen, rührte von G. Cap eile -Springe her. Leider
mangelte es hier an der botanischen Bezeichnung, indessen so viel konnte auch
der Unkundigste heraussehen, dass von dem einfachsten Chrysanthemum, jener
dem Pyretbrum nahestehenden Form, bis hin zu den kultivierten Formen des
Chrysanthemum indicum, ein grosser Schritt in der Entwicklungslinie dieser
Pflanzenart gethan sein musste. Der an sich schüchterne Versuch, gewisser-
massen ein Erläuterungsprogramm zu den vorliegenden Errungenschaften auf
dem Züchtungsgebiete, verdient im Prinzip fachlicherseits mehr Beachtung.
Derartige Dinge sind nicht nur dazu angethan, dem Laien begrifflich
näher zu rücken, ihm das Verständnis zu öffnen, sondern auch andererseits
seine Achtung unseren Leistungen in Zucht und Kreuzungen gegenüber heraus-
zufordern.
Unter den letztjährigen deutschen, englischen, französischen und ameri-
kanischen Züchtungen, soweit diese hier zur Vorführung gelangten, möchte ich
besonders erwähnen: Mad. Edmond Roger, weiss mit grünen Spitzen, von ganz
besonderem Effekt, Züchtung von Calvat in Grenoble; Secretaire Rivoire, fein
gelb in lila übergehend, verspricht eine gute Schnittblume; General Paquee,
leuchtend rotgelb, französische Züchtung; Mad. Bouidoin, rosa, nach innen
weiss, desgl. Topace Orientale, strohgelb, einwärtsgebogen; Vicar of Exmouth,
Bmarantrot; Marfa, orange rot: Natacha, leuchtend amaraDtrot; Marie Calvat,
leuchtend rosa; le grand Dragon, lebhaft orange; Sonne von Blankenburg,
dottergelb, gute Schnittblume, Bornemannsche Züchtung; Simplicity, reinweiss,
amerikan. Züchtung, N. C. S.*) Jubilee, lila-rosa; Charles Davis, altgold, Sport
von Viviand Morel; Fee du Champsaur, reinweiss, Züchtung von Calvat; Le
Colosse grenoblois, lila mit grau; Mad. Charles Capitant, centifol. rosa; Mr. E.
G. Whittle, malmaison-fleischfarben; Mrs. H. Weeks, weiss, ziemlich spät;
James Bidencope , amarantroth; Mme. Gustave Henry, reinweiss, besonders
gute Schnittsorte für Freiland; Beauty of Shoking, bernsteinfarben; Black
Hawk, dunkelblutrot, amerikanische Züchtung.
Xeben den zumeist sehr hervorragenden Kulturleistungen, der Fülle
grosser, zahlreicher Arrangements wie Tafeldekorationen, einer Hauptzierde,
zählten die vorhandenen Pläne, sichtbare Zeichen der Landschaftsgärtnerei, mit
zu den wesentlichsten Glanzpunkten der Ausstellung. Um es hier kurz zu
erwähnen: Zu den drei Preisaufgaben a) Villengarten, b) Vor-, c) Hausgarten
nach gegebenen Verhältnissen, waren gegen ca. 60 Lösungen erschienen, unter
denen auffallend viele von sogenannten Bureau-Zeichnern herrührten. Die
Namen E.Böttcher, E. Schultz-Berlin, G. Potente-Hannover, kehren mehrfach
ausgezeichnet wieder , von selbständigen Geschäftsinhabern dagegen u. a.
Hardt & Schmidts-Düsseldorf, Körner-Steglitz. Den Grund für diese, wenn
auch an sich günstige, so doch vorwiegend einseitige Beteiligung glaube ich
in erster Linie dem Umstände zuschreiben zu müssen, dass betreffs der Auf-
gaben, bei aller sonstigen Sorgfalt der Angabe detaillierter Terrainverhältnisse,
die Aufgabe an sich noch zu abstrakt hingestellt wird. Will sich der Land-
*) Nationel Chrysanthemum Society.
Hillmanns Zement-Isolier-Bausteine für Gärtnereien.
49
schafter in wirklich künstlerischer Weise bewähren, so kann er dies doch in
erster Linie nur in glücklicher Einfügung seines geplanten Bildes in die den
Teil umgebende Landschaft, den Teil einschliessende Umgebung thun. Es
gehören meines Erachtens nach, soll das Ganze recht wirken und entsprechend
disponiert sein, zu jeder Aufgabe genaue Andeutungen über Ort, Lage, Boden-
beschaffenheit des nächsten Gesamt-Landschaftsbildes. Ich meine, dass wir über
die Zeit, nur ideelle Aufgaben für derartige Zwecke stellen zu können, bereits
hinweg sind. Denn eine dahingehörige Disposition gleicht mehr oder minder
einem Schlag ins Wasser. Allein auch in Darstellung eigener Anlagen herrscht
grosser Wetteifer und namentlich wirkten hier u. A. die Vorführungen einer
Yillegiaturanlage auf dem Deister Gebirge von Herrn Gartendirektor Trip-
Hannover, durch die Fülle interessanter Einzelheiten.
Auch die Fortbildungsschüler fehlten hierbei nicht mit z. T. recht
anerkennenswerten Leistungen bez. Fleiss und Geschicklichkeit in der Aus-
führung. Das Fortbildungsschulwesen trägt hier den Stempel einer hervor-
ragenden Leistung und wird den kommenden Berufstechnikern nur zum Vorteil
gereichen. Über die wesentlichen Momente des betr. Unterrichtes gelegentlich
an einer anderen Stelle. Hoffmann.
Hillmanns Zement-Isolier-Bausteine für Gärtnereien.
ufmerksam gemacht durch die Herren Gärtnereibesitzer Kretschmann-
Pankow und H. Mehl-Weissensee, besichtigte ich am 30. November v. J.
Zementsteinfabrik des Herrn Georg Hillmann in Waidmannslust bei
Berlin (an der Xordbahn) und sah dann in dem nahen Hermsdorf, dass nicht
nur Mistbeetkästen oder Gewächshäuser (wie bei den genannten Herren und
Herrn Reinhold Hoffmann-Weissensee), sondern auch ganze Villen aus
Zement-Isolier-Steinen erbaut werden.
In der Fabrik des Herrn Flillmann werden ferner, vermittelst der voll-
kommensten Maschinen und Modelle, aus scharfem Sand und bestem Portland-
zement viele andere Arten Bausteine in bemerkenswertem Umfange hergestellt,
wie Isolier-Gewülbsteine, Pfeiler- und Sockelsteine für Thorwege und Front-
gitter, Treppenstufen, Steine für Schornsteinanlagen, Platten für Trottoir- und
Hofpflaster, Rinnen- und Gossensteine, Dachfalzziegel und vieles andere mehr.
Die Isolier-Bausteine, welche in verschiedenen Grössen, von 5000 cm
und in Stärken von 20—15 — 10 und 7 cm angefertigt werden, sind in ganzer
Höhe mit durchgehenden Kanälen von entsprechenden Dimensionen versehen.
Bei Villenbauten werden für die Aussenwände doppelte Wände mit Luft-
schicht, für die Zwischenwände einfache Isolier-Bausteine angewendet. Durch
die in den Kanälen eingeschlossene Luftschicht werden die Räume zweckmässig
temperiert; sie sind im Sommer kühl und im Winter warm. Das Aufmauern
dieser Steine geht ausserordentlich rasch von statten, und sehen alle daraus
gefertigten Bauten sehr sauber aus. Von nicht zu unterschätzendem Vorteil ist
ferner, dass die Steine leicht mit Meissel und Bohrer bearbeitet werden können.
Aus Hillmanns Zement-Isolier-Bausteinen aufgeführte Mauern und Wände
sind nicht nur teuer- und schwammsicher, sondern auch vollkommen wider-
standsfähig gegen YV'itterungseinflüsse, wie die seither in Hermsdorf und
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Umgebung aufgeführten Bauten unzweifelhaft darthun. Auch hinsichtlich ihrer
Tragfähigkeit ist die Festigkeit der Isoliersteine durch Atteste der königlichen
Prüfungsstation für Baumaterialien genügend nachgewiesen und es übernimmt
daher Herr Hillmann eine vieljährige Garantie für die Güte seiner Fabrikate.
Aus dem Handelsblatt für den deutschen Gartenbau 1898, S. 402, ersehen wir.
dass Herr Reinhold Hoffmann bereits eine Erdbude von 40 m Länge hat
erbauen lassen, Herr Mehl zwei Gewächshäuser, Herr Kretschmann gleich-
falls zwei Gewächshäuser; alle sprechen sich lobend über die hierzu ver-
wendeten Isolier-Bausteine aus und heben besonders hervor, dass dieselben
durchaus zweckmässig und dauerhaft seien. Über die Winterfestigkeit können
sie noch kein Urteil fällen, weil die Häuser erst im Sommer 1898 errichtet
worden sind. Herr Hillmann hat aber einen Anbau seines eigenen Gewächs-
hauses in Hermsdorf vor drei Jahren aus solchen Steinen hergestellt und zeigt
derselbe, wie wir uns überzeugen konnten, keine Beschädigungen durch Frost etc.
Die Zement-Isolier-Steine scheinen sich sonach in jeder Weise zu bewähren
und wäre damit für Gärtnereien ein äusserst empfehlenswertes Material, mit
dem sich leicht hantieren lässt, gegeben. Auch für andere Bauten
eignen sich die Zement-Isolier-Bausteine gut. Wie wir hören, sind u. a. seitens
der Kruppschen Germania- Werft und seitens der Borsigschen Fabrik grössere
Bestellungen auf diese Steine erfolgt, welche sie zu Zwischenwänden für ihre
neuen Fabrikgebäude in Tegel verwendet haben. L. Wittmack.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etcr
Neue Cactus-Dahlien für 1899,
angeboten von Thomas S. Ware, Ltd.,
Haie Farm Nurseries, Tottenham, London, N.
Nach den Beschreibungen der Züchter.
Antelope.
Kirsch-karmoisin, die Spitzen der
Fetalen mit einem grünlichen Gelb
betupft. Sehr schöne Form. 1 m hoch.
Captain Broad.
Farbe vom leuchtendsten Kirschrot
klar und bestimmt ohne jede Schattie-
rung. Petalen sehr lang, gedreht und
gewunden, geben der Blume ein ent-
zückendes Aussehen. Stiel lang, steif
und aufrecht. 1 m hoch.
Countess of Lonsdale.
Eine ausgesuchte Schattierung von
reich lachsrot, mit einem Anflug von
Aprikosen-Farbe an der Basis der
Petalen, geht nach den Petalenspitzen
in ein zartes, weiches Blass-karmin
über. Reichblühend. 0,90 m hoch.
Debonair.
An der Basis der Petalen zimmet-
farbig, nach den Spitzen sich zu einer
reichen Kupferfarbe vertiefend. Petalen
lang und schmal, nach der Mitte der
Blume zusammengebogen. Eine der
schönsten Varietäten, die je gezüchtet.
0,90 m hoch.
E. 0. Greenincj.
Dunkel-purpur, lange gedrehte Pe-
talen. Volle runde, schön geformte
Blüte. Reichblühend.
Ebony.
Eine sehr schöne Kaktus-Form von tief
schwärzlicher Ebenholzfarbe, beinahe
ganz schwarz, mit einem leuchtenden
Glanz auf den Petalen. Die dunkelste
Cactus-Dahlie, die je gezüchtet.
Exquisite.
Rötlich-zimmet- oder blassrot apri-
kosenfarben. Die langen vogelklauen-
artigen Petalen geben der Blume ein
hübsches Ansehen. Ausserordent-
lich reichblühend. Stengel lang..
0,90 m hoch.
Kleincrc Mitteilungen.
51
Firebrand.
Ein sehr reiches sammtig Karmoisin.
Petalen lang, schmal und spitz. Eine
wertvolle Einführung in dieser Farbe.
1,35 ni hoch.
Lucius.
Tief orange. Blume von sehr guter
Qualität, gutem Habitus und Wuchs.
Sehr reichblühend. 0,90 m hoch.
Magnificent.
Hell orange mit stumpf ziegelbraun.
Petalen röhrenförmig, sternartig, ähnlich
Starfish. Stengel lang und kräftig.
Blume ist sehr gross und hat ein selten
schönes Aussehen. Entschieden eine
Errungenschaft in der Klasse der
Cactus-Dahlien.
Radiance.
Lebhaft orange-scharlach. Eine sehr
distinkte Blume. Reichblühend und
gut für Ausstellungen. 0.75 m hoch.
Sylvia.
Silberig lila, schattiert karmin,
Petalen dunkel gerändert. Sehr zarte
Farbe. Kräftiger, langer Stengel.
Blume bis 15 cm im Durchmesser.
Ausgezeichnet für Schnitt. Sehr
unempfindlich gegen kaltes und nasses
Wetter und ausserordentlich dauerhaft.
Sehr zu empfehlen. 1.25 m hoch.
The Clown.
Eine sehr bemerkenswerte Blume.
Die Grundfarbe ist weich ziegelrot
und jedes Petal bis zur halben Länge
weiss betupft. Ausgezeichnet gut ge-
formte Blüte. Stengel lang und steif.
1.25 m hoch.
Viscountess Sherbrook.
Leuchtend rötlich terracotta, apri-
kosenfarbig übergössen. Petalen lang
schmal und zusammengedreht. Sehr
reichblühend. 0,90 m hoch.
Wallace.
Leuchtend bernsteinfarbig. Die
Rückseite der Petalen mit einem
weichem Rot Übergossen. Blüte voll-
kommen distinkt und sehr brauchbar.
1,25 m hoch.
William Cuthbertson.
Reich karmoisin-lackfarben, gegen die
Spitzen der Petalen in ein leuchtend
Karmin übergehend. Sehr lange und
und gewundene Petalen. Sehr reich-
blühend an langen steifen Stengeln.
Blume sehr dauerhaft. 1,25 m hoch.
Obige Sorten sind eine Auslese der
schönsten neueren englischen Kaktus-
Dahlien.
* *
Neuheiten von 1898.
Amber, Arachne, Capstan, Colonel'
Wilson, Daffodil, E. J. Deal, Eastern
Queen, Island Queen, King Fisher,
Taverstock Beauity, Mary Service, Miss
Agnes Box, Night, Porcupine, Ruby.
Tillie, Casilda Falka, Keynes White,
die beste weisse Kaktus-Dahlie.
* *
Neuheiten von 1897
sind African, Bridesmaid, Cedric,
Cinderella, Cycle, Dr. Jameson, Ensign,
Fantasy. Flossie, Harry Stredwick, Iona.
Tessie, Mrs. Kingsley Foster, Mrs.
G. Cole, Miss Webster, Ophelia, Prinzess
Ena, The Queen.
Kleinere Mitteilungen.
Dankschreiben der Kaiserin an Georg Egger.
Dem Sammler. Züchter und Exporteur
syrischer Blumenzwiebeln Georg
Egg er in Jaffa, welcher anlässlich
des Kaiserbesuches Ihrer Majestät der
Kaiserin eine Kollektion Blumen-
zwiebeln des heiligen Landes ein-
sandte, ging aus dem Kabinet der
Kaiserin und Königin ein Dankschreiben
zu, worin bemerkt wurde, dass auf
Allerhöchsten Befehl Ihrer Majestät
diese Blumenzwiebeln in Sanssouci
eingepflanzt worden sind.
Preisgekrönte Entwürfe.
Am Sonnabend wurden im Rathause
zu Schöneberg unter dem Vorsitz des
ersten Bürgermeisters Herrn Wilde
von der Jury die Preise verteilt für
die Entwürfe zur Ausschmückung des
Platzes Z., für welche die Berliner
Bodengesellschaft eine Konkurrenz
ausgeschrieben hatte. Der 1. Preis
mit dem Motto Ruhe« wurde dem
königl. Garteninspektor, Lehrer der
königl. Gärtnerlehranstalt Encke,
Wildpark. Viktoriastr. 41, der 2. Preis
52
Kleinere Mitteilungen.
mit dem Motto »Ruhe 2« dem städtischen
Friedhofverwalter und Landschafts-
gärtner Georg Beitz, Köln-Merheim,
der 3. Preis mit dem Motto »Con amore«
dem Architekten H. A. Krause,
Berlin W.,Culmstr. 5, zuerkannt. Ferner
wurde der Ankauf der Projekte »Stadt-
recht« von Fritz Schultz e, Grunewald
und Richard Köhler, Inhaber der
Firma J. Haack Nachf. H. Köhler,
Berlin W., Nettelbeckstr. 15, und
»Exzentrisch« von Paul jatzow und
Schweitzer, Schöneberg, Goethestr.6,
empfohlen. Sämtliche prämiierte Ent-
würfe sind im Rathaus zu Schöneberg
zur Besichtigung ausgestellt.
Ein Verfahren zur Behandlung natürlicher
Blumen und Blätter,
um dieselben als Dauerblumen zu
dekorativen Zwecken verwenden zu
können, wurde kürzlich durch Patent
in Deutschland geschützt. Bei diesem
Verfahren werden die natürlichen
Blumen und Blätter einseitig mit einer
erstarrenden, das Wesen der Blume hin-
sichtlich ihrer Form nicht beeinflussen-
den Masse bestrichen. Eventuell kann
hierzu auch eine aus Gewebe, Papier,
Draht oder dergleichen bestehende
Einlage angewandt werden. Die Gegen-
stände werden sodann, wie uns das
Patentbureau von H. & W. Pataky,
Berlin mitteilt, mittels trockener Luft
oder auf sonst geeignetem Wege ge-
trocknet und schliesslich in eine er-
starrende Masse, beispielsweise Gips,
Zement, Wasserglas, Salzlösung, oder
dergleichen eingetaucht.
Die beste Zeit zum Schneiden der Edelreiser
ist nach der »Dresd. ldw. Pr.« vom
November bis Februar, wenn der Saft
zurückgetreten und kein Trieb in ihnen
ist. Die Reiser, welche man zum Ver-
edeln nimmt, müssen gesund, im Kern
nicht rot und an der Rinde nicht
schwärzlich sein. Auch der Baum
muss gesund sein. An der Mittagsseite
oder am Wipfel des Baumes findet man
die besten Reiser. Fruchtreiser oder
Wasserschosse soll man nicht nehmen.
Bis zum Gebrauche legt man dieselben
im Garten in die Erde oder auch im
Keller in feuchten Sand. Reiser, die
man aus anderen Gegenden erhält und
welche vielleicht schon etwas trocken
aussehen, legt man erst etwa 24 Stunden
in frisches Wasser. Die Stellen, welche
in der Erde oder im Sand gesteckt
haben, schneidet man beim Verbrauche
ab und wirft sie weg. Reiser, welche
im Herbst zeitig oder im Frühjahr
spät geschnitten werden, schlagenbesser
aus, wenn man sie erst eine Zeitlang
vor dem Gebrauch in die Erde steckt,
damit der Saft aus ihnen verdunstet.
Anlage von Frühbeetkästen.
Die Tiefe des Frühbeetkastens richtet
sich nach den unterzubringenden Dung-
stoffen und auch nach der Höhe des
Grundwassers. Wo solches vorhanden
ist und im Winter sehr hoch tritt, soll
die Erde nach dem »Ldw. Anz. f. g.
Dtschld.« niemals so tief ausgehoben
werden wie in Lagen, wo Grundwasser
nicht oder nur selten zu Tage tritt.
Für gewöhnlich werden die Frühbeet-
kästen 50 bis 70 cm tief ausgeworfen.
In Fällen aber, wo das Frühbeet oder
der Frühbeetkasten nicht auf die an-
gegebene Weise benutzt werden soll,
grabe man alle darin befindliche Erde
und so auch den Dünger im Herbst
aus, werfe sie neben das Beet oder
schaffe sie an eine andere Stelle. Es
ist stets gut, wenn der Frühbeetkasten
im Herbst schon geleert wird, man
hat ihn so zur nächsten Bestellung frei
und kann ihn leichter wieder mit
Dünger oder Erde füllen; wartet man
hingegen mit dem Ausleeren bis zum
Frühjahr, so ist dies, weil die Erde
bisweilen sehr lange nass bleibt, viel-
umständlicher als im Herbst und Winter,
oder will man warten, bis sie trocken
ist, so muss man sich mitunter sehr
Tange gedulden, ehe man zum Bestellen
kommen kann.
Wagners Nähr-Salz in der Praxis.
Von Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Wenn auch von verschiedenen Seiten
praktischer Gärtner nicht jene
glänzenden Resultate erzielt worden
sind, die man erhoffte, so ist es doch
entschieden Thatsache, dass Wagners
Nähr-Salz für die gärtnerischen Kulturen
von hoher Bedeutung ist. Die ver-
schiedenen Versuche, die ich damit
gemacht habe, haben dies bewiesen.
Es muss jedoch die Anwendung mit
gewisser Vorsicht geschehen, denn
gerade von dieser richtigen Ausführung
hängt der ganze Erfolg ab.
In der irrigen Meinung, die in vielen
Kreisen der Praktiker herrscht, dass,
Unterrichtswesen.
53
je stärker dieDunggabe,destointensiver
das Wachsthum sei, wird dem Erfolg
der Todesstoss gegeben. Solche
Praktiker linden die Lösung von 3 g
Salz auf t Liter Wasser zu schwach,
schon weil das Wasser nicht die geringste
Trübung zeigt. Es wird dann zu viel
Salz gegeben, was einen Misserfolg in
der Kultur zur Folge hat, und dann
wird kurzweg gesagt, das Salz taugt
nichts.
Neben der richtigen Gabe ist auch
notwendig, dass die 1 lauptbedingungen
wie Luft, Schatten, Bewässerung u. s.w.,
im Auge behalten werden, denn nur
da, wo sachliche Behandlung im Verein
mit richtiger Düngung Hand in Hand
geht, kann auf guten Erfolg gerechnet
werden, [ch kann Wagners Salz
jedem zur Benutzung empfehlen, ein
sicherer Erfolg, bei ganz reinlichem
Arbeiten, ohne jeden pestilenzartigen
Geruch,sind sehr zubeachten deFaktoren.
Bei Topfgewächsen des Hauses wie
im Freiland wirkt es gleich gut.
Sägespäne für Mistbeetkästen.
Von Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Im Bereiche d'-r Topfpflanzenkultur
spielen warme .Mistbeetkästen eine
grosse Rolle, und es gilt, besonders im
Frühjahr, dieselben recht lange warm
zu erhalten. Wenn guter Mist ver-
wendet und der Kasten auch gut ge-
packt wird, so trägt dies sehr dazu
bei. Allein, wenn dann Erde in den
Kasten kommt, in den die Pflanzen ein-
gesenkt werden sollen, so wärmt sich
der Kasten schlecht und verliert be-
deutend von seiner Wärme. Will man
daher letztere recht lange erhalten,
so muss das Fütterungsmaterial eben-
falls wärmehaltig sein. Der Eine be-
nutzt Lohe, der andereKoaksascheu. s.w.,
hingegen viel zuwenig werden die Säge-
späne zu diesem Zweck benutzt. Säge-
späne, besonders aus Buchenholz, sind
sehr vorteilhaft. Sic wärmen gut. ver-
dunsten gut die Feuchtigkeit, lassen nicht
-n s< hnell Moos autkommen, versauern
die Luft nicht, und es sieht immer
reinlich aus. Ich benutze Sägespäne
zum Einfüttern von Cyclamen, Begonien,
Farnen,Maranten,Achimenes,( rloxinien,
Primeln. Bouvardien u. s. w. Ich habe
hierbei immer eine schöne, last egale,
langanhaltende Wärme beobachtet und
cm sehr tlottes Wachstum aller Pflanzen,
was mich auch bewog. Sägespäne zur
vermehrten Benutzung zu empfehlen.
Besonders im Frühling sind sie gut am
Platze. Ficusstecklinge wurzelten, in
Sägespäne gesteckt, recht bald und
streuten sozusagen ihre Wurzeln in den
Spänen ganz umher. Es muss jedoch
darauf geachtetwerden. dass die Wärme
nicht zu hoch wird.
Bestimmung der Himmelsgegend.
Der Landwirt und Gärtner kommt
oft in die Lage, sich in der freien
Natur orientieren zu müssen, ohne
immer einen Kompass bei sich zu
führen. Mit Hilfe der Sonne und einer
gewöhnlichen Taschenuhr kann man
aber nach der »Balt. Wochenschr.«
jederzeit dieXord-Südlinie leicht linden.
Man halte die Taschenuhr mit dem
nach oben gerichteten Zifferblatte vor
sich hin und drehe sich so lange, bis
der kleine Zeiger genau nach der
Sonne gerichtet ist. Die Nord-Süd-
richtung wird dann durch die Linie
markiert, welche den Winkel zwischen
dem kleinen Zeiger und der Zahl XII
des Zifferblattes halbiert. Die Stellung
des grossen Zeigers kommt gar nicht
in Betracht. Ist es z. B. morgens
LO Ihr. wenn man die Bestimmung
vornehmen will, so wird die Meridian-
linie durch die Linie angegeben, welche
durch die Zahl XI gezogen wird.
Wird dagegen die Beobachtung am
Nachmittag um 4 Uhr gemacht, so
giebt die durch die Zahl II gezogene
Linie die Richtung des Meridianes an.
Unterrichtswesen.
Kursus über Obstwein- und Obst-Schaumwein-
Herstellung in Geisenheim.
Im die neueren Fortschritte auf dem
Gebiete der Obstweinbereitung speziell
im gewerblichen Betriebe weiteren
Kreisen zugänglich zu machen, findet
in der Zeit vom 0. bis -'5. Februar 1899
an der önochemischen Versuchsstation
der Königl. Lehranstalt zu Geisenheim
ein Kursus über Herstellung und Be-
handlung der Obstweine und Obst-
schaumweine statt. .Nähere Auskunft
erteilt der Leiter der genannten
Station. Dr. P. Kulisch in Geisenheim.
34
Litteratur. — Ausstellungen und Kongresse.
Litteratur.
Fr. Paeske, Conraden. Welche
Waldbäume sind auf den w e n i g
oder g : a r n i c h t landwirtschaftlich
benutzbarenBö den, insbesondere
auf Sandböden mit und ohne
jM er gelbe im ischung zu bauen?
Diese kleine, auf Veranlassung des
Landwirtschaftlichen Kreisvereins ge-
druckte Schritt enthält viele praktische
Winke über die Anforderungen, welche
die einzelnen Baumarten an Boden und
Klima stellen, sowie eine Zusammen-
stellung der für verschiedene Boden-
arten passenden Bäume. Die kleine
Abhandlung dürfte manchem Praktiker,
der in die Lage kommt, grössere An-
pflanzungen von Waldbäumen machen
zu müssen, recht willkommen sein.
Zawodny: Pflanzen ph y s i o 1 o -
gische Betrachtungen über die
Zu a im er Gurke und deren Kultur.
S.-A. a. d. Jahresbericht der Gesell-
schaft »Flora« zu Dresden.
Wissenschaftliche Ali tteilun gen, welche
man in dieser Abhandlung nach
dem Titel erwarten könnte, findet man
in derselben nur einige. Dagegen wird
der praktische Gurkenbauer manche,
freilich mehr interessante als belehrende
Gesichtspunkte in der kleinen ..Me-
trachtung" linden, so speziell über den
Verein. .Interessenschutz der Exporteure
konservierter Gurken'", sowie über die
Znaimer Marktordnung. Dr. Kr.
Bericht über dieThätigkeit des
chemischen Untersuchungsamtes
der Stadt Dresden für die Zeit vom
1. August bis 31. Dez. 1896. Desgl. bis 1897.
Jahresbericht der K. K. Samen -
kontrollstation in Wien. Heraus-
gegeben vom Direktor Ritter von
W e i n z i e r 1 .
E. Licrcke und Dr. D. Morck, Chry-
santhemum-Düngungsversuche. 1897.
Herausgegeben von der Agrikultur-
Abteilung des Verkauf-Syndikats der
Kaliwerke in Leopoldshall-Stassfurt.
Die Verfasser verwandten drei ver-
schiedene Nährsalze und erhielten
ungefähr dieselben Resultate. Kali
scheint für Chrysanthemum weniger
nötig als Stickstoff und Phosphorsäure.
Sie gaben 5 g Nährsalz per Liter und
gössen damit alle 8 bis 14 Tage (auf
eine Giesskanne von 10 1 Inhalt 50 g
Nährsalz).
Ausstellungen und Kongresse.
Petersburg. III. internationale
Garten bau- Ausstellung vom 5.19.
bis 15./27. Mai 1899. Anmeldungen bis
spätestens zum 1. 13. März an Geheim-
rat Exzellenz Prof. Fischer von
Waldheim, Kaiserl. bot. Garten.
1. Alle Ausstellung^ - Gegenstände
haben keinen Zoll zu zahlen, falls
selbige zwei Monate nach Schluss
der Ausstellung über die Grenze zu-
rückbefördert werden (sie zahlen also
Zoll nur im Fall, wenn sie hier im
Lande bleiben, also verkauft, ver-
schenkt etc. werden). Die Gegenstände
müssen mit einer Etiquette von der
Kaiserl. Russische Gartenbau- Gesell-
schaft mit der Aufschrift »transito
Ausstellung« versehen sein, siepassieren
dann die Grenze ohne Aufenthalt und
werden erst im Ausstellungsgebäude
geöffnet.
2. Alle Exponate zahlen nichts für
den Rücktransport von der Ausstellung
biszurGrenzstation. überweiche selbige
vom Auslande nach Russland kamen.
3. Um eine Preisermässigung (Gratis-
rückfahrt) der nach der Ausstellung
vom Auslande kommenden Kommissare,
Delegierten, Preisrichter, Exponenten
und Begleiter der Exponate sind Ver-
handlungen eingeleitet, über deren
Resultat jedoch noch nichts bekannt ist.
4. Für die Vorkultur der aus-
zustellenden Pflanzen werden im
'Bäurischen Garten zwei grosse Ge-
wächshäuser vorhanden sein mit dem
dazu nöthigen Personal. Herr Siess-
meyer jun. will die Sache überwachen.
Ausserdem werden wohl zwei Ge-
wächshäuser von 140 Fuss Länge für
die auszustellenden Gegenstände extra
erbaut werden.
Aus den Vereinen. — Gewerbliche Angelegenheiten — Preisverzeichnisse.
-
Für bevorstehende Festlichkeiten isl
ein Komitee gebildet winden, welches
auch für Wohnungen etc. zu sorgen hat.
Alle Exponenten können auch zu-
gleich Preisrichter sein, natürlich in
einer anderen Preisbewerbung.
(Letzteres erscheint auch uns in
diesem Falle empfehlenswert. Es
wird sich Mancher eher entschliessen
in Petersburg Pflanzen und abge-
schnittene Blumen auszustellen, wenn
er sie selbsl mitnehmen, bezw. über-
wachen kann.) I.. W.
Mont-St. Amand bei Gent. Grosse
i n ternation ale Garl e n bau - A u s-
stellung (Grande Exposition inter-
nationale d'Horticulture) vom 30. April
bis 9. Mai 1899. Das Programm von
derselben isl erschienen.
Aus den Vereinen.
Deutsche Dahlien-Gesellschaft.
Erste Jahres-Versammlung, Sonntag
den 39. Januar, nachmittags 2 1/2 Uhr,
in den Räumen des Clubs der Land-
wirte, Berlin SW., Zimmerstrasse 90 91.
Tagesordnung: 1. Erstattung des
Jahres- und Kassenberichtes; 2. Vor-
standswahl; 3. diesjährige Ausstellungs-
besprechung; 4. neue Anträge zu den
Wertzeugnisbestimmungen und daran
anschliessend Bekanntgabe der letzt-
jährigen Dahlienausstellungen; 5. Ver-
schiedenes. Nach der Sitzung findet
gemeinsames Abendessen, ä Couvert
l,50 M., statt. Um recht zahlreichen
Besuch der Mitglieder sowie Dahlien-
liebhaber bittet
Der Vorstand
C. Kotte, Präsident.
Potsdamer Gartenbau Verein.
In der General- Versammlung am
4. Januar d. J. wurde der bisherige
eiste Vorsitzende des Vereins, der
Inspektor der Königl.Gärtnerlehranstarl
am Wildpark bei Potsdam. Herr Th.
Echtermeyer, wiederum einstimmig
zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Wirtschaftlicher Ausschuss.
her Staatssekretär des Innern hat
den Verein zur Beförderung des Garten-
baues ersucht, einen Vertreter zu
entsenden zu einer am 21. Januar im
Reichsamt des Innern stattfindenden
Versammlung des wirtschaftlichen Aus-
schusses zur Besprechung der wirt-
schaftlichen Verhältnisse der Gärtnerei
und etwa zu machenden Erhebungen.
Der Vorstand hat den Direktor des
Vereins, Herrn Königl. Gartenbau-
direktor
ernannt.
Lackner, zum Vertreter
Schutzzoll-Versammlung in Berlin.
Am 11. fanuar fand in denGermania-
sälen ein e gn »sseVe rsam m Lung(i 500] 'e 1-
sonen) der Handelspartner der Povinz
Brandenburg, einberufen vom Verbände
der Handelspartner, statt in welcher
Lebhaft für den Schutzzoll gesprochen
wurde. Ein näherer Bericht kann erst
in nächster Nummer erfolgen.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Adolph Demmler, Perlin und
Friedrichsfelde, Preisverzeichnis über
Sämereien. — Haage & Schmidt.
Erfurt. Ilauptverzeichnis über Samen
und Pflanzen1 mit Abb.). — Gebr. Dippe,
Quedlinburg. Samenkataloe. Joseph
Klar in Perlin, Linienstrasse, Haupt-
Preiskourant (mit Abb.). — Ernst
Strauss in Köln -Ehrenfeld, Garten-
geräte (mit Abb.). — Martin Grashof
in Quedlinburg.Feld-,1 remüse-, Garten-,
Gras- und Waldsamen, Blumensamen
(mit Abb.). Vilmorin, Andrieux
& ( o. in Paris, Engros- Preisverzeichnis
über Gemüse-, Feld- und Blumen-
sämereien (mit Abb.). Sattler
Personal-Nachrichten. — Winterfest.
& Bethge in Quedlinburg, Engros-
Preisliste über dasselbe (mit Abb.).
— Otto Putz (Ferdinand Jühlke Nach-
folger) in Erfurt, dasselbe (mit Abb.).
— Kohlmannslehne r & Schwenke
in Schöneberg - Berlin . dasselbe für
Handelsgärtner.
Personal-Nachrichten.
Der Kgl. Gartenbaudirektor Lackn er
in Steglitz. Direktor des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, ist von
der bayerischen Gartenbau-Gesell-
schaft zum korrespondierenden Mit-
gliede ernannt.
Am 3. Dezember starb zuWernigerode
der Kunst- und Handelsgärtner Ulrich
Pitt im 70. Lebensjahre. Er war lang-
jähriges Mitglied des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues, ein ge-
borener Jeveraner. aber fast 40 Jahre
in Wernigerode etabliert und als
Knollenbegonienzüchter in weiteren
Kreisen bekannt. Einer der »Getreuen
aus Jever«, hat er wiederholt in wohl-
gelungenen Versen den Alt-Reichs-
kanzler begrüsst und dafür warme
Anerkennung und Dank empfangen.
garten-Inspektor nach Oliva bei Danzig
an Stelle des verstorbenen Rad icke
berufen und wird am 1. Februar sein
neues Amt antreten.
Der Professor der systematischen
Botanik an der deutschen Universität
in Prag. Dr. Richard v. Wettstein,
ist vom Professorenkollegium der
Wiener Universität unico loco zum
Professor der Botanik und Direktor
des Botanischen Gartens der Wiener
Universität vorgeschlagen worden.
Der Obergärtner des botanischen
Gartens in Zürich. Erich Wocke.
Mitglied des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, ist als Kgl. Schloss-
Der Direktor der Royal Botanie
Gardens, Kew bei London, William
Turner Thiselton Dyer Esq.. ist in
Anerkennung seiner Verdienste, die er
den englischen Kolonialregierungen
erwiesen, von I. M. der Königin von
England zum Kommandeur des hohen
Ordens von St. Michael und St. George
ernannt und führt damit das Prädikat
»Sir«. Wir freuen uns herzlich über
diese Auszeichnung.
Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Abendessen und Ball.
Donnerstag, den 19. Januar 8 Uhr präc, im Hotel Imperial, Unter den Linden 44.
Auf vielfachen Wunsch ist die Anmeldefrist bis zum 16. Januar verlängert.
Meldungen mit Angabe der Zahl der Damen und der Herren an Herrn Hof-
lieferanten J. F. Uoock, Berlin X., Chausseestr. 52a. Telephon-Amt III, 183.
Tagesordnung
für die
855. Versammlung des Vereins z. Beförderung d. Gartenbaues i. i pr. Staaten
am Sonnabend den 28. Januar 1899, 6 Uhr,
im grossen Hörsaal der Königl. landw. Hochschule, Invalidenstrasse 42.
1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Abermalige Wahl des 1. Stellvertreters des
Direktors, da die Wahl am 29. Dezember nicht zu Stande gekommen ist.*) ?. Vortrag des
Herrn Kgl. Gartenbaudirektors Carl Hampel: Die Verschönerung der Städte. 4. Verschiedenes.
*) her Wahlzettel liegt für die hiesigen Mitglieder diesem Heft bei.
Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse im
Vergleich zur San Jose-Schildlaus.
_^j Von Professor Dr. Frank-Berlin.
v>b eit vergangenem Winter wissen wir, dass die San Jose-Schildlaus aus
£&T Amerika mit lebenden Pflanzen und Obst zu uns herübergebracht wird.
Deshalb hat seitdem die europäischen Regierungen und Obstplantagenbesitzer
die Frage beschäftigt, ob der amerikanische Schädling etwa bereits in unsere
heimischen Obstkulturen übergegangen ist. Denn wenn derselbe auch erst seil
verhältnismässig kurzer Zeit in so verheerenden Dimensionen in den nord-
amerikanischen Staaten selbst sich ausgebreitet hat. so war bei unserem regen
Verkehr mit Amerika und bei der thatsächlich bereits vielfach konstatierten
Einschleppung der Schildlaus auf importiertem Obst die Befürchtung, dass
Europa bereits verseucht ist, sehr naheliegend. Jedenfalls würde dies in ab-
sehbarer Zeit mit Sicherheit zu erwarten sein, ebenso wie wir früher durch
die unbeschränkte Aufnahme amerikanischer Produkte uns die Blutlaus, die
Reblaus, die Wein-Peronospora geholt haben. Bei allen diesen Schädlingen
haben wir die rechte Zeit verpasst, um durch geeignete Einfuhrbeschränkungen
der Invasion zuvorzukommen. Bezüglich der San Jose-Schildlaus liegt in diesem
Augenblicke die Sache noch anders. Dank der Nachforschungen, die durch
eine ganze Kette von Sachverständigen bis jetzt in Deutschland vorgenommen
worden sind, darf man mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass unsere
( »bstkulturen von diesem amerikanischen Eindringling augenblicklich noch frei
sind, denn er ist bis jetzt noch nirgends auf unseren deutschen Obstbäumen
gefunden worden.
Xun hat man aber von gewissen Seiten der Sache wieder eine ganz
andere Auffassung gegeben durch die Vermutung, dass die bei uns seit langer
Zeit als einheimisch bekannte Obstschildlaus Aspidiotus ostreaeformis nichts
anderes als die amerikanische San Jose-Schildlaus sei, nur in ihren Formen
durch das europäische Klima verändert, mit anderen Worten, dass es zwecklos
wäre, die Einwanderung der San Jose-Laus aus Amerika zu verhindern, da
dieselbe, wenn sie wirklich nach Europa überginge, hier im Gewände der
ostreaeformis, die eben schon da ist, sich fortpflanzen würde.
Zwischen der San Jose-Schildlaus (Aspidiotus perniciosus) und unserem
Aspidiotus ostreaeformis bestehen allerdings, wie ich gemeinschaftlich mit
Herrn Dr. Krüger gezeigt habe, grosse Ähnlichkeiten, was wir durch die
Bezeichnung des einheimischen A. ostreaeformis als Pseudo-San Jose-Schildlaus
zum Ausdruck brachten; trotzdem haben wir doch in der mikroskopischen
Struktur des Hinterleibes der Weibchen beider Tiere so bedeutende,
charakteristische Unterschiede festgestellt, dass die Annahme, so etwas könne
rg Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse.
durch das Klima verändert werden, höchst unwahrscheinlich erscheint, worin
uns auch von zoologischer Seite zugestimmt wird.
Immerhin ist damit jene Vermutung in zwingender Weise noch nicht
widerlegt. Am leichtesten würde man ja die Sache entscheiden können, wenn
man San Jose-Schildläuse in Europa weiterzüchtete, natürlich unter der
erforderlichen Isolierung; doch dürfte ein solcher Versuch mit Rücksicht auf
das Gemeinwohl vielleicht zu gefährlich erscheinen.
Ich habe inzwischen auf einem anderen Wege der Entscheidung dieser
Frage näher zu treten gesucht. Wäre die Vermutung richtig, dass die in
Deutschland vorkommende Pseudo-San Jose-Laus eine durch das Klima ver-
änderte echte San Jose-Schildlaus sei, so müsste man dieselbe in einem
europäischen Lande, welches klimatisch mit den amerikanischen San Jose-
Schildlaus-Ländern übereinstimmt, in der amerikanischen Form auffinden,
d. h. es müsste dort die echte San Jose-Schildlaus vorhanden sein. Ein
solches Land ist Südtirol, wo bekanntlich auch ein bedeutender Obstbau
getrieben wird.
Diese Erwägung veranlasste mich, die südtiroler Obstbaugegenden behufs
Erforschung der dort auftretenden Obstschildläuse zu bereisen. Dies geschah
in den Monaten August und September vorigen Jahres und erstreckte sich
erstens auf das Hauptobstgebiet Südtirols, nämlich auf das Etschthal bei Bozen.
Hier kamen besonders die Umgegend von Bozen sowie die Eppaner Hochebene
oder Überetsch, das sogenannte Paradies von Tirol, zwischen Bozen und Kaltem,
in Betracht, wo gemischt mit den Weingärten die Obststücke liegen, in denen
der Pfirsichbaum, aber auch viel Äpfel-, Birnen- und Pflaumenbäume vertreten
sind. Ferner wurde die Gegend von Lana bei Meran untersucht, weil sie das
Hauptproduktionsgebiet der aus Tirol exportierten Äpfel ist. Diese Gegend
bietet obstbaulich ein hohes Interesse, weil die Obstkulturen, hier durchgängig
rein aus Apfelbäumen bestehend, feldmässig angelegt sind in mächtigen Gras-
gärten, welche mit Ausnahme der eigentlichen Etsch-Aue die ganze Thalsohle
bis zu den untersten Anhöhen bedecken, über welchen sich dann erst die
Hänge mit Weinbau und darüber die Kastanien anschliessen. Jene Apfelbaum-
pflanzungen bestehen zwar meist aus Bäumen mittleren Alters, vielfach mit
jungen Nachpflanzungen; hin und wieder sind aber auch Apfelbäume in den
allerältesten Individuen zu sehen, wahre Riesen mit ungeheurer Krone, die in
weitem Umkreise um den Stamm bis zur Erde hängt und urwaldartig in ihrem
dichten Zweiggewirr alte Astleichen birgt, weil an solchen Bäumen ein Aus-
schneiden und Ausputzen kaum ausführbar erscheint. Endlich habe ich aber
die Untersuchungen auch auf die Brixener Gegend ausgedehnt, denn sie bildet
klimatisch den Übergang zu den deutschen Obstländern; vom Brenner nach
Süden liegt Brixen in derjenigen Thalweite, in welcher man den ersten
bedeutenden Obstbau antrifft. Ausserdem habe ich auch das südlichste Baden,
nämlich die Umgegend von Konstanz und besonders die Insel Mainau, die durch
ihr südliches Klima ausgezeichnet ist, wo die ersten Cypressen im Freien aus-
halten und wo überall viel Obst gebaut wird, untersucht, desgleichen auch den
angrenzenden schweizer Kanton Thurgau, wo ein ausgedehnter Obstbau ge-
trieben wird.
Das Ergebnis der Untersuchung war, dass in keinem der genannten
Länder auch nur eine Spur der San Jose-Schildlaus gefunden wurde, dass viel-
Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse. -q
mehr dort nur dieselben Schildlausarten auf den Obstbäumen vorkommen, wie
in Deutschland, insbesondere dass die Pseudo-San Jose-Schildlaus(Aspidiotus
ostreaeformis) dort in allen mikroskopischen Details mit unserem deutschen
Insekt genau übereinstimmt und selbst in den wärmsten Lagen der südtiroler
Obstgegenden seine Merkmale in keiner Weise im Sinne der amerikanischen
San Jose-Schildlaus abgeändert zeigt. Da die letztere in Amerika die Pfirsich-
bäume als ihre liebsten Nährpflanzen bevorzugt, so habe ich der Pseudo-San
Jose-Schildlaus auf den Plirsichbbäumen in Südtirol noch besondere Auf-
merksamkeit geschenkt, aber auch hier mit dem gleichen soeben ausgesprochenen
Resultate.
Da nun also die Pseudo-San Jose-Schildlaus in den wärmsten Teilen
Südtirols genau in allen den charakteristischen mikroskopischen Details sich
zeigt, wie überall in Deutschland bis Ostpreussen, so kann darüber kein
Zweifel sein, dass das Klima die morphologischen Merkmale dieser Schildlaus
in keiner Weise zu verändern vermag. Dass sie eine veränderte San Jose-
Schildlaus sei, wird dadurch nur noch unwahrscheinlicher. Sie ist eben eine
andere Schildlaus-Art, welche Europa angehört und mit der amerikanischen
San Jose-Laus nichts zu thun hat.
Dies wird übrigens auch durch die Beziehungen der Pseudo-San-Jose-
Laus zum Klima bestätigt, welche andere sind, als die der amerikanischen
Laus. Die letztere bevorzugt das wärmere Klima, wie deutlich daraus hervor-
geht, dass sie in Nordamerika in den südlichen Staaten eine viel grössere
Verbreitung hat als in den nördlichen Staaten der Union und in Kanada. Die
Pseudo-San [ose-Schildlaus dagegen tritt, während sie in ganz Deutschland
verbreitet ist und hier an manchen Orten in sehr starkem Grade sich vermehrt
hat, in Südtirol mehr untergeordnet und soweit ich gesehen habe, nirgends
bedenklich auf.
In Südtirol ist vielmehr die vorherrschende und hin und wieder bereits
schädlichen Einfluss äussernde Obst-Schildlaus, die Diaspis fallax, eine
Species, die gleich den beiden im Vorhergehenden besprochenen Läusen eben-
falls unter runden Schildern lebt, sich aber schon durch die rote Farbe der
weiblichen Tiere sowie durch ihre sehr hellen, fast weisslichen Schilder unter-
scheidet. Diese Schildlaus ist in Deutschland wenig verbreitet. Ich habe sie
auch im südlichen Baden gefunden und sie geht den Rheinländern entlang
bis in den Rheingau, wo sie schon länger bekannt ist. Offenbar ist dies also
eine den wärmeren Ländern nachgehende Schildlaus und für diese könnte sie
bei weiterer Zunahme wohl zu einem gefährlichen Feinde werden.
Ausserdem kommt in Südtirol und den übrigen obengenannten südlichen
Ländern auch die Kommalaus (Mytilaspis conchaeformis), die bei uns in
Deutschland die gemeinste Obstschildlaus ist, nicht selten vor. am häutigsten
an Apfelbäumen; in geringer Menge habe ich auch das in Deutschland weit
verbreitete Lecanium Persicae in Südtirol gefunden, an Aprikosen. Pflaumen
und Birnen.
Der Nachweis, dass in Tirol keine San Jose-Schildlaus vorhanden ist.
kann uns bei der massenhaften Einfuhr des tiroler Obstes nach Deutschland
wegen etwa zu befürchtenden schädlichen Infektionen unserer eigenen Obst-
kulturen beruhigen. In Tirol hätte man meiner Ansicht nach ganz besonderen
Grund, wegen der möglichen Einschleppung des amerikanischen Schädlings
(5q Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse.
auf der Hut zu sein; er würde dort jedenfalls sehr günstige, seinen heimischen
Verhältnissen ähnliche klimatische Bedingungen vorfinden. Thatsächlich hat,
wie mir erzählt wurde, amerikanisches Obst schon bis nach Bozen seinen Weg
gefunden. Es ist zu hoffen, dass die auch von der österreichisch-ungarischen
Regierung verfügten Beschränkungen des amerikanischen Pflanzen- und Obst-
importes die in dieser Beziehung für Österreich-Ungarn und für Deutschland
bestehende Gefahr beseitigen werden.
Da bei uns in Europa Durchforschungen eines ganzes Landes speziell
hinsichtlich des Schildlausbefalles der Obstpflanzungen bis jetzt wohl noch
nicht vorgenommen worden sind, so mag hier auf Grund meiner tiroler Unter-
suchungen das Bild des Schildlausbefalles, wie es sich thatsächlich in
jenem Lande zeigt, in seinen Hauptzügen beschrieben werden.
Im allgemeinen lässt sich derselbe in Tirol zur Zeit als ein entschieden
gutartiger bezeichnen. Die dortigen Obstkulturen in ihrem überreichen Frucht-
anhange und in ihrem Aussehen überhaupt lassen kaum ein ernstliches Leiden
erkennen. Allerdings fielen Äpfel- und Birnbäume im Monat August hin und
wieder durch dünne Belaubung auf. Die Ursache davon aber war meistens in
etwas anderem zu finden, besonders in dem blattverderbenden Pilze Fusicladium,
der wie bei uns in der neueren Zeit, so auch dort sich ziemlich stark ent-
wickelt hat, ferner an den Birnbäumen bisweilen in dem Blattpilze Sphaerella
nigerrima, ausserdem sehr oft auch im Befall durch die rote Spinne, die durch
die enorme Hitze begünstigt wurde. Nur die rote Schildlaus, Diaspis fallax,
habe ich, wie schon angedeutet, an einzelnen Birnbäumen in solcher Menge
angetroffen, dass die letzteren dadurch augenscheinlich schon stark geschwächt
waren und dass hier für die Zukunft eine gewisse Gefahr bestehen dürfte.
Das Steinobst ist in Tirol sehr wenig von Schildläusen befallen. An den
Pfirsichbäumen tritt sowohl Diaspis fallax als auch Aspidiotus ostreaeformis
auf, beide nur in massigem Grade. Pflaumenbäume zeigen wenig Diaspis fallax.
An Aprikosen habe ich mit Ausnahme von etwas Lecanium Persicae keine und
an Kirschbäumen überhaupt nichts von Schildläusen in Tirol gefunden.
Das Kernobst ist dagegen weit mehr dem Schildlausbefall ausgesetzt.
Hier ist die rote Diaspis fallax die häufigste und gefährlichste auf Birnen- wie
auf Apfelbäumen. Oft gesellt sich zu ihr. ebenfalls auf beiden Obstgattungen,
der gelbe Aspidiotus ostreaeformis, jedoch wie schon erwähnt weit minder
häufig. Auch die Komma-Schildlaus macht sich in manchen tiroler Apfelbaum-
Pflanzungen bemerklich.
Bemerkenswert ist das Befallungsbild in der einzelnen Obstplantage. Es
macht sich hier oft ein einheitliches Verhalten des einzelnen Baumindividuums
geltend. Ist der Baum von Mytilaspis infiziert, so sieht man den Stamm und
von diesem aus alle einzelnen Zweige oft nur mit dieser Laus besetzt. Ist ein
anderer Baum von der Diaspis befallen, so gilt derselbe einheitliche Charakter
vom ganzen Baum. Dies tritt besonders auch an den an einem und demselben
Spalier stehenden Bäumen hervor; es können hier ein Mytilaspis-Baum und
ein Diaspis-Baum und auch ein ganz lausfreier Baum mit einander wechseln,
was deutlich die individuelle Infektion erkennen lässt, die sich an dem einzelnen
Baume dadurch vollzieht, dass die Nachkommen der Schildläuse, deren Ahnen
einstmals die ersten Ansiedler an dem Baume waren, sich allmählich über das
ganze Baumindividuum verbreiten.
Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse. 6l
Auch nach Obstplantagen ist manchmal der SchilaTaüsbefall ungleich.
Man trifft Obstpflanzungen, wo alle Bäume z. 1!. nur die Mytilaspis zeigen,
andere, wo die Diaspis sehr verbreitet ist, dagegen von der Kommalaus nichts
oder weit weniger gefunden wird. Auch das kann nur das Resultat der im
Laufe der Jahre fortgegangenen allmählichen Verbreitung der ersten Schildlaus-
Ansiedler in der betreffenden Plantage sein. Die Verbreitung der Schildläuse
im Obstgarten selbst unter den freistehenden Bäumen von einem Baum zum
andern durch die Luft ist. wenn auch erschwert, aber doch möglich, und zwar
durch den Wind, nämlich im Larvenzustande der Schildläuse, wo diese Tiere
frei auf den Zweigen umherlaufen und bei ihrer ausserordentlichen Kleinheit
schon von schwachen Luftbewegungen fortgeblasen werden können, wovon ich
mich überzeugen konnte.
Es war mir von Interesse, zu finden, dass auch in Tirol die Obst-
schildläuse ihre natürlichen Feinde haben, die an der Zerstörung dieser
Schädlinge arbeiten. Obenan stehen die Schlupfwespen. Wie man in Amerika
einen Befall der San Jose-Schildlaus durch Schlupfwespen kennt, so ist uns
auch in Deutschland an den Obstschildläusen in weiter Verbreitung das Vor-
kommen solcher Schlupfwespen bekannt geworden. Ich habe dieselbe Er-
scheinung nun auch in Tirol beobachtet. Vielfach sind hier wie bei uns die
Schilder der Kommalaus, sowie der Pseudo-San Jose-Laus angelocht und
darunter die Leiche der durch die Schlupfwespe angestochenen und getöteten
weiblichen Schildlaus zu finden, deren Haut dann immer ungewöhnlich ver-
dickt, gebräunt und erhärtet ist. was als ein sicheres Kennzeichen für Schlupf-
wespentod gelten kann. Auffallend war es mir, die rote Diaspis fallax nur
sehr selten, meist gar nicht von Schlupfwespen befallen zu finden. Man könnte
versucht sein, darin einen Grund dafür zu sehen, dass diese Laus zur schäd-
lichsten tiroler < »b.-tschildlaus sich entwickelt hat, und annehmen, dass die
anderen Obstschildlausarten durch die Schlupfwespen in Schranken gehalten
werden. Doch spielen dabei unzweifelhaft auch Abhängigkeiten der Schild-
läuse von klimatischen Einflüssen eine Rolle.
Auch ein Pilzbefall kommt an den tiroler Obstschildläusen vor. In
Amerika hat man das Gleiche an den San Jose-Schildläusen beobachtet, und
kürzlich insbesondere eine Sphaerostilbe-Art als Schildlauspilz gefunden, den
man durch Züchtung zu vermehren und als Schildlausvertilger zu benutzen
beabsichtigt. Ich habe an den verpilzten Schildläusen, die ich vielfach bei
uns gefunden habe, noch nicht die sichere Überzeugung gewinnen können.
dass dieselben durch den Pilz getötet worden waren; immer war die Annahme
zulässig, dass die Tiere aus irgend einem anderen Grunde verkümmert und
ihre Leichen dann erst von dem Pilze in Besitz genommen worden waren.
Meistens ist es ein steriles Pilzmycelium, welches bei uns in Deutschland und
auch in Tirol mit seinen Fäden auf und in dem Körper toter weiblicher Schild-
Läuse wachsend gefunden wird; seinem Aussehen nach dürfte dieses Mycelium
mit den Baumrinden bewohnenden Pilzformen Fumago oder CTadosporium ver-
wandt oder identisch sein. In Tirol und auf der Insel Mainau habe ich die
Weibchen der Pseudo-San Jose-Schildlaus auch durchwuchert gefunden von
einem Pilzmycelium, welches an der Oberfläche des verpilzten Tieres die
Sporenfrüchte eines Phoma entwickelt hatte, nämlich rundliche, am Scheitel
mit einem runden Porus versehene, bräunliche Pykniden, von 0,04 bis 0,1 mm
g'2 Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse.
Durchmesser, die mitunter auch zu mehreren verschmolzen sind und dann
mehrfachen Durchmesser haben. Die kleinen, ovalen, farblosen, einzelligen
Sporen sind 3,5 bis 5.5 /< lang und werden nach Phoma-Art in Schleimranken
aus dem Porus entleert. Es steht zu vermuten, dass auch dieser Pilz von
dem Baume aus auf die Schildläuse übergeht. Aber von den bei Saccardo
zusammengestellten bekannten Phoma-Formen, die auf Pomaceen und Amygda-
laceen vorkommen, stimmt keine mit dieser überein, sie muss also erst einen
Namen erhalten, und ich werde sie Phoma Coccorum nennen.
Da ich im Jahre 1898 von Ausgang Winter bis in den Spätherbst die
einheimischen Obstschildläuse in ihrer Entwickelung von Zeit zu Zeit verfolgt
habe, so sind damit die Entwickelungsphasen dieser Tiere im ganzen
Jahrescyclus festgestellt worden. Es ist dadurch eine fühlbare Lücke in
unseren Kenntnissen ausgefüllt worden, denn man wusste bis jetzt über die
Häufigkeit der Vermehrung, also über die Zahl der Generationen im Jahre
nichts Genaues, und doch ist es zur Beurteilung der Bedeutung dieser Schäd-
linge wichtig, dies zu wissen. Ich lasse die betreffenden Angaben für die
einzelnen Schildläuse folgen.
1. Mytilaspis conchaeformis. Bereits im März befinden sich unter
den jetzt völlig erwachsenen weiblichen Schildern die abgelegten Eier; aus
letzteren kommen im Mai und Juni die kleinen Larven heraus, welche sich nun
auf den Zweigen neue Ansiedelungspunkte suchen und allmählich heranwachsen.
Schon Ende Juli sind einige derselben zu geschlechtsreifen Weibchen geworden;
doch dauert diese Entwickelung für die Gesamtheit der Tiere bis in den
Oktober, wo man neben vielen bereits erwachsenen weiblichen Schildern,
unter denen schon jetzt Eier abgelegt sind, auch noch halbwüchsige Schilder
findet, unter denen noch nicht vollentwickelte Weibchen sich befinden. Das
Tier hat also nur eine einzige Generation und überdauert den Winter vor-
wiegend im Zustande abgelegter Eier; die in der Entwickelung zurückgebliebenen
Weibchen gelangen vielleicht erst im zeitigen Frühling zum Eierlegen oder
gehen möglicherweise zu Grunde. Männchen habe ich noch keine gefunden.
Will man sich eine Vorstellung von der Stärke der Vermehrung machen, so
ergiebt sich diese aus der Zahl der unter den weiblichen Schildern liegenden
Eier, welche nach meinen Zählungen durchschnittlich 35 betragen dürfte.
Nimmt man an, dass die Hälfte der Nachkommen zu Grunde geht, so würde
die Kommalaus ihre Zahl jährlich etwa versiebzehnfachen.
2. Aspidiotus ostreaeformis. Im April finden sich neben zahlreichen
Weibchen, welche geschlechtsreif oder bereits mit embryonenhaltigen Eiern
im Leibe versehen sind, auch noch unfertige Weibchen, zugleich aber
auch männliche Tiere in allen Stadien, bis zu fertigen geflügelten Männchen.
Die allmähliche Reifung der Geschlechter zieht sich bis in den Mai hin.
Die Eier werden hier, schon die Embryonen enthaltend, abgelegt (ovivivipar).
Im Juni und Juli zieht die junge Larvenbrut unter den mütterlichen
Schildern hervor nach neuen Ansiedelungspunkten und hat sich bis zum
September grossenteils zu jungen, aber noch geschlechtsunreifen Weibchen,
zum Teil zu männlichen Puppen entwickelt; die Entwickelungsphase schliesst
sich also wieder an den beschriebenen Frühlingszustand an; diese Laus hat
ebenfalls nur eine einzige Generation. Die Zahl der in den reifen Weibchen
liegenden Eier kann zu durchschnittlich 50 angenommen werden; rechnet man
Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse. go
davon die Hälfte ab, welche zu Männchen werden oder zu Grunde gehen, so würde
man bei dieser Laus auf eine 25 fache Vermehrung im Jahre schliessen können.
3. Diaspis fallax. Entsprechend dem wärmeren Klima, welchem diese
Schildlaus angehört, zeigt ihre Entwickelung im Frühjahr einen bedeutenden
Vorsprung. Schon im April sind die Weibchen geschlechtsreif und haben oft
schon Eier im Leibe. Die Männchen sind um diese Zeit schon verschwunden,
ihre zahlreich vorhandenen Schilder sind bereits leer. Anfang Juni haben die
Weibchen die Brut abgesetzt; die Larven suchen jetzt die neuen Ansiedelungs-
punkte auf. Aus ihnen sind im August schon junge, vielfach aber auch schon
geschlechtsreife Weibchen geworden, neben denen allerdings auch noch ver-
spätete Larvenzustände vorkommen; zugleich sind jetzt viele männliche Puppen,
manchmal auch schon fertige ausgeschlüpfte, also begattungsfähige Männchen
vorhanden. Hier fällt also die Geschlechtsreife und die Begattung bereits in
den Herbst; bei Verspätung und in weniger warmen Ländern vielleicht auch
erst ins zeitige Frühjahr; aber auch hier giebt es nur eine einzige Generation.
Ich zählte ungefähr 40 Eier im reifen Weibchen; nach der für die vorigen
Schildläuse angenommenen Berechnungsweise würde hier eine ungefähr 20 fache
jährliche Vermehrung sich ergeben.
4. Lecanium Persicae. Die Ueberwinterung geschieht im Zustande
ovaler flacher 1 — 2 mm langen Larven, die im Herbst sich zerstreut an den
Zweigen festgesetzt haben. Sie wachsen erst im Frühling zu den grossen
weiblichen Schildläusen heran, und zugleich erscheinen jetzt auch die Männchen.
Im Juni haben die weiblichen Schilder Eier unter sich; von Anfang Juli an
wandern die ausgekommenen zunächst sehr kleinen Larven nach ihren
Ansiedelungspunkten und erreichen bis zum Herbst die oben angegebene
Grösse. Es giebt also nur eine einzige Generation. Ein weibliches Tier hat
ungefähr 400 Eier unter sich; nach der vorigen Berechnungsweise würde dies
eine etwa aoofache Vermehrung ergeben, doch dürfte auch diese nur unter
I'mständen, die für die Läuse besonders günstig sind, zutreffen.
Alan sieht, dass bei allen diesen Schildläusen die Entwickelungsgeschichte
in einem gewissen gleichen Grundzug überall wiederkehrt, wenn dieselbe auch
in ihren einzelnen Phasen bei den verschiedenen Schildlausarten in etwas
ungleiche Zeiten fällt. So trifft namentlich für die drei echten Schildläuse
allgemein zu, dass die Geschlechtsreife im Herbst oder in dem darauffolgenden
Frühjahr erreicht wird, die Jungen im Frühjahr erscheinen und bis zum Spät-
sommer oder Herbst wieder zu fertigen Läusen sich entwickelt haben. Nur
das Lecanium überwintert im Larvenzustände, wird erst im Frühjahr zu
Weibchen und Männchen und erzeugt erst gegen den Sommer hin die Jungen.
Vor allen Dingen ist aber auch die Übereinstimmung zu konstatieren, dass
überall nur eine einzige Generation im Jahre erzeugt wird, und zwar sogar
in dem klimatisch so äusserst begünstigten Südtirol, denn aus den von mir
dort vorgefundenen lebenden Stadien und Überresten der früheren Generation
liess sich der vollständige Entwicklungscyklus in Lebereinstimmung mit den
deutschen Verhältnissen konstruieren.
Es erregt mir daher Zweifel, ob die Amerikaner mit ihrer Angabe Recht
haben, wonach die San Jose-Schildlaus drei Generationen im Jahre haben soll
und wonach die Nachkommenschaft eines einzigen Weibchens in einer Saison
auf 1,608,040,200, in einem anderen Falle auf 3,216.080 berechnet wird.
Qa Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse.
Wenn ein europäischer Forscher Gelegenheit hätte, in Amerika ein ganzes
Jahr oder "wenigstens von Ende Winter bis Anfang des nächsten Winters zu-
zubringen und die Entwickelungsphasen dieser Schildlaus zu verfolgen, so würde
die Sache am besten aufgeklärt werden können. Ich habe zu dem Aushilfs-
mittel gegriffen, dass ich mir zu verschiedenen Zeiten während der Vegetations-
periode aus Amerika Baumzweige, die von der San Jose-Laus befallen sind,
zur Untersuchung kommen liess. Das Syndikat der Kaliwerke zu Stasfurt hat
sich das grosse Verdienst erworben, durch seine dortige Vertretung dieses
Material beschaffen zu lassen. Das letztere ist jedesmal mit besonderem Dispens
des Herrn Reichskanzlers unter allen Vorsichtsmassregeln in der Original-
verpackung direkt in mein Institut übergeführt und erst hier entleert worden,
um jede Verbreitungsgefahr auszuschliessen. Es stand jedesmal in so reicher
Menge zur Verfügung, dass damit der Untersuchung die beste Gelegenheit
geboten wurde. Das Material entstammt den drei Monaten: Ende April, Ende
Juni, Anfang September. Die Befunde, welche bei der fleissigen Durchforschung
dieses Materials sich ergaben, stelle ich in Folgendem nebeneinander:
1. Ende April. In grosser Menge sind vorhanden die kleinsten Schildchen,
unter denen die Larven sich befinden; ausserdem grössere Stadien, in denen
bereits junge Weibchen, selbst schon geschlechtsreife und sogar Embryonen
enthaltende Weibchen vorhanden sind, zugleich aber auch männliche Schilder,
unter denen teils noch männliche Puppen, teils fertige geflügelte Männnchen
sich befinden, oder die auch bereits von den Tieren verlassen sind; es sind
also eigentlich alle Stadien der Schildlausentwickelung zugleich vorhanden.
2. Ende Juni. Männchen sind nicht mehr zu finden, die etwa noch vor-
handenen männlichen Schilder sind alle leer. Aus den Larven sind grössten-
teils junge Weibchen geworden; auch finden sich entwickelte Weibchen bis zu
solchen mit Eiern im Leibe.
3. Anfang September. Die Zweige sind in reichster Menge bedeckt
mit neuen ganz kleinen Schildchen, unter denen die jüngsten Larvenzustände
sitzen, die also die junge Generation darstellen, welche jetzt ihre Niederlassungen
begründet hat. Die männlichen Schilder, soweit solche noch übriggeblieben
sind, sind leer: höchstens enthält eine oder das andere die Leiche des aus
irgend einem Grunde während derEntwickelung abgestorbenen und bis jetzt liegen
gebliebenen Männchens. Auch die grossen weiblichen Schilder der vorher-
gegangenen Generation sind fast alle abgefallen oder wenn noch solche vorhanden,
so bergen sie die eingeschrumpfte leere Haut des Weibchens, aus welcher vor-
dem die junge Brut ausgewandert ist.
Aus diesen Bildern scheint mir eine grosse Ähnlichkeit mit dem Ent-
wickelungsgange der europäischen Schildläuse zu sprechen. Das Erscheinen
der Geschlechter und der Geschlechtsakt dürfte hiernach in das zeitige Frühjahr
fallen. Der Sommer scheint zur Entwickelung der neuen Brut verbraucht zu
werden, die bis zum Herbst in ihren Jugendstadien ins Leben getreten ist und
im nächsten Frühlinge ihre Geschlechtsreife erreicht. Das würde also auch
bei der San Jose-Schildlaus für eine einzige Generation sprechen. Allerdings
tritt dabei auffallend hervor, was übrigens auch bei den einheimischen Schild-
läusen zu bemerken ist, dass die einzelnen weiblichen Individuen nicht alle in
gleichem Tempo sich entwickeln, sondern ihre Reife zu sehr ungleichen Zeiten
erreichen, sodass man eben im Frühling die allerverschiedensten Stadien neben-
Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse. ßc.
einander rindet. Das würde aber noch nicht zu dem Schlüsse berechtigen,
dass hier eine Aufeinanderfolge verschiedener Generationen in demselben
Sommer vorliegt. Indessen ich gebe zu, dass mit diesen Beobachtungen noch
nicht endgiltig über die Zahl der Generationen bei dieser Schildlaus ent-
schieden ist.
Es verlohnt sich aber, näher nachzusehen, wie die Amerikaner zu der
Annahme der mehrfachen Generation der San Jose-Schildlaus in einem Jahre
und zu den obigen erschreckenden Zahlen der Vermehrung des Tieres ge-
kommen sind. Howard*) beschreibt dies wie folgt: »Auf in Blumentöpfen
stehenden Bäumen sei je ein einziges Weibchen überwintert worden, die Nach-
kommen dieses Individuums, die sich über den Baum verbreiteten, seien wieder
bis auf ein trächtiges Weibchen abgenommen worden, und so habe man drei
Generationen im Sommer bekommen, deren jede etwa sechs Wochen in An-
spruch nehme. Die Zahl der jedesmal einem Weibchen entstammenden Jungen sei
dabei auf über 100, 200, 300,400, 500, in einigen Fällen auf fast 600 durchZählung der
auf dem Yersuchsbaume gefundenen Individuen berechnet worden; ein Weibchen
müsse danach alle 24 Stunden 9 — 10 Junge zur Welt bringen. Hiergegen ist
zunächst folgendes einzuwenden: Im Leibe eines trächtigen San Jose-Weibchens
zählt man mikroskopisch, wie aus den Abbildungen, welche die Amerikaner
selbst geben, und wie wir nach unserem amerikanischen Materiale bestätigen
können, durchschnittlich nur 30 Embryonen und Eier, eine Zahl, die ziemlich
mit der entsprechenden für unsere verwandte einheimische Aspidiotus-Art
gefundenen übereinstimmt. Dass die bei diesem Versuche auf einem Baume
wirklich gezählten Individuen alle nur einem einzigen stehen gelassenen
Weibchen entstammt sein sollen, scheint mir durchaus nicht bewiesen. Vor
und nach dem Winter sitzen die Zweige befallener Bäume so voll von ungeheuer
kleinen Larven der San Jose-Schildlaus, dass es kaum möglich erscheint,
dieselben alle bis auf ein Weibchen abzulesen. Bleiben davon aber welche
sitzen, so werden sich diese allmählich weiterentwickeln und zu verschiedenen
Zeiten im Sommer ihre Brut zur Welt bringen müssen. Solange also solche
Versuche nicht gewissenhafter und einwandfreier angestellt werden, halte ich
die Mehrfachheit der Generationen der San Jose-Schildlaus nicht für erwiesen.
Bestreiten will ich sie nicht, sie scheint mir aber nach den obigen eigenen
Beobachtungen und auch nach Analogie mit den europäischen Schildlausen
nicht sehr wahrscheinlich.
Nehmen wir aber auch nur eine einfache Generation an und lassen die
San Jose-Laus ihre Zahl in jedem Jahre verdreissigfachen, so wäre das auch
schon genug, um einen Baum in wenigen Jahren zu unterdrücken. Dass dies
die San Jose-Schildlaus thut. das lehren uns die vorliegenden Photographien
amerikanischer Obstplantagen, sowie die Obstbaumzweige, die ich aus AJherik 1
zu den erwähnten Untersuchungen erhielt, die auf dem zwei- und mehrjähr
Holze meist so dicht von den San Jose-Schildläusen besetzt sind, dass kaum
noch ein freier Punkt auf der Rinde vorhanden ist.
Somit wird auch in jener Auffassung sich nichts ändern, dass die San
Jose-Schi ldl uns ein sehr gefährliches Tier ist. und dass die Fei nhaltung derselben
vi in Europa eben nicht nur im deutschen, sondern im europäischen Intcr
Bulletin des Departem. of Agriculture. The San Jose Scale, Washington 1896. S. |;.
(5(5 Sauromatum venosum Schott.
liegt. Die deutsche Reichsregierung ist zuerst in Europa der Gefahr entgegen-
getreten durch die bekannte Beschränkung der Einfuhr amerikanischer Pflanzen
und amerikanischen Obstes; denselben Massnahmen haben sich im Laufe des
Sommers auch Österreich - Ungarn, Holland, Belgien und die Schweiz an-
geschlossen, und kürzlich hat auch die französische Republik zur Verhütung der
Einschleppung der San Jose-Schildlaus die gleichen Anordnungen getroffen, die
für die genannten anderen Staaten ergangen sind.
Berlin, im Dezember 1898.
Institut für Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz
der kgl. landwirtschaftlichen Hochschule.
Sauromatum venosum) Schott
Eine Pflanze, die ohne Erde und Wasser Blüten bringt.
(Hierzu Abb. 9 u. 10.)
[4^1 err Architekt Et. Stöckhardt-Berlin übersandte uns im Februar 1898
eine grosse farbige, von ihm selbst gemalte Abbildung einer Pflanze, die,
wie er schrieb, ohne Erde und Wasser Blüten bringt und deren Knollen als
Arum cornutum oder A. Sauromatum im Handel angeboten werden. Arum
cornutum und A. Simlense sind aber nur Gartennamen, in Wirklichkeit heisst
die Pflanze Sauromatum venosum Schott. Prodromus Systematis Aroidearum
Wien 1860 S. 71.
Engler, der beste Kenner der Araceae, der sie monographisch in
de Candolle Suites au Prodromus II bearbeitet hat, schildert in Engler & Prantl
natürliche Pflanzenfamilien, diesem nicht genug zu empfehlenden Werke IL Teil
3. Abt. S. 141 die zur Unterabteilung der Areae gehörige Gattung Sauromatum
in folgender Weise:
Staubbeutel mit dünnem Gonnectiv (Mittelband), Fächer mit ovalen Poren.
Fruchtknoten mit 2 — 4 basalen Samenanlagen. Blätter lang gestielt, fussförmig
zerschnitten. Blütenstand kurz gestielt, mit einigen Xiederblättern im Frühjahr
entwickelt. Scheide mit langer geschlossener Röhre und lang - lanzettlicher
Spitze, innenseitig dunkel purpurn, verschiedenartig gelleckt, Kolben durchweg
zylindrisch; oberhalb des weiblichen Teils des Blütenstandes zahlreiche, lang-
keulenförmige Pistillodien (verkümmerte Blütenanlagen), oberhalb des zylindrischen
männlichen Teils des Blütenstandes ein sehr langer, stielrunder Anhang.
Die Art Sauromatum venosum Schott, beschreibt Engler in de Candolle
Suites au Prodromus II S. 570 folgendermassen:
Stiel des Blattes gefleckt, Abschnitte der Blattspreite länglich, gegen die
Basis hin keilförmig, an der Spitze zugespitzt, Mittelrippe und Nerven 1. Grades
sehr zahlreich, dicht, gelblich. Blütenstiel sehr kurz (? W.), mit einem lanzettlichen,
bleichen Niederblatt, violett gefleckt. Blütenscheide aussen etwas purpurn,
innen gelblich und sehr dicht mit kleinen länglichen purpurnen oder dunkel-
purpurnen Flecken bedeckt. Anhang des Kolbens sehr lang, cylindrisch, gegen
die Spitze wenig verschmälert.
*) Sauros griechisch = Eidechse, venosus lat. geädert, hier gefleckt.
Sauromatum venosum Schott.
6?
Syn. Sauromatum guttatum*) Bot. Mag. t 4465, II. d. serres t 1334.
S. Simlense Schott in Ocst. bot. Zeitschr. 1 S58 p. 349. Prod. 72. Arum
Simlense Hort.
Stiel des ausgewachsenen Blattes bis 1 m lang, mittlere Lappen der Blatt-
ei reite 20 cm und darüber lang, 10 cm breit, seitliche kleiner. Ülütenstiel
Abb. 9. Sauromatum venosum (Arum cornutum).
Eine Zimmerpflanze, welche ohne Wasser und Krde eine ca '/? m lange
Blume entwickelt. Gezogen und nach der Natur genial! von II. Stöckhardt,
Berlin, den 29. Januar 1898- I >ie Figur links am 5. Februar iStjS. Knolle
bräunlich -grau, Niederblätter bleich, Blutenscheide aussen weisslich, mit
braunen Längsstreifen, innen auf gelblich wei-sem Grunde mit blutroten
Flecken, der lange wurmförmige Kolben schwarzbraun. Auf der Figur links
sieht man die Pistillodien entwickelt.
bleich, sparsam gefleckt, 7 — 8 cm lang. Rühre der Blütenscheide ca. 8 — 10 cm
lang, unten 4 — 5 cm weit; ihre Spreite 35 — 40 cm lang, unten 0 cm breit, von
der Mitte nach der Spitze nur 2 — 3 cm breit. Weiblicher I;lütenstand des
Kolbens (der unterste Teil) 1,5 cm lang, von dem 2 cm langen männlichen
*) Das echte S. guttatum Schott ist eine andere Art. L. \Y.
58 Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
durch einen 5—6 cm langen Zwischenraum getrennt. Anhang des Kolbens 35 cm
lang, unten 1 cm, oben 7,5 mm dick.
Vaterland Ostindien, Simla.
An dem Exemplar des Herrn Stöckhardt war die Blüte im Ganzen
1 '._, m lang.
Wir haben hier einen ähnlichen Fall wie bei der Sprekelia formosissima
Herb. (Amaryllis formosissima L.). die auch im Winter, warm gehalten, ohne
Erde und Wasser vor den Blättern blüht. Die Knollen desSauromatum venosum, die
gegenwärtig in vielen Läden feilgeboten werden, sind grau,
flachkugelig, bis 9 cm im Durchmesser, bis 4 cm dick,
unten flach gewölbt, ohne alle Wurzeln, oben mit Wurzel-
narben versehen und um das Zentrum durch die Narben
der abgestorbenen Blätter geringelt. Sie muss nach
Angabe des Herrn Carl Kuntze (J. C. Schmidt) Berlin
bei 140 R. am Lichte kultiviert werden.
Abb- IO- Herr Stöckhardt schreibt uns noch unter dem
Eine Knolle des Sauromatum , , j t c i j j j- r i -ix-
venosum von J.C.Schmidt, iö. Januar d. J.: »Schade, dass die so farbenprächtige
DurrcLetsne^n4JcamUdkk.C- Blüte nicnt farbig dargestellt werden konnte! Dagegen
Ende Januar' war der Trieb ist ^ie Zinkographie wirklich sehr gut gelungen, der
7 cm hoch. o r 000
Massstab hätte etwas grösser sein können.
Jedenfalls freue ich mich sehr darüber, dass meine aus reiner Freude
an der Schönheit der Blume entstandene Arbeit in Ihrer so viel gelesenen Zeit-
schrift Aufnahme gefunden hat.
Zu der mich sehr interessierenden Besprechung der Pflanze vermag ich
weder Neues hinzuzufügen, noch Änderungen vorzunehmen. Die fünf Zwiebeln,
welche ich besass, unterschieden sich in ihrer äusseren Erscheinung durch
ihre Farbe, aber auch dadurch, dass einige mehr glatte, die anderen mehr
schuppige Oberfläche zeigten. Sollten hier etwa Varietätenunterschiede sich
bemerkbar machen? Der Geruch der Blüte war nicht gerade angenehm zu
nennen, er war aber doch nur in nächster Nähe derselben bemerkbar; ich
glaube der Ausdruck: »pestilenzialisch«, den, wie Sie schreiben, eine junge
Dame dafür gebrauchte, ist zu hart, ich meine, »widerlich« genügt."
Die Pflanze lässt sich im Sommer als Blattpflanze im Freien verwenden.
L. W.
Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
Von E. Koehne. [Schluss.]
(Eingereicht am 22. November 1898.)
Nach aussen wird das Rindenparenchym begrenzt von einem gänzlich
chlorophyllfreien, mächtigen Gewebe, das erst an der Epidermis seine Grenze
findet, seinerseits aber in drei verschiedene Abteilungen zu zerfallen pflegt.
Für das Verständnis dieser Abteilungen dürfte am besten von B. nervosa
auszugehen sein, die bei ihrem kaum 2—3 cm über den Boden sich erhebenden
Stengel der geringsten Festigungs-Einrichtungen in diesem bedarf. In der That
liegt hier zwischen Epidermis und Rindenparenchym ein fast gleichartiges,
mächtiges Gewebe aus isodiametrischen Zellen mit dünnen, schwach gefärbten
Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
6g
Wandungen. Nur etwa die zwei äussersten Zellschichten haben Wandungen,
die gleich den Seiten- und Innenwandungen der Epidermis sehr dunkelbraun
gefärbt sind. Eingebettet liegen in diesem Gewebe ganz vereinzelte und
zerstreute kleine oder sehr kleine, oft nur auf eine Zelle reduzierte Sklerenchym-
gruppen. Bei B. repens sind diese Gruppen schon von erheblicher Grösse
und Dicke, meist tangential gestreckt, sodass hier schon ein ziemlich voll-
ständiger, aber durch viele schmälere oder breitere Lücken zerrissener
Sklerenchymring zu stände kommt. Bei den übrigen Mahonien ist dieser Ring
noch vollständiger geschlossen, da die Sklerenchymgruppen noch mehr tangential
gestreckt, die Lücken zwischen ihnen durchweg noch kleiner und weniger
zahlreich sind. Bei allen Euberberis endlich ist der Sklerenchymring völlig
geschlossen oder nur ausnahmsweise hier und da durch eine kleine Lücke
unterbrochen. Seine Zellen haben fast immer etwas rötlich-gelb oder sehr hell
braunrötlich gefärbte Wandungen, die ziemlich dick sind, vom Zellraum aber
doch immer noch einen beträchtlich grossen Teil übrig lassen. Bei kantiger
Stengelform ist der Sklerenchymring über den oben erwähnten Parenchym-
rippen zuweilen bis etwa auf das Doppelte, zuweilen aber auch gar nicht
verstärkt.
Der Sklerenchymring zerlegt nun das bei B. nervosa ziemlich einheitliche,
extraparenehymatische Gewebe bei den übrigen Arten in einen inneren Teil,
der stets aus charakteristischen Korkzellen besteht, und einen äusseren, ab-
weichend gebauten Teil, den ich als hypodermales Gewebe bezeichnen will.
Jene Korkzellen liegen in 1 bis etwa 4 oder 5 Schichten, überall auf dem
Stengelcruersehnitt last gleichmässig ausgebildet, wobei zu bemerken ist, dass
ich nur ein- oder zwei-, auch dreijährige Zweige untersucht und auf etwaige
Veränderungen dieses Korkgewebes im zweiten und dritten Jahre mein Augenmerk
noch nicht gerichtet habe. Es hat mir aber nicht den Eindruck gemacht, als ob
es im Verlaufe dieser Zeiträume Veränderungen erlitte. Möglich, dass in der
Stärke dieses Korkgewebes bei gleichaltrigen Zweigen verschiedener Arten
kleine spezifische Unterschiede zu finden sind.
Das oben erwähnte hypodermale Gewebe scheint noch am meisten Aus-
sicht auf Auffindung brauchbarer Artunterschiede unter allen Geweben des
Stengels zu bieten. Es ist nämlich zuweilen sehr dünn, auf 1 — 3 oder 4 Zell-
schichten beschränkt, aus mehr oder wenigerplattgedrückten, oftsehrundeutlichen
Zellen zusammengesetzt, deren Wände hin und her gebogen und sehr dunkel
rotbraun gefärbt sind. Dann sind auch die Wände der Epidermiszellen ebenso
gefärbt, mit Ausnahme der gelblich bleibenden Aussenwand. So bei den
meisten Arten mit glänzend braunroten blühbaren Zweigen. Häufig nimmt dies
Gewebe zwischen den vorspringenden Rippen des Sklerenchymringes etwas an
Mächtigkeit zu, sodass die Vertiefungen mehr oder weniger ausgeglichen und
die Rippen äusserlich abgeschwächt werden.
In anderen Fällen, und zwar besonders bei grauzweigigen Arten, ist das
hypodermale Gewebe oft aus zahlreicheren Zellschichten zusammengesetzt; die
Zellen sind isodiametrisch, ihre Wandungen schwach oder fast gar nicht gefärbt.
Auch hier kann es in den Vertiefungen zwischen den Sklerenchymrippen an
Mächtigkeit zunehmen.
Über diese Verhältnisse werden sehr ausgedehnte Untersuchungen nötig
sein, um über ihre systematische Verwendbarkeit ein Urteil zu gewinnen.
>-q Bericht über die Kulturversuche im Jahre i8q8.
Aus allen vorstehenden Bemerkungen geht jedenfalls soviel hervor, dass
auf keine der beobachteten anatomischen Merkmale eine natürliche Einteilung
der ganzen Gattung gegründet werden kann. So würde z. B.. wollte man die
Arten mit hypodermalem Sklerenchym oder diejenigen mit Papillen auf der
Blattunterseite vereinigen, die so offenbar natürliche Untergattung Mahonia
zerrissen werden müssen, und es müssten Mahonia- mit Euberberis-Arten
in verschiedenen Gruppen vereinigt werden. Es scheint klar, dass die
anatomischen Kennzeichen nur in untergeordneter Weise innerhalb natürlicher,
auf Grund anderer Merkmale gewonnener Gruppen verwendbar sein werden.
Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1898.
die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Preussischen Staaten
auf den Rieselfeldern der Stadt Berlin in Blankenburg ausgeführt wurden.
Erstattet von
Joseph Klar, Berlin, Samenhandlung, Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs
und Otto Mende, Obergärtner der Stadt Berlin, zu Blankenburg.
(Schluss.
Tropaeolum peregrinum oder canariense Q. Kleinblumige gelbe Kresse, die
z. Z. in Sanssouci, Potsdam, viel verwendet wurde. Dieses Tropaeolum ist
entgegengesetzt zu der vorher genannten Pflanze äusserst starkwüchsig.
Clilorix polystackya. Aus den Gärten verschwundenes Ziergras, das 30 cm
hoch wird und in dieser Höhe durch je ca. 12 regelmässig verteilte Blüten-
ähren gekrönt wird. Ein solcher Blütenstand sieht wie ein Quirl oder Kreuz-
spinne aus. Dies Gras gehört der Makartbinderei. da es die Sträusse sehr
locker und leicht macht.
( hUichroa platyglossa Q. (Composite.) Eine ältere Pflanze, als frühes
leuchtend gelbblühendes Sommergewächs mit weissem Saum: für Gruppen
sehr zu empfehlen, aber fast nicht mehr anzutreffen.
Oirsium Vdenovskyi tf. Diese Prachtdistel beschäftigte uns bereits mehrere
Male. Die purpurviolettroten Köpfe unserer Solitärpflanzen imponieren sehr,
die Knospen dienen der Trockenbinderei.
Gosmea bipinnata alba ©. (Composite.) Bekannte weissblühende 1 m hoch
werdende Schnittptlanze, die bis zum Frost unaufhörlich Blumen brachte. Es
giebt auch lila-, purpurrot- und gelbblühende Spielarten.
Tagetes lucida ©. Kleinstblumige Studentenblume, deren Blüten gelb und
wohlriechend sind, auch trifft das letztere bei den Blättern zu. Zum Garnieren
der Blumengestelle vorzüglich und unentbehrlich.
Datum Wrigkti (meteloides) l mit ihren violetten grossen Blumen, D. tmmilis
flava fl. pl. mit gefüllten gelben und D. fastuosa Huberianä fl. pl. mit gefüllten
gelben und violetten Blumen sind fast in keiner Gärtnerei mehr zu finden. Erstere
Pflanze lässt sich so leicht in einem Jahre heranziehen und hat wohlriechende
Blumen. Alle Stechäpfel werden über 1 m hoch.
Physales Francheti %. Die im verflossenen Jahre von Veitch aus Japan
eingeführte Solanacee hingen wir hiermit nochmals in Erinnerung. Speziell
im Herbst durch ihre leuchtend orangeroten Samenkapseln beliebt geworden,
hat sich schnell eingebürgert. Die Fruchtstände sind schon in sämtlichen
besseren Blumengeschäften zu sehen und werden gern gekauft.
Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1898. 71
II. Gemüse und Futterpflanzen.
Radies erste Ernte. Eine schön leuchtend rote Sorte, deren Form, wie be-
schrieben, oval ist. Die Blätter dieses Wurzelgewächses sind gross, mehr
rettigartig, so dass die Pflanzen im Frühbeet mehr Raum beanspruchen als
erwünscht ist. Diese Neuheit ist einige Tage früher als andere Sorten.
Wirsingkohl „Eisenkopf. Dieser Kohl hat unseren Beifall gefunden. Der-
selbe ist rundköpfig, mittelgross, gelbgrau und. was ihn noch wertvoller macht,
sehr zeitig. Es ist möglich, das vorstehende Kohlsorte Aufnahme in die
Kataloge finden dürfte, vorausgesetzt, dass er sich so weiter bewährt und
konstant bleibt.
Rotkohl, Zittauer Riesen. Dieser Salatkohl hatte schön dunkelrote Farbe,
entwickelte sich hier aber spät, so dass Mitte ' »ktober die Köpfe noch klein
waren. Das Fleisch dieser Neuheit schien indes grob und dies dürfte die
Einführung erschweren. Ein ähnliches Urteil ist uns bereits bekannt.
Rotkohl, grosser Mammuth. Auch dieser war sehr spät, sodass wir ohne
Resultat blieben.
Rosenkohl, murr verbesserter Zwerg-. Die 00 cm hohen Pflanzen waren dicht
besetzt mit Rosen, die ziemlich zeitig sich zeigten und fest waren. Ob nicht
eine höhere Pflanze ergiebiger sein kann und ist. dürfte doch fraglich sein.
Ein empfehlenswertes Gemüse.
Eine ebenfalls ganz niedrige neue Abart nennt sich wunderbarerweise
Rosenkohl Herkules. Die Pflanzen gleichen aber in jeder Beziehung der vorigen
Sorte. Wir haben es hier mit zwei unter sich gleichen Neuheiten zu thun, die
nur der Name trennt. Letztere Sorte ist wohl mit Unrecht »Herkules« getauft.
Zur besseren Kontrolle hatten wir noch angebaut:
Rosenkohl, halbhoher Pariser der Halle, der etwa noch einviertelmal so hoch
wird (75 cm) und seinen Ruf bisher bewährte, sowie
Rosenkohl „Perfection", der eine neuere Einführung, sich in Vollkommenheit
und Grösse mit den zuletzt genannten deckt.
Wirsingkohl von Aubervilliers. Ein grossköpfiger Kohl, der vor ca. 5 Jahren
eingeführt wurde und mit zu den frühen zählt. Wir können genannten nicht
genug empfehlen und doch rinden wir ihn zu wenig in Kultnr.
Mais, sehr früher August- •). Äusserst früher, kaum 30 cm hoher türkischer
Weizen, welcher nach 3 Monaten der Aussaat bereits einige kleine Kolben zur
Reife brachte. Er bleibt also niedriger als Nanerottolo, ist aber früher als der
Letztere. Die Kolben sowie die einzelnen Samen sind kleiner als die von
Nanerottolo. indes von gleicher heller, gelblicher Farbe. Die hier im Norden
sicher reif werdenden Maisarten haben natürlich nur Wert, wenn auf Körner-
ertrag hin gebaut wird. Ein gutes Geflügelfutter.
Rheum hybridurn Florentini 9|. Diese Neuheit ist eine Kreuzung des
R. Collinianum mit officinale und stammt aus Frankreich. Die Pflanzen
erreichten gleich in diesem Jahre eine Ausdehnung an Blättern und Stielen,
die auf ein interessantes Resultat hoffen lassen. Die Stiele waren braun, auch
grün und hätten schon zu Kompott dienen können. Ein Näheres später.
Mirakel- Speisekürbis mit schalenlosem Kern. Dieser Kürbis entfaltete sich
sehr spät und die Frucht wurde infolge dessen nicht gross. Letztere ist grün
und gelb gestreift und in Form mehr spitz. Ob die Samen so beschaffen sind
wie angegeben, werden wir später erörtern.
72 Grosse allgemeine Schutzzoll-Versammlung.
Zwerg- Stangenbohne, türkische Perl. War wie im verflossenen Jahre mit
Hülsen, die sehr kurz sind, voll behangen. Als Einmachebohne wie geschaffen.
Rumex hymenosepalus %. Torr. (Canaigre.) Wurde im Freien ausgesäet
und verpflanzt. Anfangs wuchs diese berühmte Gerbpflanze ganz gut, um
später aber fast ganz einzugehen. Das Kraut bekam hellbraune Flecke, ver-
schwand nach und nach und kleine rübenartige Gebilde blieben zurück.
Hoffentlich treiben diese Wurzeln im nächsten Jahre wieder aus.
Atriplex sewiibaccatum %. Bereits vor 2 Jahren in der Gartenflora erwähnte
Meldeart, die zur Begrasung trockener, schlechter selbst salziger Bodenarten
warm empfohlen zu werden verdient, die den unwirtlichen Steppen unserer
Kolonien wenigstens noch Schaffutter abringt. Leider überwinterte die Melde
nicht und ging ein. Es ist aber nochmals ein Versuch gemacht und werden
wir im kommenden Jahre auf das Ausdauern zurückkommen.
Zum Schluss bitten wir um Verzeihung, wenn wir zu lang geworden sind,
wir konnten uns aber nicht kürzer fassen, wollten wir auch nur die aller-
wichtigsten Eigenschaften der Neuheiten etc. hervorheben.
Grosse allgemeine Schutzzoll-Versammlung
des geseamten Gärtnerstandes für Berlin und die Provinz Brandenburg
fam II. Januar 1899.
on den 17 Rednern des Abends, unter denen nur ein Redner gegen den
Schutzzoll auftrat, wurde die sehr zahlreich, von c. 1000 — 1400 Gärtnern
besuchte, gegen 3Y2 Stunden währende Versammlung, über Wesen und Wert
des Schutzzolles belehrt. Zu Referenten in dieser höchst wichtigen Angelegenheit
waren die Herren van der Smissen, Kotte. Hapt, Kohlmann, Jung-
clausen aus den Kreisen der Samen-, Pflanzen-, Gemüse-, Baumschul- und
Obstzüchter sowie der selbständigen Händler zunächst beordert. An der Hand
zahlreicher Illustrationen aus dem täglichen Geschäftsleben und unter lebhaften
Beifallsbezeugungen sprachen die Befürworter des Schutzzolles, und zwar unter
namentlicher Betonung, dass seit den zu Anfang der 90er Jahre geschlossenen
Handelsverträgen des deutschen Reiches mit auswärtigen Staaten, in all den
vorgenannten Abteilungen lebhafte Preisrückgänge zu konstatieren seien, ob-
schon der Verbrauch im allgemeinen als ein ganz enorm hoher bezeichnet
werden müsse. Der einzige Gegner des Schutzzolles, der das Wort ergriff.
Herr van Thiel, versuchte seinen ablehnenden Standpunkt damit zu begründen,
dass angesichts der Konkursstatistik aus den Jahren 1896 und 1897 unter den
Gärtnerfirmen die Prozentzahl der Konkurse sich von 0,60 auf 0.50 % erniedrigt
habe; im Verhältnis zu anderen Branchen die ö, 7. 8 ja bis 38 % aufweisen, sei
dies als sehr günstig für den Gärtnereibetrieb anzusehen. Aus den Reihen der
eingeladenen Reichstagsabgeordneten: von Oueis-Malshöven, Dr. G. Oertel,
Dr. Hahn, Geschäftsführer des Bundes der Landwirte, wurde darauf hin-
gewiesen, wie enorm hohe Summen das deutsche Reich z. Zt. für gärtnerische
Produkte dem Auslande zahle. Der statistische Zahlennachweis von 1892 bis
1897 bekunde, dass die Einfuhrziffer in genanntem Zeiträume für Blumen.
Obst, Gemüse, Pflanzen um 28527000 Mark gestiegen sei. die Ausfuhrziffer
Bei wem soll ein junger Gärtner in die Lehre treten? no
in diesen Artikeln dagegen nur um 1244400(1 Mark, mithin die Einfuhr ein
Mehr von 16083000 Mark ergebe*), welche Summe vom deutschen Reiche dem
Auslande geopfert worden sei. Eine so erhebliche Ausgabeziffer in einer Branche
verlange dringend nach einer Korrektur, einer ausgleichenden Gerechtigkeit
seitens der Reichsbehörde. Es sei im Sinne Bismarckscher Politik: »der ein-
heimische Markt möge der einheimischen Arbeit angehören«, erst seien der
Produktion und dann erst dem Handel die geigneten Wege zu bahnen. Nichl
Unbilliges werde gefordert, noch weniger sollten dadurch die guten Beziehungen
zu auswärtigen Staaten getrübt werden, sondern nur an die ausgleichen'!-
Gerechtigkeit der Staatsbehörden interpelliere man.
Die Versammlung fasste schliesslich mit allen Stimmen gegen kaum
50 Stimmen folgende Resolution:
»Die am 11. Janur 1899 m den Germaniasälen in Berlin tagende,
von über 1000 Gartenbau-Interessenten aus Berlin und der Provinz Branden-
burg besuchte Versammlung beschliesst: Nachdem die masslose Zunahme
der zollfreien Einfuhr aller Cartenbauprodukte die schon im vorigen
Jahrzehnt schwere Existenz der Handelsgärtner u. s. w. jetzt nahezu un-
haltbar gestaltet hat, spricht die Versammlung die Erwartung aus, dass
bei dem Abschluss der neuen Handelsverträge die deutsche Gärtnerei
gebührenden Schutz finde. Die Versammlung richtet an die hohe Reichs-
. ierung sowie an die gesetzgebenden Körperschaften die dringende
Bitte, den von allen Seiten im Deutschen Reiche ausgesprochenen Wünschen
der Gärtner gerecht zu werden, zum Schutze ihrer Produktion wie zur
Erhaltung ihrer Existenz. Die Versammlung beauftragt den Verband der
Handelsgärtner Deutschlands als den berufenen Vertreter der deutschen
Handelsgärtnerei, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln dahin zu
wirken, dass sämtliche Produkte des Gartenbaues sobald wie angängig
mit einem Eingangszoll belegt werden.« Hoftmann.
Bei wem soll ein junger Gärtner in die Lehre treten?
Von G. Körper- Fürstenwalde.
,m letzten Frühjahr ist in verschiedenen Zeitungen und zwar von gärtnerischer
:> Seite aus vor der Erlernung des Gärtnerberufes gewarnt, weil derselbe zu
schwer und ungesund sei.
Es liegt mir fern, dem im ganzen widersprechen zu wollen, jedi ch sei es
mir als (leider) altem Gärtner gestattet, hier meine diesbezüglichen Ei fahrungen
und Ansichten mitteilen zu dürfen. Wer allerdings glaubt, dass nur diejenigen
Gärtner seien, welche in einer Gärtnerei gelernt haben, wo lediglich, möglichst
aber recht viel Gewächshäuser vorhanden sind, also Anzucht. Kultur und
Treiberei von Topfgewächsen die Hauptsache sind, wem ferner absolut nur
eine solche Gärtnerei vornehm genug erscheint, um in einer solchen seinen
Sohn oder Pflegebefohlenen lernen zu lassen, der darf allerdings nicht zuviel
darauf rechnen, dass der Lernende in solchen Eiskellern oder Schwitzkästen
Siehe Gartenflora 1898 S. 53i und die Denkschrift des Verbandes der Handelsgärtner
Handelsblatt No. 36, 189«. Wir haben in Gartenflora 1. c. berechnet, dass die Ausfuhr sogar
nur um 9 479 ooo Mark gestiegen ist. f.. W.
~ja Bei wem soll ein junger Gärtner in die Lehre treten?
von Gewächshäusern, welche noch obendrein sehr oft den Zellengefängnissen
gleichen, die Gesundheit sonderlich wahren, geschweige dieselbe fördern resp.
erlangen wird, und gerade das letztere ist doch wohl bei sehr vielen der
Grund, diesen Beruf zu erwählen. Es ist ja auch sehr leicht erklärlich, dass
wenn man fast alle Tage und beinahe ganze Tage mit verschwindend geringen
Unterbrechungen sich nur in den Gewächshäusern aufhält, in denen, je nach
Jahres- und Tageszeit und je nachdem, was eben in denselben kultiviert wird,
mehr oder weniger eine sehr feuchte, kalte oder heisse Luft und eine
Temperatur von 3 — 25 Grad R. und oft noch mehr, herrscht, und dann mit
einemmal heraus und direkt in das Freie und somit in die bei weitem niedrigere
also immerhin (wenn man in den Warmhäusern war) kältere und im Winter
sehr oft recht kalte Temperatur und zugige Luft kommt, es einem selbst nicht
viel besser ergeht und gehen kann als den Pflanzen, die aus solchen Häusern
kommen (und wie es solchen Pflanzen geht, wird wohl jeder Gärtner und
Blumenfreund erfahren haben). Das heisst, er wird häufiger das Gegenteil von
dem, was er durch Erlernung des Gärtnerberules erhoffte (nämlich recht gesund
und kräftig zu werden) erleben und den fast ständigen Begleiter vieler Gärtner,
nämlich Rheumatismus etc. nicht viel los werden, geschweige sich stärken und
kräftigen können. Es kann hier von Stärkung und Kräftigung des Körpers
und der Gesundheit umsoweniger die Rede sein, als eben die Beschäftigung
nicht danach ist; das Hantieren und Kultivieren der Gewächshauspflanzen und
die damit verbundene Arbeit stellt nie oder doch nur äusserst selten solche
Anforderungen an die Körperkräfte, wie die Freilandgärtnerei etc.; hier werden
die Muskeln und die Gesundheit, wenn ich so sagen darf, gekräftigt und gestärkt,
während dieses in jenen Gärtnereien weit weniger der Fall ist, indem es ganz
andere und viel leichtere Arbeiten sind. Sehr oft kann von einer richtigen
Bewegung in den Gewächshäusern gar nicht die Rede sein, weil sie, wie schon
vorhin gesagt, den Zellengefängnissen (die ich ja Gott sei Dank aus eigener
Erfahrung nicht kenne, aber man hört und liest doch genug davon) gleichen,
denn man kann in vielen derselben weder recht stehen noch gehen, geschweige
sich in denselben derart bewegen und wie man so zu sagen pflegt, so aus-
arbeiten, dass dadurch Geist, Körper und Gesundheit gestärkt, gestählt und
gehärtet werden könnten. Hierbei möchte ich nun noch der Beschäftigung und
des Aufenthalts in den Kalt- und den sogenannten Erdhäusern etwas Erwähnung
thun. In denselben ist in der Regel die Luft kalt und feucht, weil hier nicht
eher und nicht mehr geheizt wird als um die in denselben befindlichen
Pflanzen gegen das Erfrieren zu schützen. Eine ganz unausbleibliche Folge der
feuchten Luft ist nun die, dass sehr viele der hier befindlichen und zu über-
winternden Pflanzen gelbe und faule Blätter etc. derart bekommen, dass sie von
Pilz und Moder vollständig überzogen werden; um nun die Pflanzen vor gänz-
licher Fäulnis und dem Verderben zu schützen, müssen dieselben des öfteren
ausgeputzt (sehr häufig sagt der Gätner und beinahe mit Recht, ausgemistet
werden). Diese Arbeit erfordert in den meisten Fällen nicht nur viele Stunden,
sondern viele Tage und gerade diese kalten, feuchten Lläuser und diese
Arbeit, welche noch weniger Bewegung bietet, als sie Schuster und Schneider
haben, sind es, welche Gicht und Rheumatismus etc. zur Folge haben. Ich
kann dieses zu erwähnen umsoweniger unterlassen, als ich dieses leider an
meinem eigenen Leibe in früheren Jahren erfahren habe.
Bei wem soll ein junger Gärtner in die Lehre treten:
73
Also hinweg mit dem ganz unbegründeten Vorurteil, dass man nur in
den eingangs erwähnten Gärtnereien ein wirklicher, ein sogenannter K.unst-
gärtner und später, oder wohl in vielen Fällen richtiger gesagt, recht bald
etwas Grosses werden könne. Deshalb noch einmal hinweg mit solchem
Vorurteil und zwar deshalb, weil man auch ohne in einer solchen Gärtnerei,
wo man eingestandenermassen seine Gesundheit, anstatt sie zu erlangen und
zu fördern, aufs Spiel setzt, zu lernen resp. gelernt zu haben, sehr wohl ein
recht tüchtiger und sehr brauchbarer Gärtner werden kann, Ind wer es nun
einmal darauf abgesehen hat, der kann auch etwas Grosses werden, auch wenn
er nicht gerade in den zuerst bezeichneten Gärtnereien gelernt hat. Denn es
giebt. ganz respektable Gärtnereien, wo gar keine oder doch nur ganz
nebensächliche Gewächshäuser vorhanden sind und ebenso Topfpflanzen kultur
und das Treiben von Blumen und Pflanzen als Nebensache betrachtet werden.
Ich nenne als solche Gärtnereien in erster Linie Baumschulen jeder Art und
Landschaftsgärtnereien. Die Inhaber der letzteren oder die, welche Land-
schaftsgärtnerei betreiben, nennen sich oder werden genannt Landschaftsgärtner,
( '.artenkünstler. Garteningenieure, auch Gartenarchitekten oder wohl gar Gartenbau-
meister. Man sieht also, dass man gerade in diesem Zweig der Gärtnerei
gewiss '-ine schöne Auswahl und Aussicht hat, etwas Grosses werden zu
können.
Ferner giebt es sogenannte gemischte Gärtnereien; das sind solche,
in welchen zwar auch Gewächshäuser vorhanden, aber nicht immer die Haupt-
sache sind. Auch die Gärtnereien, in denen Samenbau von Blumen und Gemüse
oft in recht erheblichem Umfange betrieben wird, sind zu erwähnen und zu
empfehlen. Ferner hat man schon seit Jahren die sogenannten Freiland- oder
Staudengärtnereien, das sind solche, in denen die schönsten und mannigfachsten
Blumen und Gartengewächse, welche Sommer und Winter im freien Lande
ausdauern, kultiviert werden oder, richtiger gesagt, nur die schönsten Blumen
und Gewächse kultiviert werden sollten.
Alsdann möchte ich die Obstgärtnereien nicht unerwähnt lassen, welche,
allem Anschein nach zu urteilen, eine sehr gute Zukunft haben. In all diesen
Gärtnereien kann man, wie schon gesagt, auch etwas Grosses werden, denn es
giebt unter diesen wie jenen Gärtnereibesitzern Ökonomie- und Kommerzien-
räte sowie Gartenbau-Direktoren etc., nur wird derart Grosses nicht aus dünkel-
haftem Vorurteil hervorgehen und weder in jenen noch in di
Gärtnereien aus Stecklingen gezogen.
Nun werden ja allerdings manche der verehrten Leserinnen oder Leser
dieser Zeilen sagen und fragen: »Haben denn die so besonders empfohlenen
Gärtnereien resp. die Beschäftigung in denselben nicht auch ihre Schatten-
seiten?« Jawohl, auch diese haben, wie jedes Ding, namentlich bei Sonnenschein,
ihre Schattenseiten; hier sind sie:
In all diesen Gärtnereien ist man allerdings mehr als in jenen dem Wind
und Wetter ausgesetzt. Man wird da oft durchnässt bis auf die Haut, und es
kommt wohl öfter vor, dass man sich nicht immer gleich umziehen kann, es
kommt hier das Sprichwort zur Geltung: AVer mich nass gemacht hat, der
kann mich auch wieder trocken machen! Also es ereignet sich wohl, dass
der auf dem Leibe nass gewordene Anzug auch auf dem Leibe wieder trocken
werden muss. und er wird auch wieder trocken.
nß Bei wem soll ein junger Gärtner in die Lehre treten?
Es passiert aber nicht allein dies, sondern es stellt sich infolge dessen
auch öfter ein recht unangenehmer Schnupfen und sonstiges Unbehagen ein.
Man ist ferner nicht nur Wind und Wetter, sondern auch oft den sengendsten
Sonnenstrahlen ausgesetzt und es giebt weder dort einen Regenschirm, noch
hier einen Sonnenschirm, sondern es heisst einfach aushalten und man
lernt auch aushalten und hält es aus, indem man sich gar bald daran gewöhnt.
Die Gesundheit wird aber bei alledem nicht so leicht aufs Spiel gesetzt, weil
man hier nie einem so plötzlichen und schädlichen Temperaturwechsel als in
den zuerst erwähnten Gärtnereien ausgesetzt ist, sondern man erlangt hier,
wenn man sie nicht schon hat, in den meisten Fällen seine Gesundheit, indem
man nicht nur den ganzen oder fast den ganzen Tag, sondern beinahe alle
Tage und das ganze Jahr in Gottes freier, frischer und gesunder Natur sich
befindet und somit die schönste Gabe Gottes, ich möchte beinahe sagen
umsonst empfangt.
Und gerade dieses alles, nicht allein die schönen Blumen und Früchte
(wie es in den abratenden Artikeln heisst) ist resp. sind es, dass der Gärtner
soviel um seinen schönen Beruf beneidet wird und viele veranlasst, Gärtner
zu werden.
Wer nun etwa an dem Gesagten zweifeln sollte, der sehe sich die Leute
an, die in solchen Gärtnereien arbeiten resp. sich diesen Zweigen der Gärtnerei
gewidmet haben, dem werden die wettergebräunten Gesichter sowie die Körper-
haltung und Bewegung mehr oder weniger bestätigen, was ich gesagt habe.
Und wenn es diese noch nicht zur Genüge thun, so werden es wohl unsere
Herren Ökonomen und auch wohl, wenn auch nicht in dem Masse , die
Förster thun. Ich für meinen Teil treue mich stets, wenn ich solche wetter-
feste, kernige Leute sehe. Xun zu dem Gesagten noch einige Beispiele: Ich
habe vor einer längeren Reihe von Jahren ein paar Lehrlinge gehabt, die so
schwach und klein waren, dass ihnen anfänglich selbst die Verrichtung der
leichtesten Arbeiten zu schwer war; der eine von ihnen hatte ein ganz
blasses Gesichtchen mit eingefallenen Backen. Nachdem er erst längere
Zeit bei mir war. wurde er nicht allein verhältnismässig gross und stark,
sondern er hatte im Laufe der Zeit derart zugenommen, dass er von jedem
nicht anders als der »Dicke« genannt wurde. Ähnlich war es mit dem zweiten.
Dieser war auch derart gross und stark geworden, dass er gleich im ersten
Jahre seiner Gestellung Soldat wurde. Ein anderer, neuerer Fall: Vor einigen
Jahren kam ein Knäblein zu mir und fragte, ob er bei mir in die Lehre
kommen könnte. »Mein Kind«, sagte ich, »wie alt bist Du denn?« »Ich komme
Ostern (es war damals einige Wochen vor Ostern) aus der Schule.« Ich muss
gestehen, ich sah mir dieses Kind von Knaben ordentlich mitleidig an und
sagte: »Um Gärtner zu werden bist Du doch allzu klein und schwach.« Darauf
machte dieser Kleine ein recht betrübtes Gesicht und dies that mir so leid,
dass ich ihn, in der Hoffnung, dass er ja doch noch, wie man so sagt, werden
könne, ersuchte, mit seinem Vater, zu mir zu kommen. Jetzt machte er aber
ein vergnügtes Gesicht und kam wenige Tage nachher mit seinen Eltern
wieder und wir wrurden einig, sodass dieses Kind von Knaben zu mir in die
Lehre kam und siehe da, es dauerte nicht allzu lange, da wrurden ihm all seine
Kleidungsstücke zu klein und eng, er musste neue und nach nicht allzu langer
Zeit abermals neue und immer wieder neue Kleidung haben. Auch seine Kräfte
Das Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. rn
nahmen derart zu. dass er schon im zweiten Jahr seines Hierseins ziemlich
schwere und im dritten Lehrjahre selbst die schwersten Männerarbeiten
fast spielend verrichten konnte. Nun der neueste derartige Fall: Vor etwa
2V2 Jahren habe ich aus Berlin einen Knaben in die Lehre bekommen; obschon
derselbe damals schon 15' L, Jahre alt war, so war er doch noch so elend und
schwach, dass ich auch hier recht sehr Bedenken trug, dass aus ihm etwas
werden würde. Aber trotz Essen und Trinken wollte aus ihm absolut nichts
werden, bis vor nun etwa i'/2 Jahren. Da fing er endlich an, etwas Gesichts-
farbe und auch neue Kräfte zu bekommen. Viel grösser ist er nun allerdini;-
nicht geworden, aber seine Kräfte haben derart zugenommen, dass er jetzt so
leicht keine Arbeit, auch wenn sie einmal etwas schwer ist. scheut und es
beinahe übel nimmt, wenn ich ihm bei schwerer Arbeit sage: »Na, schaffst Du
das auch?« (Eben sagt er mir. dass er hier doch i!/2 Fuss grösser ge-
worden sei.)
Was nun meine Wenigkeit selbst betrifft, so kann ich sagen, dass ich mich
bei einem Alter von 62 Jahren körperlich und geistig noch recht frisch und
wohl fühle und glaube ich, dies nur meinem Beruf als Freilandgärtner danken
zu können. Ausser einer etwa 14 Tage dauernden Krankheit im vorigen Jahre
hat mir sonderlich ausser Geld noch nichts gefehlt, und wenn mir. was ja
allerdings in einem so langen Zeitraum wohl öfter vorkommt, einmal nicht ganz
so war, wie mir sein musste, wie man so zu sagen pflegt, nun. dann bin ich in
meinen Garten gegangen und es hat dann niemals allzulange gedauert, so
fühlte ich mich wieder wohl und munter.
Währenddem ich mit dem Schreiben dieses Artikels bis hierher gekommen
bin, besucht mich in geschäftlicher Angelegenheit ein recht vornehmer Fabrik-
besitzer und sagt mir unter Anderem, dass er schon seit längerer Zeit alle
Tage mehrere Stunden im Garten arbeite, und das mache ihm solche Freude
und bekomme ihm so gut, dass er es nicht mehr lassen könnte und möchte.
Dem Leser dieses aber, welcher einen Garten oder auch nur ein Gärtchen
hat, möchte ich zurufen: »Gehe hin und thue desgleichen, und es wird Dir auch
bald gelohnt werden.«
Zum Schluss möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich dieses nur
geschrieben habe für die, welche die Sache nicht kennen, nicht aber für die.
welche sie schon kennen, am allerwenigsten aber für die, die alles können.
alles kennen und schon alles wissen.
Das Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 19. Januar 1899.
x V
|Y/l it hoher Befriedigung kann der Festausschuss auf seine rhätigkeit zurück-
ij=35^: blicken. Nicht weniger als 365 Personen nahmen an dem Feste im
Hotel Imperial teil und einstimmig \wn- der Dank, der vor allen den Herren
Loock, Habermann. Hampel, Hering, Junge und Neumann für ihre
treffliche Leitung des Festes gespendet wurde.
n£ Das Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Der grosse Saal des Hotel Imperial zeigte in der Mitte der Rückwand die
Kaisergruppe von Herrn Clotofski, vornehmlich aus Palmen bestehend; an
den Ecken des Saales hatte Herr Clotofski Dracaenen und Blattpflanzen auf-
gestellt, alles geschmackvoll und nicht zu weit vortretend, um die Tanzenden
nicht zu hindern.
Die Sträusse für die Tafel hatte Herr Fasbender geliefert und hierzu
nur deutsche Blumen und deutsches Bindegrün benutzt. Herr Clotofski
hatte in liebenswürdigster Weise das Material für die zahlreichen grossen
Tafelsträusse: Flieder und Schneeball etc., gespendet. Vor jedem Gedeck stand
eine kleine Vase in der Form der einfachen kleinen Zimmervasen, wie sie im
Kgl. Schloss benutzt werden (abgebildet in Gartenflora 1898 S. 505 und 511,)
gefüllt mit Maiglöckchen, Farnen etc. Abwechselnd damit waren kleine Ständer
aus Draht aufgestellt, die ein enges Gläschen trugen, das ähnlichen Schmuck
enthielt. Da Vasen und Gläschen mit Wasser gefüllt waren, so blieben die
Blumen während der recht langen Dauer der Tafel frisch. Schliesslich ver-
kündete der Vorsitzende des Festkomitees, der Kgl. Hoflieferant Loock, zur
Freude aller Damen, dass sie nicht nur die Sträusschen, sondern auch die
Vasen und Gestelle zum Andenken mitnehmen möchten. Selbstverständlich
waren die Vasen nicht aus so kostbarem Opalglase wie im Kgl. Schloss,
sondern nur aus einfachem weissen Glase, das am Halse mit einer hübschen
grünen Schleife verziert war.
Der Direktor des Vereins, Kgl. Gartenbaudirektor Lackner, brachte das
Hoch auf S. M. den Kaiser, den Allerhöchsten Protektor des Vereins, aus, der
Vorsitzende des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, C. van der
Smissen, widmete dem Vorstande sein Glas, Herr Garteninspektor Perring
dankte und trank auf das Wohl des Vereins, wobei er hervorhob, wie wünschens-
wert es sei, alle Interessen sowohl die der Gärtner wie die der Lieb-
haber zu berücksichtigen. Herr Hofgärtner Hoffmann toastete auf die Damen,
Herr Bluth auf den Festausschuss, Herr Junge auf die Gäste, in deren Namen
Herr Dr. Thost dankte.
Besonders verschönert wurden die Freuden der Tafel durch den herr-
lichen Gesang des Frl. Hering und des Frl. Schmidt, Tochter des Herrn
Obergärtner Schmidt. Villa Dellschau-Pankow, ferner durch den gemeinsamen
Gesang eines Kaiserliedes und eines vom Vereinssekretär Herrn S. Braun
gedichteten, höchst scherzhaften Liedes: »Vereinsvorkommnisse«.
Beim Tanze fehlte es natürlich nicht an Überraschungen. Bei der Polonaise,
die übrigens nicht, wie sonst, zu Beginn des Balles, sondern erst viel später
stattfand, erhielten die Teilnehmer die verschiedenartigsten Kopfbedeckungen
und führten die Reise nach Palästina vor. Beim Kotillon erschien Herr
O. Neumann als invalider Drehorgelspieler und bot den Damen in seiner
Orgel die schönsten Orden für die Herren dar; die Damen erhielten pracht-
volle Sträusse etc. etc. Kurz, alle waren hochbefriedigt.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
79
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Neuheiten-Liste für 1898 99
von
F. C. Heinemann, Erfurt.
Nach den Beschreibungen des Züchters.
Salpiglossis variabiiis superbissima.
Neue Kaiser-Salpiglossen.
(Hierzu Abb. n.i
Meine neuen Kaiser-Salpiglossen
haben von allen Seiten uneinge-
schränktes Lob erhalten. Der von mir
voriges Jahr verkaufte Same brachte
neben einigen wenigen Farbennüancen
namentlich die Farbe »Chamois«, ich
kann dieses Jahr diese Farbe und
noch vier andere prachtvolle Nuancen
sortenrein anbieten.
Die Kaiser-Salpiglossen werden bald
die alte Form dieser beliebten Sommer-
blume ganz verdrängen, da ihre Ver-
wendbarkeit eine bei weitem viel-
seitigere ist und die Schönheit ihrer
Blumen unerreicht dasteht.
1. Chamois. Die Blume ist auf
allen fünf Blumenlappen dunkelblutrol
gezeichnet und bis in den Schlund
hinein mit goldenen Adern durch-
zogen.
2. Purpurviolett. Prachtvolle, bis
jetzt noch gar nicht bei Salpiglossen
gekannte Farbe. Fin leuchtendes
Karmin wird nach der Mitte der
Blumen hin von einem tiefen, sammet-
artig glänzenden Purpurviolett über-
zogen. Die Blumen sind besonders
gross, rund und wie eine Superbissima-
Petunie geformt. Der kurze und weit
geöffnete Schlund ist ganz dunkel und
glänzt seidenartig. Der Bau der Pflanze
ist besonders kräftig, sie wird ca. Socm
hoch.
Abb. ii. Salpiglossis variabiiis superbissima.
Abb. 12. Begonia hybrida gigantea Mammut.
8o
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
3. Purpurbraun mit Gold. Diese
Sorte, etwas niedriger bleibend als die
übrigen, ist besonders blütenreich. Die
ganze Pflanze ist wie ein grosses
ßouquet. Grundfarbe ein gesättigtes
Purpurbraun, reich durchwirkt mit
kräftigen goldenen Adern.
4. Dunkelscharlach. Gleich der
»Purpurviolett« von sehr kräftigem
Bau, circa 80 cm hoch. Die schön ge-
öffneten Blumen sind dunkelscharlach
mit gleichmässig über die ganze Blume
verteilter goldener Aderung.
Begonia hybrida marmorata.
„Der Schmetterling".
(Hierzu Abb. 13.)
Entgegen den früheren, gestreiften
Begonien ganz konstant aus Samen.
Der Wuchs ist kräftig wie bei der
Gigantea-Klasse, und auch ihre Blumen
sind trotz reichen Blühens von ansehn-
licher Grösse. Die Grundfarbe ist
entweder lebhaft Scharlach oder
glänzend Karmin, wovon sich die
unregelmässig aufgetragenen weissen
Flecken vorteilhaft abheben.
Diese Sorte ist der gestreuten be-
deutend überlegen.
Abb. i3.
Begonia hybrida marmorata.
5. Rosa. Die Grundfarbe ist ein
lebhaftes Rosa mit bläulicher Abtönung,
meist ringsum goldig geädert, sehr
grossblumig und reichblühend. Die
Pflanze wächst sehr kräftig und bleibt
niedrig, ca. 70 cm hoch.
Begonia hybrida gigantea Mammut.
(Hierzu Abb. 12.)
Eine vorjährige Einführung. Zeichnet
sich aus durch riesigen Wuchs, wie
er im ganzen Begoniensortiment bisher
nicht bekannt war, und leuchtend
scharlachrote Blumen. Zur Frühkultur
sehr geeignet und konstant.
Abb. 14. Gloxinia hybrida grandiflora „Coquette'
Schlund gelb.
Gloxinia hybrida grandiflora „Coquette".
(Hierzu A.bb. 14.)
Von allen bisher gekannten Gloxinien-
Varietäten weicht diese Sorte dadurch
bedeutend ab, dass alle ihre Blumen,
sie mögen blaue oder rote Farben-
schattierungen aufweisen, einen gelben
Schlund haben. Es ist dies deshalb
schon bemerkenswert, weil die gelbe
Farbe hier noch gar nicht vertreten
ist und der Gedanke, eine reingelbe
Gloxinie auf diesem Wege zu erzielen.
ist nicht fernliegend.
Die Blumen sind fast alle drei-
farbig gezeichnet, wie ich das im
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
ein Sommergewächs, in jeder Ver-
wendungsari effektvoll wirkt. Mag man
sie als Topfpflanze, im freien Land'
Einfassung oder in ganzen Gruppen
benutzen, überall wird sie durch ihren
wunderschönen Flor, der beim winzi
Pflänzchen beginnt und bis in den
Winter hinein dauert, entzücken und
befriedigen.
Die Farbe der Blumen ist feurig-
dunkelkarmin mit bläulichem Reflex,
der namentlich im Aufblühen dieBlume
in einem tiefgesättigten Farbenton er-
scheinen lässt. Der Schlund ist fast
reinweiss, was sich sehr Wirkung*
ausnimmt.
Die Pflanze wird höher als die be-
kannte Petunia »Schneeball , welch
letztere sich bei Gruppenpflanzüng
vortrefflich als Einfassung für Ad
eignet.
Begonia hybritla „mit gelber Mitte".
(Hierzu Abb 16.)
Die gelbe Mitte, die sich oft bis tief
goldgelb färbt, hebt sich auffällig von
dem sie umgebenden, mehr oder weniger
breiten roten Rande ab. Die Pflanze
blüht sehr willig und reich und hat
allen Besuchern meiner Kulturen aus-
nahmslos gefallen.
Abb. [5. Petunia hybrida „Adonis'-.
Blumen dunkelkarmin, Schlund weiss.
Cliche zu veranschaulichen versucht
habe.
Das Farbenspiel auf den ver-
schiedenen Pflanzen variiert von
Hellblau über Lila nach Dunkelblau,
von Rosa, Lilarosa bis Dunkelrot. Die
Zeichnungsfarbe ist oft kräftig auf-
getragen oder auch nur leicht ge-
tuscht, sodass zarte liebliche .Nuancen
mit tiefen Farbentönen aliwechseln.
Petunia hybrida „Adonis".
(Hierzu Abb. 15.)
Es ist mir gelungen, in »Adonis«
eine Hybride konstant zu bekommen,
die mit ihrer Blütenpracht, wie selten
\ . [6. Begonia hybrida „mit gelber Mitte
82
Kleinere Mitteilungen.
Myosotis alpestris stricta alba.
Weisses Säulen vergissmeinni cht.
Die neue Stricta-Klasse hat sich sehr
gut eingeführt und ist schnell ungemein
beliebt geworden. Dies Jahr kann ich
den beiden vorher eingeführten Farben
(rosa und blau) noch die weisse hinzu-
fügen, die das Sortiment vervollständigt.
Sie ist ebenso zierlich wie reichblühend
und bildet sowohl als Topfpflanze als
auch als Gruppenpflanze eine wirkliche
Zierde. Die drei erwähnten Farben
dieser Klasse erhielten vom Verein zur
Beförderung des Gartenbaues in den
preussischen Staaten eine silberne
Vereinsmedaille als Anerkennung.
Kleinere Mitteilungen.
Rosentreiberei in Amerika.
Zu seinem Bericht über die Rosen-
treiberei in Amerika (Gartenfl. Heft 2,
S. 34) giebt uns Herr Goedecke noch
folgende Nachträge:
Reinberg Bros. Ghicago*) ist heute
wohl die erste tonangebende Firma,
sie hat nach den neuesten Berichten
600000 DFuss unter Glas, hauptsächlich
Rosen zum Schnitt. 40000 American
Beauty (richtiger Mad. Ferd. Jannin)
haben sie diesen Sommer in die
Häuser gepflanzt, ausserdem noch
Kaiserin, Bridesmaid u. s. w. — Nach
ihnen folgt wohl Bas sett & Washburn,
Hinsdale, Chicago. Diese Firma hatte
1895 schon 80000 Rosen, hiervon 40000
Mad. Ferd. Jamin in Häusern, wie ich
diese hier kultiviere. Früher, vor circa
6 Jahren war John N. May, Summit,
New-Jersy wohl die erste Firma in
Rosen, Chrysanthemum, Nelken. Was
die Häuser anbetrifft, so ist deren
Grösse ganz verschieden, ich habe sie
da angetroffen von 20 m bis zu 200 m,
also ist es richtiger, wenn man sagt,
so und soviel JFuss oder so und soviel
Morgen für die und die Pflanzen ist
unter Glas. Bei Mrs. Reinberg Bros,
wären es ungefähr 17 Morgen.
Es giebt in Amerika noch viele grosse,
schöne Gärtnereien, z. B. Asmus,
West-Hoboken; Sieb recht & Sons,
New-Rochelle; Gebr. Dailledouze,
Flattbush, alle nahe New-York. Ich
habe bei der letzten Versammlung an-
*) Ich habe deren Häuser und die von
Bassett. schon i8g5 S. 197 d. Gartenfl. ab-
gebildet, ebenso die von C. Strauss & Co.-
W'ashington, S. 227. Schon damals habe ich
betont, dass bei Gebr. Reinberg die längere
Seite des Daches nach Norden gerichtet ist.
L. W.
genommen, dass die grösseren Gärt-
nereien täglich 6 — 10000 Rosenblumen
schneiden; es werden vielleicht mehr
sein, aber ich wollte keine höhere
Zahl nennen.
Williams gute Christenbirne
hat sich in Schlesien als eine der besten
Birnen für den Markt und zur Bereitung
von Konserven bewährt. Dieselbe trägt
zeitig und ist sehr fruchtbar, wenn sie
in milden, mehr sandigen, aber frucht-
baren Boden gepflanzt wird. Wegen
seiner reichen Tragbarkeit ist es er-
forderlich, dass der Baum wenigstens
alle 2 Jahre gedüngt wird. Die Birne,
welche auf den Breslauer Märkten im
Schlesierdialekt »Bonkertiner« genannt
wird und sehr gesucht ist, muss, um
den Transport auszuhalten, 8 Tage vor
der vollen Reife gepflückt werden.
Die Reifezeit ist hier Mitte bis Ende
September. Strauwald-Kosel.
Für eine neue Gartenhalle im Zoologischen
Garten
war kürzlich ein Wettbewerb aus-
geschrieben worden, wozu zahlreiche
Arbeiten eingegangen waren. Da
manche von diesen die geforderte
Mitverwendung von Birkenstämmen
oder ähnlichem Naturholz nicht ge-
nügend berücksichtigten, andere aber
das verlangte Obergeschoss und damit
die malerische Dachbildung zu stark
betont hatten, wurden schliesslich nur
dreizehn Projekte für die engere Wahl
zugelassen. Es erhielten den ersten
Preis von 500 Mark die Architekten
Zaar und Vahl (Motto: „Birkenhalle"),
den zweiten Preis von 300 Mark Ar-
chitekt Friedrich Schulze (Grune-
wald), den dritten Preis (200 Mark)
Kleinere Mitteilungen.
83
Architekt Voigt in Eisleben (Motto:
., Stämmig'-). Dem Preisgericht ge-
hörten u. a. die Bauräte Böckmann,
und v. Grossheim an, ebenso die
Gartendirektoren Mächtig und
Geitner. Betreffs der Zeichnungen
von Zaar und Vahl wurde bemerkt,
dass der Entwurf sich besonders gut
der gärtnerischen Umgebung anschliesst
und dass es sehr vorteilhaft sei, die
Halle an der vorhandenen ,,Wald-
schänke" vorbei zu führen. Dieser
Entwurf wurde zugleich für die Aus-
führung empfohlen. Die sämtlichen
Blätter sind in den nächsten Tagen in
der Bibliothek des Architektenvereins
(Wilhelmstrasse 92/93) ausgestellt.
Etwas über Pflege erkrankter Gloxinien.
Vim Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Wenn auch die Pflege der Gloxinien
eine bekannte ist, so tritt doch zu
leicht bei verkehrter Behandlung
der Gloxinienpilz auf, jener ge-
fährliche Pilz, der oft ganze Bestände
vernichtet. Der Pilz, der sich durch
rostgelbe, terracottafarbene Flecken
kennzeichnet, ist gewöhnlich die Folge
von trockener Luft oder Temperatur-
schwankungen. Gloxinien verlangen
eine gleichmässige Temperatur von
15— 200 R. und feuchte Luft bei
ziemlicher Beschattung.
Sobald sich der Pilz zeigt, nehme
man die befallenen Pflanzen bei Seite,
spritze sie mit einer Lösung von
Kupferzuckerkalkpulver, was in etwa
vierzehn Tagen nochmals geschieht.
Alsdann bringt man die kranken
Pflanzen in einen warmen Kasten bei
20 — 24" R. Bodenwärme, hält sie
geschlossen, schattig und spritzt öfter.
Binnen kurzer Zeit entwickelt sich
ein neues Leben, und wenn sich ein
Teil neuer Blätter gebildet hat, entfernt
man die kranken und bringt die Pflanzen
in einen mehr kalten Kasten, wo zeit-
weise, je nach Umständen, gelüftet
werden kann: hier wird dann bald von
der Krankheit bei ordentlicher Pflege
wenig zu sehen sein.
Ausserordentliche Kälte in Amerika.
In den östlichen Staaten der Union
herrschte ausserordentliche Kälte. In
New-York stand am 11. Januar der
Wärmemesser nur auf 9 Grad
Fahrenheit über dem Nullpunkte.
In dem gleichfalls im Staate New-
York gelegenen Saratoga aber
herrschte eine Kälte von 32 Grad unter
Null und in Pittsburg und Pennsyl-
vanien hatten die Einwohner gar eine
solche von 40 Grad unter Null aus-
zuhalten. Viele Menschen sind erfroren
und die Sterblichkeit hat bedeutend
zugenommen. In vielen Dörfern auf
dem Lande mussten wegen der grossen
Kälte die Schulen geschlossen werden.
Unter den Armen herrscht viel Elend.
Die Niagara-Fälle haben vom ameri-
kanischen nach dem kanadischen Ufer
eine Eisdecke gebildet. Es wird ein
Eispalast gebaut, der sich schon seiner
Vollendung nähert, (-f- 90 Fahrenheit
ca. -r- 13° C, -=- 320 F. - = -=- 35,4° C,
40" F.
39,9° C. Die Red.)
Unterirdische Bewässerung von Strassenbäumen.
In einer Nummer des »Prakt. Ratgeb.«
veröffentlicht Stadtgärtner Degenhard
in Dresden einen beachtenswerten
Aufsatz über die unterirdische Be-
wässerung von Strassenbäumen mit
Hilfe von Bewässerungsröhren, durch
welche den Bäumen fortgesetzt Wasser
zugeführt werden kann, ohne dass der
Verkehr auf den Strassen dadurch be-
rührt wird. Diese Art derBewässerung
empfiehlt sich zwar besonders für
öffentliche Plätze und mit Bäumen
bepflanzte Strassen in verkehrsreichen
Städten, sie dürfte sich aber auch für
ländliche Baumanlagen, insbesondere
um das Wohnhaus herum eignen, zumal
der Bau einer unterirdischen Wasser-
leitung in dem weichen Landboden,
dessen Oberfläche ausserdem kein
Pflaster deckt, welches aufgerissen
werden müsste, billiger zu stehen
kommt als in städtischen Anlagen.
Behandlung der Melonen, die keine Früchte
ansetzen wollen.
Von Adam Heydt, Kunstgärtner.
Es kommt sehr leicht vor, dass
Melonen, selbst bei guter Kultur, sehr
schlechte oder nur wenige Früchte
ansetzen wollen; es empfiehlt sich dann,
nachbenanntes Verfahren, welches ich
bewährt gefunden habe, zu versuchen.
Sobald die Melone einigermassen ins
Kraut gewachsen, hebt man die Fenster
ab und setzt die Pflanzen ganz den
I nbilden des Wetters aus. Nur wenn
sogenannter Landregen eintritt, bedeckt
84
Kleinere Mitteilungen.
man die Melonen. Jegliches Begiessen
und Bespritzen wird unterlassen, so
dass die Pflanzen förmlich zusammen-
schrumpfen. Wenn dieser Zeitpunkt
eingetreten, werden die Fenster wieder
aufgelegt und die Melonen wieder
ordnungsmässig behandelt. Es zeigt
sich dann nach kaum wenigen Tagen
ein guter Fruchtansatz: nun entferne
man alles überflüssige Holz und belasse
einer Pflanze höchstens 8 — 10 Früchte,
vergesse aber nicht, die Melonen gut
zu ernähren. Hochwichtig für Melonen
ist. dass sie immer warm gehalten
werden.
Schöne Skelette von Laubblättern
kann man, wie längst bekannt ist,
dadurch erhalten, dass man die Blätter
in stehendes Wasser legt, das Moos,
Algen und andere Wasserpflanzen
enthält. Nach einigen Monaten sind
dann alle weicheren Teile des Blattes
verschwunden und nur die Blattnerven
übrig geblieben. Man hat angenommen,
dass diese Veränderung auf der Thätig-
keit von Bakterien und Pilzen beruhe.
Jedoch lehren Versuche, die Albert
F. Woods vom U. S. Department of
Agriculture soeben in der, .Science" ver-
öffentlicht hat, dass die Skelettierungs-
arbe.it vorzugsweise von mikro-
skopischen Wassertierchen geleistet
wird, nämlich von Muschelkrebsen
(Cyprididae), jenen kleinen, von einer
zweiklappigen Schale umhüllten Krebs-
tieren, die man fast in jeder einem
Teich entnommenen Wasserprobe findet.
Die von Woods bei Aquariumversuchen
beobachteten Tierchen gehörten zur
Gattung Cypridiopsis. Ihre Schale ist
Va— i mm lang und halb so breit und
hoch; die Fresswerkzeuge sind kräftig
und zum Nagen gut geeignet. Bei der
Untersuchung des Darmkanals wurden
zahlreiche Blattreste in halbverdautem
Zustande gefunden. Hiernach konnten
wenig Zweifel über die Thätigkeit der
Tierchen bestehen. Ueberzeugend war
aber folgender Versuch. Es wurde
neben dem Aquarium, in dem sich die
Muschelkrebse befanden, noch ein
zweites aufgestellt, das Verwesung er-
regende Pilze und Bakterien, aber keine
Cypridiopsis enthielt. In jedes Aqua-
rium wurde eine Anzahl Blätter ver-
schiedener Bäume gelegt. In dem
zweiten Aquarium (ohne Muschelkrebse)
schritt der Verwesungsvorgang rasch
vor, aber noch nach 1V2 Monaten war
kein Anzeichen von Skelettierung an
den Blättern zu erkennen. In dem
Aquarium mit Cypridiopsis dagegen
begann die Arbeit fast sogleich. An
den von einer Fleckenkrankheit be-
fallenen Blättern wurden die toten
Flecke in 24 Stunden skelettiert; in
vier Wochen war das ganze Werk
vollbracht. Nachdem die weiche Blatt-
masse völlig entfernt ist, beginnen die
Tierchen, wenn sie hungrig sind, auch
die feineren Nerven anzufressen; man
thut daher gut, die Blätter nicht länger
als nötig im Wasser liegen zu lassen.
Wenn man sie dann zwischen Lösch-
papier schwach presst, so erhält man
sehr schöne Blattskelette.
Erigeron aurantiacum.
Von Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Immer noch wenig in Gärten an-
gepflanzt findet man die Stauden im
dekorativen Sinne. obwohl nichts
die Schönheit einesParkes mehr hebt als
Dekorationsstauden, selbstverständlich
wenn sie an der geeigneten Stelle ge-
pflanzt werden.
Ich möchte heute einmal die Auf-
merksamkeit auf Erigeron aurantiacum
richten, eine jener Stauden, die dem
obigen Sinne entspricht. Erigeron
aurantiacum ist eine Composite. Sie
wird bis 1,20 m hoch und bildet einen
breiten Busch. Die Blumen entwickeln
sich auf hohen Stielen, fast in der Form
von Disteln, und in goldgelber Farbe.
Die Blätter sind eirund lanzettlich,
etwas gewellt, 15 — 20 cm lang und
3 — 5 cm breit, auf der Lichtseite glatt
und auf der Unterseite rauh. Die
Blume bildet eine Strahlenblüte in
Büschelform und ist von langer Dauer.
Der Flor beginnt gegen Juli und dauert
bis Ende September. Auch für die
Binderei ist sie sehr vorteilhaft zu ver-
wenden.
Litteratur. — Ausstellungen und Kongresse. — Gewerbliche Angelegenheiten. 8c
Litteratur.
Zeitschrift für Landschafts-
gärtnerei und Gartenarchitektur.
Herausgegeben von E. Pf y ff er
von Alt is holen. Garteningenieur
und Gartenarchitekt in München
(I »rleansplatz 5). Die uns vorliegende
erste Nummer dieser neuen Zeitschrift
ist reich mit Plänen und Abbildungen
versehen, die allerdings z. T. Cliches
zu sein scheinen, die von einer Bau-
gesellschaft entliehen sind. Sie er-
scheint monatlich einmal und ist
speziell für Garten -Architekten. -In-
genieure, Landschaftsgärtner, Baum-
schul-, Villen- und Gartenbesitzer
bestimmt. Jede Xummer soll eine
Preisaufgabe enthalten.
Normal - Sortiment des Kernobstes,
festgestellt auf dem Pomologen-Kon-
gress in Breslau, herausgegeben vom
Verein der Pomologen und 1 »bstzüchter
für Anhalt und Provinz Sachsen.
Gilbert II. Ilicks and Sothoron
Key, Additional Notes on Seed
Testing, S.-A. aus } earbook of Depart-
ment ofAgriculturefor 1 897, Washington.
Die Verfasser empfehlen als Keimbett
zum Samenprüfen Gefässe aus Gips und
geben eine Methode zum Herstellen
derselben an. Ferner haben sie einen
verbesserten Spiegelkasten erfunden,
um taube Grassamen zu erkennen, und
endlich schildern sie auchdiefür die ver-
schiedenen Sämereien besten Methoden.
Bei einigen Bohnensorten keimten un-
geritzte Samen noch nach 48 Tagen,
geritzte dagegen in 4 Tagen mit 90 pCt.
L. W.
Ausstellungen und Kongresse.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau- Aus Stellung vom 5. 17.
bis 15. 27. Mai 1899. Anmeldungen bis
spätestens zum 1. 13. März an Geheim-
rat Exzellenz Prof. Fischer von
Waldheim, Kaiser!, bot. Garten. Die
Einladungen an die Preisrichter sind
letzt versandt worden.
Antwerpen. Internationale Aus-
stellung vom 9. — 13. April 1899 zur
Feier des 30« jährigen Geburtstages von
Anton van Dyck.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899
grosse internationale Ausstellung der
Ligue horticole L'Union zu Mont
St. Amand bei Gent. Das Programm
ist ausserordentlich umfangreich, gegen
1000 Aufgaben.
Dresden. Jubiläums - Ausstellung
des Landesobstvereins für das König-
reich Sachsen vom 14. — 19. Oktober.
Das Programmm ist zu beziehen:
Gerokstrasse 45.
Dresden. Anfang Mai 1900 Früh-
jahrsausstellung der Feronia.
London. Internationale Konferenz
über Bastard- und Kreuzungs-
pflanzen, veranstaltet von der Royal
Horticultural Society am 11. und
12. Juli 1899. Anmeldung von Artikeln
und Pflanzen an W. Wilks, Secretan.
117 Victoria Street, Westminster S\V.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Sitzung der gärtnerischen Kommission des
wirtschaftlichen Ausschusses.
Am Sonnabend den ai. d. M. trat
unter Vorsitz des Herrn Geh. Ober-
regierungsrat Wer muth im Reichsamt
des Innern eine Kommission zusammen.
I deren Mitglieder auf Grund von Vor-
schlägen gärtnerischer lachvereine
und Korporationen, der gärtnerischen
Presse u. a. berufen wurden, um über
etwaige handelspolitische Massnahmen,
soweit sie das gärtnerische Gewerbe
86
Eingesandte Preisverzeichnisse.
im deutschen Reiche betreffen, in Be-
ratung zu treten.
Es waren erschienen die Herren
Bauer, Handelsgärtner in Danzig,
Beissner, Königl. Garteninspektor in
Bonn, Kommerzienrat Benary-Erfurt,
Brettschneider, Vertreter der Lor-
bergschen Baumschule in Berlin, Peter
F e 1 1 w e i s, Handelsgärtner in Uerdingen,
Hoss, Handelsgärtner in Frankfurt a.M.,
Carl Lackner-Steglitz, Mietzsch,
Baumschulenbesitzer in Dresden,
Möller, Redakteur der Deutschen
Gärtnerzeitung in Erfurt, Müller (in
Firma J. C. Schmidt), Erfurt, van der
S m i s s e n-Steglitz, Oekonomierat S t o 11-
Proskau.
In der Einführungsrede des Herrn
Geh. Oberreoierungsrat Wermuth
proklamierte derselbe mit bezug auf
die Einzelheiten der Verhandlungen
Amtsverschwiegenheit.
Am Schlüsse der Verhandlungen,
welcher um 4 Uhr nachmittags ein-
trat, wurde eine Unterkommission ge-
bildet, welche aus acht Herren, und
zwar: Stoll für Obstbau, Benary für
Samenbau und Samenhandel, Fettweis
für Gemüsebau, Hoss: frische Blumen
und Blätter, Müller: getrocknete
Blumen und Blätter, Mietzsch für
Baumschulartikel, Carl Lackner für
Topfpflanzen und Handelsgärtnerei,
van der Smissen für Blumenzwiebeln
und Knollen, zusammengesetzt ist und
die mit der weiteren Bearbeitung und
Berichterstattung in ihren Spezial-
fächern beauftragt wurde.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
F. C. Heinemann, Kgl. Hoflief.,
Erfurt. General-Katalog No. 208/9. ~~
Wilhelm Rückert, Görlitz. Saat-
kartoffeln.— Vilmorin, Andrieux &
Cie., Paris. Liste des nouveautes. -
Wilh. Pfitzer, Stuttgart. Samenver-
zeichnis. — Gustav Scherwitz,
Königsberg i. Pr., landw. Sämereien. —
C. Rusteberg & Günther, Zeitz,
Prov. Sachsen. Saatgetreide und Futter-
Sämereien. — Joseph Mock, Trier.
Samenverzeichnis. — Samenkulturen
Mechau (Gartendirektor F. Wegner)
in Mechau, Post Schüttlau, Reg.-Bez.
Breslau. Engros-Verzeichnis No. 14 über
Gemüse-, Feld- und Blumensamen. —
Kelway & Son, Langport, Somer-
setshire, England. Manual of Horti-
culture (Haupt-Preisverzeichnis von
Samen, Zwiebeln undPflanzenm. Abb.). —
W.Atlee, Burpee & Co., Philadelphia,
Burpee's Seed - Annual. Samenver-
zeichnis (Riecherbsen. Tomaten etc.,
etc. m. Abb.). — Gius eppe Siebzehn er,
Florenz. Lorbeerblätter und anderes
Bindegrün. — Bernhard Haubold,
Laubegast-Dresden. Räucherapparat. —
Jacob Zopes, Fischenich b. Köln a. Rh.
Haupt-Preisverzeichnis über Gemüse-,
Feld-, Gras-. Gehölz- und Blumen-
Sämereien (m. Abb.). — Friedrich
Roemer, Quedlinburg a. Harz. Preis-
verzeichnis über dasselbe. — Peter
Smith & Co., Hamburg, Gr. Burstah 10.
Haupt-Preisverzeichnis über dasselbe
und Apparate. — Friedrich Spittel,
Arnstadt b. Erfurt. Desgl. (m. Abb.). —
H. Cannell & Sons, Swanley, Kent.
Desgl. (m. Abb.), auch Apparate. -
Kohlmannslehner & Schwenke,
Schöneberg-Berlin. Engros -Preisliste
über dasselbe. —Vilmorin, Andrieux
& Cie., Paris. Quai de la Megisserie.
Desgl. (m. Abb.). — Sam. Lor.
Ziemann, Quedlinburg. Desgl. — Max
Kornacker.Wehrden a. Weser. Haupt-
Preisverzeichnis über dasselbe. —
Wilhelm Mühle, Temesvär. Desgl. —
J. C. Schmidt, Erfurt. Auszug aus
dem Hauptkatalog (m. Abb.). —
Kohlmannslehner & Schwenke,
Schöneberg - Berlin. Engros -Angebot
von Samenneuheiten (m. Abb.); die-
selben, von Neuheiten (m. Abb.);
dieselben, echte Cactus-Dahlien. —
Peter Smith & Co., Hamburg, Gr.
Burstah. Haupt-Verzeichnis über Koni-
feren, Bäume, Sträucher etc. — ■ Van
den Blink & Aaij, Brielle (Holland).
Gemüse etc. — Harlan P. Kelsey,
Boston, Mass. Harte amerikanische
Pflanzen und Carolina - Gebirgs -
blumen, Galax-Blätter, Ginseng etc. —
V. Lemoine et fils, Nancy-Neuheiten
von Abutilon, Fuchsien, Pelargonium
zonale, Pentstemon etc. etc. —
J. Lambert & Söhne, Trier. Haupt-
verzeichniss von Samen.
Personal-Nachrichten.
\
Personal-Nachrichten.
Beim Krönungs- und Ordensfest
haben erhalten: den Stern zum Roten
Adler-Orden II. Kl. mit Eichenlaub:
Dr. A 1 1 hott". Wirkl. Geh. Ober-Reg.-
Ratu. Ministerialdirektor im Ministerium
der geistl. etc. Angelegenheiten:
Dr. Thiel, Wirkl. Geh.Ober-Reg.-Rat
u. Ministerialdirektor im Ministerium für
Land\v.( V> irsitzenderd. Kuratoriums der
kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam):
den Roten Adler-Orden III. Kl. mit
der Schleife:
Dr. Reinke, Geh. Reg.-Rat, ordentl.
Professor und Direktor des bot. Gartens
an der Universität Kiel;
den Roten Adler-Orden IV. KL:
Dr. Traugott Müller, Geh. Reg.-
Rat und vortragender Rat im Ministerium
für Land \\ (Dezernent für Gartenbau);
Dr. Pflug, Rechnungsrat im Reichs-
Schatzamt. Mitglied des Vereins zur Be-
förde] m . les Gartenbaues;
das Allgemeine Lhrenzeichen :
i '. abbe. ( rartenarbeiter zu Sanssouci;
Lauften' rster Gartengehilfe im
Schlossgarten zu Brühl; Vogt, Ober-
gärtner in der Karlsau bei Kassel;
/immer. Gartenarbeiter zu Wilhelms-
höhe bei Kassel.
Aus Ajilass der Anwesenheit S. M.
des Kaisers in Konstantinopel sind ver-
liehen: Dem Hofgartendirektor Adam
Schi« rfi daselbst der Kgl. Kronen-
orden 4. Kl., dem Hofgärtner Wienhold
das Allgemeine Lhrenzeichen.
Geh. Reg.-Rat Seh wenden er, Di-
rektor des botanischen Instituts dei
Universität Berlin, feiert am 10. Februar
seinen 70. Geburtstau,. Es werden von
seinenSchülern und Freunden zu diesem
Feste viele Vorbereitungen getroffen.
Der weltbekannte Botaniker J. G.
Baker in Kew gab seine Stellung am
Kgl. l : im : a >< Lbsl am 1 2. Januar
auf, um in den wohlverdienten Ruhe-
stand zu treten. Baker hat sich auch
um die Gartenbotanik hoch verdienl
gemacht, indem er sehr „handliche"
Handbücher über Amaryllidaceen,
Bromeliaceen, sowie Uebersichten über
Liliaceen etc. etc. schrieb.
Johan ring, Rosenschulen-
besitzer zu 1 Htm ach au in Schlesien,
f am mbei 1 sn\ im \o. Lebens-
jahre. Er hatte die frühen- Rosen-
Kaufmanns Rad ig zu
-er Blüte gebracht.
Garteninspektor E.Ortgies in Kilch-
berg bei Zürich, der 3S Jahre lang,
bis zum 1. April 1894, im botanischen
Garten zu Zürich tätig war, feiert am
19. Februar seinen 70. Geburtstau. Wir
brachten seine Biographie mit Portrait
in Gartfl. 1894 S. 225 und berichteten
über sein 50jähriges Gärtner-Jubiläum
daselbst S. 168, 200, 279, 282, 312.
Matthias Gebhardt, unseren ver-
einten Lesern aus früheren Jahrgängen
durch mehrere Abhandlungen über die
Weltausstellung in Chicago und den
amerikanischen Gartenbau bestens be-
kannt, ist seit 1. Januar in der Firma
J. C. Schmidt in Erfurt mit der
Stellung eines Obergärtners betraut
worden.
Johannes Mahlin g, seither Ober-
gärtner in der Hauptgärtnerei der
Firma J. C. Schmidt in Erfurt, wurde
die Stellung des erstenKorrespondenten
bei derselben Firma übertragen.
Der frühere Gärtnereibesitzer, jetzige
Rentier Jean Louis Mathieu. Berlin,
langjähriges Mitglied des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, f am
23. Januar im 09. Lebensjahre. Der
Verstorbene war der Sohn des rühm-
lichst bekannten Louis Mathieu.
nach dem die Mathieustrasse benannt
ist, und der Vetter des Kgl. Garten-
baudirektors Carl Mathieu.
Otto Bissmann, < ibstbaulehrer in
Gotha, winde vom Herzog zu Sachsen-
Koburg-Gotha zum Obstbau -Inspektor
ernannt.
Karl Bierwitz, Gutsgärtner in
Meerchin, wurde das preussische All-
gemeine Ehrenzeichen verliehen.
I lerKunstgärtnerViktor Hägemann
im Kgl. Doraänenpark zu Gatersleben
,1. Harz f am 31. Dezember 1898 im
Alter von 76 Jahren.
n8
Unentgeltlich abzugebende Samen.
Unentgeltlich abzugebende Samen.
Njr für die Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Meldungen bis zum 15. Februar an das General-Sekretariat in Berlin N., Invalidenstrasse 42.
Nur die gewünschten Nummern aufschreiben; nur einige auswählen, nicnt alle;
10- oder 20- event. 25- oder 5o-Pfennig-Marke beitiu.
1. Dill. Anethum graveolens. 48. Antirrhinum majus nan., niedrigstes
2. Köll- oder Bohnenkraut, einjährig. : Löwenmaul, alle Farben gemischt.
8.
9-
10.
1 1.
12.
13-
14-
15.
16.
17-
18.
19.
20.
21.
2 2.
23-
34-
28.
29.
30-
3i-
32.
33-
34-
35-
36.
37-
39-
40.
4'-
42-
43-
44-
45-
40.
47-
Tomate Ficarazzi, früheste.
» Albino, gelbfrüchtig, neu.
Petersilie, gewöhnliche Schnitt-.
Thymian, Sommer- oder franz.
Gurken, Japan. Kletter-, Formosa-.
» lange Berliner Aal-.
Speise-Kürbis, mehrere Sort., gem.
Zier-Kürbis, in guter Mischung.
Erbse, Pahl-, de Grace, niedrig.
» Gold- oder Wachs-.
» Mark-, Klars Riesen-Stangen-.
Stangen-Bohnen, Schneide-, aller-
grösste Schlachtschwert-.
Krup-Bohnen, Flageolet-, Victoria.
» » früheneuezartschot.Brech-
Blumenkohl, Erfurter grosser früher.
Weisskohl, Klars Liebling, früh.
Rotkohl, früher schwarzroter.
Wirsing, Berl. mittelfrüher, gelber.
Rosenkohl, hoher vorzüglicher.
Blätterkohl, niedr., krauser grüner.
Kohlrabi,Wiener, kurzl. frühe weisse.
Mohrrüben, Douwicker.
» lange rote Braunschw.
Pastinakwurzel, lange glatte.
Petersilien würz., kurze dicke Zucker.
Sellerie, Berl. grosser Knollen-.
Salatrüben, echte schwarzrote lange.
Kopfsalat, Rudolfs Liebling.
Schnitt- oder Stechsalat, früher
gelber mooskrauser.
Feldsalat od. Rabinschen, dunkelgr.,
vollherziger, breitbl.
Spinat, grossblättriger, de Gaudry.
Zwiebeln, weisse Valencia-.
Porree, Ostia, dunkelgrüner.
Radies, runde KlarsZwerg-, karmin-
rote, früheste kurzlaubigste Sorte.
Radies, Woods längste rosenrote.
Rettig, Mai-, golgelber ovaler.
» Winter-, weisser Münchener.
Aster. Juwel- od. Ball-, gem. alle Färb.
» Komet- oder Pudel-, gemischt.
Chrysanthemum-, gemischt.
Levkoyen.grossblum.engl.Sommer-,
gemischt.
» grossblum. Riesen-Sommer-, gem.
Goldlack, einf. Pariser, hellbraun.
Rittersporn, Delphinium consolida
cand. fi. pl., alle Farben gemischt.
Balsaminen, Impatiens bälsamina
ilore pleno, gemischt.
49-
50.
51-
52.
53-
54-
tf
-
Lathyrus odoratus, Eckfords Pracht-
sorten gemischt.
Mirabilis Jalappa, alle Färb. gem.
Papaversomnifer.pl., alle Färb. gem.
Salpigl. var. nan.. alle Färb. gem.
Scabiosa grandiflora, alleFarb.gem.
Mola tricolor maxima, von den aus-
gezeichnetsten Muster- und Aus-
stellungsblumen gemischt.
Acacia lophanta (Albizzia).
Amarantus salicifolius.
57 Aquilegia vulgär, fl. pl.
58. Asperula azur. setosa.
59. Bellis perennis, fl. pl.. gemischt.
Brachycome iberidifol.
Centaurea nana compacta Victoria.
Chelone barbata.
Coix Lacrymae aurea zebrina.
Convolvulus, gemischt.
Cosmea bipinnata albitlora.
66. Dianthus caryophyllus Rem. Mar-
garitae, Margareten-Xelke.
» chinensis. fl. pl., gemischt.
» diadematus plen.
Godetia Whitneyi, Lady Albemarle.
Gypsophila elegans.
Helianthus cucumerifolius Stella.
» mollis.
Heliotrcpium hybr. gigant., Riesen-.
Heuchera sanguinea.
Iberis amara umbellata, purpurrot.
Lobelia Erinus ramosa.
Lupinus, gemischt.
Myosotis alpestris, rob. grandiflora.
Nemophila maculata, gemischt.
Panicum tonsum.
Perilla nankin. macr. crispa comp.
Petunia hybrida, schöne Färb., gem.
Phlox Drummondi, alle Färb. gem.
Portulaca grandifl.. alle Färb. gem.
Primula veris.
Reseda odorata grandifl. Gabriele.
Ricinus Zanzibarensis.
Schizanthus grdfl. alb. atropurpur.
Tagetes erecta nana »Ehrenkreuz«.
Tropaeolum Lobbian., Kresse, gem.
» majus nanum King Theodore.
« Mammouth-, gemischt.
Wigandia Caracasana.
Zinniaeleg. fl.pl., grandifl.plenissima.
Capsicum annuum, span. Pfeffer,
Paprica, Cardinal.
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61.
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63-
64-
65.
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68.
69.
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89.
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91.
92.
93-
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95-
Gartenflora 1899.
1459.
MAGNOLIA WATSONI. j. d. hook.
Magnolia Watsoni J. D. Hooker.
f (Hierzu Tafel 1459.
ir John Dalton Ilooker beschreibt in Botanical Magazine 1891 t. 7157
diese von ihm an gedachter Stelle neu aufgestellte Art folgendermassen:
»Ganz glatt, Blätter 4 — 7 Zoll lang, 2 — 3V2 Zoll breit, ziemlich kurz
gestielt (y2 — 1 Zoll), länglich oder verkehrt- eiförmig oder kreisförmig verkehrt-
eiförmig, etwas spitz oder zugespitzt, an der Basis keilförmig oder abgerundet,
etwas wabig, oberseits dunkelgrün, gelb gerandet, unterseits bleich, die jüngeren
seidenhaarig; Nerven jederseits 10 — 15, bogenförmig, oberseits tief eingedrückt
und wie die Mittelrippe gelblich; Blumen wohlriechend, einzeln, mit den
Blättern gleichzeitig, 5—6 Zoll im Durchmesser, Kelchblätter länglich oder
linear-länglich, sehr konkav, später zurückgeschlagen, rosa oder blass-purpurn;
Blumenblätter breit, verkehrt-eiförmig, sehr konkav, stumpf, ungleich, aus-
gebreitet, rahmweisslich; Staubgefässe sehr zahlreich, V3 so lang wie die
Blumenblätter, vielreihig, zurückgebogen, einen breiten Ring bildend; Staubfäden
blutrot, so lang wie die linearen, stumpfen, schmutzig-rötlichgelben Staubbeutel;
Fruchtknotenstand länglich, dick, gestielt, die einzelnen, sich dachig deckenden
Fruchtknoten lanzettlich, zugespitzt, aufrecht, leicht zurückgebogen; Narben linear.
Kleiner Baum, Zweige glatt, rund, geringelt. Blätter 4—7 Zoll lang,
2 — 3V2 Zoll breit.«
Vergleicht man diese Beschreibung und die Abbildung im Bot. Mag.
t. 7157 mit unserer Abbildung, so wird man kleine Unterschiede finden, die
aber nur darauf beruhen , dass im Bot. Magazine eine Blume im weiter
aufgeblühten Stadium, daher mit zurückgebogenen Staubfäden und mehr auf-
gesprungenen Staubbeuteln und entwickelten Narben dargestellt ist, wodurch
der Fruchtblätterstand länglicher und höher wird, während bei uns die Blume
eben aufgeblüht ist.
J. D. Ilooker bemerkt, er sei zögernd an die Aufstellung einer neuen
Art gegangen, da die chinesischen und japanischen Arten der Gattung Magnolia
unvollkommen beschrieben seien, und sagt: Dass es nicht M. parviflora ist, ist
einleuchtend wegen der Grösse der Blumen. Von M. parviflora sah er ein gut
getrocknetes Exemplar und eine treffliche Abbildung in dem Werke von
Keisuke Ito, Professor der Botanik an der Universität Tokio, in »Figures and
descriptions of plants in the Koishikawa Botanical Gardcns (Tokio)« vol. I t. 13
und diese stimmten vollkommen mit der von Siebold und Zuccarini ge-
gebenen Beschreibung, die ihr kleine kreisrund-verkehrt-eiförmige zugespitzte,
häutige Blätter mit wenigen Nerven (6—8 Paar) und kleine Blumen mit langem,
schlankem Blütenstiel zuschreiben. M. Watsoni steht viel näher der M. hypoleuca.
Sieb, et Zucc. (Keisuke Ito t. 14), welche eine grössere Pflanze darstellt
mit kräftigen Zweigen, grossen länglichen Blättern, die dicht bereift, unterseits
dünn behaart sind und mehr oder weniger zwei Jahre dauern.
QO 855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Hook er benannte die Pflanze zu Ehren des Herrn Watson, Assistent-
kurator (d. h. Assistent des Inspektors) der Kgl. Gärten zu Kew. der so manche
Pflanze zur Blüte brachte, die im Bot. Magazine abgebildet ist.
Der Strauch, nach welchem Hooker die Art benannte, wurde für die
Kgl. Gärten in Kew aus demjapanischenlfof auf der Pariser Weltausstellung 1889
gekauft und blühte zuerst im freien Grunde in Kew im Juni 1890. Die Blumen
hatten einen sehr kräftigen Geruch nach Calycanthus.
Das Exemplar, nach welchem unsere Abbildung angefertigt wurde, ist
von Herrn Ökonomierat Späth 1895 lebend aus Japan eingeführt.
Nachdem die Pflanzen, welche durch den Transport etwas gelitten hatten,
im ersten Jahre in Töpfen kultiviert waren, wurden sie im nächsten Jahre, aber
ziemlich spät, erst im Juni, ins freie Land gepflanzt und erklärt es sich dadurch,
dass die Blüte, welche unsere Abbildung zeigt, erst am 18. September zum
Aufblühen kam. Die normale Blütezeit wird also wahrscheinlich Juni sein,
wie auch Herr Hofmarschall v. St. Paul in Fischbach beobachtet hat. Letzterer
gab eine sehr charakteristische Beschreibung der Blüte in Gartenzeitung 1894,
S. 386. Die abgebildete Blume hatte 11 cm Durchmesser und zeichnete sich
besonders durch einen köstlichen Duft aus. Die Kelchblätter waren hellrosa,
dem Stiele anliegend, die Staubfäden dunkelbraunrot, die Staubbeutel lachs-
farben, die Blumenblätter elfenbeinweiss und fleischig. Xach den Notizen des
Herrn Prof. Koehne sind die Blätter unterseits entschieden grau (bei hypoleuca
mehr weisslich), mit feinen Härchen gleichmässig bestreut, an der Mittelrippe
mit ziemlich langen, sehr feinen Haaren reichlich besetzt. L. W.
855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 28. Januar 1899.
I. Der Direktor des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, Kgl. Gartenbau-
direktor C. Lackner, bemerkte zunächst, dass wegen der Feier des
Geburtstages S. M. des Kaisers in derlandw. Hochschule die Versammlung
vom 26. auf den 28. Januar verlegt sei.
IL Zum Andenken der verstorbenen Mitglieder Gärtnereibesitzer Feigenspan
in Forst N. L., kaiserl. russ. Hofgärtner a. D. Schulz in Cöln und Rentier
Louis Mathieu in Berlin erhoben sich die zahlreich Erschienenen von
ihren Sitzen.
III. Vorgeschlagen wurden:
1. zum Ehrenmitgliede Herr Geh. Regierungsrat Prof.Dr. Schwendener,
dem das Diplom am 10. Februar, seinem 70. Geburtstage, überreicht
werden soll;*)
2. zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Th. Lange, Garteninspektor der Gärtner-Lehranstalt zu
Oranienburg;
2. » Otto Platz, Gärtnereibesitzer, Charlottenburg;
3. » W. Boeck, Versicherungsdirektor, Steglitz;
4. » G. Bartsch, Obergärtner, Berlin;
5- » F. Goe dicke, Gärtnereibesitzer, Seehof bei Teltow;
*) Der Bericht über die Feier des 70. Geburtstages folgt in Heft 5.
855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. ((1
6. Herr Freitag, Maurermeister, Sommerfeld;
7. » Gottschall, Ilandelsgärtner, Seehof bei Teltow;
8. » Rudolf Meyer, Rentier, Charlottenburg;
9. » C. von Reklam, Major, Berlin;
10. » Dr. Thost, Inhaber der Verlagsbuchhandlung Gebr.
Bornträger, Berlin;
11. » P. Kirchner, Stadtgärtner, Dessau.
IV. Auf allgemeinen Wunsch wurde sofort die Wahl des 1. Stellvertreters
des Direktors vorgenommen. Um Irrtümer zu vermeiden, wurden alle
Stimmberechtigten ersucht, aus dem Saale hinauszugehen und beim Wieder-
eintritt ihren Stimmzettel an den Wahlvorstand, die Herren Inspektor
Dressler, Garteninspektor Echtermeyer und Architekt Urban, ab-
zugeben. Der Direktor verlas ein Schreiben des Herrn Kgl. Garten-
inspektors Per ring, in welchem dieser erklärte, dass er eine etwa auf
ihn fallende Wahl ablehnen würde, und in welchem er weiter im
Interesse des Vereins die Bitte aussprach, einen Liebhaber, in diesem
Falle Herrn Konsul Seifert, zu wählen. Von den 112 abgegebenen
Stimmen fielen
7S auf Herrn Konsul Seifert,
31 » » Kgl. Gartenbaudirektor Hampel,
1 » » Perring,
1 » » Bluth,
1 » » Hofgärtner Hoffmann.
Herr Konsul Seifert ist somit gewählt. Er hatte schriftlich erklärt, dass
er, im Fall die Wahl auf ihn fiele, dieselbe annehmen werde.
V. Ausgestellte Gegenstände waren sämtlich ausser Preisbewerb vor-
geführt.
1. Als eine ganz hervorragende Leistung ist eine für Ende Januar
ausserordentlich reichhaltige Sammlung von Äpfeln und Birnen des
Herrn Kgl. Gartenbaudirektors Carl Mathieu-Charlottenburg, Ehren-
mitglied des Vereins, zu bezeichnen. Sie umfasste 65 Sorten Äpfel
und 11, Sorten Birnen. Herr Direktor Mathieu hob als besonders
empfehlenswert hervor: Von Äpfeln Ontario, Xorthern Spy, Calvill von
Oullins, Winter-Rambour, ganz besonders für die Rheingegenden von
Lambert & Reiter in Trier empfohlen, eine belgische Reinette deChenee,
den kleinen Api als Topfobst (vielleicht das Pomum Appianum der
Römer) und Elise Rathke, deren Stamm bekanntlich einen Trauer-
baum bildet; von Birnen: Triomphe de Touraine (neu), Chs. Cognee,
Olivier de Serres.
Herr Mehl möchte bei den Birnen Six1 Iiutterbirne (Beurre Six) als
höchst empfehlenswert hinzugefügt sehen, sie dürfte in Wohlgeschmack
und Tragbarkeit wohl von keiner anderen übertroffen werden; leider
bleibt sie grün, ist aber glatt und schön geformt. Herr A. Drawiel
bestätigt das; sie habe sich bei ihm dies Jahr ausnahmsweise gut
gehalten, ihre Schale sei sehr dünn und das Fleisch sehr schmelzend.
Herr Kgl. Garteninspektor Weidlich rühmt noch, dass sie im
Borsigschen Garten in Berlin trotz der ungünstig-ten Verhältnisse immer
rein bleibe und gut trage. Herr Hofgärtner Iloffmann bemerkt, dass
Q2 855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
die Birne Olivier de Serres sich dies Jahr nicht so gut halte, im übrigen
ist sie sehr zu empfehlen wegen Fruchtbarkeit und Aroma.
2. Herr Gartenbaudirektor Carl Mathieu legte ferner eine Frucht der
Anona squamosa, ein beliebtes tropisches Obst, vor, die sein von West-
afrika zurückgekehrter Sohn auf Madeira das Stück zu 50 Pf. gekauft hatte.
3. Herr Gärtnereibesitzer G. Marquardt-Zossen führte sein neues
Veilchen Kaiser Wilhelm II. in mehreren Töpfen sowie in vielen
abgeschnittenen Exemplaren vor, deren köstlicher Duft den ganzen Saal
erfüllte. Herr Marquardt berichtete: Dieser Sämling ist 1896/97 aus
vier verschiedenen Veilchen gezogen, die Mutter ist Viola canina, das
Hundsveilchen, drei andere Sorten wurden mit diesem wilden Hunds-
veilchen in drei verschiedenen Mistbeeten zusammengepflanzt. Die Be-
fruchtung habe ich nicht besorgt, sondern die Insekten. Ganz be-
sonders hervorzuheben sind die langen Stiele, die bis 30 cm Länge
erreichen; ferner die Grösse der Blumen (sie bedecken mitunter einen
preussischen Thaler), die schöne dunkelblaue Farbe und der herrliche
Geruch. Allerhöchsten Ortes ist ihm die Ermächtigung erteilt, dem
Veilchen den Namen S. M. des Kaisers zu geben, auch sind bereits zwei-
mal zum Geburtstage S. M. von ihm Veilchen übersandt worden. Herr
Marquardt hat ca. 15 — 20 000 Stück herangezogen und wird diese Neuheit
am 1. April in den Handel geben.
Herr de Coene: Wenn es sich um die Grösse handelt, so ist das
Veilchen von Millet in Bourg-la-Reine wohl ebenso gross oder noch grösser.
Herr Inspektor Dressler stellt den Antrag, das Veilchen zu Versuchs-
zwecken anzuschaffen, was stillschweigend genehmigt wird. Herr Hof-
gärtner Hoffmann findet an dem schönen Veilchen nur das eineBedenk-
liche, dass die Stiele etwas schlaff sind. Herr Marquardt: Da wir lang-
stielige Blumen haben wollen, so züchte ich hauptsächlich darauf hin,
ich fürchte, den Stiel nicht stärker erhalten zu können, denn ich halte das
Haus auf 12 ° R. Übrigens haben nur die Blüten der Ranken schlaffe
Stiele, die aus der Mitte nicht. Einer der vorgeführten Töpfe hat
44 Blumen incl. der Knospen. Auch die kleinsten Spitzen blühen.
Herr Garteninspektor Lindemuth: Nach Herrn Marquardt soll Viola
canina die Mutter gewesen sein. Die ist aber geruchlos und viel heller.
Da nun die Neuheit dunkelblaue Blumen und sehr schönen Geruch hat, so
muss der Vater durchschlagend gewesen. Ähnliches habe ich selber früher
'bei Begonienkreuzungen gefunden, wo die Nachkommen ebenfalls mehr
dem Vater als der Mutter glichen.
Herr Direktor Lackner: Auch bei Rhododendronkreuzungen ist der
Vater immer ausschlaggebender als die Mutter.
Herr Dietze: Ich kann mir nicht denken, dass die Blumen bei 12 ° R.
getrieben sind, dazu ist die Farbe zu dunkel.
Herr Marquardt: Es sind gegen 12 ° und ich treibe zugleich Kaiserin
Auguste Victoria, die muss ich so warm halten. Bei Sonnenschein gebe
ich mittags natürlich Luft.
Herr Dietze: Wenn man abends und über Nacht wollte 12 ° behalten,
so würden die Stiele zu schlaff werden, bei 8 — 9 Grad würden sie
straffer bleiben.
855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. qo
4. Herr Kgl. Hofmarschall v. St. Paul, Ehrenmitglied des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues, übersandte eine Ranke von Lapageria
rosea mit folgendem Schreiben: »Diese Ranke ist von derselben Pflanze,
von welcher ich früher eine Ranke sandte, welche 1898 in Heft 4 S. 101
der »Gartenflora« abgebildet ist. Wer sich für diese Pflanze interessiert
— und ich hoffe, ihre Liebhaber werden sich stets mehren — kann daraus
ersehen, dass bei verständiger Kultur aus den Blattachseln nicht einzelne
Blüten, sondern Blütenstände mit 3 — 5 und mehr Blüten hervorbrechen.
Ein solches Stück Ranke in voller Blüte ist ein fertiger Strauss für sich
und hält sich 14 Tage bis 3 Wochen in einer Vase. Sie blühte hier gerade
um die Weihnachtszeit und wollte ich das Prachtstück nicht dem
damaligen Postpacket-Trubel anvertrauen, sonst hätte ich sie Ihnen mit
Blüten gesandt.«
L. Wittmack bemerkte, in Gartenflora 1876 p. 9 nehme ein Herr E. M.
(wohl E.Mayer, Garteninspektor in Karlsruhe) an, dass vonLapageria ver-
schiedene Varietäten existieren müssten, seine Exemplare hätten immer
nur 1 Blume im Blattwinkel erzielt, anderswo habe er viel mehr Blumen
gesehen. An seiner Kultur habe es nicht gelegen, denn nachdem er sich
die reichblühende Varietät verschafft, habe diese unter denselben Ver-
hältnissen auch reich geblüht. Herr de Coene meint, es läge doch an
der Kultur, die Blätter werden bei guter Kultur auch viel grösser. Herr
Direktor Lackner: Man hat allerdings verschiedene Varietäten, aber bei
guter Kultur blühen sie alle reich. Ganz besonders schön war der
Flor im Frankfurter Palmengarten im letzten Herbst, Herr Hofgärtner
Hoff mann: Ausgepflanzt blüht L. viel besser als im Topf; meist wird
sie zu warm gehalten und dann leicht von der Spinne befallen. Die
Temperatur sei nicht zu hoch, aber gleichmässig.
5. Herren Spielberg & de Coene führten eine Vriesea hybr.
Leodiense*) vor, die auffallenderweise statt einer einzigen Ähre, deren
mehrere gebildet hatte, sodass der Blütenstand eine Rispe darstellte.
L. Wittmack wies darauf hin, dass bei Vrieseen das öfter vorkäme
und er schon früher darauf hingewiesen habe, dass die Einteilung der
Vriesea-Arten nach dem Blütenstande mitunter irreführe.
6. L. Wittmack legte Champignonbrut aus Sporen gezogen, sogen,
sterilisierte Brut, aus dem Institut Pasteur-Paris vor, die ihm Herr
Kritter, Spezialist für Champignonkultur, Berlin X., Treskowstrasse 35,
freundlichst überlassen hatte. Man zieht im Institut Pasteur aus den
Sporen der besten Champignons das Mycel in wahrscheinlich sterilisiertem
Pferdedünger in Form von Halbcylindern, sogenannten Cartouchen und
von da weiter in gewöhnlichen Fladen (galettes). Herr Amelung, Ober-
gärtner am Joachimsthalschen Gymnasium, zieht auch die Brut aus Sporen
und Herr Kritter bemerkte dem Vortragenden, dass Herr Amelung in
Gartenflora d. J. Xo. 1 S. 11 die Entwicklung sehr richtig geschildert
habe. Erst bilde sich eine feine Haut und nachher erst die sichtbaren,
stärkeren Fäden.
*) Y. Leodiensis Hort Leodiensis l l.eodium^Lüttich t ist ein Rustard von V. Morre-
niana )< Barilletti üartrl. 1893 S. 340 und ähnlich dem umgekehrten Bastard, der als
V. Wmmackiana Kittel in Gartrl. 1888 t. 12NH abgebildet ist. Vergl. Mez in Suites au Prodro-
mus IX 567.
Q/l 855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Herr Amelung: Schon vor drei Jahren habe ich im Blumen- und
Gemüseausschuss darüber gesprochen, wie wichtig es sei, die Brut aus
Sporen zu ziehen, da man dann gute Rassen erhalten kann. Ich habe in
einer grossen Berliner Champignonzüchterei die Brut aus dem Institut
Pasteur mit gutem Erfolge verwenden sehen, sie ist nur sehr teuer, eine
Cartouche kostet 80 Pf., und man braucht zum Belegen von 1 qm für
2 M. Brut, von deutscher Brut nur für 75 Pf. Jedenfalls sollte man aber
in Deutschland es ähnlich machen wie in Paris.
7. Herr Goedecke zu Seehof bei Gross-Lichterfelde führte zum
dritten Mal herrliche Rosen vor, um zu beweisen, dass er so gut wie
im Oktober, November und Dezember auch im Januar Rosen liefern könne.
Dass es mit dem Frei-Auspflanzen der Rosen in den Häusern bei uns
gehen müsse, sei dadurch bewiesen, dass es selbst in Dänemark gehe.
Dort haben sich Gärtner zusammengethan. ein Haus erbaut und darin
Rosen getrieben, um der Regierung zu zeigen, dass sie selbst Rosen
liefern können. Infolge dessen ist jetzt ein sehr hoher Schutzzoll von
2 Kronen = 2,25 M. auf 1 kg in Dänemark eingeführte Rosen gelegt.
Herr Hofgärtner Hoffmann, der sich die Kulturen des Herrn Goedecke
angesehen, erklärte dessen Bestreben als ein ausserordentlich anerkennens-
wertes. Es sei doch etwas anderes, ob man an einer Rose im Topf
4 — 6 Blumen oder an einer Rose im freien Beete 15 — 20 Blumen ziehe.
Dazu komme noch ganz wie bei den Rosen, die man einst in Russland
bewunderte, eine gute Kultur und ein herrliches Farbenspiel. Er habe
einige der Goedecke'schen Rosen 14 Tage im Zimmer gehabt und
sie hätten kaum etwas von ihrer Farbe eingebüsst.
8. L. Wittmack legte einen aufgesprungenen $ Zapfen von Dioon
edule vor, der sich durch lockig wollige Behaarung an den Spitzen
der Schuppen auf deren Aussenseite von den normalen Zapfen unter-
scheidet und den er var. lanuginosum nennt.
VI. Hierauf hielt Herr Kgl. Gartenbaudirektor Carl Hampel einen mit
grossem Beifall aufgenommenen Vortrag über die Verschönerung der
Städte, in welchem er den von Herrn Prof. Begas im vorigen Jahr im
Lokalanzeiger ausgesprochenen Tadel, dass man bei uns Denkmäler und
Fassaden durch Bäume verdecke, zu widerlegen versuchte. Der Vortrag
wird besonders abgedruckt werden. Nur der Teil, der sich auf die
Prachtstrasse in Steglitz und die Köpenicker Landstrasse bezieht, und die
Diskussion seien hier kurz wiedergegeben.
Herr Hampel tadelt die Art der Baumpflanzung in der Pracht-
strasse. Erst kommt zu beiden Seiten ein übermässig breiter Bürger-
steig, dann jederseits am Rande desselben eine Baumreihe, darauf ein
Absatz (eine Bordschwelle) und dann jederseits ein Geleise für die
elektrische Bahn, dann wieder je eine Reihe Bäume, darauf wieder ein
Absatz und dann der Fahrdamm in der Mitte. Die beiden Absätze
werden im Winter bei Schnee und Glatteis Manchen zu Fall bringen, die
Droschken und Privatwagen können nicht vor dem Bürgersteige halten,
weil die elektrische Bahn dazwischen liegt, und beim Umzüge werden
den Bewohnern dadurch viel Unannehmlichkeiten erwachsen. Vor allem
beschatten aber die vier Baumreihen mehr die elektrische Bahn als den
855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Bürgersteig und die Bäume werden in wenigen Jahren unten immer aus-
geputzt werden müssen, da für die elektrische Bahn bis 5 m über dem
Boden die Aste störend sind. — Auch auf der Köpenicker Landstrasse
hat man das eine Gleis der elektrischen Bahn zwischen die Baumreihen
gelegt und musste die Bäume 5 m hoch aufstutzen.
Herr Direktor Lackner bedauerte auch, dass oft da, wo allein dei
Gärtner sprechen sollte, nur der Architekt zu sprechen habe; bezügli« h
der Prachtstrasse aber müsse er sagen, dass die jetzige Lösung die bi
sei. Wäre die elektrische Bahn in die Mitte des Fahrdammes gelegt, so
würden die anderen Wagen stets in Gefahr kommen.
Herr Perring schliesst sich betreffs der Prachtstrasse Herrn Lackner
an, nur sei der Fahrdamm zu schmal, vielleicht weil man an Asphalt
habe sparen wollen. Die billigeren Bürgersteige seien zu breit.
Herr Amts Vorsteher a. D. Martin Hoffm an n -Treptow bemerkt, da>s
viel mehr Leute eine elektrische Bahn benutzen als eine Droschke, es sei
daher gut gewesen, die elektrische Bahn dicht an den Bürgersteig zu
legen. — Auf der Köpenicker Landstrasse habe man nur aus Xot das
eine Gleis zwischen die Baumreihen gelegt, da der Damm nur 12 m
breit war. Es sei zweckmässig, bei elektrischen und Kleinbahnen die Geleise
ganz vom anderen Fuhrwerksverkehr zu trennen. --In Bezug auf die
technische Hochschule müsse er Herrn Prof. Begas Recht geben, sie sei
zu sehr durch Bäume verdeckt. Vor dem Museum sind die Vorpflanzungen
jetzt auch zu hoch geworden, doch im allgemeinen muss man sagen.
- Umpflanzungen, wie alle Umrahmungen, den Wert eines Kunstwerkes
erhöhen. — Bei Anlage von Plätzen, wie in Schöneberg, müssen oft so viel
Privatinteressen mit in Berücksichtigung gezogen werden, dass sich nicht
immer vom idealen Standpunkt aus verfahren lässt. Bei Verkehrswegen
über einen Platz dürfte die Diagonale, trotzdem sie nicht schön, immer
die zweckmässigste sein.
Herr Hofgärtner Martin Hoffmann trat für die Gleichberechtigung,
der Gartenkunst- mit der Baukunst und den anderen Künsten ein. Ein
Dozent an der früheren Bauakademie habe ihm gegenüber einst selbst
das Bedauern ausgesprochen, dass aus Mangel an Zeit den Baubeflissenen
kein Unterricht in landschaftsgärtnerischen Darstellungen gegeben werden
könne. Da dies nicht geschehen kann, so hat sich eben als ein besonderer
Zweig der Kunst die Landschaftsgärtnerei entwickelt. - Gerade eine
grüne Umrahmung belebt die Städte.
Herr Brodersen: Als die technische Hochschule fertig war. hat es
an Bemühungen, die Bäume zu entfernen, nicht gefehlt. Wie man erzählt,
hat man die Erlaubnis Sr. Majestät des hochseligen Kaisers Wilhelm I..
der sich die Bäume ansah, u. a. dadurch zu erlangen gesucht, dass einer
der Räte sagte, die Bäume seien doch schon recht alt. Da aber habe
der Kaiser geantwortet: dann mögen sie auch stehen bleiben, bis sie von
selber sterben.
Herr Hampel: Professor Begas ist eben im Irrtum, wenn er meint,
dass die Gärtner schuld daran seien, wenn die Bäume vor der technischen
Hochschule stehen. Ähnlich ist es in manchen Fällen, wo die Krone
mitzureden hat. Der hochselige Kaiser Wilhelm I. war bekanntlich ein
96_
Riesen-Eichen.
grosser Verehrer älterer Bäume. Man denke nur an die dicke Pappel in
der Potsdamerstrasse. Was das Museum betrifft, so ist es richtig, dass,
wenn man von der Schlossbrücke kommt, man das Museum nicht sofort
sieht, weil die vielen Bäume davor stehen. Das Museum soll aber doch
vorzugsweise vom Schloss aus gesehen werden und von dort aus ist die
Einrahmung nicht störend. Indes dies würde eins derjenigen Gebäude
sein, von denen ich in meinem Vortrage sagte, dass man Bäume fehlen
lassen muss. Bei alten Baumpflanzungen hat sich das Publikum aber
schon so daran gewöhnt, dass eine Entfernung schwer ist. Vor der
Thomaskirche wurden die Bäume fortgenommen, weil sie den Blick auf
die Kirche von der Köpenickerstrasse aus störten; jetzt verlangen die
Umwohner, dass wieder Bäume geflanzt werden. Bei Anlage von Plätzen
sollen auch die Privatinteressen berücksichtigt werden, aber die all-
gemeinen müssen vorgehen. In Stadtgegenden, wo der Grund und Boden
teuer ist, wird man nicht so ausgiebige Plätze anlegen können, anderer-
seits ist aber nicht zu vergessen, dass durch die Plätze die Grundstücke
wieder wertvoller werden.
VII. Herr Kohlmannslehner lud zur Versammlung deutscher Dahlienzüchter
am 29. Januar ein.
VIII. Der Vereinsdirektor teilt hierauf mit, dass der Vorstand beschlossen
habe, den Ordnern und einigen anderen Männern, welche sich um die
Jubiläums-Ausstellung besonders verdient gemacht haben, eine Anerkennung
zu verleihen. Es besteht diese in einer grossen Reliefmedaille aus echter
Bronze in einem Holz-Rahmen, der den Xamen des Besitzers trägt. Die
Medaille ist angefertigt nach dem Modell des Prof. Schley von unserem
Mitgliede Otto Schultz, Naunynstrasse 19.
IX. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver-
sammlung Vorgeschlagenen. (Siehe Gartenfl. Heft 2 S. 34.)
Carl Lack n er. L. Wittmac k.
Riesen-Eichen.
(Hierzu Abbildung 17 — 20.)
,ede und einsam erscheint im Winter die Xatur, wenn sie ihren Blätter-
- schmuck verloren und Bäume und Sträucher ihre kahlen Zweige gegen den
Himmel strecken.
Um so interessanter ist es aber, dann Beobachtungen anzustellen über den
Aufbau von Wäldern und die in diesen vorkommenden Eigentümlichkeiten,
betreffend die Gestalt mancher Baumriesen.
Der Verfasser führt den Leser dieser geschätzten Zeitschrift in die Um-
gegend Dessaus, der Hauptstadt Anhalts, und werden noch Manchem, gelegent-
lich der dendrologischen Versammlung in Wörlitz, die Schöpfungen der gross-
artigen Parkanlagen in Wörlitz, Oranienbaum sowie vieler anderer Orte, die
wegen ihrer schönen Lage zu anziehenden Aufenthaltsorten im Sommer um-
gewandelt und die die Residenz selbst förmlich wie ein grosser Garten
einschliessenden Anlagen in Erinnerung sein. Lange sind die Schaffer zur
Riesen-Eichen.
«>7
ewigen Ruhe eingegangen, jedoch die grossen Bäume, unter ihnen die knorrigen
Eichen, die in einigen bemerkenswerten Formen in laubtreiem und in
belaubtem Zustande zur bildlichen Darstellung gelangen, mögen anzeigen, wie
manches Jahr über ihren Häuptern dahingegangen und sie dennoch zum Teil
prächtige belaubte Kronen zur Schau bringen.
Einer der ältesten dieser Baumriesen ist wohl die »Franzosen-Eiche«,
die an dem früheren Knüppeldamm* jetzt Fahrweg zwischen zwei weit aus-
einander liegenden Forsthäusern Hohe Strasse« und »Speckinge«, steht und
ihre weit ausgebreiteten Aste gegen den Himmel streckt. In diesem früheren
leuchten Gelände mag sie wohl durch den Bau der Strasse gelitten haben, so
Abb. 17. Eiche im Luisium bei Dessau, unbelaubt.
dass sie jetzt nur noch mit den ihr belassenen trockenen Zweigen düster dasteht,
und als ein Wahrzeichen vergangener Zeiten in Ehren gehalten wird. Als
besonders erwähnenswert sei, dass nach der Schlacht bei Leipzig 1S13 flüchtende
Franzosen in dem hohlen Stamm Unterkommen gefunden und sich längere Zeit
dort verborgen gehalten hatten. Sie misst ungefähr 1 m über dem Erdboden,
trotz der schon auf einer Seite abgewetterten Rinde 3,80 im Umfang.
In einem anderen Forstrevier, »zum Sieglitzer Berg", ist ein den Namen
I'teifen-Eiche« tragendes Exemplar zu erwähnen, da dieses in seinen unteren
Zweigpartien eine die Form einer Riesenpfeife darstellende Verwachsung hat.
Es ist diese Bildung nicht auf künstlichem Wege hervorgerufen, sondern sich
im Anfang scheuernde Zweige sollen durch Aneinandcrwachsen dieses Xatur-
q8_
Riesen-Eichen.
gebilde hervorgerufen haben. Durch die Reihe der Jahre sind die schwächeren
Astpartien abgebrochen, sodass ein fast 50 cm umfassender Ast das scheinbare'
Pfeifenrohr bildet. Der Umfang des Stammes 1 m über dem Erdboden beträgt
4,20 m.
Viele prächtige Eichen bergen die ausgedehnten Forsten und Parkanlagen
in und um Dessau, so dass man noch manches prächtigen Exemplares gedenken
könnte, jedoch sei hier nur noch ihres stattlichen Baues und Grösse wegen zweier
Bäume Erwähnung gethan. und zwar eines im herzoglichen Garten Luisium
stehenden sehr grossen Baumes, der wegen seiner Höhe und seines sich kaum
3 m über dem Erdboden teilenden Stammes bemerkenswert ist. Die sechs von
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Abb. 18. Eiche im Luisium bei Dessau, belaubt.
der Teilung ausgehenden Äste haben an ihrer Basis einen Umfang von 1 bis
1,50 m. Leider ist schon einer der gewaltigen Zweige einem heftigen Wirbel-
winde unterlegen und 2 m über der Basis abgebrochen. Der Stamm hat 1 m
über dem Erdboden einen Umfang von 6,20 m.
Lange nicht so hoch und alt ist eine im Tiergarten stehende Eiche, die
wegen Ihres schönen Baues, der weniger hochgehenden, aber sehr breiten
Krone den Namen »schöne Eiche« führt und einen Stammumfang von 2,50 m hat.
Alle hier aufgeführten Eichen gehören sämtlich der grösseren Abteilung
der Stiel-Eichen, Ouercus pedunculata, an.
Dessau. • P. Kirchner.
Die Gegenwart und Zukunft der deutschen Champignonzucht.
99
Die Gegenwart und Zukunft der deutschen Champignonzucht.*)
f
lu-r drei Jahre sind verflossen, seit ich im Jahre i s < > 5 V>. 1 Seite 14 der
Gartenflora eine Anregung zur Champignonzucht gab und dabei die
Frage stellte, ob es in Deutschland möglich sei. eine Champignonzucht rentabel
zu gestalten.
Wenn ich mir nun heute erlaube, die Spalten der Gartenflora ein v
in Anspruch zu nehmen, so geschiehl es deshalb, 1. um klarzustellen, wie sich
die seiner Zeit von mir empfohlene Methode, Champignons in leeren Cement-
fässern, und zwar in Räumen ohne Heizung, zu züchten, bewährt hat; 3. möchte
ich einen kurzen Überblick geben, welchen Aufschwung die Champignonzucht
Abb. K). Eiche im Tiergarten bei Dessau, unbelaubt.
in Deutschland seit meiner Anregung genommen hat; 3. will ich versuchen,
darzustellen, wie in Zukunft die Champignonzucht gefördert und zum Allgemeingut
der Deutschen gemacht werden kann.
Obwohl ich mich nunmehr seit iS Jahren mit der Champignonzucht be-
schäftige, wozu ich durch den Umstand angeregt wurde, dass ich schon als
Kind Gelegenheit hatte, auf einer von der braunschweigischen Kammer seiner
Zeit angelegten Rieselwiese, welche vormals Jahrzehnte hindurch Viehtrift war,
viele Jahre hindurch von Anfang September bis Ende Oktober die schönsten
Champignons zu suchen, so waren mir doch bis vor einem Jahrzehnt die inneren
Vorgänge in einem künstlich angelegten Champignonbeete noch recht unklar.
*) Vergl. auch den Aufsatz des Verfassers: „Ein Beitrag zur Keimung von Champignon-
sporen-', Gartenrlora i8<io Heft 1 S. 1 1 und Heft | S. u.\ D. Red.
100
Die Gegenwart und Zukunft der deutschen Champignonzucht.
Um über diese Unklarheit hinwegzukommen, legte ich Beete in auseinander-
nehmbaren Kästen und schliesslich in Fässern an, so dass ich alle Stadien
der Entwicklung genau beobachten konnte; zugleich lernte ich auch bei Ver-
wendung verschiedener Dünger diejenigen kennen, welche auf eine reiche
Entwicklung von Pilzen Einfluss hatten.
Waren die ersten Fässer, welche ich benutzte, nur Versuchszwecken ge-
widmet, so habe ich später, bei Verwendung einiger Dutzend Fässer, doch meine
Rechnung gefunden, so dass ich diese Methode der Öffentlichkeit übergab mit
dem Bewusstsein, dass sie dem Privatmann nützen könnte, denn als Wett-
bewerb für den rationellen Züchter konnte sie nicht in Betracht kommen.
Ziehe ich nun die Resultate, wie sie mir aus den verschiedenen Teilen
Deutschlands sowohl wie vom Auslande vorliegen, zusammen, so ergiebt
sich, dass sich die Fasskultur im Privat gebrauch als handlich
v». -, Rfc>
...
Abb 20. Eiche im Tiergarten bei Dessau, belaubt.
und reinlich bewährt hat. Während die Tragfähigkeit in trockenen
Räumen etwa 14 Tage betrug, erhöhte sich selbige in Räumen, welche fast
immer etwas Grundwasser hatten, aber durch indirekt zugeführte Wärme auf
durchschnittlich io° R. gehalten werden konnten, auf 4 Wochen.
Ich selbst benutze die Fässer z. Z. nur noch zu Versuchszwecken, da
ich für die rationelle Zucht jetzt einen trockenen Keller habe; im übrigen
übertrage ich die bei der Fasskultur gesammelten Erfahrungen auf die Frei-
beetkultur.
Recht erfreut bin ich, dass meine Anregung und Bekanntgabe einer ver-
einfachten Kulturanweisung dazu beigetragen hat, dass die künstliche Champignon-
zucht in Deutschland seit einigen Jahren im Aufschwung begriffen ist. Nicht
bloss beschäftigen sich die Privatgärtnereien wieder mehr als vor Jahren damit,
zum eigenen Gebrauch der geernteten Pilze, sondern auch viele grössere
Handelsgärtnereien, ja selbst rein landwirtschaftliche Betriebe haben sie als
I>ie Gegenwart und Zukunft der deutschen Champignonzucht. 101
Nebenzweig ins Auge gefasst. Jedenfalls trägt hierzu auch der Umstand bei,
dass viele Landwirt'' durch Lieferung anderer Produkte mit den Delikatessen-
geschäften und Konsumenten der grösseren Städte durch unsere vorzüglichen
Verkehrsmittel im regen Geschäftsverkehr stehen und auf diese Weise erfahren.
dass die Nachfrage inbezug auf die Champignons grösser ist als das Angebot.
Ein gutes Zeichen des Emporblühens der Champignonzucht in Deutschland
möchte ich auch noch in dem Umstände erkennen, dass sich mit der
Grosskultur nicht mehr so viel Laien beschäftigen, sondern Fachleute,
die schon ein gut Teil Erfahrung mit ins Geschäft bringen.
Aber nicht nur der deutsche Züchter hat erkannt, dass die Kultur des
(,'hampignons unter gewissen Umständen lohnend ist, auch der Konsument
besonders in Berlin, schätzt die frische, feste deutsche Ware, welche
auf den Markt gebracht wird, sodass die Einfuhr frischer Champignons aus
Frankreich sehr nachgelassen hat.
Ich komme nun zu dem dritten Punkt meiner heutigen Betrachtung:
Wie kann in Zukunft die deutsche Champignonzucht gefördert werden?
Infolge der Regsamkeit, welche hier in den letzten Jahren auf dem Gebiete
der Champignonzucht zu verzeichnen ist, hat sich auch die Fachliteratur ge-
hoben. Einige ältere Werke über Champignonzucht haben neue Auflagen
erfahren, einige sind auf Grund praktischer Erfahrungen entstanden. Wenn
nun auch in diesen Werken die Champignonzucht im allgemeinen behandelt
wird, so befassen sich die Autoren doch vorwiegend mit der Treiberei, d. h.
Gewinnung des Champignons zu einer Zeit, wo es im Freien keine giebt. Die
in Deutschland in bedeckten resp. heizbaren Räumen gezogenen Champignons
werden vorwiegend frisch verbraucht, deswegen wäre zu wünschen, dass man
sich an geeigneten Orten in Zukunft mehr mit der Zucht des Freiland-
Champignons beschäftigen möchte. Einerseits deshalb, um die auf diese Weise
gewonnenen Pilze zu Konservenzwecken in Massen zu verwenden, wodurch
die sehr rege Einfuhr von Konserven aus Frankreich abgeschwächt würde,
anderseits aber, um auch die geringwertigeren Pilze, welche man auf den
Märkten sieht, zurückzudrängen. Ich meine, es sei ebensogut möglich, in
Deutschland den Champignon zum Allgemeingut der Volksernährung zu
machen, wie man neuerdings den Seelisch durch geeignete Massnahmen der
ärmeren Bevölkerung zugänglich gemacht hat. Die Frage, auf welche Weise
der Freiland-Champignon in Massen gezüchtet werden könnte, möchte ich auf
Grund meiner Beobachtungen und Versuche folgendermassen zu beantworten
suchen.
Der Champignon ist ein Pilz, der mit Vorliebe in tierischen Excrementen
gedeiht, deshalb finden wir ihn auch an solchen Stellen im Freien wildwachsend,
wo Pferde. Schaf-- und Kühe aufwiesen und Triften geweidet haben, oder aber
in Wäldern, wo Hirsche, Rehe und Hasen zur Atzung sich aufhielten. Aber
auch in den in Verwesung begriffenen Bestandteilen unserer heimischen
Laub- und Nadelhölzer gedeiht der Champignon, besonders in Verbindung mit
Moos und kurzem ('.rase. Jedoch gedeiht der Champignon im Freien nur an
solchen Stellen, die weder vom Grund-, noch vom Stauwasser belästigt
werden, also nur da, wo eine massige Feuchtigkeit herrscht.
Wenn sich nun zunächst die Forstverwaltungen bemühen würden, bei
Einrichtung von Schonungen in der einfachsten Weise dem Boden Champignon-
102 Die Gegenwart und Zukunft der deutschen Champignonzucht.
mycel einzuverleiben, so könnte ein Wald durch eine einmalige Anlage auf
eine lange Reihe von Jahren durch die Champignonzucht nutzbar gemacht
werden.
Auf ähnliche Weise könnte auch der Landwirt hochgelegene, kurzgrasige
Wiesen doppelt ausnützen, indem er sie in zweckmässiger Weise mit Champignon-
brut infiziert. Je nach der Witterung würde die Ernte der Champignons
entweder im April bis Mai oder im September bis Oktober stattfinden, sodass
die Heuernte nicht darunter leiden würde. Die Kosten zu diesem Beginnen
sind meinen Berechnungen nach gering, noch dazu, da das dazu verwendete
Material dem Graswuchs noch zu statten käme.
Dass man die Champignonzucht mit Spargelanlagen verbinden kann, ist
nicht mehr neu, denn es wurden vor Jahren im Königreich Sachsen sowie im
Braunschweigischen damit Versuche angestellt, die auch zum Teil ganz zufrieden-
stellende Resultate ergeben haben. Es fällt hierbei nur ins Gewicht, dass man
jedes Jahr genötigt ist, Brut zu legen, da das Pilzmycel durch die Bearbeitung
der Spargelbeete zerrissen wird. Trotz alledem möchte ich diese Art von
Freilandkultur für solche Betriebe empfehlen, wo doch jahraus, jahrein Leute
beschäftigt werden und wo die Brut ohne grosse Umstände herangezogen
werden kann.
Ferner möchte ich auch noch für die Champignonkultur im Freien die
Ausnutzung der mit Obstbäumen bestandenen Grasgärten empfehlen. Wo
jetzt der Obstbau im Aufschwung begriffen ist, wird der Landmann auch daran
denken, seine oft recht vernachlässigten Obstbäume in den Grasgärten zu düngen,
und es würde auch bei dieser Gelegenheit jeder praktisch denkende Landwirt.
Förster und Gärtner imstande sein, die Kultivierung von Champignons damit
zu verbinden, zumal in solchen Grasgärten, wo Kühe und Schafe weideten,
sehr häufig die Champignons schon wild vorkommen.
Wenn ich mir nun bei den Vorschlägen, die ich nicht etwa aus der Luft
gegriffen habe, sondern nach den Versuchen in den hiesigen Anlagen (durch
Auslegen von Brut unter Bäumen, in Strauchpartien, auf Rasenplätzen u. s. w.)
für ausführbar halte, nicht verhehle, dass man z. B. bei der Anlage in
Schonungen damit zu rechnen hat, das Mycel eines schon im Boden befind-
lichen geringwertigen Pilzes könnte die Champignonbrut unterdrücken oder das
Weidevieh könnte die Champignonernte auf einer Wiese beeinträchtigen, so
sage ich mir doch, dass man unter bedingten Verhältnissen auch zu über-
raschenden Resultaten kommen kann.
Ich will heute von meinen noch nicht abgeschlossenen Versuchen in
dieser Hinsicht nur hervorheben, dass man das Anpassungsvermögen des
Mycels dem Nährboden gegenüber in erster Linie in Betracht ziehen muss,
d. h. man muss Brut in ähnlichem Material heranziehen, worin sie später
anwachsen und Resultate zeitigen soll.
Ganz besonders sei diese Anregung Interessenten empfohlen, die im Besitz
solcher Gelände sind, auf denen Champignons seit Jahren wild vorkommen;
wenn hier die Natur in ihren Bestrebungen durch den Menschen unterstützt
wird, so kann auf dem Gebiete der Freiland-Champignonzucht als Mittel
zur Volksernährung in Zukunft noch viel geleistet werden.
Berlin, Joachimsth. Gymnasium. H. Amelung.
hie Verschönerung des Berliner Tiergartens 10^
Die Verschönerung des Berliner Tiergartens.
-cLyja die jetzigen Ausholzungen im Tiergarten in den Tageszeitungen z. T.
^Z-, abfällig besprochen sind, so erscheint es : cht, das mitzuteilen.
was im Gehölz- und Obstausschuss des Vereins zur Beförderung
baues darüber geäussert ist. Allgemein Mar man der Meinung, dass die Aus-
holzungen höchst zweckmässig seien, dass sie sogar schon viel früher hi
vorgenommen werden können. Es ist nicht beabsichtigt, aus dem Tiergarten
einen englischen Park mit grossen Rasenflächen zu schaffen. Das würde
der langgestreckten Form desselben kaum möglich sein, ohne dann auch die
umgebenden Häuserreihen mit sichtbar zu machen, was doch vermieden w< i
muss. Es müssten dann auch viele der schönen Alleen lallen, weh he fast alle
Fuss- und Fahrwege begleiten. Der Tiergarten soll den Charaktereines Hai
behalten und durch die jetzigen Ausholzungen soll ihm nur eine günstige
Zukunft geschaffen werden.
Im Laufe der Jahre haben sich viele 10 — 12 m hohe Stangen gebildet,
die einzeln nur wenig Blätter haben, gemeinsam aber doch ein Dach bilden,
das kein Unterholz autkommen lässt. Infolge dessen hat auch die Zahl der
Singvögel abgenommen. Es soll frisches Unterholz angepflanzt werden, um
auch die Vögel zu vermehren.
Durch das Auslichten kommen andererseits die vielen alten schönen
bäume mehr zur Geltung; sie sollen künftig besser ernährt, gedüngt und be-
gossen werden, was bisher nicht möglich war. In die Linken werden gut
belaubte Gehölze gepflanzt werden, namentlich Rotbuchen. Wo sich blühende
Sachen eignen, sollen auch diese angebracht werden: bis jetzt mangelt es daran
im Tiergarten ganz.
Entschieden wird durch die Ausholzungen auch die Lutt im Tiergarten.
die an einzelnen Stellen sehr dumpfig ist. verbessert und die Wege werden
trockener werden, zumal jetzt auch die Gewässer im Tiergarten, seitdem Was
aus dem Landwehrkanal hineingeleitet ist, ein grösseres Gefälle nach
Spree haben.
Wir wollen auch an den Ausspruch des grossen französischen Landschafts-
gärtners Ed. Andre erinnern, der bezüglich des Tiergartens 1897 sich auch
für Ausholzung aussprach und scherzhaft hinzufügte: »Pour avoir une ome
il faut casser des oeufs.« (Siehe Gartfl. 1.897 S. 333.)
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc
Neue Gemüse-Samen von Dammann & ; Eierfrucht, lange Hom-
Co. in San Giovanni a Tetluccio bei
Neapel.
Nach den Beschreibungen der Züchter.
Eierfrucht, grüne Campania-.
Runde grosse Frucht, grün mit weiss,
ungemein fleisch i-i.
Frucht länglich, reinweiss mit grün
gestreift, sehr früh reitend.
Eierfrucht, runde Riesenbirne von Guadeloupe.
Früchte reinweiss, mit schön \ iolett
Längsstreifen, von enormer Grösse
und sehr vollfleischig.
io4
.Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Abb. 21. Gurke, persische Trauben-.
Eierfrucht, Tricolore.
Sehr grosse, lange, starkfleischige
Frucht, oben hellgrün, die untere
Hälfte weiss mit hellviolett gestreift
und gefleckt; ganz eigenartig.
Gurke, persische Trauben-.
Hierzu Abb. 21.)
Zu den Traubengurken gehörig,
zeichnet sie sich durch sehr frühe
Reife aus. indem sie innerhalb fünf
Wochen vom Tage der Aussaat an
vollständig gebrauchsfertig ist. Die
kurzen, 15 — 20 cm langen Früchte sind
schön rund geformt, dunkelgrün, mit
braunen Stacheln schwach besetzt.
Eine höchst schmackhafte und wert-
volle Art. die in keinem Gemüsegarten
fehlen sollte.
Melone Cilento.
Frucht glatt, mittelrosa, oval, dunkel-
grün. Fleisch grünlich, fast weiss,
überaus saftig und süss. Was aber
diese Melone besonders wertvoll
macht, ist, dass sie sich an einem
trockenen Platze monatelang, unter
günstigen Verhältnissen bis zum Früh-
jahr aufbewahren lässt. Sie ist ver-
schieden von der neapolitanischen
Wintermelone, auch sind ihre Samen
verschieden von denen irgend einer
anderen Melonenart. Sehr zu em-
pfehlen, da sie zudem auch sehr reich
trägt.
Melone Abundantia.
Von allen kultivierten Arten sicher
die reichtragendste, denn das Land
scheint buchstäblich mit Früchten
bedeckt. Die ovalrunde, mittelgrosse,
gerippte, hellgrüne Frucht besitzt grün-
liches Fleisch von ausgezeichnetem
Aroma. Eine der frühesten Melonen,
daher auch für nördliche Länder zum
Anbau wärmstens zu empfehlen.
Abb. 22. Celosia pyramidalis monstrosa.
Blumen dunkelrot.
Neue eingeführte Blumensamen.
Celosia cristata „Rubin". O
Die Pflanze wird ca. 30 cm hoch,
ihre edelgeformten Blüten sind lebhaft
kirschcarmoisin, welche schillernde
Färbung namentlich im Sonnenschein
einen bezaubernden Anblick gewährt.
Gehoben wird diese herrliche Blüte
noch durch die gleichfarbigen Stiele
sowie durch die stark ins braun über-
gehend gefärbten Blätter.
Celosia pyramidalis monstrosa. G
(Hierzu Abb. 22.)
Mit dieser beginnt eine Zwischenart
der C. cristata und pyramidalis. Ihr
buschiger Bau gleicht dem der C. py-
ramidalis, während die Blüten,
namentlich diejenigen der Haupttriebe,
sich den cristata-Formen nähern. Die
Farbe der Blumen ist tiefbraunrot, die
Blätter dunkelgrün mit mehr oder
weniger braunrot gefleckt. Die
Pflanze erreicht die Höhe bis 1V2 m>
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
lo:
wächst ungemein üppigj ist daher für
höhere Gruppen von unschätzbarem
Werte.
Clinopodium argenteum.
(Hierzu Abb. 23.)
Diese für Gruppenpflanzung äusserst
wertvolle Melisseae verdient einen
bevorzugten Platz in jedem Blumen-
garten. Die Ptlanze erreicht eine
Höhe von 30 cm. Die gegenständigen
Blätter sind lebhaft grün, schwach
behaart und ovalrund, in deren Achsen
die unzähligen reinweissen kleinen
Blüten sich während des ganzen
Sommers entfalten.
Collinsia bicolor rosea. O
Den bereits existierenden Farben
der mit Recht so beliebten Collinsia
lügen wir in diesem Jahre obige bei,
welche sich durch ihre lebhaft rosa
Blüten von allen bisher im Handel
befindlichen Collinsien, wesentlich auch
noch durch ihre bedeutend grösseren
Blumen unterscheidet.
Dianthus laciniatus rubro-striatus. G
Eine sehr reichblühende Abart von
20 — 25 cm Höhe. Die weisse Grund-
farbe der Blumen ist mit lilaroten,
sehr zahlreichen Streiten versehen.
Ueberaus effektvoll und eine sehr wert-
volle Bereicherung des Sortimentes.
Epilobium hirsutum var. adenocaulum
(Hausknecht). %
(Hierzu Abb. 24.)
Eine prächtige, aus Kleinasien
stammende Abart; die bis 70 cm hohen
Pflanzen sind an den Rispen mit leb-
haft lilaroten Blüten reichlich besetzt.
Eine sehr dankbare Perenne.
Eupatorium altissimus L. % U
Diese sehr widerstandsfähige Perenne
erreicht eine Höhe bis zu 2 m. Ihre
zierlichen, bis 8 cm langen, sehr
schmalen Blätter geben der robusten
Pflanze ein schönes Aussehen. Die
Blüten, welche sich den ganzen Sommer
hindurch unermüdlich erneuern, sind
reinweiss.
Eupatorium serotinum Mich. Qj
Bau. Blüte und die hervorragenden
Eigenschaften theilt diese Pflanze mit
der vorhergehenden, nur sind ihre
Blätter kürzer, in der Form des Eupa-
torium riparium, jedoch noch bedeutend
länger und schmäler als die letzt-
genannte. Für Schnittblumen sind
beide von unschätzbarem Werte.
Abb. 2^. Clinopodium argenteum.
Blumen reinweis.
Abb. 24.
Epilobium hirsutum var. adenocaulum Hausknecht.
Blumen lila rosa.
io6
Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Ktiolls Aluminium -Etiketten.
(D. R.-G.-M.).
Hierzu Abbildung 25.
Bereits seit Jahren arbeitete ich an
dem Problem, ein für den Gärtner
passendes Etikett zu finden, da die
bisher gebräuchlichen mehr Fehler
als Vorteile besassen. Ilolzetiketten
Alle diese Nachteile beseitigt das
von mir nunmehr in den Handel ge-
gebene Aluminium-Etikett, denn es
ist vor allen Dingen billig und schön;
es bleibt silberweiss, da es nicht
oxydiert; es lässt sich leicht beschreiben;
die Schrift ist tiefschwarz und ver-
wittert nicht; es ist infolge des erhaben
Abb. 25. Aluminium-Etiketten von F. Knoll, Leipzig-Lindenau.
sind zwar billig, doch ist die Schrift
bald verwischt, solche von Zink
oxydieren zu schnell, setzen Belag
an und sind ebenfalls sehr bald un-
leserlich. Etiketten von Celluloid
zerfrieren zumeist im Winter, solche von
Glas und Porzellan sind zu teuer und
besonders leicht zerbrechlich, auch
muss die Inschrift vom Fabrikanten ein-
geätzt werden, so dass man meist nicht
die Etiketten-Inschriften auf Lager hat,
welche benötigt werden.
gepressten Randes besonders dauer-
haft und unzerbrechlich; es ist leichter
als Ilolzetiketten!
Sie werden bis jetzt in fünf Formen
angefertigt: No. I, rund, 4,8 cm Durch-
messer, Xo. II, oval, 6,5 cm Durch-
messer, No. III, eckig, 6,5 cm lang,
unten und oben 5 cm breit, No. IV,
lang, 8.5 cm lang, 2 cm breit, No. V.
herzförmig, 4.5 cm Durchmesser.
F. Knoll, Leipzig-Lindenau.
Kleinere Mitteilungen.
'"7
Die Etiketten sind besonders zur Be-
zeichnung von Rosen und Obstbäumen
geeignet; für botanische Gärten müssen
sie grösser sein, was wohl leichl gemachl
werden kann.
Dinte nebst Gebrauchsanweisung
wird beigegeben. Die Etiketten
sehen sehr sauber aus. L. W.
Jetzt zu vermehrende feine Schmuckpflanzen
für Hausdekoration und fürs Freie.
Je mehr das Frühjahr herannaht, desto
mehr beginnt das Wachstum in unseren
Glashäusern. Es ist jetzt in den ersten
Monaten des Jahres die Zeit zur Ver-
pflanzung und Vermehrung unserer
leinen Schmuckpflanzen gekommen,
welche wir während des Sommers an
geschützten Orten auch im Freien aus-
pflanzen resp. aufstellen können. Im
Folgenden seien einige Winke in dieser
Hinsicht gegeben.
In den letzten Jahren haben die
Croton immer mehr an Beliebtheit
zugenommen und man hat einsehen
gelernt, dass wenigstens einige Sorten
sehr leicht zu kultivieren sind. Herr
W. A. Taplin, dessen Ausführungen
im »American Florist« wir hier in
der Hauptsache folgen, giebt nach-
stehende Kulturanweisungen. Man
schneidet die Stecklinge von halb-
ausgereiftem Holze, steckt sie in ein
YiTinehrungsbeet, Sand, und hält sie
auf warmem Fusse geschlossen. Besser
ist es noch, sie einzeln in zweizöllige
Töpfe in sandige Cocosfasererde zu
bringen oder auch mehrere zusammen
in einen 4 — 5 zölligen Topf. Diese
Töpfe kommen in den Vermehrungs-
raum. Man hat hierbei die einzelnen
Stecklinge besser unter Kontrole und
es wird ein geringerer Prozentsatz ver-
loren gehen.
Will man die Croton recht schnell
zum Frühjahr heranziehen, so halte
man die Temperatur während der
Nacht auf 700 F.. 2 i°C, sorge für feuchte
Luft und lasse am Tage die Sonne voll
einwirken. Natürlich müssen die
Bilanzen nach und nach etwas ab-
gehärtet werden, ehe man sie zum
Verkauf bringt, denn sonst sind sie zu
zart und zu wenig widerstandsfähig.
Auch A< al y ph en und Sanchezien,
welche zum Verkauf im Frühjahr oder
zum Auspflanzen im Sommer heran-
gezogen weiden sollen, können gleicher-
weise wie Croton kultiviert werden.
Bei Acalyphen ist indes eine niedrig
Temperatur besser, man kann sie etwa
so behandeln wie man Coleus heran-
zieht. Von den A.calyphen sind
A. nuisaii a. tnoolor und marginata
wohl die brauchbarsten Arten, [hre
prächtige Färbung und ihr üppige]
Wuchs machen sie füi grosseBeete sehr
geeignet und schmuckvoll.
Auf der letzten Genter Ausstellung
waren von Sander-Brügge zwei neue
Ao.ilyphen ausgestellt, A. Sander i-
ana und l rod seffiana. Erste] e, von
welcher schon mehrfach in dieser Zeit-
schrift die Rede war, zeichnet sich
durch Grösse der Belaubung und
prächtig rote, lange Blütenähren aus.
Letztere ist viel kleiner, aber infolge
der bunten Blattfärbung sehr dekorativ
und wohl auch deswegen wertvoll,
weil sie härter als A. Sander i-
ana ist. Diese soll übrigens weiter
nichts sein als die alte A. hispida,
wie in neuerer Zeit gesagt wird, immer-
hin ist sie sehr interessant.
Von Sanchezien sind die Arten
Sanchezia nobilis varieg. und S.
glaucophylla die besten. Beide
wachsen willig und haben breite,
streifte Blätter, sobald das Erdreich
und die Feuchtigkeit ihnen halbwegs
zusagten. Stecklinge von jungen Trieben
wurzeln in sehr kurzer Zeit. Man pflanze
sie dann gleich in dreizöllige Töpfe,
da sie das Verpflanzen nicht lieben.
Auch die immer beliebten Aspi-
distra (Plectogyne) können jetzt \ei-
mchrt werden. 1 »ieskannnichl nur durch
Teilung der beblätterten Rhizome ge-
schehen, sondern auch durch Rhizome
ohneBlätter können sie Vermehrtwerden.
Man schneidet diese in etwa zollange
Stücke, steckt sie in Töpfe oder Schalen
in Sand oder sandige Erde, indem man
sie etwa 1 Zoll hoch bedeckt und stellt
sie in ein Warmhaus bis das erste Blatl
treibt, dann werden sie in kleine 1
gepflanzt und bald zu kleinen, brauch-
baren Exemplaren heranwachsen.
Nicht minder wertvoll als die bisher
genannten Pflanzen sind einige Aralia-
A.rten zur Dekoration. Zuerst nennen
wir Aralia Sieboldii. welche Viel-
fach unter dem Namen Fatsia
japonica geht. Sowohl die grüne
tuch die 2 bunten Formen dieser
Art sind ausgezeichnet für Hauskultur.
Die grüne Stammform wird bei kühler
io8
Aus den Vereinen.
Anzucht ebenso hart und widerstands-
fähig wie eine Aspidistra.
Fatsia (Aralia) papyrifera ähnelt
der ersteren etwas im Wuchs. Auch
sie wird durch Aussaat oder Wurzel-
schnittlinge vermehrt. Diese letztere
Art ist sehr leicht und empfehlenswert,
zumal die Pflanzen selten Samen
bringen.
Aralia Veitchii und ihre schmal-
blättrige Form, welche als A. gracil-
lima bekannt ist. gehören zu den
schön belaubten Pflanzen für Winter-
gärten, Fenster u. s. w., allein sie sind
leider etwas schwierig heranzuziehen,
ausgenommen durch Veredlung auf
A. reticulata oder A. Guilfoylei.
Diese veredelten Pflanzen gelten meist
als zu langsam wachsend und zu zart
für den Handelsgärtner, aber A.
Veitchii ist doch nicht so zart wie
sie erscheint, ausgenommen, wenn in
einer sehr hohen Temperatur heran-
gezogen. Man kann Pflanzen zwei bis
drei Sommer zur Dekoration von
Vasen etc. in Hallen u. s. w. ver-
wenden.
Pandanus Veitchii und Ficus
elastica dürfen wir bei der Frühjahrs-
vermehrung nicht vergessen ; wenn auch
Stecklinge dieser Pflanzen auch zu
anderer Jahreszeit wachsen, so ist jetzt
doch entschieden die geeignetste Zeit
zur Vermehrung. C.
Aus den Vereinen.
Die Kaiserl. Russ. Gartenbau-Ge-
sellschaft hat am 16./28. Januar den
Direktor des Kaiserlich botanischen
Gartens in Petersburg, Se. Excellenz
Herrn Wirklichen Staatsrat Professor
Dr. Fischer von Waldheim, zu
ihrem Vicepräsidenten erwählt.
Fränkischer Gartenbauverein.
In der am 10. Dezember 1898 in den
Zentralsälen abgehaltenen General-
Versammlung erstattete der erste
Vereins - Vorstand, Herr Hofrath
Seuffert, den Jahresbericht über die
Thätigkeit des Jahres 1898: Es wurden
zehn Vereinsversammlungen mit Vor-
trägen aus dem Gebiete der Botanik,
ßlumistik und Obstkultur abgehalten.
Durch die stets mit diesen Versamm-
lungen verbundenen Blumen-Ver-
losungen gelangten etwa isooblühende
und Dekorationspflanzen, unter diesen
auch recht seltene Pflanzenneuheiten,
in die Hände der Vereinsmitglieder.
Um der Hauptaufgabe des Vereins, der
Förderung der unterfränkischen Obst-
kultur, gerecht zu werden, brachte der
Vereins-Ausschuss im Frühjahr 1. J.
203 veredelte Obstbäume an Obstbau-
vereine und Obstbau treibende Ge-
meinden Unterfrankens, 3100 Obst-
wildlinge an unterfränkische Schul-
gärten, 39 000 Edelreiser der wertvollsten
und reichtragendsten Obstsorten an
Obstbauvereine, Gemeinden. Pfarrer.
Lehrer und Obstproduzenten Unter-
frankens unentgeltlich zur Verteilung.
Die überaus reiche Zwetschenernte
dieses Jahres gab demVereinsausschuss.
um solche im Interesse unserer Land-
wirte möglichst nutzbar zu machen,
willkommenen Anlass, am 24. September
1. J. in der städtischen Ludwigshalle
zu Würzburg eine Ausstellung der
besten, vollkommensten und wert-
vollsten Zwetschen- Sorten zu veran-
stalten, um die edelsten und schönsten
Spielarten der in früheren Jahren
weithin renommierten und im Handels-
verkehr sehr begehrten Franken-
zwetsche kennen zu lernen und solche
weiter zu verbreiten. Es gelangten
aus allen Teilen Unterfrankens über
60 Zwetschen-Sorten, zum Teil von
vorzüglicher Güte und Vollkommenheit,
zur Ausstellung und wurden für die
besten Leistungen durch das Preis-
gericht 6 Preis-Medaillen nebst Diplom
zuerkannt.
Auch in diesem Jahre wurden an-
fangs Oktober, um den Verkehr mit
frischem Obste im Interesse der
Obstproduzenten und Konsumenten
reger zu gestalten, auf dem Neumünster-
platz zu Würzburg zwei Obstmärkte
veranstaltet, welche ungeachtet der
im ganzen geringen Obsternte mit
durchgehends schönen Aepfeln und
Birnen von guten wertvollen Sorten,
zumeist auch in zweckentsprechender
Teilungen und Kongresse.
109
Verpackung, befahren waren. Im
ganzen gelangten auf diesen Märkten,
die sich unverkennbar gul hier ein-
gebürgert haben, gegen 500 Ztr. zumeist
schönes Tafelobst zu sein- guten Preisen
zum Verkauf. I >em Herrn Pfarrer
Marschall zu Wintersbachj dem
Begründer der Heidelbeerverwertungs-
Genossenschaft »Vorspessart«, sowie
den Herren Lehrern Hellmuth zu
Wittershausen, Nunn zu Prappach,
Lehritter zu Reichartshausen und
Stock zu Sommerau, welche sich in
hervorragender Weise und in den
verschiedensten Richtungen um die
liebung der unterfränkischen Obst-
kultur verdient gemacht haben, wurden
von der General - Versammlung auf
Antrag des Ausschusses Ehrenpreise,
dem sehr pflichteifrig und erfolgreich
Baumwart Herrn En n es zu Miinnerstadt
wirkenden aber eine Ehrengabe von
zehn Mark bewilligt. Im Verlauf der
General-Versammlung wurde das durch
Herrn Stadtgärtner und Anlagenin-
spektor Sturm in dankenswerterweise
geordnete und übersichtlich aufgestellte
Obstkabinett, welches die edelsten und
wertvollsten fürUnterfranken besonders
geeigneten Obstsorten in naturgetreuen
Nachbildungen enthält, von den an-
wesenden Vereinsmitgliedern besichtigt.
Die vom Vereinskassierer, Herrn Pri-
vatier Breiting, vorgelegte Vereins-
rechnung pro 1898 schliesst ab mit
2588,21 Mark Einnahmen, 2359.85 Mark
Ausgaben, sohin mit einem Aktivrest
von 228,36 Mark. Dem Herrn Vereins-
kassierer Breiting wurde für seine
opferwillige Thätigkeit, sodann den
Herren Kreiswandererlehrern Oekono-
mierat Schmitt und Albert für ihre
unermüdliche und pflichteifrige Thätig-
keit zur Vervollkommnung der unter-
fränkischen Obstkultur, weiterhin noch
der verehrlichen Verlosungs-
kommission für ihre eifrige umsichtige
und erfolgreiche Thätigkeit der be-
sondereDank im Namen des fränkischen
Gartenbauvereins durch den ersten
Vereins-Vorstand zum Ausdruck
bi acht.
Die Wiederwahl des Vereins- Aus-
schusses, welchem die Herren Ober-
landesgerichtsrat Wissel und Herr
Hauptmann a. D. Faulhaber für
seine seitherige Thätigkeit in warmen
herzlichen Worten den Dank Namens
der Vereinsmitglieder zum Ausdruck
gelangen Hessen, erfolgte du ich
Akklamation. Mit einem von Herrn
Hauptmann Faulhaber der Vorstand-
schaft und dem Vereinsausschuss ge-
brachten dreimaligen Hoch sei:
die sehr gut besuchte General -Ver-
sammlung.
(Neue Würzburger Zeitung.)
Vereinigung derMaiblumenzüchter und -Händler.
Auf Wunsch der Herren J. Hansen-
Pinneberg und A. Krause-Roitzsch
berief Herr Gartenbaudirektor G. A.
Schultz - Lichtenberg - Berlin. als
I. Vorsitzender der Vereinigung, eine
Versammlung der Sachverständigen
für streitige Fälle am 18. Januar 1899
in Berlin zusammen.
Es fungierten als solche einerseits:
die Herren Gartenbaudirektor C.
Lackn er- Steglitz, Gärtnereibesitzer
Paul George-Berlin O., Gärtnerei-
besitzer Franz Goetze - Stralau.
Andererseits: die Herren Gärtnerei-
besitzer C. Graf-Petersroda. A.Spiess-
Roitzsch, W. Berger-Roitzsch.
Nach längeren Verhandlungen gelang
es, den verwickelten Fall, dank den
eifrigen Bemühungen des Herrn Vor-
sitzenden und denen der Herren Sach-
verständigen, gütlich beizulegen. Da
das streitige ' »bjekt ein grösseres war,
so erzielte die Einigung auch bei den
streitenden Parteien allgemein'- Be-
friedigung.
C. Schwartz-Tempelhof, Schriftführer.
Ausstellungen und Kongresse.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau-Ausstellung vom 5. 17.
bis 15. 27. Mai 1899. Anmeldungen bis
spätestens zum 1. 13. März an Geheim-
rat Excellenz Prof. Fischer von
Waldheim, Kaiserl. bot. Garten. Es
haben schon 120 auswärtige Preisrichter
ihre Mitwirkung zugesagt. Von neuen
1 10
Litteratur.
Preisen sind folgende hinzugekommen:
1. EinWertgegenstand von Ihrer Kaiserl.
Hoheit der Frau Grossfürstin Elisabeth
Feodorowna (für eine Gruppe Lathyrus
odoratus oder Theerosen in Blüte).
2. Desgl. von Ihrer Kaiserl. Hoheit der
Frau Grossfürstin Alexandra Josephowna
(für beste Gesamtleistung in Abt. V.
des Programms). 3. Desgl. von Seiner
Kaiserl. Hoheit dem Grossfürsten
Michael Nikolajewitsch (Preisbewer-
bung noch unbestimmt). 4. Zwei Geld-
prämien zu je 100 Rubel vom Grafen
Orloff Dawydoff. 5. Fünf grosse gol-
dene, drei grosse und zwei kleine sil-
berne Medaillen vom Ministerium der
Agrikultur und Reichsdomänen. 6. Vom
Departement der Apanagen eine gol-
dene Medaille. 7. Vom Präsidenten
der Kaiserl. Russ. Gartenbau-Gesell-
schaft, General Speransky, zwei gold.
Medaillen. 8. Vom Vicepräsidenten der
Kaiserl. Russ. Gartenbau-Gesellschaft,
Fischer von Waldheim, zwei goldene
und drei silberne Medaillen. 9. Vom
Dresdener Gartenbau-Verein ein Wert-
gegenstand im Werte von 120 Mark.
10. Vom Mitgliede der Gesellschaft,
Herrn Freundlich, ein Wertgegen-
im Preise von 150 Rubel (für eine
Kollektion Theophrasten). 11. Desgl.
von Herrn Schmölling drei goldene
und drei silberne Medaillen. 12. F)esgl.
von Herrn Seetingson eine goldene
Medaille. 13. Von Herrn Plautin 100
Rubel. 14. Von Herrn Röderscheidt
zwei silberne Medaillen. 15. Von Frau
Andrejeff zwei silberne und zwei
bronzene Medaillen.
Wie uns Herr Professor Zacharias-
Hamburg mitteilt, wird Flerr Wm.
Minlos- Lübeck am 9. Mai einen
Dampfer von dort nach Petersburg
senden, der am 13. — 14 daselbst ein-
trifft. Fracht pro 50 kg 1.50M. -j- !5%
sog. »Caylaken« für den Kapitän.
Antwerpen. Internationale Aus-
stellung vom 9. — 13. April 1899 zur
Feier des 3ocjährigen Geburtstages von
Anton van Dyck.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899
grosse internationale Ausstellung der
Ligue horticole L'Union zu Mont
St. Amand bei Gent. Das Programm
ist ausserordentlich umfangreich, gegen
1000 Aufgaben.
Dresden. Jubiläums -Ausstellung
des Landesobstvereins für das König-
reich Sachsen vom 14. — 19. Oktober.
Das Programmm ist zu beziehen:
Gerokstrasse 45.
London. Internationale Konferenz
über Bastard- und Kreuzungs-
pflanzen, veranstaltet von der Royal
Horticultural Society am 11. und
12. Juli 1899. Anmeldung von Artikeln
und Pflanzen an W. Wilks, Secretary,
117 Victoria Street, Westminster SYV.
Litteratur.
Die Schädlinge des Gemüse-
baues und deren Bekämpfung. Ein
Volksbuch für Gartenfreunde, Gärtner,
Samenzüchter. Würzkräuter- und Apo-
thekerptlanzen Anbauende. Von Heinrich
Freiherr von Schilling. Mit viel-
farbigen Tafeln nach Aquarellen des
Verfassers. Frankfurt a. Oder, Verlag
von Trowitzsch & Sohn, 1898. —
Preis geb. 2 M., 10 Exemplare 17.50 M.,
30 Exemplare 45 M.
Seinem bekannten und weitver-
breiteten Werke: Die Schädlinge des
Obst- und Weinbaues, hat Freiherr
von Schilling jetzt als sehr will-
kommene Ergänzung das oben genannte
folgen lassen. Durch 77 farbige Ab-
bildungen hat sich Verfasser bemüht,
die Schmarotzer auf den ersten Blick
kenntlich darzustellen, und der Verlags-
buchhandlung ist es gelungen, durch
sorgfältige Wiedergabe dieser Absicht
des Verfassers gerecht zu werden. In
kurzen Worten giebt Letzterer Be-
schreibungen der Schmarotzer — fast
durchweg von Insekten — und ihres
Vorkommens und fügt jedesmal, was
dem Praktiker die Hauptsache ist, die
Mittel zur Bekämpfung hinzu. Es ist
jedem Gartenfreunde dringend zu
empfehlen, dieses Buch zu erwerben
und bei jeder Gelegenheit zu Rate zu
Eingesandte Preisverzeichnisse. — Personal-Nachrichten.
l I l
ziehen; er wird bei Befolgung der
darin gegebenen Vorschriften sich vor
manchem Schaden bewahren.
Dr. Joh. Thiele.
Verhandlungen der Li. Haupt-
versammlung des Vereins deuts
Gartenkünstler vom 31. Juli bis2. August
zu Köln a. Rh. Mit einem Vortrage des
Stadtobergärtners Jung: Die öffent-
lichen Anlagen der Stadt Köln. Sehr
oswert!
Kitu-r v. Weinzierl. Zur I 1
des ameri kan ischen Rotklees. Publ.
d. K. K. Samenkontrollstation zu Wien.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
C. van der Smissen, Steglitz-Berlin.
No. 60 Preisliste über Gartengeräte;
No. öi Samenpreisliste; No. 64 Geor-
ginenpreisliste; No. 65 Frühjahrs-
preisliste.— Rivoire pere et fils in
Lyon. Gemüse, Blumen, Baumschul-
artikel etc. (m. Abb.). — Ernst Bena ry
in Erfurt. Hauptverzeichnis über
dasselbe (m. Abb.). -- Jacob Zopes
in Fischenich bei Köln. Desgl.
Dammann & Co. in San Giovanni a
Teduccio bei Neapel. Desgl. - Metz
& Co. in Steglitz bei Berlin. Haupt-
verzeichnis über dasselbe und über
Baumschulartikel. — Dieselben: Säm e-
reien etc. für die grossen Kulturen der
Land- und Forstwirtschaft. — Otto
Meyer in Tecklenburg bei Lengerich
i. W.Gemüse, Blumen, Obstbäume etc.
A. Metz & Co., Berlin, Bülowstr.
Hauptverzeichnis. — Victor Lagar-
rique in Murviel bei Beziers
ikreich). Canna, Chrysanthemum
und Dahlien. — Vallerand freres in
Asnieres (Seine) und Tave] -< ».).
Begonien, Cyclamen, Gloxinien. Canna
etc. — Walter Siehe in Mersina
(Turquie d'Asie, Briefe via Marseille!).
I'i eislistefürWiederverkäufer.Aroideen,
Galanthus Cilicicus, Sternbergia ma-
crantha, diverse Neuheiten, Gehölz-
sämereien, Tafeltrauben. — Billiard
et Barre in Fontenay-aux-Roses (Seine).
Canna, Dahlien etc.
Personal-Nachrichten.
Gelegentlich des 40jährigen Bestehens
der königl. bayerischen Gartenbau-
Gesellschaft ist Herr Geh. Reg.-Rat
Prof. Dr. Engler, Direktor des königl,
botanischen Gartens, Berlin, zum Ehren-
mitglied ernannt, städtischer Garten-
inspektor Axel Fintelmann - Berlin
und städtischer Garten dir ektor Ko-
wallek-Köln zu korrespondierenden
Mitgliedern.
Der Veteran der Berliner Gärtner.
Herr Demmler-Friedrichsfelde, feiert
am 23. Februar seinen 90. Gebui:
Charles Joly, Ehren-Vizepräsidenl
der Soc. nat. d'hort. d. France Paris,
korrespondierende^ Mitglied des Ver-
eins zur Beförderung des Gartenbaues,
ist zum Ritter der Ehrenlegion ernannt,
eine Ehre, die diesem verdienten Manne
von seinen Freunden schon seit langen
Jahren gewünscht wurde. Darum ist
jetzt die Freude um so grösser; es
wird ein Festessen veranstaltet und
Herrn Joly ein Fhrengeschenk über-
reicht.
Der kgl. wirkliche Rat Max Kolb,
< »berinspektor am kgl. botanischen
Garten in München feiert am 19. März
sein 40jähriges Dienstjubiläum und
zugleich seine 40jährige Mitgliedschaft
derbayerischen Gartenbau-! resellschaft
Henry Leveque de Vilmorin,
Vizepräsident derSoc. d'hort. deFrance,
Ehrenmitglied des Vereins zur Be-
rung des Gartenbaues, ist zum
Offizier des Merite agricole ernannt.
Mit Recht sagt Gard. Chron., dass keine
□ dieser Arl die Achtung, die
Henry de Vilmorin bereits besitzt.
not h erhöhen ki">nnen.
I 12
Sprechsaal.
Sprechsaai.
Frage 1. »Wie kultiviert man
Fuchsia corymbiflora, damit selbe nicht
nur zu stattlichen Büschen heran-
wachsen, sondern auch einen reich-
lichen Blüthenflor entwickeln?« Ich
habe schon die verschiedensten Kultur-
methoden in Anwendung gebracht, aber
noch ganz wenig Blüten erzielt.
K. L. in O. Böhmen.
Antwort. Fuchsia corymbiflora ist
eine von jenen langblumigen Arten,
welche ihren Flor gleich F. boliviensis.
serratifolia u. a. erst am alten aus-
gereiften Holz entwickeln. Obgleich
sich nun diese holzigen, strauchartigen
Sorten durch den Charakter der
Pflanzen selbst sowie ihrer Blüten-
bildung in Trauben wegen mehr zur
Hochstammform eignen, so können
durch richtige Vorbereitung doch
buschige Pflanzen erzogen werden.
Immerhin ist es etwas gewaltsam, sie
wie die gewöhnlichen Marktfuchsien
ziehen zu wollen.
Man pflanze sie in 1/2 Rasenerde,
V2 Lauberde und groben Sand, gebe
mehr flache als tiefe Gefässe und
drainiere gut. Einjährige überwinterte
Pflanzen schneide man bei Beginn des
Triebes kurz zurück, um möglichst
viel Triebe von unten zu erhalten; die
sich zeigenden, schwachen Triebe ent-
ferne man gänzlich. Diese in nicht
zu warmen Kasten und nahe dem Licht
vorzunehmende Anzucht kann durch
Kubdung unterstützt werden. Noch
einmal nun verpflanzt, sind die
Pflanzen immer mehr abzuhärten, bis
sie gänzlich ins Freie gebracht werden
können. Kann es geschehen, so gebe
man ihnen einen möglichst sonnigen
Platz, etwa jenem entsprechend, welchen
man Azaleen, Rhododendron gern zur
guten Knospenbildung reserviert. Dort
werden sie eingefuttert und die Töpfe
mit kurzem Dung gedeckt. Ein Ver-
brennen der Blätter kann nur bei lässig
abgehärteten Pflanzen vorkommen, bei
in der Sonne gewachsenen Blättern
geschieht es nicht. Die langsame
Triebentwicklung in voller Sonne
sichert ein Blühen an jeder Spitze;
jedenfalls ist dasGegenteil, eineschnelle
Triebbildung, möge sie noch so kräftig
sein, ohne richtige Reife des Holzes,
die Ursache ihres unwilligen Blühens.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass
zu diesem Ausreifen auch die richtige
Ueberwinterung gehört. Ausser Vege-
tation sollen die Pflanzen kalt — in
einem nur eben frostfreien Raum — und
trocken gehalten werden. G. Kittel.
Frage 2: Entwickelt Arum palaesti-
num, syn. sanctum, syn. Richardia
sancta, während der Blütezeit einen
schlechten Geruch, wie beispielsweise
Arum Dracunculus oder andere Arum-
Arten?
Antwort: Nur in nächster Nähe ist
der Geruch etwas unangenehm; bei
weitem nicht so stark wie A. Dra-
cunculus. Der Blumen-Ausschuss.
Tagesordiiiui
für die
856. Versammlung des Vereins z. Beförderung d. Gartenbaues i. d. pr. Staaten
am Donnerstag, den 23- Februar 1899, 6 Uhr,
im grossen Hörsaal der Königl. landw. Hochschule, Invalidenstrasse 42.
1. Professor Dr. Carl Müller: Über das Ives'sche Verfahren der Reproduktion von
Photographien in natürlichen Farben und seine Bedeutung für den Gartenbau. (Mit Demon-
stration des Chromoskopes). 2. Ausgestellte Gegenstände. 3. Antrag der vereinigten Ausschüsse:
a) den Fonds der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung für Gärtner von 6S00 auf 10000 M.
zu erhöhen; b) der Kgl. Gärtner-Lehranstalt Potsdam zu ihrem 70 jährigen Jubiläum eine
Summe von 5ooo M. unter dem Namen „Stipendienfonds des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues" zu überweisen. 4. Vorlage des Programms der grossen Winterblumen-Aus-
stellung im Februar 1900 im Zoologischen Garten. 5. Verschiedenes. — Mit Rücksicht auf
die Vorführung farbiger Photographien wird um pünktliches Erscheinen gebeten.
Die Baumschulen der Herren Jurissen & Sohn
in Naarden (Holland).
,,_. Von L. Wittinack.
m 2. Üsterleiertage, den 11. April 1898, tuhr ich von Amsterdam mit
einem Zuge der Holländischen Eisenbahngesellschaft nach der südöstlich
gelegenen Station Naarden-Bussum, zwei Vororten von Amsterdam mit vielen
Villen, die z. T. von Amsterdamern bewohnt werden. Mich überraschten in den
Eisenbahnwagen die grossen schönen Photographien, welche die bemerkens-
wertesten Gegenden, die von der Holländischen Eisenbahngesellschaft berührt
werden, darstellen und die von den Photographen Brainick & I.eusink in Arn-
heim angefertigt sind. Da sah man z. B. Alkmar, den Stadtwall zu Amersfoort,
den Markt zu Xymwegen (Xijmegen), den Park zu Ilet Loo etc. etc. Mag das
vielleicht auch Reklame der Photographen sein, jedenfalls lässt man sich eine
derartige belehrende, künstlerisch ausgeführte Reklame gern gefallen.
Nachdem man in unmittelbarer Nähe von Amsterdam viel Gartenland
und viele kleine Kanäle passiert, durchschneidet die Bahn den grossen Polder
>Watergraafsmeer« mit ausgedehnten grünen Wiesentlächen, berührt das
Städtchen Weesp an der Vecht, wo sich die grossen Gebäude der Kakaofabrik
des Herrn van Houten befinden, der für seine Angestellten eine grosse schöne
Parkanlage schaffen wird, fährt weiter durch das eingedeichte ehemalige
»Xaardener Meer« und ist in 33 Minuten schon in Naarden-Bussum.
Mein Ziel war die berühmte Baumschule der Herren Jurissen & Sohn
in Naarden*), die nicht fern von der Station gelegen, und unter der freundlichen
Führung des Vaters und seiner Söhne konnte ich eingehender dieselbe be-
sichtigen, wenngleich die Jahreszeit noch zu wenig vorgeschritten war, um die
Laubgehölze im Blätterschmuck zu schauen. Um so mehr fesselten daher die
Koniferen und andere immergrüne Gehölze die Aufmerksamkeit.
Die Baumschule besteht aus drei z.T. etwas weit von einander liegenden
Teilen und umfasst im Ganzen ca. 50 ha.
Der Boden ist in der Oberkrume ein humoser. z. T. anmooriger Boden,
im Untergrund ist bis zu 40 cm Tiefe guter humoser Sand. In der ganzen
Umgegend von Xaarden lag ursprünglich eine 3 — 4 m hohe Sandschicht über
dem fruchtbaren Humusboden. Seit 80 — i<><> Jahren hat man angefangen,
den Sand abzutragen, diesen auf Kanälen nach Amsterdam etc. zu schaffen, wo
er zu den Hafenbauten u. s. w. verwendet wird, und li.it nach der Abtragung
ein Land erhalten, so wertvoll, dass es statt früher 300 ^oo fl. jetzt 3000 bis
3000 fl. pro ha kostet.
• Die direkte Linie Berlin Rheine— Almelo Hilverssum— Amsterdam berührt auch
Naarden. Der Zug 10 Ihr abends Berlin, Friedrichstrassc. ist am nächsten Vormittag 9 Uhr
schon in Naarden.
"4
Die Baumschulen der Herren Jurissen & Sohn.
Die vielen Kanäle erleichtern auch den Betrieb der Baumschule ungemein.
alles kann per Kahn herbeigeschafft und ebenso damit abgeführt werden. Der
Boden ist ausserdem leicht zu bearbeiten und leicht rein zu halten. Die niedrige
Lage und vor allem die Xähe der Zujdersee bewirkt eine grosse Feuchtigkeit,
namentlich der Luft, und so ist denn das Wachstum der Pflanzen ein höchst
erfreuliches, wie auch der Graswuchs auf den vielen Wiesen in der Umgegend
ein sehr üppiger ist. Das Grundwasser steht in 1 — 1V2 m Tiefe. Beim Rigolen
kommt der Dünger deswegen auf den zweiten Spatenstich, nicht in den kalten
Untergrund.
In dem ersten Teil der Baumschule, der am nächsten der Bahn belegen,
werden besonders die Sortimente gehalten. Hier sah man u. a. eine Picea
Omorica. die Herr Jurissen aus Potsdam erhalten, Thuja Lobbiana, Picea
excelsa pendula*), eine hübsche hängende Fichte aus Frankreich, Berberis
stenophylla Mast. (B. Darwini X empetrifolia), schmalblättrige Berberitze, die
viel von Landschaftsgärtnern gekauft wird, Chamaecyparis pisifera aurea,
viel hübscher als plumosa aurea, wundervoll gelb, Thuja occidentalis Hoveyi
Hort., eine hübsche hellgrüne aufrechte Form, die aber unter Schneedruck
etwas leidet, Hex aquifolium aurea, sehr schön, oben gelb, unten weiss, I. a.
bromeliaefolium maculatum, Pinus ayanensis Fisch, (früher Alcockiana Yeitch.),
unterseits blauweiss. sehr schön, und viele Blutbuchen, die namentlich stark
nach Deutschland gehen. Linden sind in vielen schönen Exemplaren vor-
handen und werden u. a. waggonweise nach Deutschland und Dänemark ge-
schickt. Von Ulmen wird für Alleen viel die von Rinz in Deutschland ge-
züchtete Ulmus campestris monumentalis begehrt, weil diese nicht so in
die Breite wächst. Umgekehrt wird Ulmus c. horizontalis sehr breit und finden
sich zwei Reihen schöner Exemplare nach Herrn Jurissen auf dem Fischmarkt
in Lüttich, die in 6 m Höhe gepfropft sind und mit ihren breiten, horizontalen
Kronen den ganzen Platz beschatten.
Hübsch baut sich Ulmus campestris suberosa pendula, eine hängende Form
der Korkulme. Die Vermehrung der gewöhnlichen holländischen Ulmen
erfolgt durch Ableger, die dann eventuell einjährig veredelt werden.
Sehr gesucht sind jetzt Platanen, die kaum zu haben sind. Sie werden
durch Stecklinge vermehrt. Auffallend ist auch die Nachfrage nach Pirus
salicifolia pendula, dem Lieblingsbaum des verstorbenen Hermann Jäger; jähr-
lich werden ca. 500 Stück verkauft. Vom Kirschlorbeer besitzt Herr Jurissen
eine kaukasische Varietät, die viel dunkler und breiter ist (Wohl ähnlich wie
Herrn Späths schipkaensis). Von Herrn Frahm-Elmshorn hat er die neue
schwarze Blutbuche bezogen, welche die Jurissen sehe grossblätterige aber
nicht übertreffen soll.
Von Birnbäumen wird eine holländische Lokalsorte, die Dirkjes Birne,
sehr viel herangezogen; sie reift im August und September, ist eine gute Koch-
birne und bildet sehr gesunde, schöne Bäume, die in der Baumschule im Alter von
5 — 7 Jahren schon 12 — 16 cm Umfang erreichen und viel von der ländlichen
Bevölkerung gekauft werden. Auch mehrere Hunderte Birnen in feinen Sorten,
ebenfalls von 12 — 16 cm Stammumfang stehen als Prachtbäume abgebbar da.
*) Ob identisch mit der von L. Späth angebotenen Picea excelsa pendula major.'
L. W.
Die Baumschulen der Herren Jurissen & Sohn. ! , r
Zur Zwischenveredelung benutzt man besonders die St. Nicolasbirne, auch
die normannische Ciderbirne, doch ist letztere nicht so <rut. Zwischen-
veredelungen wendet man an bei Jägerbirnc. bunte Juliusbirne, Winterdechants-
birne etc.
Ann Kirschen ist die Köstliche von Erfurt in tragbaren starken
Pyramiden viel vorhanden. Diese Sorte ist spätreifend und von J. C. Schmid t-
Erfurt sehr empfohlen.
Für Friedhöfe sind hängende Prunus Mahaleb pendula, Salix vitellina
pendula u. a. sehr zu empfehlen.
Vor dem Verlassen des ersten Teils der Baumschule besichtigen wir
noch einen höchst zweckmässigen Schuppen, der, trotzdem er 20 m lang und
5 m breit ist. nicht mehr als ca. 800 M. kostet. Das Gerippe besteht aus
starken Pfosten, die Wände sind aus einem Rohrgeflecht, das mit Gips be-
worfen ist, das Dach ist aus Rohr. An den Seiten sind einige Fenster, so dass
es im Innern sehr hell ist. Die Rohrwand und das Rohrdach bewirken, dass
der Raum im Winter nicht zu kalt, im Sommer nicht zu warm wird.
Der zweite Teil der Baumschule enthält Obst- und Zierbäume. Ein Teil
der Birnbäume war nicht okuliert, sondern auf den Wurzelhals gepfropft; man
thut das dann, wenn die Unterlage schon sehr stark ist. Die Kirschen waren
schon vor vier Wochen gepfropft, also schon in der 1. Hälfte des März. So
früh könnte man das bei uns nicht machen. Der Wuchs der Kirschbäume ist
ausserordentlich; Bäume, die vor zwei Jahren einjährige Veredelungen waren,
sind jetzt 3'/3 m hoch. Der Boden ist auch so fruchtbar, dass man bei Wiesen-
acker, (wenn umgebrochene Wiesen benutzt werden), die ersten 4— 6 Jahre gar
keinen Dünger braucht. Ebenso üppig wachsen die Ulmen. Wenn diese an
der Basis abgeschnitten werden, machen sie Triebe bis 4 m; dies gilt von der
sogenannten holländischen, grossblätterigen Ulme. Ähnlicher Wuchs herrscht
bei den Pappeln, von denen namentlich die canadische viel gepflanzt wird.
Pappelholz ist in Holland sehr gesucht, es dient zu Kisten, zur Bekleidung der
Wände in den Häusern und besonders zu Ilolzsc huhen. Besonders viele
Pappeln finden sich in den Provinzen Nord-Brabant und Zeeland, in 20 Jahren
erreicht eine Pappel einen Wert von ca. 25 Gulden.
Der dritte Teil der Baumschule beherbergt besonders die Koniferen.
Wir sehen schöne Nordmannstannen und viele junge Pseudotsuga
Douglasii, die für die Forsten verlangt werden. Sehr schön ist eine bunt-
blätterige Form von Chamaecyparis Lawsoniana, welche nach Dr. Wester-
mann als var. Westermanni bezeichnet wird; selbst die Triebe sind panachiert.
Dass Araucaria imbricata meist, wenn auch nicht immer, im Freien aushält,
darf in Holland vielleicht nicht Wunder nehmen. Picea excelsa aurea wird
im Sommer grün, ist aber im Winter schön goldgelb und verdient daher in
der Xähe der Wohnungen einen Platz.
Von Laubgehölzen seien noch hervorgehoben: der hängende Maulbeer-
baum, Morus alba pendula, neu; Prunus Pissardi als Pyramiden gezogen, Blut-
buchen desgleichen, Tilia euchlora, von der einige sehr starke kürzlich nach
Wiesbaden geliefert, und Prunus cerasus globosa Späth, eine herrliche
Ku.uelform, die man in kleinen Städten Sachsens sogar als Alleebäume benutzt,
Prunus pumila pendula etc. Von hochstämmigen Kirschen sahen wir sehr
schöne einjährige Veredelungen mit vier Asten.
1 i (3 Obstbau und Obsthandel in England.
Noch vieles wäre zu sehen gewesen, doch die Zeit drängte und wir
eilten nach Hause. Der Weg führte über eine höchst originelle Drehbrücke,
wie sie vielfach bei kleineren Kanälen benutzt werden. Ein Brett ist auf einer
Seite mit zwei Sandkästen beschwert und stellt sich dadurch wie eine Wippe
hoch, so dass die Schiffe vorbeigehen können; will eine Fussgänger das Brett
als Brücke benutzen, so wird es heruntergezogen und herumgedreht.
Obstbau und Obsthandel in England.
Vom Landwirtschaftlichen Sachverständigen bei der Kaiserlichen Botschaft in London.
rz^c^ (Veröffentlicht in den Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.;
4LS))as britische Ackerbau-Ministerium giebt in seinen jährlichen »Agricultural
\^£~> Returns« u. a. auch eine Statistik über die Ausdehnung sowie Abnahme
oder Vermehrung der Obstgärten von Grossbritannien. Die Statistik ist, wie
das Ministerium selbst dazu bemerkt, nicht ganz sicher. Sie teilt die zum Obstbau
benutzten Ländereien seit dem Jahre 1888 ein in »orchards«, d. h. mit Obst-
bäumen bepflanzte Gärten, und in »acreage under small fruit", d. h. Flächen,
welche der Zucht von Erdbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren und anderen
kleinen Früchten dienen. Weil aber häufig Ländereien mit beiden Obst-
Gattungen zusammen bepflanzt sind, so erscheinen sie, soweit das der Fall ist.
in beiden Abteilungen. Ausserdem waren bei früheren Schätzungen Irrtümer
in der Bezeichnung und Unterbringung der verschiedenen Fruchtsorten unter
die beiden erwähnten Arten vorgekommen. Dieser Umstand hatte bedeutende
Berichtigungen in den letzten »Returns« für 1897 gegenüber denen der früheren
Jahre nötig gemacht und mit dazu beigetragen, die angegebene Fläche für
kleinere Früchte im Jahre 1897 um mehr als 6000 Acker*) zu verringern. Die
Abnahme ist aber, wie ausdrücklich dazu bemerkt wird, nicht allein auf
Rechnung dieser Berichtigungen zu schreiben. Es hat vielmehr an einzelnen
Orten auch eine wirkliche Abnahme im Anbau der kleineren Fruchtsorten
stattgefunden. Diese wirkliche Abnahme wird dem Wettbewerb der von den
Kanal-Inseln und anderswoher eingeführten Früchte zugeschrieben.
Diese Erörterungen schienen nötig, um den Wert der nachstehenden
Zahlen über die Ausdehnung des Obstbaues in Grossbritannien in das richtige
Licht zu stellen. Es sind zunächst die Baum-Obst-Gärten und dann die Gärten
für kleinere Früchte zu besprechen.
Die Obstgärten (orchards) von Grossbritannien zeigen seit den letzten
20 — 25 Jahren eine fast ununterbrochene, wenn auch zuletzt eine langsame Zu-
nahme. Ihre Gesamtfläche betrug im Jahre 1875 155 000 Acker, im Jahre 1S97
aber 224116 Acker. Die Zunahme der letzten Jahre ergiebt sich ausfolgenden
Ziffern, welche die Gesamtfläche der Obstgärten in den Jahren 1891 — 1897
zeigen:
1891
209 996 Acker,
1892
208 950 »
1893
2 1 1 664 »
1894
214 187
1895
218 428 Acker,
1896
221 254 »
1807
224 1 16 »
1 acre (Acker) = 40,45 Ar.
Obstbau und Obsthandel in England.
"7
Dir Fläche verteilt sich au! England, Wales und Schottland in den
genannten Jahren in folgendem Verhältnisse:
1S91 1892 1S93 1894
1896
1897
England. .
204530
203 .--J"
200314
-'•■X 82 1
2 l _' 963
2 15 642
3l8 3Ö1
Wales . . .
3 539
3509
3 429
3 509
3 677
3 7"7
Sch» ittland . .
1 927
1 921
1 921
1 857
1 901
1935
2 I4S
England hat hiernach bei weitem den grössten Anteil an der Obstgarten-
fläche Grossbritanniens. Es zeigt sich gleichzeitig auch die stärkste Zunahme
desselben. Dies erklärt sich aus Boden und Klima. Der weitaus grösste Teil
der Obstgärten liegt im Süden und Südwesten von England, d. h. denjenigen
Grafschaften, deren Klima dem Obstbau am günstigsten ist. Dies ergiebt sich
aus der nachstehenden Übersicht, welche 12 Grafschaften Englands mit den
grössten Obstgartenflächen aufzählt:
1 896.
26944
36 347
-,4MS"
24 093
20 165
13 724
5 096
4830
4 593
4 530
3 9V
3 535
Diese 12 Grafschaften enthalten zusammen 10.8637 Acker oder dreiviertel
der Gesamt-Obstgartenfläche von England. Mit Ausnahme von Kent, dem s. g.
Garten von England im Südosten und von Middlesex bei London, liegen sie
sämtlich dicht beieinander im westlichen England. Von ihnen weisen nur zwei.
Cornwall und Dorset, im letzten J2hre keine Zunahme auf.
Es darf nicht angenommen werden, dass alle als »Obstgärten« bezeichneten
Flächen diesen Namen verdienen und wirkliche Obstgärten sind. Es wird
selbst in der amtlichen Statistik dazu alles »pflügbare oder unter Gras Liegende
Land« gerechnet, welches Obstbäume irgend welcher Art trägt, daneben aber
oder sogar hauptsächlich für andere landwirtschaftliche Zwecke gebraucht wird.
In den meisten Fällen handelt es sich nur um Weideland, das mit Apfel- oder
Birnbäumen bepflanzt ist, welche mehr oder weniger sich selbst überlassen
bleiben und keine aufmerksame Fliege erhalten. Von den 318000 Acker Obst-
gärten« in England bestehen volle 170000 aus solchem Weide- und Grasland.
Auch diese Einschränkung lässt nicht die Verwahrlosung voll ersehen, in
welcher sich ein grosser Teil der Obstbäume auf diesen Grasländereien befindet.
Das englische Ackerbau-Ministerium hat eine eingehende Prüfung der gej
wältigen Lage des Obstbaues in England angestellt und in der letzten Nummer
seines »Journal« zum ersten Male unter dem Titel »english orchards eine amt-
Grafschaft:
1897.
Devon . . .
27 093
Hereford . . .
26 392
Sommerset . .
24 732
Kent ....
24 2 1 1
Worcester . . .
20 568
Gloucester . .
18 920
Cornwall . .
5074
Middlesex . .
4 895
Salop . . .
4699
Dorset . . .
4 392
Munmouth . .
4 0 1 2
Wilts ....
• 3 649
iSm7 verglich
en mit 1896.
Zunahme.
Abnahme.
149
—
45
—
343
—
1 l8
—
4" 3
—
L96
—
—
a
65
—
106
—
—
138
35
—
04
—
Il8 Obstbau und Obsthandel in England.
liehe Veröffentlichung darüber veranlasst. Leider ist bisher nur ein Teil der
Ergebnisse der bezüglichen Untersuchungen in dem genannten ».Journal« ver-
öffentlicht. Die bisherigen Mitteilungen über den Zustand der Obstgärten sind
aber schon von grossem Interesse.
Der Bericht des Ackerbau-Ministeriums beginnt mit der Feststellung, dass
ein grosser Teil der Gras-Obstgärten nicht die Hälfte der erzielbaren Früchte
trägt und dass ein grosser Teil des Obstes selbst von gewöhnlicher, sogar
dürftiger Beschaffenheit ist. Es wird dabei ausdrücklich hervorgehoben, dass
dieses Urteil für den grösseren Teil sämtlicher s. g. Gras-Obstgärten, sowohl
im Osten wie im Westen, gilt und dass die einzige Rettung in der Vernichtung
der alten Bäume und ihrer Ersetzung durch neue und gute Sorten bestehen würde.
Zunächst ist bei Anlage von Obstgärten in der Auswahl der richtigen
Obstbäume und Obstsorten viel versehen. Trotz vieler Bemühungen, hierin
einen Fortschritt herbeizuführen, hält der englische Farmer an der »guten
alten Methode« fest und bequemt sich nicht zur Annahme »unpraktischer
Erfindungen der Neuzeit«, wie er sie nennt. Selbst die erdrückende Einfuhr
von Obst aus den Vereinigten Staaten und Kanada hatten ihn nicht zu grösserer
Rührigkeit anspornen können.
Ferner ist aus »Unwissenheit und Nachlässigkeit«, wie der Bericht sagt,
viel beim Pflanzen der Bäume und noch mehr bei ihrer späteren Pflege gesündigt
worden. Junge Bäume werden beim Umpflanzen oft und zu lange ausserhalb
der Erde gelassen. Ihre Wurzeln werden nicht richtig behandelt. Die Löcher,
in welche sie gepflanzt werden sollen, sind zu klein, zu flach oder zu tief. Der
junge Baum hat daher von Haus aus kein gesundes Wachstum und ist den
Angriffen der Feinde, schädlicher Insekten und Schwämme, mehr als nötig aus-
gesetzt. Dann ist er nicht genügend gegen das um ihn herum weidende Vieh
und die Kaninchen geschützt, oder, selbst wenn er geschützt ist, mit Draht und
Stricken so fest an die schützenden Pfähle gebunden worden, dass seine Rinde
darunter leidet. In einem gewöhnlichen Garten ist selten ein Baum zu finden,
der nicht Zeichen dieser schlechten Behandlung an sich trägt. Die Einschnitte
der Drähte haben zu Schwellungen der Rinde Anlass gegeben, welche nach
dem Bericht des Ackerbau-Ministeriums zu Herden der Nectria ditissima und
Schhizoneura lanigera geworden sind. Eine regelmässige Düngung der Bäume
findet in den Durchschnitts-Gärten überhaupt nicht statt. Sie wird sogar noch
immer vielfach für ganz überflüssig gehalten. Das Gras wächst bis an den
Stamm der Bäume und entzieht ihren Wurzeln die Düngestoffe und die Feuchtig-
keit. Ebensowenig Aufmerksamkeit wird der regelmässigen Beschneidung der
Bäume gewidmet. Ein sogenannter englischer Obstgarten macht daher im
Durchschnitt einen mehr oder minder verwahrlosten Eindruck. Der Bericht
des Ministeriums bedauert daher mit Recht den »beklagenswerten Zustand einer
grossen Zahl englischer Obstgärten.»
Über die Gärten mit »small fruit«, d. h. die mit kleineren Gartenfrüchten
bebauten Grundstücke, äussert sich der bisher veröffentlichte Teil des Berichts
noch nicht. Die Ausdehnung der den kleineren Früchten gewidmeten Flächen
ist nach der amtlichen Statistik in den Jahren 1S93— 1897 folgende gewesen:
1896 76 245 Acker,
1897 69794
1893
59 694 Acker,
1894
62 457 »
1 895
68 122
Obstbau und Obsthandd in England. i ig
Die teils scheinbare, teils wirkliche Abnahme dieser Flachen ist bereits
im Eingang besprochen worden. Im allgemeinen möge bemerkt werden, dass
den festländischen Reisenden die geringe Aufmerksamkeit und Pflege bei de]
Zucht dieser Gartenfrüchte, selbst für den privaten Gebrauch, befremdet.
Diese Vernachlässigung erscheint noch wunderbarer, wenn dabei der absatz-
fähige Markt in Betracht gezogen wird, den das reiche England fast überall,
selbst in scheinbar entlegenen Bezirken, bietet. Aber Obststräucher, Pflanzen
und Beete befinden sich meist in einer völlig urzuständlichen Verfassung, was
die Auswahl der Fruchtsorten, wie auch die Haltung und das Aussehen der
Pflanzungen betrifft. Die llimbeer-, Johannisbeer- und Stachelbeer-Sträuch<i
sind verwahrlost, unbeschnitten, der Boden um sie herum ist, wenn er überhaupt
bearbeitet ist, nicht aus Rücksicht auf die Sträucher bearbeitet worden, sondern für
andere Gartenzwecke. Die Erdbeerbeete sind ungehackt, hart und von Unkraut so
überwachsen, dass die Früchte nicht Luft noch Licht erhalten. Kurz, es drängt
sich dem Beschauer sofort der Eindruck auf, dass es dem Durchschnitts-Farmer
in England fern liegt, aus der Obstzucht einen Erwerbszweig zu machen.
Natürlich befinden sich nicht alle Fruchtgärten in dem geschilderten,
beklagenswerten Zustande. Die guten sind aber in der Minderheit, und nur
selten sieht man Gärten, die eine dauernde aufmerksame Pflege und die Absicht
verraten, mit dem Anbau und dem Verkauf von Obst Geschäfte zu machen.
Namentlich sind es die schwarzen Johannisbeeren, die für den englischen Markt
gebaut werden und leicht Absatz finden. Der Verbrauch dieser Beeren in
gekochtem Zustande ist hier sehr bedeutend. Die Beeren werden als Kompot,
in Kuchen u. s. w. in grossen Massen genossen. Man kann fast sagen, dass
man die guten, planmässig bebauten und betriebenen Obstgärten sofort an ihrer
regelmässigen Bepflanzung mit Johannisbeersträuchern erkennt. Sie sind meisl
reihenweise unter die höheren Fruchtbäume gepflanzt, machen das Gras über-
flüssig und gewähren die Möglichkeit einer besseren Bearbeitung des Bodens
auch zum Vorteil der höheren- Fruchtbäume.
Die Zucht von edlem, an Mauern und Spalieren gezogenem Obst, wie
Pfirsichen, Weintrauben u. s. w.. ist fast noch mehr vernachlässigt wie die der
gewöhnlichen Obstsorten. Von den Luxus-Obstgärten der reichen Landeigen-
tümer oder Gross-Kapitalisten, die ihre Landhäuser damit umgeben, soll hier
nicht die Rede sein. In ihnen werden die Früchte hauptsächlich für den eigenen
Bedarf gezogen und kommen nicht auf den Markt. Jene Vernachlässigung muss
auffallen. Der englische Markt -- der Markt Londons mit seinen o Millionen
Abnehmern und derjenige der andern grossen Städte Englands ist ungeheuer
aufnahmefähig! ' Die Preise, welche dort willig für Obst gezahlt werden, sind
ganz unverhältnismässig hoch. Ein essbarer Apfel ist auf dem Londoner Markt
nicht unter 1 — 2 Silbergroschen (1—2 d) zu haben, eine gute Hirne nicht unter
3—4 Silbergroschen. Und doch sind es fast ohne Ausnahme eingeführte Früchte,
die man dort kauft. Englisches Obst ist auf dem Markt überhaupt nicht oder
doch nur für Kochzwecke zu haben. Nichts ist schwerer, als auf dem Markt
in London einen essbaren englischen Apfel oder eine gute englische Birne zu
finden. Fs ist sogar schwer, sie in dem vFruchtgarten vor. England . im
Herzen von Kent, zu kaufen.
Der Durchschnitts-Farmer hat wenig Sinn und Verständnis für gutes Obsl
und kann sich noch weniger in den Geschmack des Städters, der jeden Preis
1 20 ' Obstbau und Obsthandel in England.
dafür zu zahlen bereit sein würde, hineindenken. Er kennt weder die outen
Obstsorten, noch kümmert er sich um den Zustand, in welchem das Obst zu
Markte kommt. Es wird in der sorglosesten Weise von den Bäumen genommen,
geschüttelt, abgeschlagen. Es wird unsortiert und schlecht verpackt auf den
Markt geschickt, um dort zu irgend einem Preise verkauft zu werden. Es ist
daher sehr natürlich, wenn sich das englische Obst neben dem sorgfältig aus-
gesuchten und verpackten Obst aus Frankreich, den Vereinigten Staaten oder
den Kolonien nicht behaupten kann. Es ist daher im allgemeinen nur für Koch-
zwecke oder für billigen Verkauf an die ärmere Stadtbevölkerung verwendbar.
Der Farmer hat aber auch hier eine Entschuldigung. Selbst wenn er
den Obstbau mehr pflegen wollte, so würde es für ihn ein gefährliches Unter-
nehmen sein, die ersten grossen Ausgaben dafür zu machen. Sein Pacht-
vertrag giebt ihm nicht die Sicherheit, dass er diese Auslagen verzinsen oder
wieder erhalten kann. Der grösste Teil der Pachtverträge in England läuft nur
von Jahr zu Jahr. Der Grundeigentümer kann die Farm stets mit einjähriger
Kündigung zurückfordern. Die Wiedererstattung der Auslagen für Ver-
besserungen bei der Rückgabe der Farm findet nur nach einem sehr bescheidenen
Massstabe statt. Der Farmer wagt es daher nicht, grössere und kostbare Anlagen
zu machen, zumal in einer Zeit, in der sein Kapital infolge des langjährigen
Darniederliegens der Landwirtschaft sehr vermindert ist.
Ein ferneres Hindernis für die Ausdehnung des Obstbaues in England ist
der unentwickelte Zustand derjenigen Industrien, welche die Präservierung
des Obstes in dieser oder jener Form zum Gegenstand haben. Allerdings ist
hier in gewissem Sinn die Wirkung auch die Ursache. Der mangelhafte
Zustand des Obstbaues hat es zu einer lohnenden Industrie für Verarbeitung
von Obst nicht kommen lassen. Die früher blühende »Cider«-Industrie ist
beispielsweise zurückgegangen, weil die englische Obstzucht ihr nicht mehr
die richtigen Sorten von Äpfeln und Birnen liefern konnte. Thatsache ist aber
doch, dass das Fehlen der Gelegenheit, den Überschuss von Obst in guten
Obstjahren durch Trocknen. Einkochen u. a. zu verwerten, dazu beigetragen
hat. die Farmer von der Ausdehnung der Obstzucht abzuhalten. Die Obst-
preise sind in solchen Jahren in Ermangelung anderweiter Verwertbarkeit so
gedrückt worden, dass es sich nicht bezahlt machte, das Obst von den Bäumen
zu nehmen. Die Royal Agricultural-, sowie die Royal Horticultural-Society
haben sich zwar sehr bemüht, in dieser Beziehung Hilfe zu schaffen und
Anregung sowohl zum Trocknen der Früchte nach neuem Verfahren als auch
zum Einmachen derselben zu geben. Indes ist trotz der in dieser Beziehung
gemachten Fortschritte das bekannte Wort Gladstones, dass der englische
Farmer in seiner Not zur Herstellung von »jams«, zum Einmachen von Früchten,
übergehen müsse, bisher in ausgedehntem Umfange noch nicht befolgt worden,
obgleich die billigen Zuckerpreise England in den Stand setzen sollten, diese
Industrie mit Erfolg zu betreiben. Dieser letztere Umstand ist sogar wieder-
holt als der englischen Industrie zu gute kommend hervorgehoben worden.
In dem Journal des »Board of Agriculture« vom Dezember 1894 wird beispiels-
weise zur Hebung der Obstzucht in England die Gründung von Jams-Fabriken
in den hauptsächlichsten Obstbezirken Englands vorgeschlagen und dabei
bemerkt, dass die Entwicklung der wichtigen Industrie der Fruchtpräservierung
in Form von eins,emachten oder getrockneten Früchten der Ausdehnung des
Obstbau und Obsthandel in England. I 2 i
Obstbaues Vorschub Leisten müsse, »wenn der Zucker weiter so billig bliebe
wie jetzt«. Es wird dann hinzugefügt, »dass die Billigkeil des Zuckers in
England den Wettbewerb aller andern Länder in der Einmachung von Früchten
beeinträchtigen, wenn nicht ganz verhindern und die britischen Hersteller in
den Stand setzen müsse, ihre Ausfuhr darin bedeutend auszudehnen. Ein Jahr
später heisst es in demselben Journal vom Dezember 1895, dass die britischen
Obstzüchter infolge der Billigkeit des Zuckers einen grossen Vorteil in der
Einmachung von Früchten vor allen anderen Wettbewerbsländern hätten und
diesen Vorteil wahrnehmen sollten.
Dass der Handel mit den in dieser Weise verarbeiteten Früchten trotz
der Billigkeit des Zuckers sich noch nicht sehr entwickelt hat, beweisen die
englischen Ausfuhrlisten. In ihnen wird dieser Ausfuhrzweig noch gar nicht
besonders aufgeführt, sondern einbegriffen in die Gruppe pickles, preserved
fruits, confectionary etc., und diese zeigt eine zwar regelmässige, aber doch nicht
sehr schnelle Zunahme von 1 102 000 £ im Jahre 1893 auf 1319000 £ imjahre 1897.
Über das Trocknen von Obst äussert sich das Journal des »Board of
Agriculture« vom Dezember 1895 ebenso kurz wie bestimmt, dass in dieser
Beziehung bisher in Grossbritannien noch nichts gethan worden sei. Dieses
Urteil gilt auch noch heute. Zwar hat sich auch in dieser Beziehung die
Royal Agricultural-Society bemüht, die englischen Farmer zu erziehen. Auf
der landwirtschaftlichen Ausstellung der genannten Gesellschaft im
Jahre 1896 in Leicester hielt Flerr Dr. Voelker, ein Beamter der Gesellschaft.
Vorlesungen über die in Deutschland angewandten Trocknungsverfahren bei
gleichzeitiger Erklärung der dazu benutzten Trockengeräte. Irgendwelche
bemerkbare Fortschritte hat aber die Obsttrocknung noch nicht gemacht.
Endlich werden auch die Eisenbahngebühren für Obst in England dafür
verantwortlich gemacht, dass der Obstbau keinen grösseren Umfang angenommen.
Es wäre indes die Aufgabe der Farmer gewesen, durch erhöhten Obstbau und
die Fähigkeit, den englischen Markt zu versorgen, eine Tarifherabsetzun^
herbeizuführen. Unter diesen Umständen ist es dem fremden Obst leicht
gelungen, sich auf dem englischen Markte einzubürgern; beteiligt daran sind
vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada, Australien, Tasmanien.
Sie haben die Grosshandelspreise auf diesen Plätzen für bestimmte Obstsorten
derartig gedrückt, dass ein Wettbewerb der entsprechenden englischen Obst-
sorten auf ihnen kaum noch möglich erscheint. Die englische Ware sieht
sich, wie auch bei Butter und Fleisch, auf die kleinen Märkte, zu denen die
Einfuhrware noch nicht gedrungen ist, beschränkt. So werden aus den
besseren Obstgärten von Kent, die vor den Thoren Londons liegen, gute Apfel
und Birnen statt nach London nach Schottland und anderwärtshin geschickt.
Eine allgemeine Herabsetzung der Eisenbahnfrachten für diese Obstsorten würde
unter solchen Verhältnissen dem fremden Obst noch mehr zu statten kommen als
dem heimischen und es ihm ermöglichen, auch von denjenigen Märkten Besitz zu
ergreifen, welche bisher noch einen Sonderbesitz des englischen Obstes bildeten.
Aus dieser Bemcrkun- darf nichl entnommen werden, dass das fremde
Obst auf dem Londoner Markt zahlenmässig billiger als das englische Obst ist.
Das Gegenteil ist der Fall. Im Jahre 1896 hatten beispielsweise eingeführte
Äpfel mit einem Durchschnittspreise von über 5 sh für den bushel fast den
doppelten Preis als englische Äpfel mit etwa .»' _. bis 3 sh. Sie waren aber ver-
122
Obstbau und Obsthandel in England.
hältnismässig billiger als die englischen Äpfel; denn bei ihnen handelte es sich
stets um sortierte und wohlverpackte gute Waare. während das englische Obst
unsortiert, unausgesucht und unverpackt auf den Markt kam und daher mit
jedem Preise zufrieden sein musste.
Was nun die Höhe der Einfuhr fremden Obstes nach England betrifft, so
geben die Einfuhrlisten leider keine genaue Auskunft über die verschiedenen
eingeführten Obstsorten. Sie unterscheiden unter rohem Obst nur Äpfel, Birnen,
Kirschen, Pflaumen, Weintrauben, Zitronen, Orangen und Xüsse. Alle übrigen
Fruchtsorten, wie z. B. Erdbeeren. Himbeeren und dgl., erscheinen zusammen
unter dem allgemeinen Titel »unenumerated«. Die einzelnen Sorten sind nicht
aufgeführt. Neben dem rohen Obst wird ferner noch unterschieden: 1. ein-
geführtes »getrocknetes« Obst, 2. ohne Zucker preserviertes, aber nicht ge-
trocknetes Obst, und 3. mit Zucker behandeltes Obst. Soweit die Arten von
rohem Obst einzeln aufgelührt und ihre Ursprungsländer angegeben sind, lässt
sich eine Verschiedenheit in Zufuhren erkennen, je nachdem sie aus den Ver-
einigten Staaten und Kolonien kommen, oder aus den Ländern des europäischen
Festlandes. Es wiederholen sich auch hier aus denselben mehr oder weniger
ausgesprochenen Gründen dieselben Erscheinungen, auf welche bereits bei der
Besprechung der Einfuhren anderer landwirtschaftlicher Erzeugnisse aufmerksam
gemacht wurde. Die Einfuhren von Äpfeln beispielsweise, welche aus denKolonien
kommen, zeigen einesehr starkeZunahme, während diejenigen ausden europäischen
Nachbarländern abnehmen. Die Einfuhr von Birnen weisen eine ähnliche Entwick-
lung auf. Birnen sind jedoch ein feineres, empfindlicheres Obst. Ihre Einfuhr hat
sich daher noch nicht so bedeutend entwickelt wie diejenige der härteren
Äpfel. Es treten bei ihr die angeführten charakteristischen Erscheinungen nicht
in dem Grade hervor wie bei der Einfuhr von Äpfeln. Die Einfuhren anderer
Fruchtsorten aber, bei denen die Vereinigten Staaten und Kolonien die
europäischen Länder nicht unterbieten, zeigen eine andere Bewegung. Hier
findet auch aus europäischen Ländern eine Zunahme der Einfuhren statt. Bei
einzelnen Fruchtsorten, namentlich bei Äpfeln und Zitronen, vor allem aber
bei Orangen, hat Spanien sich den Kolonien angeschlossen oder ihre Rolle
übernommen und seine Einfuhren nach England auf Kosten der anderen Länder
ausgedehnt. Ähnlich sucht in neuerer Zeit auch Portugal durch Entwicklung
seiner Obstausfuhren sich ein neues Absatzgebiet zu schaffen.
Die Einfuhrzahlen von Äpfeln für die letzten 5 Jahre geben folgendes Bild:
Aus
1803 1894
bushelä36lj bushel
i«95
bushel
1896
bushel
1897
bushel
Deutschland . .
00 000
50 000
27 000
1 4 000
27 OOO
Holland ....
588 000
505 000
243 000
52 000
387 OOO
Belgien ....
1 000000
1 160 000
58 1 000
3 1 1 000
383 OOO
Frankreich . . .
504 000
5 1 0 000
185 000
2 1 7 000
173000
Verein. Staaten .
472 000
1 442 000
984 000
2 ö 1 4 OOO
1 S08 OOO
Kanada ....
4S3 000
1 082 000
1 007 000
2 624 OOO
1 021 OOO
Tasmanien . . .
121 000
135 000
1 2 2 000
152 OOO
135 OOO
Spanien ....
1 000
1 700
342
5 262
59 OOO
Portugal . . .
95 000
65 000
91 000
146 OOO
14O OOO
Obstbau und Obsthandel in England.
123
Die Gesamteinfuhr von Äpfeln in England aus allen Ländern betrug:
1893
bushel
1894
bushel
1895
bushel
1896
bushel
1897
bushel
3460000 | 4969000 3292000 | 6177000 4120000
Im Jahre 1896 betrugen die Zufuhren aus den Vereinigten Staaten und
(,'anada 5230000 bushel von der Gesamt-Einfuhr von 6177000 bushel, also
85 v. H. Das Jahr 1896 hatte eine besonders reiche Ernte in Amerika gezeitigt.
Unter dem Druck derselben litten die Zufuhren aus andern Ländern natürlich
noch unverhältnismässig mehr als sonst.
Die Einfuhr an Birnen in denselben Jahren betrug:
1893
1894
1895
1896
1897
aus
bushel
bushel
bushel
bushel
bushel
Deutschland . .
39 000
18 000
8 000
2 500
23 000
Holland ....
54 000
103 000
43000
4S 000
134 000
373 000
693 000
116 000
143 000
529 000
Frankreich . . .
430 000
445 000
189 000
239 000
269 000
Verein. Staaten .
3 7oo
32 000
41 000
38 000
87 000
Die Kolonien beteiligen sich vorläufig an der Birneneinfuhr aus den
oben angeführten Gründen noch nicht, oder doch nur mit ganz kleinen
Beträgen. Mit den neuerdings ins Leben gerufenen Kühlvorrichtungen bei
der Beförderung dürfte indes Kanada sehr bald diesen Handelszweig ent-
wickeln.
An Kirschen stieg die Einfuhr aus Deutschland von 31 000 bushel im
Jahre 1893 allmählich und ununterbrochen auf rund 57 000 bushel im Jahre 1897;
die Einfuhr von Frankreich von 174000 auf 193000. An Pflaumen wuchs die
Einfuhr in denselben Jahren aus Deutschland von 189000 bushel auf 287000;
aus Holland von 122000 auf 150000; aus Frankreich von 327000 auf 510000.
Nur die belgische Einfuhr fiel von etwa 139000 bushel auf 90000.
Dagegen führten die Vereinigten Staaten, welche im Jahre 1893 mit der Ein-
fuhr von nur 90 busheis angefangen hatten, im Jahre 1897 bereits etwa
5 400 bushel ein.
Von den anderen unaufgezählten Obstsorten führten die hauptsäch-
lichsten Länder folgende Beträge nach England ein:
1893
1894
1895
1896
1897
bushel
bushel
bushel
bushel
bushel
Deutschland . .
76 000
132 000
192 000
136 000
1 10 000
Frankreich . . .
106 000
159 000
8< > 000
90 000
133000
Holland ....
149 000
2711 000
1 s 1 000
131 000
148 000
Spanien ....
351 000
351 000
371 000
436 000
534000
Can. Inseln . . .
252 000
> 10 000
3 1 5 000
485 000
569 000
Die Vereinigten Staaten und die Kolonien beteiligen sich an dieser Ein-
fuhr nur in verschwindendem Lmfange.
124
Obstbau und Obsthandel in England.
Dagegen haben sich beide in den letzten Jahren auf die Einfuhr von
preserviertem Obst gelegt, und zwar von Obst, das ohne Zucker preserviert
wird. Die Statistik über diese Einfuhren ist sehr interessant:
Aus
1893 1894 1895
In tausend Pfund
1897
Frankreich . . .
3 357
3 36o
4 066
3653
4098
Spanien ....
2 212
2 164
2856
7211
7845
Italien ....
20 281
26 510
19992
21 844
23 064
Griechenland . .
459
391
764
1 063
2 174
Verein. Staaten .
1958
3042
3638
3763
5 951
Pacifisch. Gebieten
6 245
3 213
6 142
11 409
10 010
Im ganzen wurden aus fremden Ländern in den genannten Jahren nach
England an Früchten, ohne Zucker preserviert (in tausend Pfund), eingeführt:
1893: 35433> 1894: 39947, 1895: 39155, 1896: 49Q59, 1897: 554H- Aus den
Kolonien dagegen gingen in der gleichen Zeit ein: 1893: 2202, 1894: 2928
1895: 6702, 1896: 13028, 1897: 10403. Kanada beteiligte sich an dieser Einfuhr
in den betreffenden Jahren mit folgenden, eine rasche Zunahme zeigenden
Zahlen: 178000, 434000, 828000, 1319000 und 1561000. Das übrige kam fast
ganz und gar aus den Straits Settlements und bestand vermutlich ausschliesslich
aus tropischen Früchten. Diese letzteren interessieren Deutschland ebensowenig
wie die Zitronen und Orangen, von denen erstere zum bei weitem überwiegenden
Teil aus Italien, die letzteren aus Spanien kommen. Von 8777000 bushel
Orangen kommen beispielsweise im Jahre 1897 allein 7903000 bushel aus
Spanien.
Die Frage ist nun die, wie weit Deutschland Aussichten hat, seine Obst-
ausfuhr nach England zu entwickeln. Der Wettbewerb des englischen Obstes
steht derselben nicht im Wege. Das englische Obst, soweit es überhaupt auf
den Markt kommt, ist »billig und schlecht« Der englische Markt für Obst
dagegen ist ein ungeheurer, der bereit ist. für gute Ware die besten Preise
zu zahlen. Es kommt nur darauf an, dass wirklich gute Ware hierher geliefert
wird. Dies geschieht, was Äpfel und vermutlich bald auch Birnen betrifft, von
den Vereinigten Staaten, Canada und überhaupt den Kolonien. Da von dieser
Seite planmässig vorgegangen und die Anlage neuer Pflanzungen, sei es von
den Regierungen selbst oder von den grossen Land- und Eisenbahn-Gesell-
schaften dauernd beaufsichtigt wird, so wird es für einen neuen Mitbewerber
um den englischen Markt schwer werden hier Fuss zu fassen. Es würde dazu
gehören, dass sich diese oder jene deutschen Äpfel einen Xamen, eine Marke
schafften, wie es amerikanische, canadische und tasmanische Äpfel gethan
haben. Auf gut Glück hier herüber geschickte Äptelsorten würden das Schicksal
der englischen teilen und als Waren zweiter und dritter Klasse keine Preise
erzielen. Das schliesst nicht aus, dass ganz feine Tafel-Äpfel oder -Birnen
zu hohen Preisen einen guten Absatz finden würden. Frankreich und Belgien
machen hierin gute Geschäfte. Es würde sich darum handeln, mit den Londoner
Lieferanten Verbindungen anzuknüpfen. Wahrscheinlich würde die Birne dabei
noch mehr Erfolg haben als der bereits mehr umstrittene Apfel. Dagegen
würde das s. g. kleinere Obst, wenn in guter Auswahl und gutem Zustande
Stand der Obstbaumdüngungsversuche der D. L. G. 12 5
hergesandt, in England einen vorzüglichen Markt finden müssen. Abgesehen
von den sehr teuren Tafelfrüchten, Erdbeeren, Kirschen u. s. \v., welche zur
Schau in den Fenstern der angesehenen Fruchthandlungen oder auf grossen
Diners ausgestellt werden, sind auf dem Eondoner Markt auch diese kleinen
Früchte unbefriedigend. Der Berliner Markt stellt in der Auswahl und in dem
Aussehen seiner Früchte ganz London in den Schatten. Es müsste in London
als eine allgemeine Wohlthat begrüsst werden, wenn ihm in gehörigen Mengen
und zu annehmbaren Preisen Früchte zugesendet würden, welche mit guten
deutschen Früchten wetteifern könnten. Die Anlage der hierzu erforderlichen
Pflanzungen, die schon nach wenigen Jahren tragen, ist leichter ausführbar als
die erst nach vielen Jahren tragenden Obstgärten Es würde sich daher für
den deutschen Obstzüchter immerhin empfehlen, sein Auge auf den englischen
Markt zu richten. Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren und
Pflaumen würden dabei in erster Linie in Betracht kommen. Die vielen neueren
Vervollkommnungen im Versand hinsichtlich Kühlvorrichtungen u. s. w. dürften
die Zufuhren und das Geschäft erleichtern. Ich brauche nicht ausdrücklich
anzuführen, dass es mir eine grosse Befriedigung sein würde, bei der An-
knüpfung von Verbindungen behilflich zu sein bezw. auf Wunsch einzelne
weitere Ratschläge zu erteilen.
Stand der Obstbaumdüngungsversuche der D. L. G.
Vorläufiger Teil-Bericht von Prof. Dr. Barth-Colmar.
£7~ mx Feststellungdes Xährstoffbedürfnisses der Obstbäume sind auf Veranlassung
^L-/ des Sonderausschusses für Obstbaumdüngung der D.L.G. unter anderen Unter-
suchungen auch 90 Analysen von Vegetationsorganen der Obstbäume ausgeführt
worden. Diese Arbeiten werden gegenwärtig noch durch zahlreiche Frucht-
untersuchungen vervollständigt; sie sollen auch im nächsten Jahre durch eine grössere
Zahl von Wurzelholzanalysen, insbesondere von Steinobst, fortgesetzt werden.
Immerhin bieten bereits die bis jetzt gewonnenen Ergebnisse ein derartiges
Interesse, dass ein Ueberblick über sie schon heute gegeben werden möge.
Zur Ableitung einer rationellen Düngung der Obstbäume und einer sach-
gemässen Grundlage für die Obstbaumdüngungsversuche dienen ausser diesen
Untersuchungen die Ermittelungen des Herrn Dr. Steglich von der Versuchs-
station Dresden über Ilolzzuwachs, Laub- und Fruchtwachstum. Die folgenden
Angaben sind von Bäumen mit 5 m Kronendurchmesser und etwa 20 qm Standort-
fläche auf 1 qm Standortfläche berechnet. In einem Jahre bringt ein Baum
von 5 m Kionendurchmesser an Trockenmasse hervor:
,,, ,. , „ . . Astholz und . . r- - u.
Wurzelholz Stammholz .. , . . Laub Fruchte
1' rucntholz
Kirschbaum 1847 g 1846 g 1846 g 9050 g 6020 g
Zwetschenbaum 1805 g 1806 g 1806 g 2451g 7495 g
Apfelbaum 1994 ff 1993 ff *993 g 4"73 g 6929 g
Birnbaum 1395 g 1295 g 1394 g --73 ff 15548 g
Die Durchschnittswerte des Gehaltes der Trockenmasse der verschiedenen
j 26 Stand der Obstbaumdüngungsversuche der D. L. G.
Organe an einzelnen Nährstoffen, nach den beiden Gruppen Steinobst und
Kernobst zusammengestellt, ergeben folgende Übersicht:
Wurzelholz Stammholz
Steinobst 0,37 v. H. 0,36 v. H.
Kernobst 0,36 „ 0.58 ,,
Stickstoff
Kali . .
Fruc
itholz
Laub
Früchte
0,90
v. H.
1,80 V. H.
0,86 v. H.
o,99
,,
1,70 „
0,56 „
0,40
,,
2,20 „
1,80 „
0,50
>>
1,20 ,,
1,11 „
0,24
55
0,36 „
o,37 „
0,19
))
0,20 „
0,19 „
2,10
>5
4,00 „
0,15 M
2,63
!s
2,70 „
0,12 „
littlerer Nährstoffbedai
f für 1 qm
Kali
Phosphorsäure Kalk
15.95
g
3-1 g
21.05 g
10,63
g
2-3 g
8,42 g
7,3°
g
1,5 g
9,8o g
IO.90
er
8
2,1 g
6,7o g
( Steinobst 0,21 ,, 0,21 ,,
( Kernobst 0,30 ,, 0.32 „
Phosphor- [Steinobst 0,11 ,, 0,09 „
säure . . ( Kernobst 0,15 ,, 0,13 ,,
f Steinobst 0,60 ,, 0,80 .,
Kalk . . . , , ,
{ Kernobst 0,70 ,, 1,26 ,,
Aus diesen Angaben berechnet sich e
Standortfläche an:
Stickstoff
Kirschbaum 11.9 g
Zwetschenbaum 7,0 g
Apfelbaum 7,1 g
Birnbaum 7,5 g
Besonders bemerkenswert ist hier die Feststellung, dass im grossen und
ganzen in allen Obstbäumen vom Wurzelholz durch das Leitholz zum Frucht-
holz und bis zum Laub die Trockenmasse beständig in ihrem Anteil-Gehalt an
wertvolleren Pflanzennährstoffen zunimmt. Während ferner in allen Holzteilen
der Gehalt an Stickstoff höher ist als der an den übrigen Nährstoffen, mit
Ausnahme des Kalkes, tritt er im Laub und noch mehr in den Früchten hinter
das Kali zurück. Die Steinobstbäume sind in ihren Holzteilen ärmer an Kalk,
im Laub dagegen — ebenso in den Früchten, wenn auch in stark ab-
geschwächtem Verhältnis — erheblich kalkreicher als die Kernobstbäume.
In den Steinen der Kirschen und Zwetschen aber tritt, wie besondere Unter-
suchungen gelehrt haben, wiederum der Stickstoff gegenüber sämtlichen Mineral-
bestandteilen überaus stark hervor, unter den letzteren überwiegt teilweise die
Phosphorsäure. Mit diesen Feststellungen ist unter anderem ein weiterer Beleg
für die Wichtigkeit der Rolle gegeben, welche dem Kali bei der Erzeugung
und dem Hochtreiben des Zuckers in der Pflanze zufällt.
Den bisherigen Ermittelungen zufolge wird auch nach deren Vervoll-
ständigung eine grundsätzliche Änderung des Obstbaumdüngungs -Versuchs-
planes voraussichtlich nicht erforderlich. Der Plan geht von Nährstoffmengen
aus, welche wenigstens annähernd in dem Verhältnis zu einander stehen wie
die hier festgestellten, nämlich auf 1 qm Standortfläche 10 g Stickstoff, 15 g Kali,
5 g Phosphorsäure und 20 g Kalk. Auch in dieser Zusammenstellung herrscht,
abgesehen vom Kalk, das Kali vor; im übrigen wird darin den durch grosse
Laubentwickelung begründeten grösseren Ansprüchen der Kirschbäume wesent-
lich Rechnung getragen. Wenn die Zusammenstellung an Phosphorsäure etwas
mehr bietet, als dem jährlichen Bedarf entspricht, so ist dies zum mindesten
für die erstmaligen Düngungen bei der ausserordentlichen Schwerbeweglichkeit
der Phosphorsäure im Boden kein Fehler. Jedenfalls lassen die durch den
Versuchsplan vorgeschriebenen Düngemengen, infolge des dem thatsächlichen
Bedarf entsprechenden Arerhältnisses der einzelnen Nährstoffe zu einander,
klare Antworten auf die gestellten Düngungsfragen erwarten.
(Aus: Mitteilungen der D. L. G.)
Kremurus robustus var. Elwesianus Leichtlin.
127
Eremurus robustus var. Elwesianus Leichtlin.
Von W. .1. Goverts, Hamburg-Eilbek.
, s^ (Hierzu Abb. 26 u.
L^ereits erwähnt Herr Köngl. Garten-Inspektor PerrinL; auf seiner Reise
:£j4 nach Belgien und Holland (Gartcntlora 1 S<>5 S. 191) bei einem Besuche
der Krelageschen Gärtnerei die dort blühenden Kremurus-Arten, darunter
E. Elwesii*), der wahrscheinlich vom Elbrus (Persien) stammt. Auch
diese Art lässt kaum ahnen, dass aus ihren am Hoden liegenden Blättern
Blütenschäfte von 1—2.30 m Höhe aus dem Herzen emporschiessen.
Herr Inspektor Perring bezweifelt (1. c), dass die Kultur von E. Elwesii
im Freien gelingt; ich erlaube mir zu bemerken, dass dies sehr wohl möglich
ist, denn wenn auch die Pflanze im Winter resp. Frühling gedeckt werden
muss, hat sie doch eine hohe Triebkraft. Obgleich sie 1898 zwei Blütenschäfte
von ca. 1,60 m getrieben, schoss sie im Oktober — trotzdem die Blätter
und Blütenschäfte entfernt waren — wieder aus. Ein Beweis also, dass sie am
richtigen Standort, wo sie verbleibt, sich akklimatisiert, natürlich, wie gesagt
bei gehöriger Deckung.
Doch nun zur Erklärung des Bildes. Die Aufnahme fand im
Hamburger botanischen Garten 1897 statt; im Hintergründe sieht man das
Inspektorats-Gebäude und den Hörsaal wie auch einen Teil der Obstbaum-Allee.
Den Vordergrund nimmt ein Teil der Monocotyledonen ein, ganz vorn als
Paradestück: Eremurus Elwesii mit 2.40 m hohem Blütenschaft. Rechts vom
Beschauer unser Obergärtner Herr Widmaier, links meine Wenigkeit. Zu
bemerken ist noch, dass Eremurus Elwesii bei uns willig Frucht ansetzt.
Flerr Stadtrat Leichtlin, Baden-Baden, Besitzer des »Hortus botanicus
Aquis Aureliis«, der diesen Eremurus eingeführt hat, schreibt uns unter dem
30. Januar 1899 folgendes:
>Yor etwa 15 Jahren kaufte ich von einem Privatimport Regeis ein Quantum
Eremuri, von denen einer durch seine grünen — nicht bläulich-grünen —
Blätter mir auffiel; das Jahr darauf hatte ich ein halbes Dutzend E. robustus
(von Regel hinlänglich in den Acta Petrop. beschrieben) und auch den grün-
blättrigen in Blüte; diesem gab ich zum Unterschied von der typischen Form
nach den botanischen Nomenclaturvorschriften den Namen Eremurus robustus
var. Elwesianus. er konnte nicht Elwesii heissen, weil mein Freund Elwes
gar nichts mit der Ptlanze zu thun hatte. Es ist also eine superiore Form von
robustus. Unterschiede: grüne Blätter, welche erst nach der Blüte abwelken,
während sie bei der typischen Form schon Ende der Blütezeit welk und gelb sind.
2 — 2V2 m hohe Blütenstände (bei robustus i '/,- 2 m). grössere Ülumenfülle.
besser geformte und kräftiger gefärbte Blumen, auch grössere Früchte. (Die
Blumenblätter sind nach einer Skizze des Herrn Leichtlin oval, nicht lanzettlich,
auch grösser.) Die Pflanze ist unbedingt winterhart, hält selbst 200 R. ganz
gut aus, nur verlangt sie in solchen Fällen Schneedecke oder eine handvoll
* L'nter dem Namen Eremurus Elwesii scheint diese Art von E. H. Krelage-Haarlem
verbreitet zu sein. Der richtige Name ist, wie aus dem unten folgenden Schreiben hervorgeht
E. robustus var. Elwesianus Leichtlin.
128
Eremurus robustus var. Elwesianus Leichtlin.
trockenes Laub über den Kopf. Die Hamburger Herren verstehen die Kultur
nicht ganz, anders hätte die Pflanze nicht schon im Oktober in Trieb sein dürfen.«
* . *
Nachtrag.
Auf Veranlassung des Herrn Max Leichtlin wandten wir uns an Herrn
Marc Micheli in Gent, der uns freundlichst eine Photographie der in seinem
an Seltenheiten so reichen Garten 1898 blühenden Exemplare dieses Eremurus
sandte. Herr Micheli bemerkt uns dazu, dass diese Spezies, wie er in »Revue
Abb. 26. Eremurus robustus var. Elwesianus Leichtlin
im bot. Garten zu Hamburg, 2,40 m hoch! Von \V. J. Goverts 9. Juli 1897 übersandt.
horticole« 1897 S. 280 nachgewiesen habe, sich wegen ihres botanischen
Charakters weit mehr dem Eremurus himalaicus nähert als dem robustus.
Man müsse entweder daraus eine eigene Spezies machen oder sie nennen
E. himalaicus var. Elwesianus. Wir geben anbei einen Abdruck nach der
Photographie des Herrn Marc Micheli und bemerken, dass auch die »Revue
de rhorticulture beige«, 1. Oktober 1898, sowie »Gardeners Chronicle« 1898 II
S. 157 (hier als Eremurus Elwesianus) nach Michelis Photographie Abbildungen
brachten. Eremurus robustus ist beschrieben und farbig abgebildet von Regel
in »Gartenflora« 1873 s- 257 mit farbiger Tafel 769- Hier sind die Blüten blass-
Eremurus robustus var. Elwesianus Leichtlin.
I 20
Abbildung 27. Eremurus robustus var. Elwesianus
im Garten des Herrn Marc Micheli in Genf. Mai I898.
rosa; in »The Garden« vol. XXIX 1886 S. 96 t. 529 sind sie etwas dunkler und
etwas grösser. In »The Garden < vol. XLIX 1896 S. 131 ist Eremurus himalaicus
abgebildet, ferner S. 133 E. Bungei. Eine Übersicht aller Arten gab Baker im
»Journal of the Linnean Society Botany« vol. XV 1877 S. 279. Dort fehlt
natürlich noch Elwesianus. I- Wittmack.
13°
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Von L. Wittmack.
Vorbemerkung: Dieser Abschnitt ist bisher nicht gedruckt worden, da im amtlichen Bericht
,-a ^r, des Reichskommissars s. Z. kein Raum mehr war.
Ulster Gemüsebau gliedert sich in den Vereinigten Staaten in zwei ver-
.^^ schiedene Arten von Betrieben, einmal wird sogenannte »Markt-
gärtnerei« betrieben, die ihren Sitz in der Nähe der Städte hat und die
Erzeugnisse mittels Gespann etc. in dieselben schafft, zweitens aber sogenannte
»Truckfarming«, Gemüsezucht im Grossen, wobei Eisenbahnen oder
Wasserwege zum Versand der Produkte benutzt werden. Im allgemeinen ist
der Bedarf an eigentlichem Gemüse nicht so gross wie in Europa; namentlich
isst man weniger Blattgemüse, dagegen ist aber, wie Oetken in seinem treff-
lichen Werk »Die Landwirtschaft in den Vereinigten Staaten«. Berlin 1893,
S. 413 mit Recht bemerkt, bezeichnend der ausserordentliche Verbrauch an
Gemüsen, die einen obstartigen Charakter haben, wie namentlich Tomaten,
Wassermelonen, Melonen, Kürbisse etc. In den Aordstaaten wird aber auch
viel Kohl gebaut, z. B. bei Boston, ferner viel Bleichsellerie.
1. Truckfarming, Gemüsebau im Grossen.
Nach dem 11. Census von 1891 wurden 1889 534440 acres*) im Werte von
70 156 294 $ von den Truckfarmers benutzt. Der Ertrag ward auf 76 517 155 $ nach
Abzug der Kosten für Fracht und Kommission geschätzt. Beschäftigt wurden
216765 Männer, nur 9254 Frauen und 14874 Kinder, 75866 Pferde und Maul-
tiere. Der Wert der Geräte (implements, Oetken übersetzt Inventar) betrug
8 971 206,70 $.**)
Im einzelnen fallen auf die verschiedenen Gemüse folgende Anbau-
flächen:
*)
Spargel . . .
37 9"o
acres,
Gurken ....
4721
acres,
Bohnen . . .
12 607
»
Wassermelonen .
114381
»
Weisskohl . .
17 094
>
Andere Melonen .
28 021
»
Grünkohl . .
2 962
»
Erbsen ....
56 162
*
Spinat . . .
20 195
»
Süsse Kartoffeln
Frühkartoffeln
28 046
»
Batatas edulis .
28 621
»
Rüben . . .
2 420
»
Tomaten . . .
22 802
»
Sellerie . . .
153S1
>
Verschiedenes
82 601
»
Bezüglich näherer statistischer Einzelheiten sei auf den Auszug, den
Oetken aus dem 11. Census gegeben, hingewiesen. Hervorzuheben ist, dass
ein Fünftel der ganzen Truck-farmingfläche auf die Umgegend von New-York
und Philadelphia fällt (108 315 a = 43 254 ha, Wert der Produkte ca. 80 Millionen
Mark), etwa ebenso viel (111441 a = 44576 ha) auf die südatlantischen
*) 1 acre = 0.40 ha, 1 $ (Dollar) = 4,20 M.
**) Proceedings of the Amer. Pomological Society for 1891 S. 94.
***) Dies scheint zu niedrig, da in der Tabelle der Saat-Farmen in The American Florist-
Company Directory 1896 S. 35 für Gurken zur Saat im Ganzen 10 210 acres Gurken angegeben
werden. Maurice de Vilmorin giebt folgende Übersicht:
Hectar Wert der Produkte in M. rund
1. Südstaaten u. Golf von Mexiko 55 576 53 Millionen
2. Umgegend von New-York u. Philadelphia . . 43 254 84 ,,
3. Central-Staaten: Ohio, Michigan, Illinois . . . 42 qo5 62 ,,
4. Umgegend von Norfolk in Virginien .... 18 i5o i3 „
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten. I 2 |
Staaten Nord-Carolina, Süd-Carolina, Georgia und Florida, endlich ungefähr
die gleiche Zahl (107414 a = 42905 ha, Wert der Produkte 61 Millionen
Mark) auf die Centralstaaten. Auf die Umgegend von Norfolk, Virginien, die
wegen Frühgemüse wichtig, kommen 45 375 acres = 18 150 ha mit einem Wert
der Produkte von 18 Millionen Mark, schliesslich 3^130 a = 14492 ha auf
die Golfstaaten (das Mississipithal).
Uns interessieren am meisten die grossartigen Truckfarms im Süden,
wo besonders Frühgemüse gebaut wird, das dann nach dem Norden geht, ähn-
lich wie die dort gebauten Erdbeeren, während umgekehrt im Sommer ein
wenn auch weit kleinerer Teil aus dem Norden nach dem Süden versandt
wird. Über diesen Gegenstand ist eine Reihe wichtiger Artikel von Maurice
de Vilmorin in Sagnier's Journal de l'Agriculture, Paris 1894, S. 13 ff., erschienen,
die um so mehr Beachtung verdienen, als Herr M. de Vilmorin im Frühj ahr in
jenen Gegenden war und die Felder z. T. noch bestanden sah. Ich konnte
Florida, Ost-Georgia und Ost- Virginien im September wegen des in New-Bruns-
wick (Georgia) ausgebrochenen gelben Fiebers nicht besuchen, würde um jene
Zeit auch wenig gesehen haben. Auf der Reise von Los Angeles nach New-
( irleans und von da durch Alabama, Georgia, Süd- und Nord-Carolina sowie
Virginien nach Washington sammelte ich aber manche Nachrichten. Wert-
volles Material verdanke ich auch den Herren Roelker & Sons in New-York,
Herrn Thilo w von der Firma Henry A. Dreer-Philadelphia sowie vielen
anderen.
Die Gemüsekultur in den Südstaaten begann gleichzeitig mit der Erd-
beerkultur bald nach dem Secessionskriege. Die freigewordenen Sklaven fingen
an, kleine Gärten anzulegen oder in solchen gegen Lohn zu arbeiten, die weisse
Bevölkerung musste aus Mangel an Arbeitskräften ihre Kraft auf kleinere
Flächen beschränken und so entstand aus Ackerbau Gemüse- und Erdbeer-
kultur. Diese wurde begünstigt durch die immer besseren Verbindungen nach
dem Norden (oft 1000 — 1800 km), weiter durch den guten, verhältnismässig nicht
zu teuren Boden, die reichlichen Arbeitskräfte, das warme Klima und das
intensive Licht.
Wegen der schnellen Verbindungen und der guten Verpackung kommen
die Gemüse aus dem Süden im Norden meist gut an und werden vom grossen
Publikum, das die vierfachen Preise für im Norden getriebenes Gemüse nicht
zahlen kann, gern gekauft, gerade wie bei uns im Winter das Gemüse aus
dem Süden.
Trotzdem wird der Gemüsegärtner im Norden, wie Maurice de Vilmorin
auseinandersetzt, dadurch nicht ruiniert. Die intensiven Kulturen in der Nähe
der grossen Städte des Nordens sind im allgemeinen doch gewinnbringend.
Häufig sind sie mit Konservenfabriken verbunden, ausserdem stehen sie
telephonisch mit dem Markte und den grossen Kommissionären in Verbindung
und der Marktgärtner (marketgardener) des Nordens hat oft mehr Gewinn als
die Truckfarmer des Südens (siehe auch weiter unten Gemüsetreiberei).
Die Züchter in den Staaten am Golf von Mexiko (Louisiana, Alabama,
Mississipi , Florida) und in den südatlantischen Staaten (Georgia. Nord-
und Südkarolina) ernten im freien Felde das für den Norden bestimmte
Frühgemüse: der Gemüsetreiber im Norden kultiviert unter Glas, in Mistbeeten
und unter Glocken etc. für die reichen Leute meist ausserordentlich schöne
I«2 Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Gemüse, die teuer verkauft werden. Zwischen beiden Kulturarten hat sich
eine dritte geschoben, eine, die nach Vilmorin am meisten zugenommen hat,
das ist die Anzucht von Frühgemüse auf freiem Felde in Virginien, in der
Nähe von Norfolk, von wo aus die Waren meist zu Schiff nach Philadelphia,
New-York etc. gehen.
Das Seeklima von Virginien ist milde, das Frühjahr tritt bald ein, die
Entfernungen nach den grossen Zentren sind nicht gross und die Waren treffen
dort in gutem Zustande ein zu einer Zeit, wo dort das Freilandgemüse noch
nicht entwickelt ist.
So sind es also, um mit Vilmorin zu reden, drei Hauptgegenden, welche
die weitentfernten Märkte versorgen: 1. der Süden in Bezug auf Frühgemüse,
im Winter und ersten Frühjahr; 2. in Carolina, aber besonders in Virginien
im Frühjahr; 3. in einigen mittleren und einigen nordöstlichen Staaten zur
normalen Zeit für die grossen Städte und auch für den Süden, der dann nichts
mehr erntet.
Betrachten wir jetzt die einzelnen Gegenden genauer.
2. Die Gemüsekultur in den Golfstaaten.
Das Zentrum dieser nicht sehr ausgedehnten Kulturen ist Mobile. Von
dort werden meist die in den drei Staaten: Louisiana, Mississipi und Alabama
geernteten Produkte verschifft.
Die Grösse der Gemüseländereien ist nach Maurice de Vilmorin
gewöhnlich 15 — 20 ha, der Boden ist sandig, aber frisch, der Preis beträgt pro
ha 1000 — 1500 Mark. Viele Züchter sind Farbige, die aber sehr gut wirtschaften.
Der Wert der Ausfuhr wurde 1890 auf fast 2 Millionen Mark geschätzt, dabei
sind aber die FrühKartoffeln und Zwiebeln, die auf landwirtschaftlichem Terrain
erbaut werden, nicht mitgerechnet. Das Meiste geht zu Schiff fort, nur die
ersten Bohnen per Bahn. Die Produktion fällt in die Monate Dezember bis
März und hört dann ganz auf, ausgenommen die Wassermelonen, welche erst
Anfang Sommer reifen. Meist wird nur eine Ernte entnommen, 1 — 8 Monate
liegen manche Stücke brach.
Die wichtigsten Gemüse sind: 1. Spargel. Dieser wird auf Rücken ge-
baut, mit Guano gedüngt und bleibt meist nur 4 Jahre am Platze. Die
Spargelkultur ist fast die einzige, welche viel Handarbeit erfordert, denn nach
der Ernte muss man die Rücken einebnen und das Land reinigen. Die Ernte
findet im Februar statt; man bindet Bunde im Gewicht von zwei Pfund und
2 — 3 Dutzend Bunde kommen in eine Kiste. Die ersten Spargel werden oft zu
8 M. das Bund verkauft; nachher sinkt der Preis schnell, trotzdem soll das ha
500—600 M. Reinertrag abwerfen.
2. Grüne Bohnen. Beliebt sind die Sorten Red Valentin und Newhawk
Man säet die Bohnen im November oder Dezember und erntet sie im Februar
oder März. Reinertrag 400 M. pr. ha.
3. Kohl. Man baut frühen Weiss- und Wirsingkohl; von letzterem
werden die jungen Pflanzen, die noch keine Köpfe gebildet haben, im Norden
besonders geschätzt. Reinertrag des im Winter A'erpflanzten Kohl 800 M.
pr. ha.
4. Frühkartoffeln. Dies ist die Hauptfrucht, sie nimmt fast die Hälfte
der Gemüseländereien ein. Die Saatkartoffeln bezieht man meistens aus den
Nordstaaten, besonders von New-York, wo sie im August reifen. Man kann sie
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten. p^
dann im Oktober oder November schon wieder legen. Hauptsorte ist die Early
Rose, die in Amerika viel mehr als Speisekartoffel geschätzt wird als bei uns.
Die Kartoffelfelder werden stark gedüngt und bringen einen Reinertrag von
500—600 Mark. Alljährlich breitet sich diese Kultur weiter aus.
Die Gemüsewirtschatten in der Golfregion sind zwar nur klein, bringen
aber, wie oben gezeigt, gute Erträge und alle Jahre entstehen neue. Das
Personal besteht ausser dem Chef fast nur aus Farbigen; man rechnet 1 Mann
für 4 ha und zahlt ihm täglich im Durchschnitt 3,60 M. Auf 8— 10 ha rechnet
man 1 Gespann. Der Boden wird im Herbst mit Baumwollsamenkuchen,
Guano, Phosphaten oder Kalisalzen, je nach der Gemüseart, gedüngt. Gehackt
wird zwischen den Reihen möglichst mit einer Pferdehacke, in den Reihen mit
der Hand.
3. Jacksonville (Florida).
Viel grossartiger sind die Frühgemüse-Anlagen in Florida, das im Klima
ähnlich ist wie Alabama.
Ananas. Der südliche Teil der Halbinsel dient besonders zur Anzucht
von Ananas im freien Felde. Man pflanzt sie auf sandigem, drainierten, aber
seine Frische bewahrenden Boden im Winter in Reihen, die 1,20 — 1,50 m ent-
fernt sind, und nimmt dazu Seitensprossen von der Basis alter Pflanzen, sogenannte
»Kindel«. Im ersten Jahre schon bringt die Pflanze eine Frucht, aber erst die
des zweiten Jahres ist versandfähig. Alan schneidet sie ab und alsbald treten
an der Basis der Pflanze 5 — 6 Kindel hervor, von denen man aber nur eine
stehen lässt. Diese giebt wieder eine einzige Frucht und so fährt man noch
zwei Jahre fort, ehe man die Plantage umbricht. Hauptsorte ist die rote
spanische Ananas.
Etwas weiter nördlich baut man in Florida besonders Bataten, Tomaten,
Frühkartoffeln, Bohnen, Kohl, Kürbisse u. s. w.
Die Bataten, Convolvulus Batatas, Batatas edulis. Sweet potatoes, werden in
Amerika sehr viel gegessen und auch viel weiter nördlich als Florida, z. B. bei
Philadelphia und inNew-Jersey viel gebaut. Unsmuss das wunderbar erscheinen. da
man dort doch auch gute Kartoffeln bauen könnte, die doch viel besser schmecken.
Aber der gewöhnliche Amerikaner hat wenig gute Kartoffeln, so wenig wie
der gewöhnliche Engländer, trotzdem wir einige der besten Sorten von ihnen
bekommen haben; viele Eingeborene essen die uns widerlich süss er-
scheinenden Bataten lieber. Man bringt die Bataten meist ungeschält, gedämpft
auf den Tisch, wie überhaupt das Dämpfen von Kartoffeln sehr üblich ist.
Besonders beliebt sind für letzteren Zweck recht grosse lange Kartoffeln.
Diese werden auch ungeschält gedämpft, der Länge nach aufgeschnitten, ein
Stück Butter hineingethan und nun mit einem Löffel das Innere heraus-
gegessen.
Um auf die Bataten zurückzukommen, so werden in Florida alte Knollen
unter Glas auf Beeten von Sand und Lauberde oder reinem Sand angetrieben,
die bewurzelten Triebe abgenommen und im April gepflanzt; im Sommer kann
man dann die meist spindelförmigen, mitunter aber auch rundlichen Knollen
versenden. Man schätzte die Ernte von Florida 1891 auf 620000 hl.
In der Nähe von Philadelphia, jenseits des Delaware, also schon im
Staate Xew-Jersey, werden auf dem leichten, sandigen, durchlässigen, gut ge-
düngten Boden, der zwei Jahre hindurch Erdbeeren getragen, ebenfalls sehr
134
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
viel Bataten gezogen. Nach Abernten der Erdbeeren pflanzt man die Knollen
vom 1. — 10. Juni auf einzelnen l m hohen, 37 cm von einander entfernten
Hügeln und zieht die windenden Stämme, die Ranken, immer an den Hügel
heran, sieht aber streng darauf, dass die Knoten nicht Wurzel schlagen, damit
alle Kraft in die Knollen gehe. Den ganzen Sommer gehen deswegen Arbeiter
mit Stöcken umher, um das Wurzelschlagen zu verhindern. Zum Ausheben
der Knollen bedient man sich eines mit einem Gitter versehenen Pfluges. Die süssen
Kartoffeln müssen sehr sorgfältig behandelt werden. Schon auf dem Felde
werden sie mit einer weichen Bürste abgebürstet, machen dann noch einen
Schwitzprozess durch, während welcher Zeit sie offen stehen müssen, und werden
hierauf versandt. Auch im Winter faulen sie leicht, man legt sie deshalb in
Florida auf Horden und hält sie bei 200 C.
In anderen Gegenden pflanzt man die Bataten in Furchen, immer aber lässt
man erst die alten Knollen in Mistbeeten austreiben und pflanzt die Triebe im
Mai oder Juni. Ertrag 3 — 4 Bushel*) p. acre. Das kleine New-Jersey erzeugte
schon 1880 über 2 Millionen Bushel, Virginien und Süd-Carolina etwa ebenso
viel, Alabama und Mississippi je ca. 3V2 Millionen, Georgia und Nord-Carolina
aber ca. 41 2 Millionen.
Tomaten werden im nördlichen Florida vielmehr gebaut als in den Golf-
staaten. Man säet den Samen im Januar unter Glas und verpflanzt im Februar
bis März ins Freie. Hauptsächlich baut man runde, keine kantigen Früchte,
besonders die Sorten Trophy, Acme, Perfection. Der Versand wurde 1891 auf
ca. 13 Millionen Mark geschätzt.
Dass in Florida als Nachfrucht von Frühkartoffeln viel Erdbeeren ge-
zogen werden, ist bereits beim Obstbau erwähnt. Über die Menge der er-
zeugten Frühkartoffeln in Florida liegen keine Daten vor, für 1888 werden
155 000 Bushel Kartoffeln angegeben, was wahrscheinlich alles Frühkartoffeln
sind. (Fortsetzung folgt.)
*) 1 Bushel = 36 1.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Begonia „Louise de Vries".
DieseZüchtung von Aug. W.deVries,
Handelsgärtner in Iserlohn, Westfalen,
ist mit dem Wertzeugnis des Verbandes
der Handelsgärtner Deutschlands aus-
gezeichnet. Sie ist halbstrauchig, rein-
weiss, kamellienartig gefüllt und wird
als Bindeblume wie als Topfpflanze
empfohlen.
Neue Fuchsia „Frau Ida Noack".
Diese in Hamburg 1897 prämierte und
mit dem Wertzeugnis des Gartenbau-
vereins von Hamburg, Altona und Um-
gegend gekrönte Fuchsia ist jetzt von
Struss & Noack zu Bergedorf bei
Hamburg in den Handel gegeben. Sie
zeichnet sich durch ein gedrungenes
Wachstum, kleine, schmale, lebhaft
grüne, an Fuchsia Riccartonii er-
innernde Blätter und kleine, hängende,
in grossen Mengen erscheinende Blumen
aus. Kelchblätter und Staubfäden
mattrot, Kronenblätter violett-blau. Zur
Kronen- und zur Buschform geeignet.
Cyclamen Papilio.
Das gefranste Cyclamen Papilio
(Schmetterling), das zuerst in Gent 1897
ausgestellt wurde, ist von L. P. De
Langhe -Vervaene in Brüssel, rue
de Constantinople 150, gezüchtet, aber
jetzt auch von deutschen Firmen zu
beziehen.
Neue und empfehlenswerte I'tianzen.
«35
Neue eingeführte Blumensamen
von Dammann & Co. in San Giovanni
a Teduccio bei Neapel.
Nach den Beschreibungen der Züchter.)
Heterospermum Xanthii A. Gray. Q (Compositae.)
1 1 lierzu Abb. 2S.1
Diese im westlichen Nordamerika
einheimische Pflanze empfehlen wir
auf das wärmste. Wuchs und Blüte
erinnern sowohl an Tagetes signata
pumila, als an Sanvitalia procumbens.
Sie wird 20—25 cm hoch, ist mithin
als Rabattenptlanze höchst empfehlens-
wert. Die Blumen sind klein, tief
Chromgelb mit canariengelbem Anflug
an den Spitzen der Petalen. Der
herrliche Blütenflor dauert von Anfang
Juni bis in den Spätherbst und ist
daher diese Pflanze noch besonders
da zu empfehlen, wo es auf einen sehr
frühen Flor ankommt, da sie bereits
vier Wochen nach der Aussaat zu
blühen beginnt. Die sehr fein ge-
fiederte Belaubung wird thatsächlich
gänzlich von Blüten überdeckt.
Kuhnia eupatorioides, L 2J j-> (Compositae.)
Halbstrauch, mit sehr schönen rahm-
weissen Blüten, welche sich bis zum
Herbst erneuern. Die feinen, wechsel-
ständigen schmalen Blätter sind nur
2 cm lang. Die sehr üppig wachsende,
anspruchslose Pflanze erreicht eine
Höhe bis i]/2 m-
Englische Sommer-Levkoje, cremegelb.
Eine neue Farbe und wertvollste
Bereicherung des Sortiments. Durch
reichlichen und anhaltenden Flor
zeichnet sich diese prächtige Sorte noch
besonders aus.
Winter-Levkoje mit Lackblatt, canariengelb.
Ein würdiges Seitenstück zu der
von uns vor Jahren eingeführten und
zu so grosser und verdienter Beliebt-
heit gelangten reinweissen Winter-
Victoria-Levkoje. Was diese neue
Art übrigens noch besonders wertvoll
macht, ist, dass sie sich gut treiben
lässt und eine sehr feine Schnittblume
liefert, weshalb wir sie SpezialZüchtern
auf das Wärmste empfehlen.
Oenothera Johnsoni Parry. O
Hierzu Abb. 29.)
Eine bis i1-, 111 hohe äusserst stark-
wüchsige Annuelle mit langen Rispen
citronengelber Blüten von ca. 3 cm
Durchmesser. Wegen ihres schnellen
Abb. 28. Heterospermum Xanthii.
lilumen tief Chromgelb.
Wuchses ist diese Pflanze mit Vorteil
auch da zu verwenden, wo es gilt,
eine Lücke in höheren Sträucher-
gruppen während des Sommers aus-
zufüllen. Unser Bild stellt eine
einzelne Pflanze dar, die zwei Monate
nach der Aussaat bereits in Blüte
stand. Am besten sagt ihr ein nahr-
hafter Boden von möglichst sonniger
Lage zu. Die einzelnen Triebe sind
von unten auf mit länglich schmalen
Blättern gleichmässig besetzt, so dass
die Pflanze auch ohne Blüten noch
■ .■ " '""-, ', '"■ '
Abb. 29. Oenothera Johnsoni Parry.
Blumen citronengelb.
i36_
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
einen dekorativen Werth besitzt. Die
Aussaat kann im März ins freie Land
bewirkt werden. Der Blüthenflor
erstreckt sich auf den ganzen Sommer.
Polypteris callosa A. Gray (Compositae.)
Circa 60 cm hoch mit sehr feiner,
zierlicher Belaubung. Während des
ganzen Sommers ist die Pflanze von
einem Flor kleiner, herrlicher rosa-
lila Blüten bedeckt. Eine der reich-
blühendsten Pflanzen, die wir je in
Kultur hatten. Auch für Bindezwecke
ist die Pflanze sehr gut zu verwenden.
Silene pendula compacta fol. aureis Venus. O
Hervorgegangen aus unserer S. pen-
dula compacta fol. aureis Luna, trägt
diese reizende neue Art reinweisse
Blumen. Der Kontrast der gelben
Belaubung und der weissen Blumen
mit dem umgebenden Grün Iässt diese
Xeuheitbesonders wertvoll für Teppich-
gruppen erscheinen.
Vernonia arkansana (Compositae). %
Eine Perenne, die in keinem Garten
fehlen sollte. Sie wird ca. 1 m hoch,
wächst sehr schön buschig und leistet
jedwedem Witterungseinfluss Wider-
stand. Auch in Bezug auf Boden-
beschaffenheit ist sie nicht sonderlich
wählerisch, da sie in unseren Gärten
trotz enormer Hitze bei geringen
Wassergaben ihren Blütenflor ununter-
brochen vom Juli bis November er-
neuerte. Die äusserst zahlreich er-
scheinenden Blüten sind purpuiiila.
Die sehr langen, schmalen, zugespitzten
Blätter verleihen der Pflanze auch
ohne Blumen schon ein dekoratives
Aussehen. Als Schnittblume unent-
behrlich.
Neue eingeführte Schlingpflanzen.
Ipomoea imperial. s „Aphrodite".
Unter den von uns in den Handel
gebrachten Ip. imperialis fehlte bisher
noch eine solche mit reinweissen
Blüten. In diesem Jahre haben wir
diese Lücke durch obige Neuheit
ausgefüllt.
Ipomoea imperialis aurata ,,Cleopratra".
Laub goldgelb schillernd. Blüten
leuchtend karmin mit weissem Rand
und Schlund. Ein wertvoller Zuwachs
zu der wirklich herrlichen aurata-
Klasse.
Ipomoea imperialis collata carminea albo-
marginata.
Den sehr schnell beliebt gewordenen
I. collata-Sorten fügen wir dieses Jahr
einige sehr schöne neue Sorten hinzu.
Die prachtvollen Blüten der obigen
sind dunkelkarmin mit weissem Rand
und mattrosa Schlund. Sehr effektvoll.
Ipomoea imperialis collata „Diana".
Tief dunkelblau mit zartrosa Schlund
und weissem Rand. Ein brillantes
Farbenspiel, das von keiner anderen
übertroffen wird.
Abb. 3o. Luffa acutangula.
Luffa acutangula.
(Hierzu Abb. 30.)
Für Freunde der bekannten Bade-
schwämme, Luffa cylindrica und acu-
tangula. bilden wir hier die letztere ab.
Kleinere Mitteilungen.
L37
Kleinere Mitteilungen.
San Jose-Schildlaus auf Dörrbirnen in Danzig
gefunden.
Hochgeehrter Herr Geheimrat!
Erlaube mir Ihnen mitzuteilen, dass
ich gestern bei der in meiner Eigen-
schaft als Sachverständiger ausgeführten
Untersuchung einer hier seewärts ein-
gegangenen Sendung amerikanischer
Birnen (Fancy unpared pears halves*)
die echte San Jose-Schildlaus gefunden
habe, allerdings nur in wenigen, soweit
ersichtlich toten Exemplaren. Ur-
sprünglich müssen die Früchte, wie aus
den zahlreichen Narben ersichtlich ist,
massenhaft von Schildläusen besetzt
gewesen sein; doch dürften die letzteren
bei der Austrocknung der Früchte zum
grössten Teil abgefallen sein.
Dr. Kumm,
Kustos am Provinzial-Museum.
Vernichtung der Reblaus.
Eine von der Landwirtschaftskammer
der Provinz Sachsen nach Freyburg
a. d. Unstrut einberufene Versammlung
von Winzern aus dem Saal- und Unstrut-
gebiet beschloss um die Aufhebung
des jetzigen Verfahrens zur Vernichtung
der Reblaus bei der Staatsregierung
zu petitioniren. und erkärte sich für
die Verwendung amerikanischer Reben
bei Xeuanpflanzungen.
Helianthus cueumerifolius.
Von Adam Heydt, Kunstgärtner.
Unter der artenreichen Gattung der
Helianthus ist mir besonders Helian-
thus cueumerifolius. die gurkenblättrige
Sonnenblume, wert geworden. Diese
ist nicht eine jener gigantischen Sonnen-
blumen, für die man gewöhnlich keine
Verwendung hat und die nur Lieb-
habereien dient. Im Gegenteil, Helian-
thus cueumerifolius ist eine nur
massig hohe, sehr schätzbare Sonnen-
blume sowohl für den Betrieb des
Berufsgärtners, als auch für den Garten
des Liebhabers.
Recht vielseitig ist ihre Verwendung;
sie dient zum Bepflanzen von Gruppen,
zur GehOlzvorpflanzung und nament-
lich für moderne Bindezwecke.
Helianthus cueumerifolius wird bis
70 80 cm hoch, trügt die Blumen
* | D. h. halbe ungeschälte Birnen. L.W.
auf hohen testen Stielen, die sich
etwas rauh anfühlen. Die Blumen,
prächtige Strahlenblüten in reinster,
leuchtender, goldgelber Farbe mit
schwarzem Zentrum, werden 5 — 7 cm
breit, haben also gerade eine für
Binderei am besten geeignete Gr<
Die Blütezeit dauert von Juli bis
gegen Oktober.
Gruppen, mit diesen Helianthus be-
pflanzt, machen einen guten Effekt,
zudem ist die Anzucht einfach.
Alan säet den Samen im April in
einen lauwarmen Mistbeetkasten, unter
der üblichen Behandlung, die über-
haupt Sommerblumen widerfährt. So-
bald die Pflanzen sich einigermassen
entwickelt haben, ist es sehr gut, sie
zu pikieren und dann erst nach ge-
nügendem Erstarken auf recht sonnige
Beete zu pflanzen.
Für Gruppenpflanzung empfehle ich,
ja recht dicht, etwa 15 cm. zu pflanzen,
damit die Pflanzung von Anfang an
voll aussieht.
Einen Schutzzoll auf Obst
verlangen jetzt auch unsere mär-
kischen Obstzüchter. Zur Beratung
der Angelegenheit tagte kürzlich in
Werder eine Versammlung der
Obstzüchtervereine von Werder, Glin-
dow, Geltow, Caputh, Bornstedt.
Krielow und Michendorf. Der Vor-
sitzende des Obstbauvereins zu Werder
erklärte, dass die Notlage der Obst-
züchter diese jetzt unabweisbar zu
energischem Vorgehen zwinge, um an
zuständiger Stelle die Einführung eines
Schutzzolles auf Obst zu erstreben.
Nach den statistischen Feststellungen
seien die Preise für alle Obsterzeug-
nisse seit 1873 fortgesetzt im Rück-
gang begriffen. Auch die sämtlichen
übrigen Redner sprachen sich ent-
schieden für den Schutzzoll aus. worauf
dann einstimmig eine Erklärung an-
genommen wurde, worin es heisst:
Es ist bedauerlich, beobachten zu
müssen, wie das geschmack- und
gehaltvollere einheimische Früh- und
Spätobst durch Spekulation aus-
ländischer Händler von unseren Märkten
verdrängt wird. Die Versammlung
richtet an die hohe Reichsregierung
sowie an die gesetzgebenden Körper-
13Ä
Kleinere Mitteilungen.
schaften die dringende Bitte, die Ge-
fahren, -welche für den Obstbau in hie-
siger Gegend durch die Konkurrenz des
Auslandes entstanden sind und noch
entstehen können, durch einen ent-
sprechenden Schutzzoll zu beseitigen
und zu verhüten. Die Versammlung
beauftragt den gewählten Ausschuss,
mit allen ihm zu Gebote stehenden
Mitteln dahin zu wirken, dass unsere
Beschlüsse an geeigneter Stelle zum
Ausdruck gebracht werden. Zur stän-
digen Wahrnehmung der Interessen
der Obstzüchter wurde dann ein Zentral-
ausschuss gebildet, und endlich wurde
beschlossen, die Obstbaugegend von
Werder und dem ganzen Umkreise
.,Havel-Obstgau"zu benennen. (Voss.Z.)
Champignon-Brut aus Sporen.
(Blanc vierge der Franzosen.)
Das aus Sporen erzogene Mycelium
ist der wichtigste Faktor bei einer
rationellen Champignon-Kultur. Unsere
deutschen Züchter tragen diesem Um-
stände leider immer noch zu wenig
Rechnung und dieses ist wohl auch
in den meisten Fällen die Hauptursache
vieler Misserfolge.
Die Mehrzahl unserer Züchter ver-
wendet zur weiteren Zucht Brut aus
tragenden Beeten und züchtet sich auf
diese Weise Generationen heran, welche
mehr und mehr ausarten.
Xoch unzweckmässiger aber ist es,
Brut aus abgetragenen Beeten zu ver-
wenden, und doch wird hierin noch
vielfach gesündigt
Es liegt auf der Hand, dass solche
Brut mit allen möglichen Bakterien
behaftet und verseucht sein muss, daher
vollkommen wertlos ist. Die Folge
davon ist entweder gar keine oder eine
schlechte Ernte von dünnen, weichen
Pilzen, welche auf dem Beete faulen
und die ganze Anlage verderben.
Diesem Uebelstande hilft nun in
neuerer Zeit das »wissenschaftliche
Institut Pasteur« in Paris ab. Dasselbe
liefert den Züchtern jungfräuliche
Sporenbrut (Blanc vierge), direkt aus
Sporen besonders ausgewählter Cham-
pignons gezüchtet, und zwar in zwei
Formen:
1. Blanc de semis sterilise in Form
einer grossen Cartouche (Patrone).
2. Blanc vierge de semis (jung-
fräuliches Sporenmycel) in Kisten.
3-
I. Blanc de semis sterilise.
Ein völlig neues Produkt, welches
durch Keimen von Sporen ausgesuchter
Champignons erlangt wird; jede
Cartouche enthält den ersten
Anfang dieser Keime.
Das Produkt hat zahlreiche Vorteile
vor dem bisher verwendeten Mycelium :
1. Das Produkt ist rein und folglich frei
vonKrankheiten (sog. Grünspan, Er-
weichung, Tropfen, Schimmel etc.).
2. Es wird erhalten von ausgesuchten
Champignons einer sehr produk-
tiven Rasse und ist für den
Handel sehr geeignet.
Durch die Züchtungsmethode ist
jederzeit dieselbe Varietät wieder
zu erhalten.
4. Das Mycel nimmt mit Schnelligkeit
an und spinnt gleichmässig mit
hohem Ertrage.
Da diese Cartouchen den ersten
Anfang der Keimung enthalten, so sind
dieselben zur Brutselbstzucht ganz be-
sonders geeignet.
II. Blanc vierge obtenu de semis.
Diese zweite Form wird vom Institut
Pasteur als fertiges Blanc vierge eben-
falls direkt aus Sporen ausgewählter
Champignons geliefert. Der Züchter
ist sicher, wirkliches Blanc vierge aus
Champignon - Sporen und nicht ab-
getragene und teilweise wieder belebte
Brut zu erhalten.
Das Blanc vierge de semis wird nur
in ganz trockenem Zustande geliefert,
nicht nach Gewicht, sondern in Post-
kisten für 16 — 17 Dm Beetfläche und
in Kisten für die doppelte Beetfläche.
Vom Institut Pasteur ist mir die Ver-
tretung desselben in Preussen über-
tragen und bin ich zu weiteren Mit-
teilungen gern bereit.
Berlin N., Treskowstr. 25
Ad. Kritter.
Spezialist für Champignon-Kultur.
Bocconia cordata.
Von Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Sehr wenig findet man in unseren
Gärten Bocconia cordata, auch Macleya
japonica genannt, angepflanzt, obwohl
sie besonders in den Ziergärten und
Parks als Gruppen- und Dekorations-
staude sehr zu verwenden ist. Ihr
malerischer Wuchs, verbunden mit
ihrem hübschen Aussehen als Blatt-
und Blutenpflanze, sollten die Auf-
Kleinere Mitteilungen.
L39
merksamkeit der Berufsgürtner auf
diese Staude wenden.
Bocconia cordata isteinePapaveracee.
Sie wird bis über 2 m hoch und be-
sitzt einen starken Wuchs. Die Blätter,
spiralförmig um den glatten, matt-
glänzenden, grüngelben Stengel in etwa
10 cm weiten Internodien verteilt, sind
ähnlich einem Eichblatt eingebuchtet,
von schöner, zierlicher Form. Die
Lichtseite ist dunkelgrün mit helleren
Adern, während die Unterseite filzig
grau ist; Blattstiel etwa 5 cm lang.
Die Blumen erscheinen in einer bis
80 cm langen Rispe auf bis 2 m hohen
Stielen. Die einzelnen Blütchen sind
cremegelb undbesitzen einen schwachen
Geruch.
Bocconia cordata verbreitet sich
durch Rhizome , verunkrautet jedoch
das Land nicht in der Weise, wie
Polygonum amplexicaule u. a.
Die Anzucht ist leicht und geschieht
entweder durch Samen oder Stock-
ausschläge, wie auch durch Teilung.
Einerlei, wie sie vermehrt wird, ist
als Bestimmungsort kein gar zu
schattiger Ort zu wählen, denn wenn
auch Bocconia noch im Schatten ge-
deiht, so ist ein recht sonniger Platz
ihr am zusagendsten und nur dort ge-
deiht sie prächtig und entwickelt sich
in ihrer ganzen Vollkommenheit. Um
sie zur höchsten Entwicklung zu be-
kommen, ist sie von Zeit zu Zeit gehörig
zu düngen, denn zu viel schadet nicht
leicht, wohl aber das, was sie nicht
erhält.
Gaillardia grandiflora ., Golden Sunset".
Von Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Schon seit man die Gaillardien kennt,
hat man sie ihrer schönen Blumen
wegen in Kreisen der Schnittblumen-
züchter gepilegt. Hier möchte ich die
Varietät: »GoldenSunset«, eine englische
Züchtung, besonders hervorheben.
»Golden Sunset« wird bis 1 m hoch.
Der Wuchs ist wie bei allen Gaillardien
mehr breit als kompakt. Die Blätter
sind dreizählig, das Hauptblatt ist etwa
12 — 15 cm lang, lanzettlich, ca. 1 cm
breit, die beiden anderen am selben
Stiele sitzenden Blätter sind bis 5 cm
lang und 1/-> cm breit; Blätter leicht
behaart.
Die Blumen sitzen auf hohen bis
7<> cm langen glatten Stielen und sind
doldenähnlich gestellt, 5 — 7 cm breit
und von schönster, reiner, leuchtender,
dem Auge wohlgefälliger goldgelber
Farbe. Die Blumen erscheinen in
unzähliger Menge von Juli bis Ende
Oktober. Der Blütenflor grenzt an
das Märchenhafte. Die Illumcn
bilden einen ganz vortrefflichen Werk-
stoff für allerlei Bindearbeiten und
verdienen die vollste Beachtung aller
blumenkonsumierenden Praktiker und
Dilettanten.
Die Anzucht geschieht durch Samen,
der im März entweder in Schalen oder
ins Mistbeet gesäet werden; nach dem
genügenden Erstarken pikiert man die
jungen Pflanzen in Kästen, um sie
später an Ort und Stelle zu pflanzen,
wo sie dann mehrere Jahre verbleiben
können.
300 Jahre alte Buche.
In den letzten Tagen wurde im
Ilaardtgebirge eine etwa 300 Jahre
alte Buche gefällt, die einen Meter
über der Erde sich in zwei mächtigen
Stämmen emporreckte. Beim Zerlegen
entdeckten die Holzknechte, dass in
einen der beiden Stämme das Skelett
eines Pferdekopfes hineingewachsen
war. Eine nähere Erklärung über
dieses Naturwunder konnte nicht ge-
geben werden.
Krankheit der La France-Rosen.
Der in den Berliner Gärtnereien in
grossem Massstab getriebenen Zucht
der La France-Rosen droht eine ernste
Gefahr. Die Rosen dieser Art werden
neuerdings von einer bisher nicht
beobachteten Krankheit heimgesucht,
die kurz vor der Blütezeit, also während
die Pflanze sich in vollster Vegetation
befindet, akut auftritt, und die sich
darin äussert, dass die einzelnen
Triebe schlaff werden und innerhalb
weniger Tage die Blätter fallen lassen.
Über die Ursache der Krankheit gehen
die Meinungen noch auseinander.
Während einige auch hier die Wirkung
eines Pilzes, und zwar eines Wurzel-
pilzes, vermuten, neigt Prof. Sorauer
der Ansicht zu, dass es sich um
eine allgemeine Schwächeerscheinung
handelt. Die Krankheit ist jetzt auch
bei Marechal Xiel beobachtet.
140
Unterrichtswesen.
Unser frühestblühendes Freiland-Rhododendron.
Dies ist nach meinen Beobachtungen
das in den Gärten noch seltene, aus
Sibirien stammendeRhododendron par-
vifolium Adams.
Es bildet einen ca. meterhohen, etwas
sparrig wachsenden Strauch, dessen
dünne, leicht gewundene Zweige teil-
weise überhängen und mit kleinen,
schmal länglichspitzen, mit Schilfer-
schüppchen bedeckten, immergrünen
Blättern besetzt sind. Die kleinen,
karminfarbenen Blüten stehen zu 4
bis 5 in Dolden am Ende der Zweige,
erscheinen in reichlicher Anzahl, nicht,
wie in den deutschen Dendrologien
irrtümlich angegeben, im Juli — August,
sondern gegen Mitte bis Ende März
und halten sich mehrere Wochen am
Strauche.
Das ausnahmsweise milde Wetter
dieses Winters brachte die Blüten sogar
schon um die Mitte des Januar zur
Entfaltung, wo die Blütenknospen des
Rhododendron mucronulatun eben zu
schwellen begannen und die von Rho-
dodendron dahuricum sich noch gar
nicht rührten.
Obgleich der Blütenflor des Rho-
dodendron parvifolium von beschei-
! denerer Schönheit ist als der der lezt-
genannten beiden Arten, so macht
doch seine frühzeitige Entwicklung
die Pflanze für unsere Gärten wertvoll.
Die ersten Boten des erwachenden
Frühlings sind wohl jedem Menschen,
dem der Sinn für die Schönheiten der
Natur nicht ganz verloren gegangen
ist, doppelt lieb; als einen solchen
möchte ich deshalb Rhododendron
parvifolium jedem Gartenfreund zur
Anpflanzung warm empfehlen.
L. Späth.
Baumschulenweg b. Berlin.
Riesen-Heliotrop
mit Blütenständen von 30 — 40 cm Durch-
messer in den drei Farben: tief dunkel-
blau, fliederfarbig oder himmelblau,
werden von We igelt & Co.-Erfurt an-
geboten. Aus Samen erzielt man in
vier Monaten fertige Pflanzen.
Unterrichtswesen.
Das 75jährige Jubiläum der Königl. Gärtner-
Lehranstalt.
In wenigen Monaten werden 75 Iahre
verflossen sein, seitdem die Königliche
Gäiiner-Lehranstalt am Wildpark bei
Potsdam, die älteste Unterrichtsstätte
für Gärtner, im Frühling 1824 eröffnet
wurde. Infolge eines im Verein zur
Beförderung des Gartenbaues in den
preussischen Staaten gestellten An-
trages unseres Altmeisters Lenne
wurde sie gegründet, und unter dem
Schutze des Vereins wurde sie auf die
richtige Bahn zu einer erfolgreichen
Thätigkeit geleitet. Eine stattliche Zahl
von Schülern ist aus der Königlichen
Gärtner-Lehranstalt am Wildpark und
Potsdam-Schöneberg hervorgegangen,
welche sich zum grössten Teil in hervor-
ragenden Stellungen des In- und Aus-
landes befinden und in Gemeinschaft
zahlreicher Freunde der Anstalt die
Gelegenheit freudig begrüssen, den
Dank gegen die alte Bildungsstätte
durch eine würdige Feier des 7 5 jähr.
Jubiläums zu bekunden.
Bereits am 29. April 1897 wurden
die ersten Schritte für die geplante
Feier gethan. Eine Sitzung des Vor-
bereitungs- Komitees tagte im Hotel
Imperial zu Berlin und fasste den Be-
schluss, anlässlich der Jubelfeier der
Anstalt und zum bleibenden Andenken
an diese Zeit einen Fonds zu gründen,
aus dessen Zinserträgen würdige Eleven
unterstützt werden sollen. Der aus
neun Herren gebildete Vorstand erliess
dann im November 1897 zur Be-
schaffung des erforderlichen Grund-
kapitals an die früheren Schüler der
Anstalt und an die Freunde der
letzteren ein Schreiben, in welchem
um Zeichnung von Beiträgen gebeten
wurde. Die gezeichneten und einge-
gangenen Beiträge belaufen sich gegen-
wärtig auf rund 13000 M. ■ — So er-
freulich auch dies Resultat ist, so
reicht diese Summe doch nicht an-
nähernd hin für eine erspriessliche
Unterstützung in dem gedachten Sinne,
da in der Hauptsache die Absicht vor-
liegt, aus dem Zinserlös des Jubiläums-
Unterrichtswesen.
141
fonds Reise - Stipendien zu ver-
leihen.
Wir sehen uns daher gezwungen,
noch einmal mit der ergebensten Bitte
um weitere Beiträge an unsere Fach-
genossen und an die Freunde der An-
stalt heranzutreten. Die erste An-
regung wurde bisher nur von wenigen
berücksichtigt, was wohl dem Um-
stände zugeschrieben werden darf, dass
die in Aussicht genommene Feier da-
mals noch in weiter Ferne lag. Um
das allgemeine Interesse für diese Feier
und für die Sammlung auch in ent-
ferntere Kreise zu tragen, ist am
31. Januar dieses Jahres beschlossen
worden, das bisherige »Ausschuss-
Komitee« zu erweitern. Das ursprüng-
liche »Vorbereitungs - Komitee« für
unsere Feier ist unter Heranziehung
noch anderer Herren zu einem »er-
weiterten Komitee« umgewandelt
worden. — Die Geldbeträge wolle
man gefälligst nur an die Kasse der
Königlichen Gärtner - Lehranstalt am
Wildpark bei Potsdam einsenden.
Für die Feier selbst ist vom engeren
Komitee Folgendes in Aussicht ge-
nommen: Die Feier findet statt vom
Freitag den 3o. Juni bis Sonntag den
2. Juli 1899 einschliesslich.
Vorabend: Begrüssung der an-
kommenden Teilnehmer auf der Wild-
parkstation. Konzert. Illumination der
Anstalt.
I. Tag. Eröffnung der Feier im Ge-
bäude der Königlichen Gärtner-Lehr-
anstalt am Wildpark, a) Festrede (Herr
Ministerialdirektor Dr. Thiel, Ehren-
präsident), b) Frühschoppen auf der
Anstalt, c) Wagenfahrt durch die Pots-
damer Parkanlagen, d) Fest-Diner mit
Damen.
II. Tag. a) Von 2 Uhr nachmittags
ab Dampferfahrt auf der Havel (mit
Damen), b) Abends 8 Uhr Fest-Kommers.
III. Tag. a) Von 2 Uhr nachmittags
ab Exkursion nach den Baumschulen
des Königl. Oekonomierat F. Späth in
Baumschulenweg bei Berlin, b) Zwang-
loses Zusammensein im Ausstellungs-
park, Berlin.
Die Zusendung des Festprogramms
wird zur geeigneten Zeit erfolgen. Den
Teilnehmern an der Feier wird eine
Festschrift überreicht werden, welche
am Schluss ein Verzeichnis aller bis-
herigen Anstalter enthalten wird.
Das Ausschuss-Komitee
für die Feier des 75 jährigen Jubiläums der
Königlichen Gärtner-Lehranstalt am Wildpark
bei Potsdam.
Dr. II. Thiel. Königl. Wirkl. Geheimer
Ober-Regierungsrat und Ministerial-
direktor,Ehrenpräsident. Fintelm an n,
Königlicher Ilofgarten-Direktor und
Direktor der Königlichen Gärtner-
Lehranstalt am Wildpark bei Potsdam,
Sanssouci bei Potsdam, Vorsitzender.
Mächtig, Garten-Direktor der Haupt-
und Residenzstadt Berlin, erster Stell-
vertreter, Berlin N„ Humboldthain.
Brandt, Königlicher Gartenbau-Direk-
tor, Charlottenburg, zweiter Stellver-
treter. C. Lackner, Königlicher Gar-
tenbau-Direktor, Steglitz bei Berlin,
dritter Stellvertreter.
Beirat:
Buntzel, Königlicher Gartenbau-
Direktor, Niederschönweide bei Berlin.
Otto Chone, Direktor, Kolonie Grune-
wald, Boothstr. 44. A. Demmler sen..
Rentier, Friedrichsfelde bei Berlin.
A. Fintelmann, Städtischer Garten-
inspektor, Berlin, Flumboldthain.
Hampel, Königlicher Gartenbau-
Direktor, Berlin, Vor dem Schlesischen
Thore. H. Jancke, Königlicher Hof-
gärtner, Schloss Bellevue bei Berlin.
R. Meyer, Handelsgärtner, Wildpark
bei Potsdam. K. Nietn er, Königlicher
Hofgärtner, Babelsberg bei Nowawes-
Neuendorf. F. Späth, Königlicher
Oekonomierat und Baumschulen -Be-
sitzer, Baumschulenweg bei Berlin.
Schulz, Direktor der Realschule, Pots-
dam. Wittmack, L., Geh. Reg.-Rat,
Prof. Dr.. Berlin N.. Invalidenstr. 42.
Probst, Rendant, Bornstedt (Mark),
Kassierer. Th. Echtermeyer. In-
spektor der Königlichen Gärtner-Lehr-
anstalt am Wildpark b. Potsdam, Wild-
park. Geschäftsführer.
Gärtner-Lehranstalt Köstritz i. Thür.
1 las laufende Wintersemester iSqs 99,
das 24. seit dem Bestehen der Anstalt.
wird von 111 Berufs-Gärtnern. besucht,
deren Nationalität sich wie folgt ver-
teilt: Braunschweig 3, Hannovers.
Hessen 6, Posen 1, Pommern 4. I »st-
und Westpreussen 4, Rheinprovinz 4.
Schlesien 10, Schleswig 2, Westfalen 8,
Prov. und Kgr. Sachsen 20, Baden 2.
14-
Ausstellungen und Kongresse. — Litteratur.
Württemberg 3, Bayern 5, kleinere
Staaten und freie Städte 20, Oester-
reich 5, England 2, Frankreich 1. Bra-
silien 1, Russland 1, Guatemala 1.
Die Frequenz hat sich, Sommer- und
Wintersemester zusammengestellt, wie
folgt gestaltet: 1S87 17, 1888 23. 1889
25, l 8 90 43, 1891 03, 1892 90, 1893 111,
1894 128, 1895 167, 1896 170, 1897 177.
1898 190.
Das Abgangszeugnis erhielten auf
Grund der mündlichen und schrift-
lichen Schlussprüfung am Ende des
Sommersemesters 1S98: 26 Gehilfen,
unter diesen C. Bruns, Hauwick, für
hervorragende Leistungen gleichzeitig
den Semester-Ehrenpreis.
Die Prüfung als Obergärtner be-
standen nach der Prüfungs- Ordnung
vom 1. April 1892 der Gehilfe Curt
Rottig, Wiehe a. U.
Die Berechtigung zum Einjährig-frei-
willigen Dienst erhielt Erich Lehmann.
Steglitz.
Der Unterricht wird in 5 Abteilungen
von 10 Lehrern erteilt, und in jeder
WTeise dafür Sorge getragen, dass die
Gehilfen sich eine zeitgemässe, ab-
geschlossene Fachbildung aneignen.
Der nächste Kursus beginnt den
20. April er. und ist der Direktor Dr.
H. Settegast zu jeder näheren Auskunft
stets bereit.
Gartenbau- und Haushaltungs-Schule in
Friedrichshafen.
Im schön gelegenen Friedrichshafen
am Bodensee wird im Anschluss an
das Lehrerinnenheim am 1. April eine
Gartenbau- und Haushaltungs-Schule
für Mädchen gebildeter Stände eröffnet.
Anmeldungen an Frau Oberbürger-
meister von Rümelin, Stuttgart.
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin. Grosse deutsche Winter-
blumen - Ausstellung, Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten. Das
Programm, das Medaillen und Geld-
preise im Gesamtbetrage von nicht
weniger als 20000 Mark aussetzt,
ist am 23. Februar vom Verein
zur Beförderung des Gartenbaues
genehmigt und wird nun gedruckt
werden.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau-Ausstellung vom 5./17.
bis 15./27. Mai 1899. Anmeldungen bis
spätestens zum 1. 13. März an Geheim-
rat Excellenz Prof. Fischer von
Wald heim. Kaiserl. bot. Garten.
Antwerpen. Internationale Aus-
stellung vom 9. — 13. April 1899 zur
Feier des 3ocjährigen Geburtstages von
Anton van Dyck.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899
grosse internationale Ausstellung der
Ligue horticole L'Union zu Mont
St. Amand bei Gent. Das Programm
ist ausserordentlich umfangreich, gegen
1000 Aufgaben.
Dresden. Jubiläums -Ausstellung
des Landesobstvereins für das König-
reich Sachsen vom 14. — 19. Oktober.
Das Programmm ist zu beziehen:
Gerokstrasse 45.
Litteratur.
Mitteilungen der DeutschenDen-
drologischen Gesellschaft 1897.
Enthält den Bericht über die Thätig-
keit der Gesellschaft im Jahre 1897,
sowie eine Reihe interessanter und
belehrender Vorträge und sonstiger
Aufsätze aus dem Gebiete der Baum-
und Gehölzkunde. Besonders interessant
ist eine farbige Abbildung von Rho-
dodendron mucronulatum. Ein Mit-
gliederverzeichnis bildet den Beschluss.
Der Bericht über die Acker- und
Gartenbau-Ausstellung zu Nizza, welche
vom 31. März bis 3. April 1898 statt-
fand, ist erschienen. Derselbe enthält
Eingesandte Preisverzeichnisse.
'43
u. a. auch ein Verzeichnis der Prä-
miierungen. ____
Albert Maumene. L'arf du
ileuriste. Paris, Verlag der Librairie
agricole du »Jardin< 1897. so. 239 S.
33 Abb.
Die Kunst des Blumenbinders
wird hier in hübscher Sprache vor-
gelührt. und diese Schrift wird auch
dem deutschen Leser viel Interesse
gewähren, um zu sehen, in welcher
Form in Paris Blumenzusammen-
stellungen verwendet werden und
welche Regeln dabei gelten. Das Ganze
ist in einem anmutigen Plauderton ge-
schrieben und behandelt auch all-
gemeinere Verhältnisse. So z. B. die
Blumen bei den Völkern in den ver-
schiedenen Zeitaltern; ferner: Woher
kommen die Blumen? Wohin gehen
.sie? Weiter werden ausser den eigent-
lichen Bindereien besprochen: Blumen
für Balkons und Fenster, Blumen
an Häusern, Guirlanden etc., schliess-
lich die Blumen im Auslande. Ueber
Deutschland sagtder Verfasser p.228:
»Deutschland und Oesterreich, wo der
Blumenhandel sehr bedeutend ist, sind
noch zu nennen. Aber wenn auch
manche ihrer Zusammenstellungen
hübsch sind, so sind andere doch wenig
zierlich und von zweifelhaftem Ge-
schmack. (Ist das in Frankreich nicht
ebenso? L. W.)
In Deutschland besonders macht
man sehr schwereZusammenstellungen;
die Kränze, meist aus Blättern, die
dicht aufeinander gelegt sind, ge-
bildet, sind zuweilen ziemlich
grob.*) Aber man muss anerkennen.
dass, wenn manche Zusammen-
stellungen., wie die, wo Vögel auf den
Henkeln wie auf Stangen sitzen,
sich etwas vom guten künstlerischen
Geschmack entfernen (sehr wahr. L.W.),
dagegen andere Blumen-Motive sich
durch äusserste Gewähltheit und voll-
kommene Erfassung einer Idee aus-
zeichnen. Manche Sträusse, bei denen
die Maiblume ott das vorwiegende
Element ist, die auf der Basis von
langen Cycas-Wedeln ruhen und mit
einer grossen Schleife aus Band ver-
bunden sind, dessen Enden zierlich
herabhängen, sind höchst elegant:
diese Sträusse sind meistens für Be-
gräbnisse bestimmt. Von origineller
Erfindung, sind sie gewissermassen die
Signatur der grossen deutschen Blumen-
binder, welche dadurch die kleinlichen
und schlechten Geschmack zeigenden
Leistungen der Blumenbinder von wenig
Talent zurückweisen wollen.
Die Sträusse und Vorderstücke der
Kreuze, Kränze und Trauerkissen sind
ebenfalls mit diesen Cycaswedeln ge-
schmückt, welche man im Innern be-
festigt oder quer über die Kränze hin-
geworfen hat. Alan betreibt Spezial-
kulturen von Cycas, um die ab-
geschnittenen Wedel zu liefern.
Unsere Pariser Blumenbinder wenden
jetzt auch Wedel von Cycas und ge-
wissen Palmen in grosser Menge für
ihre reichen Gebilde an.«
*) Der abgebildete Kranz aus Blättern im
deutschen Stil, anscheinend ein uraltes Gliche,
ist allerdings wenig schön. Es giebt aber viel
bessere. L. W.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
\V. Weisse in Kamenz i. Sachs. Coni-
feren, Zierbäume, immergrüne Pflanzen.
Stauden, Obstbäume etc. — Fürst von
Lobkowitzsche Baumschulen in
Eisenberg (Böhmen). — Au gusteCh an-
tin in Paris. Rhododendion. Orangen,
Myrten, Araucarien, Palmen, Orchi-
deen etc. — Köhler & Rudel in
Windischleuba-Alteuburg (S.-A.). Spe-
zial-Preisliste über Cactus - Dahlien,
Chrysanthemum, Canna. Schnittstauden
und div. Samen. — J. Kmetsch in
Burg bei Hoyerswerda (Schlesien).
Baumschulartikel. Po m m ers c he
Obstbaum- und Gehölzschulen zu
Radekow bei Tantow (Berlin-Stettiner
Bahn). Dasselbe. — A. Seh wiglewsk i
in Carow b. Berlin, Post Blankenburg
(Mark). Dahlien (mit Abb.). A.
Metz & Co. in Berlin, Bülowstrasse.
Grassämereien. W. Pfitzer in
Stuttgart. Pflanzen -Verzeichnis über
Diverses (mit Abb.). — Karl Rein seh
in Dresden. Windmotoren für Maschinen
und Pumpen.
i44
Persunal-Nac brich tun.
Personal-Nachrichten.
Der 70. Geburtstag des berühmten
Botanikers Geh. Regierungsrat Prof.
Dr. Simon Seh wendener. Mit-
glied des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaus zu Berlin, geb. zu Buchs,
Kanton St. Gallen, wurde am 10. Februar
festlich begangen. Es erschienen u. a.
der Rektor der Universität, Geh. Rat
Waldeyer und der Dekan Professor
Schwarz. Geh. Reg.-Rat Engler
überreichte im Namen der Freunde
ein grosses, in Leder gepunztes Album
mit etwa 200 Photographien und verlas
die darauf bezügliche Adresse. (Das
Album ist von G. Hulbe, die Adresse
vom Hofkalligraphen Sack gefertigt.)
Prof. Asche rson verlas die Adresse
des bot. Vereins der Provinz Branden-
burg, L. Wittmack die der Gesellschaft
naturforschender Freunde; Gartenbau-
direktor Lackner und Perring über-
reichten das Diplom als Ehrenmitglied
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baus, Prof. Haberlandt aus Graz
namens der Schüler eine mit dem
Hilde Schwende n er s gezierte inhalts-
reiche Festschrift etc. etc. Am fol-
genden Tage fand ein Festessen im
^Englischen Hause« statt, bei welchem
der Rektor der Universität, Geh. Rat
Waldeyer, das Hoch auf S. M. den
Kaiser ausbrachte. Prof. Haberlandt
begrüsste den Jubilar namens der
deutschen bot. Gesellschaft, Professor
Engler im Namen der Berliner Freunde,
Prof. Volkens im Namen der Schüler,
der Gesandte der Schweiz, Minister
Roth, als schweizerischen Veteran
der Wissenschaft, Geh. Rat Diels
sprach im Namen der Akademie der
Wissenschaften, Prof. Schwarz im
Namen der philosophischen Fakultät.
Hierauf antwortete Geh. Rat Seh wen-
dener in längerer Rede. Prof. Kny
trank auf die Gäste, Prof. Lasson
in Versen auf die deutsche bot. Ge-
sellschaft, Geh. Rat Wagner auf die
Schweiz, L. Wittmack erklärte die
Tischkarte, die er mit Zeichnungen aus
Schwendeners Werken durch Herrn
Schade hatte schmücken lassen, und
trank auf die deutschen Universitäten.
Prof. an der Universität Heidelberg,
Geh. Hofrat Dr. Ernst P fitz er und
den Prof. an der Universität Kopen-
hagen Dr. Eugenius Warming zu
korrespondierenden Mitgliedern, in
ihrer physikalisch - mathematischen
Klasse gewählt.
Der 90. Geburtstag des Hrn. Adolph
Demmler wurde am 23. Februar im
Kreise der Familie festlich begangen.
Der Vorstand des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues überreichte
dem immer noch frischen Greise die
Vermeilmedaille für Förderung der
Zwecke des Vereins durch allgemeine
Förderung des Gartenbaues
Der Verein zur Beförderung des
Gartenbaues hat innerhalb acht Tagen
drei langjährige Mitglieder verloren.
Am iü. Februar verstarb der Rentner
B. Schäffer, Berlin, Begründer der
Firma Schäffer & Walcker, der in
Herischdorf in Schlesien sich der
Pflege seines Gartens mit grosser Liebe
widmete. — Am 18. Februar verschied
nach langen Leiden der allezeit
opferfreudige Kommerzienrat Otto
Dellschau, dessen Garten in Pankow
von Herrn Obergärtner Schmidt so
wohl gepflegt wird, und dessen
Azaleen ein Schaustück auf allen
Berliner Ausstellungen waren. - Am
19. Februar verstarb plötzlich, nachdem
er sich von längerer Kränklichkeit fast
ganz wieder erholt hatte, im 59. Lebens-
jahre der Kgl. Gartenbaudirektor und
Kgl. Hoflieferant Gustav Adolph
Schultz, Lichtenberg bei Berlin, ein
Mann, der sich aus den kleinsten An-
fängen zu einem der ersten Handels-
gärtner Deutschlands aufgeschwungen
hatte. Wie hoch dieser Mann angesehen,
ergab sich am besten aus der
nach Hunderten zählenden Trauer-
versammlung bei seinem Begräbnis.
Wir werden seine Biographie in nächster
Nummer bringen.
Die königl. Akademie der Wissen-
schaften hat den Professor an der
Akademie zu Münster i. W., Geheimen
Regierungsrat Dr. Oskar Brefeld, den
Der grosse Gartenliebhaber Kom-
merzienrat Ranniger in Altenburg,
Besitzer eines herrlichen Winter-
gartens, Mitglied des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, f am
23. Februar nach einem nur Stägigen
Krankenlager.
Gartenflora 1899.
LISSOCHILUS GRAEFII. kränzlin.
Lissochilus Graefii Krzl.
rz^ry- Von F. Kränzlin, (Hierzu Tafel 1460.)
-3^jie hier abgebildete schöne Erdorchidee hat für Berlin eine besondere Be-
^£% deutung insofern, als sie in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt, nämlich
in Steglitz, zum erstenmale geblüht hat und von hier aus als neue Art be-
kannt gemacht wurde. Es ist ein stattliches Gewächs mit faustgrossen, prallen,
eiförmigen Knollen und grossen, im allgemeinen an Curculigo erinnernden
Blättern. Der Blütenschatt erreicht eine Höhe bis zu 1,25 Meter und trägt
oberseits eine reichblütige, etwas lockere Rispe der schönen Blumen, welche
die beifolgende Tafel in natürlicher Grösse und Färbung zeigt. Der Haupt-
unterschied von ähnlichen Arten, von denen aber keine z. Z. bei uns in Kultur
ist, besteht in dem mittleren Lappen der Lippe. Bei allen anderen Arten
dieses Formenkreises bildet derselbe eine wenn auch zusammengefaltete, so doch
leicht in eine Ebene ausbreitbare Fläche, bei L. Graelii ist dieser Teil ein
solider, beilklingenähnlicher Körper, welchen flach auszubreiten unmöglich ist.
Dies ist das am meisten charakteristische Merkmal, die anderen mehr auf
botanischen Subtilitäten beruhenden lasse ich hier um so eher bei Seite, als sie
alle nur mit Hilfe von Vergleichsmaterial gewürdigt werden können. Die
Pflanze hat eine amüsante und für den Besitzer erfreuliche Vorgeschichte. Herr
Dr. Graef*) erstand bei der einstmaligen Firma Seeger & Tropp zu East-Dulwich
bei London einen Posten Laelien und Cattleyen zu einem sehr geringen Durch-
schnittspreis (ich glaube 1 Sixpence das Stück). Darunter befand sich eine
verschrumpfte, sehr dürftig aussehende Knolle, welche Herr Dr. Gr. für Cattleya
citrina hielt, womit sie in der ThatÄhnlicheit hatte, und welche er nach Art dieser
Pflanzen kultivierte, d. h. den Gipfel nach unten. Der neue Trieb wuchs aber
nicht in der Art von Gattl. citrina abwärts, sondern die Blätter wandten sich
sofort aufwärts. Die Pflanze wurde nun aus ihrer Zwangslage erlöst und ein-
getopft. Die neue Behandlung schlug so gut an, dass die neue Bulbe mehr
als doppelt so gross wurde wie die erste und die dritte wieder grösser. Ich
erinnere mich der alten Bulben noch sehr genau. Im zweiten Jahre blühte
dann die Pflanze, machte aber im darauffolgenden Jahre ausser noch grösseren
Bulben und Blättern einen noch viel höheren Blütenstand von den oben an-
gegebenen Dimensionen. Die Beobachtungen zweier Jahre und eine genaue
wissenschaftliche Beschreibung nebst einer Discussion über die systematische
Stellung habe ich zuerst in Gard. Chronicle 1893, I. 740 publiziert; eine noch
detailliertere Beschreibung mit deutschem Text und einer farbigen Tafel in dem
dritten Bande der Xenia Orchidacea, Seite 125 (mit Tafel 272). Ich halte die Art
als solche aufrecht, trotz Herrn Allen Rolfes Einwand, welcher sie in Bd. 7 der
Flora of Tropical Africa (S. 91) mit Lissochilus Krebsii Rchb. f. vereinigen will.
*) Herr Dr. Graef in Steglitz ist leider am 2. März im 72. Lebensjahre verschieden.
IA(j 856. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Herr Rolfe bat die Pflanze nicht lebend untersucht und aus seiner Beschreibung
geht hervor, dass er das Hauptmerkmal, wodurch sich beide Arten unter-
scheiden, nicht4gesehen hat. Ueberdies hat L. Graefii grössere Blüten, als sie
je bei L.^Krebsii'vorkommen.
Erklärung der aus Xenia Orchidacea III t., 272 entlehnten Analysen:
1. Blüte von vorn. 2. Labellum von der Seite (verkleinert). 3. Pollenmassen
von vorn. 4. Dieselben von hinten. 5. Anthere von innen, ö. von aussen ge-
sehen. (3 — 6 schwach vergrössert).
856. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 23. Februar 1899.
I. Der Vereinsdirektor, Kgl. Gartenbaudirektor Lackner, wies daraufhin, dass
der Verein innerhalb kurzer Zeit mehrere schwere Verluste erlitten habe,
und widmete den Dahingeschiedenen: Herren Ulrich Pitt-Wernigerode,
Rentner B. Schäffer-Berlin, Kommerzienrat Dellschau-Berlin und Kgl.
Gartenbaudirektor Gust. Ad. Schultz-Lichtenberg bei Berlin, warme
Worte der Anerkennung. Die zahlreich Versammelten (darunter auch
viele Damen) erhoben sich zum Zeichen der Teilnahme von ihren Sitzen.
II. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Schlossgärtner Ad amHeydt,Dallmin an der Berl. Hamburger
Bahn, durch L. Wittmack;
2. » Kommerzienrat Hugo Landau, Berlin W., Wilhelmstr. 71,
durch Herrn Dr. Freiherrn von Landau;
3. » Gärtnereibesitzer M. Rist ig, Zehlendorf, durch Herrn
Wienholz;
4. » Rentier Meermann, Birkenwerder, durch Herrn Lehmann.
III. Als ein freudiges Ereignis teilte der Direktor mit, dass heute Herr
Adolph Demmler seinen 90. Geburtstag feiere und dass ihm dazu vom
Vorstande die Vermeilmedaille überreicht sei.
IV. Alsdann begrüsste er den in der letzten Versammlung als zweiten Vor-
sitzenden gewählten Herrn Konsul Seifert. Dieser dankte in herzlichen
Worten für seine Wahl und erklärte, er wolle sich nach besten Kräften
bemühen, allen Interessen gerecht zu werden und die Ziele des Vereins
nach jeder Richtung zu fördern. (Bravo!)
V. Alsdann hielt Herr Prof. Dr. Carl Müller einen mit vielem Humor
gewürzten und mitreichem Beifall aufgenommenen Vortrag über das Ivessche
Verfahren der Reproduktion von Photographien in natürlichen Farben
und seine Bedeutung für den Gartenbau. Herr Prof. Müller entwickelte,
wie man das weisse Sonnenlicht durch ein Prisma in die Regenbogen-
farben zerlegen könne und wie weiter sich diese Farben in drei Grund-
farben: rot, grün und blau, zusammenfassen lassen. Wenn man nun einen
Gegenstand erst durch ein rotes Glas photographiert, dann durch ein
grünes, dann durch ein blaues, von diesen Aufnahmen drei durchsichtige
Glasphotographieen (sog. Diapositive) herstellt, diese wiederum durch
Einschalten der entsprechend gefärbten Gläser (rot, grün und blau) färbt
856. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. \An
und mit Hilfe des [vesschen Lichtbilderapparates (des ..Chromoskopes")
die aul einen weissen Schirm geworfenen Bilder übereinander schiebt,
so erbickt man bei völliger I)eckung der Bilder den Gegenstand in
natürlichen Farben. Der Redner dankte dem Herrn Prof. Dr. Börnstein
von der landw. Hochschule, welcher ihm das Chromoskop nebst elektrischen
Lampe zur Verfügung gestellt hatte, ebenso der Gesellschaft Urania für
Überlassung einer Anzahl zugehöriger Diapositive
Die auf eine weisse Wand geworfenen Bilder einer Vase mit Blumen,
eines Tellers mit Früchten, eines Schmetterlings etc. etc. wurden über-
raschend in ihren natürlichen Farben wiedergegeben. Prof. Müller legte
dar, dass man Bindereien, Blumen, Teppichbeete etc. auf diese Weise
sich in ihren natürlichen Farben wieder vorführen könne; allerdings
bedarf es vorläufig dazu noch der komplizierten Apparate, deren vor-
zügliche Leistungen aber die angemalten Photographien als einen nur
wenig befriedigenden Notbehelf erscheinen lassen.
VT. Ausgestellte Gegenstände: i. Herr Obergärtner Lehmann legte aus
dem Garten des Herrn Leutnant Wollank in Dammsmühle*) mehrere
sehr schöne Exemplare des Bismarckapfels vor und bemerkte, dass
dieser Apfel erst im Januar bis März wohlschmeckend wird: wegen dieser
Dauerhaftigkeit, seines schönen Aussehens und seines guten Geschmacks
verdiene er die weiteste Verbreitung. Er fault nicht so, wie der Kaiser
Alexander. Herr Inspektor Dressler stimmte dem bei ; wenn er auch
kein ganz feiner Apfel ist, so verdient er doch aus den angegebenen
Gründen Empfehlung.
2. Vorgelegt wurden die in Gartenflora Heft 4 S. 100 abgebildeten
Aluminium-Etiketten von F. Knoll-Leipzig-Lindenau sowie dessen
praktische Baumbänder. Auf Antrag des Herrn Hofgärtner Hoffmann
beschloss der Verein, eine'Anzahl Etiketten, die Herr Bluth nach seinen
allerdings erst kurzen Versuchen empfahl, kommen zu lassen. Herr
Prof. Dr. Carl Müller bemerkte, dass. wenn man Wasser in Gefässen
aus Aluminium koche, das Aluminium wie alle Erdmetalle etwas zersetzt
werde, es frage sich, ob im heissen Sommer, wenn Regen auf die Etiketten
falle, nicht auch eine leichte Zersetzung stattfinde. Das müsse der Ver-
such lehren. Herr Hofgärtner Hoffmann führte noch an. dass, wenn man
die gewöhnlichen Zinketiketten, nachdem sie beschrieben, mit Kopallack
auf beiden Seiten überstreiche, sie sich viel besser halten.
3. Herr Prof. Dr. Carl Müller zeigte ein bereits fast verblühtes
Sauromatum venosum (abgeb. Gartentlora Heft 3 S. 67), L. Wittmack
ein solches noch vor dem Aufblühen vor. Letzterer hatte die Knolle
durch Güte des Herrn J. Kuntze (i. Fa. J. C. Schmidt), Berlin, der
ca. 3000 Stück in diesem Winter verkauft hat, erhalten. Herr Prof.
Müller bemerkte, dass der lange, wurmförmige Fortsatz am Kolben vor
der Blütezeit reich mit Stärke gefüllt sei. Diese Stärke wird offenbar
durch den Athmungsprozess verbrannt und infolge dessen entsteht auch
hier die bei vielen Araceen in der Blütenscheide beobachtete Wärme-
entwicklung. Wenn man den Kolben kurz vor dem Aufblühen anfühlt,
*) Siehe die Beschreibung von Dammsmühle in Gartrl. i8<j8 S. 400.
]A$ 856. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
spürt man eine Wärme von ca. 30 — 32 ° C. Herr Privatdozent Dr.
Kolkwitz hat in seiner Habilitationsrede berechnet, dass sich, wenn
man die Wärme sammeln könne, ein Glas Wasser zum Kochen bringen
lasse. Der Geruch zur Blütezeit sei übrigens recht unangenehm, wie bei
Aaspflanzen.
4. Herr Lehmann legte abermals sehr schöne riesige gefüllte Blumen
von Datura suaveolens vor (vergl. Gartenflora 1898 S. 652). Die Pflanzen
haben den ganzen Sommer über geblüht und blühen auch jetzt wieder.
Um das zu erreichen, hat Herr L. die Töpfe über Wasser gestellt und
recht gut gepflegt. Die trocken gehaltenen haben weder Blätter noch
Blüten. Auch eine hellrosa und eine dunkelrote Varietät besitzt Herr
Lehmann. Er empfahl sehr, diese schöne Blume, die sich für grosse
Bindereien sehr eignet, als WTnterblume zu ziehen, nur dürfte sie sich
abgeschnitten nicht lange halten. Herr Lackner bemerkte, dass Datura
suaveolens auch bei J. C. Schmidt in Steglitz blühe. Dasselbe ist bei
Herrn Mehl und noch einigen Herren der Fall. Herr Lehmann fügte
noch hinzu, dass Stecklinge vom Frühjahr bereits im Sommer blühen, und
zwar ebenso gross wie die alten. Der Geruch ist bei den weissen be-
sonders des Morgens schön, bei den roten ist er schwach.
5. L. Wittmack zeigte zwei Aststücke von den jetzt so viel be-
sprochenen alten Taxus-Bäumen aus dem Garten des Herrenhauses vor,
die das Museum der landw. Hochschule durch Güte des Herrn Re issig,
Bureaudirektor des Herrenhauses, bereits 1897 erhalten.
VII. Eine lange Debatte erhob sich über den folgenden Antrag der Ver-
einigten Ausschüsse:
a) den Fonds der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung für
Gärtner von 6800 auf 10000 M. zu erhöhen;
b) der Kgl. Gärtner-Lehranstalt Potsdam zu ihrem 75jährigen
Jubiläum eine Summe von 5000 M. unter dem Namen »Stipendien-
fonds des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den
preussischen Staaten« zu überweisen und dessen Verwaltung dem
Direktorium der Anstalt zu übertragen.
Herr Direktor Lackner erläutert die Geschichte dieses Antrages: Am
25. Januar 1898 hatten die Herren städtischer Obergärtner Weiss und Ge-
nossen einen Antrag beim Vorstande eingebracht, von dem Überschuss
der Jubiläumsausstellung 1897, der auf ca. lbooo M. anzunehmen sei,
10 000 M. dem Vereinsvermögen zuzuführen, von dem Rest die eine Hälfte
der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung für Gärtner zu überweisen,
die andere Hälfte (also ca. 3000 M.) dem jetzt in der Bildung begriffenen
Stipendienfonds der Kgl. Gärtner - Lehranstalt. Dieser Antrag konnte
damals nicht verhandelt werden, weil die Abrechnung über die Aus-
stellung noch nicht vorlag, die übrigens auch heute noch nicht dechargiert
ist. In der Sitzung des Gehölz- und Obstausschusses vom 8. Dezember 1898
stellte Herr Gartenbaudirektor Hampel den Antrag, statt 3000 M. 5000 M.
nach Potsdam zu geben, aber diese Summe nicht mit dem allgemeinen
Stipendienfonds zu verquicken, sondern als besonderen Fonds zum ewigen
Gedächtnis an den Verein als Stipendienfonds des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues von der Direktion der Gärtner-Lehranstalt, aber unter den-
856. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. ^M)
selben Bedingungen wie den grossen Stipendienfonds verwalten zu lassen.
I mos wurde angenommen. Ebenso erklärten sich die übrigen Ausschluss-,
wenn auch im Blumen- und Gemüseausschuss einige abweisende Stimmen
laut wurden, dafür. Der Vorstand dagegen gab in einer Sitzung aller
Ausschüsse zur Erwägung, ob es nicht besser sei, der Gärtner-Lehr-
anstalt 3000 M. zu ihrem allgemeinen Stipendienfonds ohne jede Be-
dingung zu geben. Die vereinigten Ausschüsse aber beschlossen, der
Versammlung die 5000 AI. zu empfehlen. Darüber, dass der Fonds der
Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung auf 10000 AI. erhöht werden
müsse, waren alle einig.
Ehe die Diskussion begann, ging ein schriftlicher Antrag von Herrn
Inspektor Dressler und Genossen ein:
1. den Fonds der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung auf
15000 M. zu erhöhen und aus den Zinsen dieses Fonds Stipendien
zu zahlen, und zwar abwechselnd einmal einem jungen Mann, der
die Potsdamer Lehranstalt besucht hat, das andere Mal einem
jungen Mann, welcher vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues
hierfür als würdig befunden wird;
2. die beantragte Summe von 5000 M. zum Jubiläumsfonds der Gärtner-
Lehranstalt in Potsdam abzulehnen.
Herr Inspektor Dressler begründete diesen Antrag. Er und seine
Genossen wollten nicht Geld sparen, aber das Geld solle in der Ver-
waltung des Vereins bleiben, damit es nicht nur den Zöglingen der
Gärtner-Lehranstalt zu gute komme.
Herr Kgl. Gartenbaudirektor Hampel sprach für den Antrag der ver-
einigten Ausschüsse; die Anstalt in Potsdam sei ein Kind des Vereins, der
Verein habe im Kuratorium eine Stimme, habe über das Wohl und Wehe
mit beraten, aber pekuniär bisher nichts dazu beigesteuert, da gezieme es
sich wohl, beim 75. Jubiläum die Hand aufzuthun, zumal unsere Finanz-
lage günstig sei. Es würde das Stipendium ein dauerndes Andenken an
den Verein sein, wenn auch die Anstalt verstaatlicht würde.
Herr Hofgärtner Hoffmann befürwortet ebenfalls den Antrag der ver-
einigten Ausschüsse. Für die Kaiser Wilhelm- und Augusta-Stiftung könne
man alljährlich im Etat etwas aussetzen, um auch deren Fonds zu erhöhen.
Herr Inspektor Per ring begründet den Beschluss des Vorstandes.
,;"<>M M. zu geben; die Kaiser Wilhelm-Stiftung bedürfe dringend einer
Erhöhung, damit auch Unterstützungen gezahlt werden können. Der
Stipendienfonds der Gärtner-Lehranstalt betrage jetzt schon 13000 M.; die
5000 Mk. würden Verwaltungsschwierigkeiten machen.
Herr Inspektor Echtermeyer empliehlt den Antrag der Ausschüsse.
Der Vorschlag des Herrn Dressler. alle zwei Jahre das Stipendium an
die Gärtner-Lehranstalt zu geben, würde auf Schwierigkeiten stossen, da
nicht beabsichtigt sei, durchaus alle Jahre den Fonds zu verteilen. Es
würde gewiss im Ministerium, das dem Verein Beihilfen gewähre, mit
Befriedigung anerkannt werden, dass der Verein seine Mittel auch für
die Gärtner-Lehranstalt verwende, wie schon L. Wittmack in den
Ausschusssitzungen dargelegt habe; die Kaiser Wilhelm-Stiftung bleibe
ja in der Pflege des Vereins.
j cq 856. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Herr Brettschneider: Ich bin dem Antrag Dressler beigetreten,
weil in kurzer Zeit die Potsdamer Anstalt aus der Verbindung mit
unserem Verein ausscheidet; es ist nicht gesagt, wie weit der Verein einen
Eintluss bei der Verleihung des Stipendiums haben würde.
L. Wittmack, der die historische Seite noch ergänzt, bittet, den An-
trag der vereinigten Ausschüsse zuerst zur Abstimmung zu bringen; die
A'erwaltung werde keine Schwierigkeiten machen.
Herr Hampel bemerkt Herrn Per ring gegenüber, dass die 13000 M.
von Freunden und Schüler gegeben seien; der Verein würde auch in Zu-
kunft gewiss stets bereit sein, auf Antrag des Vorstandes die Kaiser
Wilhelm-Stiftung weiter zu erhöhen. Die Ausschüsse hätten den Antrag
reiflich geprüft, und wenn deren Anträge nicht angenommen würden, so
verlören die Ausschüsse ihre Bedeutung.
Der Vereinsdirektor bemerkt dem gegenüber, dass zwar dem Votum
der Ausschüsse ein grosser Wert beigelegt werde, dass die Vereins-
versammlung aber absolut souverän sei.
Herr Cordel berichtet, er habe in der Sitzung der vereinigten Aus-
schüsse mit mehreren Genossen den Antrag gestellt, die 5000 M. unter
der Verwaltung des Vereins zu belassen, er habe ihn später zurückgezogen.
Herr Hapt habe ihn aber in der Form wieder aufgenommen, dass die
5000 M. an die Kaiser Wilhelm-Stiftung gegeben werden und abwechselnd
ein Zögling der Gärtner - Lehranstalt, und ein Anderer unterstützt
werden solle.
Herr Bluth ist für den Antrag der vereinigten Ausschüsse. Die
Kaiser Wilhelm-Stiftung und der Jubiläumsfonds der Gärtner-Lehranstalt
hätten nichts mit einander zu thun. Der Verein habe den Überschuss
der Ausstellung erworben durch die Thätigkeit seiner Mitglieder, durch
Gaben von Staat, Stadt, Behörden und Privaten, da könne er auch die
5000 M. zu wohlthätigen Zwecken verwenden.
Herr Echtermeyer: Was der Verein stiftet, giebt er nicht dem Staat,
sondern der Gärtner-Lehranstalt. Das Geld wird nur an wirklich tüchtige
Zöglinge gegeben werden.
Herr Inspektor Perring erwidert Herrn Hampel, die vereinigten Aus-
schüsse könnten sich nicht verletzt fühlen, wenn ihr Antrag nicht an-
genommen werde, ebenso wenig wie der Vorstand, falls sein Antrag nicht
den Beifall der Versammlung finde.
Herr Hampel: Wenn die Gärtner-Lehranstalt nach Dahlem kommt,
werden auch Handelsgärtner, Obst- und Gemüsegärtner in ihr aus-
gebildet werden.
Herr Inspektor Lange ist für 5000 M., wünscht sogar, dass dieser
Betrag später noch erhöht werde.
Herr Hofgärtner Hoffmann spricht nochmals für die 5000 M.; der
Stipendienfonds soll dem ganzen Stande zur Ehre gereichen, das Ministe-
rium werde es gewiss anerkennen, dass der Verein auch etwas
Ordentliches leiste.
Herr Geschäftsführer Junge: Das Ministerium schenkt dem Verein
Vertrauen, erweisen auch wir dem Staate bezW. der Gärtner-Lehranstalt
Vertrauen, dass die Verwaltung des Fonds gut geführt werde; 3000 M.
Gustav Adolph Schultz t. |- i
sind als Separat-Stipendienfonds zu wenig, es müssen 5000 M. sein. In
Jen letzten Jahren hat der Verein durch seinen Vertreter im Kuratorium
einen ganz erfreulichen Einfluss ausgeübt.
Herr Schatzmeister Loock: Als es sich zeigte, dass die Jubiläums-Aus-
stellung einen Überschuss ergeben würde, hat der inzwischen leider
dahingeschiedene Direktor Herr v. Pommer Esche bereit- angeregt,
den Fonds der Kaiser Wilhelm-Stiftung auf 10000 M. zu erhöhen. Da zeigte
sich, dass der Überschuss grösser war, und infolge dessen wurde der
Antrag Weiss eingebracht. Ich bin der Meinung, dass auch der Vorstand
5000 M. nach Potsdam geben kann.
[nfolge eines Schlussantrages kamen mehrere Redner nicht mehr
zum Wort.
Bei der Abstimmung wurden die beiden Anträge der vereinigten
Ausschüsse (siehe oben S. 14S a und b) mit sehr grosser Majorität an-
genommen. (Eine zweite Abstimmung erfolgt am 23. März, da die
\ ersammlung am 30. März des Gründonnerstags wegen nicht statt-
finden kann.)
YIII. Ohne Debatte genehmigte sodann dieVersammlung das vorgelegte Programm
der Grossen deutschen Winterblumen- Ausstellung Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten und erklärte sich damit einverstenden, dass,
um diese Ausstellung zu einer des neuen Jahrhunderts würdigen zu ge-
stalten, 20000 Mark zu Medaillen und Geldpreisen ausgesetzt werden,
lies beschränkten Raumes wegen können Obst, Gemüse, Gartenpläne und
gewerbliche Gegenstände nicht ausgestellt werden, das Hauptgewicht soll
eben auf Blumen gelegt werden. Auch hierüber erfolgt die 2. Abstimmung
am 23. März.
IX. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver-
sammlung Vorgeschlagenen. (Siehe Heft 4 S. 90.)
Carl Lackner. L. Wittmack.
Gustav Adolph Schultz "f.
(Hierzu Abb. 3i, Portrat.)
Am 19. Februar starb unerwartet der Kgl. Gartenbaudirektor Gustav
A d 0 Iph Schultz in Lichtenberg b. Berlin. Mit ihm ist einer der
bedeutendsten Handelsgärtner des Deutschen Reiches dahingegangen, ein Mann,
der. wie Herr 0. Xeumann mit Recht im Handelsblatt für den Deutschen
Gartenbau S. 64 sagt, ganz besonders für die Berliner Handelsgärtnerei ein
\ orl ild gewesen ist. indem er mit weitem kaufmännischen Blick seine Gärtnerei
zu einem Weltgeschäft machte. Er arbeitete eben nicht, wie die meisten
anderen Berliner Handelsgärtnereien (von den grossen Baumschulen sehen wir
hier ab), nur für den Berliner Markt, sondern suchte überall, auch im Auslande.
'-.'. Seine Maiblumenkeime gingen nach allen Teilen Europas, besonders
nach England, aber selbst nach Amerika; seine Hyacinthen und Tulpen, seine
Palmen und Blattpflanzen fanden ihren Weg nach allen Teilen Deutschlands
und auch nach dem Auslande. Durch ihn wurden die Berliner Maiblumen
weltbekannt.
152
Gustav Adolph Schultz f.
Gustav Adolph Schultz wurde am 27. April 1840 zu Hamburg geboren.
Sein Vater war praktischer Arzt in Elmshorn, wo der Knabe die Bürger-
schule des Dr. Stoessinger besuchte. Im Oktober 1856 kam er in die Lehre bei
dem Gärtner II. Jensen in Hamburg-Hohenfelde und trat im April 1860 als
Gehülfe in die damalige Gemüsegärtnerei von Carl Chone. Berlin, Frank-
furter Allee ein. wo er sechszehn Jahre blieb. Während seiner dortigen Thätigkeit
entwickelte sich die anfänglich kleine Gemüsegärtnerei zu einem grossen
Kultur- und Versandgeschäft von Handelspflanzen, in welchem Schultz als
- A
Gustav Adolph Schultz f.
Abb. 3i.
Geschäftsführer arbeitete, rege durch Mittel von dem Chef unterstützt, der sein
Talent anerkannte und in schönster Harmonie mit ihm lebte.
Nach dem Tode Carl Chones nahm Schultz 1874 die Zietemannsche
Gärtnerei in der Koppenstrasse in Pacht, siedelte aber, da das Grundstück bald
verkauft wurde, 1876 nach seinem bereits früher erworbenen eigenen Grund-
stück am „Eckartsberge", neben der Eckertschen Fabrik (jetzt Petersburger-
strasse), über. Das Geschäft blühte hier immer mehr auf und das Terrain,
welches anfänglich nur 350 Ouadratruten (ca. Va ha) umfasste, wurde allmählich
auf 1200 Ouadratruten (ca. 1,7 ha) vergrössert. In der richtigen Voraus-
sicht aber, dass das Grundstück bald der Bebauung unterliegen werde, kaufte
Schultz in Lichtenberg (Röderstrasse) ein Grundstück von 15 Morgen (3,75 ha)
Dioon edule und Dioon edule var. lanuginosum Wittmck.
und richtete dort eine zweite Gärtnerei ein. Im Jahr 1895 verkaufte er
seinen Besitz aut Eckartsberg, liess die dort befindlichen Gewächshäuser nach
Lichtenberg" bringen, vermehrte deren Zahl durch neue, die er nach belgischem
Muster im Zusammenhang errichtete, und erbaute sich noch eine stattliche.
höchst geschmackvolle Villa. — Allein auch dies Land reichte nicht aus: er
erwarb noch ein grosses. 6.5 ha umfassendes Terrain in Rummelsburg-Friedri' :hs-
felde. wo er, gleichwie auf 7.5 ha Pachtland, hauptsächlich Maiblumen, Blumen-
zwiebeln und Flieder kultivierte, während als Wechselfrucht Gemüse gebaut
wurde. Im Ganzen umfasste die Schultzsche Gärtnerei demnach 17.75 ha.*)
Schon auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1S70 wurde ihm die Grosse silberne
Staatsmedaille für Leistungen im Gartenbau zu teil; auch bei der Berliner Ge-
werbe-Ausstellung 1896 beteiligte er sich auf das rühmlichste während der
u.mzen Dauer derselben. Auf den eigentlichen Gartenbau-Ausstellungen Berlins
fehlte er nie, und seine Leistungen waren immer von hervorragender Bedeutung.
schon 188] errang er die Goldene Medaille Sr. Maj. des Kaisers, der ihn später
durch die Verleihung des Titels eines Kgl. Hotlieferanten und nach der
Erbauung der Samariter-Kirche, für die er viele Opfer gebracht, durch den Kgl.
Kn>nenorden 4- Klasse auszeichnete. Infolge seiner hervorragenden Leistungen
auf der Jubiläumsausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
1897 beantragte der Vorstand für ihn beim Ministerium für Landwirtschaft den
Gartenbaudirektor, welchem Ersuchen auf das bereitwilligste entsprochen
wurde.
Nun ist er dahingegangen; seine Witwe aber ist entschlossen, das Geschäft
unter der Leitung tüchtiger Fachmänner weiter zu führen, und wir geben uns
der Hoffnung hin, dass noch auf lange Zeiten die von G u s t a v A. Schultz
begründete Gärtnerei mit ihrem grossen Export eine Musteranstalt bleiben
werde.
G u s t a v A. S c h u 1 1 z war ein Mann, der fast niemals über das Geschäft
klagte, er erklärte meistens, es ginge gut, und er hatte Recht; erst in der letzten
Zeit, bei dem immer bedrohlicher werdenden Import, wünschte auch er Mass-
regeln gegen denselben ergriffen. Wie schon gesagt, suchte Gustav A.
Schultz besonders den Export zu heben, und wir möchten wünschen,
dass die jüngere Generation der Berliner Gärtner sich an ihm ein Beispiel
nehmen und sich dem jetzt etwas weniger gepflegten Berliner Exportgeschäft
w Leder mehr zuwenden mösre. L. W.
Dioon edule und Dioon edule var. lanuginosum Wittmck.
Von L. Wittmack.
(Hierzu Abbildung ?2 — 3g.)
\y or einigen Jahren übersandte mir Herr Obergärtner R. Müller aus der
• Gärtnerei des Herrn Rathke & Sohn in Braust bei Danzig einen Wedel
eines weiblichen Dioon edule (Gycadaceae) und einen weiblichen Zapfen der-
selben Pflanze. Dieser Zapfen war zuerst geschlossen und fast kugelig, oben
zugespitzt; nach dem Eintrocknen aber lösten sich die Schuppen an ihren
*) Eine Beschreibung derselben findet sich in Gartenrl. 1897, S. 1.67.
Dioon edule
und Dioon edulev*^1^
inosum Wittmck,
/!
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i.^
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Abb" 32- ,• u 7anfen aufgesprungen.
i te var lanuginosum, weiblicher Zapfen, S
Abb. 32. Dioon edule var.^g ^ ^ ^^
um wie unsere Abb. 3^
Spißen a— e, ^ -*£ ^^ «. i-ffÄ
Dioon edule und Dioon edule var. lanuginosuni Wittmck.
_L55
aus dem dortigen botanischen Garten übersandte (Abb. 6), trat der Unterschied
des ersteren Exemplars um so klarer hervor.
Während die Spitzen der Schuppen bei dem Palermitaner Zapfen wie bei
allen normalen aussen mit weisslichen. glatt anliegenden, spinnweben-
artig verfilzten Haaren, die fast eine Art Haut bilden, besetzt sind, fehlen diese
weisslichen Ilaare bei dem Exemplar aus Praust: die Spitze ist dagegen bei
diesem stark mit lockiger brauner Wolle besetzt, wie Abb. 35 zeigt. Auch
die Innenseite der Schuppen ist viel krauser wollig als bei der Normalform
(vergl. Abb. 34 mit Abb. 39). Mitunter zeigten sich auch verwachsene Schuppen
- ■ ■''■•' -
Abb. 34.
Dioon edule var. lanuginosum.
Schuppe von innen, unten zwei
Samenanlagen.
Abb. 35.
Dioon edule var. lanuginosuni.
Schuppe von der Seite.
Abb. 36.
Dioon edule var. lanuginosum.
Zwei verwachsene Schuppen.
(Abb. 36) und in diesem Falle waren stets vier Samen an der Basis statt zwei
an der normalen.
Schon Zu ccar ini (der 1 845 die GattungDioon Plat y z ami a , die gewöhnliche
von Lindley Bot. Reg. 1843 app. 59 beschriebene Art Dioon edule: P. rigida
nannte) spricht in den Abhandlungen der Bayer. Akad.. Band IV. Abt. 2,
S. 23 t. 4 von einer möglicherweise zweiten unbekannten Art. von der er nur
einzelne, offenbar kurz nach der Befruchtung gesammelte Schuppen sah. Diese
seien viel länger gestielt, der Stiel oberhalb der P.asis eingefügt, der obere
Teil der Schuppe viel dichter mit Wolle besetzt.' Er bildet die Schuppe
1. c. t. 4. Abb. l6 ab. Diese ist noch etwas grösser, namentlich breiter, und
länger gestielt, aber an der Spitze nicht so stark behaart wie die unsrige.
1 - (5 Dioon edule und Dioon edule var. lanugincsum Wittnick.
Die silberige Haut an der Spitze der Schuppen der Hauptart und ihre
Entstehung müsste einmal näher untersucht werden. Sie gleicht äusserlich dem
papierähnlichen Gewebe des Hausschwammes. Mikroskopisch sieht man. dass
es eigentlich keine Haut ist, sondern dass die Haare durch eine in Alkohol und
Äther nicht lösliche Masse verklebt sind.
Die Gattung Dioon ist in Mexiko heimisch und zählt nur zwei Arten, von
denen bekanntlich die eine, D. edule. deren stärkereiche Samen im Vaterlande
gegessen werden, eine ziemlich häufige Dekorationspflanze ist. Die andere Art,
Dioon spinulosum Dyer, ist sehr selten.*) Von einer dritten Art D. pectinatum
(Autor?) erschien eine prachtvolle Abbildung als Supplement zu Gardeners
Chronicle 1893 I. S. 718 nach einem Exemplar in Kew. Die Blätter (Wedel)
sind bei diesem 1,60 m lang und 30 cm breit, die Fiedern dichter. Ich möchte
aber diese Art für die var. imbricatum Miq. (als Art) von D. edule ansehen.
Regel sagt Gartenfl. 1896 S. 371, dass je nach der Kultur die schmalblättrige
Form in die breitblättrige übergeht.**)
Sir Thiselton Dyer, Direktor des botanischen Gartens in Kew, dem i< b
s. Z. Wedelteile und Schuppen des Prauster Exemplars übersandte, meinte damals,
er könne keinen besonderen Unterschied rinden, alle Zapfen aber, die ich bisher
verglichen habe, zeigten die geschilderte lockig-wollige Behaarung nicht; ich
halte es daher für gut, um in Zukunft die Aufmerksamkeit mehr darauf zu
lenken, diese Abart oder Form mit einem besonderen Varietätnamen: lanugi-
nosum, die wollige, zu bezeichnen.
Erklärung der Abbildungen zu Dioon.
32. Weiblicher Zapfen von Dioon edule var. lanuginosum aus Praust bei
Danzig im aufgesprungenen Zustande; 33. Stück des Wedels; 34. Schuppe von
innen, stark lockig behaart, an der Basis zwischen den zapfenförmigen Fort-
sätzen mit den zwei Samenanlagen; 35. dieselben von der Seite; man sieht, dass
die krauswollige braune Behaarung aussen sich bis zur Spitze erstreckt;
36. zwei verwachsene Schuppen; 37. Dioon edule, normale Form, aus Palermo.
38. weissliche Spitze einer Schuppe desselben mit hautartig verklebten Haarer.,
von aussen, 39. Schuppe desselben, von innen. Die Zapfen etwa l/2> das Übrige
Vi nat. Grösse.
Nachtrag.
Einen Korrekturabzug vorstehender Zeilen mit den Abbildungen habe
ich an Sir Thiselton Dyer geschickt und besonders wegen Dioon pecti-
natum angefragt. Derselbe lässt mir durch Herrn S. T. Dünn einen Brief
schreiben, den er selbst noch mit Zusätzen versehen hat. Darnach ist die
Synonymie von Dioon edule vollständig gegeben von Th. Dyer in Hemsley,
Biologia Centrali-Americana III p. 191, in welchem Werk Dyer die
Cycadeen bearbeitet hat. Macrozamia pectinata Liebm. ist daselbst zurück-
geführt auf Dioon edule.
*) Diese Art ist nach einem zwischen Thiselton Dyer in Kew und A. W. Eichler-
Berlin getroffenen Abkommen von ersterem benannt. Beschrieben und abgebildet ist sie
aber zuerst von Eichler in Gartenzeitung (nicht Gartenflora) i883, S. 411, dann von Dyer
in Hemsley, Biologia Centrali Americana III, S. 191.
**) Nach Dyer ist es seine var. Dioon edule fi Iatipinna. Siehe im Nachtrag.
Dioon edule und Dioon edule var. lanuginosuin Wittmck.
r.
Ein Exemplar, welches Hermann Wendland ^Dionn pectinatum
nannte, wurde von Dyer zu seiner Varietät Dioon cdulc var. Iatipinna
gestellt. Ob dies das Exemplar in Kew ist. welches in Card. Chron. 1893 1. c.
abgebildet wurde, wird im Briefe nicht gesagt. In Hemsley's Biologia findet
sich der Xame Dioon pectinatum noch nicht.
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Abb. 37. Abb. 39.
Abb. 37. Dioon edule, weibl. Zapfen, normal. Abb. 38. Spitze der Schuppe eines normalen Zapfens
iuit spinnwebenartig verfilzten Haaren, von aussen. Abb. 3g. Schuppe eines normalen Zapfens von der
Innenseite, unten die zwei Samenanlagen.
Da es wenigen möglich sein wird. Hemsleys Biologia Centrali Americana,
deren 3. Band zu London 1882/86 erschienen ist. einzusehen, so will ich daraus
den D verschen Artikel fibersetzen und noch bemerken, dass Dyer die nicht
herausgegebenen Zeichnungen Liebmanns aus dem Kopenhagener Herbar zur
Ansicht erhalten hatte. Dyer sagt in Hemsley III p. 191:
■- Dioon Lindl. Bot. Reg. 1S43 app. p. 59 (Dioon). Platyzamia Zuccarini
in Abh. bayer. Akacl. IV p. 23 t 4. Zwei Arten sind Mexiko eigen.
I el§ Dioon edule und Dioon edule var. lanuginosum Wittmck.
Dioon edule Lindl. Bot. Reg. 1. c. (Hierzu giebt Dyer eine schwarze
Tafel LXXI, die einen weibl. Zapfen darstellt.)
Dioon edule Miq. in Act. Inst. reg. Sc. Neerl. ser. 3 IV p. 2 t. 3 u. 4
Fig. a, b, c. -- Lern, in 111. Hort. II p. 91, mit t. t. D. C. Prodi. XVI, Teil 2.
P- 533- _~ Dioon imbricatum Miq. in Wiss. Tijdschr. I p. 30, Act. Inst, t 4
Fig. d, e. D. angustif olium Miq. Lei p. 37 Fig. f. -- D. aculeatum Lern,
in 111. hört. II Mise. p. 91. Platyzamia rigid a Zucc. in Abh. bayr.
Ak. IV 23 t 4. — Zamia Maeleni Miq. in Linn. XVIII p. 97. Z. Friederici-
Guilelmi Hort. Parmentier ex Miq. Prodr. Syst. Cycad. p. 22. Macrozamia
pectinata Liebm. ic. ined. in Herb. Haun. M. littoralis Liebm. ic. ined.,
ebenda. Südmexiko, Colipa (wohl Colima. L. W.), Laguna verde (Liebmann)
Hort et Herb Kew.
Die Blätter variieren sehr in Grösse und Form bei verschiedenen Individuen
und besonders, wie gewöhnlich bei Cycadeen, mit dem Alter der Pflanze. Die
Abschnitte (die einzelnen Fiedern) können sein linear oder breit, entfernt oder
dichtdachig. Sehr junge Blätter sind ott gegen die Spitze hin dornig.
Die männliche Pflanze ist gut abgebildet in Bot. Mag. t. 6184. Zuccarinis
Abbildung des weiblichen Zapfens ist ganz und gar unähnlich (inadaequate*)
und die auf t LXXXI der Hemsleyschen Biologia gegebene Abbildung ist des-
halb nach einem weiblichen Zapfen, der in Kew erzeugt war, gemacht. (Folgt
Tafelerklärung Fig. 1 weiblicher Zapfen in natürlicher Grösse, 2 losgelöste
Schuppe.)
ß latipinna Dyer t. LXXXI Fig. 3 — 5.
Abschnitte (Fiedern) 5/8 Zoll engl, breit, die unteren gegen die Spitze hin
dornig. Südmexiko? und Hort. Kew.
(Folgt Erklärung von Fig. 3 — 5. Fig. 3 Basalteil der Blattspindel, zeigend
gezähnte, reduzierte Abschnitte, 4 Abschnitt vom untern Teil des Blattes,
5 desgl. von der Mitte eines Blattes; alles nat. Gr.)
[Dioon strobilosum Lern, in 111. hört. 10 Mise. p. 4. D. strobilaceum D. C.
Prodr. VI 2 p. 537 ist mir unbekannt. Es ist möglicherweise ein Zustand zu
D. edule.]
2. Dioon spinulosum Dyer-Eichler in Gartenzeitung 1883 p. 4, t LXXXII
in Hemsley Biologia 1. c.
Blätter kurz gestielt, länglich lanzettlich, starr, flach, fiederschnittig (pinnati-
seeta), gegen 3 Fuss engl. lang. Segmente (Fiedern) ungefähr 70 auf jeder
Seite, die mittleren grösser, einander fast gegenüberstehend, lineal lanzettlich,
kurz zugespitzt, 18 — 23nervig, gegen 4 Zoll lang, in der Mitte x ., Zoll breit, an
der Basis schmäler, beiderseits mit stechenden Dornen, gegen die Basis hin
ganzrandig, die unteren in fiederteilige Zähne übergehend. — Zapfen?
Südmexiko, Tuxtla; Yucatan, Progreso (C. J. Höge) Herb. Kew. (Folgt
Erklärung der Tafel LXXXII. Die Figuren zeigen die oberen und unteren Teile
eines Blattes des Exemplars von Yucatan in nat. Gr.)«
*) Es scheint bei Zuccarini ein halbaufgesprungener Zapfen abgebildet zu sein.
L. W.
Ältere empfehlenswerte LHanzen.
1 M»
Aeltere empfehlenswerte Pflanzen
von Dammann & Cie. ■ San Giovanni ä Teduccio.
Lagenaria vulgaris Ser. longissima
(Cucurbita leucantha Duch. longissima).
(Hierzu Abb. )o.|
Die Herkuleskeulen, Lagenaria. .sind
ähnlich wie die Zierkürbisse höchst
beliebte Schmuckgegenstände und sind
auch für Schaufenster von Samen-
händlern geeignet. Bei uns reifen sie
im Freien nur in warmen Sommern
an Mauern. Dagegen sind sie eine
herrliche Zierde der Warmhäuser, be-
sonders der Viktoriahäuser.
Celosia cristata nana alba.
i Hierzu Abb. 41.)
I »er Hahnenkamm, Celosia cristata L..
ist eine erblich gewordene kamm-
förmige YerbänderungderC. argenteaL.,
die pyramidenförmige Blütenstände
zeigt. Das Vaterland der letzteren ist
* Istindien. Die niedrigen Formen
kommen. wiedie hohen. in verschiedenen
Farben vor: abgebildet ist eine weisse
Varietät. Der Hahnenkamm ist ein
einjähriges Gewächs und gehört zur
Familie der Amararitaceen.
Limabohne San Giuseppe.
(Hierzu Abb. \.z.
Die Limabahn en, Phaseolus lunatus
L.. eignen sich nur für Gegenden mit
sehr wannen Sommern; in den Ver-
einigten Staaten werden die aus-
gehülsten Samen viel gegessen. Die
Samen sind sehr flach, meist sehr
gross und schön radienartig geädert.
Die Samen sind meistens weiss, doch
W
Abb. 40. Lagenaria vulgaris longissima.
c yk
Abb. 42. Limabohne San Giuseppe (Phaseolus lunati
ibo
Kleinere Mitteilungen.
Abb. 43.
Oenothera odorata. Blumen gelb, wohlriechend.
giebt es auch rotbraun gelleckte. Die
Sorte San Giuseppe windet nach An-
gabe von Dammann & Cie. sehr hoch
und hat sehr schmale Blätter. Die
Hülsen reifen früh und den ganzen
Sommer und Herbst hindurch. Bohnen
weiss, mittelgross. Für unsere Kolonien
sind die Limabohnen sehr geeignet.
Neuerdings hat man auch niedrige
Sorten. Sehr ähnlich ist Phaseolus
inamoenus L. , die unschöne Bohne;
vielleicht sind beide identisch.
Oenothera odorata Jacq., Wohlriechende
Nachtkerze.
(Hierzu Abb. 43.)
Diese Nachtkerze aus Patagonien ist
eine ein- oder zweijährige Pflanze, wie
O. Drummondi und O. Johnsöni und wie
die bei uns aus Amerika eingeschleppte
O. biennis, während die meisten Arten
ausdauernd sind. Sie bildet, wie Voss
in Vilmorins Blumengärtnerei mitteilt,
60—80 cm hohe Stengel mit grossen
gelben Blüten in langen Trauben.
Besonders geeignet für gruppenweise
Anordnung oder zerstreut auf Rabatten.
Kleinere Mitteilungen.
Berichtigung zu Eremurus Elwesianus.
Zu der Notiz in Gartenflora S. 127
über Eremurus Elwesianus erlauben
wir uns ergebenst die Bemerkung,
dass wir dieselbe niemals als Elwesi,
sondern stets als Elwesianus an-
geboten haben, und zwar
1804 Katalog No. 470
1895
1896
1897
1898
47Q B
488 B
496 B
520 B
Seite 101,
» 91,
78,
79-
E. H. Krelage & Sohn, Haarlem.
Thunbergia alata L.
Von Adam Heydt, Schlossgärtner in
Dallmin (Priegnitzi.
Unter den Schlingpflanzen von mehr
hängendem Charakter ist mir immer
die Thunbergia alata aufgefallen. Ihr
üppiges Grün mit den nankinggelben,
schwarz gezeichneten Blumen lassen
eine grosse Verwendung zu. Thun-
bergia alata zählt zu den Acanthaceen.
Linnee widmete sie dem schwedischen
Professor der Botanik Thunberg.
Am zweckmässigsten ist es, diese
Thunbergia als Annuelle zu behandeln.
d. h. sie alljährlich aus Samen frisch
zu erziehen, und zwar auf zwei Arten,
entweder hängend, als Ampelpflanze,
zur Bekleidung von Blumentischen,
oder auch als Schlingpflanze an Stäben
oder Gestellen. Zu beiden Zwecken
ist sie benutzbar, und in beiden Fällen
blüht sie reichlich. Als Ampelpflanze
bilden die hübschen gelben Blüten
einen angenehmen Kontrast zu den
blauen Blumen, der hängenden Lobelia
Erinus Riccartoni.
Die Blätter sind schildförmig, fast
dreieckig, dunkelgrün, etwas rauh und
sitzen auf plattgedrückten Stielen. Die
Blumen sind nankinggelb mit schwarzer
Mitte und blühen in Dolden. Es giebt
auch verschiedene Abarten, so Thun-
bergia alata alba und Th. alata
Barkeri. Erstere besitzt weisse Blüten
mit schwarzem Auge, während die
letztere Art ganz reinweisse Blumen hat.
Man säet den Samen im März in
Schalen in eine Erdmischung aus Laub-,
Kleinere Mitteilungen.
IUI
Iltitleerde und Sand. Bis zum Aufgehen
müssen dieSamcn feucht, warm und recht
hell gehalten werden. Nach dem Auf-
gehen, wenn sich diePflänzchen einiger-
massen entwickelt haben, pflanzt man
sie in kleine Töpfe unter Anwendung
von Laub- und Mistbeeterde mit ent-
sprechender Zugabe von Sand. Die
eingepflanzten Thunbergien stellt man
dann in einen lauwarmen Kasten, der,
sobald es die Witterung gestattet, ge-
lüftet wird. Es empfiehlt sich,
möglichst wenig zu beschatten, im
Gegenteil die Pflanzen recht an die
Sonne gewöhnen. Sind die Pflanzen
durchwurzelt, was gegen Mitte Mai
einzutreten pflegt, so werden sie noch-
mals in 4 — 5 zöllige Töpfe verpflanzt,
und zwar benutzte man nur Mistbeet-
erde mit Sand vermischt. Die Pflanzen
stellt man dann in ein Kalthaus und
bindet die Ranken ordnungsmässig auf.
Hier werden sie weniger beschattet,
aber desto mehr wird gelüftet und ge-
spritzt. Gegen Anfang— Mitte Juni be-
ginnt der langanhaltende Blütenflor,
der bis Oktober bleibt.
Es ist klar, dass im Laufe der Zeit
die Nahrung in dem Topfe nachlässt
und man muss Sorge tragen, diese
durch Düngen zu ersetzen. Wie fast
bei allen Kulturen, so ist auch hier
aufgelöster Rinderdung am Platze, auch
künstliche Dünger, besonders Professor
Wagners Ptlanzennährsalz. erzielen sehr
gute Erfolge.
Thunbergia alata ist keine Pflanze
für Massenzucht, aber für Blumen-
freunde und als Nebenkultur auch für
den Berufsgärtner ist sie am Platze.
Die Wirkung
des Schattens auf das Pflanzenwachstum
hat der amerikanische Botaniker
Halsted auf Grund von interessanten
uchen testgestellt. Er beschattete
eine Reihe von Pflanzen, die in freier
Krde standen, mittelst beweglicher
Schutzwände, die derart aus Holz-
platten zusammengesetzt waren, dass
zwischen jeder Latte ein Zwischen-
raum von derselben Breite blieb. Auf
diese Weise wurde demnach die Hälfte
der direkten Sonnenstrahlen zurück-
gehalten. Die mittlere Temperatur
hinter dem Holze war wesentlich ge-
er als in vollem Sonnenscheine.
und zwar um 4 Grad im Mai bis zu
fast 8 Grad im August. Die Keimung
der Samen wurde im Frühling durch
den Schatten verzögert, im Sommer
dagegen beschleunigt, woraus man den
Schluss ziehen kann, dass die Sonnen-
strahlung im Sommer wegen ihrer zu
grossen Intensität der Keimung hinder-
lich ist, während sie im Frühling durch
ihren massigen Betrag beschleunigend
dazu wirkt. Von den Nutzpflanzen
kann im allgemeinen gesagt werden,
dass sie besser im Schatten stehen,
wenn sie der Blätter wegen gebaut
werden, und besser in der Sonne,
wenn man von ihren Wurzeln Nutzen
ziehen will. Rüben, Mohrrüben und
Kartoffeln entwickeln nämlich im
Schatten einen stärkeren Blattwuchs,
aber weniger Wurzeln; dasselbe ist
bei Salat, Spinat und Sellerie der Fall.
für die es also sehr von Vorteil ist.
der direkten Sonnenhitze entzogen zu
sein. Andererseits schadet der Schatten
allen den Pflanzen, die man ihrer
Körner und ihrer Frucht wegen zieht,
also z.B. den Bohnen, Erbsen. Tomaten
und Gurken. Sowohl die Blüte wie
die Reife wird durch direkte Sonnen-
strahlung verzögert . gleichzeitig
schiessen sie ins Kraut und die Farbe
ihrer Blätter wird dunkler. Bei der
Bohne kann jeder beobachten, dass die
Stellung der Blätter sich je nach dem
Sonnenstande ändert, um eben der zu
starken Bestrahlung auszuweichen; bei
den in Halbschatten versetzten Pflanzen
rindet diese Bewegung der Blätter nicht
mehr in merklichem Grade statt.
Einzelne Pflanzen verändern auch ihr
äusseres Aussehen merklich, je nach-
dem sie im Schatten oder im Sonnen-
lichte stehen, die Wasserfarne z. B.
senken im Schatten ihre Blätter.
während sie diese in der Sonne fasl
aufrecht tragen und dann weit weniger
schön aussehen. Es geht aus allen
diesen Angaben hervor, dass die genaue
wissenschaftliche Untersuchung der
unterschiedlichen Wirkung von Sonne
und Halbschatten durch sorgsame Ver-
suche für alle Zweige der Pflanzen-
kultur von hoher Bedeutung ist. V.
120 000 M. für eine Nelke.
Ein Bostoner Gärtner hat eine neue,
sehr schöne, riesengrosse, kraus-
blättrige und tiefrote Nelke erzielt. Er
sab dieser Nelke den Namen Mrs.
IÖ2
Kleinere Mitteilungen.
Lawson, nach der Frau eines der
reichsten Leute der Stadt. Mrs. Law-
son hat nun das Anrecht dieser pracht-
vollen neuen Varietät für 120 000 M. von
dem Gärtner erworben.
Winterfest des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues.
Zu dem Bericht über das Winterfest
Heft 3 , Seite 78, bemerken wir der
Deutlichkeit wegen, dass Herr Hermann
Fasbender dieganze Tafeldekoration
nebst den Vasen etc. geliefert hatte,
und zwar nur aus deutschen Blumen
und deutschem Bindegrün. Herr
Clotofski erbot sich freundlichst für
die grossen Vasen das Material, Flieder
und Schneeball, zu geben. Beim Fest-
ausschuss ist leider der Name des Herrn
Crass I ausgelassen worden.
800 Jahre alte Taxusbäume.
Aus der Neumark, 23. Februar,
schreibt man der Deutschen Tages-
zeitung: Da Sie in Ihrer Zeitung der
beiden Taxusbäume im Garten des
alten Herrenhausgebäudes als besonders
alter Exemplare gedachten, so teile
ich Ihnen mit, dass sich im Parke des
Rittergutes Wuthenow bei Soldin in
der Neumark, das einem Herrn Wurl
gehört, zwei ausserordentlich grosse
und nach sachverständiger Schätzung
mindestens 800 Jahre alte Taxusbäume
mit einem Stammdurchmesser von
ca. 50 cm und ausserordentlich breiten
Kronen befinden. Die Bäume sind
wirklich eine Sehenswürdigkeit.
Libonia floribunda und ihre Kultur.
Von Adam Hey dt, Schlossgärtner in Dallmin
(Priegnitz).
Wenn auch schon oft auf Libonia
floribunda hingewiesen, so bedarf sie
noch sehr der Empfehlung, denn so-
wohl in Kreisen praktischer Gärtner,
als auch in denen der Liebhaber wird
Libonia kaum geachtet, trotzdem sie
sich durch prachtvolle Blumen, schönen
Wuchs, leichte, einfache und sichere
Kultur sowie reichen Blütenflor aus-
zeichnet.
Libonia zählt zu den Acanthaceen
und wurde von Carl Koch nach Libon,
einem eifrigen Pflanzensammler in
Brasilien, benannt. Ihre Heimat sind die
Hochebenen von Brasilien. Libonia
floribunda, die reichblühende Libonia,
wird bis 60 cm hoch. Blätter länglich
elliptisch, ca. 2 cm lang, Blüten meist
gepaart, auf fein behaarten Stielen in
den Achseln der obersten Blätter.
Blumenröhre am untersten Ende feuer-
rot, gegen das obere Ende hin heller,
Zipfel hellgrün.
Die einfachste Anzucht der Libonien
ist die durch Stecklinge, und zwar im
zeitigen Frühjahr, im März bis April,
denn je zeitiger man die Stecklinge
macht, desto bessere Pflanzen erzielt
man.
Zu Stecklingen benutzt man junge,
im Verholzen begriffene Zweige, die am
unteren Blattknoten glattgeschnitten
und zur Bewurzelung in Torfund Sand
gesteckt werden. Die Bodenwärme
hält man auf 20 — 220 R. In zwei bis
drei Wochen werden die Stecklinge be-
wurzelt sein und man pflanzt sie dann
in kleine Töpfe. Als beste und zu-
sagendste Erde habe ich Laub- und
Heideerde mitSand vermischtgefunden.
Beim Pflanzen drücke man die Erde
nicht zu fest an.
Am besten ist es jetzt, wenn man die
jungen Libonien auf einen warmen
Kasten bringt. Legt man den Kasten
mit Mist an und verwendet statt Erde
Sägespäne, so wird die Wärme bedeutend
länger erhalten. Die Töpfe werden
bis zum Topfrande eingesenkt und
massig angegossen. Die weitere Be-
handlung besteht jetzt vorerst im Be-
wässern, Bespritzen, Beschatten, Lüften,
je nachdem das eine oder andere nach
der Witterung notwendig wird. Selbst-
verständlich deckt man die Fenster in
der Nacht zu. Treiben die Pflanzen
stark und entwickeln nur einen Trieb,
so werden diese entspitzt.
Anfang Mai oder besser Mitte Mai,
wenn die Nachtfröste vorüber sind,
lege man ein Kastenbeet an, welches
man mit einer Erdmischung aus Haide-
und Lauberde mit Sand vermischt an-
füllt. In dieses Beet pflanzt man die
jetzt kräftigen Libonien in einem Ab-
stand von etwa 25 cm nach allen Seiten.
Mit dem Pflanzen ist, jedoch nur wenn
erforderlich, ein Stutzen auszuführen.
In den ersten Tagen werden die
Libonien schattiert und später die
Pflanzen ganz der Sonne ausgesetzt.
Es ist jetzt Hauptsache, dass alles
Lnkraut entfernt und dieErde, wenn nötig,
gelockert wird. Sind die Pflanzen gehörig
Aus den Vereinen.
.«»3
im Wachstum, so werden sie alle acht
Tage gedüngt. Im September topft man
die starken Libonien ein und hält sie
einige Tage unter Glas, bis sie sich
von der Operation des Verpflanzens
erholt haben. In den Küsten verbleiben
Sie Libonien, bis der Eintritt von Frost
ein Einräumen ins Kalthaus notwendig
macht.
Im Kalthaus stelle man die Libonien
recht hell auf. begiesse vorsichtig,
vermeide aber grosse Trockenheit. Im
Februar stellt man die Ptlanzen wärmer
und bringt sie hier zur Blüte. Sobald
der Flor beendet, schneidet man die
Ptlanzen zurück, stellt sie kühler und
pflanzt sie im Mai von neuem aus. Im
übrigen gleicht die Pflege derjenigen
im Vorjahre.
Ich ziehe die Kultur des Ausptlanzens
vor, weil man viel grössere Pflanzen
erzielt und eher blütenfähige Exemplare
erhält, als wenn man die Libonien
von Jugend an in Töpten pflegt.
Will man dennoch die Topfkultur
anwenden, so benutzt man obige Erd-
mischung und verpflanzt jedesmal dann,
wenn es die Umstände erheischen. Es
empfiehlt sich für Topfkultur das fort-
währende Halten der Libonien unter
( rlasfenstern.
P.lühende Libonien bilden einen
grossen Schmuck für allerlei Deko-
rationen im Zimmer, auf Blumentischen,
im Glashaus und dergl., auch können
die abgeschnittenen Blütentriebe für
die Binderei verwendet werden.
Preisausschreiben für Binderei.
Ein Preisausschreiben für
Blumenbinderei veranstaltet die
»Bindekunst« in der ersten Nummer
des am 1. April beginnenden dritten
Jahrganges. Der erste Preis wird ein
Kunstgegenstand im Werte von 300 M
sein. Näheres über dieses Preis-
ausschreiben wird in No. 1 des neuen
Jahrganges der »Bindekunst« ver-
öffentlicht. Diese Nummer wird aut
Verlangen vom »Bindekunst-Verlag«.
Erfurt, postfrei zur Ansicht versandt.
An dem letzten Preisausschreiben,
welches für angehende Binder und
Binderinnen ausgeschrieben war, be-
teiligten sich 94 Bewerber, unter denen
17 Preise im Gesamtwert von circa
200 M. zur Verteilung gelangten.
Aus den Vereinen.
Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein
1 Berlin, Weissenburgerstr. 66)
Abteilung für Stellennachweis, ver-
öffentlicht soeben in seinen »Bewe-
gungen auf dem gärtnerischen Arbeits-
markte« den Monatsbericht für Januar,
dem wir folgendes entnehmen: Bei der
Geschäftsstelle Berlin wurden im Januar
gemeldet an offenen Stellen a) für
Berlin und Vororte S2 in der gewerb-
lichen Gärtnerei. Nachweisbar besetzt
wurden davon 02; 14 erledigten
sich, indem diese jedenfalls bei Um-
gehung des Nachweises von anderen
Seiten besetzt wurden. Für 3 Stellen,
die zum Hausierhandel mit Sämereien
ausgeschrieben waren, fanden sich
keine Bewerber. Unbesetzt waren zwei
Stellen wegen zu niedrigen Lohnange-
bots (18 Mark monatlich bei freier
Station) und eine, weil dort die Ge-
hilfen regelmässig ihren Lohn erst
einklagen müssen. Von ausserhalb.
einschliesslich Ausland, wurden 25
Stellen der gewerblichen Gärtnerei
gemeldet, die meist den jeweils nächst-
gelegenen Zweiggeschäftsstellen im
Reiche zur Erledigung überwiesen
wurden. Der Privatgartenbau meldete
38 Stellen an, davon 31 für ledige und
7 für verheiratete Gärtner. Während
4 der letzteren keine näheren Be-
merkungen über gewünschte familiäre
Verhältnisse enthielten, waren eine an
die Bedingung geknüpft »jedoch kinder-
los«, eine »kinderlos oder nur er-
wachsene Kinder«, eine »Frau muss
mit thätigsein, wenn's geht, auch Sohn
und Tochter zur Arbeit stellen« (Baron
von C). Stellensuchende Hessen
sich einschreiben 96 für die gewerb-
liche Gärtnerei und 34 für Privatstellen.
(Für letztere sind von früher her noch
50 vornotiert). Fast ausschliesslich
begehrt wurden in der gewerblichen
Gärtnerei die Alterklassen von 20 bis
164
Litteratur.
23 Jahren-; ältere warten schon wochen-
bezw. monatelang auf Arbeit, sind je-
doch schwer unterzubringen. Lieber
wird noch zu den jüngeren gegriffen.
Verheiratete sind hier überhaupt nicht
unterzubringen. Zu erwähnen ist noch
folgendes: Während im Dezember sich
im Nachweise zur Sprechzeit täglich
nur 3 — 6 Stellenbewerber durchschnitt-
lich einfanden, wies der Januar regel-
mässig 10 — 25 auf. Seit Eintritt des
Frostwetters hat das Angebot offener
Stellen plötzlich nachgelassen und die
Stellensuchenden häufen sich.
Verein zur Förderung der Blumenpflege
bei Schulkindern.
Der Berliner Verein hielt am 7. März
im Bürgersaale des Rathauses unter
Vorsitz des Schulinspektors Dr. Zwick
seine zweite Jahresversammlung ab.
Der erste Jahresbericht führte 36 Berlin er
Gemeindeschulen auf. deren Kinder
sich der Blumenpflege widmeten; diese
Zahl hat sich im zweiten Jahresbericht
nur um eine vermehrt. 30 Schulen
sind der Blumenpflege treu geblieben,
sechs haben sie wieder aufgegeben,
sieben sind neu für die Bestrebungen
gewonnen worden , 190 Gemeinde-
schulen stehen der Sache überhaupt
noch fern. Die Zahl der ausgegebenen
Pflanzen, ,die im ersten Jahre 5894 be-
trug, hat sich im zweiten Jahre auf
6354 erhöht , dank reicheren Zu-
wendungen von Gönnern, unter denen
Geh. Kommerzienrat Veit und Kauf-
mann Seldis-Steglitz besonders genannt
werden. Die städtische Parkdeputation
spendete über 1000 Pflanzen und die
erforderliche Blumenerde für alle
Töpfe. Die Belehrung über die Blumen-
pflege wurde im naturkundlichen
Unterricht gegeben und an besonderen
Exemplaren, die während des ganzen
Sommers am Fenster der Schulstube
ihren Platz hatten, wurde die Pflege
gelehrt , die für das Gedeihen der
Blumen unerlässlich ist. Die Mitglieder-
zahl des Vereins ist von 070 auf 740
gestiegen, in diese Zahl einbegriffen
sind die 130 ausserordentlichen Mit-
glieder und Wohlthäter. Die Ein-
nahmen des Vereins beliefen sich auf
500, die Ausgaben auf 457 M. Der
Vorstand wurde wiedergewählt. Herr
Dr. Dammer hielt alsdann einen Vortrag
über Zimmerpalmen-Kultur.
Deutscher Po mologen verein.
Statuten und Verzeichnis der Mitglieder
(Bestand vom 1. Juli 1897).
36/37. Jahresbericht des Garten-
bau-Vereins für die Oberlausitz.
Enthält kurze Berichte über die ein-
zelnen Vereinssitzungen, sowie Ver-
zeichnisse der Mitglieder und der
Bibliothek.
Litteratur.
Prof. Dr. R. Sadebeck, Direktor
des botan. Museums und des botan.
Laboratoriums für Warenkunde in
Hamburg, Die Kulturgewächse der
deutschen Kolonien und ihre Erzeug-
nisse. Für Studierende und Lehrer der
Xaturwissenschaften, Plantagenbesitzer,
Kautleute und alle Freunde kolonialer
Bestrebungen. Jena. Verlag von
Gustav Fischer 1899. Gr. 8°. 366.
137 Abbildungen. Preis 10 M.. geb.
11 M.
Dieses Werk kommt gerade zur
richtigen Zeit, da das Interesse für die
Kolonien ein überall rege gewordenes
ist. Es bietet, wie schon der Titel
sagt, so zu sagen Jedem etwas, dem
Mann der Wissenschaft, wie dem
Praktiker, und die zahlreichen schönen,
meist Original-Abbildungen, die nur
mitunter etwas zu stark schattiert sind,
erleichtern das Verständnis sehr. Die
meisten Artikel sind vom Verfasser,
der bei seiner Stellung ein reiches
Material zur Verfügung hatte, selbst
geschrieben, manche aber von Spe-
zialisten durchgesehen. Behandelt
wurden: 1. Palmen. 2. Getreide und
Zuckerrohr. 3. Knollen- und Zwiebel-
gewächse. 4. Essbare Früchte und
Gemüse. 5. Eigentliche Genussmittel
(Ivaffee, Thee. Kakao etc.). 6. Gewürze.
7. Tabak (wird sonst auch zu den Ge-
nussmitteln gerechnet). 8. Fett- und Öl-
Gewerbliche Angelegenheiten.
l65
pflanzen. 9. Färb- und Gerbstoff-
pflanzen. 10. Gummi, Harze undKopale.
1 1 . Kautschuk- und ( '.uttaperchaptlanzen.
12. Faserstoffe. 13. Nutzhölzer. 14. Me-
dizinalpllanzen. Bei der Getreideart
Eleusine coracana ist uns aufgefallen,
dass Verfasser E. Tocussa nicht er-
wähnt, es hätte wenigstens, da dieser
Xame oft vorkommt, angegeben werden
können, dass es wohl nur eine Varietät
von E. coracana ist. Über die Be-
reitung" des Kaffees zur Handelsware
hätten doch wohl statt der Semmler-
schen Angaben solche von den Plan-
tagenbesitzern selbst gebracht werden
können. Bei den tropischen Getreide-
arten und Hülsenfrüchten wären Ab-
bildungen der Körner bezw. Samen
erwünscht gewesen, da diese gerade
im Handel und Wandel allein vor-
kommen. Doch das sind kleine Aus-
stellungen. I>as Buch verdient in jeder
Hinsicht die wärmste Empfehlung, und
das um so mehr, als es eine Menge
weniger bekannte ('.'-wachse bespricht
und z. T. auch charakteristisch ab-
bildet, so z. B. die Xaras-Ptlanze, eine
Cucurbitaceae, auf den Dünenhügeln
der Walfischbai. Auch die Krankheiten
der betr. Pflanzen sind meist be-
sprochen. Die gefürchtete Sereh-
krankheit des Zuckerrohres wird jetzt
als eine erbliche Degenerationserschei-
nung angesehen. L. Wittmack.
Mitteilungen über Düngungs-
v er suche. Herausgegeben vom Syn-
dikat der Kaliwerke Leopoldhall-
Stassfurt. Xo. 11 Gemüse. 2. Teil. Mit
sehr interessanten Darstellungen nach
Photographien.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Frachtermässigung.
Eine wesentliche Ermässigung des
Gütertarifs auf den preussischen Staats-
bahnen, die in der Hauptsache land-
wirtschaftlichen Erzeugnissen zu Gute
kommt, hatsoeben derMinister Thielen
angeordnet. Danach werden vom
1. April 1899 an Butter, sämtliche
Gartenprodukte und geräucherte He-
ringe zum Frachtgütertarif angenommen
und als Eilgüter befördert. Durch
diese Anordnung tritt eine Verbilligung
der Fracht um die Hälfte ein.
Gärtnerische Kommission des wirtschaftlichen
Ausschusses.
In dem Bericht über die erste Sitzung.
Heft 3 S. 85, ist aus Versehen unter
den Anwesenden Herr M. Liebau
fi. F. Liebau & Co.), Samenhandlung,
Erfurt, nicht aufgeführt.
Die süddeutschen Gärtner beklagen
sich in der Frankfurter Gärtnerzeitung,
keiner von ihnen in diese Kom-
mission berufen sei. Wir können aber
die Versicherung geben, dass die
Berliner« daran wirklich unschuldig
sind. Die Einladungen scheinen sich
vorläufig nur auf Preussen beschränkt
zu haben.
Erleichterung
im Verkehr mit amerikanischem Obst.
Aus Hamburg schreibt man der
Voss. Zeitung: Xach einer von zu-
ständiger Seite uns zugehenden Mit-
teilung ist für den Verkehr mit ame-
rikanischem Obst die Erleichterung
eingetreten, dass durch Verfügung des
Reichskanzlers jetzt die Durchfuhr von
frischem und getrocknetem Obst, sowie
von Obstabfällen aus Amerika ohne
vorherige Untersuchung auf das Vor-
handensein der San Jose-Schildlaus
unter der Bedingung gestattet ist. dass
die Waren unter Zollverschluss durch
das deutsche Zollgebiet durchgeführt
werden. Auch solche Sendungen, die
im hiesigen Freihafengebiet für die
Einfuhr untersucht und mit der San
Jose-Schildlaus besetzt befunden worden
sind, können auf einen an das Dekla-
rationsbureau zu richtenden Antrag zur
Durchfuhr durch das Zollgebiet unter
Zollverschluss zugelassen werden.
i66
Ausstellungen und Kongresse.
Ausstellungen und Kongresse.
Pankow - Schönhausen. Allge-
meine Gartenbau - Ausstellung des
Pankow - Schönhausener Gartenbau-
vereins, 19. — 24. Mai 1900, im
Restaurant Linder, Rreitestr. 34. An-
fragen sind zu richten an W. Kretsch-
mann, Handelsgärtner in Pankow-
Berlin.
Berlin. Grosse deutsche Winter-
blumen-Ausstellung, Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten. Das
Programm, das Medaillen und Geld-
preise im Gesamtbetrage von nicht
weniger als 20000 Mark aussetzt,
ist am 23. Februar vom Verein
zur Beförderung des Gartenbaues
genehmigt und wird nun gedruckt
werden.
Dresden. Jubiläums - Ausstellung
des Landesobstvereins für das König-
reich Sachsen vom 14. — 19. Oktober.
Das Programmm ist zu beziehen:
Gerokstrasse 45.
Dresden. Anfang Mai 1900 Früh-
jahrsausstellung der Feronia.
London. Internationale Konferenz
über Bastard- und Kreuzungs-
pflanzen, veranstaltet von der Royal
Horticultural Society am 11. und
12. Juli 1899. Anmeldung von Artikeln
und Pflanzen an W. Wilks, Secretary,
117 Victoria Street, Westminster SW.
Antwerpen. Internationale Aus-
stellung vom 9. — 13. April 1899 zur
Feier des 3ocjährigen Geburtstages von
Anton van Dyck.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899
Grosse internationale Ausstellung. Die
Ligue horticole L'Union zu Mont
St. Amand bei Gent versendet ein sehr
geschmackvolles Plakat zu ihrer Aus-
stellung.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau-Ausstellung vom 5./17.
bis 15./27. Mai 1899. Unter dem 6. März
übersandte uns der Reichskanzler
(Reichsamt des Innern) die Abschrift
einer Verbalnote der Kaiserlich
russischen Botschaft vom 15. Februar
d. J., die wir liier in Uebersetzung
folgen lassen.
Zugleich bemerkt uns das Reichs-
amt des Innern, dass wegen Ver-
günstigungen anf den preussischen
Eisenbahnen Verhandlungen mit dem
Königlich preussischen Herrn Minister
der öffentlichen Arbeiten eingeleitet
sind. Ueber das Ergebnis wird s. Z.
berichtet werden.
Abschrift zu III A. 908.
Russische Botschaft.
Berlin, 3./ 15. Februar 1899.
Verbalnote.
Die Kaiserliche Botschaft ist be-
auftragt, zur Kenntnis zu bringen, dass
Personen, welche an der Internationalen
Gartenbau- Ausstellung in St. Petersburg,
die vom5./i7-bis 15. 27. Mai stattfindet,
teilzunehmen wünschen, Zoll- und
Transport-Erleichterungen eingeräumt
werden.
1. Der Transport der Ausstellungs-
gegenstände von der Grenze bis zur
Ausstellung erfährt keine Reduktion
des gewöhnlichen Preises. Hingegen
sind alle Gegenstände, welche von
St. Petersburg durch das gleiche Zoll-
amt zurückgeschickt werden, welches
sie bei der Einsendung passierten,
befreit von Zollausgaben.
2. Nach Schluss der Ausstellung
werden die Gegenstände unentgeltlich
von St. Petersburg bis zu ihrer An-
kunftsstation vom Auslande trans-
portiert (also bis zur Grenze).
3. Zum Zweck der freien Durchfuhr
durch die russischen Grenz-Zollämter
müssen die Ausstellungsgegenstände
die Aufschrift tragen: »Transit —
Exposition« und ausserdem mit be-
sonderen Karten versehen sein, welche
die Kaiserliche Gartenbaugesellschaft
auf Wunsch der Aussteller entsprechend
der deklarierten Zahl der Colli oder
Kisten liefert.
4. Die Zollrevision der Ausstellungs-
gegenstände aus dem Auslande wird
im Aus Stellungsgebäude selbst
stattfinden.
5. Alle Pflanzen müssen von Attesten
begleitet sein, welche feststellen, dass
Eingesandte Preisverzeichnisse. — Personal-Nachrichten.
I<»7
sie von der Phylloxera nicht befallen
sind.
Es muss noch hinzugefügt werden,
dass man die Absicht hegt, einige
Eisenbahnwagen für die Versendung
der Pflanzen speziell einzurichten, die-
selben zu heizen und mit Wasser zu
versehen, um die Pflanzen während
der Reise im guten Zustande zu er-
halten.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
J. M. Helms Söhne. Gross-Tabarz,
Thüringen. Forst- und landwirt-
schaftliche Samen. — Sander & Co.,
St. Albans, England, New Orchids,
new Palms, new Carnations (Xelken).
beautiful foliage plants etc. —
H. Severin (vorm. C. Ilaacke Wwe.),
Kremmen bei Berlin, Schnittstauden,
Chrysanthemum, Edel-Georginen. —
J. M. Krannich, Mellenbach i. Thür.,
Holzwaren, Namenhölzchen, Kisten etc.
— G. Bornemann. Blankenburga.Harz,
Neueste und beste Blütenpflanzen.
Zonale-Pelargonien mit farbigen Abb.,
Canna,I)ahli en, Begonien, Fuchsien etc.
— H. Henkel. Darmstadt, Koniferen etc.
Grassamenmischungen. Samen von
Brahea Roezli von C. A. Purpus in
Kalifornien an ihrer nördlichsten
Verbreitungsgrenze gesammelt. —
Boettcher & Voelcker, Gr.-Tabarz
1. Thür., Laub- und Nadelholz, Gras-
und Oekonomiesamen. — Carl Grone-
mann, Ploflieferant, Blomberg in Lippe,
Hauptverzeichniss der Spezial-Nelken-
zucht. Dr. G. Di eck in Zusehen.
Reg.-Bez. Merseburg, die Moor- und
Alpenpflanzen (Eiszeitflora) des National-
Arboretums und Alpengartens Zöschen
und ihre Kultur; ein ausserordentlich
reichhaltiges Verzeichnis mit tabel-
larischen Angaben über Vaterland.
Boden, Wuchs etc., derselbe: Neu-
heitenliste. — J. C. Schmidt, Erfurt,
landw. Frühjahrsaussaaten, desgl. Ver-
zeichnis praktischer und neuer Geräte
für Haus und Hof, Garten und Feld. —
Otto Froebel, Zürich, illustrierter
und erläuternder Generalkatalog über
sämtliche Kulturen der Firma: I. Ge-
wächshauspflanzen (hierzu ein farbiges
Bild des Cyclamen Papilio), II. Winter-
harte Freilandpflanzen, Alpen-, Zwiebel n-
und Knollengewächse, III. Zierbäume
und Sträucher, Nadelhölzer, Obst etc.
Unter den vielen schönen Abbildungen
sei hervorgehoben: ein Teil des Froebel-
schen Seerosenbassins mit nur winter-
harten Nymphaeen, ferner die neue
Picea pungens glauca pendula.
Personal-Nachrichten.
Der bekannte Pomologe Friedrich
Jacob Dochnahl zu Neustadt am
Hardt. Ehrenmitglied des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, feierte
am 4. März seinen 80. Geburtstag.
Jakob Sturm, Kunst- und Ilandels-
gärtner in Erfurt, wurde zum königl.
württembergischen Hoflieferanten er-
nannt.
Der Obergärtner Wiss vom Park-
revier Sanssouci ist zum Königlichen
Hofgärtner ernannt worden ; ihm
wird vom 1. April an die Stelle des
dann pensionierten Hofgärtners Merle
zu Homburg vor der Höhe über-
tragen.
Otto Busse, bisher Obergärtner an
der Gärtner-Lehranstalt zu Köstritz,
wurde als Kreis -Obergärtner nach
Centhin, Kreis Jerichow, berufen. An
seine Stelle trat W. Voegler-Scherf .
bisher in der väterlichen Gärtnerei in
Annaberg beschäftigt, früherer Schüler
der Gärtner-Lehranstalt Köstritz.
Am 28. Februar f im 52. Lebens-
jahre plötzlich am Gehirnschlage der
i68
Personal-Nachrichten. — Tagesordnung.
Königliche Garteninspektor a. D.
Berthold Stein in Breslau. Stein
war früher Inspektor des botanischen
Gartens in Breslau. Er schrieb u. a.
ein bekanntes Buch über die Orchideen,
war auch botanisch, namentlich in
Flechten sehr bewandert. Im Jahre 1886
war er Redakteur der Gartenflora.
R. Mertens, Obergärtner und Obst-
baulehrer an der königl. Lehranstalt
für Obst-, Wein- und Gartenbau zu
Geisenheim, wurde als Landes-Obstbau-
Inspektor für das Königreich Bayern
- mit dem Wohnsitze in Nürnberg —
angestellt. Für Geisenheim ist das ein
grosser Verlust und für Bayern ein
grosser Gewinn, sagt Möllers Gärtner-
zeituns mit Recht.
C. Voland, bisher in Breslau be-
schäftigt, wurde vom Kreisausschusse
des Kreises Kempen als Kreisgärtner
angestellt.
Der ausserordentliche Professor an
der Universität Halle Dr. Zopf, früher
an der landwirtschaftlichen Hochschule
in Berlin, ist zum ordentlichenProfessor
der Botanik an der Kgl. Akademie zu
Münster in Westfalen ernannt.
Karl Lücke, der am 1. Oktober
seine Stelle als Institutsgärtner an der
Obst- und Weinbauschule in Wittstock
aufgab, hat die Anlage und Leitung
der gräflich Hadikschen Obstplantage
und Baumschule in Nadaska (Ober-
Ungarn) übernommen.
Hofgarteninspektor RudolphNoack
in Darmstadt trat in den Ruhestand
und erhielt als Anerkennung seiner
Leistungen das Ritterkreuz des Ordens
vom Zähringer Löwen verliehen.
Am 1. Februar starb im Alter
von 78 Jahren der gräflich von
Bennigsensche Gartenmeister a. D.
H. Heike in Banteln. Nachdem es
ihm vergönnt war, vor einigen Jahren
sein 50 jähriges Dienstjubiläum zu
feiern, trat er am 1. Mai 1896 in den
Ruhestand, In den weitesten Kreisen
wird der Tod des tüchtigen Fach-
mannes lebhaft bedauert, und sein An-
denken wird von allen seinen Freunden
und Bekannten, die Gelegenheit hatten,
den allezeit liebenswürdigen alten
Herrn kennen zu lernen, hoch in Ehren
gehalten werden.
Johann Ilthal, Begründer und lang-
jähriger Leiter des Dorj ewschen Parks
bei Schpola (Russland), gab diese
Stellung auf und übernahm die Ober-
gärtnerstelle bei Baron W ran gel in
Kosatzkaje (Russland).
Dem Gartendirektor der Deutschen
Botschaft in Konstantinopel, Wentzel.
ist der Kgl. Kronenorden IV. Klasse
verliehen.
Dem Rentier Agathus Thiel-
Charlottenburg, früher Inhaber des
rühmlichst bekannten Bindereigeschäfts
Kgl. Hofl. A. Thiel- Berlin, ist der
Kgl. Kronenorden IV. Klasse verliehen.
Lg
Tagesordnun;
für die
857. Versammlung des Vereins z. Beförderung d. Gartenbaues i. d. pr. Staaten
am Donnerstag, den 23. März 1899, 6 Ohr (nicht am 3o. März),
im grossen Hörsaal der Königl. landw. Hochschule, Invalidenstrasse 42.
1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Vortrag des Herrn Geh. Regierungsrat Professor Dr.
Orth: Reisebilder von einer Orientreise. (Zu diesem Vortrage sind auch die
verehrten Damen der Mitglieder freundlichst eingeladen.) 3. 2. Abstimmung über die Anträge
der vereinigten Ausschüsse, den Fonds der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung auf
10 000 M. zu erhöhen und ein Stipendium von 5ooo M. für die Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu
Potsdam zu stiften (vergl. S. 1 12 und 148). 4. 2. Abstimmung über die Bewilligung von 20000 M. zu
Prämien für die grosse Deutsche Winterblumen-Ausstellung Mitte Februar 1900. 5. 1. Lesung
des Etats für 1899. 6. Entlastung des Schatzmeisters für die Rechnung über die Jubiläums-
ausstellung und für die Jahresrechnung 1897.
Die botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien.
(Aus der dem Reichstag überreichten Denkschrift betreffend die Verwendung des Afrikafoi
jie botanische Zentralstelle am königlichen botanischen ('.arten zu Berlin
hat dank der erhöhten Mittel, welche ihr zuteil wurden, ihre Thätigkeit
mit Beginn des laufenden Etatsjahres viel umlassender gestalten können, als es
bis dahin möglich gewesen ist. Zur Bestätigung dieses sei zunächst darauf
hingewiesen, dass die an die verschiedensten Stationen unserer Kolonien ge-
lieferten kleineren und grösseren Mengen von Samen tropischer und subtropischer
Nutzpflanzen, von Gemüsen, Getreidearten, Futter- und Ziergewächsen gegen
1000 Nummern betragen haben. Naturgemäss flössen die Sendungen vorzugs-
weise denjenigen Plätzen zu, an denen staatlicherseits botanische und Versuchs-
gärten unterhalten werden, so namentlich Viktoria, Dar-es-Saläm und Kwai;
aber auch kleinere Stationen, wie Moschi, Kilema, Dabaga und Iringa in Ost-
afrika, Lome und Kete-Kratyi in Togo, Buea und Johann-Albrechtshöhe in
Kamerun, Windhoek und Salem in Südwestafrika, nicht minder einzelne Private
wie die Deutsch - Ostafrikanische Gesellschaft und die Friedrich-Hoftmann-
Pflanzung in Useguha, konnten bedacht werden. Bei der Auswahl des Saatgutes
wurde einerseits den geäusserten Wünschen thunlichst Rechnung getragen,
andererseits waren die klimatischen Verhältnisse des jeweiligen Bestimmungs-
ortes und damit die Möglichkeit eines Kulturerfolges in Rücksicht zu ziehen.
Um einiges Wichtigere herauszugreifen, erhielten unter Beachtung dieser beiden
Momente sowohl ost- wie westafrikanische Stationen Saatgut wertvoller Nutz-
hölzer, als Teakholz, indisches Sandelholz, Blauholz, Mahagoni, Polisander,
Ebenholz, verschiedene Eisenhölzer und Eucalypten. Sappan- und Zuckerkisten-
holz, ferner tropische Obstarten wie Sapotillapfel, Guayaven. Jambosen, Granaten
und Citronen. Mit Ziergehölzen, Florblumen und Palmen aller Art wurden
vorzugsweise Dar-es-Saläm, Viktoria und Buea versehen, Futtergräser und Ge-
treidesorten gingen nach Kwai, Atakpame, Kete-Kratyi, Gerbakazien und Dividivi
ebendahin und nach Mohorro. Der gebirgigen Lage Kwais. Moschis, Iringas
und Bueas Rechnung tragend, wurde auch der Versuch gemacht, diesen eine
Reihe europäischer und nordamerikanischer Nadelhölzer, Laubbäume und
Sträucher zuzuführen, von denen echte Kastanie. Oelbäume. Wein. Mandel,
Walnuss und virginischer Wachholder erwähnt sein mögen. Medizinal- und
i dpllanzen empiing besonders Kwai, Schatten- und Alleebäume Dar-es-Saläm,
Viktoria und Windhoek.
Zu Versuchen im grösseren standen im vergangenen Jahre vier Arten
von Nutzpflanzen zur Verfügung, nämlich Friobotrya japonica. die echte, aus
Indien bezogene Indigopflanze, die Dattelpalme und der Matestrauch der Süd-
amerakaner. Die erste konnte an fast sämtliche in Betracht kommende
Plätze verteilt werden, die zweite erhielt Kete-Kratvi, die dritte Dar-es-Saläm.
1 70 Die botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien.
Kwai, Lome, Kete-Kratyi, Windhoek und Salem, den Matestrauch Kwai, Viktoria
und Kete-Kratyi. Eine Übersicht über alle nach unseren Kolonien ver-
schickten Samensorten giebt das Notizblatt des botanischen Gartens und
Museums No. 15.
Weniger umfangreich, teils der hohen Kosten, teils der nur selten vor-
handenen Gelegenheit zur Ueberführung wegen, gestaltete sich die Versendung
lebender Nutzpflanzen im Wardschen Kasten. Immerhin hat die Anzahl der ab-
gegebenen Arten 81, der Exemplare 274 betragen, bei weitem mehr also als je in
einem der vergangenen Jahre. Bei der Auswahl der Arten waren hier natur-
gemäss in erster Linie die Wünsche der Stationsleiter massgebend und so
gingen nach Kwai von Gewürzpflanzen die Muskatnuss und Zimmt, von Obst-
arten Achras Sapota, Aegle marmelos, Spondias dulcis und Anonen, von Reiz-
pflanzen der Kolabaum und Guarana, von Nutzhölzern Pockholz, Campecheholz,
australisches Eisenholz und Schleichera trijuga, ferner Medizinalpflanzen, wie
Strophanthus, Tolubalsambaum und Maticostrauch, dann Feigenbäume, Illipe
latifolia, Bambus und die Kautschukpflanze Castilloa elastica. Die Friedrich-
Hoffmann-Pflanzung in Useguha wurde mit einer Reihe von Schattenbäumen
für Kaffee bedacht, daneben mit Nutzhölzern (Polisander, Pterocarpus santalinus,
Pockholz, Cedrela odorata), Obstarten (Anonen, Jambosen, Baumstachelbeeren),
Olpalmen, besonders aber mit einer Stecklingssendung der Gespinstpflanze
Boehmeria nivea (Ramie), die sie im grossen in Kultur zu nehmen gesonnen
ist. Herr Direktor Dr. Preuss in Viktoria erbat und erhielt von Medizinal-
pflanzen Smilax officinalis, Toluifera Pereira, Erythroxylon novogranatense,
Croton betulinus und Eluteria, von Obstarten Aegle marmelos, Anona, Cheri-
molia, Achras Sapota, von sonstigen Nutzpflanzen Dividivi, Ravenala madagas-
cariensis, Ficus bengalensis, Illipe latifolia, Dendrocalamus strictus u. s. w.
Der Versendung lebender Pflanzen wird die botanische Zentralstelle in
Zukunft darum eine noch grössere Beachtung schenken als bisher, weil sich
herausgestellt hat, dass sie für das Gelingen einer Einführung mehr Gewähr
bietet als die Verteilung von leicht verderbbarem und immer nur teilweise
zur Keimung gelangendem Saatgut. Sie hat deshalb durch Aussortieren
manches Überflüssigen und Unbrauchbaren in den Kulturhäusern des
botanischen Gartens Raum für vermehrten Anzuchtsbetrieb des Wertvolleren und
für Aufnahme von Neuheiten geschaffen. Um letztere zu erlangen, hielt sie
nicht nur den bestehenden, auf Austausch gegründeten Verkehr mit vielen
botanischen Gärten des In- und Auslandes aufrecht, sondern knüpfte auch neue
Verbindungen an und erwarb durch Kauf bei hervorragenden Firmen, wie
William Brothers (Ceylon), Schenkel (Teneriffa), Christy (London) und Klar
(Berlin), manches von dem, was bisher gefehlt hatte. Aus den auf diese Weise
für die Kulturhäuser gewonnenen Zugängen seien hervorgehoben: Die Muskat-
nuss, eine Anznhl lebender, später nach Kamerun überzuführender Bambusen
aus Kalkutta, ein Wardscher Kasten, gefüllt mit Stecklingen der wichtigen
Kautschukpflanze Castilloa elastica aus London, 15 Arten Sämereien aus Madras.
78 aus Saigon, 28 aus Kalkutta, 2 aus Gabun, 57 aus Baroda (Indien), 112 aus
Sydney. Stecklinge des Guttaperchabaumes, die Herr Konsul Eschke in einem
Wardschen Kasten aus Singapore zu schicken die Freundlichkeit hatte, kamen
leider schon halbabgestorben an und waren trotz aller Bemühungen nicht am
Leben zu erhalten.
Die botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien.
171
Eingänge aus unseren Kolonien sind für alle Abteilungen der botanischen
Zentralstelle zu verzeichnen, wenn auch nicht verhehlt werden darf, dass sie
in ihrem Umfange noch keineswegs den berechtigten Erwartungen entsprechen.
Die gan-z überwiegende Mehrzahl der Stationen steht den Bestrebungen, durch
Übersendung von getrockneten Pflanzen und Produkten zur Kenntnis des Landes
beizutragen, noch teilnahmslos gegenüber. Um so mehr ist die Thätigkeit ein-
zelner anzuerkennen. Kwai schickte 9 diverse lebende Nutz- und Zierptlanzen
für den botanischen Garten, die Friedrich-HolTmann-Pilanzung 10, Buea gegen
30. aber leider mangelhaft verpackt, so dass nur ein Teil davon gerettet werden
konnte. An Sämereien gingen ein: grössere Kollektionen durch Direktor Kick
aus Kwai und durch Regierungsrat Dr. Stuhlmann aus Dar-es-Saläm, kleinere
durch Graf Zech und Dr. Kersting aus Togo und durch Landwirt Dintert
aus Südwestafrika. Der Aufforderung, durch Einsendung hervorragender Nutz-
gewächse einen Austausch zwischen Ost- und Westafrika anzubahnen, ist bisher
nur Kwai nachgekommen, indem es die Samen der ostafrikanischen Ölpflanze
Telfairia pedata, einer wilden Musaart und zweier schöner Waldbäume seiner
Umgebung in grösserer Menge nach Berlin gelangen liess. Es konnten damit
nicht nur die westafrikanischen Stationen, sondern auch eine Reihe tropischer
botanischer Gärten versehen und dadurch wenigstens teilweise den Ver-
pflichtungen nachgekommen werden, den der kostenfreie Bezug von Saatgut aus
englischen und französischen Kolonien der botanischen Zentralstelle auferlegt.
Las botanische Museum verdankt Hauptmann v. Elpons verschiedene
Früchte aus Hohenlohe-Langenburg. Direktor Eick ebensolche und Proben
europäischer Kulturgewächse aus Usambara, dem Grafen Zech Indigo aus Togo,
Herrn Knochen hauer Gummisorten aus Ostafrika, Herrn Conrau versteinerte
Hölzer und Produkte aus Kamerun, Regierungsrat Dr. Stuhlmann Mangrove-
Rinden und diesem wie Direktor Eick je eine Sammlung sehr willkommener
Photographien von Vegetationstypen. Das meiste Interesse beanspruchen Proben
von Nutzhölzern, die Lieutenant Brosig aus Kilossa, Plantagenbesitzer Kurt
Hoff mann aus Useguha und Graf Zech aus Togo zur Verfügung stellten.
Namentlich die des ersteren, die infolge Beigabe von Blatt- und Blütenzweigen
fast sämtlich zu bestimmen waren, geben einen wertvollen Beitrag zur Kenntnis
der technisch brauchbaren Bäume Ostafrikas ab. (S. Notizblatt des botanischen
Gartens und Museums No. 15.) An Herbarpflanzen wurden schliesslich über-
wiesen aus dem Nachlass des in Kamerun verstorbenen Gärtners St au dt 221.
von Direktor Dr. Preuss in Viktoria 80, von Dr. Lauterbach aus Neu-
Guinea 92, von den Gärtnern Deistel 77 und Lehmbach 289 aus Kamerun,
von Direktor Eick aus Usambara etwa 60, von Herrn Zenker in Bipinde gegen
500 und von Herrn Dinklage aus Liberia, Gabun und Kamerun 1500 Nummern.
Die wissenschaftliche Bearbeitung der Eingänge hat dank der geschaftenen
Organisation, die Beamten des Museums zu Spezialisten für die einzelnen unter
sie verteilten Pllanzenfamilien heranzubilden, auch in diesem Jahre keine Unter-
brechung erlitten. Als Ergebnis dieser Bemühungen, die einen grossen Teil
der Zeit des Direktors, fast aller Angestellten und auch einiger, nicht dem
Verbände des Museums angehöriger Privater in Anspruch nahmen, liegen eine
Reihe abschliessender Abhandlungen vor, die teils in Englers botanischen
Jahrbüchern, teils im Notizblatt des botanischen Gartens und Museums zum
Abdruck gelangten. Genannt davon seien:
172 Die botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien.
i. Aus den Jahrbüchern:
A. Engler: Icacinaceae, Aristolochiaceae , Anarcardiaceae africanae
E. Gilg: Sapindaceae, Gentianaceae africanae und zwei neue Capparidaceen-
Gattungen aus Afrika; G. Lindau: Acanthaceae africanae; K. Schumann:
Gramineae. Cyperaceae, Commelinaceae afric; L. Diels: Campanulaceae afric:
M. Gurke: Ebenaceae, Labiatae afric; M. Dammer: Eine interessante Con-
volaceae aus Kamerun: P. Hennings: Fungi novo-guineenses; W. Schmidle:
Die von Professor Dr. Volkens und Dr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelten
Desmidiaceae; A. Froehner: Die Gattung Coffea und ihre Arten; F. Kränzlin:
Orchidaceae africanae.
2. Aus dem Notizblatte:
A. Engler: Chlorophora excelsa. ein wertvolles Bauholz in Deutsch-O-t-
afrika; Über Cardiogyne africana, ein Farbholz aus Deutsch-Ostafrika: Herrn
M.Dinklages Beobachtungen über die Raphia-PalmenWestafrikas ; Bestimmungen
wertvoller, von Herrn Premierleutnant Brosig gesammelter Nutzhölzer
aus Kilossa. G. Volkens: Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika:
Kulturerfolge des Versuchsgartens von Viktoria mit den von der botanischen
Zentralstelle gelieferten Nutzpflanzen; Zur Frage der Aufforstung in Deutsch-
Ostafrika; Identifizierung ostafrikanischer Rinden und Hölzer (zusammen mit
Dr. Gurke); Gummi aus Deutsch-Ostafrika; Über Gambia-Mahagoni in Ost-
afrika. M. Gurke: Über den Gerbstoffgehalt einiger Mangrove-Rinden.
K. Schumann: Die Flora von Xeu-Pommern und über die Centrifugation der
Kautschuksäfte. E. Gilg: Camptostylus, eine neue Gattung der Flacourtiaceae.
C.Jürgens: Über Kulturgewinnung des Mate. IL Thoms: Über ein deutsch-
ostafrikanisches Gummi und über das Oel von Telfairia pedata.
Eine neue Publikationsgelegenheit, die den Eingängen bei der botanischen
Zentralstelle und im weiteren der Kenntnis der Flora unserer Kolonien zu
gute kommt, wurde durch die Entschliessung des Direktors geschaffen, einzelne
hervorragende afrikanische Familien und Gruppen monographisch teils selbst
zu bearbeiten, teils von anderen bearbeiten zu lassen und in gesonderten
Heften herauszugeben. Zwei von diesen, die Moraceae von A. Engler mit 18
und die Melastomaceae von E. Gilg mit 10 Tafeln, sind bereits erschienen,
ein drittes, die Combretaceae von A. Engler und L. Diehls mit etwa 30 Tafeln,
ist in Vorbereitung.
Die mit Demonstrationen verbundenen Vorträge kolonialbotanischen
Inhalts, die während der Sommermonate im Hörsaal des botanischen Museums
gehalten wurden und die den Zweck haben, weitere Kreise für die Entwicklung
unserer Kolonien zu interessieren, hatten sich eines immer steigenden Besuchs
zu erfreuen, so dass manchmal der vorhandene Raum kaum ausreichte. Es
sprachen Geheimrat Professor Dr. Engler: Über die Palmen Afrikas; Professor
Dr. G. Volkens: 1. Über die tropischen Obsarten; 2. Über die Pflanzenwelt
Ostafrikas und 3. Über die Art des Reisens in Afrika; Prof. Dr. K. Schumann:
Über Guttaperchapflanzen; Dr. M. Gurke: Über Sisal und Mauritiushanf.
Der Besuch der Vorträge ist für die Gärtner und Volontäre des botanischen
Gartens, die sich für eine Anstellung in den Kolonien beim Auswärtigen Amt
oder bei privaten Gesellschaften haben vormerken lassen, seitens der Direktion
für obligatorisch erklärt. Sie erwerben hierdurch, wie durch besondere
Unterweisungen die ihnen Professor Volkens und Dr. Gurke im botanischen
Die botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien.
'73
Museum zuteil weiden lässt, zu ihrer in den Nutzpflanzenhäusern des Gartens
gewonnenen praktischen Ausbildung die nutwendigen theoretischen Kenntnisse,
um dann später nach erfolgtem Dienstantritt in den Kolonien sich auch der
floristischen Erforschung des Landes mit Erfolg widmen zu können. Von so
vorgebildeten Gärtnern trat im vergangenen Jahre C. Sander in den Dienst
einer Plantagengesellschatt, C. Hoffmann in den der Plantagengesellschaft
Wiese und Wilkens in Usambara, W. Goetze trat im Auftrage der Wentzel-
I leckmann -Stiftung eine Reise nach Ostafrika an mit der speziellen Aufgabe,
die botanischen und kulturellen Verhältnisse von ["liehe und dem Gebirgslande
im Norden des Nyassa-Sees zu erforschen. Ferner wurde der Gärtner Scholz,
welcher einige Jahre im botanischen Garten in Viktoria (Kamerun) thätig ge-
wesen war und nach seiner Rückkehr im hiesigen botanischen Garten wieder
beschäftigt wurde, von Herrn Baumeister Gurt Hoffmann in Useguha zur
Leitung seines Plantagenbetriebes engagiert. Die vier letztgenannten, ebenso
die Herren Dr. Kandt, Dr. IL Meyer, Dr. Preuss, Lehmbach, Zenker,
Stolz. Dinklage, Conrau und Frau Dr. Kummer wurden mit botanischen
Ausrüstungsgegenständen, wie Pflanzenpressen und Papier. Pappdeckeln. Samen-
kapseln, Gläsern etc., versehen.
Die Sammlung tropischer Nutzpflanzen des botanischen Gartens, die
parallel mit den Vorträgen während der Sommermonate in einem besonderen
Schauhause zu einer Ausstellung vereint wurden, wurde an beiden dafür be-
stimmten Wochentagen stets reichlich besucht und hat sicher zu ihrem
Teil mit dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Be-
deutung kolonialer Produkte in erhöhtem Masse zu lenken. Von denjenigen
Nutzpflanzen, welche in grosser Zahl vermehrt worden sind, wurden auch an
andere botanische Gärten Deutschlands Exemplare abgegeben, damit auch an
diesen Stellen das Interesse für jene Pflanzen gefördert wird.
Zum Schluss sei der Erfüllung der Aufgabe gedacht, die sich die bo-
tanische Centralstelle seit ihrem Bestehen inbezug auf Erteilung von Auskünften
und Ratschlägen aller Art und auf Einholung von Gutachten über den Handels-
wert gewisser Produkte der Kolonien gestellt hat. Aus diesem Zweige ihrer
Thätigkeit sei für das verflossene Jahr folgendes hervorgehoben: Untersuchung
und Bewertung ostafrikanischer Mangroverinden, ostafrikanischen Gummis, des
' >ls der Telfairia pedata, des in Togo verwendeten Indigos, Auskunft über die
Möglichkeit der Anpflanzung des Mangabeira-Kautschukbaums in Ostafrika,
über Mohrs Pflanzen- und Tierschutzmittel, über Vorschläge zu Anforstungen
in den Schutzgebieten, über das Tabakdüngemittel Martellin, über in den
Tropen brauchbare Pfianzen-Etiquetten, über Bedingungen und Aussichten einer
Ramie-Kultur in Ostafrika, über Strophanthus als Medizinalpflanze, über die
Einführung der Pistazie in Südwestafrika und über den Wert des Kiekxia-
Kautschuks. Eine grössere Anzahl von Holzproben aus Ost- und Westafrika
wurde zu einer technischen Prüfung an die Firmen C. R. Meyer und Verband
vereinigten Tischlermeister Berlins übergeben; ein Gutachten über sie steht
aber noch aus.
Nicht unerwähnt darf bleiben, dass die Wirksamkeit der botanischen
Zentralstelle erheblich dadurch gewonnen hat. dass Prof. Dr. Volkens als
Kustos am botanischen Museum angestellt wurde und nunmehr den grössten
Teil seiner Thätigkeit den kolonialen Angelegenheit ganz besonders widmet.
_L74_
Ein Weizenschiff aus Palästina.
Ein Weizenschilf aus Palästina.
Hierzu Abb. 44.)
L=<ei Gelegenheit der offiziellen Festfahrt zur Einweihung der Erlöserkirche
in Jerusalem wurde am 6. November 1898 die in erfreulichem Aufblühen
begriffene deutsche (württembergische) Kolonie Haifa am Vorgebirge Karmel
besucht. Die Ankunft so zahlreicher deutscher Gäste erregte überall die
grösste Freude, und in liebenswürdigster Weise wurde Gelegenheit gegeben,
die wirtschaftlichen Eigentümlichkeiten der Kolonie kennen zu lernen.
Die massiv und solide aufgeführten Gebäude, mit roten Ziegeln gedeckt,
wie in Deutschland, machten überall einen sehr vorteilhaften Eindruck.
Der Unterzeichnete nahm Veranlassung, den grössten Grundbesitzer der
Kolonie, zugleich Kaufmann. Herrn Abraham Duck, zu besuchen und seine
Abb. 44. Ein Weizenschiff aus Palästina.
Von Abraham Duck in Haifa.
Haus- und Hofvvirtschaft sowie den schön und sauber gehaltenen grossen
Garten desselben zu besichtigen.
Der Grundbesitz des Herrn Duck umfasst 100 württembergische Morgen
(31,5 ha). Es werden gehalten 9 Pferde und 17 Stück Rindvieh, dagegen gar
keine Schafe und Schweine. Es werden gebaut Weizen, Gerste und Hafer als
Winterfrucht nach Brache; als Sommerfrucht dagegen Durra oder Dari
(Andropogon Sorghum oder Sorghum vulgare) u. a. Bestellt wird ganz anders wie
bei den Eingeborenen, mit württembergischen, z. T. zweischarigen Pflügen
aus Zuffenhausen und Ulm. Geerntet wird mit Mähemaschine und Dresch-
maschine.
Der württembergische Morgen ward vor ca. 30 Jahren mit 200 bis
300 Francs bezahlt, derselbe kostet jetzt 800 bis 1000 Francs. Während man
früher mehr Orangen und Flachs baute, ist man jetzt mehr zum Weinbau über-
Das Schneeglöckchen, Galanthus. [hl
gegangen und der Wein kann zu einem sehr billigen Preise abgegeben werden.
Es ist ein feuriger, kräftiger Wein, welcher wie der von der deutschen Kolonie
Rephaim zu Jerusalem sich wahrscheinlich bald mehr in Deutschland ein-
führen wird.*)
Von besonderem Interesse waren zwei eiserne Göpel zur Wasserhebuni;
für den 1 ha grossen Garten, welcher, unterstützt durch reichliche Bewässerung,
sich in üppigster subtropischer Vegetation präsentierte, von der nur auf Bananen,
Myrten, grossfrüchtige Orangen, einzelne Palmen aufmerksam gemacht sein mag.
Der Besitzer hatte die Güte, mich mit verschiedenen Produkten seines
Ackerbaues, insbesondere mit dem vorstehend abgebildeten, von arabischer
Hand mit Geschick geflochtenen »Weizenschiff* zu beschenken. Die auf-
rechten, lang und schwarz begrannten Ähren des dort gebauten harten Weizens
(Triticum durum) bedeuten hier also einen Mastenwald, die Schiffsschnäbel
sind ebenfalls von Ähren dargestellt. Das Ganze hat ein höchst gefälliges
Aussehen und wird deshalb hier zu allgemeiner Kenntnis gebracht. Die Länge
des »Weizenschiffs« ist 0,53 m, die Höhe 0,33 m.
Herrn Abraham Duck verfehle ich nicht, auch an dieser Stelle für
die liebenswürdige Aufnahme und diese Schenkung den verbindlichsten Dank
auszusprechen und die besten Wünsche für das Wohlergehen der dortigen
Landsleute und das Gedeihen der Kolonie hinzuzufügen.
Berlin. 25, März 1899. Prof. Dr. A. Orth.
S"
Das Schneeglöckchen, Galanthus.
Blätter zu ihrer Geschichte von Carl Hansen, Kopenhagen.
as Schneeglöckchen, Galanthus nivalis, welches im 16. Jahrhundert,
^^^f vielleicht früher, aus seiner Heimat, Mittel- und Süd-Europa und
West- Asien, nach Nord-Europa gebracht wurde und jetzt selbst im nördlichsten
Norwegen kultiviert wird, vielfach auch in Parks oder Wäldern verwildert ist,
erregt überall bei seinem Erscheinen grosse Freude. Mit Recht heisst es von
ihm, dass es in schweren Zeiten sich zeigt, wenn Freunde und Freuden selten
sind. Wenig sind der anderen Blumen zur Zeit, wenn das Schneeglöckchen blüht,
aber es ist regelmässig da, ob auch der Winter noch so hart ist. LJnd dann
bleibt es treu, wenn es einmal vorhanden ist. Linnee liebte dies niedliche
Zwiebelgewächs und baute es an in seinem interessanten Garten zu Hammarby
bei Upsala. Die meisten der seltenen Pflanzen, welche zur Zeit dieses Blumen-
königs dort florierten, sind verschwunden, aber das Schneeglöckchen rühmt
und lobt noch heut den grossen Meister. In Dänemark heisst die Pflanze am
häufigsten „Vintergjaek", das bedeutet Gecker oder Necker des Winters, und
sehr viel wird die Blume zwischen jugendlichen Korrespondenten ausgewechselt,
welche sich einen Spass machen, sich gegenseitig gecken oder necken wollen
und dabei ein wenig die poetische Ader fliessen lassen. Es gibt in der skandi-
navischen Literatur viele Gedichte dieser Art und besondere kleine Bücher mit
derartigen Reimereien. In England nennt man die Schneeglöckchen u. a.
*) Der Weinbergbesitzer Johannes Pross zu Haifa liefert 1 Liter Wein frei Berlin zu
85 Pfennig.
I>yg Das Schneeglöckchen, Galanthus.
,,candlemas bells". Lichtmessglocken, weil sie gewöhnlich am 2. Februar da
sind, auch heissen sie ,.Fair-maids" (schöne Mädchen) und „purification-flowers"
(Reinheitsblumen) als ein Bild der Schönheit und Reinheit. In Wales ist die
Blume besonders hoch in Gunst und heisst dorten ,,clock-maben", was Kinder-
glocke bedeuten soll. Ein gewöhnlicher englischer Name ist .,fair maids of
February" und dieser Name hat seinen Ursprung in alten Ceremonien. Früher
war es häufiger als jetzt, dass eine Legende oder eine gewisse Blume an die
damals so zahlreichen kirchlichen Feiertage geknüpft wurde. Es wurde ge-
sagt, dass das Schneeglöckchen sich gezeigt hätte an jenem Tage, als Maria
zum ersten Male das Christkind mit zum Tempel in Jerusalem führte; am
Jahrestage dieses Ereignisses, am 2. Februar, wurde desshalb ihr Bild in der
Kirche mit diesen weissen Blumen geschmückt und ,,fair maids". junge
Mädchen, trugen in Prozession Kränze von Schneeglöckchen zur Kirche hin.
In der Schweiz heisst die Blume „Schneetröpli" oder „Schneeglöckli", aber
auch ,,Amselblümli". weil die Blume blüht, wenn die Amsel zu singen,
beginnt. In vielen Gegenden Deutschlands und Österreichs hat die Pflanze
eine Reihe sehr bezeichnender Namen wie „Schneeflocken", ,, Schneeblümchen",
..Jungfer im Hemd" u. s. w. u. s. w. und wird als ein Symbol jugendlicher
Liebe und Reinheit aufgefasst.
In einer Legende wird der Ursprung der Pflanze folgendermassen erzählt:
Eva sass auf der wüsten kalten Erde und weinte bei dem Gedanken an alle
die schönen Blumen des Paradieses. Da nahte sich ein Engel aus dem Para-
dies, um sie zu trösten. Seit dem Sündenfall hatte keine Blume sich vor Eva
entfaltet, dagegen fiel der Schnee unaufhörlich. Der Engel wollte nun be-
weisen, dass es wieder einmal Sommer werde, er athmete auf eine Schnee-
flocke und diese fiel zur Erde als eine niedliche kleine Blume. Auch wo
seine Flügel die Erde berührt hatten, wuchsen die schönen weissen Blumen
hervor. Dass die Blume durch den Schnee emporschiesst, ist wohl bekannt,
und hierauf wird hingedeutet in mehreren Namen, wie zum Beispiel in dem
französischen ,,perce neige".
Fast überall ist die Blume beliebt, aber in Devonshire, im südlichen
England, wird sie gefürchtet. Dort meint man, die Blume gleiche einem
weissgekleideten Leichnam, und man liebt nicht, dass eine Blüte des
Schneeglöckchens einem ins Haus geschickt wird. An anderen Orten Englands
wird, wie in Dänemark, mit der Blume viel Scherz getrieben und besonders
am Valentinstage, den 14. Pebruar. Dann sagen jugendliche Seelen einander
per Brief oft die grössten, wenn auch nicht immer die angenehmsten Wahr-
heiten und die Blume spielt hierbei eine Rolle. Die Gedichte, welche hierbei
folgen, gleichen in mehreren Beziehungen den in Dänemark gebräuchlichen
Geck- oder Neckbriefen. Aber die Poesie dieser ..Valentines" steht nicht
immer so hoch wie die schönen Strophen zur Ehre der Blumen, welche
u. a. bei Tennyson, Burns und mehreren englichen Dichtern zu finden sind.
Ausser der Maria ist die Blume im Laufe der Zeiten allen Jungfrauen
gewidmet worden und namentlich solchen, welche den Schleier nahmen.
Mehrere Schriftsteller suchen den Grund hierfür darin, das die Pflanze sich
so oft in Klostergärten findet, und die kleine, nonnenartige Blume mit herab-
hängendem Kopf sollte eine Übereinstimmung zeigen mit dem einförmigen
traurigen Leben, welches die Bewohner der Klöster tühren.
Das Schneeglöckchen, Galanthus. \nn
Man hat in früheren Zeiten selten von anderen als weissen Schneeglöckchen
reden gehört. Mine Legende erzählt, warum sie weiss seien. Als in den
Tagen, wo die Welt geschaffen wurde, alles Farbe erhalten hatte, der Himmel
Blau, die Wolken Grau, die Erde Braun und die Blumen alle möglichen Farben,
da nahte der Schnee sich dem Schöpfer und fragte ihn. ob für ihn gar keine
Farbe übrig geblieben sei. Der Schöpfer gebot dem Schnee, sich an die reich
gefärbten Blumen zu wenden und sich dort eine Farbe auszusuchen. Der Anfang
wurde bei der Rose gemacht, aber diese wollte von ihrer schönen roten Farbe
nichts abgeben. Der Schnee zog sich trauererfüllt zurück, da hörte er. wie
die kleine Galanthus- oder Milchblume ganz leise flüsterte, wenn ihre Farbe
ihm nützlich sein könnte, so würde sie ihm gern damit helfen. Seit jenen
Zeiten besteht ein inniges Verhältnis zwischen dem Schnee und dem Schnee-
glöckchen. Der Schnee deckt und wärmt die Freie rings um die Ptlanze und
giebt dem niedlichen Blümchen Feuchtigkeit und Kraft, emporzuschiessen.
Es ist auch in Ländern, wo der Schnee häutig vorkommt, Glaube oder fast
Aberglaube geworden, dass die Blume sich nicht recht wohl befindet, ehe ihr
Freund, der Schnee, sie umarmt hat.
An einigen Orten wird die Blume als eine Art Wetterprophet angesehen,
und sagt man, dass der Sommer kurz werde, falls die Blumen schnell welken.
Die Blume entfaltet sich in den verschiedenen Jahren zu sehr ver-
schiedener Zeit, je nachdem das Wetter ist, und in der Regel dauert die Blüte
viele Tage, ja Wochen. Es ist dies notwendig, damit das Blühen ein Resultat
geben könne, denn es müssen Insekten bei der Befruchtung thätig sein.
So früh sind aber wenig Insekten da, die Bienen ziehen noch nicht gern aus
und es scheint eine kleine Fliege zu sein, welche das Schneeglöcken besucht,
teils um in der Blume Schutz zu suchen, teils auch um Blütenstaub zu finden.
Nun ist aber die Blume so gestaltet, dass das kleine Tierchen bei seinem
Besuch die kleine Glocke so zu sagen zum Klingen bringt. Aber wegen der
seltenen Besuche muss die Blume sich lange halten -- zu der Freude ihrer
vielen Gönner.
Man kann sagen, dass mit wenigen Blumen so viele, leider aber miss-
lungene Versuche gemacht seien, sie durch Treibcultur zum früheren Blühen
zubringen alsmitdemgemeinenSchneeglöckchen. IndieserBeziehungistGalanthus
nivalis auch von vielen anderen Zwiebelgewächsen sehr verschieden. Vielen
Gärtnern und Amateuren war darangelegen, Schneeglöckchen zu Weihnachten
hervorzutreiben. Es zeigte sich auch bei angewandter künstlicher Wärme
etwas beschleunigter Wuchs; aber die Blüten waren nie normal und ver-
verwelkten bald, oft eben, wenn die Blüten sich öffneten.
Man versuchte, in grösseren Beständen von Schneeglöckchen einige Pflanzen
herauszusuchen, welche sich etwas besser wie andere zur Treibkultur zu eignen
schienen, aber sehr viel war dadurch nicht erreicht.
Die europäischen Schneeglöckchen sind in dieser Beziehung etwas zähe
und so zu sagen widerspenstig, mit Ausnahme einiger Formen, welche in
Griechenland wild wachsen. Diese kommen öfter früher in Blüte, und zwar
schon zu Ende des Jahres.
Von den westasiatischen Arten sind mehrere noch williger in solchem
frühen Blühen und florieren überhaupt mehr oder minder leicht zu verschiedenen
Perioden der letzten Hälfte des Jahres. Dies ist namentlich der Fall mit der
1^8 Das Schneeglöckchen, Galanthus.
in den letzten Jahren eingeführten, beschriebenen und abgebildeten schönen
Galanthus cilicicus Baker aus Cilicien.*) Mit dieser Art machte ich im ver-
gangenen Sommer Versuche und legte einfach Zwiebeln teils in Blumentöpfe
in der Stube, teils auch in einen Blumenkasten ausserhalb eines Erkers, also
so zu sagen im Freien. Zwiebeln im August gelegt blühten schon einen Monat
später. Es sah ganz wunderbar aus, in sommerlicher Umgebung eine so-
genannte Winterblume in Blüte zu sehen. Seite an Seite mit den Schnee-
glöckchenblühten nämlich Pelargonien, Tropaeolum. Levkojen, Nyctaginen, Helio-
trop, Petunien. Verbenen und dergleichen Sommer-Florblumen.
Wie weit nun die Galanthus cilicicus sich zur Kultur in Gärten eignen
werden, kann wohl kaum schon ausgemacht sein, weil die Art noch so neu
und unbekannt ist. Vielleicht ist sie nicht so ausdauernd, so winterhart und
so genügend willig blühend in jedem Jahre, wie der alte Galanthus nivalis,
aber jedenfalls können wir an der neuen Art viel Vergnügen haben, und viel-
leicht lässt sie sich akklimatisieren. Diejenigen Galanthus, welche zu Weihnachten
blühen, sind immerhin von grösstem Interesse für die Blumengärtner. Es sollen
nun hier einige Formen erwähnt werden, welche früher heranwachsen und ihre
Blüten ausbilden als der alte Galanthus nivalis.
Galanthus Olgae Orph. wurde gefunden auf dem Berge Taygetus vom
griechischen Professor Orphanides, welcher sie nach der Königin Olga von
Griechenland benannte, weshalb die Pflanze in den Gärten auch oft Galanthus
Reginae Olgae heisst. Sie ist noch heutzutage ziemlich selten und teuer. Die
Blume ist ganz weiss ohne die grünen Flecken von G. nivalis.
Galanthus Rachelae wurde 1884 auf dem Berge Hymettus vom Professor
Mahaffy gefunden. Diese Art wird gewöhnlich als eine frühblühende Varietät
von G. nivalis angesehen, welcher sie auch in Beziehung auf Wuchs sehr ähn-
lich ist, aber die Blätter sind schmäler und entwickeln sich erst, wenn die
Blüten da sind. Sie kann schon zu Oktober blühen.
Galanthus octobrensis hört, gleicht der eben genannten sehr. Er stammt
aus Albanien und kann schon im Oktober blühen.
Galanthus corcyrensis wurde auf Corfu gefunden. Blüht mitunter
schon im Dezember und Januar und wird gewöhnlich als eine Varietät des
Galanthus nivalis betrachtet, aber er ist im ganzen etwas kleiner und
weniger hart. In der seltenen Pflanzensammlung des Herrn Max Leichtlin
zu Baden-Baden befinden sich mehrere Formen, welche etwas früher blühen.
im Dezember oder noch früher.
Galanthus praecox ist mitunter ein Gartenname für G. corcyrensis.
Galanthus Elsae ist ebenfalls eine frühblühende Form von Galanthus
nivalis. Er stammt aus dem Athos-Gebirge in Griechenland, von wo er vor
etwa zehn Jahren nach Nord-Europa eingeführt wurde. Er blüht im Dezember,
bisweilen auch noch etwas früher. Die Blumen sind klein, aber von sehr
schöner Form.
Diese vorgenannten frühblühenden Schneeglöckchen sind einige der
bekanntesten dieser Rasse; es könnten noch andere erwähnt werden, welche
aus einfachen und gefüllt blühenden Schneeglöckchen ausgesucht wurden.
*) Ist neuerdings bekanntlich von Walter Siehe in Mersina wieder eingeführt und
hat überall, weil sie sich treiben lässt, sehr gefallen.
Das Schneeglöckchen, (hilanthus. | -, ,
Die ganz gewöhnliche Meinung, dass ein Schneeglöckchen weiss wie
Schnee sein müsse, hält nicht mehr Stand, weil man nun auch Schneeglöckchen
in mehreren Farben hat. In England baut man ein paar Varietäten von ent-
schieden gelber Farbe, welche, wie es scheint, sehr beliebt sind. Vor etwas
mehr als zwanzig Jahren wurde in Xorthumberland in einem alten Garten der
erste gelbe Galanthus gefunden, und zwar in einem grossen Bestände von lauter
weissen Galanthus nivalis. Er ist sehr schön und hat den Xamen Galanthus
lutescens bekommen. Eine andere gelbe Form wurde vor einigen Jahren eben-
falls in Xorthumberland gefunden. Sie ist etwas grösser als der soeben genannte
und wächst etwas kräftiger heran, weshalb sie auch etwas leichter vermehrt
werden kann. Sie erhielt den Xamen Galanthus flavescens.
Galanthus pallidus Smith ist eine blassgelbe etwas grüngezeichnte
Form von G. nivalis. Er blüht etwas früher.
Es soll auch rotblühende Schneeglöckchen geben, sagt Max Leichtlin
in Baden-Baden, und ein bekannter englischer Schriftsteller, A. D. Webster, be-
richtet, er habe ein rotes Schneeglöckchen in Llandegai nahe den Penrhyn-
Castle-Wäldern in Wales gefunden.
Rotblühende Schneeglöckchen sind auch mitunter durch Kunst hergestellt
worden, um den einen oder anderen Amateur oder Redakteur zu mystifizieren.
Dies war der Fall im Jahre 1887, als von mehreren Seiten rote Schnee-
glöckchen an eine englische Gartenzeitung gesandt wurden. Es stellte sich
heraus, dass Judsons Magentalarbe oder Cochenille hier Verwendung ge-
funden hatte.
Rote Dinte hat nach Versuchen, welche ich gemacht habe, etwas schneller
gewirkt als verschiedene andere Lösungen. Will man überhaupt weisse Blumen
färben, dann ist die rote Dinte, etwas verdünnt, ein erprobtes Mittel.
Es giebt auch verschiedene Formen oder Varietäten von grüngefärbten
Schneeglöckchen mit Blüten, welche grüngeadert, aber gewöhnlich doch etwas
weissgerändert sind. Eine besondere Type hiervon ist die Galanthus virescens.
Albino-Formen, welche noch mehr von Grün frei sind als die vorgenannte
G. Olgae sind oft gefunden worden. Eine solche ist der schöne Galanthus
pauliformis Hort., welche von D. Melville um Dunrobin - Castle in Gross:
britannien herangezogen ist.
Eine beinahe reinweisse Art ist der schöne Galanthus latifolius
Ruprecht. Er wächst wild im Kaukasus in einer Höhe von 6000 bis 8000 Fuss.
Er ist sehr kenntlich an den glänzend grünen, sehr auffallend breiten Blättern
und den kleinen weissen Blüten. In Gärten wird er mitunter G. Redoutei
benannt.
Galanthus latifolius major ist eine neuere Varietät, welche grössere
Blumen hat.
Einige Schneeglöckchen blühen später als der gewöhnliche G. nivalis
und seine gefüllten Varietäten; dies ist der Fall bei folgenden interessanten
und schönen Arten:
Galanthus Elwesii.Hook. Dieser wurde schon 1854 von Balansa ent-
deckt, aber erst 1^74 zum erstenmale eingeführt durch II. J. Elwes Esq. den
bekannten Verfasser eines grossen Werkes über Lilien. Diese Art hat ihre
Heimat in der Umgebung von Smyrna und ans dieser sind schon verschiedene
sehr schöne Varietäten entstanden.
jgo Dahlie „Königin der Weissen" (Cactus-Hybride).
Galanthus praecox Orph. gleicht zum Teil der letztbesprochenen. Er
stammt von der Insel Chios, wo er auf dem Gebirge Pellinos in einer Höhe
von 3000 bis 4000 Fuss gefunden worden ist.
Galanthus Fosteri Baker aus Amasia in Klein-Asien ist eine sehr
variable Pflanze, welche von einigen Pllanzenkennern für eine Hybride zwischen
G. latifolius und G. Elw.esii angesehen wird. Er wurde Ende der achtziger
Jahre nach Nord-Europa gebracht.
Max Leichtlin schätzt G. Forsten hoch und betrachtet diesen als den König
der Schneeglöckchen.
Galanthus plicatus Bieb. hat seine Heimat in der Krim und in
Kaukasien und ist. selbst wenn er nicht blüht, leicht erkennbar an seinen
fusslangen gefalteten Blättern.
Schneeglöckchen mit mehreren Blüten am Stiele sind mitunter, wenn
auch nicht oft, gefunden. Galanthus Cathcartiae ist ein solches Zwillings-
Schneeglöckchen, welches in Schottland zwischen gewöhnlichen G. nivalis
gefunden worden ist.
Galanthus Sharlocki Gaspari ist eine sehr charakteristische Varietät
von G. nivalis, welche sehr oft. ja sozusagen immer, mit gespaltener Spalte
auftritt. Sie wurde in verwildertem Zustande in Westpreussen gefunden und
ist für Kenner von hohem Interesse. (Fortsetzung folgt.)
Dahlie „Königin der Weissen" (Cactus-Hybride).
Neuheit für 1899.
Züchter R. .1 a h n k e in Pankow b. Berlin.
... } _ (Hierzu Abb. 45).
'jlNlM ebenstehend abgebildete, von mir aus Samen erzogene und bereits drei
.^1 (/ Jahre erprobte Xeuheit ist als eine verbesserte ..Kaiserin Auguste
Viktoria'' zu betrachten, von der sie übrigens nicht gefallen ist. Die Pflanze
ist, im Gegensatze zur Kaiserin Augusta, hellgrün belaubt und hat wenig ge-
zähnte Blätter, sie baut sich gut, wird ca. 1 m hoch und ist ein dankbarer
Frühblüher, da Ende Mai, Anfang Juni schon die ersten Blumen zum Vor-
schein kommen. Auch als Topfpflanze ist sie nicht hoch genug zu schätzen.
Die Blumen sind blendend rein weiss, und trägt diese Dahlie daher mit
Recht den Xamen „Königin der Weissen"; keine der anderen, die als rein
weiss bezeichnet werden, kann mit ihr verglichen werden, denn es zeigen
alle anderen mehr oder weniger einen gelblichen oder grünlichen Schein.
Die Blumen werden 12 bis 14 cm gross, sind von langanhaltenderBlüten
dauer, und tragen sich sehr gut auf ausserordentlich langen, festen, 25 bis
40 cm langen Stielen über dem Laube, so dass die Pflanze einen imposanten
Eindruck macht. Diese Dahlie ist nicht nur als Solitäpflanze sehr schön,
sondern auch als Schnittblume allerersten Ranges zu bezeichnen. Es brachten
einzelne Pflanzen bis 500 Blumen, denn die Knospen erscheinen bis zu drei
Stück in einem Blattwinkel, wie nebenstehende Abbildung eine Blume und
zwei Knospen zeigt. Kräftige Landknollen sowie bewurzelte Stecklinge sind
abzugeben.
Dahlie „Königin der Weissen" (Cacius-Hybride).
[81
Abb. 45. Neue Dahlie „Königin der Weissen"
Von R. Jabnke. Pankow bei Berlin.
l82
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten
würde dieser Dahlie sicherlich das Wertzeugnis erteilt haben, wenn dieselbe
nicht schon auf einer grösseren Ausstellung mit einem Preise bedacht worden
wäre. Bereits prämiierte Pflanzen dürfen aber nicht mehr mit einem Wert-
zeugnis gekrönt werden.
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Von L. Wittmack.
(Fortsetzung.)
4. Norfolk (Virginien).
Obwohl auch die Staaten Georgia, Nord- und Süd-Carolina Frühgemüse
ziehen, die selbstverständlich später auf den Markt kommen als die aus
Florida, bietet doch ein weit grösseres Interesse die Gemüsezucht im östlichen
Virginien, in dem dem Meere nahe gelegenen sogenannten Tidewater- (Flut-
wasser-) Distrikt bei Norfolk. Die dort befindlichen Farmen, gegen 1000 an
der Zahl, sind nach Maurice de Vilmorin wahre Musteranlagen und man
schätzt den Jahresertrag auf 20 Millionen Mark. Nach den Berichten der
Handelskammer von Norfolk (Vilmorin 1. c. p. 91) betrug der Versand im
Jahre 1893 von Frühgemüsen:
Wert 1 735 200 Mark,
» 710 400 »
982 400 »
6 000 000 »
» 1 14 400 »
» 41 7 600 »
» 277 ooo »
» 485 600 »
1 2S9 600 »
3 785 600 »
Kopfkohl . . . 347 130 Fässer,
Anderer Kohl . 177 707 »
Spinat .... 122 S29 »
Kartoffeln . . . 500 000 »
Salat 8 174 Körbe,
Melonen .... 856 152 »
Tomaten ... 92 591 Kisten,
Grüne Bohnen . 80 935 »
Grüne Erbsen . 185 425 Körbe,
Erdbeeren ... 0 465 306 Kisten ä 1 1,
Bis zu den ersten Tagen des Juli 1893 war der Gesamtwert schon auf
18886400 Mark geschätzt, dazu werden noch einige spätere Sendungen ge-
kommen sein.
Die Gemüsefarmen sind fast alle weniger als zwei englische Meilen vom
Meer gelegen, und da dieses dort mit zahlreichen Armen ins Land eindringt,
kann die Hälfte der Farmen direkt auf Schiffe verladen, die übrigen befördern
mit den beiden Eisenbahnen, welche Norfolk berühren und diese haben
eigens Zweiggeleise in die Gemüsegegenden gelegt.
Der Boden ist ein fast ebener Alluvial- (Schwemmland-) Boden, halb thonig,
mit feinem Sand bedeckt. Man pflügt ihn mit zwei Pferden, düngt im Herbst
stark mit Guano und lässt ihn in Ruhe liegen, bis man gegen Februar mit der
Saat oder Pflanzung beginnt. Man hackt mittels einer Pferdehacke ein- bis
zweimal, nimmt aber statt der Pferde Maultiere, weil diese kleinere Hufe haben
und geschickter sind. (In den Südstaaten, z. B. New-Orleans, werden vielfach
die Strassenbahnen auch von Maultieren gezogen.) Später wird mit der Hand
gehackt.
Der Gemüsehau in den Vereinigten Staaten. igo
Der Flächeninhalt der Gemüsefarmen ist im Durchschnitt 30 — 40 ha, doch
giebt es auch solche bis 120 ha und darüber.
Diese Gemüsezucht erfordert natürlich viele Arbeiter und Arbeiterinnen;
an ihnen fehlt es aber nicht, denn die Baumwollernte und die Erdnussernte
im Herbst, der Austernfang und Versand im Winter geben während der übrigen
Zeit Beschättigung und so hat sich denn um Norfolk eine Arbeiterbevölkerung
von 40000 Seelen ansässig gemacht. Die meisten Arbeiter sind Farbige, die
Männer erhalten 2,80 — 3,60 M. für den Tag, die Frauen fast ebenso viel, der
weisse Arbeiter fängt nicht unter 4 M. an, erhält im zweiten Jahre die Hälfte
mehr und wird nicht selten am Gewinn beteiligt. Viele tüchtige junge Leute
werden bald Obergärtner, und wenn sie sich ein kleines Kapital erspart haben,
übernehmen sie oft selber eine Farm.
Bei der Gleichförmigkeit des Bodens ist es ziemlich gleichgiltig, wo man
die einzelnen Gemüse baut, dagegen sorgt man aber um so mehr für eine Frucht-
folge zwischen den verschiedenen Arten. Die Hauptgemüse sind:
Frühkartoffeln. Ausschliesslich Early Rose. Gepflanzt im Januar, ge-
erntet im Mai und Juni. Preis pr. Fass 12 M.
Kopfkohl. Wird während des Winters aus den Kästen ins Freie ge-
pflanzt. Hauptsorten: Express, d'Etampes, Early Jersey, Wakefield etc.
Grünkohl, Kaie. Wird auch Borecole genannt. Man säet ihn im
September und pflückt im Winter und Frühjahr die Blätter. Eine in den Samen-
Verzeichnissen oft genannte Sorte ist der niedrige Deutsche Grünkohl, ausser-
dem werden krauser Mosbacher und niedriger purpurroter aufgeführt.
Spargel. Meist wird »holländischer« gebaut und in Bündeln von 1 bis
2 Pfund verschickt. Unter ihm zieht man oft Erdbeeren. Letztere werden
aber nicht immer in Rotation mit Gemüse gebaut, sondern oft als eigene Zucht
von anderen Farmern. Eine Erdbeerplantage bei Plymouth, West-Norfolk, ist
80 ha gross.
Tomaten werden unter Glas im Winter angezogen und auch noch einmal
unter Glas verpflanzt.
Erbsen werden wie Salat, grüne Bohnen, Tomaten und Erdbeeren in
Lattenkisten versandt.
Nachdem alles abgeerntet, lässt man die Felder brach liegen und sie
bedecken sich dann mit crab-grass, Digitaria sanguinalis. ein auch bei uns in
Gemüsegärten lästiges Unkraut, das in Amerika in den Südstaaten auch in
Mais- und Baumwollfeldern auftritt, oft so massenhaft, dass, wenn man es zu
Heu machte, sein Ertrag grösser sein würde als die ganze Ernte. *)
Auch in Virginien wird dies Gras geerntet oder man säet Mais auf die
Gemüsefelder; derselbe wird noch vollkommen reif.
Bei der grossen Konkurrenz bezahlen sich um Norfolk nicht alle Kulturen
gut, aber alles in allem gerechnet, machen die tüchtigen Farmer doch gute
Geschäfte, einer gab Vilmorin 8 — 10 % im Minimum an.
5. Die Gemüsezucht in den Sommermonaten.
Wenn mit Juni die grossen Gemüseversendungen aus Norfolk aufhören,
beginnt in den nördlicheren Staaten, Pennsylvanien, New-York, Massachusetts,
aber auch in Süd-Illinois und Südwest-Michigan, die grosse Gemüseproduktion.
*) Prof.. Phares, Mississippi, zitiert in Vasey, The agricultural grasses of the U.S.,
Washington 1884, S. 33.
Spargel 2 636 ha,
Runkelrüben 345 »
Bohnen 1 084 »
Sellerie . : 1 623 »
Kohl 10421 »
Gurken 348 »
184 Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Pennsylvanien liefert besonders nach Philadelphia, der Staat New-York
nach der Stadt New-York, Massachusetts nach Boston und New-York, Süd-
Illinois nach St. Louis, Südwest- Michigan nach Chicago, Milwaukee und
Detroit.
Fast dieselbe Gegend am Ostufer des Michigan-Sees, die so schöne
Pfirsiche und Wein erzeugt/-1) ist auch für Gemüse berühmt und der Verkehr zu
Wasser erleichtert auch hier den Transport. Einzelne Orte eignen sich be-
sonders für die Kultur von Sellerie, so Kalamazoo, Jackson und Tecumseh.
deren Ertrag aus Sellerie auf mehrere Millionen angegeben wird. Ähnlich
grosse Selleriekulturen sah ich in Arlington bei Boston. Man zieht in Amerika
fast nur Bleichsellerie, der bei keiner Mahlzeit fehlen darf. In Arlington wird
er meist zwischen zwei Reihen Brettern gebleicht, die der Länge nach zwischen
den Reihen dachförmig hingelegt werden. Dies erleichtert die Arbeit sehr.
doch geschieht das Bleichen auch dort mitunter durch Anhäufeln.
In Pennsylvanien und New-York wurden 1890 folgende Anbauflächen
ermittelt (nach Vilmorin):
Melonen u. Wassermelonen 5 826 ha.
Erbsen 3 778 »
Kartoffeln 944
Bataten 1 864 »
Spinat 1 304 »
Tomaten 2 796 »
Gesamtfläche 43 254 ha. Die Hauptsache ist der Kohl, wie bei uns; auffallender-
weise aber nur 50 ha Grünkohl, der doch im Winter so viel aus dem Süden
eingeführt wird.
Die Kohlpflanzungen sind teilweise so grossartig wie auf den Rieselfeldern
vieler europäischer Städte oder wie in jenen Gegenden, die von altersher eine
Sonderzucht von Kohl betreiben. Alle Truckfarmer aber bearbeiten das Land
zu Kohl fast nur mit dem Pfluge und behaupten, dass dadurch und durch das
nachfolgende Eggen der Boden besser umgearbeitet werde als mit dem Spaten.
Sie lassen über Winter das Land in rauher Furche liegen, der strenge Frost
wirkt noch weiter zerkrümelnd ein und tötet zugleich viele Insekten. Haupt-
sorten sind der frühe Jersey, Wakefield und Hendersons früher Sommerkohl.
Von Beten, Beta vulgaris, baut man natürlich möglichst dunkelrote und
recht frühe, so die Eclipse mit kleinem Kopf, die extra frühe egyptische,
welche aber im Alter holzig wird, Burpees extra early u. s. w.
Gurken bilden, wie alles saftige Früchte besitzende Gemüse, in der heissen
Zeit eine willkommene Speise und werden viel gebaut. Hauptsorten: White
spine (weisse, dornige), extra early white spine, eine Neuheit, und Chicago
white.
Erbsen werden viel in den Staaten New-York und Pennsylvanien
für den Markt gebaut, in den Neu-Englandstaaten aber, besonders in Maine, für
Konservenfabriken. Noch weiter nördlich, an der canadischen Grenze und in
Canada, werden Erbsen besonders zur Saat gezogen, weil sie da mehr frei
bleiben vom Erbsenkäfer, Bruchus pisi.
In den mittleren Staaten, von Ohio im Osten bis Nebraska im Westen
werden ausser anderem Gemüse namentlich Melonen und Sellerie gebaut.
*) Siehe Gartenflora 1898 S. 387.
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten. |,X-
Melonen, sowohl Wassermelonen wie eigentliche Melonen, sind im
heissen Sommer nächst Tomaten das allerbeliebteste Erfrischungsmittel. Schon
zum Kaffee morgens erhält man in den besseren Hotels eine halbe kleine
Moschus-Melone, die man vor dem Kaffee geniesst, indem man sie mit einem Thee-
löffel ausschält, oder man erhält aut Wunsch auch ein riesiges Stück von
einer Wassermelone. In den Centralstaaten wird die mit Melonen bebaute
Fläche auf 4SS4 ha angegeben. Streng genommen kann man nicht nur die
mittleren Staaten als Hauptgegenden für Melonen nennen, sie werden ebenso
viel in Maryland, in Georgia u. s. w. gebaut. Am 21. Juli war auf der Aus-
stellung schon eine reife riesige Wassermelone von 1 m Länge ausgestellt.
Berühmt ist auch das Muskatine County in Iowa wegen seiner Melonen. End-
lich darf Californien nicht vergessen werden, wo man vielfach in den ersten
Jahren zwischen den Reihen junger Obstbäume Melonen zieht.
Die Kultur der Melonen erfordert viel Sorgfalt und einen lockeren,
frischen Boden. Bei St. Louis*) pflügt man den Boden tief und eggt tleissig,
dann bildet man Hügel, welche in jeder Richtung 4 — b Fuss von einander ent-
fernt sind: kleinere Sorten, wie Xet Gern (eine Xetzmelone), brauchen nur 4 Fuss;
Wassermelonen erhalten mitunter auf sehr reichem Boden 8 — 10 Fuss Ent-
fernung. Man düngt entweder das ganze Feld vorher reichlich mit Stalldung
oder, da dieser oft knapp ist, nur die Hügel, indem man für 400 Hügel einen
zweispännigen Karren verrotteten Düngers verwendet. Dieser wird etwa 3 Zoll
hoch mit loser Erde bedeckt. In Lrmangelung von Stalldünger, der immer der
beste ist, giebt man jedem Haufen einen Esslöffel voll Guano und Phosphate.
Wassermelonen werden 5 — b Kerne auf einen Hügel gelegt, und wenn das
dritte Blatt 1—2 Zoll breit ist. wird alles bis auf eine Pflanze auf jedem Hügel
ausgebrochen; bei anderen Melonen (nutmegs) nimmt man sogar 10 — 12 Kerne
und lässt zwei Pflanzen stehen. Eine grosse Plage sind die Mäuse, die dem
Melonensamen sehr nachstellen und empfiehlt deshalb W. S. Ross einen guten
Rattenfänger (muse-dog). Auch Insektenlarven (striped bogs) thun oft grossen
Schaden; durch Pflügen und Hacken vertilgt man sie am besten. Pflügen und
Hacken geschieht aber auch ausserdem fortwährend, um den Boden locker zu
erhalten, bis Mitte Juli oder selbst später, mitunter sogar wenn die Früchte
halb ausgewachsen sind, wobei man dann natürlich sorgfältig die Ranken auf
die Flügel legen muss.
Eine Hauptsache ist gute Saat und mit Recht wird empfohlen, nur die
allerbeste zu wählen oder sie selbst zu ziehen. Eine fernere Hauptsache ist,
nur gute Melonen zu verschicken, da geringe die Preise verderben, selbst wenn
man gute und geringe gesondert versendet. Bei St. Louis hat ein Verein des-
halb 1892 einen Inspektor angestellt, der alle geringe Ware vom Versand mit
den Wagen des Vereins ausschliesst, und die Preise hielten sich gut, selbst
wenn 4 5 Eisenbahnwagen an einem Tage verschickt wurden. Diese Wahr-
heit gilt natürlich nicht nur für Melonen, sie gilt für alle Lrzeugnisse.
In anderen Gegenden pflanzt man nicht auf Hügeln, sondern in Furchen,
pflügt im Herbst den Dünger unter und giebt vor dem Pflanzen in die Furche
noch etwas Dünger. In den mittleren Staaten zieht man auch die Melonen
vorher unter Glas an und bringt sie dann in die Furchen.
*) Melon Culture von W. S. Ross in Transactions of the Illinois State Horticultural
Society, 1892, S. 169.
1 §(5 Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Sellerie. Der grossen Selleriekulturen bei Kalamazoo etc.. in Michigan und
bei Boston ist schon oben (S. 184) gedacht, aber auch bei Horsehead in New-York
wird viel Sellerie gebaut. Bekanntlich hat man neuerdings Sorten, die sich von
selbst bleichen, so Golden Self-Blancbing Celery und White Plume. William
Meggat von Wethersfield, Connecticut, bemerkte aber auf dem Kongress der
Samenzüchter in Chicago,*) dass, wenn man alle grünen Exemplare ausreisse,
die Konstitution und Grösse der Ptlanzen geschwächt würde, dass die Samen
von grünen Pflanzen kräftigere Stöcke geben.
In Illinois, Ohio und ebenso in New-York werden auch viel Zwiebeln
gezogen, teils zur Saat, teils und besonders zu Steck- und Setzzwiebeln.
Letztere werden auf leichtem ungedüngten sandigen Boden aus Samen, die man
gegen Mai säet, in dichten Reihen erzogen. Man nimmt die kleinen Pflanzen
im August heraus und lässt sie langsam unter einer Schicht Heu eintrocknen.
Die kleinen Zwiebeln von Erbsen- bis Haselnussgrösse werden dann an die
Truckfarmers im Süden und an die Marktgärtner im Osten verkauft, welche
sie auf Beeten, die lockeren, aber stark gedüngten Boden haben, im ersten Früh-
jahr aussetzen. Sobald die Zwiebeln die halbe normale Grösse haben, werden
sie schon auf den Markt gesandt, um als erste die höchsten Preise zu erzielen.
In Virginien und Maryland pflanzt man die Steckzwiebeln etwas später
und lässt sie zur vollen Grösse auswachsen. Man erhält so grosse Mengen und
grosse Exemplare und betreibt das Ganze mehr landwirtschaftlich.
Tomaten. Wie schon mehrfach erwähnt, spielen die Tomaten in den
Vereinigten Staaten eine ganz ausserordentliche Rolle. Man isst sie sozusagen
zu jeder Mahlzeit, auch in Scheiben geschnitten, mit Essig und Öl und etwas
Pfeffer und Salz oder auch unter Hinzuthun von etwas Zucker. Ausserdem
werden sie gekocht, gefüllt u. s. w. Ganz besonders werden sie aber ein-
gemacht, nicht die ganzen Tomaten, sondern der Brei, und viel zu Saucen ver-
wendet. Eigene Fabriken beschäftigen sich wie in England mit der Her-
stellung verschiedener Saucen und unter diesen spielt »Catsup« eine der
wichtigsten Rollen. Catsup ist aber eben vorwiegend aus Tomaten bereitet.
In den Restaurants steht sozusagen auf jedem Tisch eine Flasche mit
Catsup, aus welcher der (last nach Belieben nehmen kann. Dabei ist die Zucht
der Tomaten eine noch verhältnismässig neue und doch verkauft einer der
Haupt-Samenzüchter auf diesem Gebiet, Herr Livingston in Firma
A. W. Livingstons Sons in Columbus, Ohio, jährlich, wie er mir mitteilte,
6'/.,, tons. ca. 117 Zentner Samen, das ist so viel, dass 200 000 acres. 80000 ha,
damit bebaut werden können. Bedenkt man nun, dass noch viele andere
grosse Firmen. W. Attlee, Burpee & Co. -Philadelphia, Peter Henderson
& Sons-New-York, J. C. Vaughan in Chicago u. s. w. Spezialisten sind oder
wenigstens viel Samen verkaufen, so erscheint die Angabe im Census, dass
22 802 acres mit Tomaten bebaut werden, viel zu niedrig, selbst wenn man
annimmt, dass obige Schätzung etwas hoch sei. A. W. Livingston ist einer
der Pioniere auf diesem Gebiete und hat viele neue Sorten gezogen, wie auch
die anderen obigen Firmen zum Teil. Auf dem Gartenbau-Kongress zeigte
*) Selection in Seed Growing. Embracing papers read at the Worlds Horticultural
Congress. Modern Methods of the Seed Trade; Seed growing at Fordhook Farm. Heraus-
gegeben von der grossen Samenhandlung W. Attlee, Burpee & Co., Philadelphia. Herr Burpee
ist Präsident der American Seed Trade Association.
Her Gemüsebau in den Vereinigten Staaten. 187
Herr Livingston seine neue Züchtung Buckey State Tomate vor, eine runde,
schön dunkle Frucht, die 37 cm Umfang hatte. Dabei hat sie «-ine schön
dunkelrote Farbe und eine ganz glatte Gestalt, nicht gerippt; sie soll sehr
ertragreich sein. Zum Einmachen am besten geeignet sind Livingstons New
Stone red und L. Stone purpur.*) Von Attlee, Burpee & Co. -Philadelphia
ist eine ganz dunkelrote Fordhooks First in den Handel gegeben. Die
Hendersonschen Züchtungen sind in Europa schon bekannter.**)
Die Tomaten gedeihen bei dem warmen Sommer fast in allen Staaten.
in den nördlichen muss man, wie bei uns, die Blätter entfernen, wenn die
Früchte ausgewachsen sind, damit sie sich färben. Das ist weiter südlich nicht
nötig. In Süd-Illinois säet man die Saat Ende März oder Anfang April in
Mistbeeten, die in Ermangelung von Glas auch wohl mit Musseline gedeckt
und stets um die Mitte des Tages reichlich gelüftet werden. Die Durchschnitts-
temperatur in den Kästen ist ca. 20° C. Wenn die Pflanzen 2 Zoll hoch sind,
versetzt man sie in kalte Kästen und bringt sie dann schliesslich auf ein stark
mit Stalldünger oder Handelsdünger gedüngtes Stück Land in der ersten Hälfte
des Mai. Frank G. Austin berechnet die Kosten folgen dermassen*) für
10 acres
Pacht von 10 acres Land ii 2 s • • 5 20, —
Pflügen. Pulverisieren und Markieren ä 1.50 . . . » I5r
1000 Pfund (Handels-)Dünger » 17,50
Unterbringen des Düngers »10, —
30300 Pflanzen, das Tausend 50 es » 18,15
Aussetzen derselben auf das Feld » 10,—
Kultivieren, 5 mal mit einem 2 spännigen Kultivator » 15,
Zweimal Hacken, zweites und letztes Pflügen . . . » 20. —
Summa $ 125.05.
Eine Tomatenptlanze giebt bei sorgfältiger Kultur 1 Peck (V4 Bushel) bis
Va Bushel, d. h. 9—18 1 Früchte, mitunter selbst 1 Bushel. Aber selbst nur 1 Peck
angenommen, ergiebt pro acre 3630 Pecks oder 90772 Bushel. Ein Bushel wird
von den Konservenfabriken mit 20 cents (80 Pf.) bezahlt, nach unseren Begriffen
ein sehr niedriger Preis; das macht für 1 acre 181,50, für 10 acres 1815 $. Hier-
von gehen noch ab die Kosten für Pflücken und Verpacken, was der Farmer
aber z. T. selbst thun würde, mit 4 es per bushel.
Zum Schluss rechnet Austin einen Reinertrag von 70 Dollars pro acre,
aber selbst bei nur «/4 Peck Ertrag, also 2'/4 1, würden noch 45 $ pr. acre
= 450 M. pr. ha sich ergeben. Er selbst hatte von einem halben acre
67,50 $ Reinertrag. Er empfiehlt besonders, die Tomaten zwischen jungen Obst-
bäumen zu bauen, da sie die Bäume nicht so beschatten wie Mais und den
Boden locker und feucht erhalten. (Schluss folgt.)
* Livingston hat auch eine besondere Schrift herausgegeben: Livingston and the Tomato
(Preis 1 | ■
**] Der Verein zur Beförderung des Gartenbaus hat von fast allen genannten Herren
mehrfach Samen erhalten, wofür diesen auch hier verbindlichsten Dank gesagt sei.
'■'■'■ Transactions of the Illinois Horticultural Society [892 S. .^Si.
i88
Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc,
Neues Veilchen „Rubin".
(Ein Sämling von Kronprinzessin v. Deutschland.)
Vor drei Jahren in der Gärtnerei
von A. Lutzenberger in Zehlendorf ge-
fallen und vermehrt, zeichnet sich das
Veilchen „Rubin" neben allen be-
kannten guten Eigenschaften der
Stammformen durch seine leuchtend
tief dunkel purpurvioletten Blumen
hervorragend aus. Die Veilchen haben
eine vorzügliche Lichtfarbe in einer
bisher bei Veilchen noch nicht er-
reichten rothen Schattierung. „Rubin"
ist sehr grossblumig, langstielig, stark
duftend und ein gutes Treibveilchen
von Januar ab. Seine tiefe Färbung
bewährt sich besonders in der Treiberei.
Der Versand dieser Neuheit beginnt
Mitte April in kräftigen . reichbe-
wurzelten Stecklingspflanzen, zum Aus-
pflanzen fertig. Der Alleinverkauf der
Neuheit erfolgt durch C. van der
Smissen, Steglitz-Berlin.
Herr van der Smissen sandte uns
am 18. März einige Blumen dieser
Sorte zu. die in der That wegen
ihres roten Farbentons den Namen
„Rubin" sehr verdienen. Der Geruch
ist sehr schön.
Neuere Birnsorten.
Herr Gartenbaudirektor C. Mathicu
legte am 13. Oktober 1898 im Gehölz-
und Obstausschuss mehrere Neuheiten
von Birnen vor, die der Verein zur
Beförderung des Gartenbaues bezogen
hatte.
1. Conference Riv ers. Scheint ein
Sämling der Marie Louise, ist sehr süss,
hateinedickeSchale. was für den Trans-
port gut ist.
2. Direktor Hardy. Ahnelt der
Clairgeau, ist wahrscheinlich ein
Sämling von ihr. Hat ein bedeutend
besseres Aroma als Conference Rivers.
3. Idaho. Süss und sehr muskiert.
Als ältere gute Sorten wurden vor-
gelegt: Beurre Prengalle. Birne von
Tongern. Unvergleichliche vonBeaurain.
Kleinere Mitteilungen,
Das Denkmal der Königin Luise
im Tiergarten wurde am Ge-
burtstage der Königin kurz vor 9 Uhr
vormittags vom Kaiserpaar besucht.
Der Chef der Tiergartenverwaltung,
Präsident Kayser und der Tiergarten-
direktor Geitner begrüssten den
Kaiser und seine Gemahlin. Für
den Schmuck des Denkmals hatte
die warme Witterung dieses Winters
eine grossartige Entfaltung der herr-
lichsten Blütenpracht gestattet. 4300
Blumenstöcke und Pflanzen waren
zu einem farbenreichen Bilde vereinigt.
Die hohe Taxuswand, die den Denk-
malplatz umgiebt, war in ihrem oberen
Teil freigeblieben und bildete so
einen wirkungsvollen dunklen Hinter-
grund für die Flieder- und Schnee-
ballsträucher, deren Blütenzweige sich
straussartig ausbreiteten. Erhöht
wurde die schöne Wirkung durch die
mattroten Azaleen, die tuffartig den
Fuss der Sträuche verhüllten. Zu
Seiten des Denkmals prangten mäch-
tige Rhododendron inmitten niedrig
gehaltener Blumen, deren Beet von
blauen und weissen Krokus eingefasst
war. Am Denkmalgitter zogen sich
grüne Gewinde hin, die dort, wo die
Säulen sich erheben, in Blumenkränze
zusammenliefen. Der Platz zwischen
Gitter und Denkmal bildete ein ein-
ziges Blumenmeer von Azaleen, Rhodo-
dendron, Goldlack, Cinerarien, Tulpen.
Hyacinthen u. dergl. An den Treppen-
wangen standen Gruppen von hoch-
stämmigen Rosen u. dergl.. die sich
um getriebene Magnolien anordneten.
Helle Tulpenbeete bildeten auf dieser
Seite der Anlagen den Abschluss der
grossartigen Ausschmückung. Nicht
minder schön nahm sich das halbrunde
Parterre gegenüber dem Denkmal-
platze aus. Auf dem Luisenstein
lagen frische Blumen und am Gitter
Kleinere Mitteilungen.
l8q
des Denkmals Friedrich Wilhelms III.
prangten Blumengewinde.
(Voss. Ztg.)
Schwammpilze an den Obstbäumen.
Bei einem Gange durch Obstalleen
sieht man besonders an älteren Bäumen
am Stamme öfter grosse Fruchtträger
verschiedener Pilzarten. sogenannte
Schwämme, welche das Holz zersetzen
und das allmähliche Absterben des
Baumes herbeiführen. Wie kommen
denn solche Schwämme an unsereObst-
bäume? Diese Frage kann leicht be-
antwortet werden. Durch den Wind
oder durch Insekten werden an Rinden-
wunden oder auf unbedeckte Ver-
letzungen des Stammes oder der Äster
Sporen gebracht, diese keimen dort,
entsenden Schläuche in das Innere des
Baumes, welche in demselben, Mycelium
bildend, weiterwuchern, die Rot- und
Weissfäule des Holzes hervorrufen und
schliesslich ihre Fruchtträger an der
Aussenseite des Stammes erscheinen
lassen, von denen aus sich wieder die
Sporen auf Wundflächen an anderen
Bäumen ansiedeln.
Der Schaden, den diese Pilze an-
richten, ist noch viel zu wenig bekannt,
oft erst nach Stürmen, welche die
morsch gewordenen Bäume umwarfen
oder die .i.ste von den Stämmen ab-
schlitzten, bemerkt der Baumbesitzer,
wie die Pilze das Holz schon lange
Zeit vorher durchwuchert hatten und
die Pilzfäule hervorriefen. Die ver-
schiedenen Arten besitzen auch eine
verschiedene Lebensdauer; während
einige Pilze nur einige Monate vege-
tieren, um aber am gleichen Baume,
oft an gleicher Stelle wieder zu er-
scheinen, sind andere ausdauernder
und erreichen ein Alter von mehreren
Jahren.
Von den Schwämmen linden wir
nachstehende Arten am meisten auf
den Bäumen vor:
llydnum Schied erm ayri. Frucht-
r erscheint im September bis
Oktober, sieht knollig, höckerig aus,
breitet sich mitunter meterweit aus,
hat ein schwefelgelbes, amLichte rotes.
später bräunlich-rotes Aussehen, kommt
meistens am Apfelbaume vor.
Polyporus cinnamomeus. Der
Fruchtkörper ist ausdauernd, holzig,
zuerst kugel-, später hutförmig, 6 bis
8 cm lang und 5 — 7 cm dick. Die
Oberfläche ist gelbbraun bis braun,
die Löcherschicht zimmtbraun. Findet
sich sowohl aui Apfel- und Birn-, als
auch auf Kirschbäumen vor.
Polyporus hirsutus. Der Frucht-
körper ist korkig, lederartig, halb-
kreisförmig, bis 8 cm lang. üeisch-
weiss, hat etwas gewölbte Oberfläche;
ist mit grau-braunen Haaren besetzt,
kniiimt aui dem Kirschbaume vom
Spätherbste bis Frühjahr vor.
Polyporus hispidus. Der weiche,
schwammige, konsolförmige Frucht-
träger ist anfangs gelbbraun, wird
später kastanienbraun, die Oberfläche
ist mit dunkelbraunen bis schwarzen
Haaren bedeckt. Befällt Apfel- und
Nussbäume.
Polyporus igniarius. Frucht-
trägerist kugelknollig, später huf- oder
polsterlörmig, holzig, ausdauernd, innen
rostbraun gezont. Die Oberfläche ist
anfangs gelbbraun, später wird sie
schwarzbraun, zeigt konzentrische
Furchen und abgerundeten, stumpfen
Rand. Kommt seht häufig auf Apfel-,
Birn-. Kirsch-, Zwetschen- und Nuss-
bäumen vor.
Polyporus su lphureus. In jungem
Zustande ist der Fruchtkörper weil h-
fleischg, später erhärtet sich das weiss-
gelbe Fleisch, breitet sich halbkreis-
förmig aus, wird bis 30 cm lang. Die
hell- bis orangengelbe glatte Ober-
fläche wird zuletzt weisslich. Findet
sich vom Juni bis November auf
Kirsch- und Birnbäumen vor.
Polyporus spumeus. Der Frucht-
körper ist weichfleischig, 5 cm lang,
5 — 6 cm dick, das Fleisch ist zuerst
rötlich-violett, wird später bräunlit h.
die Oberfläche ist höckerig, kommtauf
Apfelbäumen vom August bis No-
vember vor.
Sobald die angeführten oder auch
sonstige, an Birn-. Kirsch- und Xuss-
bäumen vorkommende Schwammpilze
bemerkt werden, sind sie sofort, selbst
wenn bei den ausdauernden Meissel
und Schnitzmesser verwendet werden
müssen, zu entfernen und zu ver-
brennen. Xach dem Entfernen der
Schwämme sind die glatten bezw. ge-
glätteten Schnittwunden sorgfältig mit
Steinkohlenteer zu verstreichen, doch
nicht allein die befallene Stelle, sondern
auch jede entrindete Stelle, selbst die
kleinste Wunde. Das Verstreichen mit
Baummörtel hilft hier nicht, das in
i9°
Kleinere Mitteilungen.
dem Teer enthaltene Kreosot soll
hierbei das Mycel zerstören.
Als Vorbeugemittel wäre zu em-
pfehlen: Vermeidung aller grösseren
Schnittflächen, sauberer glatter Schnitt,
wenn solcher nötig ist, und Ver-
streichen sämtlicher Wunden mit
Baumsalbe.
Rezept zur Baumsalbe: 500 g
weisses Harz, 500 g Teer, 250 g Leinöl
sind unter gelindem Feuer miteinander
auflösend zu vermischen, wobei die
Mischung umzurühren ist. Sollte die
Baumsalbe zu flüssig sein, so kann man
zur Erhärtung nötigenfalls 00 g Spiritus
zusetzen. Ein von anderer Seite em-
pfohlener Zusatz von Zinkweiss ist
völlig zu verwerfen. Fehlt die Baum-
salbe, so bestreiche man die Wund-
stellen der Bäume wenigstens vorläufig
bis zur Beschaffung mit Oelfarbe.
Bei der Gemeingefährlichkeit der
Baumschwämme sollte von seiten der
Obstbaumbesitzer selbst darauf ge-
drungen werden, dass alle befallenen
Bäume in der Gemeinde durch die
Baumwarte sachgemäss behandelt
werden.
Hohenheim. Garteninspektor Held.
(Württemberg, landw. Wochenblatt).
Wie soll ein guter Obstbaum aussehen?
(Aus der Beilage der Hannoverschen Land-
und forstwirtschaftlichen Zeitung:
„Unser Obstgarten".)
Die Wurzel soll vor allen Dingen
gesund sein, beim Ausheben nicht
zu sehr beschädigt, und nicht zu kurz
abgestochen. Ferner soll keine starke
direkt nach unten gehende Pfahlwurzel
vorhanden sein, sondern gut verzweigte
Seitenwurzeln etwa von der Stärke
eines Daumens bis zu Bleistiftstärke.
An solchen Wurzeln werden sich an
der Schnittstelle sehr leicht und sehr
schnell wieder junge Saugwurzeln
bilden.
Weniger Werth braucht man auf
das Vorhandensein der feinen Faser-
würzelchen zu legen, denn diese sind
meist schon kurze Zeit nach dem
Herausnehmen des Baumes aus dem
Erdboden abgestorben. Bei dem
Stamme kommt die Gesundheit eben-
falls wieder in erster Linie in Be-
tracht. Ferner dürfen keine Wunden
daran sein, etwa Krebswunden oder
andere Beschädigungen. Froststellen
oder dergleichen. Die Veredlungs-
stellen müssen gut vernarbt sein,
der Stamm muss glatt und gerade
gewachsen sein, nach der Krone zu
sich etwas verjüngend.
Darauf zu achten ist ebenfalls, dass
der Baum möglichst frei von Ungeziefer
ist, damit nicht irgend ein gefährlicher
Obstbaumschädling mit verschleppt
wird. Die Höhe des Stammes soll
für einen normalen Hochstamm 2,oobis
2,20 m sein. Selbstverständlich muss
der Stamm auch genügend stark sein,
damit er den Einflüssen der Witterung
auch erfolgreich Widerstand leisten
kann. Gesundheit ist auch bei der
Krone die erste Bedingung. Dem-
nächst soll sie nicht zu alt oder gar
überständig und oft zurückgeschnitten
sein, sondern jung mit kräftigen
wüchsigen Jahrestrieben.
Die Anzahl der Triebe hängt ganz
davon ab, welche Form man dem
zukünftigen Baum geben will, sei es
nun Pyramiden- oder Kesselform oder
irgend welche andere. Dies wären
einigen Anhaltspunkte für Obstbaum-
käufer.
Selbstverständlich kann ja nun nicht
jeder Baum allen diesen Anforderungen
entsprechen, doch muss es das Be-
streben des Obstzüchters sein, nur
möglichst gute Bäume zu pflanzen,
wenn er Erfolg von der Obstzüchterei
haben und sich selbst vor Schaden
bewahren will.
Billbergia nutans als Zimmer- und Marktpflanze.
In der Sitzung der Ausschüsse für
Blumen - und Gemüsezucht am
2. Februar d. J. stellte Herr Carl
Crass II. ein hübsches Exemplar von
Billbergia nutans, noch im Knospen-
zustande, aus, die er als gute Zimmer-
pflanze sehr empfahl. Bei ihm steht
ein Exemplar schon ein Jahr im Zimmer.
Man vermehrt sie am besten durch die
zahlreich sich bildenden Seitensprossen,
die sog. Kindein. Wenn diese ab-
genommen und für sich ge-
pflanzt werden, blühen sie schon im
nächsten Jahre. Lässt man aber die
Kindein stehen, so wird die Pflanze
hübsch buschig.
Die Pflanze bildet nur wenig Wurzeln
und beansprucht daher nur einen
kleinen Topf. Für Verkaufspflanzen
nimmt man aber besser etwas grössere
Kleinere Mitteilungen.
igi
Töpfe, da zu kleine leicht umfallen.
Man hält sie am besten bei S — 10 ° K..
giebt ihr halb Laub-, halb Ileideerde
und kultiviert sie im Sommer im
kalten Kasten oder im Freien. Will
man sie früher, etwa um Weihnachten,
in Blüte haben, so hält man sie etwas
wärmer. Herr Kgl. Obergärtner Haber-
mann, Monbijou-Garten. bemerkte noch.
dass diese Bromeliaceae ausser-
ordentlich widerstandsfähig ist; sie ist
sehr geeignet für Dekoration von
Tuffsteinen etc., aber dicht unter dem
Glase. Sobald die Pflanzen geblüht
haben, werden sie bei ihm ab-
geschnitten und bilden dann reichlich
Seitensprossen.
Fuchsien als Vasendekoration.
Die Verwendung der Fuchsien zu
allen möglichen Dekorationen ist
eine so vielseitige, dass es eigentlich
überflüssig erscheint, wenn noch mehr
darübergeschrieben wird; aber dennoch
kann ich nicht unterlassen, auf obige
Verwendungsart aufmerksam zu machen,
es wird damit ein Effekt erzielt, der
geradezu Bewunderung hervorruft, und
dann lassen sich hauptsächlich solche
Fuchsien dazu verwenden, welche einen
hängenden Wuchs besitzen und so von
ihrem erhöhten Stand in den Vasen
so recht zur Geltung kommen, indem
die Blüten der hängenden Fuchsien,
von unten gesehen, ihre Formen so
recht dem Auge darbieten.
So eine bepflanzte Vase auf einem
erhöhten Ständer . welche bis zum
Fusse der Vase durch höhere Pflanzen
verdeckt wird , ist von unerreicht
guter Wirkung als Mittelpunkt eines
grossen Beetes oder als Krönung
einer Terrassenmauer, doch am
schönsten machen sie sich da. wo man
irgend einen thorartigen Eingang mit
lebendem Zaun oder mit einen immer-
grünen Zaun hat, dereinengeradem Weg
einfasst oder als Abteilung im Garten
mit regelmässigen Wegen in die Nähe
des Wohnhauses etc. geführt ist; dieser
Zaun, welcher eine beliebige Höhe,
jedoch nicht unter i1'2 m haben soll,
isi so rechl geeignet, mit Vasen, welche
mit Fuchsien bepflanzt sind, garniert
zu werden, und zwar so, dass in den
Zaun Ständer, worauf die Vasen be-
festigt sind, so angebracht werden.
dass der Fuss der Vase genau mit der
Oberkante des Zaunes abschneidet;
eine regelmässige Einteilung der Vasen
auf den Zaun ist innezuhalten, auch ist
darauf zu sehen, dass dieselben nicht
zu dicht zu stehen kommen, indem
sonst die gewünschte gute Wirkung
nicht erreicht wird und eine Über-
ladung sieht nicht gut aus. Am
schönsten machen sich die immer-
grünen Zäune, wie Thuja occidentalis
oder Taxus, zu dieser Dekoration sehen
aber auchZäune aus Rosen und Liguster
rechl gu1 mit den Vasen aus.
Damit nun die Fuchsien auch einen
Lebhaften Wuchs entwickeln, müssen
die Vasen mit einer recht kräftigen
Erde, der man noch einige Hände voll
Hornspäne (sogenannte Drehspäne)
beimischt, gefüllt werden; diese Horn-
späne haben die lägen schaff, sich
allmälig aufzulösen . indem die ab-
gedrehten Späne zum teil ganz feine
sind, die schon in acht Tage wirken
und dann auch wieder gröbere, die
in einigen Wochen sich auflösen; auf
diese Weise wird den Fuchsien bei
fleissiger Bewässerung den ganzen
Sommer über der nöthige Stickstoff'
durch die sich auflösenden Hornspäne
zugeführt und die Blüten sind dann
zuletzt ebenso gross wie zu Anfang.
Zu bemerken hätte ich noch, dass
die Vasen nicht zu gross, aber auch
nicht zu klein zu nehmen sind, sie
müssen das richtige Verhältnis zur
Höhe und Stärke des Zaunes etc. haben.
Indessen nicht allein zur Bepflanzung
der Vasen auf Zäunen etc. möchte ich die
Fuchsien verwendet wissen, über-
haupt wo Vasen zur Verwendung
kommen, soll die Fuchsie als das ge-
eignetste Bepflanzungsmaterial Be-
nutzung linden und auch da, wo z. B.
in der Mitte eine Yucca gepflanzt ist,
machen sich die Fuchsien als Ein-
fassung im Verein mit einigen Hänge-
pilanzen recht gut. und was die Flaupt-
sache ist, es ist immer ein feines
Arrangement, das jedem Garten zur
Zierde gereicht.
J. Bi emulier,
Gr.-Tabarz (Villa Spindler).
Das Erfrieren der Pflanzen.
I >as interessanteste und lohnendste
Studium für den praktischen Gärtner
bietet offenbar die Pflanzenphysiologie.
Ein solches Studium verschafft nicht
!9:
Kleinere Mitteilungen.
nur manche angenehmeStunde. sondern
lässt auch manche Schlüsse auf die
praktische Thätigkeit zu. Daher sollte
denn auch der Gärtner und mit ihm
der Pflanzenfreund überhaupt keine
sich ihm bietende Gelegenheit mit der
Pflanzenphysiologie vertrauter zu
werden , unbenutzt vorüber gehen
lassen.
Ich glaube nun den gesch. Lesern
dieser Zeitschrift einen Dienst zu er-
weisen, wenn ich an dieser Stelle auf
einige physiologische Vorgänge im
Pflanzenleben aufmerksam mache,
denen bis vor kurzem nur wenige
Aufmerksamkeit geschenkt werden
konnte. Hierbei habe ich das Er-
frieren der Pflanzen im Auge. Wenn
ich eben sagte, das diesem physio-
logischen Vorgange bislang nur wenig
Aufmerksamkeit geschenkt werden
konnte, so ist dieses darauf zurück-
zuführen, dass es an geeigneten In-
strumentenfehlte, umdieunerlässlichen
ein gehendenBeobachtungen anzustellen.
Herrn Prof. Dr. Hans Molisch ver-
danken wir nun die Erfindung eines
äusserst einfachen Apparates, mittels
dessen wir in aller Behaglichkeit in
einem angenehm erwärmten Zimmer
eingehend die Vorgänge im Innern der
Pflanze während des Erfrierens be-
obachten können. Ein doppelwandiger
Kasten, dessen Zwischenräume mit
Sägespänen ausgefülltsind, nimmt einen
zweiten Kasten, in welchem wir ein
Mikroskop unterbringen, auf. Zwischen
beide Kästen füllen wir eine Kälte-
mischung (Eis und Kochsalz) und
unsere Beobachtungen können be-
ginnen. Bemerkt sei noch, dass zur
Beleuchtung sowie zur Bewegung des
zu beobachtenden Objekts geeignete
Vorkehrungen getroffen sind.
Aeusserst überraschend sind die
Bilder, die wir da erschauen. Ich
muss mich hier auf die Wiedergabe
der wesentlichsten Erforschungen, die
nach dieser Richtung bisher erzielt
wurden, beschränken. Es zeigte sich
bei der Beobachtung der verschiedensten
chemischen Stoffe, welche im Pflanzen-
leben eine Rolle spielen, wie auch
einzelner Pflanzenteile, dass die Eis-
bildung unter Einwirkung der durch
die Kältemischung erzielten niedern
Temperatur stets wohl in derselben
Weise, nicht aber immer an derselben
Stelle erfolgte. Ebenso ergab sich
auch ein unterschiedliches Verhalten
der Objekte während des Aufthauens.
Beim Gefrieren toter Gegenstände,
wie Stärkekleister, Eiweiss. Milchsaft
vom Gummibaum, verschiedener Salz-
und Farbstofflösungen krystallisierte
stets reines Eis heraus, wodurch die
Form der Stoffe sehr verändert ward;
die festen Körper wurden zusammen-
gedrängt, die Lösungen konzentriert,
oft auch aus diesem feste Körper aus-
geschieden. Nach dem Aufthauen
nahmen einzelne Objekte ihren alten
Zustand wieder an , andre dagegen
nicht.
Die Pflanzenzelle zeigte beim Ge-
frieren ähnliche Vorgänge; auch hier
bildete sich stets reines Eis, welches
die festen Bestandteile der Zelle auf
einen kleinen Raum zusammendrückte
und die verschiedenen Farbstoff-
lösungen konzentrierte. Während aber
bei den Zellen einiger Pflanzen die
Eisbildung innerhalb der Zelle er-
folgte, entstand das Eis bei andern —
diese Pflanzengruppe bildet die Regel
— ausserhalb der Zelle, diese dabei
arg zusammendrückend. In vereinzelten
Fällen traten beide Erscheinungen
auch zugleich auf.
Noch einem eigentümlichen Umstand
müssen wir hier einige Beachtung
schenken. Es zeigte sich nämlich, dass
nahe bei einander liegende Zellen nicht
immer ein gleiches Verhalten der
Kälte gegenüber zur Schau trugen.
So sind die Schliess- und Haarzellen
verschiedener Pflanzen wesentlich
widerstandsfähiger gegen die Kälte,
als es die umgebenden Zellen sind.
Diese Entdeckung verdanken wir dem
erwähnten Professor; dass die Schliess-
zellen andern Einflüssen (grosse Hitze)
gegenüber besonders widerstandsfähig
sind, ist bereits seit längerer Zeit be-
kannt.
Von wesentlicher Bedeutung für den
praktischen Gärtner ist nun die Ant-
wort auf die Frage: .,Wann stirbt die
Pflanze?" Bisher war allgemein die
Anschauung vertreten, dass die Pflanze
erst während des Aufthauens zu Grunde
geht, und dass infolgedessen es auch
möglich sei, erfrorene Pflanzen bei
vorsichtiger Aufthauung zu retten.
Als solches betrachtet man in den
Gärtnereien das Überbrausen mit
kaltem Wasser. Es sei hier jedoch
gleich bemerkt, dass durchÜbergiessen
Kleinere Mitteilungen.
m
mit kaltem Wasser kein Langsames
Aufthauen, sondern eher ein
schnelles Aufthauen erfolgt.
Die neuesten Untersuchungen haben
nun dargelegt, dass die erfrorene
Pflanze nicht erst beim Aufthauen,
sondern bereits beim Gefrieren resp.
im gefrorenen Zustand abstirbt. Es
ist dies an einer ganzen Reihe von
Versuchspflanzen unwiderleglich fest-
gestellt. Auch stellte es sich heraus,
dass keinerlei Unterschied an den
Pflanzen, welche schnell und langsam
aufgethaut wurden, zu konstatieren
war. Die gleichen Pflanzenarten,
welche bei langsamer Aufthauung am
Leben blieben, litten auch nicht bei
rascher Aufthauung und umgekehrt
waren durch langsames Aufthauen
auch solche Pflanzen nicht zu retten,
die bei raschem Aufthauen zu Grunde
gingen. Pline Ausnahme von dieser
Regel machten allerdings, aus bisher
unerklärlich gebliebenen Gründen,
einige Apfel- und Bimsorten, sowie
die Blätter von Agave americana.
Wenn wir von einem Erfrieren der
Pflanzen reden, so stellen wir uns hier-
unter allgemein eine Schädigung der
Pflanze infolge der unter o° gesunkenen
Temperatur vor. Xun hat es sich aber
herausgestellt, dass verschiedene
Pflanzen bereits bei einer Temperatur,
die etwas über dem Eispunkt liegt,
unter denselben Erscheinungen zu
Grunde gehen, wie solche bei unter
o° erfrorenen Pflanzen auftreten. Und
so eigentümlich es auch berühren mag,
kann man doch mit Fug und Recht
von dem Erfrieren der Pflanzen bei
einer Temperatur über o° reden. Ver-
schiedene Pflanzenphysiologen sind
übereingekommen, zwischen Erfrieren
und Cr ef rier en derart zu unterscheiden,
dass unter Erfrieren eine Schädigung
oder Absterben der Pflanze infolge
niederer Temperatur (event. noch
etwas über o°), unter Gefrieren jedoch
die Eisbildung innerhalb der Pflanzen-
organe verstanden wird; ohne Einfluss
ist hierbei, ob die Pflanze infolge der
Eisbildung abstirbt oder nicht einmal
Schaden leidet.
Die Ursache des Erfrierens einer
Pflanze bei einer Temperatur über
Null ist auf zwei Ursachen zurück-
zuführen. Entweder wirkt die Kälte
derartig auf die Wurzeln ein. dass
diese unfähig werden, für die weitere
Saftzirkulation zu sorgen, so dass also
die Pflanze schliesslich wegen allzu-
grossen Wasserverlustes durch die
Transpiraiion verwelken muss, oder
aber dass durch die niedere Temperatur
irgendwelche Störungen im chemischen
Getriebe der Nährstoffe hervorgerufen
werden. Über diesen letzteren Punkt
herrscht jedoch noch keine voll-
ständige Klarheit, möglich ist auch,
dass hierbei rein physikalische Vor-
gänge eine Rolle mitspielen.
Ziehen wir nunmehr das Fach aus
unsern Beobachtungen, da haben wir
zunächst noch festzustellen, dass bei
o° überhaupt noch keine Pflanze ge-
friert , im Gegenteil muss die
Temperatur erst unter, oft sogar sehr
weit unter o° sinken, bis eine Eis-
bildung erfolgt. E>as Eigentümliche
| hierbei ist jedoch, dass die Eisbildung
dann bei einer höheren Temperatur
erfolgt. Oder mit andern Worten,
irgend eine Pflanze, nehmen wir die
Kartoffel, muss erst bis auf — 30 C. ab-
gekühlt sein , bis Eisbildung erfolgt,
wobei jedoch die Temperatur der
Kartoffel plötzlich wieder auf — 1" C.
steigt. Bei andern Pflanzen gelten natür-
lich andere Zahlen. Der Botaniker nennt
diese niedere Temperatur den Cber-
kältungspunkt, die höhere, bei der
die Eisbildung praktisch erfolgt, den
Gefrierpunkt. Bei dem Gefrieren
wird nun. und zwar meist ungemein
schnell, der Zelle das Wasser entzogen,
und dieser Wasserentzug ist es denn
auch, worunter die Pflanze zu leiden
hat resp. woran sie zu Grunde geht.
Je weniger saftre'ch eine Pflanze ist.
um so weniger ist sie der Gefahr des
Gefrierens ausgesetzt. Daher denn
auch die Thatsache, dass von zwei
gleichen Pflanzen zunächst diejenige
erfriert, welche ammeistenFeuchtigkeit
enthält, während die trockene wider-
standsfähiger bleibt.
Herrn. Holm.
Stylvolle Bindereien
und Pflanzenzusammenstellungen.
Am 23. März hat unser Landsmann
L. Winter in Bordighera im Hause
des Bechsteinsaales zu Berlin, Link-
strasse 42, einen höchst geschmack-
vollen Laden eröffnet und durch
prächtige, mit farbigen Vignetten ge-
schmückte Prospekte zur Besichtigung
eingeladen. Wirmöchten allenPtlanzen-
194
Unterrichtswesen. — Litteratur.
und Blumenliebhaber den Besuch
dringend empfehlen, denn sie sehen
dort in höchst origineller Anordnung
sowohl Früchte, Zapfen, Zweige, Blumen
etc., zu Sträussen, Stillleben etc. ver-
arbeitet. Sie sehen ferner schöne
Terracotten von der berühmten Manu-
fatture di Signo. einem kleinen Ort
bei Florenz, vor allem aber prächtige
Palmen, Cycas etc., von denen ein
grosser Teil wegen der seit Mitte
März bei uns eingetretenen Kälte in
den riesigen elektrisch beleuchteten
Kellerräumen untergebracht ist.
Näheres in der folgenden Nummer.
In glücklicher Weise hat auch Herr
O. Möhrke. Schillstrasse 15, neue
Ideen in der Binderei zur Ausführung
gebracht. Er benutzt besonders farbige
Thongefässe, die er nach eigenen An-
gaben fertigen lässt, und hat solchen
Zuspruch, dass er seinen Laden durch
einen zweiten erweitern muss.
Endlich sei in dieser Richtung
auch A. Hedenus, Potsdamer-
strasse 129, genannt, der in seinem
Schaufenster originelle Kränze, Kissen
etc. mit Flechten, Palmfrüchten etc.
geschmückt zeigt.
Unsere Bindereien aus reinen Blumen
werden darunter nicht leiden; es ist
aber erfreulich, dass neue Ideen uns
vorgeführt werden.
Giftigkeit oder Ungiftigkeit der Eibe,
Taxus baccata.
Es ist nicht richtig, dass die Tiere
keine Eibennadeln fressen, weil sie
wissen, dass sie giftig seien. Im Gegen-
teil, sie fressen sie gern und leiden
keinen Schaden, wenn sie sie frisch
zu sich nehmen; es scheint ein Magen-
und Appetit anregendes Mittel für sie
zu sein. Ganz anders ist es, wenn man
ihnen gepulverte trockene Taxusnadeln
giebt, wie das von Bauernburschen
mitunter geschieht, wenn die Pferde
nur Körnerfutter erhalten und dieses
satt bekommen. Getrocknete Taxus-
nadeln sind unzweifelhaft giftiger als
frische, und wenn die Tiere das geringste
Quantum zu viel erhalten, besonders
wenn Pferde nicht an Eibennadeln ge-
wöhnt sind, können sie daran sterben.
Das beste Schutzmittel gegen Ver-
giftung durch Taxus ist, dass man
einzelne Taxusbäume in die Hecken
der Weideflächen oder auf diese selbst
pflanzt.
(C. W. Strickland in Gardeners'
Chronicle 1895 II 160.)
Unterrichtswesen.
Gartenbauschule für Damen.
Am 22. März fand in der von Frl.
Dr. Elwira Castner zu Friedenau bei
Berlin geleiteten Gartenbauschule für
Damen wiederum ein Examen statt,
bei welchem die Schülerinnen tüchtige
Kenntnisse und vor allem Verständnis
des Vorgetragenen aufwiesen. Drei
der Damen erhielten das Zeugnis
,,gut", eine das Zeugnis „sehr gut".
Im Oktober wird die neue viel grössere
Anstalt in Marienfelde bezogen werden,
welche Raum für 30 Pensionärinnen
bietet. Gegenwärtig wird die Schule
von 26 Damen besucht.
Frühjahrskurses im Obstbau.
Der diesjährige Frühjahrskursus im
Obstbau für Lehrer wird am Kgl. po-
mologisehen Institut zu Proskau vom
10.-22 April abgehalten. Der hierzu
als Ergänzung dienende Sommerkursus
findet vom 14. — 24. August statt.
(Proskauer Obstbau-Zeitung.)
Litteratur.
Max Schulze(Jena). DieOrchidaceen
Deutschlands, Deutsch - Oesterreichs
und der Schweiz. Mit 92 Farbentafeln,
1 Tafel in Schwarzdruck und 1 Stahl-
stich. Gera Untermhaus. Verlag von
Friedrich von Zezschwitz (vormals
Fr. Eugen Köhlers Botanischer Verlag,
1894.
Litteratur.
IQ:
Der Verfasser, einer der besten
Kenner der Erdorchideen, giebt in
diesem Werke die vollständigste Zu-
sammenstellung aller Arten, Abarten
und Bastarde, und können wir allen
Botanikern und Gärtnern, die sich für
Orchideen interessieren, die Anschaffung
dieses Werkes, das von 13 M. auföM.
(Halbfranzband 7,50 M.) herabgesetzt
ist, aufs beste empfehlen. Allein die
92 Tafeln sind so viel wert. L. W.
Cyperaceae et Gramineae. Her-
ausgegeben von den Professoren v.
Schlechtendahl, Langethal und
Fr. E. Schenk. Revidiert von Prof.
Ernst Hallier-München. Verlag von
Friedrich von Zezschwitz, vormals
Fr. Eugen Köhlers Botanischer Verlag.
940 S. Text und 436 Tatein. 30 Liefe-
rungen ä 1 M.
Uns persönlich gefällt das kleine
Format und das bläuliche Grün der
Biälter nicht. Im Uebrigen ist das
Buch, das ein Sonderabdruck aus der
grossen, viele Bände umfassenden
Schlechtendahl-Hallierschen Flora ist,
besonders der zahlreichen Abbildungen
wegen, zu empfehlen. Wir hätten bei
der Gattung Carex lieber gesehen,
wenn zu anfang gleich eine Uebersicht
über sämtliche Untergattungen oder
Stämme, wie Hallier sie nennt, gegeben
wäre, ähnlich wie das in Engler
u. Prantl, Xatürl. Pflanzenfamilien ge-
schehen ist. Text und Abbildungen
passen vorläufig noch nicht zu-
sammen. L. W.
Aus dem Verlage von Trowitsch
& Sohn, Frankfurt a. O. liegt jetzt in
dritter vermehrter Auflage das »Garten-
buch für Anfänger« von Joh.
Böttner vor. Es ist eine erfreuliche
Thatsache, dass der Gartenbau von
Jahr zu Jahr unter allen Berufsklassen
sich mehrFreunde erwirbt. Noch grösser
würde ihre Zahl sein, wenn nicht so
Mancher glaubte, die Gartenkunst berge
Geheimnisse, die nur einem gelernten
Gärtner offenbar würden. Diesem
Glauben kann das obenerwähnte Buch
mit dem grössten Erfolge entgegen-
treten. Für Anfänger ist es geschrieben,
und wir können allen solchen nur
dringend raten, sich dieses Buch an-
zuschaffen. Mit Freuden wird sich
Jeder der Lektüre desselben widmen
und im Umsehen wird er durch die
kurze und durchaus klare Schreibweise
des Verfassers angespornt werden zu
eigenen Versuchen, die an der Hand
der zahlreichen, den Text in bester
Weise begleitenden Abbildungen kaum
misslingen können. Mit den einfachsten
und billigsten Mitteln lernt der An-
fänger in diesem vortrefflichen Buche
die »Geheimnisse« der Gartenkunst,
die ihm bald eine reiche Quelle
ständigen Genusses sein werden.
Im Interesse der Ziele unseres Vereins
müssen wir dem Böttnerschen Garten-
buch die weiteste Verbreitung wünschen.
Ad. Dr.
John M. Coulter, Haupt-Professor
der Botanik an der Universität Chicago.
The Origin of Gymnosperms and the
seed habit. Sep.-Abdr. aus Bot. Gazette
XXVI p. 153—168. (Ursprung der
nacktsamigen Gewächse und der Cha-
rakter des Samens). Der Verfasser isl
der Ansicht, dass die fossilen Samen-
pflanzen von einer Gruppe, die durch
die fossile Gattung Cordaites*) im
weiteren Sinne vertreten wird, ab-
stammen. Ferner, dass diese wieder
von Farnkräutern, welche den heutigen
Marattia-Arten ähnlich sind, sich ab-
leiten lassen, und von diesen die
Gymnospermen (Koniferen und Cyca-
deen), endlich, dass die Samen durch
Verkümmerung des sog. Makro-
sporangiums der Selaginellen etc.
entstanden und. da die Hülle fehlte,
sich mit einer Samenschale um-
gaben.
Die Gartenkunst, Zeitschrift für
die Gesamtinteressen der Gartenkunst
und Gartentechnik sowie der damit
verwandten Zweige des Gartenbaues,
herausgegeben vom Verein deutscher
Gartenkünstler. Verlag von Gebr.
Bornträger, Berlin. Monatlich ein
Heft in gr.40 mitvielenTextabbildungen.
Preis 15 M.
*) Cordaites ist ein Nadelholz mit auf-
rechtem Stamm und verzweigter Krone,
linealen oder auch breiten Blattern, die mit
elliptischer Basis dem Zweige ansassen. l>ie
Blüten sassen im Winkel von spiraligen Deck-
blättern und bildeten Ähren. Die weiblichen
trugen auf dem Scheitel einen Büschel ver-
kümmerter Biälter. Die Samen erinnern an
Taxus und Gingko oder Cycas etc. L. W.
i9<L
Ausstellungen und Kongresse.
Nachdem nunmehr drei Hefte dieser
Zeitschrift vorliegen, können wir unser
Urteil dahin aussprechen, dass hier
wirklich etwas Gediegenes geboten
wird, und man kann dem Verein
deutscher Gartenkünstler Glück
wünschen, dass er in Herrn Dr. Thost,
dem Inhaber der Firma Gebr. Born-
träger, einen Verleger gefunden hat,
der sich ernstlich der Vereinszeitschrift
annimmt.
No. 1 bringt u. a. die fürstlichen
Parks und Gärten zu Wernigerode
a. Harz mit drei Plänen und drei An-
sichten, von C. Koopmann, Araucaria
imbricata in Blasewitz bei Dresden
m. Abb. von F. Ledien, die sogenannte
Lohkrankheit der Bäume m. Abb. von
P. Sorauer; No. 2 u. 3 die preis-
gekrönten Entwürfe betr. des Platzes
Z. in Schöneberg mit Plänen etc., den
Borsigschen Garten m. Abb. von
H. Weidlich, die Pläne zu der Garten-
bauabteilung auf der Pariser Welt-
ausstellung (nach Le Jardin etc.),
Baumpflanzungen in städtischen Strassen
von Weiss etc.
Ausstellungen und Kongresse.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau-Ausstellung vom 5./17.
bis 1 5-/2 7. Mai 1899. Der Nachtrag II
zum Programm ist soeben erschienen
und enthält eine grosse Zahl Ehren-
preise und verschiedene Bestimmungen.
Wir empfehlen allen, die nach Peters-
burg reisen, sich denselben kommen zu
lassen. Eine Anzahl Exemplare sind
uns zur Verteilung übersandt.
Die Anmeldefrist ist auf unsere
Bitte bis zum 15. 27. April ver-
längert, und empfehlen wir allen, die
irgend dazu in der Lage sind, im
Interesse des deutschen Garten-
baues sich zu beteiligen. Baldige
Angabe des Raumes ist aber geboten.
Wie wir privatim hören, ist grosser
Platzmangel. Das Taurische Palais
bietet einen gedeckten Raum von
2800 qm, dazu kommen noch drei zu
erbauende Gewächshäuser von je 30 m
Länge, ob aber das genügen wird, ist
zweifelhaft. Da einige Aussteller, Preis-
richter etc. ihre Damen mitbringen
wollen, so können wir mitteilen, dass
für diese bestens gesorgt werden
wird.
Notwendig zur Reise ist ein von einer
russischen Gesandtschaft oder einem
russischen Konsulat visierter Pass;
ferner zu empfehlen Baedekers Russ-
land, ein warmer Überzieher, ein Frack.
Wohnungsbestellungen sind baldigst
an Geheimrat Fischer von Waldheim,
kaiserl. bot. Garten, zu richten. Die
Stadt Petersburg hat 2000 Rubel zum
Empfang ihrerseits ausgesetzt. Im
Marientheater findet am 7./19. Mai eine
Gala-Vorstellung statt etc. Bis jetzt
haben 79 deutsche Preisrichter an-
genommen, wir werden die Namen in
nächster Nummer veröffentlichen. Im
ganzen werden 200 ausländische Preis-
richter erwartet.
Besonders gern gekauft werden
in Russland', kleine und mittlere
Palmen, Araucarien, Rosen etc.. keine
grossen Exemplare! Dies zur Notiz
für Aussteller. Von Baden ist der
Geh. Hofrat Prof. Dr. Pfitzer, Direktor
des bot. Gartens in Heidelberg, zum
Delegierten ernannt, von Preussen Geh.
Rat Prof. Dr. Engler, Direktor des
Kgl. bot. Gartens, Berlin, Kgl. Garten-
baudirektor Lackner, Steglitz, Direktor
des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, und L. Wittmack.
Lyon. Vom 3. bis 12. November 1899.
Allgemeine Gartenbau-Ausstellung der
Societe d'horticulture du Rhone, ver-
bunden mit einer Ausstellung von
darauf bezüglichen Kunst- und ge-
werblichen Gegenständen bei Gelegen-
heit des 4. Kongresses der französischen
Chrysanthemum-Züchter. Aus diesem
Anlass wird ein internationaler
Wettbewerb in Chrysanthemum
damit verbunden sein. Fahrpreis-
ermässigungen um 50% sind erbeten.
Programme beim General-Sekretär
G. Chabonne, Palais des Arts in
Lyon (Rhone).
Aus den Vereinen.
L97
Berlin^ Grosse deutsche Winter-
blumen - Ausstellung. Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten. Das
Programm, das Medaillen und Geld-
preise im Gesamtbetrage von nicht
weniger als 200011 Mark aussetzt,
ist am 23. Februar vom Verein
zur Beförderung des Gartenbaues
genehmigt und wird nun gedruckt.
Pankow - Schön hausen. Allge-
meine Gartenbau - Ausstellung des
Pankow - Schönhausener Gartenbau-
vereins, 19. — 24. Mai 1900, im
Restaurant Linder, Breitest!". 34. An-
fragen sind zu richten an W. Kretsch-
mann, Handelsgärtner in Pankow-
Berlin.
London. Internationale Konferenz
über Bastard- und Kreuzungs-
pflanzen, veranstaltet von der Royal
Horticultural Society am 11. und
12. Juli 1899. Anmeldung von Artikeln
und Pflanzen an W. Wilks, Secretary,
117 Victoria Street, Westminster SW.
Antwerpen. Internationale Aus-
stellung vom 9. — 13. April 1S99 zur
Feier des 3ocjährigen Geburtstages von
A n t o n v a n D y c k.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899
Grosse internationale Ausstellung. Die
Ligue horticole L'Union zu Mont
St. Amand bei Gent versendet ein sehr
geschmackvolles Plakat zu ihrer Auf-
stellung.
Internationaler Gärtnerischer
Kongress in Paris während der
Gartenbau - Ausstellung vom 24. bis
29. Mai. Es werden halbe Fahrpreise
gewährt. Meldungen nur bis zum
15. April: rue de Grenelle 84, Bureau
I der Soc. nationalle d'hortic. de France.
Aus den Vereinen.
Aus der Sitzung des Liebhaber-Ausschusses
am 6. Februar 1899.
Geheimrat Hauchecorne teilt mit,
dass er auf dem Rennsteige bei Ruhla
an einem Wiesenbache massenhaft
Mimulus luteus gefunden hat. Es stellte
sich heraus, dass diese Pflanze aus dem
Meininger Schlossgarten, einem Wasser-
laufe folgend , ausgewandert war.
Gerade im Wasser hält sie sich, wie
Dr. Dammer bemerkt, gut und über-
dauert unsere Winter.
Herr Prof. Roden waldt empfiehlt
1. Tropaeolum speciosum, welches er
bei Herrn v. St. Paul als Vorpflanzung
in Gebüschen gesehen; 2. Campanula
lactiflora, die grosse Büsche bildet,
ebenfalls bei v. St. Paul; 3. Phytolacca
acinosa variegata (esculenta).
Ihrr Dr. Dammer legt die 1. Bände
der von ihm herausgegebenen Garten-
bau-Bibliothek. Verlag von Karl
Sigismund, vor. Bd. I Zimmer-Blüten-
pflanzen, II Zimmer - Blattpflanzen,
VI Balkonpflanzen.
Herr Geheimrat Hauchecorne er-
bietet sich, im Sommer Samen von
Lathyrus latifolius zu sammeln und ab-
zugeben.
Herr Prof. Rodenwaldt empliehlt
Thonkästen für Balkons vom Töpfer-
meister Schmidt - Gharlottenburg,
Schulstrasse 10, ä Stck. 1,25. Den
Rand oben lässt Herr Schmidt auf
Wunsch abschlagen.
Herr Peschke: Hoftöpfermeister
Schöffel.Lindowerstrasse 10/1 1, macht
auch solche Kästen in jeder Grösse
und Form.
Herr Demharter: Die Thonkästen
müssen möglichst gross sein, damit sie
nicht so leicht austrocknen. Töpfer
Schleinitz in Weissensee macht sehr
grosse Kästen. Xach Herrn Peschke
sind diese Kästen aber aus gröberem
Thon.
Geschäftsbericht der Deutschen Dahlien-
Gesellschaft über das erste Jahr (1898) ihres
Bestehens.
Die Deutsche Dahlien-Gesellschaft,
die heute auf ihr einjähriges Bestehen
zurückblickt, wurde nach voran-
gegangenem Aufruf in allen Fach-
Mattern am 17. November 1807 in
Steglitz begründet, und es verhiess das
damals schon zutage tretende Intere —
der aus vielen Teilen Deutschlands
j98
Aus den Vereinen.
Krscliienenen der zeitgemässen, natio-
nalen Vereinigung eine sichere Lebens-
fähigkeit.
Mit den Vorarbeiten beauftragt,
berief der damalige provisorische
Vorstand die erste ordentliche Ver-
sammlung auf den 13. März 1898
nach Leipzig ein. Dieselbe bestätigte
den bisherigen Vorstand, welchem
ergänzend 3 Beisitzer zur Seite ge-
stellt wurden. In dem Bestreben, der
deutschen Dahlienzucht, welche be-
reits Ende der sechziger Jahre eine
für damalige Verhältnisse führende,
erste Weltstellnng eingenommen,
später aber von England überflügelt
wurde, weil sie es nicht verstand, dem
Zeitgeiste Rechnung zu tragen und
neue Formen aufzunehmen, die gerade
diese Pflanzengattung wieder einreihten
unter die für alle Zwecke verwend-
baren Modeblumen, diese führende
Stellung wieder zurück zu erobern,
gelangten die Entwürfe für eine
systematische Wertzeugnisbestimmung
in ihren Grundzügen einstimmig zur
Annahme. Um der breiten Öffent-
lichkeit sofort einen Beweis ihres
Bestehens zu geben, beschloss die
Gesellschaft einmütig, schon im ersten
Jahre eine ., Special- Dahlien- Aus-
stellung" zu veranstalten.
Die Wahl des Ortes fiel auf Magde-
burg, als aufblühende Gärtnerstadt
im Herzen Deutschlands. Angeregt
durch öfteres Anwesendsein einiger
Herren des Vorstandes und opfer-
freudiges Eintreten des Magdeburger
Ausstellungs-Ausschusses, konnte trotz
vorangegangener sehr ungünstiger
Witterung, Hitze und Dürre, mit
Unterstützung dort einheimischer Gärt-
ner eine Dahlienblütenschau eröffnet
werden, wie solche bisher in Deutsch-
land nicht gesehen wurde.
Wenn auch das finanzielle Ergeb-
nis der Ausstellung den Erwartungen
nicht entsprach und das Gesellschafts-
vermögen dabei mit einem ziemlichen
Beitrage herangezogen werden
musste, so waren in idealer und be-
lehrender Hinsicht die Erfolge unver-
kennbar grosse. Die Berichte sämt-
licher deutschen Gartenzeitschriften
sowie der gute Besuch seitens der
Magdeburg nahevvohnenden Gärtner-
schaft, sind Anerkenhungen, die uns
weiter anspornen werden, auf diesem
öffentlichen Wege rüstig fortzu-
schreiten. Wir hoffen, dass eine
nächste Ausstellung, die in Berlin
abgehalten werden soll, neben zu er-
wartendem grösserem Liebhaberbesuch
auch finanziell günstig ausfallen wird.
Die Ausstellung gab Veranlassung,
die beiden Züchter, bei welchen
gleichzeitig die synonymen Cactus-
Dahlien „Hohenzollern" und ,. Gold-
krone" entstanden waren, zu bestimmen,
dieselben nun unter dem Namen
„Hohenzollern" zu führen, da letzterer
Name als der zuerst in die Öffentlich-
keit eingeführte anerkannt werden
musste. Nach öfteren schriftlichen
und mündlichen Verhandlungen er-
klärte sich der Verband der Mandeis-
gärtner bereit, sein im Jahre 1897
auf den Namen „Goldkrone" erteiltes
Werthzeugnis in „Hohenzollern" um-
zuschreiben.
Wiederholt wurde die Deutsche
Dahlien-Gesellschaft in diesem Jahr
um Prüfung deutscher Neuzüchtungen
ersucht. Es wurden auf Grund der
Bestimmungen Wertzeugnisse ver-
liehen-
Der Firma Daiker & Otto, Langen-
weddin gen, auf ein stimmigen Antrag
der Beurteiler ein solches für
deren Neuzüchtung „Goldelse",
ein Sport von „Gloriosa", ferner
derselben Firma für einen anderen
Gloriosa-Sport „Badenia" durch
Stimmenmehrheitsbeschluss. Kohl-
mannslehner & Schwenke, Schöne-
berg-Berlin, beantragten ebenfalls
für die in Handel zu bringenden
Tölkhausschen Züchtungen Be-
urteilung und erhielten für „Sedan"
mit Stimmenmehrheit, für „Nacht-
falter" durch einstimmiges Votum
Wertzeugnisse, während „Königin
Wilhelmine von Holland" lobend
im Protokoll anerkannt wurde.
Soweit die von jeder Sorte gezeigte
Ursprungspflanze bei Besichtigung
am 6. November dies gestattete,
erkannten die Preisrichter auch
die von der Firma Goos & Koene-
mann, Nieder-Walluf, vorgeführten
Neuheiten „Siegmund" und „Sieg-
linde" in beiden Fällen einstimmig
des Wertzeugnisses für würdig.
Wir veröffentlichen um so lieber
diese Erfolge deutscher Zucht, als
dieselben den besten englichen Neu-
einführungen vollständig ebenbürtig
sind.
Eingesandte Preisverzeichnisse. — Personal-Nachrichten.
199
Zwei ordentliche Mitglieder-Ver-
sammlungen fanden in dem Jahre statt,
die anregend auf die Teilnehmer wirkten,
auch neue Mitglieder der Gesellschaft
zuführten, welche am Jahresschluss
aus nahezu 80 Mitgliedern bestand.
Den Jahreseinnahmen von 1354,15 M.
stellten sich 1146,64 M. Ausgaben
gegenüber, so dass heute das Gesell-
schaftsvermögen 207.51 M. beträgt.
Wir treten hoff'nungsfreudig in das
zweite Geschäftsjahr ein und nochmals
sei allen Denen, die das gesellschaft-
liche Wohl im vergangenen so nach-
haltig förderten, besonders auch den
Herausgebern aller deutschen Fach-
blätter, welche unsere Veröffent-
lichungen immer bereitwilligst auf-
nahmen, aufrichtigster herzlichster! )ank
gesagt. An die geehrten Mitglieder
richten wir noch die Bitte fernerer
fleissiger Mitarbeit, sie dient ja im
Besonderen dem Weiterausbau der
deutschen Dahlienzucht, wie auch im
weiteren Sinne dem -reimten
deutschen Gartenbau.
Berlin, den 31. Dezember iS^s.
Der Vorstand der Deutschen Dahlien Gesellschaft
C. Kotte, Präsident. E. N o n n e , 2. Vor-
sitzender. Heinr. Kohlmannslehner,
Geschäftsführer. G. B o r n e 111 a n n , Schritt-
führer. Ed. Grass, Schatzmeister. I C.
Hanisch, Beisitzer. Eug. Daiker
Beisitzer. W i 1 h, T h ü r m e r , Beisitzer.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Paul Parey, Verlagsbuchhandlung,
Berlin. Verzeichnis der daselbst 189S er-
schienenen Werke: überLandwirtschaft,
Gartenbau und Forstwesen. — Herrn.
A. Hesse. Baumschulen in Weener
(Prov. Hannover). Spezialofferte über
Koniferen. — Ellwanger & Barry
in Rochester N. Y. Novelties in Fruit
and Ornamental Trees.Shrubs, Rosesetc.
(m. Abb.) — K. J. Kuyk (Nachfolger
von Aug. van Geert) in Gent (Belgien).
Hauptpreisverzeichnis nur für Handels-
gärtner über die Spezialkulturen, z. B.
Azaleen , Camellien , Rhododendron,
Palmen, Farne, Selaginellen, Anthurien,
Aralien, Araucarien, Aspidistra, Be-
gonien , Bromeliaceen etc. etc. —
Wallpach - Seh wanenfeld in Inns-
bruck. Forst- und Feldsamen (,, Alpines
Saatgut"). -- Max Deegen (Christian
Deegen's Nachfolger) in Köstritz, Thü-
ringen. Dahlien, Rosen. Gladiolen,
Obstbäume , Ziergehölze. Otto
Heyneck in Cracau-Magdeburg. Chry-
santhemum und Caladium, Derselbe
Nachtrag zum Sortimentskatalog. —
Louis Schön. Crimmitschau(Sachsen).
Baumbänder, Cocosstricke, Raffiabast
Leimringe, Raupenleim etc. — Fred'k
W. Kelsy, NewYork. Trees. Ever-
greens, Shrubs. Roses, Vines. Hardy
Plants and best fruits. - V. Lemoine
et fils, Nancy (France). Neuheiten
und Diverses. — Koenemann &
Maassen, Inhab. Reinh. Koenemann.
Remscheid. Neuheiten. Dahlien, Chry-
santhemum. Stauden u. a. — Koll &
I Sonntag in Hilden bei Düsseldorf-
| Chrysanthemum, Neuheiten und aus-
I gewählte ältere Sorten. — Severin
j in Kremmen b. Berlin. Edel-Georginen.
- J. C. Schmidt in Erfurt. Diverse
I Arrangements mit Abb. (sehr als Vor-
1 bilder zu empfehlen!)
Personal-Nachrichten.
Der Kgl. Garteninspektor Karl
Salomon am bot. Garten zu Würz-
burg f am 7. Februar im Alter von
69 Jahren. Er gehörte zu den heut
zu Tage leider recht seltenen Gärtnern,
die auch tüchtige botanische Kennt-
nisse besitzen, und war schriftstellerisch
sehr thätig. Er schrieb einen Nomen-
klator der Getässkryptogamen, der
auch für Botaniker sehr brauchbar
ist, ferner über winterharte Ziergehölze,
über Palmen, über höhere Pflanzen-
2,00
Berichtigung. — Bitte.
kultur etc. Seine letzte Arbeit über I schien 1849—51. Im Jahre 1852 be-
Melastomaceen erschien in der Garten- | gründete er mit Ule die noch heut
flora 1898. : bestehende Zeitschrift »Die Natur«.
Dem Wirkl. Rat Max K o 1 b ,
München, wurde zu seinem 40jährigen
Dienstjubiläum am 19. März u. a ein
Kunstschrein mit Silberbesteck gestiftet.
G. Reich. Stadt-Obergärtner des
Herrenkrugs bei Magdeburg, tritt am
1. April in den Ruhestand.
Gustav Bahr, pens. Eisenbahn-
Sekretär in Warnick. Küstrin II, starb
18. März. Es verliert der Verein zur
Beförderung des Gartenbaues, dessen
Mitglied er war, in ihm einen der tüch-
tigsten Privat-Pomologen, der in seiner
Bescheidenheit sein Glück nur in seinem
Obstgarten suchte und fand. Er war
unverheiratet. W.
Karl Eu nicke, bisher im bot.
Garten zu Berlin, trat für die Firma
C. Woermann, Hamburg, eine Reise
nach Kamerun an.
Prof. Karl Müller in Halle a. S.,
geb. 16. Dezember 1818 zu Allstedt,
f am 9. Februar. Er war einer der
besten Mooskenner und sein Herbarium
ist vom Kultusministerium für die
Universität Halle angekauft. Sein
Hauptwerk über die Laubmoose er-
Prof. Dr. Richard von Wettstein.
Prag, ist als Nachfolger von Kerner
v. Marilaun zum Universitätsprofessor
und Direktor des bot. Gartens in Wien
ernannt.
G. Heine, bisher in Hofgarten zu
Kl. Glienicke bei Potsdam ging als
Pflanzungsassistent der Plantagen der
Neu-Guinea-Kompagnie nach Stephans-
ort in Neu-Guinea. Erst im Herbst 1898
war er aus Kiautschou, wo er im See-
bataillon diente, zurückgekehrt.
Chr. Drescher in Berlin, der
berühmte Kranzbinder, feierte am
10. Februar sein 25jähriges Geschäfts-
jubiläum. Er ist am 10. Februar 1845
in Sorge, Kreis Krossen, geboren und
seit 1S63 in Berlin ansässig und In-
haber der Rettungsmedaille am Bande.
E. Henze, bisher stellvertretender
Obergärtner, wurde an Stelle des ver-
storbenen A. Mathson zum Ober-
gärtner der städtischen Gruson-Ge-
wächshäuser in Magdeburg ernannt.
Hermann Lern bke, bisher Handels-
gärtnerin Altona, wurde zum städtischen
Friedhofsverwalter daselbst erwählt.
Berichtigung.
In dem Aufsatz Dioon edule, Heft 6,
S. 155 Zeile 1 von oben lies Abb. 37 statt Abb. 6,
S. 157 » 2 von unten lies (Dion) statt (Dioon),
S. 158 » 2 von oben lies Tafel LNXXI statt LXXI.
S. 158 » 14 von unten lies Prodr. XVI statt VI.
L. Wittmack.
Bitte.
Mit einer Monographie der Musaceae beschäftigt, bedarf ich lebender
Blütenstände von Heliconia und Strelitzia. Ich würde den Herren zu grossem
Danke verpflichtet sein, welche mich durch Uebersendung derselben unter-
stützen wollten. Prof. K. Schumann, Berlin, Grunewaldstr. 0 ;.
Gartenflora 1899.
1461.
DlER VILLA WAGNERI kumezow.
D. florida S. et Z. X Middendorffiana Carr.)
Diervilla Wagneri mihi
(D. florida S. et Z. x Micldendorffiana Carr.).
Von Professor X. J. Kusnezow, Direktor Jes Botanischen Gartens zu Jurjew (Dorpal
—^ I Hierzu Tafel i (.61.)
triebe zweistreifig, behaart. Blätter gewimpert, oberseits wie auch unterseits
kahl und nur auf den Nerven etwas behaart. Blüten einzeln, blattwinkel-
ständig, kurzgestielt, fast sitzend. Kelchzipfel lanzettlich, V3 der Kronenröhre
erreichend, nur am Rande gewimpert, ganz getrennt oder etwa bis zur Mitte alle
oder zu 3- -3 verwachsen, alle oder fast alle von einer und derselben Crosse.
Blumenkrone etwa 3 cm lang, rosa mit gelblichweissen Pa'rtieen, aber
ohne dunkelgelbe oder purpurne Flecken, aus engem Grunde plötzlich stark
erweitert, nicht zweilippig, mit 5 gleich tiefen Einschnitten, innen unten über
der Staubblatteinfügung etwas filzig; Saumlappen von etwa Ya Röhrenlange.
Staubfäden am Grunde etwas haarig. Staubbeutel etwas verfilzt. Griffel kahl.
Fruchtknoten sparsam behaart.
Dieser interessante Bastard stammt von der Kreuzung, die der berühmte
Ilandelsgärtner F.Wagner in Tukkum (Kurland, Russland) vor 8 Jahren
zwischen I>. florida S. cl Z. (Nordchina) und D. Middendoi-ffiana Carr. (Ostsibir.,
Nordchina, Japan) ausgeführt hat. Wie bekannt, ist bei uns (in den Ostsee-
provinzen) D. Middendorffiana nebst Forsythia der erste Blütenstrauch im Früh-
jahr, während Diervilla florida erst im Juni anfängt zu blühen; ihre Blütendauer
erstreckt aber sich bis zum August, zu einer Zeit, wo die />. Middendorffiana
einen zweiten, wenn auch schwächeren Flor entwickelt. Mit dem Pollen der zweiten
Blüte der D. Middendorffiana befruchtete nun Herr Wagner vor 8 Jahren Ende August
eine D. florida (von der Vor. Mad. < buturier), im Top! stehend, und brachte die Pflanze
in ein ungeheiztes Gewächshaus. Von den angesetzten Früchten fielen alle mit
Ausnahme einer Kapsel ab, die im Oktober reif wurde und nur wenige Samen
enthielt, von denen drei keimten, doch wieder bis auf einen umkamen. Diese
eine Pilanze zeichnete sich sofort durch starken Wuchs und eine ganz besondere
hellgrüne Färbung aus, die weder Ähnlichkeit mit derjenigen der l>. Midden-
dorffiana noch der von D. florida hat. Merkwürdig ist es, dass es fast 8 Jahre
gedauert hat, bis die Pflanze jetzt zum erstenmal blühte, während D. Midden-
dorffiana bei zeitiger Aussaat bekanntlich schon im Herbst desselben Jahres.
die übrigen Diervilla aber auch sehr früh blühen. Auch aus Stecklingen er-
erzogene Bilanzen wollten sich nicht bei Herrn Wagner zum Blühen be-
quemen. Herr Wagner meint aber, dass der Charakter der Pflanze in dieser
Hinsicht sich ändern wird, sobald Stecklinge einer Pflanze die schon geblüht
hat, entnommen werden. Ob der Strauch Kapseln mit keimfähigen Samen
hervorbringen wird, ist bis jetzt unbestimmt, denn in diesem Jahre, wo die
Pflanze zum erstenmal blühte, blieb sie noch steril. Weder die mit ei-
202 Diervilla Wagneri mihi.
Pollen bestäubten Blüten noch andere mit Varietäten der D. florida bestäubte
setzten Früchte an.
Herr Wagner meint mit vollem Recht, das späte Blühen und schon
früher den mangelhaften Samenansatz nur dadurch zu erklären, dass es sich um
eine extreme Kreuzung (zweier Subgenera) handelt. Die Kultur der Pflanze
scheint sehr einfach zu sein. Sie wächst, nach Wagners Angaben, eher
wie Unkraut, im Gegensatz zu 1>. Middendorffiana, die nicht überall, nament-
lich im Westen, gedeihen will. Auch in Jurjew (Dorpat) wächst diese Art
recht kümmerlich. Wagners Mutterstrauch von I>. Wagneri ist circa
1 Meter hoch und ebenso breit, dürfte auch keinen grösseren Wuchs erreichen;
der Wuchs ist nicht so sparrig (sondern viel buschiger) als der von I>.
Middendorffiana, von der sowohl, wie von der sogen. Weigelia er sich schon aus
der Ferne unterscheidet. Herr Wagner hegt für diese Neuheit grosse Hoff-
nung vom gärtnerischen Standpunkte, da die Pflanze die guten Eigenschaften
beider Eltern in sich vereinigt, namentlich die Stammmutter einer neuen Reihe
schöner Formen werden dürfte. Die Bastarde und Varietäten von Diervilla
florida, hortensis, coraeensis, japonica etc. sind in Kurland nicht winterhart,
während D. Wagneri sich unserem Klima gegenüber ganz wie sein Vater
(D. Middendorffiana) verhält, also absolut widerstandsfähig gegen Kälte ist.
Hervorzugehen ist noch, dass die gelbe Farbe des Vaters, die in der Blüte der
D. florida fehlt, auf den Bastard übergegangen ist, während die charakteristische
Punktierung des Schlundes der D. Middendorffiana fehlt. Im Gegensatz zu
D. Middendorffiana ist die Blumenkrone aus fünf regelmässigen Abschnitten
gebildet. Überhaupt aber hat sie mehr die Muttereigenschaften beibehalten,
wie es aus der obengegebenen Beschreibung klar hervorgeht.
Was die Blütezeit des neuen Bastardes in A^ergleich mit der seiner
Eltern anbelangt, so kann man folgendes darüber mitteilen : Wie oben
schon angedeutet ist, treibt D. Middendorffiana sehr früh und ist schon im
April belaubt, blüht meistens Anfang Mai und zum zweitenmal Ende Juli und
August und noch später, die Früchte reifen im Juli und dann wieder Ende
September. 1>. flor/dn blüht im Juni, entwickelt aber Blüten nach und nach
bis Ende August, in diesem Jahre noch später, die Früchte reifen vom August
an. I). Wagneri blühte bisher von Ende Mai bis Anfang Juni, es ist aber
immerhin möglich, dass sie im Herbst noch einen zweiten Flor entfaltet.
Als Speziesnamen wähle ich für diesen neuen Bastard D. Wagneri
zur Ehre des verstorbenen Vaters Herrn F. Wagners, des berühmten Gärtners
aus Riga, dessen Verdienste für Gärtnerei bei uns in Russland unbestritten
sind und der auch der erste I). Middendorffiana aus den Samen, die ihm von
dem Akademiker Middendorff etwa 1850 übergeben wurden, erzog. Diese erste
Pflanze wurde von Lemaire im ,, Illustration horticole" T. 115 Jahrg. 1S.57 unter dem
Namen Wagneria Middendorffiana beschrieben. Dieser Name blieb, bis es sich
herausstellte, dass die Pflanze zum Genus ^/Vr/vV/rt gehörte. Dippel (Handbuch
der Laubholzkunde. Bd. I. p. 2O7) hat durch irgend welche Verwechselung
Wagneria Middendorff iai/a als Synonym zu D. sessilifolia Buckly gestellt, was
ein offenbarer Irrtum ist, da I). sessilifolia aus Amerika stammt und mit
I>. Middendorffiana absolut nichts zu thun hat.
SSj. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 20^
857. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 23. März 1899.
T. Der Direktor des Vereins, Herr Lackner -Steglitz, widmete den dahin-
geschiedenen Mitgliedern, Kommerzienrat und Senator Ranniger in Alten-
burg und Eisenbahn -Sekretär I». Bahr in Warnick, Küstrin II, warme
Worte der Anerkennung, und die Anwesenden erhoben sich zum /eichen
der Teilnahme von ihren Sitzen.
II. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Obergärtner Ferdinand Greinig in Köpenick (C. Bolles
Obstplantage), durch Herrn Garteninspektor Weber;
2. .. Kreis-Obergärtner Otto Busse, Genthin, durch Herrn
Kies e w e 1 1 e r ;
3. .. Kautmann (i. Schlochow, Friedenau, durch Herrn G. Ileyden;
4. .. Obergärtner Karolewsky, Wannsee, Villa Wild, durch Herrn
K r o p p ;
5. .. Blumenhändler Möhricke, Berlin, Schillstr. 15. durch Herrn
W i en holtz.
III. Ausgestellte Gegenstände: 1. Herr K retsc h m a n n - Pankow führt au-
gezeichnete Primula obeonica grandiflora vor. Herr Kretschmann be-
merkte, dass er, als er vor vielen Jahren sich Samen dieser Pflanze be-
schaffte, nur unscheinbare Blumen davon erhalten habe, als er dann
aber bei Gelegenheit einer Ausstellung des Vereins in der Flora zu
Charlottenburg die herrlichen Exemplare der Herren Arends und Pfeiffer
in Nieder- Ronsdorf, Rheinprovinz, gesehen, habe er sich davon kommen
lassen und immer nur von den schönsten Ptlanzen den Samen weiter-
gezüchtet. Aus solchen Samen sind die vorliegenden erwachsen. Im
vorigen Jahre stellte er eine Anzahl im Hause auf Tafeln auf und hat sie
als Schnittblumen leicht verkauft, da sie langstielig sind und sich sehr
gut halten, wenigstens länger als Primula chinensis. Die Pflanze eignet
sich aber auch sehr gut zum Topfverkauf. Der Same ist erst spät
gesäet, einmal um besser Samen ziehen zu können, zweitens weil die
Blütezeit sonst mit der der Cineracien zusammengefallen wäre und der
Verkauf schwieriger gewesen sein würde. Er hofft, auf der Grossen
Winterblumen-Ausstellung Mitte Februar 1900 schöne Schau-
pflanzen vorführen zu können.
Die Kultur ist einfach. Man säet die Primula obeonica grandiflora von Juli
1ms August kalt aus. kultiviert sie im kalten Kasten und überwintert sie ent-
weder in einem heizbaren Mistbeet-Kasten, der nur eben frostfrei ge-
halten wird, oder in einem eben frostfreien Hause. Herr Kretschmann
glaubt, dass P. obeonica eine Zukunft habe.
1. Herr A. Drawiel- Lichtenberg legt mehre Apfel vor und bemerkt
dazu folgendes:
.1. Neuer Berner Rosenapfel zeichnet sich durch angenehmen
Geruch und lieblichen Geschmack aus und kann wegen seiner
schönen leuchtenden Farbe (earminrot) als Tafelapfel empfohlen
werden. Auch seine frühe Tragbarkeit ist eine gut< Kigenschaft.
Der grösste von den 5 Stück, die ich geerntet, wog 285 g.
204 ^-*7* Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
b. Coulon's Reinette ist eine gute Tatel-Frucht und eine tragbare,
nicht empfindliche Sorte.
c. Newton Wunder. Das Reis erhielt ich von Herrn Mathieu am
9, Mai 1896. Schon am einjährigen Holze zeigte das Reis Blüten-
knospen, welche aber nicht zur Ausbildung kamen. Das Reis hat
drei Früchte gebracht, wovon die grösste am 9. Oktober bei der
Abnahme 480 g wog. Heute wiegt die Frucht 100 g weniger.
Die Sorte scheint frühtragend zu sein, denn das Reis ist wieder
mit mehreren Fruchtknospen besetzt. Die Frucht, welche ich vor
vier Wochen geprobt, war saftig und von süss-säuerlichem Geschmack.
Die grosse Frucht soll gemalt werden.
Herr Mehl fügt hinzu: Wenn wir Apfel wünschen, die noch im Früh-
jahr gegessen werden sollen, so ist vor allem auch der Northern Spy zu
nennen. Er ist ansehnlich, wohlschmeckend, saftig und hält sich ein
ganzes Jahr; allerdings trägt er erst spät. Vielleicht müsste man die
Sorte auf alte Bäume veredeln. Herr C. Mathieu führte ihn voriges Jahr
vor, und er fand allgemeine Anerkennung.
IV. Hierauf hielt Herr Geh. -Rat Prof. Dr. Albert Orth einen mit grossem
Beifall autgenommenen Vortrag über seine Reise nach Ägypten und Palästina
gelegentlich der Einweihung der Erlöserkirche in Jerusalem. Unterstüzt
durch zahlreiche grosse Photographien und Zeichnungen (letztere von
Herrn Geh. Holrat von Eyth, dem Begründer der Deutschen Landwirtschafts-
gesellschaft, selbst gefertigt und dem Museum der landw. Hochschule verehrt),
schildert der Redner eingehend den Boden, sowie Land und Leute. Er hatte
das Glück, in Ägypten gerade zu einer Zeit zu sein, wo der Nil wie vor
Jahrtausenden das ganze Unterägypten überschwemmte und gab ein klares
Bild der eigenartigen Bewässerungs-Vorrichtungen. Weiter besprach
er Palästina, die Wüste Juda, ein Hochplateau, das steil nach dem Jordan-
thal abfällt, welches viel tiefer liegt als das Mittelmeer. Anknüpfend
an seinen Besuch in Haifa führte er das schöne, in Gartenflora Heft 7, Seite
74 abgebildete, aus Weizenähren geflochtene Schiff vor, welches Herr
Abraham Duck ihm verehrt, und das er mit vieler Mühe unbeschädigt
nach Berlin gebracht. Der Vortrag wird in den Nachrichten aus dem
Klub der Landwirte zu Berlin erscheinen.
V. Einstimmig wurden in 2. Lesung genehmigt: Die Anträge der vereinigten
Ausschüsse: a) den Fonds der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung
für Gärtner von 6800 M. auf 10000 M. zu erhöhen; b) der Königlichen
Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam zu ihrem 75 jährigen Jubiläum eine
Summe von 5000 Mark zu überweisen mit der Massgabe, dass die
Zinsen als „Stipendium des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues"
vergeben werden. (Vergl. S. 112, 148, 168.)
VI. In zweiter Abstimmung wurde ferner die Bewilligung von 20000 Mark
zu Prämien für die Grosse deutsche Winterblumen-Ausstellung
Mitte Februar 1900 im Zoologischen Garten ausgesprochen.
VII. Hierauf wurde der den einzelnen Mitgliedern in der Versammlung über-
gebene Etat für 1899, der von dem des Vorjahres wenig abweicht, in
erster Lesung genehmigt. Hierbei ward ein Antrag des Herrn Hof-
Englische Garten. 20-,
gärtner Hoffmann angenommen, künftig den Etatsentwurf 14 Tage vorher
den hiesigen Mitgliedern mit der Gartenflora zugehen zu lassen.
YIII. Herr llientzsch erstattete namens des Revisions- Ausschusses kurz
Bericht über die Rechnung für die grosse Jubiläums-Ausstellung
von 1.897, die incl. der aufgelaufenen Zinsen einen Cberschuss von
17 250.10 M. ergeben hat, und beantragt, dem Schatzmeister, Herrn Kgl.
Hoflieferant J. F. Loock, Entlastung zu erteilen. Ebenso beantragte er
Entlastung betr. der Jahresrechnung für 1897.
Nachdem der Vereinsdirektor Herrn Loock für die ganz ausser-
ordentliche Mühewaltung, die namentlich die Jubiläums-Ausstellung ihm
verursacht, den wärmsten Dank des Vereins ausgedrückt hatte, sprach
die Versammlung unter lebhaftem Beifall ihm die Decharge aus.
IX. Das Comite für die Berliner Kunstausstellung hat beschlossen, in
diesem Jahre die Räume des Landes-Ausstellungsgebäudes, namentlich
die zwei vorderen Säle, mehr als bisher gärtnerisch zu schmücken, und
erbietet sich, Gärtnern ohne Platzmiethe den nötigen Raum dafür zu
gewähren. Sie können dann auch ihre Firma dabei anbringen.
Von mehreren Sachverständigen wurde hervorgehoben, dass niemand
ohne Entschädigung einen ganzen Sommer hindurch seine Pflanzen dort
aufstellen werde, da das ganz gewaltige Opfer koste. Hofgärtner Hoff mann
und L. Wittmack empfahlen, um den Künstlern möglichst entgegen-
zukommen, zu beantragen, dass die Gärtner dann wenigstens in irgend
einer Form prämiirt werden möchten. Die Versammlung aber sprach
sich dagegen aus, da sie eine Beteiligung ohne Entschädigung in Geld
für aussichtslos hielt.
X. Das Preisgericht, bestehend aus den Herrn Habermann, Xeuheisel
und W i e n h o 1 1 z , sprach Herrn Kretschmann für seine Primula
obconica grandiflora den Monatspreis von 15 M. zu.
XI. Vor der Sitzung wurden eine Anzahl Samen, Syringa japonica etc. verteilt,
die unser Ehrenmitglied, Herr Hofmarschall von Saint Paul Illaire
zu Fischbach im Riesengebirge, Präsident der Deutschen dendrologischen
Gesellschaft, dem Verein freundlichst zur Verfügung gestellt hatte.
Carl Lackner. Wittmack.
Englische Gärten.
(Vortrag, gehalten im Verein zur Beförderung des Gartenbaues am 24. November [898
ri ^ von A. Brodersen.)
];--)ic von mir im Sommer 1S98 unternommene Reise nach England hatte in
-*— , erster Linie den Zweck, die englischen Gärten und Parkanlagen zu
studieren; es war aber auch mein Wunsch, mich über die Gärtnerei im all-
gemeinen zu belehren und die Vorzüge Englands kennen zu lernen. Ausser
Londoner Gärten habe ich den Südwesten Englands gesehen, und beziehen
sich meine Ausführungen nur auf diese Teile. Es kann ja sein, dass in
anderen Gegenden anderes zu beobachten ist, doch kann ich darüber nicht
sprechen.
20Ö Englische Gärten.
Im ganzen habe ich auf einer vierwöchentlichen Reise nicht weniger als
60 Park- und Gartenanlagen grösseren Stiles besuchen können, und wenn es
mir gelungen ist, in dieser kurzen Zeit so viel zu sehen, so ist das besonders
dadurch herbeigeführt, dass mich deutsche Männer in England unterstüzt haben,
namentlich Herr F. W. Meyer, der Landschaftsgärtner der Firma Robert
Veitch in Exeter, welcher sogar eine Zeit lang mich auf der Reise begleitet
hat. Dadurch bin ich in die Lage gekommen, einen viel tieferen Einblick in
englische Gartenbauverhältnisse zu thun , als sonst möglich gewesen sein
würde.
Nachdem ich zurückgekehrt bin, ist mir vielfach die Frage entgegen-
gehalten: »Wie haben Ihnen die englischen Gärten gefallen? Wie unterscheiden
sie sich von den deutschen?« So einfach wie diese Frage ist, so ist sie nicht
so einfach zu beantworten. Um sich über die Gesichtspunkte, die bei der
Anlage englischer Gärten massgebend sind, klar zu werden und um sagen zu
können, ob sie einem gefallen, muss man sich erst mit dem englischen
Charakter, mit Gewohnheiten und Sitten bekannt gemacht haben.
Vor allem macht sich da das Freiheitsbestreben der Engländer geltend,
d. h. eine Freiheit, die sie sich anderen gegenüber erlauben, ohne dass andere
ihnen gegenüber sich solche gestatten dürften, das würden sie sich sehr ver-
bitten. So ist es auch im Garten. Der Gartenbesitzer will von seinem Hause
aus möglichst die Gegend geniessen; manche haben ja auch so grosse
Besitzungen, dass ihnen die ganze Gegend gehört, andere wollen sie wenigstens
mit den Augen beherrschen. Andererseits möchte aber keiner erlauben, dass
irgend einer der Passanten in seinen Garten schaut. Bei uns dagegen öffnet
man an einzelnen Stellen die Pflanzungen, um die Passanten hineinblicken zu
lassen.
Würde der englische Gartenbesitzer, um das Hineinschauen der Vorüber-
gehenden zu verhindern, auf seiner Grenze Pflanzungen oder Mauern errichten,
so würde er selber nicht frei ausschauen können. Er greift da oftmals zu einem
anderen Mittel: er versenkt ohne Weiteres die Fahrwege, oft mit grossen
Kosten. In vielen Ortschaften, z. B. Torquay, findet man in den mit Villen
und Gärten bebauten Teilen öffentliche Fahrstrassen, gleichgültig, ob das
Terrain schräg oder gerade ist, 2 — 4 m tief eingeschnitten und das anstossende
Terrain durch starke Mauern, meistens aus Quadern, Kalkstein u. s. w. gestützt.
Man wandert so zwischen Mauern dahin. Bei uns ist es in manchen Gemeinden
vorgeschrieben, dass keine Mauern erbaut werden dürfen, weil die Schönheit
des Ortes darunter leidet.
Ahnlich ist es bei der Vorfahrt zu den Grundstücken. Der Zufahrtweg
ist meistens so gehalten, dass man von ihm aus nicht in den Garten hinein-
schauen oder doch nur die nebensächlichen Teile sehen kann. Der Besitzer
liebt es nicht, von einem Besucher gesehen zu werden, bevor ihm gemeldet
ist, von wem und in welcher Angelegenheit er zu sprechen ge-
wünscht wird.
Damit will ich aber nicht sagen, dass es schwer sei. die Erlaubnis zur
Besichtigung der Gärten zu bekommen. Wir sind mit der grössten Liebens-
würdigkeit aufgenommen , so dass sich mancher Deutsche ein Beispiel
daran nehmen kann. Von dem Augenblick an, wo man angenommen ist, wird
einem Alles gezeigt und man geniesst die vollste Gastfreundschaft.
Englische Gärten. 207
Bezüglich der Wegeführung im allgemeinen war ich etwas enttäuscht.
Man legt nicht solchen Wert auf die Art der Wegeführung, sondern diese ist
meist eine zufällige.
Fragt man, warum ein Weg nicht so oder so gelegt ist, so erhält man
zur Antwort: Sie müssen doch zugeben, dass die Wegelage praktisch ist. Man
will nämlich schnell von einem Platz zum andern kommen. Die Engländer
haben auch gar nicht so das Wegebedürfnis wie wir. Bei uns sind die Wege
die stummen Führer des Parkbesuchers; in England kehren sich die Parkbesucher
gar nicht an die Wege. In den öffentlichen Anlagen sind die Wege nur für
diejenigen,, welche schnell hindurch wollen. Die andern Besucher gehen bei
gutem Wetter auf die Rasenflächen und legen sich auch wohl darauf. Wenn
wir die Wege als stumme Führer betrachten, so müssen wir auch die Pflanzungen
mit Rücksicht auf die Betrachtung der geschaffenen Bilder von diesen Wegen
aus möglichst abwechselungsreich gestalten.
Hinsichtlich der Anordnung der Pflanzungen scheue ich mich nicht zu
sagen, dass die Engländer uns darin meist ausserordentlich nachstehen. Die
Pflanzungen sind zum grössten Teil nach unseren Begriffen sehr willkürlich
und ohne eine massgebende Idee für die Gesamtwirkung gemacht. Nur die
vom Wohnhause aus sichtbaren Parkteile und die Ausschmückung um das
Flaus lassen eine beabsichtigte Wirkung durch die Gruppierung erkennen.
Für die Anordnung der Pflanzungen wird das Hauptgewicht darauf gelegt
den verschiedenen Pflanzungen solchen Standort zu geben, der ein gutes Ge-
deihen erwarten lässt, ohne hierbei besonders ängstlich auf die Gesamtwirkung
zu achten.
Damit soll aber nicht gesagt sein, dass in den englischen Anlagen keine
schönen Bilder zu linden seien, im Gegenteil ausserordentlich viele. Man ist
dort ja nicht gezwungen, bestimmten Pinien (den Wegen) nachzugehen, sondern
man begiebt sich auf die Rasenflächen und dort öffnen sich auf Schritt und
Tritt schöne Bilder, je nachdem das Licht wirkt.
In einzelnen grösseren Parks und grossen städtischen Anlagen ist von
einer Pflanzung wie bei uns keine Rede. Einen solchen der Natur abgelauschten
Aufbau der Gehölze findet man in England nicht. Ebenso wenig findet man
ein Auflösen der Pflanzungen durch in die Rasenbahnen vorgeschobene Gruppen;
Vorpflanzungen einzelner Bäume sind nicht selten, allein Strauchpflanzungen
als kleinere Gruppen oder Staudenpflanzen frei vor den grösseren Massen
stehend, die Konturen der Pflanzung lockernd, fehlen, wie auch die Verbindung
der Bäume durch niedrige Gruppen, bestehend aus baumartigen Sträuchern,
selten beobachtet wird.
Das einzige Mittel, durch welches die Bäume verbunden werden, bilden
die in grossen Massen auftretenden immergrünen Sträucher, vor allem Kirsch-
lorbeer. Diese werden aber oft nur gepflanzt, um den Rasen unter den grossen
Bäumen zu ersetzen. In einzelnen Fällen wirkt solche Unterpflanzung, be-
sonders bei älteren Bäumen und an Abhängen, recht gut, allein diese Art der
Ptlanzung ist so allgemein, dass der Reiz völlig verloren geht.
In allen grösseren Parkanlagen sieht man weidendes Vieh; damit dieses
die Pflanzen nicht beschädigt, ist jeder Baum und fast jeder Strauch mit einem
Schutzgitter umgeben. So anmutig das weidende Vieh auch ist, die Zäune sind
eine empfindliche, störende Zugabe.
2o8 Englische Gärten.
Bezüglich des Gehölzmaterials sind wir sehr im Nachteil; in England
hat man ein herrliches mannigfaltiges Material zur Verfügung. Wenn wir
Deutschen nur ein annähernd so reiches hätten, könnten wir etwas ganz anderes
leisten. Wenn ein deutscher Gärtner in deutschem Geschmack in England
arbeiten könnte, würde er dort grosse Erfolge erringen können; aber die Eng-
länder haben für fremde Art wenig Verständnis. Die Engländer denken oft
nicht nach, ob das, was sie in eine Gruppe hineinpflanzen, in der Wirkung
auch harmoniert. Das Material in den Gruppen ist oft vorzüglich und trotzdem
die Wirkung mangelhaft.
Bei uns wird grosse Sorgfalt auf die Gestalt der Gruppe gelegt, aber
unsere Gartenliebhaber haben wenig Interesse für die einzelne Art des Strauches,
ob z. B. eine Schneebeere durch einen besseren Strauch ersetzt werden könnte,
fragen sie sich nicht. In England ist es umgekehrt, der Engländer interessiert
sich für die einzelne Sorte; das sieht man auch bei den Blumengruppen. Man
findet die allerunglaublichsten Zusammenstellungen, aber jedes Exemplar ist
eine gute Sorte und von guter Kultur. Ein Besitzer interessiert sich z. B. für
Bambusen, ein anderer für Rhododendron, der dritte für Schlingpflanzen, der
vierte für Alpenpflanzen, Fuchsien oder Pelargonien u. s. f. Jede einzelne
Spezialität wird mit grosser Sorgfalt betrieben. Die Liebe für das Einzelne
wird in einer Weise ausgeübt, wie wir es leider nur selten beobachten.
Sollte es uns gelingen, eine ähnliche Liebe auch bei uns erwecken zu
können, so würden wir ein grosses Arbeitsfeld, eine weite Ausdehnung unseres
Betriebes erlangen.
Um nun einiges Spezielle zu schildern, sei gesagt: es herrscht in den
Londoner Parks eine solch ausserordentliche Blumenfülle, in den für Massen-
wirkung berechneten Anpflanzungen, dass es schwer ist, ohne es gesehen zu
haben, sich eine richtige Vorstellung davon machen zu können. Fast gleichgültig
ist es dabei, ob der Park im Norden oder Westen von London liegt.
In einem einzigen Londoner Park sind mehr Blumen als in sämtlichen
Berliner öffentlichen Anlagen zusammen, nicht nur was die Sorten
und die Schönheit, sondern auch was die Zahl anbetrifft. Die Zahl ist in
Berlin ja auch nicht gering, aber das Material ist bei uns so traurig, dass es
nicht recht zur Geltung kommt. In England dagegen ist jedes Stück eine Aus-
stellungspflanze; die Blumen aus dem Hydepark würden alle unsrigen schlagen.
Da findet man Bougainvillea, Pelargonien, Fuchsien in Pyramiden, und sobald
die Blumen den geringsten Mangel zeigen, werden sie entfernt. Der Reichtum
an Material ist geradezu bewunderungswürdig.
Wenn ich einen Vergleich zwischen einem Berliner und einem Londoner
Park, zwischen dem Tiergarten und dem Hydepark ziehen soll, so ist es, als
ob ich den Tiergarten mit dem Tempelhofer Felde vergleichen müsste. Das
Tempelhofer Feld mit einigen Tausend grossen Bäumen bestanden, durch grosse
Teiche belebt und an einzelnen Stellen reich mit Blumen geschmückt, die
weiten Flächen mit sich kreuzenden Wegen durchzogen, mit den weidenden
Schafheerden, mit den auf den Rasenflächen spielenden und ruhenden Menschen
würde eher dem Hydepark gleichen wie der Tiergarten.
Während der Tiergarten wenig Luft und Licht bietet*), ist der Hydepark
*) Auch der grosse französische Landschaftsgärtner Ed. Andre hat sich dahin aus-
gesprochen, dass an mehreren Stellen im Tiergarten mehr gelichtet werden müsse. (Siehe
Gartenflora 1897 S. 334.) Glücklicherweise geschieht das jetzt. L. W.
Englische Gärten. 200
nur Luft und Licht; während der Tiergarten nur wenig Rasen hat, ist dort
alles Rasen, während im Tiergarten nur hier und da ein kleines Plätzchen für
Kinder ist. ist der ganze Ilydepark ein Spielplatz.
Könnte man das nicht auch in angemessener Weise bei uns einführen?
Könnte man den Tiergarten dadurch nicht nutzbarer machen.' Könnte man
nicht manche völlig vernachlässigte, unzugängliche und ungesunde Flächen, die
seit unzähligen Jahren nicht gelichtet sind, abholzen, und durch geeignete
Massnahmen grosse, gesunde Kinderspielplätze schaffen? Durch solche Ein-
griffe würde der Tiergarten in keiner Weise leiden oder in seinem Charakter
geändert werden. Man könnte immer noch genügend Gehölzpartien sich vor-
behalten, und wenn man jetzt die Siegesallee ausschmückt, so sollte man auch
an anderen Stellen Schmuck anbringen und neben schattigen Wegen auch freie
Flächen schaffen, die der Bevölkerung zum Nutzen gereichen.
Eine Anlage, die mir sehr imponiert hat, ist der botanische Garten in
kew. Ich habe demselben anderthalb Tage gewidmet, und ich habe gesehen,
mit welcher ausserordentlichen Sorgfalt derselbe angelegt ist. Er dient zunächst
wissenschaftlichen Zwecken, dazu dient auch das grosse Arboretum und die
vielen botanischen Pflanzen, die alle gut etikettiert sind, sodass jeder Besucher
sie kennen lernen und geniessen kann. Alles wird dem Publikum in angenehmer
Form dargebracht; überall sind Wegweiser, sodass man in kurzer Zeit zu Hause
ist. Jeder Baum und jeder Strauch tritt Einem angenehm entgegen. Lern
Publikum ist nicht verboten, auf den Rasen zu gehen, man kann daher auch
jeder Pflanze näher treten; ja auf den grossen Rasenflächen sind besondere
geschorene Rasenbahnen, auf denen das Publikum lustwandeln kann.
Im botanischen Garten ist sogar ein Theehaus, und es stehen in der Nähe
Stühle auf dem Rasen, sodass man in Ruhe eine Tasse Thee oder Kaffee trinken,
ev. ein Butterbrot zu sich nehmen kann; es will dies bei uns nicht viel be-
deuten, aber in England muss es hoch angeschlagen werden. Man versteht es
eben ausgezeichnet, den Garten dem Publikum angenehm zu machen und man
erzieht dadurch wirkliche Pflanzen- und Gartenliebhaber.
Der Kewgarten ist im allgemeinen nur eine ebene Fläche, aber alles ist
so gut angeordnet, dass man das kaum empfindet. An einer Stelle ist auch
eine Art Hohlweg angelegt, und da finden sich herrliche Rhododendron,
Kamellien und Hex in 25—30 Fuss hohen Prachtexemplaren. Da sieht man.
dass alles hergerichtet ist zur Freude der Besucher, nicht damit bloss die Art
vertreten sei.
Wenn ich hiermit das Terrain vergleiche, auf dem der neue Berliner
botanische Garten entstehen wird, so kann ich nur sagen: wir haben, was Lage
und Formation anbetrifft, Verhältnisse, die es möglich machen, wenn auch in
bescheideneren Grenzen, so aber doch dem inneren Werte nach, einen Garten
zu schaffen, der demjenigen von Kew nicht nachsteht.
Hoffen wir daher, dass in Dahlem ein Institut entsteht, dem es neben
segensreicher wissenschaftlicher Forschung obliegt, nach den Grundsätzen, wie
solche in Kew-Gardens befolgt werden, reiche Früchte zutragen, unser deutsches
Volk zu wirklichen Garten- und Pllanzentreunden zu erziehen.
2io Motive zu Teppichbeeten. — Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Motive zu Teppichbeeten aus Haeckels ..Kunstformen der Natur".
t (Hierzu Abb. 46 u. 47.)
urz bevor ich die warm empfundene Rezension des Herrn Landes-
ökonomierat A. Goethe in Geisenheim über Haeckels »Kunstformen
der Natur« erhielt, die in dieser Nummer Seite 2 16 abgedruckt ist, hatte ich.
in gleicher Begeisterung" wie Goethe über das neueste Werk meines verehrten
einstigen Lehrers, der allen, welche sich an der Festgabe zu seinem 60. Ge-
burtstag 1894 beteiligten, die 1. Lieferung als Geschenk zusandte, den Verfasser
um die Erlaubnis gebeten, einige der schönen Formen kopieren zu dürfen. Er
sowohl, wie die Verlagshandlung, das Bibliographische Institut in Leipzig,
haben das bereitwilligst gestattet, wofür ich ihnen den lebhaftesten Dank aus-
spreche, und so erhalten die verehrten Leser zwei Abbildungen (Fig. 11 u. 12
der Tafel 5 in Haeckels Werk) eines Teiles von Querschnitten durch die Wand
von zwei Kalkschwämmen, welche als prächtige Motive für Teppichbeete und
Blumengruppen (und ebenso gut für Stickmuster) dienen können. Fig. 46
Sycarium elegans Haeckel, Fig. 47 Sycaltis perforata Haeckel.
Im Übrigen schliesse ich mich ganz Herrn Landesökonomierat Goethe an
und kann noch hinzufügen, dass auch in den Ausschüssen des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues Haeckels Werk die allgemeinste Bewunderung
erregt hat. Dabei ist der Preis von 3 Mark für 10 so prächtige Tafeln mit
Text, wie sie die 1. Lieferung bringt, geradezu erstaunlich niedrig.
Die tierischen Schwämme bieten übrigens eine wahre Fülle zierlicher
Gebilde. Herr Geh. Reg. -Rat Prof. Dr. Franz Eilhard Schulze, Direktor
des zoologischen Instituts an der Universität Berlin, der Spezialist der tierischen
Schwämme, welcher mich freundlichst über den Bau noch näher orientierte, bat
mir eine ganze Reihe reizender Formen der Nadeln etc. von Kieselschwämmen
vorgeführt, wie sie u. a. in seiner Bearbeitung der Kieselschwämme der»Challenger
Expedition« abgebildet sind. L. Wittmack.
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Von L. Wittmack. [Schluss.]
Gemüsetreiberei.
Wie schon in der Einleitung über den Gemüsebau gesagt ist, finden, trotz
der massenhaften Einfuhr von Frühgemüse aus dem Süden, die Gemüsetreiber
im Norden immer noch ihre Rechnung. Sie ziehen hauptsächlich solche Gegen-
stände, die sich nicht weit versenden lassen, oder, wenn es auch dieselben
Dinge sind wie die aus dem Süden kommenden, so erhalten sie, weil die
Gemüse frischer sind und von den reichen Bewohnern der grossen Städte
bevorzugt werden, doch höhere Preise.
Um ein Beispiel zu geben, wie eine solche Gemüsetreiberei eingerichtet
ist, sei die des Herrn Wiles in Beideman in der Nähe von Philadelphia
beschrieben, die ich unter freundlicher Begleitung des Herrn Eisele, Geschäfts-
führers des Herrn Henry Dreer in Philadelphia, am 2. Oktober 1893 besuchte.
Herr Wiles hat 18 Gewächshäuser, die alle miteinander in Verbindung
stehen. Im ersten, 170 Fuss lang, 19V2 Fuss breit, war nichts weiter als Peter-
Motive zu Teppichbeeten aus Haeckels „Kunstfbrmen der Natur". 211
Abb. 46. Teil eines Querschnittes aus der Wand eines Kalkschwammes,
Sycarium elegans Haeckel.
Nach Haeckel, Kunstformen der Natur.
Abb. 47. Teil eines Querschnittes aus der Wand eines Kalkschwammes,
Svcaltis perforata Haeckel.
Nach H ae c kel, Kunstformen der Natur.
2i2 Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
silie in drei langen Beeten an der Erde; im zweiten Hause dasselbe. Mitunter
wird die Petersilie erst im Freien ausgesäet und die Wurzeln dann nachher
ins Haus gepflanzt, diese war aber direkt im Hause ausgesäet. Mehrere der
folgenden Häuser standen voll Salat. Dieser wird im Freien ausgesäet und
dann hierher verpflanzt, wobei man die alten Blätter abschneidet. Die Mist-
beete enthielten Sellerie, der gebleicht werden sollte. Er stand ausserordentlich
dicht; die einzelnen Stauden werden mit Papiercylindern umgeben, damit
sie bleichen. Herr Wiles treibt auch Sauerampfer, doch ist er fast der
einzige in seiner Gegend, der das thut, da die Nachfrage nur gering ist. Der
Sauerampfer wird im Freien angezogen, die Blätter werden im Herbst ab-
geschnitten und die Wurzelstöcke im Hause ausgepflanzt.
Überall war in den Häusern etc. Wasserleitung; drei Beete Salat wurden
gerade in meiner Anwesenheit bewässert. Die betr. Sorte hat Herr Wiles aus
England bezogen (des Namens erinnerte er sich nicht mehr), jetzt zieht er selber
Samen und wählt mit grosser Sorgfalt die Samenträger und den Samen selber aus.
Auch Bohnen werden getrieben, und zwar Lima-Bohnen (Phaseolus lunatus).
Da diese sehr hoch ranken, war ein Drahtgeflecht dafür errichtet. Andere
Bohnen treibt er wenig, weil sie von weit her nach den Märkten des Nordens
gesandt werden. Als Sorten benutzt er Valentine und die goldene Wachsbohne.
Gurken treibt er nicht, teils weil sie auch aus weiter Ferne nach Phila-
delphia gesandt werden, teils weil sie in den östlichen Staaten getrieben werden,
namentlich in Arlington bei Boston*). Dagegen spielt die Anzucht der To-
maten (an Fäden), eine grosse Rolle. Die grünen Tomaten werden gekocht und an
die Hühner verfüttert, von denen Herr Wiles eine grosse Zahl besitzt. Alles
Federvieh, das eingeschlossen gehalten wird, muss nach Herrn Wiles etwas vege-
tabilische Nahrung (er meint etwas Grünes) haben. Auch Tauben zieht er
viel und verkauft oft 25 Paar junge Tauben die Woche.
Von Kulturen ist ferner die Treiberei des Blumenkohls hervorzuheben,
den Herr Wiles in grosser Menge zieht und zwar den „Frühen Erfurter Zwerg".
— Den ganzen Winter zieht er Radieschen. Die ersten werden noch im freien
Felde ausgesäet und das Feld, wenn Kälte droht, mit Heu belegt. Ich sah
solche, die vor 10 Tagen, also Ende September, gesäet waren und in 4 Wochen
verkaufsfähig sein sollten. Später säet er sie im kalten Kasten und endlicq
im Gewächshause. Brunnenkresse ist ebenfalls zu finden, und zwar nicht weniger
als 4 Häuser voll. Diese wächst auch auf trockenem Boden. Auch etwas
Minze, Speermint wird kultiviert, sowie rote Beete.
Überblicken wir alles, so finden wir hauptsächlich folgende Artikel bei
Herrn Wiles: 1. Salat, 2. Petersilie, 3. weisse und rote Radieschen, 4. Minze
(speermint) , 5. Sauerampfer, 6. Blumenkohl, 7. Bleichsellerei, 8. rote Beete,
9. Brunnenkresse. Man sieht, es sind meist Sachen, die keinen zu weiten Trans-
port ertragen. — Wir sahen uns auch den Komposthaufen an; namentlich mit
Hilfe des Kompost hat Herr Wiles seinen anfänglich armen Boden so an-
gereichert. Er benutzt dazu 1. Pferdedünger, 2. abgebrühte Hopfenzapfen aus
Brauereien, 3. Mergel , 4. menschliche Abfallstoffe , 5. Federviehdünger; das
Ganze wird selbstverständlich im Jahre 4 — 5mal umgegraben. — Die Gemüse
werden mittels eigenen Wagens nach Philadelphia gefahren und einem
*) Bei Arlington ist sehr grosse Gemüsekultur, wie in der ganzen Umgegend von Boston.
Den Bleichsellerie sah ich dort zwischen Brettern bleichen, auch durch Anhäufeln.
Kleinere Mitteilungen.
213
Kommissionär übergeben. Dieser rechnet alle Woche ab und erhält 10% Ver-
mittlergebühr. Herr Wiles hat weiter keine Umstände und ist mit diesem
Modus sehr zufrieden, er wollte sich nur noch ein Bank-Konto anlegen. -
Weniger befriedigt äusserte er sich über die Arbeiterverhältnissc. Die Arbeiter
treiben ihm zu viel Politik, namentlich zur Zeit der Wahlen, und ein Arbeite]-,
der sonst 1 — 11,2 Dollar pro Tag erhält, verdient zur Wahlzeit 5 Dollar pro
Tag, wenn er anderen bei den Wahlbeeinflussungen hilft oder seine Stimme
verkauft. — Herr Dreer hat weniger über die Arbeiter zu klagen, da seine
Gärtnerei weiter ab von der Stadt liegt.
Wir sehen aber, wenngleich die Arbeiterverhältnisse nicht günstig sind
aus diesem einen Beispiel schon, dass es drüben sich doch noch lohnt, im
Winter Gemüse zu treiben, trotz aller Konkurrenz des Südens: man muss nur
die richtigen Arten wählen.
Sollte das bei uns nicht auch möglich sein? Wir könnten Beispiele an-
führen, dass regelmässig mitten im Winter Gurken und grüne Bohnen aus Wilna
nach Berlin gesandt und gut verkauft sind, während unsere Gemüsezüchter
sagen, sie könnten nichts absetzen. Die Hauptsache ist, dass man regel-
mässig liefern kann. Es nützt dem Händler mit Delikatessen nichts, wenn
ihm einmal ein Posten feinen getriebenen Gemüses angeboten wird, er muss
darauf rechnen können, dass er es dauernd erhalten kann.
In Wien zahlte man einem Gemüsetreiber im Winter für 1 kg Prinzessin
bohnen 10 iL = 17 M., für eine Gurke 1 fl., für eine grosse Erdbeere 00 Kreuzer
Und dabei hat Wien Italien noch viel näher als wir.
Kleinere Mitteilungen.
Streptocarpus Hybriden.
Beigegebene Abbildung*) veranschau-
licht eine i1/i Jahr alte Pflanze dieser
schönen Gesneracee und ersieht man
aus diesem Bilde so recht, was uns mit
derselben für ein vorzügliches Deko-
rationsmaterial an die Hand gegeben
ist. Da diese Streptocarpus wenig
Anspruch in bezug auf die Kultur
machen, so sind sie so recht dazu ge-
schaffen, im Sommer leerstehende
Gewächshäuser zu schmücken, und
wenn man dieselben im Sommer
schattig und recht luftig hält, kann
man den Flor bis tief in den Dezember
ausdehnen, wenn sie Anfang September
in ein Warmhaus gebracht werden, wo
dann die Blumen einen ganz aus-
gezeichneten Werkstoff für feinere
Binderei abgeben.
*) Die Abbildung ist leider zu klein, so
dass wir sie nicht bringen können.
I). Red.
Auch zum Ausschmücken derZimmer
sind dieselben recht gut zu verwenden,
indem die ganze Pflege nur in tleissigem
Begiessen besteht, bis die Blüten all-
mählich nachlassen und dann die Ruhe-
zeit eintritt, wo nur noch soviel Wasser
gereicht werden darf, dass die Wurzeln
nicht vertrocknen. Im März beginnt
sich dann der Trieb wieder zu regen,
wo die günstigste Zeit zum Verpflanzen
gekommen ist; als Nährboden gebe
man Lauberde, der man etwas Ilorn-
späne beimischt. Im Laute desSommers,
überhaupt in der Vegetationszeit gebe
man wöchentlich zweimal einen Dung-
guss und Hornspanwasser, was die
Blütenbildung ungemein befördert,
indem sich gleichzeitig die Blätter recht
krät'tigausbilden. und müssen dieselben,
da sie sehr leicht brechen, recht vor-
sichtig behandeltet werden, damit die
Pflanze dadurch nicht verunstaltet wird.
Und nicht allein dieses, auch die
Blütenstiele, welche sich auf der Basis
214
Kleinere Mitteilungen.
des Blattes bilden, gehen zurück, wenn
ein Blatt zerbrochen wird, wie ich
dieses bisher sehr oft beobachtet
habe. Jedes Blatt bringt 8 — 9 Blüten-
stiele, wovon wieder ein jeder bis
6 einzelne Blumen bringt; also je mehr
gut ausgebildete Blätter vorhanden,
je mehr Blütenstiele werden hervor-
kommen,und ist es daher recht lohnend,
wenn man ältere Pflanzen kultiviert,
die nicht selten 25 Blütenstengel auf
einmal über die Blätterrosette erheben,
wie die Abbildung zeigt. Diese Pflanze
ist Ende August photographiert und
heut, am 6. Dezember, sind noch
32 Blumen geöffnet.
Ganz besonderes Gewicht ist darauf
zu legen, dass die Entwicklung durch
nichts gestört wird, dann kann man
durch nochmaliges Verpflanzen im
Juli wahre Ausstellungspflanzen kulti-
vieren, sodass sich im Laufe des
Sommers ca. 20 Blätter ausbilden, was
160 — 180 Blütenstiele giebt, alle wieder
mit durchschnittlich je 6 Blüten; so
produziert eine gut kultivierte Pflanze
über 1000 Blumen, die nun bei den
neuen Hybriden von weiss bis in
violett variieren und recht grossblumig
sind; und was die Hauptsache ist, sie
lassen sich recht gut zur Binderei ver-
wenden. Auch als Topfpflanzen werden
sie willig Käufer finden und die wenige
Mühe reichlich lohnen. Stellt man die
temperiert überwinterten Streptocarpus
nach dem Verpflanzen auf warmen Fuss,
so kann man schon von Mitte April
ab blühende Pflanzen haben, welche
bei vorsichtiger Behandlung bis im
Herbst uns durch ihre Blumen erfreuen
werden.
Gr.-Tabarz (Villa Spindler).
J. Biemüller.
Das ungewöhnlich milde Wetter
der letzten Tage, schrieb die Voss.
Ztg. am 17. Februar, hat die Vegetation
im Freien ausserordentlich beeinflusst.
Eine ganze Anzahl Sträucher haben
ihre Knospen geöffnet und die jungen
Triebe sind zum teil schon mehrere
Zentimeter lang. Aber nicht nur junges
Laub, sondern auch Blüten treten schon
vielfach auf, und zwar nicht nur die un-
scheinbaren Kätzchen der Haseln und
Erlen, sondern auch bunte Blumen,
wie die reizenden roten Blumen der
dahurischen Alpenrose (Rhododendron
dahuricum), diemattrosa, süssduftenden
Blumen des Seidelbastes (Daphne
Mezereum). Ja selbst Monatsrosen, die
ungedeckt durch den Winter gingen,
beginnen, die Knospen, die sie im
Herbst gebildet hatten, zu öffnen. An
den Pfirsichsträuchern färben sich die
Blütenknospen schon deutlich rosen-
rot. Noch grösser ist die Zahl der
jetzt im Freien blühenden krautigen
Gewächse. Die verschiedenen Schnee-
glöckchen, die Winterlinge, die Helle-
borusarten stehen schon seit längerer
Zeit in voller Blüte, die gelbe Stern-
bergia lutea blüht nun schon seit
Oktober ununterbrochen. Die ver-
schiedenen Krokusarten, die im Früh-
jahr blühen, haben zum teil bereits
ihre Blumen geöffnet, zum teil stehen
sie unmittelbar vor dem Aufblühen.
Veilchen giebt es bereits in grösserer
Menge , ebenso frische , stengellose
Primeln (Primula acaulis).
Mit dem Plan eines Nordparkes,
wie er für die Reh- und Wurzelberge
in Aussicht genommen ist, beschäftigt
sich jetzt die städtische Bauverwaltun^.
Sie hat zunächst das Gelände dieser
,,Gebirgs"-Landschaft festzulegen, um
das Ganze dem Bebauungsplan an-
zupassen und die notwendig werdenden
Abänderungen der Baufluchtlinien in
den Stadtplan einzuzeichnen. Der
grössere Teil des fraglichen Gebiets
befindet sich in fremdem Besitz, so-
dass später auch noch Verhandlungen
mit den betreffenden Eigentümern
erforderlich werden. Nach alledem
dürften die Anpflanzungen in diesem
Jahre kaum noch in Angriff genommen
werden können. (Der Plan des Herrn
Gartendirektors Mächtig ist ein-
zwischen genehmigt.)
Neuerungen in der Berliner Kunst-Ausstellung.
In der diesjährigen Grossen Berliner
Kunst-Ausstellung werden einige Neue-
rungen geplant. Unter anderem soll
die grosse Vorhalle, die bisher für
die Werke der Plastik verwendet
wurde, in eine Art Gewächshaus oder
Orangerie mit exotischem Pflanzen-
werk umgewandelt und mit behaglichen
grösseren Nischen versehen werden,
in welchen die Plastik Aufstellung
finden soll. Insbesondere sollen dort
einige bereits angemeldete Brunnen-
Kleincrc Mitteilungen.
■2 1
Gguren inThätigkeit aufgestellt werden,
die dazu dienen werden, in der heissen
Jahreszeit den Besuchern der Aus-
stellung Erholung und Erfrischung zu
spenden. Die teilweise sehr hohen
Ausstellungsräume, die im ganzen einen
kalten und nüchternen Eindruck hervor-
riefen, sollen durch wirksame Yelarien
in behagliche, intime Räume um-
gestaltet werden.
Zur Bekämpfung des Apfelblütenstechers.
Garten-Inspektor Held an der land-
wirtschaftlichen Akademie in Hohen-
heim bei Stuttgart hat eine Reihe von
Versuchen über die Bekämpfung des
Apfelblütenstechers. jenes kleinen
Käferchens, das unter den Rinden-
schuppen unserer Obstsäume lebt, an-
gestellt, und ist zu dem Resultat ge-
kommen, dass von den Bekämpfungs-
mitteln, welche er angewendet hat,
diejenigen die besten waren, welche
am wenigsten kosteten, und zwar:
1. Das Umwickeln der Bäume
mit Heuseilen.
2. Das Abklopfen.
Heuseile wurden im Oktober und
November 1897 um die Bäume gelegt.
Ich möchte aber vorschlagen, sie schon
im Juli umzulegen, da ein gut Teil
der Käferchen schon in diesem Monate
Schlupfwinkel sucht. Dieses Verfahren
ist übrigens sehr alt und auch bei uns
noch da und dort »gegen die Hexen«
üblich, damit dieselben die zukünftige
Ernte nicht beschädigen. Bei uns
werden die Strohseile aber viel zu
spät, wenn der Baum schon entlaubt
ist. umgelegt, reber das Heuseil hat
nun Held 4 — öfach zusammengefaltetes
Pack- oder Zeitungspapier mittels Bind-
faden befestigt und darunter im Fe-
bruar 1898 von 2100 Bäumen 22000
Käferchen, also pro Baum 10 Käferchen
gefangen, die schon einen recht er-
heblichen Schaden angerichtet hätten.
Als die beste Yertilgungs-Methode
bezeichnet aber Held das Abklopfen
der Bäume, das er an 3000 Obstbäumen
ausführte.
Der Versuch dauerte vom 28. März
bis 2. Mai und ergab, dass nur das
Abklopfen und Autlesen der Schädlinge
von durchgreifendem Erfolge ist.
Man legte unter die Bäume ein
Wagenlaken oder grosse Tücher. Zum
Abklopfen wurden Stangen benutzt,
an deren Spitze sich ein Stück Hisen-
röhre betindet, die mit Gummi oder
Lappen überzogen ist. Dieses Ab-
klopfen ist besser als das Abschütteln.
hie Z<-it zum . Vlddopfen ist früh von
5 — 7 Uhr, wenn die Käferchen noch
steif sind. Die Tierchen werden dann
zusammengekehrt und in einem Behälter,
in dem sich Kalkmilch und etwas
Petroleum befindet, getötet.
C. Reichelt, Ratg. f. Obst- u. Gartenb.,FriedbcrL\
Ein Reichs-Versuchsgarten
wird an der von Steglitz nach Dahlem
führenden Chaussee gegenüber dem
Haupteingang zum neuen Botanischen
('.arten angelegt. Dieser Versuchs-
garten untersteht dem Reichsgesund-
heitsamte in der Klopstockstrasse
und hat mit dem Botanischen Garten
nichts zu thun. Der Zweck der neuen
Anlage, die nördlich der Dahlemer
Chaussee ein weit ausgedehntes, vor-
läufig von einem Drahtzaun einge-
schlossenes Gelände umfasst, besteht
lediglich darin, gewisse Krankheits-
erscheinungen bei Pflanzen zu beob-
achten und die Urschen und Ver-
hütungen derartiger Erkrankungen zu
ergründen.
Rosenkrankheit.
Grosse Niedergeschlagenheit, schreibt
die Voss. Ztg., herrscht unter den
Rosenzüchtern, denn es ist noch nicht
gelungen, dem heimtückischen Krank-
heitserreger der La France-Rose
richtig auf die Spur zu kommen.
Während mikroskopische Untersuchun-
gen das Vorhandensein eines Wurzel-
pilzes nicht ergaben und Prof. Dr.
Sorauer der Ansicht zuneigt, es
handle sich nur um eine allgemeine
Sohwächeerscheinung. will der Rosen-
züchter Kinkel-Rosenheim beobachtet
haben, dass die vorjährige grosse
Hitze im August die Hauptursache
der Zerstörung abgegeben habe.
Neuerdings will man eine ähnliche
Krankheitserscheinung auch bei der
Marschall Niel-Rose testgestellt haben.
2l6
Litteratur.
Litteratur.
Kunst-Formen der Natur.
Vor einigen Monaten kündigte das
Bibliographische Institut in Leipzig
unter diesem Titel ein in etwa fünf
Lieferungen zu je 3 M. erscheinendes
Werk an, dessen Urheber Professor
Ernst Haeckel in Jena ist. Wer mit
dem Mikroskope arbeitet, findet manch-
mal unter demDeckglase Anordnungen,
Gliederungen an und für sich sehr
wenig bedeutender oder wenig ge-
kannter Objekte, die Ausrufe der Be-
wunderung hervorlocken, weil die
Umrisse des Ganzen und der einzelnen
Teile die Empfindung des Schönen
auf das lebhafteste erwecken. Oft
genug staunt man über harmonische
Gestaltung und edlen Aufbau, wo man
sie gar nicht vermutet hätte, und auch
die allerkleinsten Schöpfungen der
allwaltenden Natur tragen mitunter in
ihrer äusseren Erscheinung den Stempel
des Schönen in so hervorragendem
Masse, dass man nur bedauern muss,
dass ein solcher Anblick, eine solche-
Quelle des reinsten Genusses, verhältnis-
mässig nur wenigen zugänglich ist.
Empfindungen dieser Art waren es,
die mich bald in den Besitz der ersten
Lieferung dieses Werkes kommen
Hessen; versprach doch Haeckels Name
auch in dieser Richtung Hervorragendes.
Meine Erwartungen sind aber um ein
Vielfaches übertroffen worden, und ich
kann mich an den herrlichen Formen
von ebenso grosser Mannigfaltigkeit
als von eigenartiger Anordnung gar
nicht satt sehen. Welche Anregung wird
aus diesen Abbildungen ein Gärtner
empfangen, dessen Auge die Dinge
mit dem Massstabe der Schönheit zu
messen gewohnt ist?! Welche herrlichen
Vorbilder für das Blumenbeet, für die
Binderei und für Ausschmückungen
aller Art bieten sich hier in den Dar-
stellungen der verschiedensten Meeres-
bewohner dem formenfreudigen Auge?!
Wie Haeckel selbst über die Sache
denkt, das mögen einige Sätze der von
ihm verfassten Vorrede ausdrücken.
Gleich zu Anfang heisst es: „Die Natur
erzeugt in ihrem Schosse eine un-
erschöpfliche Fülle von wunderbaren
Gestalten, durch deren Sehönheit und
Mannigfaltigkeit alle vom Menschen
geschaffenen Kunstformen weitaus
übertroffen werden. Die Naturprodukte,
aus deren Nachahmung und Model-
lierung die bildendeKunst desMenschen
hervorgegangen ist , gehören be-
greiflicherweise solchen höheren
Gruppen des Pflanzenreichs und des
Tierreichs an, mit denen der Mensch
in beständiger Berührung lebte, vor
allem den Blütenpflanzen und Wirbel-
tieren. Dagegen ist den meisten
Menschen grösstenteils oder ganz un-
bekannt jenes unermessliche Gebiet
der niederen Lebensformen, die ver-
steckt in den Tiefen des Aleeres
wohnen oder wegen ihrer geringen
Grösse dem unbewaffneten Auge ver-
schlossen bleiben."
,,Die vorliegenden ..Kunstformen der
Natur" verfolgen den Zweck, jene ver-
borgenen Schätze ans Licht zu ziehen
und einem grösseren Kreise von
Freunden der Kunst und der Natur
zugänglich zu machen. Seit frühester
Jugend von dem Formenreize der
lebendigen Wesen gefesselt und seit
einem halben Jahrhundert mit Vorliebe
morphologische Studien pflegend, war
ich nicht nur bemüht, die Gesetze
ihrer Gestaltung und Entwicklung zu
erkennen, sondern auch zeichnend und
malend tiefer in das Geheimnis ihrer
Schönheit einzudringen. Auf zahl-
reichen Reisen, die sich auf einen Zeit-
raum von fünfundzwanzig Jahren er-
strecken, habe ich alle Länder und
Küsten Europas kennen gelernt und
auch an den interessantesten Gestaden
des nördlichen Afrika und des süd-
lichen Asien längere Zeit gearbeitet.
Tausende von Figuren, die ich auf
diesen wissenschaftlichen Reisen nach
der Natur gezeichnet habe, sind bereits
in meinen grösseren Monographien
publiziert; einen anderen Teil will ich
bei dieser Gelegenheit veröffentlichen.
Ausserdem werde ich bemüht sein,
aus der umfangreichen Litteratur die
schönsten und ästhetisch wertvollsten
Formen auszulesen und zusammen-
zustellen."
Und schliesslich sagt Haeckel: „Die
Quellen ästhetischen Genusses und
veredelnder Erkenntnis, die überall
in der Natur verborgen sind, sollten
mehrundmehr erschlossen undGemein-
gut weitester Bildungskreise werden."
Litteratur.
2 i 7
Gärtnerische Kreise dürfen dem
Herrn Verfasser und in zweiter Linie
seinen Mithelfern sowie der Verlags-
buchhandlung für die Veröffentlichung
gerade dieses Werkes grossen Dank
wissen. Uns aber erfüllt es mit Stolz
und Freude , einen Forscher wie
Haeckel in Sachen der Schönheit der
.Natur auf unserer Seite zu sehen und
von ihm eine so wirksame Unter-
stützung zu empfangen. Den Sitz alles
wahrhaft Schönen in der Natur zu
suchen, dazu die jungen Gärtner, die
1 räger der nächsten beruflichen Ge-
neration immer mehr anzuleiten und
darauf zu verweisen, das sollte eine
der Hauptaufgaben der Lehrer des
Gartenbaues sein. Wenn erst die Natur
als die unerschöpfliche Quelle aller
Schönheits-Begriffe allgemein benutzt
wird, dann nimmt der Gartenbau in
seinem ganzen Umfange einen neuen
Aufschwung!
L.-Oek.-R. R. Goethe-Geisenheim.
II. Graf zu Solms-Laubach, Pro-
fessor der Botanik an der Universität
Strassburg i. E., Weizen und Tulpe
und deren Geschichte. Mit i Tafel
in Handkolorit. Leipzig. Verlag von
Arthur Felix 1899.
Eine echte deutsche Gelehrtenarbeit,
wie wir sie stets in den Schriften des
Reichsgrafen zu Solms-Laubach
finden, liegt auch in dieser Schrift
vor. Schade, dass er nicht zwei Ver-
öffentlichungen daraus gemacht hat,
dann würde die Zahl der Käufer
vielleicht doppelt so gross werden,
denn viele interessieren sich nur für
den Weizen, andere nur für die Tulpe.
Wir schli essen uns bezüglich des Weizens
der Auffassung des Verfassers an. dass
man Körnicke's fünf Unterarten
von Triticum vulgare, dem gemeinen
Weizen: vulgare im engeren Sinne, tur-
gidum. durum, Spelta und dicoecum,
besser als Arten aufführt. Wir haben
das zwar früher selbst nicht gethan,
sondern sind Alefeld und Körnicke
in mancher Hinsicht gefolgt. Wenn
man aber wünscht, dass die Landwirte
die lateinischen Namen bei Getreide
anwenden sollen, muss man die Sache
1 hst vereinfachen und nicht sagen:
Triticum vulgare durum etc., sondern
einfach I riticum durum.
Dil Hauptfrage, die der Verfasser zu
lösen sucht, ist die nach dem Vater-
lande des Weizens. Während fast
alle Vorgänger die Heimal in West-
asien suchen, nimmt er Mittelasien an,
weil sonst nicht erklärlich sei, dass
in China der Weizen schon im 3. Jahr-
tausend, in Aegypten erst im 4. Jahr-
tausend vor Chr., kultiviert winde.
Auch führt er als ausgezeichnet. 1
Paläontologe die Verhältnisse der Vor-
welt, z.T. unter Benutzung von Englers
Arbeiten, zur Begründung an.
Leider sind fossile od er prähistorische
Weizenproben in Zentralasien bis jetzt
nicht gefunden. Dass die Weizenkultur
in Zentralasien uralt, ist gewiss nicht
zu bestreiten; aber man kann sich
vielleicht ebensogut vorstellen, dass
sie von Vorderasien nach Zentralasien
und von da nach China sich aus-
gebreitet habe.
Die prähistorischen Funde bespricht
der Verfasser eigentlich viel zu wenig.
Des Referenten Arbeiten, z. B. seine
Ansicht, dass T. dicoecum der Urform
am nächsten stehen möchte, eine An-
sicht, der auch Kör nicke zuneigt,
scheinen dem Verfasser nicht bekannt
zu sein.
Für den Gärtner viel wichtiger ist
die auch räumlich ausgedehntere Ab-
handlung über die Geschichte der
Tulpen in Mittel- und Westeuropa.
Solms bespricht 1. die Feldtulpen,
2. die Gartentulpen. Er weist nach,
dass die gelbe wilde Tulpe, Tulipa
silvestris, die jetzt bis zum südlichen
Schweden wächst, ursprünglich nur in
einem begrenzten Bezirk Italiens bei
Barga, im oberen Serchiothal in den
Apenninen und bei Bologna einheimisch
war und erst später, im vorigen Jahr-
hundert, bei uns verwildert ist.
Die Gartentulpe wurde von Busb ecq,
dem Gesandten Kaiser Ferdinands I.
beim Sultan für die Gärten entdeckt.
Als er im Jahre 1554 nach Kon-
stantinopel reiste, sah er in einem
Garten zwischen dieser Stadt und
lladrianopelzum ersten Mal dieseBlume
(Solms zitiert die betr. Stelle aus dem
Reisebrief); merkwürdigerweise sah
Conrad Gesner sie schon 1559 'n
Augsburg aus Samen gezogen. Clusius,
dei 157;-; nach Wien kam, traf dort
mit Busbecq zusammen, der ihm viele
Samen schenkte, auch Tulpensamen.
Ausserdem ist die Tulpe, ehe Clusius
sie inHolland verbreitete, schon um 1570
in Mecheln gewesen, 1574 blühte die
2l8
Litteratur.
erste in Brüssel, 1594 war sie schon
in mehreren Sorten in Breslau.
In Holland unterscheidet man heute
1. einfarbige oder Muttertulpen, 2. bunt-
farbige oder gebrochene, von letzteren
wieder a) Bizarden, mit gelbem
Grund und verschiedener Panachierung,
b) Flamands, die weissgrundig sind
und, wenn die Panachierungsfarbe
violett ist, Bybloemen (sprich Bei-
blumen), wenn sie rot ist, »Roses«
heissen. Alle die berühmten alten
Sorten, wie Semper Augustus, Admiral
Liefkens, Gouda (sprich Gauda) u. s. w.,
von denen wir noch kolorierte Ab-
bildungen besitzen, sind nach Solms
durchweg Bybloemen oder Roses.
Solms hatte das Glück, die gross-
artige Bibliothek des Herrn E. H.
Krelage in Haarlem eingehend durch-
sehen zu können, und auf Grund dieser
Studien und anderer Originalquellen
giebt ereineganz eingehende Geschichte
derselben, namentlich auch des Tulpen-
schwindels.
Wir lächeln heute über die hohen
Preise, die damals für Tulpen gezahlt
wurden, aber ist es heute bei den
Orchideen, z. B. den Cypripedien, nicht
ähnlich? Der Unterschied ist nur der,
dass man bei den Tulpen eine Art
Terminhandel trieb, dass man Blumen
verkaufte, die man noch gar nicht hatte.
Solms geht auch auf die Ab-
stammung der Gartentulpen ein und
schliesst mit folgenden Sätzen:
Es stellt sich heraus, dass die
Gartentulpen die variable Progenies
(Nachkommenschaft) zwischen nicht
näher bestimmbaren asiatischen Spezies
der Gattung, dass die wilden Alt-
tulpen Europas reine, aus dem Osten
gekommene Arten darstellen, dass
endlich die Neutulpen (Neotulipes der
Italiener) sich als Abkömmlinge der
Gartentulpen erweisen, die wieder in
wilden Zustand gelangt sind, und dass
deren häufiges Neuauftreten der geringen
Konstanz der Vererbung bei der Fort-
pflanzung mittels Samen, gegebenen-
falls der Sportbildung zur Last zu
legen ist.
Die Einzelheiten möge man in Solms
trefflichem Werk selber lesen!
Die beigefügte Tafel giebt drei
berühmte Tulpen farbig wieder:
1. Viseroy (weiss mit violetter
Panachierung), 2. Semper Augustus,
3. Gouda (beide weiss mit roter
Panachierung). L. W.
A. Voss, Gärtnerisches Zentralblatt.
Referierendes und forschendes Organ
für den gesamten Gartenbau u. s. w.
Berlin, Weissenburgerstrasse 66.
Zentralblätter giebt es bereits, auf
den verschiedensten Gebieten der
Naturwissenschaften und verwandter
Disziplinen. Sie haben den Zweck, in
kurzer und gedrängter Form möglichst
vollständig alle Arbeiten und sonstigen
Mitteilungen, die in dem betreffenden
Fach erschienen sind, zu bringen, und
sie sind infolge dessen für Forscher
und Interessenten eine grosse Er-
leichterung bei ihren Arbeiten. Mit
Freude ist daher auch das bisher
noch nicht existierende gärtnerische
Zentralblatt zu begrüssen. Damit aber
ein derartiges Werk ein wirkliches
,, Zentralblatt'' und ein zuverlässiges
Nachschlagewerk sei, ist es freilich u.a.
absolut notwendig, dass es die betr.
Artikel bald bringt und nicht um
mehrere Jahre nachhinkt , wie dies
leider bei manchen ähnlichen „Zentral-
blättevn" der Fall ist, ferner, dass es
alle litterarischen Erscheinungen
möglichst vollständig giebt und nicht
einzelne Gebiete bevorzugt, und endlich,
dass die betr. Referate und sonstigen
Mitteilungen objektiv wiedergegeben
werden. Dass möglichst viele Mit-
arbeiter an einem solchen Zentral-
blatt thätig sind, kann dasselbe nur
fördern und vor Einseitigkeit bewahren.
In wie weit Herr Voss sich auf den
angegebenen Standpunkt stellen wird
und will, muss die Zukunft lehren.
Jedenfalls war es bedenklich, von dem
ersten Heft gleich etwa ein Achtel mit
der unglücklichen Nomenklaturfrage
zu füllen. .Glücklicherweise sind die
folgenden Nummern in dieserBeziehung
besser.
Wir wünschen dem Unternehmen
des Herrn Voss von ganzem Herzen
nach jeder Richtung hin den besten
Erfolg, denn ein gärtnerisches „Zentral-
blatt" ist thatsächlich ein Bedürfnis.
Mögen diese Zeilen dazu beitragen,
aus seiner Zeitschrift ein „Zentralblatt"
im wahrsten Sinne des Wortes zu
machen, dann wird auch der pekuniäre
Erfolg nicht ausbleiben.
Dr. Kr.
Ausstellungen und Kongresse.
2 ig
Ausstellungen und Kongresse.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau-Ausstellung vom 5./17.
bis 15.27 Mai 1899.
Alphabetisches Verzeichnis der deutschen
Preisrichter
tür die internationale Gartenbau-Aus-
stellung in Petersburg vorn 5.1 7. bis
15. 37. Mai 1899 (soweit sie bis zum
28. März gemeldet waren), unter Weg-
lassung der Titel. Es sind 78, von
von 21 Herren steht die Erklärung
noch aus.)
Benary, E., Erfurt.
Bertram, Dresden.
Betten, R , Frankfurt a. O.
Bluth, Franz, Gr.-Lichterfelde b. Berlin.
Bornemann, Blankenburg a. H.
Buchner, M., München.
Bunt/el.Max, Xieder-Schönweide b. Berlin.
Bunker, Hamburg.
Chrestensen, \. I.., Erfurt.
Conwentz, Danzig.
Dippe, C, Quedlinburg.
Drude, O., Dresden.
Fchtermeyer, Th., Wildpark b. Potsdam.
Engler, A. W., Berlin.
Fintelmann, G., Sanssouci b. Potsdam.
Grünenthal, G., Berlin.
Grussdorf, H., Quedlinburg.
Hammelbacher, J. O., München.
Harms, Fr., Hamburg.
Hauber, J., Cassel.
Haubold, B., Laubegast-Dresden.
Heinemann, F. C, Erfurt.
Heibig, H. F., Laubegast.
Henckel, H., Darmstadt.
Hering, C, Potsdam.
Hesdörfler, Berlin.
Heyneck, O., Magdeburg.
Hoffmann, Mart, Treptow b. Berlin.
Höss, A., Frankfurt a. M.
Jawer, Th., Nieder-Schönhausen b. Berlin.
Jürgens, R., Hamburg.
Kallmevcr, Stettin.
Kaiser, W., Würzburg.
Knöfek Dresden.
Kolb, M., München.
Koopmann, K., Wernigerode a. H.
Kracke, Döhren.
Krantz, II.. Mittelhufen b. Königsberg.
Kränzlin, F., Gr.- Lichterfelde b. Berlin.
Kuntze, C, Berlin.
Lackner, C, Steglitz b. Berlin.
Lambert, !'.. Trier.
Lindberg, A., I .übeck.
Loock, I. F.. Berlin.
Mette, Heinr.. Quedlinburg.
Mietsch, C. W., Dresden.
Müller, F., Erfurt.
Neumann, O., Schöneberg b. Berlin.
( Hberg, O., Dresden.
Paulig, Ph., Lübeck.
Putzer, F., Heidelberg.
Rathke, Fr., Praust b. Danzig
Raue, H., Dresden.
Reimers, Th., Altona Ottensen.
Richter, L. R., Strehlen- Dresden.
Riechers, F. A., Söhne, Hamburg.
Röthcke, G., Frankfurt a. M.
Ruschpier, P., Dresden-Strehlen.
Rüppel, Hamburg.
Schmidt, G., Erfurt.
Schröder, Mainz.
Seeligmüller, E. C, (Tonberg.
Seidel, IL, Laubegast Dresden.
Seidel, R., Laubegast- Dresden.
Seyderhelm, H., Hamburg.
Siebcrt, A., Frankfurt a. M.
Siesmayer, J., Frankfurt a. M.
Singer, A., Kissingen,
van der Smissen, G, Steglitz b. Berlin.
Stehen, R., Dalldorf b. Berlin.
Stoldt, C, Wandsbeck-Marienthal b. Ham-
burg.
Strassheim, Frankfurt a. M.
Tiefenthal, O., Wandsbeck b. Hamburg.
Trip, J., Hannover.
Wagner, A., Leipzig-Gohlis.
Weissbach, R., Laubegast-Dresden.
Wiese, A., Stettin.
Wittmack, L., Berlin.
Herr Wm. Minlos (Dampfschiffs-
Rhederei Lübeck und Hamburg) hat
sich bereit erklärt, den Dampfer
..Marie Louise", Kapt. Xachtwey, am
Dienstag den 9. Mai von Lübeck
nach Petersburg abfahren zu lassen.
Ankunft in Petersburg, Seezollamt am
13.— 14. Alai (von dort können die
( Titer in 30—40 Minuten per Wagen
zur Ausstellung befördert werden).
Der Dampfer bietet neben vielem
Deckraum auch Platz für ca. 2<> Pas-
sagiere. Herr Min los bietet den Aus-
stellern eine Sonderfracht und Passage
an, nämlich eine Seefracht für Bäume
und Pflanzen von M. 1.50 4- 15% Cap-
laken pro 50 kg gegen die Taxfracht von
1 Rubel = 2,2'> M. + 15% Gapl. pro
50 kg und eine Passage von 50 M.
inclusive Beköstigung für die Einzel-
fahrt gegen Taxe von 60 M. pro Person.
Die Seeversicherung würde Herr
Minlos im Raum mit ' ,"„ und auf
Deck mit l/a% besorgen.
Bei Deckverladung würden Vor-
kehrungen getroffen werden, um die
220
Ausstellungen und Kongresse.
Pflanzen thunlichst gegen Seewasser
und Sonnenstrahlen zu schützen.
In Lübeck sind die Ausstellungs-
gegenstände an die Firma Wm. Minlos
zu adressieren. Spätestens am 8. Mai
abends müssten die Güter in Lübeck
eintreffen.
Etwa drei Wochen vor dem Abgangs-
termin des Dampfers ist das ungefähr
zur Verladung kommende Quantum an
Gütern Herrn Minlos aufzugeben.
Hamburg, 22. Januar 1899.
Prof. Dr. Zacharias,
Botanischer Garten.
Frachtermässigung für die Petersburger
Ausstellung.
Der Staatssekretär des Innern über-
sendet uns unter dem 6. April 1899
III A. 1460 Abschrift eines Schreibens
des Königlich preussischen Herrn
iMinisters der öffentlichen Arbeiten und
Chefs des Reichsamts für die Ver-
waltung der Reichseisenbahnen, das
wir hiermit zur Kenntnis bringen:
Die Königlichen Eisenbahndirek-
tionen, die Kaiserliche Generaldirektion
der Eisenbahnen in Elsass-Lothringen
und die Direktion der Main-Neckar-
Eisenbahn sind ermächtigt worden, die
Pflanzen und sonstigen Gegenstände,
die auf der vom 17. bis 27. Mai d. ].
in St. Petersburg stattfindenden inter-
nationalen Gartenbau-Ausstellung aus-
gestellt und nicht verkauft werden,
unter den im Deutschen Eisenbahn-
Verkehrs-Verbande vereinbarten Be-
dingungen an die Versandstation und
den Aussteller des der Sendung auf
dem Hinwege beigegebenen Fracht-
briefes frachtfrei zurückzubefördern.
Den Preussischen Privateisenbahnen
wird die Genehmigung hierzu von den
zuständigen Königlichen Eisenbahn-
kommissaren ebenfalls erteilt werden.
Dem Antrage der Russischen Re-
gierung auf Gewährung von Fahrt-
erleichterungen zum Besuche der Aus-
stellung vermag ich nicht zu ent-
sprechen. Gelegentlich derStockholmer
Kunst- und Industrie-Ausstellung im
Jahre 1897 ist mit Rücksicht auf die
damals vorliegenden besonderen Ver-
hältnisse ausnahmsweise eine all-
gemeine Verlängerung der Geltungs-
dauer der bestehenden Rückfahrkarten
bis zu 30 Tagen zugestanden worden.
Im Verkehr zwischen preussischen
Stationen und St. Petersburg werden
Rückfahrkarten z. Z. überhaupt nicht
ausgegeben, so dass schon aus diesem
Grunde die etwaige Gewährung
einer ähnlichen Vergünstigung aus-
geschlossen sein würde. Zur Gewährung
anderer Fahrterleichterungen dürfte
aber die bevorstehende Ausstellung
keinen Anlass bieten.
Ehrenpreise.
Ausser den im 2. Nachtrag zum
Programm aufgeführten Ehrenpreisen
sind noch folgende hinzugekommen:
Von Ernst Benary-Erfurt eine grosse
Vermeil- (vergoldete silberne) Medaille
im Wert von 100 M. für die besten
aus Samen vom Aussteller gezogenen
Pflanzen. VomMinisterium derFinanzen:
1 gr. goldene, 3 kl. goldene, 5 gr.
silberne, 10 kl. silberne, 15 bronzene
Medaillen und 20 Diplome zur Ver-
fügung der Preisrichter. Herr Du mo wo
hat 4 gr. goldene Medaillen gestiftet:
1. für looSpecies Palmen, 2. 50 Sorten
Cycadeen, 3. 50 Croton, 4. 25 Sorten
Araucarien.
Von den Preisen im 2. Nachtrag
nennen wir u. a.: Ehrenpreis der Pro-
tektorin der russ.Garlenbaugesellschaft,
Grossfürstin Elisabeth Feodorowna, für
die beste Gruppe Lathyrus odoratus
oder für Theerosen in Blüte. Ehren-
preis des Grossfürsten Michael Niko-
laewitsch für eine Sammlung von mehr
als 6 Palmen oder Cycadeen in grossen
Exemplaren (56a). Vom Ministerium
für Ackerbau 1 goldene, 1 gr., 1 kl.
silberne Medaille für Obst- u. Beeren-
weine (181a), neue Konkurrenz; von
der Apanagen-Hauptverwaltung 1 kl.
gold. Med. für 40 oder mehr Arten
buntblättriger Caladien (64a, neue Kon-
kurrenz). Von der Gesellschaft »Flora«
in Dresden 1 Kunstgegenstand aus
Meissener Porzellan im Werte von
120 M. für die beste Rosenunterlage.
Vom Handelsgärtner W. K. Freund-
lich ein Kunstgegenstand im Werte
von 150 Rubeln für die beste Gruppe
Theophrasteae, oder für Croton. Vom
Präsidenten der russ. Gartenbaugesell-
schaft, Generalmajor S. J. Speransky
a) 1 gr. gold. Med. für die beste Gruppe
Orchideen einer Art oder Abart (99b.
neue Konkurrenz), b) 1 kl. gold. Med.
Ausstellungen und Kongresse.
22 I
für Garten- und Parkpläne (199). Vom
Vizepräsidenten Geheimral A. Fischer
von Waldheim a) 1 kl. gold. Med.
für die praktischste Beschattungs-
vorrichtung, b) 1 gr. u. 1 mittlere
silb. Med. für die praktischsten und
elegantesten Etiketten (202a, neue
Konkurrenz).
Anmeldungen mit vollständigen
Listen der Gegenstände werden noch
bis zum 20. April (2. Mai) an-
genommen, jedoch ohne Garantie, dass
dieselben im Hauptkatalog Aufnahme
finden.
Herr \. von Plautin, Mitglied der
Kommission für den Empfang der
fremden Gäste, bittet, dass allePersonen,
welche dasl'rn^iamm etc. wünschen, sich
an diese Kommission wenden. Annoncen
für den Katalog nimmt der Sekretär
der auswärtigen Abteilung, Woldemar
Ender, Mytninsky Quai, Haus 11,
Logcs 18, bis 20. April 12. Mai) entgegen.
Frankreich macht L;anz besondere
Anstrengungen; es hat sich ein grosses
Komitee gebildet und die Regierung
giebt den Ausstellern Beihilfen. Belgien
hat ausgezeichete Gegenstände an-
gemeldet. Aus Dänemark werden ca.
50 Aussteller erwartet. Sachsen und
Hamburg werden voraussichtlich viel
schicken, auch aus anderen Gegenden
Deutschlands ist viel angemeldet.
Vor wenigen Wochen herrschte in
Petersburg noch grosse Kälte, in der
Nacht zum 13./25. März 220 R., dabei
viel Schnee.
* * *
Auswärtige Staats - Delegaten und Kommissare.
Fü r d as Den tsche Reich: a) Baden, \
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Pfitzer,
Direktor des botanischen Gartens
in Heidelberg, b) Bayern: König-
licher Rat Max Kolb, Inspektor
des Königlichen botanischen
Gartens in München (Kommissar).
c) IIa m b u r g : P rof. Dr. Zach a-
rias, Direktor des botanischen
Gartens in Hamburg (Kommissar).
d) Preussen: Geh. Regierungsrat
Prof. Dr. A.W. Engler, Direktor
de, Königlichen botanischen
Gartens. Berlin. Königl. Gartenbau-
direktor Carl Lackner. Steglitz,
Direktor des Vereins zur Beförde-
rung des Gartenbaues in den
preussischen Staaten. Geh. Reg.-Ral
Dr. L. W Htm ack, Professor an der
Königl. landw. Hochschule und an
der Universität, General-Sekretär
des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, d) Sachsen: Prof.
Dr. Oskar Drude, Direktor des
Königl. botanischen Gartens in
I >i esden 1 1 »elegat und Kommi
F ü r Leli; i en : Graf de Kercho^ e
de Denterghem. Präsident der
K. Gesellschaft für Ackerbau und
Botanik in Gent. . (Delegat.)
l duard Pynaert-Van -Geert.
Chef-Redakteur der ..Revue de
l'Horticulture Beige et Etrangi
und Albert Mae 1 teils. Kom-
missionsmitglied der K.< lesellschaft
für Ackerbau und Botanik in Cent
(Kommissare).
Für Frankreich: Die Herren II.
I.cv equ e d e Vilmorin, Vice-
PräsidentderNationalenGartenbau-
Gesellschaft Frankreichs zu Paris:
Ab. Chatenay, General-Sekretär
derselben Gesellschaft . und
Truffaut Vorsitzender des Syn-
dikats französischer Gärtner in
Paris (Delegaten). II. Martinet,
Professor der Gartenbauschule zu
Versailles (Kommissar).
Für Holland: Die Herren Kr n est
K r e 1 a ge, Haarlem,undG aleslo ot,
Amsterdam (I »elegaten).
Für Persien: Mirza Samad Khan
Momtazis-Saltaneh,Chambellan,
Rat der persischen Mission in
St. Petersburg (Kommissar).
Bestand der Auswärtigen Abteilung
der Internationalen Gartenbau-Ausstellung:
Vorsitzender: S. Excellenz, Herr
Geheimrat A. A. Fischer von
Wald he im, Direktor des Kaiserl.
Botanischen Gartens. Ehrenmitglied
und Vizepräsident der Kaiserl.
Russischen Gartenbau-« lesellschaft.
Sekretär: Titulärrat YV. Ende] .
Beamter des Kaiserl. Russischen
i »epartement für Ackerbau. Zweiter
Sekretär der Kaiserl. Russischen
( '.artenbau-Gesellschaft, Mytninski-
Quai \o. 11.
Mitglieder: K. J. Bart eisen, Ober-
gärtner des Kaiserl. Botanischen
Gartens; IL F. Eilers, Hofliefe-
rant und Handelsgärtner in St.
Petersburg . Kamennoostrowski-
Prospekl X". 33; W. K. freund-
lich. Gärtnereibesitzer inZars
22 2
Aus den Vereinen.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Sselo; A. A. Gramberg, Hof-
gärtner in Michailowka bei
Strelna.
* *
Zu beachten für Reisende nach Russland.
Ein Pass ist absolut notwendig. Auch
lerne man möglichst die russischen
gedruckten Buchstaben und die Zahlen,
nehme auch ein kleines Wörterbuch
mit, in welchem die russischen Wörter
mit lateinischen Buchstaben geschrieben
sind. Warme Kleidungsstücke! Kein
Zeitungspapier zum Einwickeln! Bae-
decker nicht vergessen! Von Berlin
werden die meisten Preisrichter am
Sonnabend den 13. Mai, abends 11 Uhr
3 Min., vor. Bahnhof Friedrichstrasse
fahren, dann trifft man in Petersburg
Montag den 15. Mai, 10 Uhr morgens,
ein. Preis von Berlin nach Wirballen
I. Kl. 67,50 M, II. Kl. 50.10 M.; von
Wirballen nach Petersburg I. Kl.
24,05 Rubel Silber (1 Silberrubel ca.
2.23 M.), II. Kl. 1445 Rubel. An der
russischen Grenze den amtlichen Eisen-
bahn- und Dampfschiffsführer (60 Ko-
peken) kaufen, anderswo erhält man
ihn schwer.
Der Zoll für Pflanzen beträgt 50 Ko-
peken pro Pud.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899.
Grosse internationale Ausstellung. Das
Komitee der Ligue Ilorticole L'Union
zu Mont St. Amand bei Gent hat in
seiner letztenSitzung beschlossen, sämt-
lichen ausländischen Handels-
partnern, welche zu ihrer vom
30. April bis 9. Mai stattfindenden All-
gemeinen Gartenbau -Ausstellung in
Gent anwesend sind, freien Eintritt
zu gestatten, und bittet Kollegen, welche
von dieser Einladung Gebrauch zu
machen wünschen, diese sobald als
möglich dem Komitee anzuzeigen, damit
dasselbe ihnen eine Eintrittskarte für
die Dauer der Ausstellungzustcllen kann.
Internationaler Gärtnerischer
Kongress in Paris während der
Gartenbau - Ausstellung vom 24. bis
29. Mai. Es werden halbe Fahrpreise
gewährt. Meldungen nur bis zum
15. April: nie de Grenelle 84, Bureau
der Soc. nationalle d'hortic. de France.
Berlin. Grosse deutsche Winter-
blumen-Ausstellung. Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten. Das
Programm, das Medaillen und Geld-
preise im Gesamtbetrage von nicht
weniger als 20000 Mark aussetzt,
liegt dieser Nummer der Gartenflora
bei, ist auch vom Verein zur Beförder-
ung des Gartenbaues. Invaliden-
strasse 42, zu erhalten.
Aus den Vereinen.
Verzeichnis
der im Sommer 1899 seitens der ver-
einigten Ausschüsse des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues be-
absichtigten Exkursionen.
Mai: Noch nichts festgesetzt.
Juni: Wörlitz und Dessau.
ca. 31.: Stiftungsfest.
Juli: Pfaueninsel bei Potsdam.
August: Neustrelitz.
September: 14.: Landsberg a. W.
(Ausstellung des Märkischen Obst-
bauvereins).
Oktober: Dresden (Jubiläums- Aus-
stellung des Landesobstbauvereins
für das Königreich Sachsen).
Ausserdem ist es den einzelnen
Ausschüssen überlassen, für sich Aus-
flüge zu veranstalten.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Anatole CordonnieretlilsinBailleul
(Nord), France, Catalogue et guide pour
l'amateur de Chrysanthemes ä grandes
tleurs, mit vielen Abbildungen. — Die-
selben. Comment obtenir 30 grandes
ileurs de Chrvsanthemes sur une seuie
tige? [Wie erhält man 30 grosse Chry-
santhemum auf einem Stengel?] (Em-
pfehlung des Düngers „Papillon".) —
Dieselben, La question des engrais en
horticulture. (Die Düngerfrage.) —
A. Schwiele wski. Carow bei Berlin.
Personal-Nachrichten.
22'-!
Posl Blankenburg (Mark), Georginen
(Dahlien). Luigi Cane in Casa-
lecchio de Renn, Bologna (Italien),
Listino dell Sementi. Besonders Gehölz-
samen. — W. A. Manda (Universal
Horticultural Establishment) in South
Orange, New- Jersey U. S. A., New rare
and beautiful plants, seeds and bulbs.
u. a. Rosa Wichuriana-Hybriden, Warm-
hauspflanzen etc. - Rivoire pere et
fils in Lyon. l6 rue d'Algerie, I'lantes
ä massifs et en collections (Gruppen-
pflanzen und Sammlungen und Lobelia
Gerardi). Dieselben, Nouveau soufre
ipite Schloesing ä la nicotine.
(Schwefelblüte mit Nikotin, soll sehr
wirksam sein) und Zerstäuber.
Personal-Nachrichten.
Der Geheime Regierungsrat und
frühere Telegrapheningenieur im
Reichspostamt Dr. Philipp Wilhelm
Brix, seit 1866 Mitglied des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues, ist
am 31. März in Charlottenburg im
82. Lebensjahre verschieden. Geboren
zu Berlin, studierte er hier und in
Königsberg Mathematik und Natur-
wissenschaften, um Lehrer zu werden.
Im Jahre 1847 übertrug ihm das
preussische Handelsministerium durch
Yermittlungdes Vereins zur Beförderung
des Gewerbefleisses „Untersuchungen
über die Heizkraft der wichtigeren
Brennstoffe", die ihn bis 1851 be-
schäftigten; sein darüber geschriebenes
Werk (gedruckt 1853) wird noch jetzt
in der Wissenschaft geschätzt. Die
entscheidende Wendung in seinem
Leben brachte das Jahr 1853: der
deutsch -österreichische Telegraphen-
verein übertrug ihm die Redaktion
seiner Zeitschrift , der ersten wissen-
schaftlichen Zeitschrift auf dem Gebiete
der Telegraphie, welche Brix von
1 \: 4 bis 1869 herausgab. Im Jahre
1 86 1 trat er in ein engeres Verhältnis
zur preussischen Telegraphenver-
waltung, indem er als Lehrer an der
I elegraphenschule angestellt wurde.
Zugleich war er Lehrer der elektrischen
Telegraphie an der Bauakademie,
später an der Technischen Hochschule,
eine Stellung, die er bis 1882 bekleidete.
Als in der Mitte der siebziger Jahre
die zunehmende Ausbreitung des
elektrischen Telegraphen an die
Telegraphenverwaltung auch in wissen-
schaftlicher Beziehung erhöhte An-
forderungen stellte, wurde Brix im
Jahre 1876 zum Ingenieur beimGeneral-
Telegraphenamt ernannt. Als technisch-
wissenschaftlicher Beirat der Tele-
graphenverwaltung hat er sich um
die Entwicklung der deutschen Tele-
graphie grosse Verdienste erworben.
Wie der Geistliche am Sarge hervor-
hob, wandte Brix, der allein durchs
Leben wandelte, seine besondere Li
dem Gartenbau zu. In seinem Garten
zog er besonders viel Obstsorten, aber
auch Blumen. — Seit Begründung des
Liebhaber - Ausschusses des Vereins
zur Beförderung des deutschen Garten-
baues wurde er zum Vorsitzenden er-
wählt, legte das Amt aber vor drei
Jahren wegen Altersschwäche nieder.
(Berl. Lokal-Anzeiger.)
Unser verehrter Kollege, Professor
Dr. Bernhard Frank von der land-
wirtschaftlichen Hochschule. Mitglied
des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, ist in das Kaiserliche
Gesundheitsamt berufen worden.
Sein Eintritt in das Amt
hängt mit der Errichtung der biolo-
gischen Abteilung für Pflanzenschutz
beim Gesundheitsamte zusammen. Mit
ihm ist auch Dr. Friedrich Krüger,
gleichfalls Mitglied des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues über-
getreten. Ausgeschieden ist aus
dem Dienste des Gesundheitsamtes
u. a. Prof. Dr. Behrens von der
technischen Hochschule in Karls-
ruhe, der erst im vorigen Jahre im
Interesse der biologischen Abteilung
für das Gesundheitsamt angeworben
wurde. Er ist nach Karlsruhe zurück-
gekehrt.
Eine von Berlins grössten Industrie
firmen, die Maschinenfabrik von
Carl Beermann, begeht am 15. April
224
Feldmessunterricht.
die Feier ihres 50jährigen Geschäfts-
jubiläums. Die derzeitigen Inhaber
des Etablissements, die Herren
Hermann Beermann und Georg Beer-
mann. Mitglieder des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, haben
für die Feier dieses goldenen Jubiläums
ein grosses Programm entworfen, das
sich vornehmlich als ein Arbeiterfest
gestalten soll. Die Firma ist im Jahre
1849 von dem Ingenieur Carl Beer-
mann in der Dresdener Strasse be-
gründet und im Jahre 1856 auf ein
grosses Gelände vor dem Schlesischen
Thor verlegt worden. Hier hat das
Unternehmen den gewaltigen Auf-
schwung des 19. Jahrhunderts im
Maschinenwesen mitgemacht und ihn
durch eigene Erfindungen gefördert.
Charles Xaudin, Direktor des
Laboratoriums für den höheren Unter-
richt der Villa Thuret in Antibes, f
19. März im 84. Lebensjahre. Naudin.
geboren am 15. August 1815 zu
Autun, schrieb über die Vegetation
der Solanaceen, über Melastomaceen
und vor allem über Cucurbitaceen etc.
Er war Leiter des reichen Akklimati-
sationsgartens der Villa Thuret.
Der Verein zur Beförderung des Garten-
daues verdankt ihm mancherlei Samen,
Der Unterzeichnete aber wertvollen
Rat, namentlich in Bezug auf Cucur-
bitaceen. L. W.
Gottlieb Schober, herrschaftlicher
Gärtner zu Karlsdorf, Kreis Nimptsch,
erhielt das Allgemeine Ehrenzeichen.
Joh. Njehus, bisheriger Gehilfe des
Bot. Gartens in Würzburg, wurde zum
Nachfolger des f Inspektors Salomon
ernannt.
Heinrich Schultheiss, der Gründer
der Rosenfirma Gebr. Schultheiss zu
Steinfurt bei Nauheim f am Herz-
schlage am 28. März, 53 Jahre alt.
J. Kesselring, Mitinhaber des
Pomologischen Gartens Dr. E. Regel
& Kesselring, Schwiegersohn Regeis,
feierte am 3. März seine silberne Hoch-
zeit.
In Erfurt ist beschlossen worden,
einen städt. Gartendirektor anzustellen.
Gehalt anfangs 3Ö00 M.
Der k. u. k. Hofgartendirektor Anton
Umlauft in Schönbrunn und unser
Mitglied Gartendirektor Wilhelm
Lauche in Eisgrub in Mähren erhielten
den kaiserl. österreichischen Franz-
Josephs-Orden.
Feldmessunterricht.
Der Unterricht im Feldmessen an der städtischen Fachschule für Gärtner,
unter Leitung des Kgl. Gartenbaudirektor Hampel, Städtische Baumschule
vor dem Schlesischen Thor, Sonntags von 8 — 10 Uhr, beginnt daselbst
Sonntag, den 7. Mai. Honorar 3 Mark. Um zahlreiche Beteiligung wird
gebeten.
Tagesordnung
für die
858. Versammlung des Vereins z. Beförderung d. Gartenbaues i. i pr. Staaten
am Donnerstag, den 27. April 1899, 6 Uhr,
im Königl. botanischen Museum, Grunewaldstr. 6-7 (im Königl. botanischen Garten).
NB. Vom April bis August finden die Versammlungen des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues im Königl. botanischen Museum, <> Uhr, statt.
1. Ausgestellte Gegenstünde. 2. Vortrag des Herrn Professor Dr. Carl Müller:
Ueber die Blütenfarben, ihre Entstehung und Nuancierung. 3. Zweite Lesung des Etats.
4. Die Petersburger Ausstellung. 5. Verschiedenes.
Das Schneeglöckchen,
Galanthus.
Blätter zu ihrer Geschichte von Carl Hansen,
Kopenhagen.
Hierzu Abbildung 48 — 52.)
A.bb. 48.
Galanthus Elwesii. [Schluss.J
Eine der ersten Abbildungen von Galanthus nivalis ist der charakteristische
Holzschnitt bei L'Obel in seinem »Stirpium Ilistoria«, 1576 zu Antwerpen
publiziert. Gerarde in England benutzte 1597 L'Obels Bild und noch ein
anderes Bild eines Galanthus, welches mutmasslich nach englischen Angaben
G. Imperati oder vielleicht G. plicatus sein könnte. Clusius giebt 1601 in
seiner »Ilistoria« diese beiden Abbildungen und sagt uns, dass der grössere
Galanthus zu uns kam nach Europa von Konstantinopel oder Byzantium. wie es
damals genannt wurde.
Sehr wahrscheinlich ist es, dass die Mönche schon viel früher Galanthus-
zwiebeln nach England und somit nach Nord-Europa gebracht haben.
Noch verdienen erwähnt zu werden:
Galanthus nivalis serotinus. klein, aber schön.
G. n. caucasicus ist gross und spätblühend.
G. n. caspicus ist eine Form des vorigen.
G. grandis ist eine schöne Form von G. nivalis und ähnelt am meisten
der G. n. caucasicus.
G. Imperati giebt es in mehreren Formen. Der echte Galanthus Imperati
Bertoloni stammt aus Italien, wird aber gewöhnlich für eine gigantische Form
des G. nivalis angesehen. Es ist auch schwer zu sagen, wo G. nivalis aufhört
und G. Imperati anfängt. In der Sektion, zu welcher G. Imperati gehört,
Qnden sich mehrere höchst liebliche Schneeglöckchen, und eines der schönsten
ist die Melvillesche Dunrobin-Form. G. nivalis Atkinsi ist vielleicht die aller-
grösste und eine stark wachsende Form. Sie ist am besten bekannt als G. Imperati
Atkinsi.
226 L)as Schneeglöckchen, Galanthus.
Galanthus major Ruprecht ist ein grossblühender G. nivalis.
Galanthus Melvillei hört, scheint eine bestimmte Form des G, nivalis,
aber von allen verschieden durch niedrigen Wuchs und grosse Blüte.
G. nivalo-pli catus »Valentine« ist eine gute Hybride.
Galanthus Van Houttei ist eine schöne Form des G. nivalis und gleicht
viel G. n. caucasicus.
Galanthus umbrensis hört, stammt aus Italien. Sie ist viel früher
blühend als G. nivalis, aber von etwas schwächerem Wuchs.
Galanthus reflexus Herbert ist eine eigentümliche Form des G. nivalis,
sie wurde auf Mont Garganus gefunden.
Galanthus aestivalis ist eine eigentümliche Form des G. nivalis.
Galanthus Allen i wird als eine Hybride zwischen G. latifolius und
G. caucasicus angesehen und hat in seinen Merkmalen etwas von beiden. Die
Blüte ist etwas ähnlich dem G. latifolius. aber doppelt so gross und die Blätter
korrespondieren in Grösse.
Von gefüllt blühenden Schneeglöckchen bat man, ausser dem gewöhnlichen
G. n. fl. pl. noch ein zweites und zwar besser gestaltetes:
Galanthus nivalis fl. pl. Allen, von welchem gesagt wird, es sei
ebenso schön und dicht gefüllt wie eine Ranunkel.
Galanthus nivalis plenissimus soll aus Aussaaten von den letzten
Jahren stammen und wird als sehr gross und schön beschrieben.
Die Kultur des Schneeglöckchens ist sehr leicht, selbst für den wenig
geübten Pflanzenzüchter. Giebt es eine Blume, welche nur geringe Pflege ver-
langt, so ist es diese, und man kann beinahe sagen, dass sie um so besser gedeiht,
je weniger sie kultiviert wird.
Gar zu zärtliche Pflege scheint sie gar nicht zu schätzen, sie erträgt da-
gegen sehr viel harte Behandlung. Zum Beispiel verträgt sie ganz gut aus der
Erde genommen und umgepflanzt zu werden, wenn sie in voller Blüte steht. Wenn
die Erde einigermassen passend ist, und nicht zu lehmig oder zu trocken, ge-
deiht sie in der Regel ganz gut, am besten jedoch in einem etwas sandigen, aber
doch nahrungsreichen Boden. Das Vorkommen der Pflanze in unserer Flora,
als verwildert, im Gebüsch und auf Wiesen zeigt darauf hin, dass sie sehr
genügsam ist. Im Gebüsch und überhaupt zwischen Sträuchern gedeiht der
Galanthus oft überraschend gut, selbst wenn die Strauchwurzeln die ganze Erd-
masse durchwebt haben. Sein Vorkommen auf Wiesen, überhaupt zwischen
Gras, zeigt auch, dass er so wenig wie eine andere Wiesenblume, im Wege
für seine Nachbarn ist. Da die Blüten eine gar nicht geringe Handelswaare
geworden sind, welche auf ähnliche Art wie die Veilchen eine gewisse Zeit
des Jahres vielen Menschen Gewinn bringen, so wäre es nicht unzweckmässig,
wenn man mehr davon zöge. Wegen der leichten Kultur und bei der gegen-
wärtigen Kenntnis der bedeutenden Variation, würde es ziemlich leicht ge-
lingen, soviel davon zu schaffen, als eben verlangt würde.
Nicht immer giebt es in etwas südlicheren Landstrichen früher Blüten
als wie in den nördlicheren. So wird z. B. in englischen Zeitschriften
behauptet, dass die Blüten des Schneeglöckchens in Schottland sich um acht
Tage früher öffnen als bei London, wohin dann sehr grosse Mengen des
schottischen Schneeglöckchens auf den Markt gebracht werden.
Das Schneeglöckchen, Galanthus. 2'2~
Eine allgemeine Erfahrung is1 es, dass Schneeglöchen etwas früher blühen
dort, wo Baumkronen und Sträucher die Pflanze etwas beschatten und auch
gegen Wind schützen.
Es giebt deswegen sozusagen in allen grösseren Gärten, in Gebüsch-
gruppen u. s. w., Plätze, wo gute Standorte für das Schneeglöckchen wären, und
mancher Ort. wo es heut gar nicht gesehen wird, könnte zu Tausenden
damit bepflanzt werden, ohne dass sie anderen Pflanzen im Wege ständen.
Dass es auf Wiesen sich so gut entwickelt, hat veranlasst, dass man in einigen
Parks und Gärten es zu Massen in den Rasen pflanzte. Dies lässl sich nur
machen, wo vieljährige Gräser zu dauerndem Rasen angewandt sind und der
Rasen nicht gar fein gehalten werden soll. In Raigrasrasen passen die Schnee-
glöckchen nicht, aber einem ein wenig vernachlässigten Rasen steht die
Blume vortrefflich; Schöneres giebt es dort kaum während der Blütezeit, und
die dunklen Blätter welken doch ab, wenn sie ihre Funktion vollendet haben,
um der Zwiebel für das nächste Jahr Nahrung zuzuführen, dann sind sie gar
nicht im Wege. Im Rasen wuchern die Schneeglöckchen oft sehr und geben
hier und dort guten Samen und neue Varietäten. Besonders schön wirkt das
Schneeglöckchen in den schattigen Rasenflächen, und wo Gras nicht mehr
fortkommt, kann das Schneeglöckchen noch sehr üppig sein. Oft wächst das
Schneeglöckchen am besten und sein Samen reift leichter, wenn die Pflanze
eben zwischen Gras und im Schatten von grossen Bäumen steht. In England
hat man an solchen Orten 12 bis 16 Zoll lange Blätter gemessen, und es wird
erwähnt, dass unter einer einzigen Krone eines Apfelbaumes für 20 Pfund
Sterling Schneeglöckchen-Blumen gepflückt seien. Und das in einem Jahr.
Recht oft hat es sich gezeigt, dass die Pflanzen am besten da gedeihen, wo
sie gar nicht umgepflanzt wurden. Aber die einfach blühenden und die ge-
füllten sind in der Beziehung etwas verschieden. Die gefüllten scheinen ein
und sogar ein wiederholtes Umpflanzen am besten zu ertragen und ist dies
Umpflanzen auch zweckmässig, weil sie ausschliesslich oder hauptsächlich durch
Umpflanzung oder Teilung der Stöcke vermehrt werden. Man hat hier und da
gesehen, dass einfachblühende ausstarben, aber die gefüllten gediehen da .oft
gut, selbst wenn die einzelnen durch Pilze vernichtet wurden oder durch dürre
Erde oder sonst aus unerklärlichen Umständen zu Grunde gingen. Es ist eine
nicht ganz ungewöhnliche Behauptung, dass die einfachblühenden zuletzt in
gefüllte übergehen, das glaubt man an einem oder dem anderen Ort erfahren
zu haben. An einigen Stellen hat sich erwiesen, dass die gefüllten am dauer-
haftesten sind. Es giebt aber auch wieder Angaben, dass die einfachblühenden
am widerstandsfähigsten seien. Sodann wird berichtet, z. B. von Dunrobin Castle,
N. B., dass die einfachen Arten weit besser im Gras und im Schatten gedeihen
.als die gefüllten. Und dort nehmen die Schneeglöckchen ein Areal von drei
acres, über ein Hektar ein.
In Grossbritannien widmet man überhaupt der Schneeglöckchenkultur sehr
[nteresse. Hier und dort kultivieren Farmer und Cottagers sie im
Garten wie auch im Felde, um die Zwiebeln zu verkaufen. Diese werden in
Zwischenräumen von ein paar Jahren aus der Erde herausgeholl und sortiert.
: kleinsten Zwiebeln werden wieder gepflanzt, um erst später verkauft zu
weiden. In England kann man auch Moorlandstücke von 1 bis 2 acres Grösse
mit Schneeglöckchen bepflanzt sehen und gedeihen diese darauf sehr gut.
228
Das Schneeglöckchen, Galanthus.
In solchen grossen Kulturen hat eine Krankheit oft recht viel Schaden
gemacht, die durch den Pilz Polyactis galanthina R. B. verursacht ist. Man
will bemerkt haben, dass der Pilz häufig plötzlich auftritt, gleich nach einem
mm
V/VA-
Abb. 49. Galanthus cilicicus Baker.
Cliche von Herrn Hoflieferant F. C. Heinemann. Erfurt.
Schneefall und dass sowohl Blätter als wie Blütenstiele befallen werden. Die
Zwiebel wird dadurch auch weich und verrottet. In einigen Gärten wurden
die Pflanzen angegriffen, als sie erst wenig aus der Erde herausgewachsen
Das Schneeglöckchen, Galanthus.
229
waren, und in diesen Fällen sagl man, dass die Krankheit nicht so sehr an-
kend wirkte als wie sonst, indem ganz gesunde Zwiebeln mit kranken
zusammen standen. Verschiedene Mittel gegen Pilze sind angewendet worden.
aber nicht immer mit gutem Erfolg. An einzelnen Orten hat man die kranken
Pilanzen dadurch gerettet, dass man sie ganzlich in Ruhe Liess und höchstens
mit einer Schicht Sand oder sandiger Erde bedeckte.
Im Tierreich scheint diese Pflanze nicht viele Feinde zu haben. Der
scharte, beizende, etwas giftige Saft der Pflanze scheint sie gegen Tierfeinde zu
verteidigen. Mäuse und Kahlfrost thun mitunter im Winter etwas Schaden.
Bisweilen macht der Frost die Pflanze leidend aussehen, wenn nämli< b
nach längerer Zeit milden Wetters plötzlich kaltes kommt und die Pflanzen
schon ein paar Zoll über die Erde herausgewachsen sind. Die Platter ziehen
Abb. 5o. Galanthus Elwesii.
m
Abb. 5i. Galanthus latifolius.
sich dann zusammen und scheinen auf dem Wege zu welken. Aber damit ist
nicht gesagt, dass sie zum Tode verurteilt sind. Die Säfte wandern in diesem
Fall in die Zwiebel hinunter und wirken von da aus als eine Art Reservoir.
Verblieben die Säfte alle in den Blättern oben, dann würde die Pflanze leichter
et werden. Dass die Säfte später hinaufsteigen, zeigt sich sehr deutlich
dadurch, dass man, wenn man blühende Pflanzen umpflanzt, die Zwiebeln sehr
reduziert findet, sie sind weich, schwammig und klein, die Kraft ging nach oben.
Die Vermehrung der Schneeglöckchen geht gewöhnlich und am häufigsten
auf vegetativem Wege von statten, indem die Stöcke geteilt, die kleinsten
Zwiebeln herausgelöst werden und allen mehr Platz gegeben wird.
Die Vermehrung durch Samen wird seltener vorgenommen, aber kann
sehr gute Resultate geben, und auf diese Art hat man viele interessante Varie-
täten gewonnen. Darum ist es von Wichtigkeit, dass man dem Samen Auf-
merksamkeit schenke.
2^0 Das Schneeglöckchen, Galanthus.
Bei Galanthus cilicicus reift der Samen erst im nächsten Jahr, d. h. wenn
die Pflanzen, wie bei mir, im Spätsommer geblüht haben.
Erfahrene Kultivateure von Schneeglöckchen raten an. die Samen solange
sitzen zu lassen, bis sie völlig reif sind und auszufallen drohen. Der geerntete
Samen muss an einem schattigen, luftigen Ort. z. B. oben auf dem Boden oder
an ähnlichen Stellen hingelegt und dann baldmöglichst gesäet werden, nachdem
er nur eine oder zwei Wochen durchlüftet war.
Die Aussaat direkt im Freien giebt nicht immer das beste Resultat. Mit-
unter macht man die Aussaat in kleinen Kisten, solchen z. B., welche als
Emballage für Kognakflaschen gedient haben und die besonders gut verwendbar
sind. Diese sind ziemlich stark, aus gutem Holz angefertigt und nicht zu tief.
In den Boden der Kiste werden etwa 24 Löcher mit einem Centrumbohrer für
den Wasserabzug gemacht, und an beiden Enden ein Stück Brett untergenagelt,
sodass die Kiste, wenn sie im Garten hingestellt wird, auch von unten Luft-
zufuhr hat und der Wasserablauf nicht gehindert wird. In die Kiste selbst
legt man Scherben über die Löcher und noch einige mehr dazu. Die Erde
darf nicht gar zu humos sein, muss aber locker und lose sein und dies wird
durch Zumischung von Kies und Sand erreicht.
Der Samen wird in 3/4 Zoll tiefe Rilleu gelegt und die Rillen mit Sand
zugemacht, dann bringt man noch über die ganze Bodenfläche eine 1/i Zoll
dicke Sandschicht. Diese Kisten werden ins Freie gestellt ohne auf irgend
eine Art gedeckt zu werden. Sie erfordern nicht viele Pflege, nur dann und
wann ein Begiessen und ein Jäten, wenn sich L'nkraut einfindet. Im zweiten
Jahr legt man eine kleine Schicht Erde auf. um nachzufüllen, wenn die Erde
zusammengesunken ist.
Die Samenpflanzen müssen in den Kisten bleiben, bis sie blühbar sind,
was gewöhnlich erst im vierten Jahre nach der Aussaat eintritt.
Der Same keimt sehr ungleichmässig, was sich zu erkennen giebt, wenn
schliesslich alle Pflanzen herausgenommen werden, einige Zwiebeln sind dann
nicht grösser als wie Weizenkörner, während andere gleichzeitig die gewöhn-
liche blühfähige Grösse erreicht haben. Der Samen von Galanthus lutescens
liegt in der Regel mehrere Jahre in der Erde, ehe er keimt. Man hat Beispiele,,
dass von verschiedenen Galanthus-Arten die gleichzeitig gesäet waren, einige
gleich gekeimt und im vierten Jahre blühfähig wurden, während zu dieser Zeit
der Galanthus lutescens erst anfing zu keimen. Wenn Schneeglöckchensamen
den Winter durch trocken aufbewahrt wird, kann es leicht passieren, dass er
erst ein Jahr später keimt.
Die jungen Samenpflanzen, welche im vierten Jahre blühen, sind noch
keineswegs als normal entwickelt anzusehen. Erst, wenn sie drei- oder vier-
mal geblüht haben, ist es möglich, über den Charakter und Wert zu urteilen.
Es vergehen also etliche Jahre, ehe man wissen kann, ob eine neue schöne
Form entstanden ist.
Xicht alle Galanthusformen halten im Laufe der Jahre gleich gut aus.
Von der echten Type des Galanthus nivalis kann man am sicherten sagen,
dass sie gewöhnlich wahrhaft ausdauernd ist, und in der Regel ist dies auch der
Fall mit Galanthus plicatus, aber es hat sich gezeigt, dass einige der neueren
und schönen Formen, welche man davon erhalten hat, die unglückselige
Eigenschaft haben, unbeständig zusein und plötzlich aussterben können. Solche
Das Schneeglöckchen. Galanthus. 23 I
müssen immer nach verschiedenen Methoden kultiviert werden, um dadurch
ihr gänzliches Aussterben zu verhindern. Galanthus Elwesii gedeiht ge-
wöhnlich nicht gut in gar zu fester, lehmiger, bindiger Erde. Galanthus lati-
folius und Galanthus caucasicus lieben am meisten eine kiesige, griffige,
etwas sandige Erde, welche, auch andere, wie z. B. Galanthus Fosteri
lieben.
Sowohl britische wie dänische Erfahrungen sprechen dafür, dass es ratsam
sein kann. Torferde. d. h. Tortstaub, mit Steingrus gemischt zu verwenden.
Man hat ferner die Erfahrung gemacht, dass Schneeglöckchen mit stark
grüngefärbten Blättern schneller und kräftiger heranwachsen als andere.
Die gelben Schneeglöckchen wachsen dagegen nur sehr langsam, sind zart und
sehr schwer zu vermehren. Dies ist der Fall mit Galanthus Scharlockii,
G. poculiformis und G. lutescens.
Schon beim Pflanzen kann man an den Zwiebeln die verschiedenen Galanthus
etwas unterscheiden und man findet drei verschiedene Typen. So ist
die Zwiebel des Galanthus nivalis nahezu eiförmig, die des G. plicatus ist
mehr rhomboidal oder spindelförmig, während der Galanthus Elwesii eine mehr
runde Zwiebel hat.
Dr. J. G. Baker giebt eine Diagnose sämtlicher Arten in seinem Iland-
book of Amaryllidaceae, Eondon p. 16 — 18 und in Gardener's Chronicle vom
April 1889 pag. 458. Er giebt 7 Arten den Vorrang als typische und bezeichnet
ihre Verbreitungsareale und Blütezeiten wie folgt:
1. Galanthus nivalis E. : Pyrenäen bis Kaukasus. Unterarten sind
Galanthus Imperati und G. caucasicus. Blütezeit Februar — März.
2. Galanthus graecus. Orph. Insel Chios und Pellinos- Gebirge.
Blütezeit April.
3. Galanthus Elwesii Hook. fil. Klein-Asien nahe Smyrna und in
Höhe von 3700 Fuss auf der Manissa-Gebirgskette. Blütezeit Mai. (Blüht
früher.)
4. Galanthus latifolius, Ruprecht. Kaukasus. Blütezeit Mai.
5. Galanthus Olgae, Orph. Griechenland. Oktober.
6. Galanthus plicatus M. B. Krim und Dobrudscha - Gebirge. März
bis April.
7. Galanthus Fosteri. Baker. Amasia in der Provinz Sirwas. nördliches
( !entral-Klein-Asien. April.
Die Zwiebeln der verschiedenen Schneeglöckchen-Typen variieren in
Bezug der Grösse übrigens nicht sehr viel. Galanthus nivalis-Zwiebeln können
von J ._.— ;: 1 Zoll Durchmesser haben und so ziemlich die Grösse einer Ilaselnuss
erreichen. E)ie gefülltblühenden haben jedoch gewöhnlich etwas grössere
Dimensionen.
Galanthus plicatus und G. Imperati haben Zwiebeln, welche 1 Zoll und
mehr im Durchmesser gross werden, und sowohl in Beziehung auf Grösse wie
Form können sie etwa einem Taubenei ähnlich sein.
Mit einiger Übung kann man sodann auf Grund der Verschiedenheiten wohl
mitunter die verschiedenen Typen unterscheiden, und gelten dann auch die
Farben der äussersten Zwiebelschalen, welche von gelblich und hell bis
dunkler und braungefärbt variieren können. Obgleich die Blütezeit für die ver-
schiedenen Arten, wie oben angegeben, sehr verschieden ist, ist doch wohl
232_
Das Schneeglöckchen, Galanthus.
Grund da, Kreuzbefruchtungen zu versuchen. Um solche zu ermöglichen,
pflanzt man die verschiedenen Arten Zwiebeln zu verschiedenen Zeiten des
Jahres, um so zu probieren, die Blüten zu gleicher Zeit in Flor zu bekommen.
In England hat man viel experimentiert mit der Kreuzung verschiedener Arten
und man hat wirklich viel Glück damit gehabt, unter anderen ist der Galan-
thus nivalo-plicatus »Valentine« auf diese Art entstanden.
Noch einmal möchten wir zum Schluss den Blumenfreunden die Kultur
und selbst die Vermehrungskultur von Galanthus auf das wärmste empfehlen.
Die Zwiebeln der gewöhnlichen Schneeglöckchen sind so billig und erfordern,
wie schon gesagt, so wenig Pflege, dass es eigentlich auffallend ist. wie wenig
sie kultiviert werden. Bereits oben ist hervorgehoben, dass grosse Gebüsch-
areale kaum auf andere Art als durch Schneeglöckchen ausgenutzt werden
können, — jedenfalls schwerlich besser.
Sehr oft werden auch die Galanthus als Kant- oder Einfassungspflanzen
benutzt, bisweilen gemeinsam mit- den herrlichen blauen Scilla, was eine schöne
Zusammenstellung giebt, — mitunter kommt die Scilla jedoch später.
Auf Friedhöfen sind besonders viele passende Lokalitäten für die Schnee-
glöckchen, und doch sieht man derartige Anlagen, wo die Blume sich gar
nicht findet. Die vielen Hecken und kleinen Gesträuche geben eben sehr
passende Örtlichkeiten für diese niedlichen Blumen. Und in der Symbolik der
Blume ist so viel Schönes niedergelegt, dass sie alle ästhetischen wie
sentimentalen Gefühle ansprechen muss.
In manchen Park- und Promenadenwäldern wäre es wünschenswert, die
Schneeglöckchen sogar im Grossen zu naturalisieren. Die so reizende, eigen-
tümliche Schönheit der bescheidenen Blume, nicht nur die der schon ent-
falteten Glocke, sondern auch die der zierlichen, eine Zeitlang grün gekleideten
Knospe, welche in aufrechter Stellung aus der Erde hervortritt, würden jeden
Spaziergänger erfreuen. Wären die selteneren und neueren Formen etwas
allgemeiner bekannt, würde das Galanthusgeschlecht. unsere lieben Schnee-
glöckchen, noch weit mehr populär werden.
Abb. 52. Galanthus nivalis h\ pl. u. andere.
Dekoration zum 5ojührigen Geschäftsjubilaum der Firma Carl Beermann-Berlin. «23
Dekoration zum 50jährigen Geschäftsjubiläum der Firma
Carl Beermann-Berlin.
r^V/um Empfang der verschiedenen Deputationen bei Gelegenheit des 50jährigen
^r Geschäftsjubiläums am 15. April (vergl. Heft 8, S. 223) hatten die Herren
Hermann Beermann und Georg Beermann, die beiden Sühne des bereits
im 39. Lebensjahr verstorbenen Begründers der grossen landw. Maschinen-
fabrik Carl Beermann, vor dem Schlesischen Thor, Berlin, ihr grosses
Komptoir durch Herrn Landschaftsgärtner W. Wendt, BerlinS., Ilasenhaide 56,
in einen wahren Illumensalon verwandeln lassen. Alle Pulte etc. waren ent-
fernt, schöne Teppiche gelegt und an allen Wänden ein reicher Pflanzenschmuck
angebracht.
Links an der Wand, nahe dem Eingang, standen die Büsten der Kaiser-
lichen Majestäten in einem Magnolien- und Lorbeerhain, weiterhin folgte an
derselben Wand eine Gruppe von Palmen, Dracaenen, Magnolien, Cytisus
Attleyanus etc., an der Basis von Tulpen, buntblättrigen Funkien etc. ab-
geschlossen. Diese Gruppe diente als ansprechender Hintergrund für ein auf
einer Staffelei aufgestelltes etwa 1,25 m hohes, von M. Patke echt künstlerisch
ausgeführtes farbiges Gedenkblatt, das die Arbeiter der Fabrik ihren Chefs
gewidmet hatten. Meisterhaft wie das Bild selbst, war auch der in Leder ge-
punzte Rahmen vom Ilofbuchbinder Coli in.
Die Rückwand des Saales nahm in ihrer ganzen Breite eine ganz aus-
gezeichnet zusammengestellte Gruppe aus blühenden und nichtblühenden
Pflanzen ein: In der Mitte eine hohe Dracaena lineata, links und rechts je eine
Phoenix canariensis, in den Ecken hohe Lorbeerpyramiden, vor diesen wieder
Palmen, Chamaerops excelsa, nach der Mitte zu, mehr im Vordergrunde, wieder
eine Dracaene, links und rechts davon blauer Flieder, hochstämmige Schnee-
bälle und vor diesen getriebener weiss-bunter Ahorn, Acer Xegundo. In
diesem Blütenhain stand eine zweite kostbare Ehrengabe: die Bronzestatue eines
Schmiedes, modelliert von Eberlein, gegossen von Schaeffer & Walcker, A. G.,
umrahmt nach vorn von einem Halbkreis niedriger Blütenpflanzen, Azaleen,
Spiraea japonica etc., abgeschlossen dureh Selaginellen.
An den Fensterpfeilern wieder Magnolien, Kentien, Deutzien, Cytisus,
Cinerarien etc. Die beiden Geldschränke, welche wegen ihrer Schwere nichl
hatten entfernt werden können, waren in geschickter Weise durch Epheu und
Palmen verdeckt. Das über dem kleineren Geldschrank hängende Bild des
Geschäftsbegründers hatte eine hübsche Umrahmung aus kleineren Blumen
erhalten; ganz besonders zierlich nahmen sich unter diesen die weissen Allium
neapolitanum aus.
Endlich rechts vom Eingange fand sich eine Gruppe von Dracaenen,
Lorbeeren, Magnolien und blühenden Pflanzen.
Die hier öfter genannten Magnolien sind nicht blühende M. Soulangeana
oder dergl., die viel zu steifgewirkt hätten: es waren Magnolia grandiflora,
die nur als Blattpflanzen Verwendung gefunden hatten. Erst vor wenigen
Wochen hatte Herr Wendt diese in Italien so häutige Art erworben, und wohl
zum ersten Mal sah man sie in grösserem Masse verwendet. Ihre grossen
glänzend grünen Blätter machen sie für Dekorationen recht geeignet.
irtA Einige frühblühende Crocus-Arten.
Eine besondere Zierde erhielt der Saal noch durch die schönen Bindereien,
welche von Freunden des Hauses Beermann gespendet und geschickt in den
Fensternischen aufgestellt waren.
Der Raum reichte für sie aber bei Weitem nicht aus, ein Nebenzimmer
war noch ganz mit Bindereien angefüllt. Unter ihnen sei ein aus Rohr ge-
bildeter kleiner Schwingpflug (d. h. ein Pflug ohne Räder) hervorgehoben.
Ein Pflug ist an und für sich ein etwas steifer Gegenstand; hier aber war
durch Anbringung von Blumensträussen an den beiden Sterzen und am Vorder-
ende des Pflugbalkens sowie durch Hindurchleitung von zartem durchbrochenen
rosa seidenen Band, das sich von hinten nach vorn zog, dem Ganzen ein sehr
gefälliges Ansehen gegeben. Sehr schön waren auch mehrere Blumenjardinieren
aus Kork arrangiert, ebenso die hohen Blumenkörbe u. s. w., kurz, Alles war
höchst geschmackvoll, sowohl die Dekoration des Herrn Wen dt wie die
Bindereien.
In einem anderen Raum des Geschäftshauses wurde nach Empfang der
Deputationen ein Frühstück eingenommen, am Nachmittag fand für das ganze
Personal eine Sondervorstellung im Schillertheater (Ehrliche Arbeit) statt und
abends ein Ball. Am nächsten Tage, einem Sonntage, besichtigten mehrere
Mitglieder des Vereins diese »Blumen-Ausstellung«, und zu Hunderten wanderten
die Beamten und Arbeiter mit ihren Frauen hin, um den Schmuck zu schauen.
Die schönste Weihe aber gaben die jetzigen Geschäftsinhaber dem Feste, indem
sie loooooMark zu einer Wohlthätigkeitsstiftung für ihr Personal spendeten.
L. W.
Einige frühblühende Crocus-Arten.
Ll/rühlingsblüher im Garten sind stets willkommen. Je reicher wir den
A^% Blumenflor in des Jahres ersten Monaten ausstatten können, desto lieber
wird es uns sein. Wir wollen deshalb heute auf einige Crocus-Arten hin-
weisen. Von S. Arnott werden in einer der Februar-Nummern des ,,Gardeners'
Chronicle" vier, in unseren Gärten leider noch so seltene Crocus beschrieben.
Wir geben im Folgenden die Ausführungen Arnotts wieder.
Wer möchte die Crocus im Frühling missen? Wohl niemand. Sie er-
schliessen sich mit den ersten wärmeren Sonnenstrahlen des Vorfrühlings.
Ehe wir es ahnen, sind sie da und grüssen uns. Gold, purpurn, lila, weiss
oder gestreift ist ihr Kleid. Alles, was wir in den Gärten zumeist als Crocus
sehen, sind holländische Abarten. Wir wissen ihren Wert zu schätzen. Allein
es giebt doch noch andere Crocus, echte ,, Arten". Mit diesen können wir
unsern Garten recht hübsch schmücken. Sie bieten einerseits eine grössere
Abwechselung, anderseits sind sie zu verschiedenen Zeiten in Blüte. Heute
seien einige Arten beschrieben, die zu den frühblühendsten der Gattung zählen.
Wir ordnen sie in chronologischer Reihenfolge, der Zeit ihres Erscheinens
entsprechend.
Unsere Crocus stellen sich nicht immer zur gleichen Zeit ein. Ihr Er-
scheinen ist abhängig von der Witterung. Das nicht nur in Bezug auf ihre
Triebzeit, sondern auch hinsichtlich der Witterung, welche in den vorher-
gehenden Monaten herschte. Es kann also ihr Erwachen manchmal schon
Einige truhblühende Crocus-Arten. 23^
— im Januar — ehe der Winter recht vergangen, eintreten, manchmal lassen
sie uns bis in den März warten.
Crocus Imperati. Wer in die Lage versetzt sein sollte, eine Auswahl
unter den frühen Crocus zu treffen, würde wahrscheinlich diese prächtige Art
vor allen wühlen. Obgleich Italien ihre Heimat ist, ist sie sehr hart und
macht uns so wenig Mühe wie alle anderen Safrane. Crocus Imperati !s1
schön, sei es in noch geschlossenem Zustande, wenn seine hellbraunen Seg-
mente sich uns zeigen, sei es offen im Sonnenschein, wenn seiner Blumen
reiches Purpur uns mit Staunen erfüllt. Je günstiger die Lage, desto zeitige]
erschliesst er sich, in England oft schon vor Neujahr.
Es giebt eine weisse Abart hiervon, welche indes einige Schwierigkeiten
in der Kultur zu machen scheint.
Sonst kann man im allgemeinen zwei Farbenvariationen bei diesem
Crocus unterscheiden. Die eine — die zierlichere von beiden — blüht zeitiger
und ist hübsch schwarzpurpurn punktiert auf der Aussenseite. Die andere
Varietät ist meist ähnlich gezeichnet an der Aussenseite der äusseren Segmente
und gewöhnlich kleiner. C. Imperati bringt reichlich Samen. Man kann
diesen sofort nach der Keife aussäen. Sämlinge blühen nicht vor dem dritten
oder vierten Jahre.
("rocus vitellinus. Dieser hübsche und kleine Crocus erscheint etwa
gleichzeitig mit C. Imperati. Seine Blüten zeigen ein tiefes Goldgell».
was weithin leuchtet. Es ist eine der Arten, deren Blumen gleichzeitig mit
den Blättern erscheinen. Dieser Umstand wird vielen schätzenswert dünken.
Die Aussenseite der Blütenblätter ist manchmal bronzefarben angehaucht.
Die Antheren sind gelb oder orangefarben und die Narben scharlach oder
orange. C. vitellinus ist in Nordpalästina und Syrien zu Hause. Er ist
ganz hart und einer weiten Verbreitung wert.
Crocus Crewei. Der seltene C. Crewei ist C. biflorus nahe ver-
wandt. Man hönnte zweifelhaft sein, ob man ihn als eigene Art aufstellen
solle -- ausgenommen seiner dunklen, fast schwarzen Antheren halber. Er
blüht zur selben Zeit wie die vorhergehende Art. Kann er mit dieser
auch nicht hinsichtlich der leuchtenden Färbung der Blüten sich messen, so
ist er doch recht hübsch und wertvoll. Die weisslichen äusseren Segmente
sind schön chokoladenfarben angehaucht und das weisse Blüteninnere steht
in hübschem Gegensatz zu dem tiefen Chokoladenbraun der Antheren.
Dieser Crosus wurde zuerst von Elwes im Jahre 1874 in Syrien ge-
funden: wir erhielten ihn aber auch aus Klein-Asien.
»rocus ancyrensis. Ein anderer recht hübscher Safran, welcher bald
nach C. vitellinus erscheint, ist C. ancyrensis, der Angora-Crocus. Er ist
dunkler in der Färbung als C. vitellinus. Seine Blütenfarbe ist fast tief-
orange. Die Segmente sind nicht gestreift. Eine kleine Gruppe des Angora-
11s mit seinen grasartigen Blättern und leuchtenden Blumen schaut gar
nett aus. In manchen Teilen Klein-Asiens soll er sehr häufig sein, er ist indes
nicht so häufig in Kultur, als man erwarten sollte.
Die eben beschriebenen Safrane sind nur einige wenige Vertreter dei
artenreichen Gattung. Sie erfreuen uns zu einer Zeit, in der die kleinste Blume
hoch im Preise steht. S.
236
Die beiden alten Eiben im Garten des Herrenhauses zu Berlin.
Die beiden alten Eiben (Taxus baccata)
im Garten des Herrenhauses zu Berlin.
^ (Hierzu Abb. 53 u. 54.)
(4-V4^ie alten Eiben im Garten des Herrenhauses erfreuen sich mit Recht
<£^P einer grossen Berühmtheit,*) gehören sie doch zu den stärksten und
höchsten Exemplaren unseres Vaterlandes. Conwentz**), der sich ganz speziell
mit der Eibe in der Vorwelt und Gegenwart beschäftigt, führt als stärkstes
lebendes Exemplar in Westpreussen die Eibe am Rande des Ziesbusches bei
Lindenbusch an. Dasselbe misst über dem Erdboden 180 cm und in 1 m
Höhe 156 cm Umfang und übertrifft daher die bekannten Bäume auf der
Heidelberger Schlossterrasse (in 1 m Höhe 136 cm Umfang, 1880 von Conwentz
gemessen). Hingegen, sagt Conwentz, wird unsere Taxus aus dem Ziesbusch
an Dicke übertroffen, z. B. von der stärkeren Eibe an der Südfront des Herren-
hauses in Berlin (in 1 m Höhe 170 cm Umfang, 18S9 von Conwentz gemessen,
jetzt 175 cm bei einer Höhe von 11,60 irr. der schwächere 0,93 in einer Höhe
von 11,85 ni, teils nach in meiner Gegenwart vorgenommennen Messungen
des Herrn Völckel , teils nach Messungen des Herrn Reg. - Baumeister
Fritsch. L. W.), von der Eibe an der alten Schweizerei im Fürstensteiner
Grund mit 230 cm Umfang (wo?), 1889 von Conwentz gemessen, von
der in Petersdorf in Schlesien fast 3 m Umfang nach Fiek, vom sog. Ibenbom
(d. h. Eibenbaum) zu Mönkhagen bei Rostock, 291 cm Umfang nach Krause,
von der Eibe des bot. Gartens in Frankfurt a. M. 238 cm Umfang, 1889 von
Conwentz gemessen, von mehreren Exemplaren im Bodethal u. a. m.
Kein Wunder, dass, als der Neubau des Herrenhauses eine Verpflanzung
der beiden Eiben nötig machte, man mit der grössten Umsicht vorging, um
diese alten Wahrzeichen am Leben zu erhalten, und diese Vorsicht wurde um
so grösser, als der Erbauer des Abgeordneten- und des Herrenhauses, Herr
Geh. Baurat Schulze, Mitglied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues,
selbst ein grosserKoniferenkenner ist. — Die ganze Arbeit wurde Herrn Landschafts-
gärtner L. Maecker, Friedenau, übertragen.
Mehrere Jahre hindurch wurden die Bäume vorbereitet, um ihren »Umzug«
bewerkstelligen zu können. Auf Rat der Herren Geh. Reg. -Rat Prof.
Dr. Engler, Garteninspektor Perring und Landschaftsgärtner Maecker
wurde die obere Erde durch bessere ersetzt und, um zu sehen, ob sich in
der Peripherie bei guter Nahrung neue Wurzeln bilden würden. Ende Juli 1894
an einem Teile des Umfanges ein U/^m langer, 75 cm breiter und 1,5 m tiefer
Graben in Gestalt eines Kreissektors in 212 m Abstand vom Stamm ausgehoben,
wobei eine Anzahl von 1 — 2 cm starken Wurzeln durchstochen werden
mussten. Der Graben wurde mit guter Erde angefüllt und im nächsten Jahre,
im April 1895, wieder untersucht. Da zeigte sich, dass die abgeschnittenen
Wurzeln förmliche Besen von Saugwurzeln gebildet hatten.
Anfänglich war beabsichtigt gewesen, wenn der Erfolg günstig ausfiele,
drei solcher Sektoren in einem Jahre mit guter Erde zu füllen und in dem folgenden
*/ Siehe Th. Fontane, Havelland, S. 126. — J. Trojan an verschiedenen Orten.
**; Prof. Dr. H. Conwentz, Direktor des Westpreussischen Provinzialmuseums zu Danzig,
,,Die Eibe in Westpreussen, ein aussterbender Waldbaum''. Abhandlungen zur Landeskunde der
Prov. Westpreussen, Heft 111, S. 45, Danzig 1892. Ausserdem viele andere Veröffentlichungen
von demselben über die Eibe.
Die beiden alten Eiben im Garten des Herrenhauses zu Berlin. 2^7
Jahre drei dazwischen liegende, so dass dann im ganzen l'mfang neue Saug-
wurzeln sich landen. — Da aber der erste Versuch so glänzend ausgefallen war,
glaubte man, zumal die Aste zurückgeschnitten wurden, auf einmal einen
ganzen Kreis in Gestalt eines Grabens mit guter Erde und zugleich starke
Fassdauben, die eine Art Kübel ohne Boden bildeten, an der Peripherie an-
bringen zu können. Und so geschah es. Die Bäume wurden gut gepflegt und
besonders regelmässig bespritzt; aber trotzdem wurden im nächsten Jahr
(1896) die Nadeln rot und dass ganze Aussehen ein bedenkliches,
so dass die gärtnerischen Sachverständigen das Fortkommen für wenig
aussichtsvoll erklärten. Herr Geh. Baurat Schulze Hess sie aber
Abends fleissig bespritzen , und das hatte den Erfolg, dass im Jahre
darauf (1897) an den Ästen und namentlich an den Stämmen selbst eine
grosse Anzahl neuer Triebe erschienen. Während des ganzen Sommers
1897 und 1898 sind die Bäume wiederum reichlich bespritzt worden,
auch die Erde wurde gelockert und alles zur Förderung des Wuchses gethan.
Hätten sie so noch ein Jahr länger an ihrer Stelle bleiben können, so wäre
wohl jede Gefahr ausgeschlossen gewesen. Das war aber nicht möglich. Der
Xeubau erforderte, dass die Bäume schon in diesem Frühjahre an eine andere
Stelle gerückt wurden.
Ende März 1899 etwa wurde am Rande der Baumscheiben aufgegraben,
da stellte sich leider heraus, dass die Wurzeln nicht, wie man erhofft, in das
neue Erdreich gegangen waren, dass die abgeschnittenen Wurzeln auch keine
Saugwurzeln gebildet hatten, wie sie doch 1895 gezeigt, sondern im Gegenteil
vielfach bis auf einen Meter rückwärts von der Schnittfläche schwarz und
verstockt waren. Nur an wenigen Stellen waren Wurzeln in den guten Boden
an der Peripherie gedrungen.
Erfreulicherweise zeigte sich aber, dass in der Nähe des Stammes eine
ganze Anzahl neuer Saugwurzeln entstanden sind, und dies giebt Hoffnung auf
ein glückliches weiteres Gedeihen.
Die faulen Wurzeln wurden nun abgeschnitten und der Wurzelballen
infolgedessen bedeutend verkleinert, was den späteren Transport erleichterte.
Ursprünglich 5 m im Durchmesser, mass der Wurzelballen jetzt nur 3 m.
Der Transport sollte wegen des ungeheuren Gewichtes des Ballens, das
man immer noch auf 550—600 Zentner schätzte, in der Weise erfolgen, dass
die Bäume nicht herausgehoben, sondern in einem eigens dazu gefertigten
Stichkanal oder breiten Graben — senkrecht stehen bleibend — fortgewalzt
werden sollten.
Die Hauptschwierigkeit aber lag darin, den Wurzelballen auch unten frei
zu machen. Zu dem Zweck musste der ganze Ballen so zu sagen untertunnelt
und dem Kübel ein Boden aus dicken Bohlen gegeben werden. Der so
hergestellte Kübel wurde dann auf Walzen gebracht, welche sich auf einem
immer wieder weiter vorgelegten Bohlenbelag bewegten und durch Drahtseile,
die mit zwei Flaschenzügen in Verbindung standen, weiter gezogen.
■Wiederum bewährte sich hier das Wrort des Archimcdes: »Gebt mir. einen
festen Punkt, und ich werde die ganze Erde aus ihren Angeln heben.«
In der Nähe der Westgrenze des Ilerrenhausgartens war dieser feste
Punkt gegeben:, ein mächtiges Bohlwerk, in Gestalt etwa eines Prellbocks bei
Eisenbahnen, war errichtet und an dieses der eine starke Flaschenzug mit
238_
Die beiden alten Eiben im Garten des Herrenhauses zu Berlin.
Schraube angebracht; für den zweiten Flaschenzug diente eine dicke Rüster als
Befestigungspunkt.
Ungefähr fünf Mann zogen an jedem Flaschenzuge ohne grosse Anstrengung
- nur zu Anfang wegen der grösseren Reibung mehr sich mühend — und
ganz, ganz langsam, aber auch ganz sicher rollte der Baum weiter.
Die kleinere Eibe wurde zuerst, Anfang April, versetzt. Sie hatte einen
weit längeren Weg, etwa 50 m zurückzulegen, wozu im ganzen 16 Stunden
erforderlich waren. Die grössere brauchte nur 20 m zu machen und iührte
diesen Marsch am 17. April in 9 Stunden aus.
Abb. 53. Gesamtansicht der beiden alten Eiben
im Herrenhausgarten kurz nach dem Transport der kleineren.
Photographien von Fritz Regung.
Am 17. April ist die Arbeit beendet worden. Nun stehen die Bäume
nahe der westlichen Grenze des Herrenhausgartens. Hoffen wir, dass sie die
vielen Mühen, die auf ihre Erhaltung verwendet sind, lohnen werden und sie
sich auch in den Kronen wieder üppiger entwickeln, denn letztere — das
lässt sich nicht leugnen — machen jetzt einen nicht gerade schön zu nennenden
Eindruck.
Die Hauptfrage nach dem Alter der Bäume kann immer noch nicht
endgültig entschieden werden. Ein Zählen der Jahresringe der abgeschnittenen
Aststümpfe und daraus Berechnung der Jahresringe des Stammes ist. wie
Die beiden alten Eihen im Garten des Herrenhauses zu Berlin. 23Q
Conwentz I.e. S. 44 bemerkt, nicht zulässig, da die Jahresringe des Astholzes
im allgemeinen enger sind als die des Stammholzes.
Auch Vergleiche mit abgehauenen Stämmen führen zu keinem sichern
Resultat, da die Bäume individuell sehr verschiedene Weite der Jahresringe
zeigen können. Ein drastisches Beispiel führt Conwentz an. Wenn er nach
dem einen der zwei abgehauenen Exemplare aus Lindenbusch das Alter
des dort lebenden Exemplars berechnet, kommt er aui 943 Jahre, was er selbst
als wahrscheinlich zu hoch ansieht; wenn er es nach dem andern schätzt,
kommt er nur auf 311 Jahre. — In den letzten zehn Jahren ist der Umfang
der stärkeren Eibe des Herrenhauses, wie oben erwähnt, von 170 aui 17- cm
gestiegen.
Gegen ein sehr hohes Alter der Herrenhaus-Eiben spricht ein neuer-
dings entdeckter Umstand. Bei den Vorbereitungen für den Transport der
Abb. 54. Transport der kleineren alten Eibe im Herrenhausgarien.
Photographien von Fritz Regling.
Bäume stiess man 60 cm unter den tiefsten Wurzeln auf Kalksteinfundament;
ein Beweis; dass die Bäume auf aufgeschüttetem Boden stehen. Auch Ziegel-
steine sind gefunden, ein wohlerhaltencr Ziegel ist 10 Zoll lang, 5 Zoll breit,
_> Zoll hoch. Das ist nicht das Format der mittelalterlichen Ziegel, sondern
das des vorigen und etwa der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts.
Au<h einige Muffeln von der 1750 nebenan errichteten Kgl. Porzellan-
Manufaktur sind gefunden.
Das alle- spricht dafür, dass die Bäume frühestens um die Mitte des
gen Jahrhunderts hierher Verpflanzt worden sind. Wie alt sie damals
schon waren, steht freilich nicht fest; es ist aber wohl nicht anzunehmen,
dass man sehr alte Bäume gewählt hat. im Gegenteil jüngere.
Herr Kommerzienrat Schutt, gleichfalls Mitglied des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues, hat Herrn Geh. Baurat Schulze mitgeteilt, dass er
2io Beiträge zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Apfel- und Birnensorten.
vor 25 Jahren fünf sechsjährige Eiben in seinem Garten in Steglitz gepflanzt
hat, die jetzt schenkeldick sind.
Wir dürfen wohl annehmen, dass die Schätzung der Herren Engler.
Perring und Maecker auf 200 Jahre bei der stärkeren, mit 100 bei der
schwächeren Eibe das Maximum sein wird.
Abschnitte der Äste sowie einen Längsschnitt durch zwei zusammen-
gewachsene Aste dieser berühmten Eiben hat Herr Geh. Baurat Schulze dem
Museum der Königl. landwirtsch. Hochschule zum Geschenk gemacht, wie
bereits im Jahre 1897 der Bureaudirektor des Herrenhauses, Herr Reissig.
dem gedachten Museum Abschnitte der Aststümpfe, übersandte. Beiden sei
auch an dieser Stelle der wärmste Dank dafür ausgesprochen. Auch eine
interessante hohle Linde, in deren Hohlraum sich ein mächtiger Zopf von
Wurzeln gebildet, ist dem Museum von Herrn Geh. Baurat Schulze überwiesen.
L. Wittmack.
*
Nachtrag.
Wie in No. 189 der Voss. Zeitung vom 23. April 1S99 mitgeteilt wird,
sind die Häuser der Leipzigerstrasse nicht, wie in Xo. 175 der Voss. Zeitung
berichtet, auf ehemaligen Tiergartenterrain, sondern auf Wiesengrund erbaut.
Das Grundstück Leipzigerstrasse No. 3 (das jetzige Herrenhaus) war zuerst,
nach 1735, von Leutnant von der Groben bebaut worden. Zu Nicolai's
Zeit (1778) lag hier das Gotzkowskysche Haus, und wird von Nicolai aus-
drücklich erwähnt, dass hinter demselben ein schöner Garten sei. Ferner
berichtet er an anderer Stelle von diesem Garten : Er ist auch wohl angelegt.
In demselben sind zwei grosse Salons von hohen Kastanienbäumen und ein
angenehmes Labyrinth etc. Der alten Eiben gedenkt er nicht, sie können also
noch nicht bemerkenswert gewesen sein. Der augenscheinlich sehr gut
orientierte Verfasser des Artikels in der Voss. Zeitung sagt : Jedenfalls ist an-
zunehmen, dass die Bäume (er sagt der Baum) in der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts in den Garten verpflanzt worden sind, denn zu Anfang dieses
Jahrhunderts gehörten Haus und Garten dem Generalintendanten von der Recke,
und der damalige Kronprinz, spätere König Friedrich Wilhelm IV., hat
als Knabe viel unter dem alten Eibenbaum gespielt. — Die Familie
Mendelssohn ist erst später (um 1820 nach der Notiz in No. 175 der Voss.
Zeitung) in den Besitz des Grundstückes gekommen, das zum Bau des Herren-
hauses erworben wurde, nachdem im Jahre 1852 die »Erste Kammer« in der
Oberwallstrasse abgebrannt war. Das aufgefundene Fundamentmauerwerk
dürfte aus der ersten Zeit der Bebauung des Grundstückes stammen.
Beiträge zur chemischen Zusammensetzung verschiedener
Äpfel- und Birnensorten
aus dem Königl. pomologischen Institut zu Proskau O.-S.
Von Dr. Richard Otto,
^ Leiter der ehem. Abteilung der Versuchsstation am Königl. pomologischen Institut.
Mi im Herbste des Jahres 1898 wurden seitens der chemischen Abteilung der
*>sn> Versuchsstation des Königl. pomologischen Instituts eine grössere Anzahl
der verschiedensten Äpfel- und Birnensorten, welche sämtlich hier im Institut
Beiträge zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Äpfel- und Birnensorten. 04 1
gewachsen und deren sonstige Vegetationsbedingungen (Bodenverhältnisse,
Klima etc.) uns somit bekannt waren, einer chemischen Untersuchung aut
ihre wichtigsten, insbesondere für die Obstverwertung (Obstweinbereitung) in
Betracht kommenden Bestandteile unterzogen.
Die Resultate dieser Untersuchungen, welche an einem anderen < »rte aus-
führlicher veröffentlicht werden, sollen im Nachfolgenden kurz (es ist aus
diesem Grunde hier auch auf die einschlägige Litteratur nicht näher ein-
gegangen) mitgeteilt werden, da sie uns ein treffendes Bild geben von dem
Gehalt der einzelnen Sorten an den wichtigsten, besonders für die Obstwein-
bereitung in Frage kommenden Bestandteilen, um so mehr, als diebetreffenden
Früchte im Sommer und Herbst 1898 an demselben Orte, also unter ganz
gleichen Yegetationsbedingungen, sich entwickelt haben.
Diese Untersuchungen hier kurz mitzuteilen, erscheint mir auch aus dem
Grunde wünschenswert, weil in vielen älteren Büchern über Obstverwertung etc.
sich Angaben über den Zucker-, Säure- etc. Gehalt der einzelnen Frucht-
sorten finden, die jetzt als falsch gelten müssen, da die betreffenden Be-
stimmungen nach veralteten und ungenauen Methoden ausgeführt sind, wo-
durch häufig die in Betracht kommenden Bestandteile zu niedrig gefunden sind.
Die vorliegenden Bestimmungen sind nach den neuesten und jetzt wohl
allgemein gewählten chemischen Methoden durchgeführt. So ist z. B. für die
Gesamtzuckerbestimmung die äusserst genaue gewichts-analytische Methode der
Zuckerbestimmung nachAllihn gewählt, nachdem zuvor die zu untersuchende
Substanz mit Salzsäure in der vorgeschriebenen Weise invertiert wurde.
Die Säure wurde als Gesamtsäure mit V10 Xormallauge titrimetrisch nach
der Tüpfelmethode bestimmt und auf Äpfelsäure, als der in reifen Äpfeln und
Birnen in grösster Menge sich vorfindenden organischen Säure, berechnet. In
der nachstehenden Tabelle ist die Säure aufgeführt „pro mille", d. h. in 1 1
Saft (Most) sind Gramm Äpfelsäure enthalten.
Alle Untersuchungen wurden an möglichst gleichmässigen und, wenn
nichts Anderes bemerkt, an reifen Exemplaren durchgeführt. Von einer grossen
Anzahl von Früchten einer Sorte wurde eine gute Durchschnittsprobe her-
gestellt und diese Früchte dann auf einer Reibemaschine zerkleinert und darauf
sogleich mittelst einer sog. Haushaltungspresse stark abgepresst. In dem klaren,
ev. vorher filtrierten Moste wurden dann sofort die betreffenden Bestimmungen
vorgenommen. Die gefundenen Prozent- ev. Promillezahlen beziehen sich also
dem Gebrauche bei Weinuntersuchungen gemäss auf das Mostgewicht, d. h. in
100 cem Most sind enthalten Gramm.
Auch auf Stärke wurde bei den einzelnen Sorten geprüft, doch war nur
selten solche nachzuweisen, da, wie erwähnt, die Früchte in der Regel im
reifen Zustande zur Untersuchung gelangten.
In der nachfolgenden Tabelle sind die Untersuchungsdaten mit Angabe
der Zeit der Untersuchung mitgeteilt.
Ausser dem chemisch quantitativ genau ermittelten Gesamtsäure- und
Gesamtzuckergehalt (ev. auch Rohr- und Traubenzuckergehalt bei einigen
Sorten, wie grosse Casseler Reinette etc.) finden wir in dieser Tabelle noch
Angaben über den Gehalt der einzelnen Äpfel- und Birnensorten-Moste anöchsle-
Graden (ermittelt mit der Ochsle'schen Mostwage bei 150 C.) und Angaben
über das spez. Gewicht der Moste bei 150 C, sowie über den Zuckergehalt.
'2A2 Beiträge zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Äpfel- und Birnensorten.
bestimmt mit der Üchsle'schen Mostwage nach der Formel: die Anzahl
< »chsle-Grade durch 5 dividiert und 0.5 zuaddiert, ergeben bei den
reinen Äpfelmosten den mit der quantitativ chemischen Zucker-
bestimmung ziemlich genau übereinstimmenden Zuckergehalt in
Prozenten; ferner auch über den Zuckergehalt, ermittelt mit der Klosterneu-
burger Mostwage bei 17,5° C. Diese beiden letzteren annähernden Zucker-
bestimmungsmethoden wurden als in der Praxis übliche mit herangezogen
sowohl zum Vergleiche unter sich, als auch zum Vergleiche mit der quantitativ
chemischen Zuckerbestimmung. Ebenso sind zum Vergleiche unter sich zwei
Extrakt-Bestimmungen aufgenommen, einmal die nach meiner Ansicht genauere
aus dem spez. Gewicht, unter Zugrundelegung der von Haien ke und Möslinger
berechneten Tabellen*) , sodann die Extrakt-Bestimmung mittels des
Balling'schen Saccharometers bei 15 ° C.
I. Äpfel.
Nach den nebenstehenden Untersuchungen ist also bei uns der zucker-
reichste Apfel der Königliche Kurzstiel mit 19,24 g Gesamtzucker
in 100 ccm Most. Auch anderwärts ist der Königliche Kurzstiel als der
zuckerreichste Apfel gefunden. So hebt Professor Behrend in Hohenheim in
seiner Schrift „Beiträge zur Chemie des Obstweines und des Obstes'" im Jahre
1892 den Königlichen Kurzstiel als die zuckerre ichste Sorte (mit 17%) her-
vor. Hotter (vergl. III. Bericht über die Thätigkeit der pomologischen Ver-
suchs- und Samen-Kontroll-Station für Mittelsteiermark, Graz 1895) fand sogar
in 1 1 Most dieses Apfels 215 g Zucker, d. i. in 100 ccm = 21,5 g Zucker.
Ordnen wir die untersuchten Apfelsorten nach ihrem Gehalt anZucker,
so ergiebt sich folgendes :
I. Äpfelsorten mit hohem Zuckergehalt (über 14 g Zucker
in 100 ccm Most). [%]
Königlicher Kurzstiel (19,24 g), Gelber Richard (18.97 g), Schöner Pfäffling
(16,50 g), Grosse Casseler Ränette (14,79 g), Scheibenränette (14,74 g), Hightop
(14,46 g), Wintergoldparmäne (14,21 g).
II. Äpfelsorten mit niederem Zuckergehalte (bis 10 g Zucker
in 100 ccm Most). [%]
Possarts Nalivia (6,81 g), Florianer Pepping (7,22 g), Mauss-Reinette (7,32 g),
Knolls Mostapfel (9,28 g), Kaiser Alexander (9,36 g), Doppelter Holländer
(9,53 g), Landsberger Ränette (9,77 g), Marabot (9,90 g).
III. Äpfelsorten mit mittlerem Zuckergehalt (von 10 — 14 g Zucker
in 100 ccm Most). [%]
Hierher gehören alle nicht unter I. und II. aufgeführten der unter-
suchten Sorten.
Der Gehalt an Gesamtsäure (ber. als Äpfelsäure) stellt sich wie folgt:
IV. Äpfelsorten mit hohem Säuregehalt (über 9 g Gesamtsäure
in 1 1 Most). [9—14 °/oo]
Kunzens Königsapfel (13,90 g), Weisser Sommercalville ? (11,25 g), Blut-
roter Cardinal (9,983 g), Türkenapfel (9,980 g), Carpentin (9,782 g) , Welscher
*) Vergl. Fresenius, Anleitung zur chemischen Analyse des Weines von Dr. E.
Borgmann, II. Auflage, 1898, S. 206 u. folg.
Beitrage zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Äpfel- und Birnensorten. 043
Im Moste der nachstehenden Sorten sind enthalten:
I. Äpfel:
Datum
der
Bezeichnung
C.e-
samt-
säure
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— ~ü
Gesamtzucker
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Spec.
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der
Sorte
(Äpfel-
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55
(quantitativ)
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Bemerkungen
1898
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1. 10.
Tom Pütt
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gere Zeit gelegen
und etwas einge-
schrumpft. Reit'.
2
11. 10.
Marabot
1.340
—
9,90
48,0
1,0480 10,10
—
12,60
—
Aepfel direkt dem
Baum entnommen.
Keif.
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3
13. 10.
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w enig
Stärk.
13,89
71,7
1.0717 1 1 si
15,25
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Goldriinette
4
14. 10.
< leflammt. weiss.
Cardinal
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0
12,00
55,8
1,055811,68
12,50
14,66
—
>>
5
17. 10.
Süsser Holaart
1,407
gross.
Meng
11,69
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1 054511,30
12,00
14,31
Geschm. sehr süss,
Fleisch weiss, hart.
6
21. 10.
Polnischer
8,911
viel
11,88
58,0
1,0580
12,10
12,70 1"
15,00
Geschm. säuerlich,
Papierapfel
Stärk.
Fleisch « eiss, ihm h
hart.
7
21. 10. Luikenapfel
7.370
0
11,39
53,2
1,053211,14
12,00
13,97
13,40
Reif.
s
2."). 10. Kais. Alexander-
apfel
26 ID. Türkenapfel
6,499
0
9,36
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1,0490,10,30
11,00
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13,00
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9
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13,80
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1,065213,54
14,50
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10
26./10.
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8,210
0
13.27
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1.0641 i 13,42
14,00
16,98
17,00
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11
27. 10.
Weiss. Sommer-
Calville
11,256
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13,12
65,1
1,065113,52
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17,11
16,20
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12
28. 10.
Welsch. Weinling
9,780
0
11,10
54,0
1,054011,30
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14,18
14,00
••
13
31./10.
Engl. Bellerleur
7,102
wenig
Stark.
12,82
63,7
1,0637 13,24
13,70
16,71
16,20
11
14
31. 10.
Edelrother
5.360
0
11,45
56,0
1,0560 11.70
12,25
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15,50
>J
15
2./11.
Kunzens Königs-
apfel
Woltmanns
13,900
0
10,91
55,7
1,0557
11,64
12,00
14,63
14,00
11
16
2. 11.
7,639
0
10,74
50,4
1,0501
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11,25
13,23
14,00
>l
Schlotterapfel
17
3. 11.
Froms Goldrän.
7,839
0
12,94
62,6
1,0626
13 02
13.20
16,45
15,50
»
18
4/11.
Batullenapfel
6,867
0
10,31
52,4
1,0524
10,98
11,75
13,76
13,50
11
19
4. 11.
Possarts Nalivia
8,006
0
6,81
38,4
1,0384
7.35
8,25
10,08
9,00
,,
20
10./11.
Dopp. Holländer
4,596
0
9,53
45,8
1,0458
9,66
10,00
12 03
12.00
11
21
ll./ll.
Gubener
5,561
0
11,47
53,2
1,0532
11,14
11,90
13,97
13,25
))
Waraschke
22
24. 11. Muscat-Ränette
4,448
0
10,49
55
1,0550 11,50
12,1
1 1,11
13,90
"
23
25/11. Blutrot. Cardinal
9,983
0
11.30
57
1,057011,90
12,00
14,97
1 1,00
11
24
7./9.
Grosse Casseler
10,264
3,99
1 7,50
,. QojTraub.Z.
1 Rohr-Z.
49
1,0190
10,30
—
12,87
Aepfel noch grün,
Fleisch grün, Ge-
schmack noch zn-
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ammenziehend u.
herbe. Unreif!
25
21. 9.
do.
9,413
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t 7,33
10,10 Tr!$ 7
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54,8
1,0518
11,46
14,39
Aepfel meist grün,
1 leisch weiss. Ge-
schm. nicht mehr
zusammenz. gras-
ahnl. süssl. U n rei f.
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do.
8,509
1,60
1 9,76
1 n oeJTraob. TL.
1^.00 ._,,,,
v Rohr-Z.
61,8
1,0618
12,80
—
16,24
—
Farbe gelblich, Ge-
schmack aneenehm
süss, Fleis h noch
hart. Unreif!
27
19. 10.
do.
7,900
0
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12,79 Tr;V.!!;-A
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62,0
1,0620
12.90
13,50
16,29
15,90
Aeusserl. wenig seit
5/10. vei iindert, Ge-
schmack dgl. nicht.
Noch unreif!
28
14. 12.
do.
7,705
0
13,20
14 7q|Traub.Z
1 *tiv\ 1.51
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71.1
1,0714
1 1,78
15,12
18,77
17,50
Fleisch gelol. w eiss,
saftig, weinig ge-
würzt. Geschmack
zieml. süss. Reif!
2 4_1 Beiträge zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Apfel- und Birnensorten.
M
Datum
der
Unter-
such
ung
Bezeichnung
der
Sorte
Ge-
samt-
Z. Ml
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(Äpfel-
2 =
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So
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(°Ao)
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(quantitativ)
/o
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des
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/o
/o
Bemerkungen
29
14./11.
30
18./11.
31
2./11.
32
16./11.
33
34
35
36
28./11.
29./11.I
30./11.1
1./12.I
37
38
39
1./12.I
2./12.
2./12.I
40
3./12.
41
42
5./12.
5./12.
43
44
45
6./12.
6./12.
8 '/12.
46
8./12.
47
9./12.
48
9./12.
49
10./12.
50
12/12.
51
12./12.
52
13./12.
53
15./12.
54
55
56
15./12.
16./12.
17./12.
57
19./12.
58
59
19./12.
20./12.
Florianer
Pepping
Grosser Bohn-
apfel
Rheinischer
Krummstiel
Gulderling
Schöner Pfäff ling
Königl. Kurzstiel
Gelber Richard
Gredes Quitten-
ränette
Weisser Matapfel
Boikenapfel
Baumanns
Ränette
Weisser Winter-
taffetapfel
Carpentin
Winter-Gold-
parmäne
. Hightop
Knolls Mostapfel
Köttenischer
Streifling
Gelber Winter-
Karthäuser
Florianer Rosen-
apfel
Administrator-
apfel
Brüsseler ge-
fleckte Ränette
Ränette von
Montmorency
Blutrote rhei-
nische Ränette
Königin Sophien-
apfel
Winter-Gold-
parmäne (s.5./i 2.)
Staatenparmäne
Mauss Ränette
Landsberger
Ränette
Doppelter süsser
Agatapfel
Ribston Pepping
Scheiben- Ränette
7,169
0
7,135
0
5,862
0
8,375
Stark.
vorh.
1,306
0
9,112
6,630
7,906
0
0
0
8,174
6,968
0
0
5,628
0
7:370
0
9,782
0
5,695
0
7,303
8,241
0
0
4,482
0
6,097
0
4,382
0
3,082
0
6,030
0
9,514
0
3,283
0
2,680
0
6,365
0
4,690
1 3,484
0
0
j 5,159
0
1,675
0
6.432
0
8,241
0
10,35
, 0,60
7 99)Tr;uib.Z.
' **A\ 0,59
1 Rohr- Z.
8,50
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1,75
Rohr-Z.
8,86
QiTraub.Z.
10,38| 1M
v Rohr-Z.
r 9,73
91 ITraub.Z.
U^1! 0,46
1 Rohr-Z.
16,50
19,24
18,97
10,61
11,92
10,09
11,29
11,49
13 61
11,68
14,46
9,28
10,24
1189
11,19
10,46
10,69
12,65
10,37
13,52
1421
11,98
7.32
9,77
12,50
11,70
14,74
38,5
49,1
49,6
51,1
77.9
95,6
92,6
54,4
62
51
55,4
59,7
65
63,2
73,3
47
50,2
58,6
55,2
50,5
57,1
600
49,3
662
67,4
60,6
33,9
49,1
63,0
58,1
73,0
1,0385
1,0491
1,0496
1,0511
8,20
10,32
10,52
8,60 10,11
12,90
9,70 F;irl:,e grün, Ge
schmack säuerlich.
TJmeif!
13 00 Farbe grün , Ge-
schmacksäuerlich
Unreif!
11,00
10,90 13,03 12,00 Unreif
10,7211,30 13,4213,00 Noch unreif
1,0779 16,08 16,25 20 49 19,C0 Reif.
1,0956 19,62 19,? 0 25,21 23,00 „
1,0926 19,02 19,00 24,40 22,50 „
1,054411,3811,6014,2813,00 „
1,0620 12,90 13,50 16,29 15,40 „
1 0510 10.70 11,25 13,39 13 00 „
14,5513 60 „
1,0554,11,58
I
1,059712,44
1.065013,50
12,00
12,90
14,00
15,68
17,08
14,80
16,90
1,063213.14 13 50
1,0733
1,0470
1,0502
1,0586
1,0552
1,0505
1,0571
1,0600
1,0493
1,0662
1 ,0674
1,0606
1.0339
1,0491
1,0630
1,0581
15,1615,70
9.9010,50
10 541100
12,5212,60
11.9012,20
10,60 11,25
11,92 12,30
!
12.50 12,90
16,601500
19,27 —
12,34 12,00
13,1812,80
15,3914,80
14,4913,50
13,2612,90
15,00 14,30
15,76
10,36 10,50 12,95
13,74!14,00
13,98
12,62
7,28
10,52
14,90
17,39
17,71
13,1015,92
7,60; 8,90
10,7512,90
13,10 13,60 16,55
14,90
12,00
16 50
16 60 Früchte gross. als bei
' 1 No. 42, docli auch
mit Fusid adium
befallen. Reif.
15,00 Reif.
9,90 „
12,50
15,00
12,32;12,75 15,26 14,00
1,0730 15,10 15,25:19,1917,00
Beitrage zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Äpfel- und Birnensorten. 24^
II. Dirnen
Datum
Ge-
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Spec.
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der
Bezeichnung
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1 3./10.
\\ ildling von
6,767
— *> 11,01 62 1
1,062113,00 13.75 16,39
16 50
1,70 Frisch d. Baume
Einsiedel
entnommen.
2 3. 1»).
Weilersche
5,896
—
9,92 59,4
1,05! »4 L2,38 L3.00 L5,60
15,50
3,15 1 lisch d. Baume
Mostbirne
entnommen.
:; :.. 11.
Ochsenherzbirne
3,350
—
12,05
69,5
1,069514,3514,40 18,27 17,00
0.01)7 Viel Pectinstoffe.
1 7. 11.
Lange, grüne
2,144
—
11.06
59,0
1,0590 L2,30 12,75 15,50 14,40
0,001 „
Herbstbirne
5 s. 11.
Winter-Nelis
3. 551
—
10.70
58,5
1,0585 12,20 12.75
15,37 11.50
0.010
<; 9. 11.
Spörlberg
2,613
—
6,32
37,5
1,0375 8,00 «,70 9,85 9,90
O.02O
7 in 11.
/.ephirine
Gregoire
Löwenkopf
2,680
—
9,40
52,8
1,0528 11. iis 11,50 13,87 13,00
0.01)2
8
13. 12
4,212
—
12,58
61,4
1,0611 L2,78|l3,25 16, 13 14,60
0,000
•i
*) Birnen wurden alle in reifem Zustande untersucht, deshalb nicht auf Stärke geprüft.
Weinling (9,780 g), Ränette von Montmorency (9,514 g), Königlicher Kurz-
stiel (9,112 g).
V. Äpfelsorten mit niedrigem Säuregehalt (bis 3 g Gesamtsäure
in 1 1 Most). [ -3 %o |
Schöner Pfäffling (1,306 g), Marabot (1,340 g), Süsser Holart (1,407 g),
Doppelter süsser Agatapfel (1,675 g), Tom Pott (2,479 g), Königin Sophienapfel
(2,080 g).
VI. Äpfelsorten mit mittlerem Säuregehalt (3— 9 g Gesamtsäure
in i 1 Most). [3—9 ü/oo |
Hierher gehören alle nicht unter IV. und V. aufgeführten der unter-
suchten Sorten.
VII. Äpfelsorten mit hohem Zucker- (über 14 g Zucker in 100 cem Most)
und hohem Säuregehalt (über 9 g Säure in 1 1 Most).
Königlicher Kurzstiel (19.24 % Zucker, 9,112 °/oo Säure).
VIII. Äpfelsorten mit niedrigem Zucker- (bis 10 g Zucker in 100 cem Most)
und niedrigem Säuregehalt (bis 3 g Säure in 1 1 Most).
Marabot ((».90 % Zucker; 1,340 u/oo Säure).
IX. Äpfelsorten mit mittlerem Zucker- (10—14 g Zucker in 100 cem Most)
und mittlerem Säuregehalt (3 g g Säure in 1 1 Most).
Hierher gehören alle untersuchten Sorten mit Ausnahme des Königlichen
Kurzstiels (VII) und Marabot (VIII).
Der Königliche Kurzstiel in erster Linie und alle übrigen unter-
suchten Sorten, mit Ausnahme von Marabot. dürften sich also wohl lür die
tweinbereitung empfehlen, soweit nur das Verhältnis von Gesamtzucker
und Gesamtsäure in Betracht kommt.
Die vorstehende Tabelle zeigt uns weiter, dass man bei Äpfelmosten
für die Praxis genau genug den Zuckergehalt mit der Öchsleschen
2A.G Beiträge zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Äpfel- und Birnensorten.
Mostwage ermitteln kann. Und zwar wird bei den reinen Äpfelmosten
der Zuckergehalt ziemlich genau übereinstimmend mit dem durch
die quantitative chemische Analyse ermittelten Werte gefunden,
wenn man die bei 150 C. ermittelten Öchsle-Grade durch 5 dividiert
und zu der erhaltenen Zahl 0,5 hinzuaddiert. Für ein Gemisch von
Äpfel- und Birnensorten mag die von Kulisch angegebene Methode: ,,Man
teilt die Anzahl der Grade Öchsle durch 5 und zählt zu der erhaltenen Zahl
1 hinzu" völlig genau genug sei, für reine Äpfelmoste erscheint jedoch
nach den vorliegenden Untersuchungen die Addition von 0,5 dem wirklichen
Zuckergehalt noch mehr zu entsprechen.
Dagegen sehen wir, dass mit der Klosterneuburger Mostwage der Zucker-
gehalt in reinen Äpfelmosten bei weitem nicht so genau gefunden wird wie
mit der Öchsleschen Mostwage.
Auch der Extraktgehalt wird für reine Äpfelmoste viel genauer aus dem
spez. Gewicht unter Zugrundelegung der Tabellen von Halenke und Mös-
linger gefunden als mittels der Ballingschen Saccharometers.
II. Birnen.
Von den untersuchten Birnensorten hat sich am zuckerreichsten erwiesen
Löwenkopf (in 100 ccm Most 12,58 g Zucker), es folgen: Ochsenherzbirne
(12,05 g), lange grüne Herbstbirne (11,06 g), Wildling von Einsiedel (11,09 g)<
Winter-Nelis (10,70 g), Weilersche Mostbirne (9,92 g), Zephirine Gregoire (9.40 g).
Am wenigsten Zucker enthält Spörlberg (6.32 g).
Der Gesamtsäuregehalt ist nirgends ein hoher, am säureärmsten ist
die lange grüne Herbstbirne (2,144 g in 1 1 Most), dann aufwärts steigend:
Spörlberg (2,013 S), Zephirine Gregoire (2,680 g), Ochsenherzbirne (3,350 g),
Winter-Nelis (3,551 g), Löwenkopf (4,212 g), Weilersche Mostbirne (5,896 g)
und Wildling von Einsiedel (6,767 g).
Als gleichzeitig zuck er- und säurereich kann von den untersuchten
Sorten eigentlich nur Wildling von Einsiedel und vielleicht noch die Weilersche
Mostbirne gelten, welche sich auch durch einen sehr hohen Gerbstoffgehalt
auszeichnen und deswegen längst gern zur Obstweinbereitung verwendet
werden.
Die Birnen sind also im Gegensatz zu den Äpfeln, wie dies ja wohl
auch bekannt ist, im allgemeinen sehr säurearm.
Im übrigen zeigten die untersuchten Birnensorten einen hohen Gehalt an
Pectin-, Gerbstoffen etc. Daher mag es wohl kommen, dass sich bei den
reinen Birnenmosten die mit der Öchsleschen und Klosterneu-
burger Mostwage ermittelten Zuckerwerte durchaus nicht an-
nähernd mit den durch die quantitative Bestimmung gefundenen
decken, sondern öfters über 2% von diesen differieren. Es lässt
sich somit für reine Birnenmoste der Zuckergehalt mit einer dieser
Mostwagen nicht genügend genau ermitteln. Auch Hotter (1. c.) hat
die gleiche Beobachtung gemacht, dass der Birnensaft ganz allgemein eine
grössere Menge von Nichtzuckerstoffen enthält als der Apfelsaft, und dass man
beim Birnenmost nicht mit derselben Sicherheit wie beim Apfelmost aus dem
Mostgewichte einen Schluss auf den wahrscheinlichen Zuckergehalt ziehen
Kleinere Mitteilungen.
247
kann , da der Gehalt an Nichtzuckerstoffen im Birnensafte stärkeren
Schwankungen unterworfen ist.
Erwähnt sei noch, dass die meisten der vorstehenden analytischen Be-
stimmungen in dankenswertester Weise Herr Dr. v. Wahl, Assistent an der
ehem. Abteilung der Versuchsstation, ausgeführt hat.
Chemische Abteilung der Versuchsstation des
K g 1. pomologischen Instituts zu P r o s k a u, im Februar 1 899.
Kleinere Mitteilungen.
Fäulnis des Fruchtfleisches verursachende Pilze.
Professor Dr. J. Behrens, an der
landwirtschaftl. botanischen Versuchs-
station in Karlsruhe, veröffentlichte
eine grössere wissenschaftliche Ab-
handlung: Beiträge zur Kenntnis
der Obstfäulnis in dem Zentralblatt
für Bakteriologie, Parasitenkunde und
Infektionskrankheiten, II. Abteilung,
IV. Band, 1898. Verlag von Gustav
Fischer in Jena. Für uns Praktiker
entnehmen wir aus dieser 53 Seiten
grossen wissenschaftlich wichtigen Ab-
handlung:
Als Fäulniserreger der Fruchtfäule
sind folgende Pilze thätig:
Penicillum gl au cum Lk. auf
Aepfeln, Birnen, Trauben und der
äusseren Schale der Wallnüsse, nur
auf saftigen Früchten, nicht auf anderen
Pflanzenteilen;
Penicillum luteum Zuk. auf
Aepfeln, wenig vorkommend;
Mucor stolonifer Ehrb. auf Birnen
und Tomaten, nur auf saftigen Früchten,
nicht auf anderen Pflanzenteilen;
Botrytis vulgaris Fr. (= cinerea
Pers.) auf Aepfeln, Birnen, Erdbeeren,
Johannisbeeren und Traubenbeeren,
Wallnüssen, Hagebutten, auch auf an-
deren Pflanzenteilen vorkommend, ist
daher weit gefährliger als Penicillum.
< »idium f ruetigenu m Lk.(Mon ilia
fruetigena Pers.) auf Aepfeln. Birnen,
Pflaumen, Kirschen, Aprikosen, Pfir-
sichen. Mirabellen. Quitten u. s. w.
Vielfach werden die Pilze durch
Micken und Wespen u. s. w. verbreitet,
welche, auf faulen Früchten sitzend und
an den Polstern des Pilzes saugend,
zwischen den Haaren an den Beinen,
am Rüssel und an anderen Körper-
teilen durch Abstreifen Oidiumsporen
erhalten und dann diese, wenn sie
Wundstellen gesunder Früchte auf-
suchten oder unverletzte gesunde
Früchte annagen, auf die Wundstellen
durch Abstreifen übertragen. In dem
an Wespen so reichen Jahre 1895
konnte man bedeutend mehr durch
Oidium fruetigenum befallene Aepfel
finden als 1896, 1897 und 1898, wo
der Wespenflug gering war.
Die Vernichtung kann nur durch
Sammeln und Verbrennen der be-
fallenen Teile erfolgen, denn das
empfohlene Bespritzen der Zweige,
kurz vor dem Aufbruch der Knospen,
mit Kupferkalkflüssigkeiten hat nach
eingehenden Versuchen wenig, beinahe
gar keine nachweisbaren Vorteile ge-
bracht.*)
Garteninspektor Ph. Held, Hohenheim.
Ein Teil des Parks von Sanssouci
und der Anlagen des Neuen
Orangeriegebäudes soll nach
Art der schwebenden Gärten der
Semiramis zu Babylon nach einem
von dem Kaiser genehmigten Entwurf
im Taufe der nächsten Jahre um-
gestaltet werden. Es handelt sich, wie
die ,,Potsd. Corr." schreibt, um die
Ausführung einer Lieblingsidee Kaiser
Friedrichs, für die der verstorbene
Hof-Gartendirektor Walther umfang-
reiche Pläne entworfen hat. Danach
wird die unterste Terrasse des Neuen
Orangeriegebäudes über die Chaussee
hinweg bis zum Park von Sanssouci
durch einen grossen Strassenüberbau
*) Letzteres trifft nach Frank und Krüger
nicht zu. 1). Red.
248
Kleinere Mitteilungen.
erweitert. Im Park steigt dann die
Anlage terrassenförmig bis zu dem
Hauptweg abwärts. Auf . den neu
geschaffenen Terrassen sollen die
prächtigsten Gartenpflanzen angebaut
werden; zwei mächtige Springbrunnen,
sowie reichhaltiger Skulpturenschmuck
sind vorgesehen. Dem Projekt sollen
die Hofgärtnereien an der sogenannten
Maulbeerallee sowie das allen Be-
suchern Potsdams bekannte Cafe
Blume am Fusse des neuen Orangerie-
gebäudes, das Eigentum der Krone
ist, zum Opfer fallen. Ein Modell des
Projekts in Gyps, das sich jetzt im
Neuen Palais befindet, soll in diesem
Jahre in der Berliner Kunstausstellung
zu sehen sein. — Weiter wird uns
mitgeteilt, dass die Pläne dazu im
Auftrage des verstorbenen Garten-
direktors Walther von dem Baumeister
Felix Wolff entworfen worden sind.
Der Wassersturz im Victoriapark
am Kreuzberg hielt am Sonntag den
23. April mittags anlässlich der Ab-
nahme der sechs Hermendenkmäler der
Freiheitssänger Rückert, Körner,
v. Schenckendorf, Kleist, Arndt
und Uhland durch die Abnahme-
kommission der städtischen Behörden
sein diesjähriges Proberauschen zur
vollen Zufriedenheit der Vertreter der
städtischen Behörden und des an-
wesenden Publikums ab. Zur Abnahme
der Denkmäler und Besichtigung des
Wassersturzes waren Stadtbaurat Ho ff-
mann, Stadträthe Kochhann und
Wagner sowie die Stadtverordneten
Baurat Kyllmann, Rechtsanwalt
Ladewig, Paul Singer und Reich-
now und die Schöpfer der Denkmäler
erschienen. Bürgermeister Kirschner
warverhindert, sich an derBesichtigung
zu beteiligen. Die Besichtigung und
Abnahme der Denkmäler erfolgte unter
Führung des Gartenbaudirektors
Mächtig. Die Ausführung und Auf-
stellung der Denkmäler fand die volle
Zufriedenheit der Abnahmekommission
bis auf die Aufstellung Uhland s, der
etwas in das mit einer Bank umgebene
Halbrondel zurückgesetzt werden soll.
, Nach Massgabe der vorhandenen Mittel
sollen dem Victoriapark noch einige
Kunstzierden in Gestalt plastischer
Werke zuteil werden. Beabsichtigt ist
u. a. die Aufstellung einer weiteren
Bronzegruppe analog der vor dem
Wassersammeibassin des Wassersturzes
»Ein seltener Fang«. (Voss. Z.)
Meine Erfahrungen und Resultate
mit dem Sterilisierungsverfahren der Firma
J. Weck, Oeflingen (Baden).
(Hierzu Abb. 55.)
Vor ungefähr drei Jahren machte
ich nach obigem Verfahren die ersten
Versuche, Obst und Gemüse in Gläsern
zu sterilisieren. Es waren von Früchten
zunächst Kirschen, Zwetschen,
Mirabellen und Birnen; von Ge-
müsen grüne Erbsen, Bohnen,
gelbe Rüben, Spargeln, welche die
Probe bestehen mussten. Der Erfolg
war geradezu verblüffend, denn nicht
nur waren die mitten im Winter zur
Verwendung gelangenden sterilisierten
Sachen von seltener Güte und bestem
Wohlgeschmack, als wären sie frisch
dem Garten entnommen, sondern es
erhöhte auch das Bewusstsein, diese
Speisen selbst gezogen, eingeheimst
und mit peinlicher Reinlichkeit in die
Gläser eingelegt zu haben, ganz wesent-
lich den Genuss, und der für ein ver-
feinertes Geschmacksorgan stets vor-
handene , oft gesundheitsschädliche
Metallgeschmack der früher ver-
wendeten gekauften Blechkonserven
kam bei den J. Weckschen Gläsern
ganz in Wegfall. Auch war bei der
also ermöglichten Verwertung eigener
Gartenerzeugnisse zur Sterilisierung
die grösste Billigkeit gegenüber den
gekauften Konserven ganz wesentlich
ins Gewicht fallend, während ander-
seits die Anschaffungskosten des
Apparates und der Gläser im Vergleich
zu den Vorteilen, die derartig sterili-
sierte Nahrungsmittel in Bezug auf
Gesundheit undReinlichkeit bieten,
um so weniger in Betracht kamen, als
sämtliche Utensilien zu gleichen
Zwecken jahrelang verwendet werden
können.
Ich bürgerte in der Folge das
J. Weck sehe Sterilisirungsverfahren
im hiesigen Krankenhaus ein, wo
nun die Krankenschwestern seither
emsig bemüht sind, das im Spital-
garten erzeugte oder zu diesem Zweck
eingekaufte Obst und Gemüse im
J. Weckschen Apparat zu sterilisieren,
um es den Winter über als Kranken-
kost zu verabreichen. Früher waren
Kleinere Mitteilungen.
249
die Kranken Lediglich auf Dörrobst und
Kellergemüse alsZuspeisen angewiesen,
da das hiesige Gemeinde-Krankenhaus
die Ausgaben für die teuren Konserven
sich nicht leisten konnte: nun aber
war es mit dem J.W eck sehen Apparal
leicht ermöglicht, den Kranken die
feinsten Obst- und Gemüsekonserven
jederzeit zu verschalten. Wer aber
nur einmal J. Wecksche Konserven
verkostet hat. der weiss, wie seh m a c k-
haft und leicht verdaulich be-
sonders für Magenkranke und Re-
konvaleszenten die so präparierten
Speisen sind.
Abb. 55.
Gestell zum Sterilisieren von J. Weck,
Oeflingen (Baden).
So sollte der unübertreffliche Sterili-
sierungsapparat des Herrn J. Weck
in keiner Familie, besonders aber in
keinem Krankenhaus fehlen.
Herr Weck hat seinen Apparat in
mehreren Grössen konstruiert und hält
die dazu nötigen Gläser und Glasdeckel
in den verschiedensten Dimensionen
und Formen vorrätig; auch ist der
liebenswürdige Erfinder stets gern
bereit, diesbezügliche Anfragen jeder
Art zu beantworten und die betreffenden
Pr< »spekte und Kochrezepte einzusenden.
Ebenso sind bei demselben Obst und
Gemüse sowie die feinsten Fleisch-
und Fischspeisen aller Art in Gläsern
genussfertig sterilisiert erhältlich.
Georg Kerner, prakt. Arzt,
Wehr (Baden).
Bemerkung der Redaktion: Herr
Weck hat uns eine Broschüre über-
sandt, aus der hervorgeht dass sein
Apparat ein von ihm verbesserter
1 ! üssenersch er ist. Der eigentliche
Erfinder ist der Chemiker I >r. R em pel.
Als dieser bald nach der Patentierung des
Apparates starb, übernahm das Patent
Herr Fabrikdirektor A. Hüssener in
□ und jetzt hat Herr Weck ihn.
\\ ie gesagt, vei \ dlkommt. Schon früher
sind viele günstige Zeugnisse über den
Apparat veröffentlicht, namentlich im
Praktischen Ratgeber, u. a. von Herrn
Hofmarschall v. St. Paul Fischbach.
Camassia esculenta und Scabiosa caucasica.
zwei hübsche Stauden für den Schnitt.
Von Adam Heydt, Schlossgärtner in Dali min.
Es wird jeder, der sich mit Blumen-
kultur befasst, wohl wissen, dass
gegen Ende Mai — Juni der Blumen-
reichtum noch kein so mannigfaltiger
ist. deshalb sollte man den um die
Zeit florierenden Pdumen Achtung
zollen, besonders dann, wenn die Aus-
wahl da sein soll. Eine solche ist
Camassia esculenta, eine Liliacee.
Die Blumen sind hellblau, in langer
Rispe auf hohen, bis zu 60 cm langen
Stielen, die im Mai bis Juni blühen. Wie
die meisten Liliaceen. so treibt auch
diese Art im Frühjahr aus und zieht
nach der Blüte ein. um im nächsten
Jahre erneut zu blühen.
Die Vermehrung geschieht durch
Teilung, wie durch Samen, letzterer
setzt sich in grosser Menge an.
Scabiosa caucasica. Scabiosacau-
casica blüht von Mai ab fast den ganzen
Sommer hindurch bis ein Frost sie im
Herbst zerstört. Sie bildet breite.
spaarige Büsche von starkem Wuchs
und ist nur zum Schnitt oder zu
Gruppen anzupflanzen. Die jüngeren,
oben sitzenden Blätter sind etwas
schmaler als die unteren.
Die Blumen entwickeln sich auf ca.
60 cm langen Stielen . die fest und
stabil sind und dadurch zu Binde-
zwecken wie geschaffen sind. Die
Blumen bilden einen 5 — 7 cm breiten
himmelblauen Kopf. diesichmitLeucan-
themum maximum und Gaillardia
granditlora „Golden Sunsett" zu-
sammen recht gut verwenden lassen
und solchen Bindestücken einen guten
Effekt verleihen.
Die Anzucht von Scabiosa caucasica
geschieht durch Samen, am besten im
250
Kleinere Mitteilungen.
zeitigen Frühjahr mit etwasBoden wärme
und fortwährender massiger Boden-
feuchtigkeit. Ich fand, dass Scabiosa
sehr langsam und schwer keimt.
Winteräpfel.
Von Adam H e y d t, Schlüssgärtner des von
Podhielskischen Schlossgartens zu Dallmin
(Prignitzj.
Betreffs der neueren Obstsorten, die
Herr Drawiel-Lichtenberg sowie Herr
Mehl in der letzten Vereinsversamm-
lung empfohlen haben (Gartenfiora,
Heft 8, S. 203) und die auch L.Späth
in seinem Verzeichnis hervorhebt,
möchte ich nur zu Versuchen raten,
nicht aber sofort zur Massenpflanzung.
Dazu ist noch zu wenig Erfahrung vor-
handen, und wir haben unter unseren
alten Sorten auch sehr empfehlens-
werte. Von dem mir unterstellten, etwa
100 Morgen umfassenden Gartenbetrieb
sind 10 Morgen nur mit Obst bestellt;
davon sind 5 Morgen ums Jahr 1820
bepflanzt, und auf ihnen finden sich
Sorten, die heute noch vortrefflich sind,
speziell für den Zweck des Genusses
im Frühjahr, also Winteräpfel, wie
z. B. der gelbe Stettiner-, dessen Früchte
tadellos sind und als Tafelfrucht dienen,
sodann die graue Reinette und einige
Peppings, doch letztere weniger. Ausser
diesen hier schon alten Sorten halte
ich für Dauerobst sehr geeignet:
Kasseler Reinette, Goldreinette von
Blenheim, Königl. Kurzstiel, Eiser-
apfel (hier schon gegen 1800 gepflanzt),
Bellefleur, Boikenapfel, Harberts Rei-
nette, Pariser Rambour, Cox-Ürangen-
Reinette u. s. w.
Es sind dies Sorten, die sich zur
Massenkultur lohnen und auch hier in
den etwa 60 Morgen umfassenden, von
dem verstorbenen Schlossgärtner Volk
angelegten, jetzt dem Obergärtner
Hillmann unterstellten Obstanlagen
Sr. Excellenz v. Podbielski quartier-
weise angepflanzt sind. Nebenbei be-
merkt , werden diese immer noch
mehr erweiterten Obstanlagen mit
der Zeit zu den mustergültigsten
iJeutschlands gehören und in der
Provinz Brandenburg eine beachtens-
werte Sehenswürdigkeit werden.
Clematis graveolens.
Diese gelbblühende Clematis ist
infolge ihrer Widerstandsfähigkeit
gegen Kälte und in Bezug auf den
Boden eine sehr zu empfehlende
Schlingpflanze, indem gerade gelb-
blühende Schlingpflanzen, die obige
Eigenschaften besitzen, nicht allzu-
häufig anzutreffen sind. Da diese
hübsche Clematis bezüglich des
"Wuchses sowie in der Blüte viel
Ähnlichkeit mit vitalba hat, so klettert
dieselbe ebenfalls in dieser Weise an
den zu bekleidenden Gegenstand in
die Höhe und überzieht in kurzer
Zeit ganze Wände. Allerdings empfiehlt
es sich dann auch, ihr einen gut-
gelockerten, nichtzuleichten. abernahr-
haften Boden zu verabfolgen, der, wenn
kalkarm, von Zeit zu Zeit pulverisierten
Aetzkalk, im Herbst in die Nähe der
Wurzel erhalten muss. Dann entwickelt
sich der Strauch ungemein schnell und
erfreut uns im Sommer mit seinen
hübschen gelben. in Rispen er-
scheinenden Blumen, die sich gar
lieblich zwischen dem Blau der
Clematis Jackmanni abheben.
Auch zur Bildung von Festons und
zur Bekleidung von Laubengängen ist
Clematis graveolens recht gut zu ver-
wenden. Eine reichliche Bewässerung,
hauptsächlich an trockenen Haus-
wänden, und Verabreichen eines
Dunggusses und Untergraben von
Dünger im Herbst in die Nähe der
WTurzel trägt zur guten Ausbildung
wesentlich bei, andernfalls wächst sie
nur kümmerlich und bringt wenig
Blumen hervor und verdient dann nicht
angepflanzt zu werden, wie dieses mit
so vielen Clematis der Fall ist, die
infolge mangelhafter Pflege verhungern
und nur kleine oder gar keine Blumen
hervorbringen.
Die Vermehrung der Clematis gra-
veolens ist durch Samen und durch
Veredeln auszuführen. Die durch
Samen gewonnenen' jungen Pflanzen
blühen meist schon im dritten Jahr.
Daher ist diese Vermehrung sehr
zu empfehlen und lohnend, indem aus
den Sämlingen verschiedene gelbe
Nuancen gewonnen werden können;
vieleicht ist mit der Zeit auch eine
grossblumige Sorte daraus zu erziehen.
Durch Pfropfen auf Wurzelstöcke
der Cematis Viticella ist die Ver-
mehrung ebenfalls leicht, jedoch nur
dann ausführbar, wenn Edelreiser
in nicht ganz ausgereiftem Zustande
Kleinere Mitteilungen.
O1
\ ei wendet werden, diedürien aberkeine
Blutenknospen haben, indem sonst das
Edelreis wohl anwächst, aber keine
I riebe macht oder sich nur selten
ein solches Auge zu einer Triebknospe
umwandelt. Die geeigneste Zeit zum
Veredeln ist das Frühjahr, entweder
im Warmhaus oder in einem Warm-
kasten. Die nötigen Reiser verschaffe
man sich dadurch, dass im Herbst
eingepflanzte Clematis angetrieben
werden und die Wurzeln der Clematis
Yiticella im Herbst gesammelt werden,
die dann frostfrei zu überwintern sind:
aber zu beachten ist dabei, dass an
den Wurzeln nicht Oben und Unten
verwechselt werde, da die Reiser
stets auf die Oberseite der Wurzel-
stückchen einzusetzen sind, andern-
lalls ist nicht, darauf zu rechnen, dass
die Veredlung wachsen würde. Die
veredelten Wurzelstücke werden mit der
Veredlung so tief eingesetzt, dass das
Edelreis, welches nur zweiBlätter haben
darf, mit der Erde abschneidet, und die
Yeredelungsstelle ganz mit Erde bedeckt
ist. Sind dieselben angewachsen, so
sind sie allmählich an Luft und Licht
zu gewöhnen und im Laufe des
Sommers auf ein gut vorbereitetes
Beet zu pflanzen, wo sie sich in zwei
Jahren recht kräftig entwickeln.
Zu bemerken ist noch, dass die
Stecklinge schattig und massig feucht
zu halten sind.
Villa Spindler, Grosstabarz.
J. B i e m ü 1 1 e r.
Rasenpflege nach der Praxis.
Von Adam Heydt, Kunstgärtner.
Nicht die Anlage eines Rasens,
sondern die Unterhaltung desselben
soll hier besprochen werden.
Im April, sobald neues Leben er-
wacht, beginnt auch die Arbeit für
den Rasen. Er wird erst mit einem
Besen abgekehrt, dann mit ehr Sense
geschnitten und hierauf mit der Mäh-
maschine nachgeschnitten. Die Kanten
werden mit einer Rasenscheere ge-
schnitten. Wenn dann der Rasen zum
erstenmale gemäht ist. so wird er egal
gewalzt, jedoch muss die Walze lang-
sam bewegt werden, weil sonst, wenn
sie zu schnell geht, der Rasen leicht
uneben wird.
Treten jetzt trockne Tage auf, so
wird der Rasen morgens gehörig be-
gossen oder bespritzt, freilich, wo keine
Wasserleitung vorhanden ist. muss
man es schon unterlassen, weil dann
die Unterhaltung, soll das Wasser mit
Kannen beigetragen werden, zu kost-
spielig wird. Wird der Rasen gut
bewässert, so verliert er sehr selten
seine üppige Farbe, während, wenn
nicht begossen, er mehr hellgrün
wird.
In trüben Tagen ist es gut, den
Rasen zu düngen. Las beste Dünge-
mittel ist das Begiessen mit aufgelöstem
Nährsalz; eine solche Düngung ist
nicht ein schmutziges Geschäft, hinter-
lässt keinen Geruch und kräftigt das
Gras in jeder Weise, sodass es üppig
treibt.
Das Schneiden des Rasens erfolgt
bis Oktober alle acht bis zehn I
jedoch darf es nicht an zu heissen
Tagen geschehen, denn sobald dann
das Gras weggeharkt wird, verbrennt
der Rasen binnen wenigen Stunden,
deshalb halte ich die Maschinen mit
Rasen-Fangkörben nicht für praktisch.
Hat man begonnen, den Rasen zu
schneiden, und es wird nachher zu
heiss, so lasse man das Gras liegen
bis zum nächsten Tage; dann geharkt,
verbrennt der Rasen nicht mehr so
leicht.
Vielerorts wird im Herbst und
Winter der Rasen mit Mistbeeterde
oder Kompost befahren und das als
sehr gut für denselben hingestellt. Ich
kann dieses in keiner Weise em-
pfehlen; wenn auch eine positive
Dungkraft nicht zu leugnen ist, so
wird doch mit der Misterde, über-
haupt mit Befahren von Erde eine
so grosse Menge von Unkrautsamen
in den Rasen gebracht, dass das Un-
kraut mehr schadet und den Rasen
verunziert, als die Düngung genützt
hat. Wer nicht mit Nährsalz (Ge-
misch von künstlichem Dünger)
düngen will, dem empfehle ich das
Düngen mit Chilisalpeter, der, im
Herbst und Winter wie im Frühjahr
gestreut, sehr gut wirkt. Das Düngen
mit Jauche halte ich aus bekannten
Gründen, wenigstens in der Nähe
eines Schlosses, Herrenhauses oder
Wohnhauses nicht für angebracht.
Die Ilauptbedingungen zur Erhaltung
eines guten Rasen sind: ., Düngen,
rechtzeitiges Schneiden, Bewässern
2=>2
Kleinere Mitteilungen.
sowie Reinhalten von Unkraut und
Entfernen desselben. Auch ist das
Walzen nicht zu umgehen.
Eine Krankheit der Agaven.
Es giebt Krankheiten und Schädi-
gungen an Pflanzen, die mitunter plötz-
lich auttreten und sich verbreiten.
Man weiss oft keine Erklärung für das
Erscheinen derselben, bis man durch
Zufall dahinter kommt, dass irgend ein
Schmarotzer möglicherweise mit einer
neu erworbenen Pflanze eingeführt sein
könnte. So ergeht es auch mit der
heute zu beschreibenden Agavenkrank-
heit. Ein grosses Gartenetablissement —
der Name thut nichts zur Sache -- er-
warb von einer bekannten Firma zur
Bereicherung seiner Sukkulenten-
sammlung eine Anzahl Kakteen und
Agaven, deren letztere in ziemlich
grossen Exemplaren vertreten waren.
Dieselben wurden dem Sortiment ein-
verleibt und während der Sommers-
zeit auf Felspartien im Freien auf-
gestellt. Bei dem Einstellen der
Pflanzen zur Überwinterung in die
Gewächshäuser zeigte sich, dass eine
Anzahl von den Agaven viele kleine
Bohrlöcher an den Blättern, namentlich
an den jüngsten, aufwiesen, welche
von irgend einem Insekt herrühren
mussten. Alan suchte eifrig nach und
machte die Entdeckung, dass eine
kleine Made die Urheberin der Be-
schädigung war. Dieselbe hatte etwa
eine Länge von 8 — 12 mm bei einer
Dicke von 2 mm, der Körper war
rosa, wie bei der gewöhnlichen ( >bst-
made, und der Kopf schwarz. Sobald
das Tier, das selten an die Blattober-
fläche kam, sich entdeckt sah, schlüpfte
es in eines der vorhandenen Bohr-
löcher oder liess sich an einem Ge-
spinstfaden herab und suchte möglichst
zu entkommen. Dass sein Fang bei
der Stachelbewehrung der Agaven-
blätter nicht leicht war, ist erklärlich.
Dennoch gelang es, eine grosse An-
zahl dieses kleinen Wüstlings zu er-
halten, um dieselben teils zu vernichten.
teils sachverständigen Wissenschaftlern
zur Untersuchung und Feststellung
seiner Herkunft und Art zu übergeben.
Jedoch keiner der befragten Gelehrten
konnte eine sichere Auskunft erstatten,
weil es eben nicht möglich war. die
vollendete Form des Insektes, das eine
Fliege oder eine Motte sein muss.
herbeizuschaffen.
Trotz des eifrigsten Absuchens
musste es nicht gelungen sein, den
Schmarotzer völlig aus seinen An-
siedlungen zu vertreiben, und so sah
man im zweiten Jahre eine immer
weiter um sich greifende Verwüstung
bei den Agaven. Nicht nur die eben
entwickelten und schon älteren Blätter
waren wiederholt von Bohrlöchern ver-
unstaltet und durchzogen, sondern
selbst oder richtiger, besonders das
Herz. Die sich erst bildenden Blätter
der Agaven zeigten durch die vielen
Anbohrungen, dass das Insekt nicht
nur nicht vertilgt, sondern sich be-
deutend vermehrt hatte. Wieder wurde
nach dem Feinde gefahndet, wieder
wurde abgesucht, mit Seife gewaschen.
mitFichtenöl und Tabakslauge gespritzt,
mit Schwefel- und Tabakstaüb gestreut,
es wurde geräuchert, kurz alle nur
erdenklichen Mittel angewendet, um
den Schädling, dessen Name und Her-
kunft man nicht einmal kannte, zu
vertreiben. Vergebens, die fleischigen
Agavenblätter boten ihm einen so
sicheren Unterschlupf, dass alle an-
gewendeten Mittel nichts halfen, und
so schritt man denn im dritten Jahre
mit schwerem Herzen zu dem Radikal-
mittel, alle die Pflanzen, welche Spuren
des iDsektenfrasses zeigten, zu ver-
nichten, d. h. dem Feuer zu übergeben.
Selbstverständlich wirkte diese letzte
Instanz prompt, aber welche Opfer
hatte sie gefordert. Eine ganze Reihe
schöner, alter und seltener Exemplare
mussten dem Feuertode preisgegeben
werden, wollte man nicht noch weitere
Verheerungen durch Belassen der
Pflanzen in dem Sortiment unter-
stützen.
Es dürfte vielleicht von Interesse
und der Allgemeinheit von Nutzen
sein, diese Erscheinung zur Kenntnis
zu bringen, denn das Auftreten und
Verbreiten jenes Insektes kann nur
durch direkte Einführung mit neuen
Agaven herbeigeführt sein, da die jahr-
zehntelange Kultur der Sukkulenten
in besagtem Etablissement nie einen
derartigen Fall aufwiesen und es viel-
leicht nahe liegt, dass auch anderwärts
der Schädling eingeführt wurde und
dann verwüstend sich bemerkbar ge-
macht hat. — a —
Ans Jen Vereinen.
253
Scirpus natalensis.
Von Ad am Hey dt, Schlossgärtner in
Dallmin-Prignitz.
Eine in früheren Jahren geschätzte.
jetzt kaum mehr anzutreffende Pflanze,
die eine vielseitige Verwendung hal
und sich leichi und ganz einfach heran-
ziehen lässt, ist Scirpus natalensis.
Dej Natal-Scirpa ist eine Cyperaceae.
Scirpus natalensis bildet einen kom-
pakten Husch, dessen Blätter sich gra-
ziös erheben und ähnlich einer Dra-
caene elegant überhängen. Für Blumen-
tische, Jardinieren u. s. w. im Winter is1
sie deshalb mit zu benutzen, weil sie sich
in ganz kleinen Töpfen heranziehen
lüsst, die zwischen grössere gestellt
werden können. Auch als Einzelpflanze
ist sie hübsch. Die Blätter lassen sich
zur Binderei benutzen, selbsl bei kleinen
^nstecksträusschen sind sie verwend-
bar, indem man die Blätter teilt und
als Schleifen die Blattstreifen benutzt.
Sie liehen das Kalthaus und können
selbst unter einer Stellage Aufstellung
erhalten, jedoch müssen sie vor Fäulnis
behütet werden, denn wenn sie zu
nass stehen, stocken gern die Pflanzen.
Besser ist es selbstverständlich, wenn
man den Scirpus einen lichteren Platz
erteilt als unter einer Stellage.
I >i e Anzucht besteht vor allem in
einjähriger Kultur. Den Samen säet
man in leichte, sandige Erde im März
aus. hält ihn bis zum Keimen feucht,
jedoch nicht zu warm: sobald die
Sämlinge fassbar sind, pflanzt man sie
in kleine Töpfe und 1>i ingl sie in einen
kalten Kasten. Hier werden sie kühl
gehalten, weil nur dadurch üppige
Pflanzen erzielt werden. Gegen Mai
hin verpflanzt man die Scirpus in 3- bis
höchstens 31 ..zöllige Töpfe, und zwar in
Mistbeeterde, Kinderdung und -
Usdann stein man die Pflanzen ins
Freie, und zwar auf ein etwas schattig
gelegenes Pect, wo sie bis zum Topf-
rand eingesenkt werden.
Im Sommer besteht die ganze Pflege
nur im tüchtigen Bewässern, denn
Scirpus verlangt viel Wasser, auch
muss später tüchtig mit Dünger dem
Wachstum nachgeholfen werden. Im
Freien bleiben lie Scirpus von Mitte
bis Ende < »ktober, dann räume man
sie ins Kalthaus ein.
Im Kaufe des Winters bilden sie
eine willkommene Pflanze sowohl für
den Privat- wie Berufsgärtner.
Aus den Vereinen,
Allgemeiner Deutscher Gärtnerverein
Abteilung für Stellennachweis),
Perlin. Weissenburgerstr. 66. Im Monat
März wurden für Berlin und Vororte
310 offene Stellen der gewerblichen
Gärtnerei gemeldet, davon etwa der
dritte Teil für Landschaftsgärtnerei,
die übrigen für die Branche der
I landelsgärtnerei (Blumen- und Pflanzen-
kulturen). Das Angebo1 von Arbeits-
kräften war demgegenüber ein recht
minimales, nämlich nur 118. Als
natürliche folge stellte sich denn auch
eine kleine Steigerung der Löhne ein.
Die Handelsgärtnerei bot für junge
Gehilfen durchschnittlich _c: Mark pro
Monat bei freier Station , bei Wohnung
und Kaffee 54 bis 65 Mark. Aeltere
und Obergehilfen erzielten 30 (-Mark
bei freier Station oder 60 bis 90 Mark
bei Wohnung und Katfee. Verschiedent-
lich tauchen auch schon Wochenlohn-
zahlungen auf. Die Landschaftsgärtnerei
bewilligte fast allgemein einen Stunden-
lohn von 35 Pf, für selbständig
Arbeitende (1 ibergehilfen) bis 45 Pf.
Einige grössere ältere firmen zahlten
ausnahmsweise auch für jüngere Leute
30 und 33Pf, während Blumengeschäfts-
inhaber, die nur für kurze Zeiten Ge-
hilfen einstellen, allgemein 40 Pf. be-
willigten (Vorgarten- und Balkon-
arbeiten). AK allgemein bemerkens-
werte Erscheinung ist hervorzuheben,
dass Gehilfen über 25 Jahr, die bis
dahin nur in Handelsgärtnereien thätig
waren, häufig wider eigenen Willen
die Saisonarbeit im Landschaftsfach
anzunehmen sich gezwungen sehen.
weil die Handelsgärtnerei nur in
äussersten Notfällen noch auf diese
reflektiert. Aussei' den genannten 210
Stellen, welche teils schriftlich, teils
telephonisch der Geschäftsstelle über-
254
Litteratur.
mittelt wurden , wurde noch ein
grösserer Teil von Engagements ausser-
halb der Geschäftszeiten im Verkehrs-
lokale des Nachweises, wo sich häutig
Prinzipale persönlich einfanden, ab-
geschlossen. Der Privatgartenbau
meldete 20 Stellen, wovon nur wenige
besetzbar waren.
Litteratur.
Anleitung zum gärtnerischen
Planzeichnen von Fritz Encke,
Kgl. Garteninspektor. Lehrer der
Gartenkunst an der Kgl. Gärtner-
lehr anstalt zu Wildpark. Verlag
von Paul Parey -Berlin. 8 Mark,
Verfasser, seit Jahren an der Königl.
Gärtnerlehranstalt zu Wildpark bei
Potsdam als Lehrer der Gartenkunst
thätig, hat sich der dankenswerten Auf-
gabe unterzogen, den Schülern der
Gärtnerlehranstalt in dem vorliegenden
Werke einen Leitfaden in die Hand zu
geben, der es ihnen ermöglichen soll,
selbständige Übungen im Planzeichnen
zu pilegen. In ausgezeichneter Weise
ist ihm die Lösung dieser Aufgabe
gelungen. In klarer, übersichtlicher
und anschaulicher Weise führt er uns
die Technik des Planzeichnens im all-
gemeinen, der Darstellung der ver-
schiedenen Gegenstände in einem
Gartenplane, der Profile, der Horizontal-
kurven, der Bergschattierung durch
Bergstriche etc. im besonderen vor
Augen und giebt zum Schlüsse eine
Beschreibung der zum Planzeichnen er-
forderlichen Zeichengeräthe, sowie
einige beherzigenswerte Winke für
deren Handhabung. Unter den mannig-
fachen in neuerer Zeit erschienenen,
eine Anleitung zum Planzeichnen
gebenden Werken nimmt das vor-
liegende eine besonders bevorzugte
Stelle ein und steht zu hoffen, dass es
bei dem im Verhältnis zu seiner ge-
diegenen Ausstattung und den in
sauberer verständnisvoller Ausführung
beigegebenen 16 Tafeln durchaus
niedrig zu nennenden Preise die
weiteste Verbreitung finden werde.
A. Fintelmann.
BotanicoBogariensi coluntur, herbaceis
exceptis. Fasciculus I. Farn I, Ranun-
culaceae — Fam X Polygalaceae.
Botaviae 1899.
Der Adjunkt des Direktors des
Botanischen Gartens in Buitenzorg. der
bekanntlich von Herrn Prof. Dr. Treub
geleitet wird, giebt hier eine höchst
sorgfältige Zusammenstellung aller in
dem reichen Garten zu Buitenzorg
kultivierten Gewächse, mit Ausnahme
allerdings der krautartigen, unter ge-
nauer Angabe der Orte, wo die Arten
beschrieben sind und der Synonyme.
Der erste Katalog erschien von B 1 u m e
1823. der zweite von Hasskarl 1844,
der dritte von Teysmann et Binnen-
dijk. Viele Arbeiten sind von dem
Verfasser neu autgestellt und mit Be-
schreibungen versehen. Das Werk ist.
da es für die ganze Welt bestimmt
ist, in lateinischer Sprache abgefasst,
und ist für Systematiker sehr wichtig.
L. Wittmack.
J. C. Bo erläge, Catalogus plan-
tarum Phanerogamarum quae in Horto
Notizblatt des Kgl. bot. Gartens
und Museums zu Berlin N., 17. Band
IL enthält I. E. Gilg, giftige und
essbare Strychnos. II. H. Thoms Unter-
suchung der Strychnos Dekindtiana.
III. G. Volkens, die kaktusartigen
Euphorbien Ostafrikas, IV. Neue Nutz-
pflanzen Ostafrikas, 1. Mascarenhasia
elastica K. Schum (mit Abb.), höchst
wichtiger Kautschukbaum, 2. Cana-
rium Liebertianum Engl, (liefert Harz)
Erythrophloeum guineense Don, Holz
vorzüglich, Rinde sehr giftig, zu Gottes-
urteilen, 3. Cordyla africana Lour.
Obst- und Schattenbaum, V. Neue Ein-
führungen des Berliner botanischen
Gartens. VI. Diagnosen neuer afrika-
nischer Pflanzenarten.
Ausstellungen und Kongresse. — Eingesandte Preisverzeichnisse.
2.55
Ausstellungen und Kongresse.
Petersburg. III. internationale
G a r t e n b a u - A u s s t e 1 1 u n g vom 5 . 1 ; .
bis 15./37 Mai 1899.
Es empfiehlt sich, schon Sonnabend,
den i3. Mai, Morgens 9 Uhr 2 Min.
von Berlin abzureisen. Man ist dann
nur eine Nacht auf der Eisenbahn
undkommtSonntag. den 14. Mai, Abends
ca. 7 Uhr 30 Min. in Petersburg an.
In Petersburg kein Wasser trinken!
* u. *
Wichtig für Reisende nach Russland.
In Gartenflora No. 8, S. 222 — ..Zu
beachten für Reisende nach Russland"
— möchte es lauten:
1. Ein -vom russischen Konsul
visierler' Pass ist absolut notwendig.
Um das Visum anstandslos beim Konsul
zu erhalten, ist es geraten, im Besitz
irgend eines Dokumentes zu sein, wel-
ches beweist, dass man nicht Israelit
ist. z. I!. Taufschein. Konfirmations-
schein, Trauschein oder dergl.
2. Der Zoll für Pflanzen beträgt pro
Pud 50 Kop. in Gold. (Ein Goldrubel
ist ca. 4 M., also ca. 2 M. für 15 kg).
3. Ein Rubel ist ca. 2 Mark 16 Pfg.
4. Wegen Logis wende man sich an
die Empfangskommission der
Intern. Gartenbau - Ausstellung
St. Petersburg*), und bemerke thun-
lichst, zu welchem Preise man ein
Zimmer wünscht — von 1 Rubel bis
2, 3 und 5 Rubel, und für mehrere
Zimmer zusammen -bis 10 Rubel und
teurer; erstere zwei Preise beziehen
sich mehr auf Chambre garnis. —
Weiter wolle man bemerken, ob man
im Zentrum der Stadt — was an-
zuraten ist — oder näher bei der Aus-
stellung zu logieren wünscht.
5. 99 Cigarren sind zollfrei.
II. F. Eiler s, St. Petersburg,
Kameno-< >strow-Prospekt 23.
*) Adresse Karavannaja N. 20.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899.
Grosse internationale Ausstellung. Das
Komitee der Ligue Horticole L'Union
zu Mont St. Amand bei Gent hat in
seiner letztenSitzung beschlossen, sämt-
lichen ausländischen Handels-
gärtnern, welche zu ihrer vom
30. April bis 9. Mai stattlindenden All-
gemeinen Gartenbau -Ausstellung in
Gent anwesend sind, freien Eintritt
zu gestatten, und bittet Kollegen, welche
von dieser Einladung Gebrauch zu
machen wünschen, diese sobald als
möglich dem Komitee anzuzeigen, damit
dasselbe ihnen eine Eintrittskarte für
die Dauer der Ausstellung zustellen kann.
Bei dieser Gelegenheit veranstaltet die
L'Horticulture Internationale vormals
Linden am 1. und 2. Mai in Brüssel
eine grosse Pflanzen-Auktion.
Strassburg (Elsass). Gartenbau-
Ausstellung des Gartenbau- Vereins
des Unter-Elsasses vom 10. Mai an.
Anmeldungen an den Vereinspräsi-
denten Wagner, Strassburg-Neudorf,
Polygonstrasse 49.
Paris. Früh jahrs -Aus Stellung
der Societe nationale d'Horticulture
de France vom 24. — 29. Mai. Anmel-
dungen an die Geschättsstelle der Ge-
sellschaft in Paris, Rue de Grenellc 84.
G r e i f e n b e r g. F r ü h j a hrs-Aus-
stellung des Gartenbau -Vereins am
28. Mai. _■
Bie brich. Rosen -Ausstellung
des Gartenbau-Vereins im Juni.
( ! enf. Internationale Gartenbau-
Ausstellung der Societe liehetique
d'Horticulture de Geneve vom 14. bis
20. Juni. Anmeldungen an G.N il seh n er
fils, Rue de Mont Blanc 17 in ( renf.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
II. Hildmanns Cacteen-Züchtcrei Aloe etc. etc.) Reinhold Schröter,
(H. Fröhlich) Birkenwerder bei Berlin, dingen bei Greussen in Thüringen
an der Nfordbahn, Hauptverzeichnis i Xaturholz-Gartenmöbel, C.A.Dietrich
der Fettpflanzen-Sammlung. (Cacteen, j ebendaselbst. Tuffsteine, Grottensteine.
256
Personal-Nachrichten. — Sprechsaal. — Berichtigungen.
Personal-Nachrichten.
A. Förstel, Stadtgärtner inHermann-
stadt (Siebenbürgen), trat von seiner
Stellung zurück und liess sich in
Klagenfurt als Handelsgärtner nieder.
A. Rosmanit, Obergärtner der von
Bredenschen Gärtnerei in Wien, wurde
als Stadtgärtner in Hermannstadt an-
gestellt.
J. Xemeczek, kaiserlich königlicher
Hofgärtner in Miramare, trat in den
Ruhestand und wurde ihm das goldene
Verdienstkreuz mit der Krone ver-
liehen.
Hektor Eck, Garten -Ingenieur in
Dresden -Blasewitz, beging in aller
Stille am 3. April sein 5ojähriges Fach-
jubiläum. Seine früheren Obergärtner
widmeten ihrem verdienstvollen Meister
eine kunstvolle Glückwunschadresse.
Paul Kynast, Kreis-Obergärtner in
Peiskretscham (O.-S.), wurde daselbst
von seinen Freunden und Kollegen aus
Anlass seines 2 5 jährigen Fachjubiläums
am 3. April eine grössere Ehrung dar-
gebracht.
Franz Frydrych, bisher Gärtner
des pomologischen Instituts in Troja
bei Prag, wurde als Gartenbaulehrer
nach Tatar Pazardzik (Bulgarien) be-
rufen.
Josef Peschek, Schlossgärtner des
Grafen Schönborn in Lukawitz, trat
in den Ruhestand.
Sein Nachfolger wurde J. Bauer,
bisher Schlossgärtner in Dlaskowitz.
Joseph Häberlein, bisherigem An-
staltsgärtner in Landsberg, wurde vom
15. März ab die Stelle eines zweiten
Obergärtners an der kgl. Gartenbau-
schule in Weihenstephan übertragen.
Franz Rehberg er, erzherzoglicher
Schlossgärtner in Wallsee a. d. Donau,
erhielt das silberne Verdienstkreuz mit
der Krone.
V. Vacek, Baumschulbesitzer in
Pametnik (Böhmen), erhielt das goldene
Verdienstkreuz mit der Krone.
J. Rosen bürg, Obergärtner des
Baron Pirquet in Hirschstetten, über-
nahm die Leitung der Gärten und
Baumschule der Domäne Zinkau.
Anton Kropatsch, pensionierter
kaiserlich königlicher Hülfsgärtner,
starb in Wien im Alter von 78 Jahren.
Sprechsaal.
Frage 3: Welches ist die Stamm-
pflanze der japanischen Pflaumen?
Antwort. Prunus triflora Roxb.
aus Indien und China. Mit dieser sind
in Amerika die europäischen Pflaumen
gekreuzt. L. W.
Berichtigungen.
S. 203 lies unter den vorgeschlagenen Mitgliedern 5. Herr Blumenhändler
Möhrcke, nicht Möhricke.
S. 21g lies unter den Petersburger Preisrichtern A. IIoss, Frankfurt
a. M., nicht Höss.
Gartenflora 1899.
1462.
AMPELOPSIS GRAEBNERI c bollen. sp
Ampelopsis Graebneri,
eine neue Schlingpflanze des freien Landes.
Beschrieben von Dr. (.'.. Bolle.
(Hierzu Tafel i (.62. 1
s giebt eine wohlbekannte Gruppe weinähnlicher Schlingpflanzen, deren
Nomenklatur, fast drei Jahrhunderte zurückreichend und hauptsächlich
durch dieLinneischel ledera quinquefolia charakterisiert, sich neuerdings, derZeit-
strömung entsprechend, ungemein kompliziert hat. Heutzutage muss man ihre
disjeeta membra unter den Benennungen Ouinaria, Parthenocissus und Tetra-
stigma suchen, wenn anders man es nicht vorzieht, bei dem seit lange üblichen
Namen Ampelopsis Michx. stehen zu bleiben. Wir ziehen letzteres jener eben
erwähnten Zersplitterung vor, auf die Gefahr hin, uns nicht auf der modernsten
Höhe zeitgenössischer Systematik zu halten. Es ist ja doch weniger die strenge
Direktive wissenschaftlicher Axiome als vielmehr individuelle Geschmacks-
richtung, die bei solchen Dingen entscheidet.
Die Familie der Ampelideen, so weit über die gemässigte Zone verbreitet, ja
südwärts über diese hinausgreifend, nimmt ein besonderes Interesse in Anspruch,
da wenigstens eine der wichtigsten Nutzpflanzen des Menschengeschlechts ihr an-
gehört. Zumal die Gattung Vitis ist es, welche hierbei in Betracht kommt.
Wenn, der Tracht nach, die Grundform des Schlinggewächses hier fast aus-
schliesslich dominiert, so spaltet dagegen die Blattgestalt alles hierzu Gehörige
in zwei ganz verschiedene Abteilungen, je nachdem der Umriss des Laubes
einfach, mehr oder weniger gelappt oder zusammengesetzt, gefingert, seltener
gefiedert sich darstellt. Letztere Bildung wollen wir in Nachstehendem vor-
zugsweise ins Auge fassen; sie ist der Typus des unserer täglichen Anschauung
so vertrauten sogenannten wilden Weins (Ampelopsis hederacea). Verfolgen
wir die mythologischen Wurzeln dieser Vokabel ins Altertum hinauf, so leiten
uns dieselben zu der anmutigen Erscheinung eines Götterjünglings, des schönen
Ampelos, dem als einem Liebling des Bacchus, Verehrung gezollt ward. Nur
durch die etwas zugespitzte Ohrmuschel verrät die antike Kunst an ihm eine
Beimischung faunischen Bluts. Leicht erinnert uns dies daran, wie in dei
Gegenwart Lombroso wieder auf solch ein atavistisches .Merkmal, wenn auch
nach ganz anderer Richtung hin. Gewicht legen konnte.
[ene Traubenfülle, die, in Noah und Bacchus zuerst verkörpert, sich dem
stimmungsvollen Genuss menschlicher Daseinsfreude darbietet, bleibt der
Gattung Ampelopsis fremd. I)ie Arten, welche sie zusammensetzen, erzeugen,
im Gegensatz zu Vitis. nur winzige und saftarme Beeren, die sich, für uns
hmacklos, nur fruchtfressenden Vögeln, zumal des Drosselgeschlechts, als
Nahrung darbieten. Dieser Mangel gleicht sich andererseits in befriedigendster
\\ ise aus. wie sehr auch sogar der Wohlgeruch der Blüte zurücktritt, deren
2^8 Ampelopsis Graebneri.
Unscheinbarkeit später nur Früchte zeitigt, von welchen wir Nutzen weder
empfangen noch begehren. Dagegen entwickelt sich hier der Totalwuchs zu
Gestaltungen, die an das Schönste heranreichen, welches wir von der Lianen-
form zu erwarten gewohnt sind. Wenige Gewächse scheinen mehr zum
Schmuck der ßaumwelt und des Gesteins geschaffen. Mit geschmeidigem
Stamm und üppigem Gerank zu schwindelnder Höhe hinanreichend, entfaltet
der Wildwein, weitausgreifend, einen Glanz und eine Eleganz des Laubes, die
Bewunderung erwecken müssen. Bald spielt der Wind mit der Beweglichkeit
guirlandenartig niederhängender Ranken, bald sehen wir wehmütig die Nähe
des Herbstes durch den reichen Purpur des Blattausreifens verkündigt. Unschein-
bare Mauerhöhen bedecken sich mit lieblichem Grün, mancherlei Unschönes
sanft verhüllend, und je höher die moderne Architektur ihre Bauten auf-
türmt, um desto wertvoller und unentbehrlicher erscheinen sothane Pflanzen
für den Garten, wohl am meisten diejenigen, welche mit dem stärksten Saug-
apparat ausgerüstet, als Selbstklimmer mitunter kostspielige Vorrichtungen an
der kahlen Wand entbehrlich machen.
Denn das ist ihr Hauptvorzug, dass sie mittels axillärer Ranken jene
Schröpfköpfen vergleichbare Saugnäpfe besitzen, die die blossen Saug- und Luft-
wurzeln des Epheus und derBignonien übertreffend, ihr Aufschweben zu höheren
Regionen erleichtern. Allerdings sind sie. je nach den Spezies, in verschiedenem
Maasse mit solchen ausgestattet.
Diese Vorzüge sind es gewesen, welche früh schon die Ampelopsis der
Kultur zuführten. Europa war ihrer ursprünglich nicht teilhaftig geworden; es
war erfreut, sie, zuerst wenigstens eine Spezies davon, aus Amerika zu erhalten,
Dies geschah im Beginn des 17. Jahrhunderts zur Zeit der ersten Kolonisierung
Canadas durch die Franzosen. Seitdem kennt Deutschland diese Lianenform
als wilden Wein, Frankreich sie als Vigne vierge, England als Virginian creeper.
Weit später erst hat der ferne Orient, am Himalaya beginnend und in Japan
endigend, uns wertvolle Bereicherungen verwandter Art dargeboten, unter
welchen Ampelopsis Veitchii durch enormes Saugwurzelvermögen wohl die
am höchsten zu schätzende sein mag.
Bei alledem scheint die westliche Hemisphäre, Heimat des am frühesten
zu uns gekommenen Wildweines, ihr Füllhorn voll nahestehender Bildungen
noch nicht erschöpft zu haben. Neuerdings erst hat sie uns durch die blau-
grünschimmernde A. Engelmanni überrascht, welche von den so reichen
Späthschen Baumschulen aus jetzt die Runde durch Deutschland zu machen
verspricht. Wir schätzen uns glücklich, dieser eine andere folgen zu lassen,
deren Kenntnisnahme sicher Interesse erregen wird. Bis jetzt besitzt dieselbe,
und zwar anonym, allein der Berliner botanische Garten, aus welchem sie erst,
klein und winzig, den Weg in nahegelegene andere Kulturen gefunden haben
dürfte. Ihre Geschichte ist in zwei Worten erzählt. Angeblich wurde sie vor
wenigen Jahren als Parthenocissus sp. aus Nordafrika importiert. Dort mag
sie zuerst in Kultur genommen worden sein. Die Analogien der Pflanzen-
geographie sowie alle Ähnlichkeiten äusserer Bildung weisen jedoch gebieterisch
auf Nordamerika als eigentliches Vaterland hin. Bei uns hat diese jedenfalls
neue Ampelopsis an einem Baumstamm rankend, sieben Jahre im Freien aus-
gedauert und dabei 15 m Höhe erreicht. Man will in einem Sommer Schöss-
linge von 6 m Länge sich entwickeln gesehen haben.
Ainpelopsis Graebneri.
259
Da es nicht gelungen ist, auch nicht in der amerikanischen Litteratur,
etwas über diesen hier zu charakterisierenden Wildwein aufzuspüren, mag es
gerechtfertigt erscheinen, wenn ich von ihm hier Namen sowohl wie Diagnose
gebe und ihn als eine höchst beachtungswerte Neuheit der Publizität über-
liefere. Er sei demjenigen Botaniker gewidmet, der zuerst meine Aufmerksamkeit
aut ihn hinlenkte und ebenso Kulturversuche mit ihm angestellt hat. Es isi
dies Herr Dr. P. Graebner, dem seine Forschungen auf dem Gebiet der
deutschen Ilaideflora schon früh einen ehrenvollen Platz in der Gelehrtenwelt
gesichert haben, während er zur Zeit als Mitarbeiter an hervorragenden Floren-
werken sich anschickt, die Klassicität unseres Ascherson zu teilen.
Im Begriff, die Diagnose zu liefern, verweilen wir einen Augenblick lang
mit einer Empfindung, die nicht alle Dunkelheiten überwunden hat. bei der
Thatsache sehr grosser Ähnlichkeit, welche, wie die Ampelopsisarten überhaupt,
so auch die gegenwärtige mit ihren Gattungsverwandten verbindet, ferner mit
dem Bewusstsein des Besitzes von nur massig ausreichendem Material, da
Blüte und Fruchtbildung hiesigen Orts noch nicht stattgefunden haben, also
auch nicht berücksichtigt werden konnten. Habitus und biologische Eigen-
tümlichkeiten müssen hier aushelfen und den Mangel strengerer botanischer
Kennzeichnung vor der Hand in etwas ausgleichen. Uns erschien als wünschens-
wert, dem Namen die Priorität, der Pflanze die Notorietät zu sichern. Jeden-
falls hiltt auch das beigefügte wahrhaft vortreffliche und dabei überaus treue Bild.
von der Pland der Frau Dr. Marie Graebner, Mutter des Botanikers, gezeichnet
und koloriert, über alle Wortschilderung hinaus, um trotz der Beschränkung
letzterer auf rein vegetative, zum Teil sogar nur relative Kennzeichen, eine
leichtere Anschauung von dem spezifischen Wert der Pflanze zu gewinnen.
Ampelopsis Graebneri. Ble. Frutescens, alte scandens, summopere vegeta,
ramis crebris acetabulis palmitium insigniter adhaerentibus, junioribus tenuibus,
dense velutinis, gemmis rubris, foliis digitatis, foliolis subelongatis, apice pro-
dueto, margine grosse-serratis, plerumqüe minoribus quam in speciebus affinibus,
marginali parvulo, omnibus undique velutinis, laete viridibus. auetumnalibus
splendide purpurescentibus, colore firmo, coma serius cadente. Flore fruetuque
hueusque ignotis.
Es zeichnet sich mithin die Neuheit vor A. quinquefolia aus durch sehr
viel stärkere Vervollkommnung der Saugnapfbildung und durch allseits sammet-
artige Behaarung von Blatt und Blättchen; ferner durch noch weit intensiveres
Herbstkolorit; A. Engelmanni hat im Gegensatz zu Graebneri blaugrünes und
unbehaartes Laub und ebenso wie A. quinquefolia grüne, nicht rote Knospen.
A. hirsuta unterscheidet sich auf den ersten Blick eine fast zottige Behaarung. A.
radicantissima durch das Zurückstehen der auctumnalen Verfärbung.
Es würde zu weit führen, alle übrigen Unterscheidungsmerkmale zwischen
A. Graebneri und seinen Gattungsverwandten des Breiteren aufzuführen.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass sich die rote Herbstfärbung selbst in vollem
Schatten herstellt und erhält. Dem Kultivateur wird es wichtig sein, dass
.linge unserer Art sich mit Leichtigkeit bewurzeln, während dies bei A.
hü bekanntlich den grössten Schwierigkeiten begegnet. Für schnelle Ver-
breitung der Neuheit dürften die Bedingungen daher günstiger sein. Auch als
Zimmerpflanze hat sich A. Graebneri erfahrungsgemäss bewährt; möge sie daher
au> all diesen Gründen weiteren Kreisen recht angelegentlich empfohlen sein.
26o 858. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
858. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 27. April 1899.
I. Der Direktor des Vereins, Kgl. Gartenbaudirektor Carl Lackner, verlas
das Dankschreiben des Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schwendend"
für seine Ernennung zum Ehrenmitgliede, das besonders abgedruckt wird.
(Siehe S. 27g.)
IL Vorgeschlagen wurde zum wirklichen Mitgliede:
Herr C. Jokisch, Obstbaumschule in Gransee, durch Herrn Hof-
lieferant J. F. Loock.
III. Ausgestellte Gegenstände. 1. Herr Rentier Carl Kneiff in Nordhausen
hatte ausser Wettbewerb eine Neuheit: Aruncus Silvester Kosteletzky
var. Kneifii Zabel, die sich durch ihre fein zerschlitzten Blätter auszeichnet,
übersandt, mit der er zum eisten Male einen Lreibversuch gemacht hatte.
»Leider«, schrieb Herr Kneiff, »ist die Blüte bei dem Mangel an Sonnen-
schein nicht so weit entwickelt, wie ich es gewünscht hätte. Es ist der erste
Versuch, und müssen die Pflanzen wahrscheinlich zu dem Zweck vor-
bereitet werden«. Über diese Pflanze wird später ein besonderer Artikel
erscheinen.
2. Geradezu Bewunderung erregten die zahlreichen (ca. 40) Körbe mit
Äpfeln aus dem Garten des Herrn Kommerzienrat C. Bolle zu Marienhain
bei Köpenick, die Herr Obergärtner Greinig ausser Preisbewerb vorführte.
Sie waren so schön erhalten, als wenn sie vor kurzem erst gepflückt
wären. Herr Grein ig hatte sie in Torf streu aufbewahrt, die aber gesiebt
war, um die gröbsten Teile zu entfernen. Diese Torfstreu muss man
aber während des ganzen Sommers flach ausgebreitet liegen lassen und
öfter wenden, damit sie ihren Geruch verliert. Vor allem muss man
auch das Obst erst nach dem Schwitzen einlegen. In einer Kiste von
1 qm Fläche kann man 4 — 5 Ctr. Obst aufbewahren.
3. Die Firma Mayfarth & Co.. Berlin-Frankfurt a. Main, hatte bereits
vor der Versammlung eine neue Spritze zum Töten der Blutläuse im
Garten demonstriert. Die Spritze an sich ist zwar nicht neu, es ist die
bekannte und bewährte Syphonia-Spritze, die mit komprimierter Luft
arbeitet, neu ist aber daran, dass ein Apparat eingeschaltet ist, um eine
Mischung von Petroleum und Wasser vornehmen zu können. Dieser
Apparat ist von Dr. Lossen in Wiesbaden erfunden und der Firma
Mayfarth & Co. zur Fabrikation übergeben. Es ist eine Flasche, die
3/4 mit Petroleum gefüllt wird; 1n diese tritt der Wasserstrahl und mischt
sich mit Petroleum, reisst dieses mit sich fort und bildet eine so feine
Emulsion, dass sie wie Milch erscheint.
Bei den Versuchen im Freien hatte sich ergeben, dass der Apparat
das Gemisch ausserordentlich fein zerstäubt, man hatte aber die Be-
fürchtung, dass die Blätter durch das Petroleumgemisch litten. Für be-
laubte Pflanzen ist übrigens die Lösung gar nicht bestimmt, sondern viel-
mehr zur Bespritzung der Bäume im unbelaubten Zustande.
Die Syphonia-Spritze selbst dient zum Bespritzen der Weinstöcke und
Obstbäume mit Kupferkalk- (Bordelaiser) Brühe, sowie neuerdings auch
858. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. o'H
zum Vernichten des Hederichs durch Bespritzen mit verdünnter Eisen-
vitriollösung.
Herr Prot'. Dr. Sorauer: Im Kgl. botanischen Garten ist auf meine
Anregung eine Ma\ farthsche Syphonia-Spritze angeschafft, um verschiedene
Üespritzungsmittel zu probieren und ist man mit ihr sehr zufrieden, nur
beim Bespritzen mit Kupiervitriol-Kalkbrühe tritt, wenn letztere anfängt
etwas dick zu werden, leicht Verstopfung ein. Aber gegen Blutläuse
dürfte alles Spritzen nicht helfen, da man die in den Ritzen sitzenden
Läuse nicht alle treffen kann. Das beste Mittel ist da das Ausbürsten
der befallenen Stellen mit Petroleummischung oder Petroleum-Seifen-
mischung im Winter, und wenn sich im Sommer doch noch Zweige be-
lallen zeigen, das Abschneiden und Verbrennen derselben.
Herr Lehmann empfiehlt die Spritze von C. Jokisch in Gransee. die
nur 3,75 M. kostet und bis 6 m hoch spritzt; auch in Züllichau, wo ver-
schiedene Spritzen ausgestellt waren, fand sie vielen Beifall; Herr Jokisch
verkauft Tausende. Herr Prof. Sorauer bittet, dass Herr Jokisch sie
dem Verein vorführen möge. Herr Kgl. Garteninspektor Weber be-
merkt, dass die Jokischsche Spritze eine ganz gewöhnliche Handspritze
sei, aber eine Manschette in der Mitte habe, die es verhindert, dass der
Spritzende sich beschmutzt.
Herr Mehl empfiehlt die Gewächshausspritze des Herrn Klempner-
meister Hildebrandt in Lankwitz bei Berlin, die in eine Wanne gesetzt
wird und sowohl beim Auf- wie beim Niederziehen spritzt und ca. 20 bis
22 M. kostet. Herr Bluth: Die Hildebrandtsche Spritze ist ein so-
genannter Zerstäuber für Gewächshäuser, ein Mann kann mit dem Fuss
dieselbe festhalten, mit der einen Hand drücken, mit der anderen den
Schlauch leiten, sie arbeitet gut, aber blau wird der Spritzer von Kupfer-
vitriollösung auch. Das feine Verstäuben führt bei starkem Winde nicht
zum Ziel, da der Wind den Staub ablenkt, ausserdem kann man auf
einer Leiter stehend, sie nicht anwenden. Herr Mehl: Es ist nicht nötig,
auf einer Leiter zu stehen, ich habe bis 5 m hohe Pyramiden damit
bespritzt.
4. Herr Dittmann - Eberswalde erläutert an Beispielen die Ver-
edelung neuer Cactus-Dahlien auf Knollen älterer Georginen-
sorten, das sich bei ihm ausgezeichnet bewährt hat. Die Knollen
werden in Töpfe gepflanzt, in den Spalt gepfropft, mit Lehm umschmiert,
mit feuchtem Moos umwickelt und in einen warmen Mistbeetkasten
gesetzt, da wachsen die Edelreiser in 8 — 14 Tagen an. Die austreibenden
Triebe kann man wieder zur Veredelung benutzen und so aus einem
grünen Triebe 9 — 10 Pflanzen machen.
Herr Kohlmannslehner warnt vor dieser Veredelung, weil in sehr
vielen Fällen die so veredelte Knolle im nächsten Jahre nicht austreibt.
Es empfiehlt sich, wenigstens recht tief zu pflanzen, so dass das Edelreis
Wurzeln und selbst Knollen bildet. Die deutsche Dahlien-Gesellschaft
hat ihre Mitglieder gebeten, das Verfahren nicht anzuwenden. Wenn es
sich nur um die Vermehrung neuer Sorten handelt, ist es sehr vorteilhaft.
Herr Dittmann verteidigt sein Verfahren und bemerkt, es sei nicht aus-
geschlossen, vielleicht dadurch Pfropfhybriden zu erzeugen. Herr van
252 858. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
der Smissen tritt Herrn Kohlmannslehner bei, es ist leider oft die
Erfahrung zu machen, dass, wenn man Neuheiten gekauft hat, sie im
nächsten Jahre nicht austreiben, weil sie veredelt waren. Er bittet mit
dem Urteil bis zum nächsten Jahre zu warten. Herr Wien holz: Um
blühende Topfpflanzen zu erhalten, ist die Veredelung sehr gut, aber zur
Weiterkultur im Lande nicht. Zur Vermehrung ist es viel besser, Steck-
linge zu machen.
5. Aus dem Königl. botanischen Garten war eine Reihe höchst
interessanter Pflanzen ausgestellt. Herr Obergärtner Strauss führte be-
sonders schöne Neuholländer vor, Herr Obergärtner Cornils ein
wahres Schaustück: Acalypha hispida Blume, mit fast V2 m langen
purpurroten Ähren, die wie beim Fuchsschwanz herabhängen, eine Pflanze,
welche unter dem Namen A. Sanderi in Gent 1S98 so grosses Aufsehen als
Neuheit gemacht hat, sowie ferner Amorphophallus bulbifer Blume var.
lineatus Engl, eine Araceae mit seltsamem Blütenstande. Von den Neu-
holländern zeichneten sich besonders aus: Aotus gracillima mit schön
goldgelben Ähren und Pimelea spectabilis.
Herr Cornils bemerkte, dass die Acalypha hispida sehr viel Dung
und sehr viel Sonne erhalten habe, er habe in andern Gärten Exemplare
gesehen, die nicht so der Sonne ausgesetzt waren und infolge dessen nicht
so intensive Blütenfarbe zeigten. L. Wittmack wies darauf hin, dass die
Pflanze bis jetzt nur in weiblichen Exemplaren eingeführt sei und dass
die zahlreichen purpurroten Narben es sind, welche dem Blütenstand die
schöne Farbe verleihen. Die Pflanze ist abgebildet Gartenfl. 1898 S. 276.
Herr Bluth berichtete von der früher so sehr verbreiteten Kultur der
Pimelea spectabilis. Vor 40—50 Jahren wurde sie in Berlin von
Zietemann, Priem u. a. massenhaft gezogen, es war eine Marktpflanze,
fast so häufig wie Pelargonien, man erhielt auf dem Dönhoffsplatz für
einen Topf etwa 8 gute Groschen, also 1 Mark. Es ist eine ausgezeichnete
Pflanze, ob man sie aber jetzt verkaufen würde, bleibt fraglich. (Herr
Kohlmannslehner: Sicherlich!) Alle schönen Neuholländer, Chori-
zema etc. etc., die auf Ausstellungen in grossen Kulturexemplaren ge-
zeigt werden, wurden früher als Marktpflanzen gezogen. Herr Haubold
in Dresden, der auch die Liebe zu den Neuholländern wieder entflammen
möchte, hat die Kultur der Mitraria coccinea wieder begonnen, aber
rechten Anklang finden sie nicht. Dass die Neuholländer heute so wenig
gekauft werden, liegt z. T. daran, dass die Gärtner nicht mehr direkt
mit dem Publikum, sondern mit dem Händler verkehren. Der Händler
aber nimmt nur das, was schlanken Absatz findet, sich leichter trans-
portiert und ihm am meisten Verdienst abwirft. In kleineren Städten,
namentlich auch in Badeorten, werden seltenere Pflanzen weit eher
gekauft.
Betreffs der Acalypha bemerkte Herr Bluth, dass auch von Acal.
musaica nur die weibliche Pflanze in Kultur sei.
Herr Professor Dr. Carl Müller wies im Hinblick auf den aus-
gestellten Amorphophallus bullifer auf den Riesen unter den
Araceen: Amorphophallus Titanum Beccari hin, den Beccari auf
den malayischen Inseln entdeckt hat. Der Knollen hat \'.2 — 3/4 m Durch-
858. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 263
messer, der Blütenschaft die Dicke eines Armes, die Blütenscheide einen
oberen Durchmesser von :! \ m und die ganze Pflanze eine Höhe von
3 — 4 m. Das ist nur zu erklären durch den reichen Humus des dortigen
l'rwaldes. Auch in der Technischen Hochschule zu Charlottenburg er-
zielt Herr Obergärtner Müller bei Amorphophallus Rivieri ausgezeichnete
Resultate, indem er ihm im Herbst eine fette Kompostmasse bereitet.
6. Herr Robert Moncorps legte die vor Kurzem aus Italien be-
zogenen Kartoffeln »Ätna« vor. welche angekeimt versandt, aber nicht
gewachsen und jetzt ganz verfault sind. Er fürchtet, sie seien ge-
räuchert gewesen, um das zu schnelle Auskeimen zu verhindern. Herr
Prof. Sorauer bezweifelt das. Die andere Sorte »Vesuv« hat sich besser
entwickelt.
7. Herr Dietze erfreute die Versammlung durch wahrhaft entzückende
Marschall-Niel-Rosen von einer fast ungesehenen Grösse. Er berichtete
darüber: Die Rosen sind 1886 gepflanzt, und zwar in einem Hause von
2^ m Länge und 3 m Breite 24 Stück; von denen finden sich jetzt noch
id. die alle noch vortrefflich tragen. Oft meint man, die Niel-Rosen
tragen nur in der Jugend gut, das ist nicht richtig, man muss nur die
Rosen nach dem Abblühen gut düngen und reichlich giessen, damit sie
kräftiges Holz machen. Die Blütezeit wird bei mir jetzt in 3—4 Wocheu
beendet sein, dann fülle ich Kuhdung auf die Beete, auf denen die Rosen
ausgepflanzt stehen, und begiesse diesen mit dem Schlauch. Nach 4 Tagen
kommt der Dung wieder hinaus, dann aber dünge ich noch einmal
während des Sommers mit lU kg Chilisalpeter und nach 14 Tagen noch
einmal mit der gleichen Menge. Vor der Blütezeit gebe ich etwas schwefel-
saures Ammoniak und schreibe ich diesem den schön rötlichen Hauch
der Blumen zu. Zu viel darf man aber nicht düngen, sonst fallen die
Knospen ab, darum darf man auch nicht gleich nach dem Ausstreuen
des Düngers Wasser darauf giessen.
8. Herr Kgl. Gartenbaudirektor Carl Mathieu legt die Birne »Directeur
Alphand«, eine hübsche Schaufrucht, vor, wie die Belle Angevine und die
Späte von Toulouse, aber ebenso wie diese von Geschmack einer Kohlrübe.
IV. Hierauf hielt Herr Prof. Dr. Carl Müller einen mit ausserordentlichem
Beifall aufgenommenen Vortrag über die Blütenfarben, ihre Entstehung
und Xüancierung. Wir hoffen diesen interessanten Vortrag gelegentlich
bringen zu können. Heute sei nur kurz erwähnt, dass das Weiss der
Blumen durch farblose Zellen, zwischen denen viele Luftlücken sind, er-
zeugt wird, das Blau durch blauen Zellsaft, der sich durch Säuren rot
färbt, das Gelb durch gelb gefärbte Protoplasmakörner (Xanthophyll)
ähnlich wie das Grün durch die Chlorophyllkörner. Anknüpfend an
--inen Vortrag über das Ivessche Dreifarbensystem (Gartenfl. 1899,
S. 147). wies der Redner daraufhin, dass die Natur ebenfalls mit 3 Farben,
aber nicht Blau, Rot, Grün, sondern Blau, Rot und Gelb arbeitet. Das
sammetartige Aussehen wird durch dichte, hervorstehende Zäpfchen (Haare)
wie beim echten Sammet bewirkt.
V. Der Etat für 1890 wurde in zweiter Lesung ohne Debatte genehmigt. Er
schliesst in Einnahme mit 22592 M. 50 Pf., in Ausgabe mit 20295 M. ab.
Hierin sind einbegriffen 2000 M. für Vorbereitung der Grossen deutschen
2(5/1 Primula obconica, ihr Wert, ihre Verwendung und Anzucht.
Winterblumen-Ausstellung im Zoologischen Garten, sodass ein Überschuss
von 2297 M. verbleibt.
VI. Auf eine Anfrage des Herrn Kgl. Gartenbaudirektor Grussdorf. Quedlin-
burg über Gewächshäuser aus hohlen Glaskörpern, bemerkt Herr Bluth.
dass sich feine Haarrisse in dem Glase bilden, durch die Wasser nach
dem Innern der hohlen Körper tritt und sich daselbst Rost ansetzt. Herr
Cornils berichtet, dass sich öfter ein Riss nahe am Boden bildet und
dann mit einem Knall der Boden abspringt. Auch sammelt sich im
Winter der Schnee in den Fugen.
VII. Das Preisgericht, bestehend aus denHerren Rosenzüchter Hering, Potsdam,
Gartenbaudirektor C. Mathieu, Charlottenburg und Geh. Rechnungsrat
Schmidt, Berlin, sprach den schönen Xiel-Rosen des Herrn E. Dietze-
Steglitz den Monatspreis von 15 Mark zu.
C. Lackner. L. Wittmack.
Primula obconica, ihr Wert, ihre Verwendung und Anzucht.
Von Adam Heydt, v. Podbielskischer Schlossgärtner zu Dallmin (Prignitz).
)|ln Xo. 8 unserer »Gartenflora« S. 203 wird in dem Bericht der Versammlung
^ vom 23. März der Primula obconica Erwähnung gethan und von Herrn
Kretschmann-Pankow besonders hervorgehoben, dass sie zur Schnittblumen-
zucht und als Topfpflanze sehr geeignet sei. Dieses giebt mir Veranlassung
zur Besprechung obigen Themas.
Primula obconica wurde früher gar nicht geachtet; nachdem aber dieselbe
von Arends & Pfeiffer in Xieder-Ronsdorf (Rheinprovinz) durch sorgfältige
Kultur verbessert worden, hat sie sich nach und nach die Gunst vieler be-
deutender Fachleute erworben. Herr Kretschmann sagt, die Kultur sei sehr
einfach und säe er sie zwischen Juli und August aus. Demgegenüber möchte
ich erwidern, dass für die Aussaat die allergünstigste Zeit wohl März — April
ist, ich aber die Aussaat im Februar — April — Mai für am vorteilhaftesten
halte, und zwar aus folgenden Gründen: Die P. obconica, die jetzt gesäet
werden, blühen von August, ja schon von Juli bis Juni des folgenden Jahres
ab, so zu sagen immerwährend, vorausgesetzt, dass sie gut gepflegt werden.
Die Zeit im Spätherbst, nachdem die Chrysanthemum verblüht sind, ist diejenige,
von welcher ab die P. obconica als Schnittblume hervortritt; besonders dem
kleineren Handelsgärtner sind sie dann willkommen, besitzen sie doch lange,
kräftige Stiele und eine Blumenfarbe moderner Richtung, die sich zu fast allen
Bindereien gut benutzen lässt. Doch das nicht allein, sie ist eine der dank-
bar blühendsten Topfblumen für das Zimmer und ich möchte den Mitgliedern
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, die sich mit Zimmergärtnerei
befassen, nur anraten, sich diese P. obconica zuzulegen; die Freude daran
bleibt nicht aus, ist es doch eine Pflanze, die auch einmal sehr trocken oder
auch einmal etwas zu nass werden kann, ohne dass dieses ihr sehr schadet.
Sie verlangt im allgemeinen feuchten Boden und fühlt sich am Fensterbrett
des Zimmers am wohlsten.
Doch zurück zu dem Standpunkt, von dem aus Herr Kretschmann die
P. obconica-Kultur betrachtet, welche wohl darin besteht, speziell fürs Frühjahr
Primula obconica. ihr Wert, ihre Verwendung und Anzucht. 26^
blühende Pflanzen zu haben; dann mag für den Grossbetrieb die Aussaat im
Sommer passen, da ist sie angebracht, doch sollte der Handelsgärtner nicht
übersehen, dass, wenn die Blüte im Herbste beginnt und ununterbrochen anhält,
ihm diese Primel eine gute Einnahme verspricht, er auch im Frühjahr keinen
Nachteil von den dann einjährigen Primeln hat. Handelsgärtner sollen und
müssen bei jeder Kultur zuerst den pekuniären Erfolg im Auge haben. Auch
ich kultiviere P. obconica seit einigen Jahren zur Winterblumenzucht mit dem
besten Erfolg.
Gewöhnlich säe ich, wie auch heuer, den Samen, in Lauberde und Sand,
so etwa im Februar — März aus, mit anderen im Februar zu säenden Topf-
pflanzen. Den Samen stelle ich dann bis zum Keimen ins Temperierhaus und
wird er eben feucht gehalten. Bedecken mit Glasscheiben erfolgt nicht, denn
dieses ist überflüssig. Sobald sich die Samenpfiänzchen soweit entwickelt
haben, dass sie pikierfähig sind, werden sie in genügendem Abstand in genannte
Erdmischung pikiert und bleiben die Kästen vorläufig in demselben Haus.
Begiessen und Spritzen erfolgt, wenn notwendig; dieses sind Handgriffe, die ein
Fachmann von selbst verstehen muss. Wachsen die P. nun ordentlich heraus,
so stelle ich sie ins Kalthaus, pikiere sie auch nochmals, wenn es eben er-
forderlich ist; dann, so um Mai herum, wenn einige Fenster in den Mist-
beeten frei werden, wird die Misterde in denselben mit Sand vermengt und
die P. in Abstand von 20 — 25 cm ausgepflanzt. Nach etwa 14 Tagen, wenn
die P. im Zuge sind, d. h. kräftig in Entwicklung treten, werden die Fenster
auf Latten gelegt, so dass etwa 10 cm hoch Luft nach allen Seiten hinzu kann.
Die Fenster bleiben darauf liegen und wird bei Sonnenschein schattiert, am
besten mit Deckbrettern. Das Schattieren durch Bestreichen der Fenster mit
Kalk habe ich aus praktischen Gründen: weil bei mangelndem Sonnenlicht die
Pflanzen zu düster stehen und das Schattieren nur einige Stunden notwendig
ist. weiter nicht angewandt, wie ich überhaupt diese Schattierung nicht weiter
empfehlen mag.
Im Laufe des Sommers werden nun die P. feucht gehalten und morgens
vor dem Beschatten, sowie mittags nach demselben leicht bespritzt. Ein weiteres
Haupterfordernis ist das Auskneifen der Knospen, damit sich vorerst genügende
Blätter mit Reservenahrung bilden, die nachher im Stande sind, grosse und
viele Blumen dauernd zu ernähren. Die Knospen lasse ich erst von Mitte
August ab durchgehen, damit im September, falls ein Nachtfrost die Blumen
im Freien zerstört, die Primeln ein verwendbares Material liefern. Die
Pflanzen den Sommer über blühen zu lassen ist deshalb unnütz, weil um diese
Zeit genug andere Blumen blühen und Primula obconica viel zu wertvoll ist,
um als Sommerblume zu dienen.
Um die Pflanzen zu stärken und zu kräftigen, ist es thunlich, dieselben
alle 14 Tage zu düngen. Im letzten Jahre verwandte ich sehr vorteilhaft
ers Nährsalz«, doch vorher immer verdünnten aufgelösten Hühnermist.
Mitte August pflanzt man die dann sehr starken Primula obconica in 5Z0II.
Töpte und pflegt sie vorerst auf bekannte Art, wie man eben frisch eingetopfte
Pflanzen zu halten gewohnt ist. Nachher lüfte man tleissig und bringe die
Primeln ja nicht zu früh ins Gewächshaus. Ich empfehle, einen Teil in kalten
Kästen zu belassen, da Frost, wenn die Kästen bedeckt, nicht weiter schadet,
und man nachher, wenn der getriebene Teil nachlässt, frische Pflanzen ins
2(5(5 Primula obconica, ihr Wert, ihre Verwendung und Anzucht.
Haus stellen kann. Auf diese Art und Weise hat man im Winter die Primeln
in Hülle und Fülle in Blüte.
Am besten blühen sie in einem recht hellen, mit nicht zu feuchter Luft
erfüllten Hause bei 10 — 12 ° Wärme. Bei höherer Wärme beobachtete ich
kleinere Blüten und mattere Farbe derselben.
Vor einiger Zeit ging eine Notiz durch die Zeitung, dass Primula obconica
giftig sei, d. h. dass die feinen Härchen der Blatt- und Blumenstiele bei Be-
rührung mit der Haut der Hand Schwellungen u. s. w. verursachen;
dies mag wohl zutreffen bei solchen Personen, die ganz zarte Hände haben,
aber mir persönlich ist ein solcher Fall nicht bekannt, weshalb ich, trotzdem
ich viel mit P. ob. hantierte, dieser Eigenschaft keine oder wenige Beachtung
schenkte. Der Wert in blumistischer Beziehung ist viel zu gross, sei es fin-
den Handelsgärtner oder Dilettanten, als dass eine derartige Eigenschaft mass-
gebend werden darf, um diese Primel der Kultur vorzuenthalten.
Im Zimmer hält sich P. obconica ebenfalls sehr lange und gut. In diesem
Jahre will ich versuchen, ob sich Primula obconica als Gruppenpflanze
verwenden lässt und werde dann das Resultat hier bekannt geben.
Auch hege ich die Absicht, meine jetzt schon lange pikierten Primeln
auf der grossen Berliner Winterblumen-Ausstellung im nächsten Jahr aus-
zustellen, um einen Vergleich mit Herrn Kretschmanns Sommeraussaaten zu
haben, die zu der Zeit dann erst zu blühen anfangen, während die meinigen
dann schon viele Blumen gebracht haben.
Bei Durchsicht des Obigen wird man ersehen, dass die Anzucht und
Pflege dieser Primeln sehr lukrativ ist, Pflanzen bis 60 cm Durchmesser mit
Blumen übersäet zu haben, ist weiter nichts besonderes, wenigstens bin ich es
so gewohnt.
Bemerken will ich nur noch, dass die Aufmerksamkeit, welche ich dieser
Primel zuwende, infolge meines vor etwa 5 Jahren erfolgten Besuches bei der
Firma Arends <fc Pfeiffer in Ronsdorf, Rheinland, veranlasst wurde, denn die
dortigen Kulturen dieser Pflanze haben etwas musterhaftes, zudem die Inhaber der
Firma mit Rührigkeit an Verbesserung dieser Primeln arbeiten.
*
Bemerkung zu vorstehendem Artikel.
Von W. Kretschmann, Pankow-Berlin.
Zu dem Artikel des Herrn Heydt über Primula obconica hätte ich Nach-
stehendes zu bemerken:
Im grossen Ganzen pflichtet Herr Heydt meinen Ausführungen bei, er
scheint nur damit nicht einverstanden, dass man die Aussaat im Juli — August
macht, giebt aber auch zu, dass, wer die Pflanzen im März — April blühend
haben will, im Juli aussäen muss. Es ist von Herrn Geh. Rat Wittmack
nicht richtig aufgefasst, wenn er schreibt „man säet die Pr. obc. im Juli — August
aus". Ich habe von den ausgestellten Pflanzen gesprochen. Nach dem Wort-
laut in dem Bericht könnte man annehmen, dass im allgemeinen die Aussaat-
zeit im Juli sei. Ich möchte dem ergänzend hinzufügen, dass ich meine erste
Aussaat Mitte April mache. Für mein Pflanzen-Versandgeschäft ist es nötig,
dass ich Aussaaten von April bis Anfang August von vierzehn zu vierzehn
Tagen mache, damit Jeder für die Zeit, wo er die Pflanzen blühend haben will
Prim.ula obconica, ihr Wert, ihre Verwendung und Anzucht. 267
(es kaufen bei mir Ilerrschafts- und Handelsgärtner), Pflanzen bekommen kann.
Ein früheres Aussäen halte ich für Handelspartner nicht ratsam: wenn man
die Pflanzen zum Winterschnitt haben will, genügt die April-Aussaat vollkommen.
Ich habe in meinem kurzen Bericht gesagt, dass ich die ausgestellten Pr. obc.
Ende Juli ausgesät, um die Pflanzen im April Mai blühend zu haben. Zu
einer Zeit, wo die Winter- und Frühlingsblumen aufgehört und Sommerblumen
noch nicht viel blühen, (ich beziehe das hauptsächlich auf niedrige
Pflanzen), gerade in diesem Übergangsstadium werden Pr. obc. gern gekauft
und können in Massen verkauft werden. Ferner mache ich die Aussaat des-
wegen so spät, weil ich von dieser Aussaat meine Pflanzen zur Samengewinnung
auswähle. Wenn nun auch, wie Herr Hey dt ganz richtig sagt, Pr. obc. fast
unaufhörlich blüht, so sind doch bekanntlich die ersten Blumen die grössten
und bestausgebildetsten.
Bei Beurteilung über die Verwendung und Verwertung der Pflanzen ist
wohl mehr oder weniger eine geteilte Ansicht zwische